Natur+Umwelt 3-2021

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

AKTUELL Urteil gegen Shell Klimaklage

GUTER RAT Weg vom Einweg

03 21



Natur +Umwelt 3 | 21 ›  INHALT 3

Collage: Adrienne Rusch/DIE.PROJEKTOREN mit Elementen von iStock – iNueng, a-digit, majivecka

INHALT Foto: Wolfgang Schödel

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

Foto: Wolfhard von Thienen

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AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 7 CO2-Fußabdruck 8/ 9 Aktuelle Meldungen aus Bayern 10/11 Was hat die Klimaklage ­gebracht?

12 Kommentar

TITELTHEMA 14 / 15 Zusammen verändern 16/17 Vier Jahre Große Koalition 18/19 Zur Zukunftsagenda 20/21 Interview mit Ulrich Schneider 22 Gerechtere Gesellschaft 23 Auf den Zahn gefühlt 24/25 Welche Impulse kamen aus Bayern?

AKTIONEN 26 Zusammen demonstrieren 27 Klimaschutz versprechen

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

Deutschland und die Welt scheinen i­m Umbruch. Je länger und je klarer wir die planetaren Grenzen verletzen, desto deutlicher wird: Wir müssen umsteuern, und zwar bald.

NATUR IM PORTRÄT 28 Pflanzenporträt: Königskerze 29 Gerettete Landschaft 30/31 Moore schützen 32/33 Gefährdet: Feld-Sandlaufkäfer 34/35 EU-Schutzgebiet INTERNATIONALES 36 US-Umweltpolitik nach Trump 37 Urteil gegen Shell

URLAUB & FREIZEIT 38 Reise: Périgord 39 Wanderung

AUS DEM VERBAND

40 Änderung im Landesvorstand 41–45 Meldungen 46 Porträt: Olaf Rautenberg 48/49 BN vor Ort aktiv 50 Zukunft der Landwirtschaft 51 Neues vom Grünen Band 52–58 Regionalseiten 59 Bildung

SERVICE 60 Buchtipps und Reisen 61 Ratgeber Müll trennen 62/63 Leserbriefe 66 Ansprechpartner/Impressum

Die Anzeichen für eine schwere Klima­ krise häufen sich: nie dagewesene ­Waldbrände und Überflutungen, Tempe­ raturrekorde im hohen Norden, die ­Eisschmelze … Parallel schwinden die wunderbaren Naturschätze dieser Erde unwiederbringlich dahin – ein Ende ist auch hier nicht abzusehen. Derweil liefern sich einige Milliardäre einen Wettlauf um den Tourismus im All und lassen sich für ihr maximal ­klimaschädliches Handeln noch als ­Visionäre feiern. So wie bisher kann es nicht weitergehen, auch und gerade in Deutschland nicht. Für den dringend notwendigen Wandel muss die nächste Bundesregierung ­entscheidende Weichen stellen. Welche das sind, hat unser Verband in seiner ­Zukunftsagenda zur Bundestagswahl benannt. Mehr dazu lesen Sie im ­Schwerpunkt ab Seite 14.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES

AKTUELLES Vorsicht: Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Verpackung ist oft u ­ ngesund.

Der BUND ließ Verpackungen von Burgern & Co. testen. Das Ergebnis beunruhigt: Mit Pommes und Sandwiches gehen oft auch gefährliche Fluorchemikalien über die Theke. Ob biologisch abbaubare Suppenschale oder Pommestüte, Einweggeschirr und Fast-Food-Verpackungen sind in Europa größtenteils mit gefährlichen Fluorchemi­ kalien belastet. Das belegt eine Studie von acht Non-Profit-Organisationen, dar­ unter dem BUND. 42 Einwegverpackungen bekannter Großmärkte und Fast-FoodKetten in sechs Ländern Europas ließen wir analysieren. In allen Proben von Sandwichbeuteln, Pommestüten oder Einweggeschirr aus Pflanzenfasern konnten wir Fluorchemikalien (kurz: PFAS) nachweisen: ein Hinweis

FORSCHEN FÜR DIE ZUKUNFT Schon zum fünften Mal zeichnete der BUND Forschungsarbeiten zum Thema Nachhaltigkeit aus. Vier junge ­Wissenschaftlerinnen bekamen für ihre Masterund Bachelorarbeiten eine Anerkennung. Einen Preis erhielt Elena Maria Weinert für ihre Masterarbeit »Non-Economic Loss and Damage in Germany in the areas of agriculture, forestry and fishery«. Darin beschreibt sie schwer messbare Folgen des Klimawandels für die Land-

Foto: ­Arnika

GEFÄHRLICHES FAST FOOD

auf eine Kontamination der Lieferketten bei der Herstellung solcher Verpackungen. 32 Proben waren absichtlich mit PFAS be­ handelt worden. Höchstwerte fanden sich in Schalen und Tellern aus Pflanzenfasern (häufig als kompostierbar beworben).

und Forstwirtschaft sowie die Fischerei. Ein Plädoyer dafür, wie dringend wir das Klima schützen müssen. Ausgezeichnet wurde zudem Mariia Bilogubs Masterarbeit »Effects of Microplastics on Different Root Traits of Dry Grassland Species«. Sie weist hier auf die mögliche Schädigung von Pflanzen durch Mikroplastik hin. Zu den Preisträgerinnen zählt ferner Ja­ nina Senner. Sie nennt in ihrer Bachelorarbeit »Gründe für den geringen Erfolg des Europäischen Emissionshandelssystems« und gibt hier vor allem die mangelnde Be­ rücksichtigung sozialer Gerechtigkeit an.

Die Preisträgerinnen des BUND-Forschungspreises 2021

PFAS sind eine Gruppe von mehr als 4700 synthetischen Stoffen. Weil sie Fett und Wasser abweisen, werden sie viel­ fach eingesetzt. In der Umwelt sind sie extrem langlebig und auch als »ewige Chemikalien« bekannt. Von einigen (der wenigen gut untersuchten) Fluorchemika­ lien weiß man, dass sie der Gesundheit schaden können, etwa indem sie Krebser­ krankungen begünstigen und das Hormon­ system stören. Von der Verpackung können sie aufs Essen übergehen. Daher fordert der BUND die Stoffgruppe zu verbieten, besonders in Alltagsprodukten und speziell im Kontakt mit Nahrungsmitteln.

www.bund.net/fast-food

Mit einer Sonderauszeichnung würdigte der BUND Tilia Lessel. Ihre Masterarbeit »Umweltgerechtigkeit: Der Berliner Bericht und die Sicht der Stadtraumnutzenden« greift eine für die Stadtplanung wichtige Frage auf: Wie benachteiligt fühlen sich Menschen, die zum Beispiel an einer stark befahrenen Straße wohnen, tatsächlich? Mit Blick auf die Preisträgerinnen be­ tonte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt: »Der Einsatz junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist für unsere Arbeit unentbehrlich. Nur mit ihrer Hilfe werden wir unser Land sozial-ökologisch umbauen können.«

www.bund.net/forschungspreis Elena Maria Weinert

Mariia ­Bilogub

Janina Senner

Tilia Lessel


Natur +Umwelt 3 | 21 › AKTUELLES 5

Die Sumpf-Wolfsmilch zählt zu den vielen besonderen Pflanzen der Garbe-Niederung.

ZWISCHEN ELBE UND ALAND

Fotos: Dieter Damschen (2)

Im Frühling war es so weit: Mit der Hohen Garbe hatte der BUND einen der größten Hartholz-Auenwälder an der Mittelelbe wiederbelebt. Unser Auenzentrum in Lenzen bleibt hier weiter aktiv. Mit dem Projekt »Auenentwicklung zwischen Elbe und Aland« nimmt es nun die gesamte Garbe-Niederung ins Visier.

Dieser Teil der Elbaue umfasst neben dem Wald auch einen angrenzenden Polder mit artenreichen Auenwiesen und vielen Gewässern. Bis Ende 2022 will der BUND hier die Bedingungen für auentypische Arten wie Rotbauchunke oder Kiebitz deutlich verbessern. Etwa indem wir weitere Flutrinnen im Auwald an die Hochwasserdynamik der Elbe anschließen. Und indem wir gemeinsam mit den Men­ schen, die hier leben und wirtschaften, Schritte zur Aufwertung der Aue abstimmen. Als Basis dafür untersucht das Auenzentrum derzeit die Band­ breite der Lebensräume und ihrer Bewohner: Welche Amphibien, Libellen oder Wiesenvögel gibt es in der Niederung? Über unsere Entdeckungen und den Schutz der Auennatur halten wir Sie auf dem Laufenden.

www.bund.net/elbe-aland Morgenstimmung im Garbe-Polder

DIE ZAHL: 250 »KLIK green« heißt ein erfolgreiches Projekt des BUND Berlin, eine Kurzformel für: Krankenhaus trifft Klimaschutz. 250 deutsche Krankenhäuser und Reha-Kliniken haben damit das Klima in ihre Arbeitsabläufe einbezogen. Und es sollen weitere folgen. Noch bis zum April bildet der BUND Klimamanager*innen aus. Ihr Wirken in den Kliniken soll mindestens 100 000 Tonnen CO2 vermeiden. Sie stellen auf Ökostrom um, fördern den Radverkehr durch neue Stellflächen, reduzieren Fleisch im Speiseplan, ver­ bessern die Mülltrennung oder nutzen Mehrweg-OP-Besteck. Projektleiterin Annegret Dickhoff freut sich über die breite Betei­ ligung: »Dieses Zwischenergebnis übertrifft unsere Erwartungen. Wir begleiten ein großes Netzwerk von Engagierten, die Klimaund Gesundheitsschutz zusammendenken.« Das Netzwerk bringt die Beschäftigten ins Gespräch miteinander, ob aus der Pflege, Ärzteschaft oder Bereichen wie Technik, Verwaltung und Küche. »Auch das Gesundheitswesen kann den Klimaschutz fördern«, so der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. »Jede Klinik sollte bis 2030 dafür sorgen, dass ihre enorme Kaufkraft der regionalen und nachhaltigen Wirtschaft zugutekommt.«

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6 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Die Richtung stimmt: Jeder zehnte deutsche Agrarbetrieb wirtschaftet inzwischen ökologisch. Laut Statis­ tischem Bundesamt stieg die Zahl der Biohöfe von 2010 bis 2020 um 58 Prozent auf nun 26 100 Betriebe. Ein erfreulicher Anstieg! Noch aber können diese Betriebe die Nachfrage bei Weitem nicht decken, zu viele Biolebensmittel müssen bislang aus dem Ausland importiert werden. Für die Zielmarke »100 Prozent Öko­ landbau« muss die Bundesregierung noch viel Fördergeld von der Agrarindustrie zu den Biohöfen umleiten.

Ob Kaugummi, Dragee oder Marshmallow: Vielen Lebensmitteln wird Titandioxid beigefügt, damit sie strahlend weiß oder frischer wirken. Damit ist bald endlich Schluss. Schon lange weist der BUND auf die Gefahren des potenziell krebserre­ genden Stoffes in Lebensmitteln hin. Häufig wird Titanoxid in Nanogröße verwendet. Die winzigen Teilchen können im Körper selbst Membrane im Darm, in der Lunge und in Zellker­ nen passieren. Die EU-Lebensmittel­ behörde hat nun regiert und fordert ein Verbot des Stoffes. Auch die Bundesregierung möchte handeln. In Frankreich ist Titandioxid schon seit 2020 in Lebensmitteln verboten.

30 BUND-Aktive entdeckt vom Aussterben bedrohten Käfer im Grünen Band: BUNDMitarbeiterin Lucie Scheelen hat an den Brietzer Teichen bei Salzwedel einen We­ berbock gesichtet und mit der Kamera festgehalten. Dieser Käfer gilt in SachsenAnhalt als vom Aussterben bedroht und deutschlandweit als stark gefährdet. »Der Fund belegt eindrucksvoll, wie wichtig un­ sere Projektgebiete am Grünen Band für die Artenvielfalt sind«, so Projektleiter Dieter Leupold. Weberböcke leben meist in alten Weiden und Pappeln in feuchten Wäldern oder Flussauen – einem Lebens­ raum, der heute selten geworden ist.

Vorreiter Paris: Ab Ende August gilt auf fast allen Straßen der französischen Hauptstadt Tempo 30, ausgenommen sind nur einige große Verkehrsachsen. Damit soll der Verkehr in Paris sicherer, leiser und klimaschonender werden. Auch die sieben deutschen Großstädte Aa­ chen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm wollen in einem Pilotprojekt flächendeckend Zonen für Tempo 30 einführen. Der BUND fordert die nächste Bundes­ regierung auf, Tempo 30 zur Regel­ geschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften zu erklären.

Auch in Coronazeiten ist ein lebendiger Austausch über Ländergrenzen und Sprach­barrieren hinweg möglich. Im Juni organisierte der BUND in Kooperation mit seinem Netzwerk »Friends of the Earth International« und dem »Unabhängigen ­ Institut für Umweltfragen« die fünftägige Digitalkonferenz »5 for the Climate«. In mehr als 30 Einzelveranstaltungen diskutierten Hunderte Umweltaktive aus allen Erdteilen darüber, wie die Zivilgesellschaft auf die Klimapolitik einwirken kann. Dabei wurde deutlich: Ein solcher Austausch ist wesentlich, um tragfähige Antworten auf die globale Klimakrise zu finden. Siehe: www.bund.net/iki-projekt


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES ›  CO2-Fußabdruck 7

Illustration: Lone Thomasky

Hoher CO2-Fußabdruck: Jede*r Deutsche verursacht im privaten digi­ talen Alltag durchschnittlich 740 Kilogramm Treibhausgase pro Jahr.

größer ist die Gefahr, dass ein an sich intaktes Gerät nicht mehr genutzt werden kann, weil kein Software-Update zur Ver­ fügung steht.

STROMFRESSER STOPPEN

DIGITAL UNTERWEGS

KLIMA SCHONEN Auch online sorgen wir dafür, dass sich die Erde erwärmt. Doch wie sehr und wodurch? Und wie können wir einen Teil dieses Klimaschadens vermeiden?

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IRMELA COLAÇO

ACHIM HERTZKE

Projektleiterin Energiesparen

Mitglied im Vorstand des BUND NRW

er rasante digitale Wandel hat das Potenzial, unsere Lebensgewohnheiten in nahezu allen Bereichen fundamental zu verändern: Wohnen, Mobilität, Bildung, Arbeit, Freizeit, Konsum, Partnerwahl, virtueller Friedhof ... Was leicht vergessen, aber immer bedeutsamer wird: Wo wir uns in der digitalen Welt auch bewegen, hinterlassen wir ganz r­eale ökologische Spuren, etwa Treib­hausgase. Um abzuschätzen, wie groß diese Spuren sind, hat der BUND den »digitalen CO2Fußabdruck« berechnen lassen: Durchschnittlich kommen im privaten Alltag umgerechnet rund 740 Kilogramm Treib-

hausgase pro Person und Jahr zusammen. Das entspricht der Klimabelastung durch einen Hin- und Rückflug von München nach Madrid.

Rund ein Drittel unseres digitalen CO2-­ Fußabdrucks entsteht zu Hause. Geräte werden zwar immer effizienter. Wir besit­ zen aber auch mehr davon, und sie wer­ den größer und komplexer. Gesetzliche Vorgaben müssen dies noch stärker be­ rücksichtigen. Je größer ein Gerät, desto strenger müssen die Anforderungen an die Energieeffizienz formuliert werden. Beim »smarten« Fernseher etwa lässt sich mit einem kleineren Bildschirm gleich dreifach das Klima schützen: bei der Herstellung des Geräts, im Betrieb und bei der Generierung und Übertragung von Daten. Denn je kleiner der Bildschirm, desto geringer ist die notwendige VideoAuflösung für ein scharfes Bild.

DATENFLUSS ENTSCHLEUNIGEN Rund sechs Prozent der Treibhausgase entstehen durch den Datenverkehr. Der damit verbundene Energieverbrauch ent­ spricht dem eines kleinen Kühlschranks. Deutschlandweit ist der Energieverbrauch der Rechenzentren von 2010 bis 2020 um rund die Hälfte gestiegen. Die Politik ist gefragt, für einen energieeffizienten Be­ trieb der Rechenzentren zu sorgen und Leitplanken zu setzen für ein minimiertes Datenaufkommen in allen Sektoren. Auch beim persönlichen Konsum ist Augenmaß gefragt. Vor allem im Mobil­ funknetz lohnt sich das Datensparen: Der Energieverbrauch ist hier fünfmal so hoch wie im Festnetz.

BALLAST ABWERFEN Mehr als die Hälfte der Treibhausgase entsteht bei der Herstellung von Geräten. Der »Goldstandard« ist daher, möglichst wenige neue Geräte zu kaufen und diese möglichst lange zu nutzen. Gesetzliche Vorgaben für haltbare und reparierbare Geräte müssen dringend nachgeschärft werden und auch die Software einbeziehen. Denn je digitaler unser Umfeld wird, desto

Aktiv werden Testen Sie Ihr Wissen zum digitalen CO2-Fußabdruck: aktion.bund.net/das-digitale-klimaquiz Die BUND-Studie des Öko-Instituts zur Berechnung des digitalen Fußabdrucks finden Sie hier: www.bund.net/ studie_digitaler_fussabdruck


MEGASTÄLLE: DER BN BLEIBT DRAN

Der Schutz der Natur hat am Königssee eine lange Tradition: Bereits im Jahr 1910 wurde hier ein »Pflanzenschonbezirk« ausgerufen, der 1921 – vor genau 100 Jahren – zum Naturschutzgebiet Königssee erweitert wurde. Der Vorläufer des Nationalparks Berch­ tesgaden geht wesentlich auf das Enga­ ge­ment des BUND Naturschutz zurück. Der seinerzeit noch junge Verband setzte sich engagiert für Naturschutzbelange rund um den Königssee ein, allen voran

der geplante Hotelbau auf St. Bartholomä sowie die beabsichtigte monumentale Statue eines assyrischen Löwen in der Falkensteiner Wand konnten damals von den BN-Aktiven verhindert werden. Im Rahmen eines Festaktes auf St. Bartholomä, der im Juni stattfand, dankte Umweltminister Thorsten Glauber dem BUND Naturschutz und dem Verein zum Schutz der Bergwelt für ihr großes Enga­ gement, ohne das es den Nationalpark nicht geben würde.

Der Gerichtsstreit um eine gigantische Hähnchenmastanlage in Eschelbach im Landkreis Pfaffenhofen geht in eine neue Runde. Mit einer umfangreichen Klagebegrün­ dung rechnet sich der BUND Naturschutz Chancen aus, dass dem Betreiber eines Megastalls für 124 600 Hühner die Be­ triebsgenehmigung, die erst im Januar er­ teilt wurde, nun doch wieder entzogen wird. »Gerichte müssen entscheiden, was die Politik nicht geregelt hat«, so BN-Vor­ sitzender Richard Mergner. »Massentier­ haltung muss endlich gestoppt werden. Hierzu müsste der verbindliche Anbau der Hälfte des benötigten Futters in ange­ messener Entfernung zur Betriebsstätte als Bedingung aufgenommen werden«, erläutert Mergner. Der Gerichtsstreit geht damit in eine neue Runde, nachdem der Genehmigungs­ bescheid für die vorher geplanten 144 000 Mastplätze im Klageverfahren des BN und einer Bürgerinitiative aufgehoben wurde. Später wurde jedoch eine Betriebs­ genehmigung für die reduzierte Mast­ platzzahl erteilt. Der BN bleibt dran!

PROTEST BEI BMW

tischer Messverfahren schönzurechnen, mag rechtlich legal sein, moralisch ver­ werflich ist es trotzdem und für Umweltund Klimaschutz höchst schädlich.« Julia Dade vom JBN-Landesvorstand ergänzte: »Statt weiter solche Mogelpackungen auf

den Markt zu bringen, muss BMW einen klaren Pfad zu weniger, kleineren und rein batterieelektrischen Fahrzeugen bis spä­ testens 2030 beschreiten. Größe und Zahl der Autos wird zurückgehen müssen, darauf muss der Konzern sich einstellen.«

Trotz Corona-Pandemie ist die BMW AG erstaunlich gut durch das Geschäftsjahr 2020 gekommen, nicht zuletzt dank Subventionen und Stellenabbau. Angesichts der Klimakrise eine Dividende von über einer Milliarde Euro auszuschütten, stößt beim BUND Naturschutz auf massive ­Kritik. Anlässlich der Aktionärsversammlung im Mai forderten der BN und die Jugendor­ ganisation JBN das Unternehmen auf, in den Konzernumbau und die Qualifizierung der Belegschaft zu investieren statt hohe Dividenden an die Aktionäre auszuschüt­ ten (siehe Bild). BN-Vorsitzender Richard Mergner be­ tonte: »Sich große SUV mit Hilfe unrealis­

Foto: JBN

Foto: Umweltministerium Bayern

100 JAHRE NATURSCHUTZGEBIET KÖNIGSSEE

Foto: Gettyimages

8 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern 9

soll für Neubauten auf Wohn- und Gewer­ beimmobilien sowie bei Gebäudesanie­ rungen gelten. Die Ausbauziele für Öko­ energie in Bayern sollen angehoben wer­ den, auf mindestens 56 Gigawatt Fotovol­ taik und 20 Gigawatt Solarthermie bis 2030. Darüber hinaus soll eine kommuna­

Foto: AdobeStock, Eyematrix

Mit der Aktion »Solaroffensive statt Schneckentempo« fordern über 10 000 Bürgerinnen und Bürger Ministerpräsident Markus Söder auf, die Ausbauziele für Solarenergie in Bayern nach oben zu schrauben, die Kommunen bei der Wärmewende zu unterstützen, das Energiesparen voranzubringen und die Solarpflicht einzuführen. Die Initiatorinnen und Initiatoren der Akti­ on vom BUND Naturschutz, dem Umwelt­ institut München, dem Solarverband Bay­ ern und der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie überreichten im Juni die gemeinsam gesammelten Unterschriften an die Staatskanzlei. Gefordert wird in der Petition unter an­ derem die Einführung der Solarpflicht. S ­ ie

Foto: Christoph Dörfler

SOLAROFFENSIVE STATT SCHNECKENTEMPO

STUDIE DER TU MÜNCHEN: ERNEUERBARE ENERGIE FÜR BAYERN MACHBAR Bayern kann sich im Jahr 2040 zu 100 Prozent mit Erneuerbaren Energien versorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Lehrstuhls für Energiesysteme der Technischen Universität München und des Zentrums für angewandte

Energieforschung im Auftrag des BUND Naturschutz. Von zentraler Bedeutung, so stellten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerin­ nen fest, sind Energiesparen, Energieeffi­ zienz und der Ausbau Erneuerbarer Ener­

le Wärmeplanung verpflichtend werden und die Energieeffizienz durch eine ver­ bindliche, langfristige Energiesparstrate­ gie gestärkt werden, mit dem Ziel, bis 2040 den Energieverbrauch Bayerns zu halbieren.

gien. Notwendig sind dafür jedoch eine deutliche Verbrauchsreduzierung in allen Sektoren und ein massiver Zubau von Foto­ voltaik, Windkraft und Batteriespei­ chern. »Diese Studie zeigt, wie man nicht nur ›neue Klimaschutzziele‹ fordert, sondern sie auch erreicht«, so BN-Vorsitzender Richard Mergner bei der Vorstellung der Studie. »Der BN fordert von Ministerpräsi­ dent Markus Söder und den Fraktionsvor­ sitzenden von CSU und Freien Wählern, dem bayerischen Klimaschutzgesetz jetzt endlich Zähne einzuziehen.« Die politi­ sche Diskussion nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts und der An­ kündigung der Staatsregierung, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden, wür­ den zeigen, so Mergner, wie aktuell das Thema sei.

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Link zur Studie www.mw.tum.de/es/publikationen/ bayernstudie


Foto: JBN

10 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES ›  Klimaklage

Aktive der JBN fordern hier ein besseres Klimaschutzgesetz für Bayern.­ Gerade für junge Menschen bedeutet das Urteil aus Karlsruhe eine Stärkung ihrer Rechte.

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Das Urteil des Bundesverfassungs­ gerichts zur »Klima­klage« schlug hohe Wellen. BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner war einer der Kläger. I­ m Interview erklärt er, was ihn motiviert hat – und was das Urteil bedeutet.

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RIESENERFOLG FÜR DAS KLIMA

Foto: Toni M

URTEIL DES BUNDESVERFASSUNGSGERICHTS

Natur+Umwelt: Warum wurde Verfassungsbeschwerde eingereicht? Peter Rottner: Wir haben Verfassungsbe­ schwerde eingereicht, weil die Verschär­ fung der Klimakrise ein entschiede­ nes politisches Handeln erfordert. Die derzeitigen Regierungen in Berlin und München haben seit Jahren zu wenig ge­ tan, um das in der Klimakonferenz von Paris vereinbarte Klimaziel von maximal 1,5 Grad Erwärmung noch erreichen zu können. Insbesondere im Verkehrssektor sind die Anstrengungen viel zu gering. In 2018 waren die Klimaveränderungen so augenscheinlich, dass wir Juristen im Arbeitskreis Recht des BUND gesagt ha­ ben: Jetzt können wir es wagen, zum Bun­ desverfassungsgericht zu gehen. Und ich fand, dass es meine Pflicht gegenüber meinen Kindern und den nachfolgenden Generationen war, hier mit den Möglich­ keiten, die ich habe, eine Wende herbeizu­ führen. Darum habe ich auch persön­ lich die Verfassungsbeschwer­ de mit eingereicht. Warum kam diese Klage nicht schon früher? Erst nach dem Pariser Ab­ kommen von 2015 gab es überhaupt eine Möglich­ keit, über eine Verfassungs­ beschwerde juristisch eingreifen zu können. Und die tatsächlichen Kli­ maentwicklungen verschlimmerten sich so rapide, dass wir dachten, das Verfas­ sungsgericht wird sich dieser besorgnis­ erregenden Entwicklung nicht mehr ver­ schließen. Eine Verfassungsbeschwerde ist nämlich nur erfolgreich, wenn der Ver­ fassungsverstoß schwer und unerträglich ist. Was haben wir erreicht? Erstens haben wir erreicht, dass die Poli­ tik die Klimaziele verschärfen muss, weil sonst die zukünftigen Generationen durch noch schärfere Sparmaßnahmen und größere Freiheitseinschränkungen betrof­ fen wären. Damit hat das Verfassungsge­ richt die Intergenerationengerechtigkeit als maß­gebliches rechtliches Prinzip ge­


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES ›  Klimaklage 11

schaffen, was so nicht unbedingt zu er­ warten war. Ebenso wurde zweitens der Vertrag von Paris als bindend für deutsche Regierun­ gen angesehen, auch wenn Deutschland »nur« 2 Prozent des weltweiten Klimagas­ ausstoßes verursacht. Das ist von großer Bedeutung, weil damit die strengen Ur­ sächlichkeitsregeln in der Juristerei auf­ geweicht werden, an denen viele Umwelt­ klagen bisher scheiterten. Die alleinige Ursächlichkeit ist nicht mehr nötig, es reicht eine Mitverursachung. Und drittens können sich die Kläger auf das Staatsziel Umweltschutz berufen, das in Art. 20a des Grundgesetzes festgelegt ist (siehe Kasten). Das ist neu, weil sich bisher Bürgerin­nen und Bürger vor Gericht nicht auf diesen Grundgesetzartikel berufen konnten. Und was haben wir nicht erreicht? Leider können die Umweltverbände sich vor dem Verfassungsgericht nicht auf die Einhaltung der Grundrechte und der Um­ weltvorschrift des Art. 20a berufen. Diese Klagen der Umweltverbände wurden ab­ gewiesen. Damit ist es diesen Verbänden verwehrt, in Umweltsachen das Verfas­

sungsgericht anzurufen, es sei denn, die Umweltverbände sind selbst in ihrem Ei­ gentumsgrundrecht betroffen, zum Bei­ spiel weil ihre Naturgrundstücke geschä­ digt werden.

Eine Verfassungsbeschwerde ist nur erfolgreich, wenn der Verfassungsverstoß schwer und unerträglich ist.

Ebenso hat das Bundesverfassungsge­ richt es leider nicht als erforderlich ange­ sehen, sofort die Regierung anzuweisen, die Klimamaßnahmen zu verschärfen. Das ist sehr bedauerlich, weil uns allen damit wertvolle Zeit verloren geht, den Kli­ mawandel trotz zunehmender Dürreperio­ den oder auch Extremniederschlägen wie zuletzt in Rheinland-Pfalz und Nord­ rhein-Westfalen zu stoppen.

Was sind mögliche Auswirkungen auf andere Klageverfahren im Umweltbereich? Das Bundesverfassungsgericht schreibt in seiner Urteilsbegründung, dass Art. 20a des Grundgesetzes »justiziables« Recht sei. Dies könnte bedeuten, dass in den Verwaltungsprozessen geltend ge­ macht werden könnte, dass aus dieser Bestimmung verschärfte Prüfungsbe­ stimmungen für Eingriffsprojekte wie neue Straßenbauten und andere Ein­ griffsprojekte herzuleiten sind. Es wird nun spannend, wie die Verwaltungsge­ richte damit umgehen werden und ob sich daraus ein höheres Schutzniveau er­ gibt, also inwieweit wir mehr Naturräume damit retten können. Und es wird span­ nend, ob wir aus Klimaschutzgründen Ein­ zelprojekte stoppen können. Beispielsweise, ob wir einwenden kön­ nen, dass eine bestimmte Straße aus Kli­ maschutzgründen nicht gebaut werden darf, etwa der Autobahnneubau auf der Trasse der B 12 Buchloe — Marktoberdorf — Kempten oder ein Fernstraßenbau wie die Westumgehung Würzburg (Arnstein — Karlstadt — A 3). Das wird spannend!

Artikel 20 a

DES DEUTSCHEN GRUNDGESETZES »Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen ­ die natürlichen Lebensgrund­lagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetz­ gebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die ­vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.« Das Klagebündnis von Solarenergie-­ Förderverein Deutschland, BUND und ­vielen Einzelklägern hatte im November 2018 Verfassungsbeschwerde w ­ egen der völlig unzureichenden deutschen ­Klimapolitik erhoben, weil diese die Grundrechte auf Leben, Gesundheit,

­ xistenzminimum und Eigentum verletzt. E Unter den Einzelklägern sind Prominente wie der Schauspieler Hannes Jaenicke, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Josef Göppel (CSU) und der Energie­ experte Professor Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirt­ schaft Berlin. Das Bundesverfassungs­ gericht hat zugleich ähnliche Klagen ­Jugendlicher und Erwachsener aus dem In- und Ausland mit entschieden, die von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie von Germanwatch, Greenpeace und ­Protect the Planet seit Anfang 2020 er­ hoben und unterstützt wurden.

Im April 2021 gab das Bundesver­ fassungsgericht den Klägerinnen und Klägern recht und erklärt, das deutsche Klimaschutzgesetz sei in der a ­ ktuellen Form mit den Grundrechten teilweise ­unvereinbar. Das Gericht e ­ rklärt die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klima-­ Abkommens mit seinem Urteil letztlich für verfassungsrechtlich v­ erbindlich. ­ Die Karlsruher Richter verpflichten den Gesetzgeber, bis Ende 2022 die Reduk­ tionsziele für Treibhausgasemissionen für die Zeit nach 2030 genauer zu regeln. lf


12 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTUELLES ›  Kommentar

KOMMENTAR JOHANNA BAEHR

WERTE UND WISSENSCHAFT Eine starke Wissenschaft ist unverzichtbar für die Gestaltung unserer Zukunft.

ist Professorin für Klima­modellierung und stellvertretende Vorsitzende des BUND.

JOACHIM SPANGENBERG ist Volkswirt und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats im BUND.

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er BUND versteht sich als Nachhaltigkeitsverband auf Basis der Wissenschaft. Um unsere Ziele zu erreichen, formulieren wir Standpunkte und Forderungen auf Grundlage der aktuellen Forschung. Dazu erarbeitet unser wissenschaftlicher Beirat mit seinen zwanzig Facharbeitskreisen die Positionen des BUND. Wissenschaftliche Erkenntnisse schärfen unsere Wahrnehmung von Problemen, erweitern das Spektrum möglicher Lösungen und führen so zu besseren Entscheidungen. Darauf sind wir essenziell angewiesen, wenn wir Wirtschaft und Gesellschaft (wie notwendig) grundlegend umgestalten wollen. In Zeiten von Corona, Klimawandel und Bundestagswahlkampf werden verstärkt wissenschaftliche Erkenntnisse angezweifelt, aus dem Kontext gerissen und sehr selektiv für die eigene Mei­ nung instrumentalisiert. Auf der Suche nach scheinbar einfachen Antworten werden Fachwissen und Fakten verleugnet. Und damit auch die Realität. Das ist nicht zu verwechseln mit Wissenschaftskritik und kriti­ scher Wissenschaft. Denn gute Wissenschaft lebt von fachlicher, sachlicher Kritik und vom Zweifel als Antrieb für die Suche nach besseren Erklärungen. Wissenschaftliche Fachdisziplinen erfassen verschiedene Ausschnitte der Wirklichkeit und kommen daher immer wieder zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen, Aussagen und Handlungsempfehlungen. Der Erkenntnisfortschritt führt dazu, Erklärungen zu überarbeiten und weiterzuentwickeln – auch in rascher Abfolge, wie derzeit in der Corona-Pandemie. Gerade bei komplexen Themen und dynamischen Entwicklungen kann Wissenschaft Argumente und Grundlagen für Entscheidun­ gen auch unter Unsicherheit beisteuern. Aber sie kann die Zu­ kunft nicht zweifelsfrei vorhersehen und unfehlbare Wahrheiten anbieten, aus denen sich »perfekte« Lösungen ableiten ließen. Solche Behauptungen sollten misstrauisch machen. Schließlich bilden Transparenz, Zweifel, Kritik und das Ringen um die besseren Argumente den Kern wissenschaftlichen Denkens.

MITWIRKENDE Unter Mitwirkung von Katharina Ebinger, Rudi Kurz und Benjamin Nölting.

Wissenschaftlich informierte Entscheidungen unter Berücksichtigung (vielfältiger) gesellschaftlicher Wertvorstellungen zu treffen ist eine politische Aufgabe, die demokratisch gelöst werden muss. Fachliche, theoretische und methodisch gesicherte Erkenntnisse helfen dabei, die Folgen einer Entscheidung möglichst realis­ tisch abzuschätzen. Denn bei der Suche nach »richtigen« Lösun­ gen für den Schutz des Klimas oder der Artenvielfalt lassen sich Naturgesetze und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse nicht aushebeln. Wissenschaft leistet damit einen wichtigen Beitrag, wenn man demokratisch um tragfähige Lösungen mit möglichst breiter ge­ sellschaftlicher Akzeptanz ringt. Daran wirkt auch der BUND mit: Wir versuchen, ökologischen Nachhaltigkeitszielen auf Basis fachlichen Wissens Geltung zu verschaffen. Unsere Ziele und Werte wie Zukunftsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit treten da­ bei in Konkurrenz zu anderen gesellschaftlichen Interessen. In einem rationalen Diskurs sind wissenschaftliche Erkenntnisse ein starkes Instrument, um etablierte Machtpositionen zu kritisieren und ihnen Alternativen gegenüberzustellen. Der BUND tritt für eine starke Wissenschaft ein, weil sie unverzichtbar ist für unsere Arbeit sowie für einen transparenten, demokratischen Diskurs. Daher verteidigen wir sie gegen Angriffe von jenen, die Wissenschaft und Realität leugnen: um die liberale Demokratie zu stärken und die Zukunft zu gestalten.

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Mehr zum Thema Mit diesen Forderungen an die nächste Bundesregierung will der BUND die Wissenschaft stärken: www.bund.net/wissenschaftspolitik


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Illustrationen Seite 10–18: Grafikcollage Adrienne Rusch/dieprojektoren.de (mit iStock-Grafiken: A-Digit, iNueng, Kuzma, oktaydegirmenci, Lindybug, FORGEM)


Seit 20 Jahren verfolgt der »Rat für nachhaltige Entwicklung« die deutsche Regierungspolitik, der BUND ist von B ­ eginn an dabei. Und seit 20 Jahren mahnt der Rat die ­Regierungsarbeit zukunftsfähiger auszurichten. Zur Jubi­läumstagung im Juni räumte die Kanzlerin nun ein: »Wir ­müssen den Mut zu einer echten Transformation haben. Wir leben auf Kosten jüngerer und künftiger Generationen. Das ist die bedrückende Wahrheit. Was wir bisher tun, reicht schlichtweg nicht aus.« Schade, dass Angela Merkel diesen Mut in ihrer Regierungszeit kaum jemals aufbrachte. In wichtigen Ressorts ihres Kabinetts wie Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft hat sie 16 Jahre lang eine Politik von gestern mitgetragen. Genau darum hinkt Deutschland bei vielen seiner Nachhaltigkeitsziele so deutlich hinterher, ob beim Ökolandbau, dem Klimaschutz, dem Stopp der Flächenversiegelung oder der Mobilitätswende. Die katastrophalen Überschwemmungen in West- und in Süddeutschland haben eindringlich gezeigt, wie furchtbar sich solche politischen Versäumnisse rächen können. Ein Politikwechsel nach der Bundestagswahl ist also drängender denn je. Es ist höchste Zeit für eine Bundesregierung, die den Schutz von Natur und Umwelt wirklich ernst nimmt. Die die Wind- und Sonnenenergie wirksam fördert, Flüssen mehr Raum gibt und unsere Böden besser schützt. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, was die Große Koalition in den letzten vier Jahren versäumt hat. Und was der BUND in einer Allianz mit dem Paritätischen Gesamtverband für die Zukunft fordert. Warum der Wohlfahrtsverband zu unserem Partner wurde, erläutert Geschäftsführer Ulrich Schneider in einem Interview. Abschließend haben wir den Kanzlerkandidat*innen mit einer kritischen Frage auf den Zahn gefühlt.


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FAZIT

UNGENÜGEND Weitere vier Jahre hat die Große Koalition aus Union und SPD die Geschicke unseres Landes bestimmt. Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt zieht ein persönliches Fazit.

N

ach der Bundestagswahl 2017 stand die Umweltpolitik vor riesigen Herausforderungen. Das Klimaabkommen von Paris 2015 gebot verbindliche Maßnahmen, um das 1,5-Grad-Ziel in ­ Deutsch­ land zu erreichen. Der »Klimaschutzplan 2050« der vorigen Bundesregierung war dafür völlig unzureichend. Im Naturschutz waren ebenfalls konkrete Zielmarken gesetzt: Bis Ende 2020 sollte das weltweite Artensterben gestoppt werden. Bis dahin machte auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie bedeutende Fortschritte beim Schutz der Gewässer erforderlich. Hoffungsvoll gingen wir als BUND ans Werk: Nun sollte sich doch endlich etwas bewegen! Das versprach Collage: Adrienne Rusch/DIE.PROJEKTOREN mit Elementen von iStock – iNueng, auch a-digit, ekolara; Nounproject der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD.

KLIMAGESETZ GESCHWÄCHT In ihrem Koalitionsvertrag hatte die GroKo vereinbart, dem Klimaschutz per Gesetz Verbindlichkeit zu geben. Doch Umwelt­ ministerin Svenja Schulze legte im Februar 2019 einen Entwurf mit fatalem Webfehler vor: Er bezog sich nicht auf das weltweit

gültige Paris-Ziel, sondern die deutlich schwächeren nationalen Klimaziele. Das Kanzleramt versagte ihr dennoch die Zustimmung, und die von der Union geführten Ministerien verharrten lange in einer Blockadehaltung. Am 19. Oktober wurde das Klimaschutz­ gesetz mit der Mehrheit der Großen Koali­ tion beschlossen. Es beinhaltete verbind­ liche, doch viel zu schwache Klimaziele, daran konnten auch die großen Streiks und Demonstrationen der Klimabewegung nichts ändern. Und genau dieses Gesetz erklärte das Bundesverfassungsgericht kürzlich für verfassungswidrig, auf Klage des BUND und anderer.

KOHLEAUSSTIEG ZU SPÄT Ein ähnliches Schicksal erlitt der im Koalitionsvertrag vereinbarte Kohleausstieg. Das für den Klimaschutz so essenzielle

Enddatum für die Kohleverstromung sollte in einer gesellschaftlichen Kommission bestimmt werden. Diese legte Anfang 2019 ihren Schlussbericht vor: mit dem Datum 2038 für den Kohleausstieg. BUND, Greenpeace und Deutscher Natur­ schutzring stimmten dem finalen Bericht zu, um den jahrlangen Stillstand zu über­ winden und einen schnellen Einstieg in den Ausstieg zu ermöglichen. In einem Sondervotum machten wir aber deutlich, dass wir einen Ausstieg bis 2030 für zwingend nötig halten, um die Klimaerwärmung ein­ zudämmen. Die Bundesregierung versprach den Bericht der Kommission 1:1 umzusetzen, hielt sich aber nicht daran: Die meisten Kraftwerke beschloss sie erst in den 2030er Jahren abzuschalten, und 2020 ging gar das neue Kohlekraftwerk Datteln IV ans Netz, gegen den Rat der Kommission. Dieser Vertrauensbruch der Bundesregierung ist sicherlich einer der Tiefpunkte in der Bilanz der vergangenen vier Jahre.

WINDKRAFT BLOCKIERT Auch beim nötigen Ausbau der erneuer­ baren Energien versagte die Große Koali­ tion, und mit ihr viele Bundesländer. Ein­ drücklich zeigt dies der massive Rück­ gang bei der Windkraft an Land. Allein von 2016 auf 2017 verringerte sich der Ausbau hier um 65 Prozent. Das hatte


ganz wesentlich mit der Entscheidung der vorherigen Bundesregierung zu tun, dem Bau von Windrädern ein bürokratisches und risikoreiches Ausschreibungsverfahren vorzuschalten. Viele Energieprojekte in Bürgerhand hatten den Erneuerbaren bis dahin Schwung gegeben. Nun aber war es kaum mehr möglich, solche Anlagen zu beantragen. Und das, obwohl sie zu ähnlichen Preisen Strom produzieren können wie große Investoren. In der Folge erlahmte der Ausbau, und mit den ersten Firmenpleiten verschwan­ den auch Arbeitsplätze in dieser Zukunfts­ branche. Weder die Bundesregierung noch einige Länder stemmten sich gegen diesen Einbruch. Im Gegenteil: In Bayern kam der Ausbau der Windkraft durch praxisferne Abstandsregelungen beinahe völlig zum Erliegen. Und NRW würgt den Ausbau mit einer ähnlichen Regelung nun ganz ab, trotz lauter Proteste des BUND. Gerade die Ministerpräsidenten Söder (CSU) und La­ schet (CDU) wollen uns heute glauben machen, sie würden das Klima nach der Bundestagswahl wirksamer schützen.

NATURSCHUTZ VERSÄUMT Öffentlicher Druck oder auch der Gang vor Gericht: Beim Klimaschutz brachte uns das kleine Fortschritte ein, trotz jener, die im Bundeskabinett blockieren. Nicht so beim Schutz der biologischen Vielfalt. Nirgends wird dies deutlicher als bei den wiederholten Verfahren der EU-Kommis­ sion gegen Deutschland wegen Verstößen beim Naturschutzrecht.

1997 musste der Europäische Gerichts­ hof die damalige Umweltministerin Merkel zwingen, die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in deutsches Recht zu übertragen. Weil Deutschland das Naturschutzrecht nur mangelhaft umsetzte, wurde es 2006 ver­ urteilt. 2015 folgte ein weiteres Vertrags­ verletzungsverfahren, das jüngst zu einer neuen Klage der EU führte. Weil hier for­ mal die Bundesländer verantwortlich sind, beließ es die Bundesregierung vielfach dabei, Ideen zu äußern, förderte Pilot­ projekte oder vergab Untersuchungen. Derweil sind 80 Prozent der hiesigen FFHund Vogelschutzgebiete bedroht oder in schlechtem Zustand. Auch andere Ziele wurden verpasst: sei es das nationale Ziel, zwei Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiet auszu­ weisen; oder die Vorgaben der Wasser­ rahmenrichtlinie der EU zur Renaturierung der Gewässer. Schwarz-Rot versagte vor allem darin, die Ursachen für den Schwund unserer biologischen Vielfalt zu bekämpfen: die industrielle Landnutzung, den Flächenfraß oder das Übermaß an Nähr- und Schad­ stoffen aus Verkehr oder Abwasser. Der Agrarministerin Julia Klöckner gelang es nicht einmal annähernd, die heimische Landwirtschaft naturverträglicher zu ge­ stalten. Auch scheiterte die Regierung da­ ran, das Jagdgesetz naturschutzgerecht zu reformieren. Einen kleinen Lichtblick gibt es nur beim Insektenschutz: Auf Druck des BUND ist mit dem Einstieg in den Pestizid­

ausstieg auch ein Verbot von Glyphosat näher gerückt. Und für die Insektenvielfalt steht zukünftig mehr Geld bereit. Dafür hatte auch Umweltministerin Schulze stark gekämpft.

SYSTEMWECHSEL GEFRAGT Der Katalog der Versäumnisse dieser Bundesregierung lässt sich beliebig er­ weitern: Wo blieb der Klimaschutz im Verkehr, wo bei der Gebäudesanierung? Warum sind viele unserer Wälder in einem so dramatisch schlechten Zustand? Immer geht es im Kampf gegen die un­ gebremste Naturzerstörung nur langsam und gegen großen Widerstand voran. Wei­ terhin werden Milliarden für neue Straßen verplant und Wälder gerodet. Noch immer lässt die Bundesregierung zu, dass Tag für Tag Klima und Natur geschädigt werden, gegen alle wissenschaftlichen Argumente, gegen internationale Verpflichtungen und oftmals gegen die eigenen Ziele. Daher bin ich überzeugt: Nach der Bun­ destagswahl brauchen wir einen echten Systemwechsel im Umgang mit Klima und Natur. Wir brauchen einen sozialen und ökologischen Umbau unserer Wirt­ schaft und Gesellschaft – weit mehr als ein neues Umweltprogramm für Schön­ wetterzeiten. Wir müssen das gute Leben von uns Menschen auf diesem Planeten fest in die Politik einprogrammieren. Wie das aussehen kann, zeigt die Zukunftsagenda von BUND und Paritätischem Ge­ samtverband. Und daran werden wir die drei Kanzlerkandidat*innen messen.


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ZUKUNFTSAGENDA

WIE ES IST … DARF ES NICHT BLEIBEN

Neun Forderungen umfasst unsere Vision für eine sozial-ökologische Wende in Deutschland, gemeinsam entwickelt vom BUND und Paritätischem Gesamtverband.

U

nsere Vision einer ökologischen und sozial gerechten Republik markiert den Bruch mit der Politik dieser Bundesregierung und vieler Landesregierungen. Wie es ist, darf es nicht bleiben. Wir rufen alle, die für den neuen Bundestag kandidieren, dazu auf: Nehmen Sie die Klimakrise, das Artensterben und die massive soziale Schieflage endlich ernst! Werden Sie mit Ihrer Politik dem Ausmaß dieser Krisen gerecht. BUND und Paritätischer Gesamtverband wollen bis zur Bundestagswahl dazu beitragen, dass künftig keine Bundesregierung – gleich welcher Konstellation – das Gebot einer umwelt- und sozial gerechten Gesellschaft vernachlässigen kann.

UNSERE ZUKUNFTSAGENDA Mit den folgenden Schritten wollen wir die nötige Kehrtwende erreichen.

1

Naturverträgliche ­Energierevolution

Schluss mit Strom aus Kohle, Öl und Gas: Nur so wenden wir die Klimakrise ab. Möglichst rasch müssen wir unseren Strom ganz aus erneuerbarer Energie ge­ winnen. Der BUND fordert dafür ein Pro­ jekt, das allen dient und zu dem jede und jeder beitragen kann: eine Wikipedia der Energieproduktion. Der naturverträgliche Ausbau der erneuerbaren Energien gehört in die Hände der Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Stad­ twerke und Genossen­ schaften. Sie ziehen aus der lokalen Er­ zeugung von Windenergie oder Solar­ strom ihren Nutzen. So wird die Energie­ wende zu einem Gemeinschaftsprojekt, fördert die regionale Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze, stärkt Nachbarschaften und stabilisiert die Kommunen.

2

Nachhaltige Mobilität für alle

Nur die Verkehrspolitik trägt seit Jahr­ zehnten nichts dazu bei, Treibhausgase

zu sparen. Sie belastet Mensch und Natur durch Abgase, Flächenfraß, Lärm etc. Statt das Auto muss sie eine umweltver­ trägliche Mobilität fördern: naturschonend, leise, barrierefrei und möglichst kostenlos. Damit wir weniger aufs Auto angewiesen sind, müssen öffentlicher Nahverkehr so­ wie Rad- und Fußverkehr gefördert und vernetzt werden. Bis 2030 muss der An­ teil der Schiene verdoppelt werden, alle Kurzstreckenflüge gehören auf die Schiene verlagert. Zum Schutz der Natur dürfen Fernstraßen nicht mehr neu- oder ausgebaut werden. Auch müssen die Autos kleiner und leichter und ihre Zahl deutlich verringert werden. Wer ein sparsames Auto kauft, verdient Anreize, umwelt­ schädliche Modelle werden teurer. Die Kraftfahrzeugsteuer bemisst sich am tat­ sächlichen CO2-Ausstoß.

3

Soziale und ökologische Agrar- und Ernährungswende

Um die Natur zu entlasten und das Klima zu schützen, fordern wir die Zahl der Nutz­ tiere zu senken und weniger Fleisch zu produzieren. Rinder, Schweine und Geflügel brauchen tiergerechte Ställe. Wir wollen vielfältige Äcker ohne Gentechnik, die ge­


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sunde Nahrungsmittel liefern. Und jene fair bezahlen, die sie erzeugen. Bäuerinnen und Bauern darf es nicht erschwert werden, ökologisch zu arbeiten, weil mächtige Handelskonzerne die Preise drücken. Auch wie wir einkaufen und uns ernäh­ ren, begründet das Schneckentempo der Agrarwende. Unsere Nahrungsmittel sol­ len umweltfreundlich erzeugt sein, doch kaum etwas kosten – das ist unmöglich. Viele Höfe sind der Marktmacht des Ein­ zelhandels ausgeliefert und geben auf. Zugleich haben Millionen Menschen kein Geld, um regelmäßig gesunde Biokost zu kaufen. Die Agrar- und Ernährungswende muss sozial ausgewogen sein.

4

Soziale Sicherheit für den Wandel

Der Wandel hin zu einer ökologisch nach­ haltigen Gesellschaft wird Kraft kosten und uns einiges abverlangen. Er kann dar­ um nur gelingen, wenn die Gesellschaft stark zusammenhält. Alle Menschen müssen in persönlichen Krisen auf ein stabiles soziales Netz vertrauen können. Viele erleben, dass dieses Netz Risse hat. Sie leiden wegen schlechter Löhne oder geringer Sozialleistungen unter fehlender Teilhabe. Um das Netz wiederherzustellen, fordern wir Hartz IV hinter uns zu lassen, eine Grundsicherung für Kinder einzufüh­ ren, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu beenden und den Mindestlohn zu erhöhen.

5

Starker Naturschutz

Tag für Tag werden in Deutschland natür­ liche Lebensräume zerstört. Trotz einer Schutzstrategie der Bundesregierung geht der Aderlass ungebrochen weiter. Auch deshalb, weil zu wenig Geld in den aktiven Naturschutz fließt. Wir fordern ab 2022 jedes Jahr eine Milliarde Euro für Menschen, die naturverträglich wirtschaf­ ten und bedrohte Natur bewahren. Und wir fordern Sofortprogramme für die Lebens­ räume besonders gefährdeter Arten wie Feldhamster und Luchs, das Rebhuhn oder bestimmte Insekten. Zum Schutz der biologischen Vielfalt wollen wir bis 2025 vernetzte Schutz-

gebiete auf mindestens 30 Prozent der Land- und mehr als 30 Prozent der Meeres­fläche. Ein Zehntel Deutschlands muss zu grünen Lebenslinien werden, die geschützte Natur verbinden. Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, die Frieden mit der Natur schließt.

6

Weniger Verbrauch von Ressourcen und eine gerechtere Gesellschaft

Die Menschheit verbraucht viel zu viele Rohstoffe. Wir sprengen die planetaren Grenzen, zerstören wertvolle Natur und belasten das Klima. Länder wie Deutsch­ land verbrauchen weit mehr, als die Natur uns zur Verfügung stellt. Statistisch nut­ zen wir übrigens umso mehr Ressourcen, je mehr Geld wir besitzen. Damit unser Ressourcenverbrauch die planetaren Grenzen wahrt, müssen wir ihn durch Suffizienz, Kreislaufführung und geringere Produktion stark mindern. Um auch in Zukunft ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, müssen wir unseren Wohlstand wie auch die anstehenden Kosten der ökologischen Krisen gerecht verteilen. (Mehr dazu auf Seite 18.)

7

Wohnen und Boden in ­Gemeinschaftshand

Hohe Mietpreise und soziale Gerechtig­ keit dienen oft zur Begründung, wenn städtisches Grün bebaut oder weiterer Boden versiegelt wird. Die Kosten trägt dann die zerstörte Natur. Doch hohe Mie­ ten sind für viele Menschen tatsächlich eine Belastung. Wir fordern Lösungen: durch öffentliche Investitionen in gutes und gesundes Wohnen (Schwerpunkt so­ zialer und gemeinnütziger Wohnungs­ bau), in eine moderne Gebäudesanierung und in naturnahe Grünflächen. Und durch die Sicherung bezahlbarer Mieten und ­einen Neustart in der Bodenpolitik. Das Gemeinwohl muss in den Fokus! Dafür braucht es Regeln für eine maßvolle Bebauung, die Rohstoffe und Energie und Fläche ­spart.

8

Gute Pflege und Gesundheitsversorgung für alle

Die Arbeit mit Menschen ist für eine zu­ kunftsfähige Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Corona hat uns die Bedeu­ tung einer guten Gesundheitsversorgung drastisch vor Augen geführt. Da läuft eini­ ges schief: Pflegekonzerne erwirtschaften erhebliche Renditen. Dagegen verarmen viele pflegebedürftige Menschen, wenn ihre Rente nicht reicht, um die Pflege zu bezahlen. Und Pflegekräfte bekommen für ihre wertvolle Arbeit zu wenig Lohn. Die Pflege muss deshalb solidarisch finanziert werden. Menschen, die andere pflegen, verdienen mehr Unterstützung. Im Gesundheitswesen entscheidet oft der Geldbeutel über die Qualität der Behand­ lung. Eine Mehrklassenmedizin aber darf es nicht geben.

9

Internationale Solidarität und die Einhaltung von Menschenrechten

Deutschland und die EU müssen sich in­ ternational solidarisch verhalten. Das gilt für die Bekämpfung der ökologischen Kri­ sen und für den Umgang mit deren Folgen. Diese zeigen sich am deutlichsten im glo­ balen Süden, wo die Menschen besonders unter Dürren und anderen Wetterextremen leiden. Verantwortlich dafür sind haupt­ sächlich unsere Wirtschafts- und unsere Lebensweise. Um dieser Verantwortung gerechter zu werden, fordern wir den Koalitionsvertrag strikt an dem 1,5-Grad-Ziel von Paris aus­ zurichten; die Handelspolitik ökologisch verträglich zu gestalten; ferner eine UNKonvention mit dem Ziel, den Verbrauch von Ressourcen und Chemikalien deutlich zu senken; sowie das Recht auf individu­ elles Asyl sicherzustellen.

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Mehr zum Thema Unsere Forderungen im Einzelnen: www.bund.net/zukunftsagenda


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INTERVIEW

Die Zukunftsagenda verknüpft Umweltschutz und soziales Engagement. Wie und warum der Paritätische G ­ esamtverband zum Partner des BUND wurde, führt dessen Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider im Interview aus. Herr Schneider, was bewog den Paritätischen Gesamtverband, zur Bundestagswahl eine doch ungewöhnliche Allianz mit dem BUND einzugehen? Mit dieser strategischen Allianz haben wir unsere Kernkompetenzen zusammengeworfen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Soziales und Ökologisches nicht ge­ geneinander ausgespielt werden dürfen – was jetzt im Wahlkampf wieder viel zu oft geschieht. Wir haben gar keine andere Wahl, als den Klimawandel zu bekämpfen und zu stoppen. Und dabei müssen wir diese Gesellschaft zusammenhalten. Wir werden keine Mehrheiten für eine offensive Klimapolitik gewinnen, wenn wir den Menschen nicht vermitteln: Diejenigen, die heute schon wenig haben, belasten wir nicht noch mehr. Wir wollen dafür sorgen, dass diese Gesellschaft nicht weiter auseinanderfällt, sondern nä­ her zusammenrückt. Nur mit einer guten Sozialpolitik haben wir die Chance, eine gute Klimapolitik umzusetzen. Und daran haben wir als Wohlfahrtsverband großes Interesse. Den Klimawandel laufen zu las­ sen, wäre das Teuerste schlechthin – und für die Menschen auf der Südhalbkugel

Foto: Sven Serkis, Berlin

WIR SIND UNS EINIG

schlichtweg verheerend. Deren Leid und Vertreibung werden uns direkt berühren. Darum diese aus unserer Sicht sehr ver­ nünftige Allianz mit dem BUND.

Gemeinwohl heißt anderen Antrieben zu folgen als dem reinen Profit.

War hier viel Überzeugungsarbeit nötig? Eher Erweckungsarbeit. Das Thema lag auf dem Tisch und musste nur aufgegriffen werden. Zuerst haben uns die vielen ent­ wicklungspolitischen Mitglieder gemahnt, als Parität hier Flagge zu zeigen und uns konsequent einzusetzen. Das hat dann eine echte Welle unter unseren Mitgliedern ausgelöst und uns zu der Perspektive ver­ holfen: Was können wir in unseren Ein­ richtungen und als Konsumenten zu einer vernünftigen Klimapolitik beitragen?

So neu die Allianz, eint die Partner doch der Sinn fürs Gemeinwohl. So gehen wir beide gegen Geschäftsmodelle vor (etwa in der Agrarindustrie), die nur deshalb profitabel sind, weil ihre ökologischen und sozialen Kosten nicht eingepreist sind, zu unser aller Schaden. Genau, wir sind beide gemeinnützig. Gemeinwohl heißt anderen Antrieben zu folgen als dem reinen Profit, ob in der Wohlfahrtspflege oder im Umweltschutz. Unter uns Non-Profit-Organisationen ist ein neues Selbstbewusstsein entstanden. Wir verstehen uns nicht länger als ein Nischensektor, sondern als alternative Wirtschaftsform zum profitorientierten Wirtschaften mit all seinen Problemen. Wenn wir an Umwelt und Soziales denken, an den Verkehr, die Landwirtschaft oder auch Kultur, wollen wir dies künftig offen­ siv in die Waagschale werfen. Ein zentrales Anliegen unserer Zukunfts­ agenda ist es, den Ressourcenverbrauch zu senken. »Weniger ist mehr« ist bei jenen populär, die glauben, sich ein Weniger leisten zu können. Wie viel Anklang findet das Ziel bei Ihrer Klientel?


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Gar keinen – wenn man nicht erläutert, dass man zugleich für soziale Sicherheit sorgt. Klimaschutz macht vielen erst mal Angst. Wer über die Hälfte seines mageren Einkommens für die Warmmiete ausgibt, fragt sich bei jeder Hausmodernisierung oder zusätzlichen CO2-Bepreisung: Kann ich mir dann noch die Wohnung leisten? Gleiches gilt für Berufspendler und höhere Spritkosten. BUND und Paritätischer sind sich da einig: Nur ein sozial verträglicher und gerechter Klimaschutz wird auf Zu­ stimmung stoßen. Wer Notwendigkeiten wie einen höheren Benzinpreis ausspricht, kann noch so gute Konzepte für sozialen Ausgleich haben: Sie oder er steht medial am Pranger, da greifen sofort die üblichen Reflexe. In diesem Bundestagswahlkampf spielen soziale Medien eine noch stärkere Rolle als früher. Seit der Pandemie geschieht immer mehr Debatte und auch Meinungs­ bildung im Netz. Twitter und Co neigen zur Überspitzung und geben gerne auch Het­ zern eine Plattform. Dieser Wahlkampf ist wohl noch ruppiger als die vergangenen. Damit der Klimaschutz und letztlich auch Soziales nicht unter die Räder kommen, werden wir uns sachlich, aber entschlossen in die Diskussion einbringen.

Politisch hat die gemeinsame Agenda für einige Irritationen gesorgt. Gelingt es mit ihr eine Brücke zu bauen zwischen gestandener Sozialpolitik und vermeintlich elitärem Naturschutz? Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtig­ keit, sondern auch der Vernunft. Wir brau­ chen eine echte sozial-ökologische Trans­ formation, die alle mitnimmt. Da können wir zusammen nicht nur gute Anstöße geben, sondern haben mit der Zukunftsagenda ein echtes Programm und konkrete Lösungen vorgelegt. Und ja, es gab Irritationen, weil sich die Fronten verwischt haben. Die wenigsten konnten sich vorstellen, dass wir, indem wir unsere Anliegen zusammendenken, zu neuen Ideen kommen, die für alle gut sind. Wenn wir intelligente und für alle er­ schwingliche öffentliche Verkehrssysteme schaffen und damit die Zahl der Autos verringern, dann ist das für alle gut. Oder denken Sie an die Versorgung von Dörfern oder Stadtteilen: Die beste Mobili­ tät ist doch die, die wir gar nicht brauchen. Wir haben immer so getan, als sei Pendeln praktisch gratis, ob zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen. Dabei wohne ich doch am besten dort, wo ich alles Nötige bekomme, die Wäscherei, die Apotheke, die Gast­ stätte. Dazu brauche ich eine intelligente Stadtplanung und Mietenpolitik, die vor Verdrängung schützt. Gemeinsam können wir mit unserer Kompetenz innovative, weil auch die Umwelt schonende Modelle entwickeln.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband versteht sich als Organisation, die besonders die Belange der sozial Benachteiligten und von Ungleichheit und Ausgrenzung Betroffenen oder Bedrohten vertritt. Unter seinem Dach haben sich mehr als 10 000 Vereine, Organisationen, Einrichtun­ gen und Initiativen versammelt, mit mehr als 750 000 hauptamtlich Be­ schäftigten. Sie repräsentieren ein vielfältiges Spektrum sozialer A ­ rbeit in Deutschland.

Am 26. September ist Bundestagswahl. Weist die strategische Allianz mit dem BUND darüber hinaus? Danach geht es erst wirklich los! Niemand kann sagen, wie die neue Regierung aus­ sieht, die Zeiten waren noch nie so schnelllebig wie in dieser Pandemie. Nach der Wahl wird sich zeigen, was tat­ sächlich passiert, unabhängig von den Wahlkampfreden. Und dann – machen wir uns nichts vor – werden die Klimanov netnemelE tim NEROTKEJORP.EID/hcsuR enneirdA :egallo tcejorpnuoN ;yverysoN ,MEGROF ,tigid-a ,gneuNi – kcot und Pandemiekosten zu knüppelhwarten Verteilungskämpfen führen. Unsere Allianz wird dann immer wichtiger, und beide Verbände werden noch enger zusammen­ rücken müssen. sz


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GERECHTERE GESELLSCHAFT

WENIGER RESSOURCEN VERBRAUCHEN In unserer Zukunftsagenda sind Ökologisches und Soziales eng verknüpft. Zum Beispiel im Hinblick auf die dringende Ressourcenwende. Was steckt hinter der Forderung Nr. 6? LIA POLOTZEK ist die BUND-Referentin für ­Wirtschaft und Finanzen.

PATRICK ROHDE leitet die politische Planung des Bundesverbands.

R

ohstoffe wie Erdöl, Metall oder Holz sind entweder endlich oder benötigen viel Zeit, bis sie wieder zur Verfügung stehen. Abbau und Nutzung belasten häufig die Umwelt und das Klima. Doch unser Hunger danach wächst mehr und mehr. Immer deutlicher wird, dass die Ressourcenkrise zu einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wird.

SYSTEMATISCHE ­VERSCHWENDUNG Dies zeigt nicht nur der Erdüberlastungs­ tag, der jedes Jahr früher stattfindet. Un­ missverständlich sagt auch der Biodiver­ sitätsrat der Vereinten Nationen: Der welt­ weite Ressourcenverbrauch verursacht rund 90 Prozent des Verlusts der biologi­ schen Vielfalt und trägt zum weltweiten

Wasserstress bei. Gleichzeitig zerstört er das Klima. Die Industrie stellt die Produkte, die aus den Rohstoffen gefertigt werden, so her, dass sie für immer kürzere Zeit genutzt werden können. Im Anschluss werden sie oft als Müll verbrannt oder in die Umwelt gekippt, was Böden, Luft und Wasser für Jahrzehnte belastet. Wir leben also in einem sehr effizienten System der Ressourcenverschwendung – befeuert vom Wachstumszwang unseres Wirt­ schaftssystems und dem Irrglauben an einen freien Markt, der gerecht verteilt.

VERBRAUCH BEGRENZEN Um die Natur zu schützen und die Klima­ krise aufzuhalten, brauchen wir eine kon­ sequente Kreislaufführung, zudem muss Collage: Adrienne Rusch/DIE.PROJEKTOREN mit Elementen von iStock – iNueng, a-digit, Kuzma; Nounproject

der globale Ressourcenverbrauch sinken. Die Verantwortung, Produktion und Kon­ sum wirklich zu verringern und nicht nur in andere Länder zu verlagern, liegt bei uns. Deshalb muss Deutschland absolute Grenzen für den Ressourcenverbrauch bestimmen. Verfährt die Bundesregierung weiter wie bisher, ist eine Trendwende nicht abzusehen. Die Menschheit beansprucht heute dreimal mehr Ressour­cen als 1970. Ein »Business As Usual« hieße, dass sich der Verbrauch bis 2060 erneut verdoppelt.

GERECHT GEGENSTEUERN Zurzeit ist der Verbrauch von Ressourcen extrem ungleich verteilt, auch innerhalb einzelner Länder. Ihre Nutzung steigt pro­ portional zum Einkommen. Als wir mit dem Paritätischen Gesamtverband unsere Zukunftsagenda erarbeiteten, waren wir uns über das Ziel einer ehrgeizigen Res­ sourcenpolitik schnell einig. Den Gürtel enger schnallen, das sollte nur für diejenigen gelten, die zu viel ver­ brauchen. Menschen dagegen, die schon heute fehlende Teilhabe erleben, brauchen die Sicherheit, dass eine ambitionierte Ressourcenpolitik sie nicht noch weiter aus der Gesellschaft drängt. Das verlangt aktiv gegenzulenken. So fordern wir neben einer ehrgeizigen Ressourcenpolitik, die den Verbrauch senkt, zusätzlich Vermögen, Erbschaften und auch Finanztransaktionen effektiver zu besteuern. Dies wäre ein Schritt hin zu einer ökologischeren und gerechteren Gesellschaft.


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AUF DEN ZAHN GEFÜHLT Die drei Kanzlerkandidat*innen versprechen uns mehr Klimaschutz. Doch was ist davon zu halten? Das BUNDmagazin hat sie mit eigenen Zitaten konfrontiert. Hier ihre Antworten.

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CDU+CSU

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SPD

Die Bundesspitze der Grünen hat sich vom umstrittenen Ausbau der A 49 zwischen Kassel und Gießen distanziert. Partei- und Fraktionsführung fordern ein Moratorium für den Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen. »Wir brauchen eine andere Verkehrspolitik«, sagte die Parteivorsitzende Annalena Baerbock.

»Zur Ehrlichkeit gehört also, dass wir weiterhin fossile Energieträger benötigen werden, weil wir auf absehbare Zeit nur mit diesen die nötige Versorgungssicherheit erreichen. Das wird in den nächsten beiden Jahrzehnten ganz maßgeblich noch die Kohle sein, mit zunehmender Bedeutung vor allem aber auch Erdgas.«

Olaf Scholz hat die CO2-Abgabe zwar selbst durchgewunken, zeigt aber Verständnis für die Tankwut: »Wer jetzt einfach immer weiter an der Spritpreisschraube dreht, der zeigt, wie egal ihm die Nöte der Bürgerinnen und Bürger sind.« Ein immer höherer CO2-Preis sorge »nicht für mehr Klimaschutz, sondern nur für Frust«.

Im Konflikt um den Dannenröder Wald haben Sie in der SZ im September 2020 ein Moratorium für den Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen gefordert. In Ihrem Wahlprogramm heißt es nun, »nicht planfestgestellte Straßenneubauprojekte, insbesondere Autobahnabschnitte« müssten noch einmal auf den Prüfstand und mit einem Klima- und Umweltcheck neu bewertet werden. Das klingt deutlich zurückhaltender. Werden die Grünen in einer Regierung das erwähnte Moratorium durchsetzen?

Im Landtag von NRW haben Sie 2019 gesagt, dass Sie die Nutzung fossiler Energien bis 2040 hinein planen. Doch um die Klimakrise zu stoppen, brauchen wir bis dahin Klimaneutralität und damit einen Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2030, aus fossilem Gas bis 2035. Wird Deutschland mit Ihnen als Kanzler oder der Union in der Regierung einen solchen Ausstiegsplan bekommen, und ab wann?

Anfang Juni sprachen Sie sich in der BILD gegen einen »immer höheren« CO2-Preis aus. In der Regierung haben Sie ihn eingeführt, im Wahl­programm der SPD steht: »Mit dem Anstieg des CO2-Preises werden wir für sozial gerechte Ausgleichsmaßnahmen sorgen.« Werden Sie die vom BUND geforderte Rückerstattung pro Kopf in einen Koalitionsvertrag einbringen? Wie genau wollen Sie den CO2-Preis erhöhen?

Kurz bevor ich 2017 Ministerpräsident wurde, hatte die rot-grüne Vorgängerregierung in einer Leitentscheidung Braunkohleverstromung bis 2045 festgelegt. Ich habe 2018 den bundesweiten Kohleausstieg verhandelt. Zwei Drittel der deutschen Braunkohlekraftwerke werden in NRW abgeschaltet, sieben schon nächstes Jahr. Der Kohleausstieg mit dem endgültigen Aus 2038 wurde im Konsens von Wirtschaft, Gewerkschaften und Umweltbewegung, auch mit dem BUND*, festgelegt. Ich will mehr Tempo.

Ich bin für eine Klimapolitik, die für alle funktioniert, unabhängig vom Einkommen. Dieses Jahr haben wir mit einer moderaten CO2-Bepreisung für Wohnen und Mobilität begonnen. Wer einfach schnell einen höheren CO2-Preis fordert, ignoriert, dass sich die wenigsten am nächsten Tag eine neue Heizungsanlage oder ein neues Auto kaufen können. Wir wollen entlasten, indem wir den Strompreis senken: Es soll attraktiv sein, auf Strom aus Erneuerbaren umzusteigen. Wir wollen, dass die Umlage für die Erneuerbaren nicht mehr den Strompreis verteuert – so spart eine Familie 300 Euro im Jahr.

Regieren heißt handeln, es braucht eine an der Klimaneutralität ausgerichtete Infrastrukturpolitik. Wir wollen alle nicht im Bau befindlichen Abschnitte sowie besonders umweltschädliche Straßenneubauprojekte einer Umwelt-, Klima- und Bedarfsprüfung unterziehen und sie dadurch deutlich reduzieren. Bis zum Abschluss dürfen keine irreversiblen Fakten geschaffen werden. Die Mittel für den Straßenneubau werden wir weitgehend in die Stärkung von Schiene, Rad und ÖPNV umschichten.

* Der BUND hatte damals per Sondervotum einen Ausstieg bis 2030 gefordert!

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OLAF SCHOLZ

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ARMIN LASCHET

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grue ot o:

DIE GRÜNEN

ne.de

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ANNALENA BAERBOCK


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BUNDESTAGSWAHL IST KLIMASCHUTZWAHL

Was haben Bundestags­ abgeordnete und M ­ inister aus Bayern in der zu Ende gehenden Legislaturperiode für den Schutz der Umwelt getan? Oder dagegen? Wir sehen genauer hin.

RICHARD MERGNER BN-Landesvorsitzender

W

as hat die noch amtierende Bundesregierung und die Bundestagsmehrheit aus CDU/CSU und SPD in den vergangenen vier Jahren bei der Lösung drängender Umweltfragen erreicht? Die Bilanz fällt mehr als dürftig aus. Im Klimaschutz kann man von vier verlorenen Jahren sprechen, hätte nicht Corona als »Nebeneffekt« bewirkt, dass die Klimaziele für 2020 doch noch erreicht wurden. Maßgeblich mitverantwortlich beispielsweise für die Blockade einer dezentralen Bürgerenergiewende und konsequenten Klima­ schutz war die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag un­ ter dem Vorsitz von Alexander Dobrindt und dem mittlerweile über die Maskenaffäre gestolperten stellvertretenden Vorsitzen­ den der CDU/CSU-Fraktion, Georg Nüßlein. Er war bis 2013 auch der energiepolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe. Gemein­ sam mit dem CSU-Parteivorsitzenden Markus Söder hat er sich für einen niedrigen CO2-Preis eingesetzt und im Klimapaket der Bundesregierung neue Abstandsregeln für Windräder festschrei­ ben lassen. Diese haben den Ausbau der Windkraft an naturver­ träglichen Standorten nicht nur in Bayern nahezu zum Erliegen gebracht.

Foto: Peter Enzenberger

LIEFERN STATT BLOCKIEREN!

INHALTLICHE BLOCKADE BEI ÜBERLEBENSFRAGEN Oft nur nach außen hin »ergrünt«, haben gerade CSU-Abgeordne­ te (bis auf wenige Ausnahmen) und CSU-Bundesminister bei zentralen Überlebensfragen Vorschläge von Umweltverbänden wie dem BUND Naturschutz blockiert, sei es beim Klimaschutz, beim Gewässerschutz, beim Tierschutz, der Reinhaltung der Luft oder dem Stopp des Flächenverbrauchs. Auch das CDU/CSU-­ Bundestagswahlprogramm gibt auf entscheidende Überlebens­ fragen wie den Schutz des Klimas oder die Bewahrung der natür­ lichen Lebensvielfalt keine Antworten. Doch gerade im Klimaschutz brauchen wir jetzt keine weiteren Ankündigungen und vage Ziele in ferner Zukunft, sondern end­ lich konsequente Gesetze und konkrete Maßnahmen zu deren Umsetzung – jetzt! Dazu gehören Programme zur drastischen Verringerung der Emissionen. Dazu gehört genauso der Aus­ stieg aus der fossilen Welt in der Energieversorgung, im Bereich des Wohnens und der Industrie, vor allem aber im Bereich der Mobilität, wo die Treibhausgasemissionen seit Jahren auf dem hohen Niveau von 1990 verharren.

MILLIARDENSUBVENTIONEN ZUGUNSTEN DES AUTOVERKEHRS Gerade im Verkehrsbereich haben seit über einem Jahrzehnt CSU-Bundesverkehrsminister aus Bayern wie Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer, die alle wieder für den


Natur +Umwelt 3 | 21 › TITELTHEMA 25

VORHERRSCHENDE RAUBBAUWIRTSCHAFT ­ENDLICH BEENDEN Die Corona-Pandemie hat uns mehr als deutlich vor Augen ge­ führt, wie wichtig Gesundheit und eine gesunde Umwelt sind. Die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise und der massive Ar­ tenschwund gefährden unsere Lebensqualität und das Wohler­ gehen kommender Generationen. Doch wir haben in unserer De­ mokratie die Chance, mit unserer Wahlentscheidung die zarte Pflanze einer sozial-ökologischen Fair-Änderung zum Blühen zu bringen und die vielfach noch vorherrschende Raubbau- und Ver­ schwendungswirtschaft zu beenden. Ich bitte Sie, liebe Mitglieder: Schauen Sie daher genau, wer­­ für welche Politik Verantwortung getragen hat und prüfen Sie Kan­didatinnen und Kandidaten daraufhin, ob sie demokrati­sche Prozesse, zivilgesellschaftliches Engagement und kritische ­ ­öffentlich-rechtliche Medien achten sowie glaubhaft für über­ lebensnotwendige neue Weichenstellungen in diesem Land ein­ treten. Viele BN-Kreisgruppen wie hier in Bamberg tragen das Thema Klimaschutz in den Bundestagswahlkampf. Anzeige

Bundestag kandidieren, den Klimaschutz sträflich missachtet. Sie haben den Bau von Straßen mit Milliarden subventioniert und eine umweltverträgliche Mobilität mit Bahn, Bus, Rad und siche­ ren Fußwegen völlig vernachlässigt. Statt den umweltverträgli­ cheren »Umweltverbund« und Güterverkehr auf der Schiene massiv zu fördern und die bestehenden Wettbewerbsverzerrun­ gen und Fehlsubventionen in Milliardenhöhe zu Gunsten des Auto-, Lkw- und Flugverkehrs zu beenden, wurden durch ihre Po­ litik die negativen Wirkungen für den Klima- und Gesundheits­ schutz massiv befördert. Zudem wurden hunderte Millionen Euro für ein gesetzwidriges »Ausländermaut«-Wahlversprechen in den Sand gesetzt. Der BUND Naturschutz fordert daher von allen Bundestags­ kandidaten und -kandidatinnen klare Aussagen vor der Wahl, ob sie für oder gegen ein Straßenbaumoratorium, ob sie für oder ge­ gen ein Tempolimit von 120 auf Autobahnen, 80 auf Landstraßen und 30 innerorts sind. Ebenso standen in den vergangenen vier Jahren gerade Politi­ ker und Politikerinnen von CSU, FDP und SPD für unfaire Freihan­ delsabkommen wie TTIP, CETA, Jefta oder Mercour, welche die Gentechnikfreiheit in Bayern ebenso bedrohen wie die bäuerli­ che Landwirtschaft, den Klimaschutz sowie den Schutz von Bür­ ger- und Umweltrechten vor der Profitgier multinationaler Kon­ zerne.

BIO-ERLEBNISTAGE 28. August – 10. Oktober 2021

Alle Veranstaltungen in Ihrer Nähe auf

www.bioerlebnistage.de


26 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTIONEN

ZUR BUNDESTAGSWAHL

ZUSAMMEN DEMONSTRIEREN Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Wenn wir uns selbst, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft wünschen, müssen wir jetzt handeln. Nach dem Sommer beginnt die heiße Phase des Wahlkampfes. Im September stehen gleich zwei Protesttage an. Dann wollen wir mit Abstand und Maske in großer Zahl für unsere Anliegen auf die Straße gehen. www.zusammen-veraendern.de

MOBILITÄTS­WENDE STARTEN Anlässlich der Internationalen Automobilausstellung IAA wollen wir am 11. September in München demonstrieren. Mit einer Fahrrad-Sternfahrt, einer Fußgänger-­Groß­demo und einer Kinder-­Radl-­­Demo fordern wir eine rasche Mobilitätswende. Helfen Sie, den Protesttag bekannt zu machen! Zwar gibt sich die IAA kurz vor der Bundestagswahl einen grünen Anstrich. Sie bleibt aber die Show der Branche und ihrer klimaschädlichen Autos. Mit unserem Protest stellen wir klar: Die nächste Bundesregierung muss den Klima­ schutz im Verkehr endlich anpacken. Sie muss eine Mobilitätswende einleiten und verhindern, dass die Autokonzerne die Zukunft nachfolgender Generationen verheizen. Rund um die Proteste bietet die BUNDjugend eine Übernachtungsmöglichkeit auf einem Zeltplatz an. Am DemoWochenende von Freitagabend bis Sonntagmorgen werden hier etwa 150 junge Menschen aus ganz Deutschland zelten. Dazu gibt es ein vielfältiges Angebot mit Workshops, Austausch beim Abendessen, Spielen, »Silent Disco« etc. Mehr dazu + Anmeldung: bundjugend.de/iaa2021

FÜRS KLIMA STREIKEN Am 24. September, zwei Tage vor der Bundestagswahl, heißt es: #AlleFürsKlima. Mit Fridays for Future wollen wir die Wahl zur Klimawahl machen: für echten Klimaschutz und eine Zukunft ohne Klimakrise. Die Klimaproteste finden wie 2020 bundesweit und dezentral statt. Wir müssen jetzt aktiv werden, um die Klimakrise und das weltweite Artensterben einzudämmen und das 1,5-Grad-­ Limit von Paris einhalten zu können. Bisher hat die Große Koalition auf den vielfachen Protest nur halbherzig reagiert. Mit der Bundestagswahl können wir das ändern: Füllen wir erneut die Straßen und machen wir das Klima zum zentralen Thema dieser Wahl!

AKTIONSPAKETE FÜR IAA-DEMO UND KLIMASTREIK Seinen Aktiven bietet der BUND k ­ ostenlose Aktionspakete mit Info- und Mitmach-Material an. Gruppen und Ehrenamtliche können sie nach Anmeldung auf BUNDintern o ­ nline bestellen: www.bund-intern.net


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  AKTIONEN 27

VERSPRECHEN

AUF ZUR KLIMAWAHL D

ie nächste Bundesregierung muss den Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt zur obersten Priorität machen: mit einem umweltfreundlichen Umstieg auf erneuerbare Energien; und mit einer grundlegenden Verkehrs- und Agrarwende, die sozial gerecht gestaltet werden. Passieren wird das nur, wenn wir die Bundestagswahl zu einer Abstimmung fürs Klima machen. Darum verspreche ich: • Meine Stimme der Partei zu geben, die sich aus meiner Sicht am überzeugendsten für einen sozial gerechten Klima- und Naturschutz einsetzt. • Mitzuhelfen, die Wahl zur Klimawahl zu machen: Indem ich mit Freunden, Kolleginnen oder der Familie darüber spreche, warum diese Wahl so wichtig

fürs Klima ist; von den Parteien oder Bundestagskandidat*innen echten Klimaschutz fordere; oder mit BUND, Fridays for Future u.a. protestiere.

GEMEINSAM ZUR KLIMAWAHL Damit wir beim Klimaschutz vorankom­ men, muss die nächste Bundesregierung entschieden handeln. Hunderttausende haben schon zugesagt: Wir geben unsere Stimme jenen, die die besten Ideen für den Schutz des Klimas haben. Und wir sorgen gemeinsam dafür, dass das Thema den Wahlkampf bestimmt. Geben Sie jetzt Ihr Versprechen ab!

Aktiv werden aktion.bund.net/klima-pledge

Der KlimaPledge is t eine gem von BUND einsame A , campact ktion , Fridays fo WWF und r Future, N weiteren ABU, Verbündet en.


28 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

KÖNIGSKERZEN

Foto: Getty Images / sasapanchenko

ine weiche, wollig behaarte Blattrosette im ersten, dazu im zweiten Jahr ein hoch aufragender Stängel, reich beblättert und zum Teil verzweigt mit einer oder mehreren bis zu 40 Zentimeter langen Blütenrispen, umringt von kleineren Blütenkerzen – zu übersehen ist diese Pflanze wirklich nicht. Man steht immer wieder staunend vor diesem Naturwunder, das einen Men­ schen weit überragt: Bis zu drei Meter hoch können Königskerzen werden – ge­ ballte Kraft, die durch Mauerspalten und Asphaltritzen bricht, dank ihrer Behaa­ rung auch mit großer Trockenheit zurecht­ kommt und stickstoffreiche Böden liebt. Die goldgelben Blüten leuchten wie kleine Sonnen, ein zarter, rosenähnlicher Duft entströmt ih­ nen. Nie sind alle Blüten gleichzei­ tig geöffnet, so dass sie unzäh­ lige Insekten über einen langen Zeit­ raum mit sehr viel Pollen versorgen. Das lieben Bie­ nen, Schwebflie­ gen, Rüsselkä­ fer, Weichwanzen, Larven von Gallmü­ cken und Laubheu­

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Sagenumwobene Heilkräfte und Nahrung für zahllose Insekten – die Königskerze ist ein Tausendsassa.

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schrecken. Auch einige Eulen­falter-Arten haben sich die Pflanze als Futterpflanze auserkoren. Diese Nahrungsquelle, Kin­ derstube, Versteck und Sitzwarte gehört in jeden Garten. Die Königskerze bildet eiförmige Kapselfrüchte mit bis zu 700 000 winzigen Samen, die vom Wind verbreitet werden und bis zu 1000 Jahre warten können, bis sie keimen. Seit alters her waren Königskerzen ge­ schätzt, nicht als essbares Kraut, sondern als Nothelfer, Heil- und Zauberpflanzen: Ans Haus gepflanzt, sollen sie vor Un­ wetter schützen, ein Wurzelamulett vor

HÄUFIGE ARTEN

(alles Braunwurzgewächse, früher Rachenblütler) • Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus), verzweigt, mit vielen Blütenrispen • Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) unverzweigt, bis 3 m hoch, gerne gemeinsam mit wärmeliebenden Distel-Gesell­ schaften • Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum), purpurviolette statt orange­ ne Staubfäden, kaum behaarte ­Blätter, liebt feuchtere Standorte

Krankheit und bösen Kräften. Sie symboli­ sieren Licht und Energie des Sommers im Kräuterboschen, in Wachs oder Öl ge­ taucht, waren sie Kerze oder Fackel, den germanischen Gottheiten Baldur und Freya geweiht. Hippokrates nutzte sie zur Wundbehandlung und Aristoteles wusste um die betäubende Wirkung der Samen. Odysseus schützte sich mit ihnen vor Circe, indigene Völker rauchen sie bei Asth­ ma, Bronchitis und Lungenproble­ men. Für Hildegard von Bingen waren sie Pflanzen gegen Traurigkeit, bei Sebastian Kneipp ein herzstärkendes Mittel. Die Blüten enthalten auswurffördende Saponine, die festsitzenden Schleim ver­ flüssigen, außerdem beruhigende und reizlindernde Schleimstoffe. Die Zuberei­ tung entsprechender Aufgüsse erfordert jedoch Fachwissen. Die Blüten helfen bei Ohrenschmerzen, Bindehautentzündun­ gen und Nervenschmerzen. Eine Pflanze mit Löwenkräften eben.

IRMELA FISCHER Die Autorin arbeitet selbständig als Naturbegleiterin und Um­ weltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.


Foto: Lars Ludwig

GERETTETE LANDSCHAFT Am Bauernberg im südöstlichen Vorland des Nationalparks Hainich breitet sich auf über 50 Hektar eine halboffene Landschaft mit Streuobstwiesen aus. Seit drei Jahren ist der BUND Thüringen hier aktiv. ­ Er bemüht sich darum, dass mehr als 1500 Pflaumen-, Kirsch-, Apfel- und Birnbäume nach langer Vernachlässigung wieder regelmäßig geschnitten und von Misteln befreit werden. Auch lichtet er verbuschte Wacholder­ heiden und Halbtrockenrasen auf. Davon profitieren zahllose Insekten und Vögel wie Wendehals, Grauspecht, Heidelerche und Neuntöter.


30 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

MOORSCHUTZ IM GROSSEN STIL Moore galten lange als wertlos und gefährlich. Sie wurden trockengelegt ­ oder abgebaut. Der BN hat diesen Fehler früh erkannt und 1933 das erste Moorgrundstück zum Schutz gekauft. Heute besitzt er über 800 Hektar Moor. en Anfang machte ein 6,5 Hektar großes Moorstück an der Gfällach, einem Kernbereich des Erdinger Mooses bei München. Es war der erste Grundstückskauf des BN in Südbayern. Heute machen die Moore mit mehr als 800 Hektar etwa ein Drittel aller BN-eigenen Flächen aus. Dazu kommen zahlreiche Pacht- und Pflegeflächen in Moorgebieten. Der Na­ tur- und Artenschutz in den oft sagen­ umwobenen Moorlandschaften mit ihren hochspezialisierten und bedrohten Tierund Pflanzenarten stand für den BN von Anfang an im Vorder­ grund. Doch Moore haben noch eine weitere wichtige Bedeutung: Sie sind essen­ ziell für den Klimaschutz.

WARUM MOORSCHUTZ AUCH KLIMASCHUTZ IST 95 Prozent der bayerischen Moore sind heute in ihrem Wasserhaushalt gestört oder gar vernichtet, »kultiviert« für Torfab­ bau, landwirtschaftliche Nutzung und so­ gar Bebauung. Die gestörten Moore hei­ zen den Klimawandel weiter an. In intak­ ten Mooren baut sich aus abgestorbenen Pflanzenteilen, die wegen des Sauerstoff­ abschlusses unter Wasser nicht zersetzt werden können, eine Torfschicht auf. Sie wächst etwa einen Millimeter pro Jahr und kann bis zu zehn Meter dick werden. In entwässerten Mooren trocknet diese aus und der Torf zersetzt sich. Der orga­ nisch gebundene Kohlenstoff geht als CO2 und Methan in die Luft, Stickstoff wird als Lachgas emittiert. Alle drei Gase

Oft hilft auch der Biber mit bei der­ Gestaltung vielfältiger Lebensräume im Moor, so wie hier im Palsweiser Moos.

sind in höchstem Maße klimaschädlich. Je intensiver Moore entwässert und ge­ nutzt werden, desto mehr Treibhausgase setzen sie frei. In Bayern sind das insge­ samt etwa 5,1 Millionen Tonnen. Das ent­ spricht sechs Prozent der gesamten ener­ giebedingten Treibhausgasemissionen des Freistaats. Am gravierendsten ist der oben beschriebene Effekt, wenn auf Moorböden Äcker entstehen.

MENSCHEN FÜR MOORSCHUTZ Der Moorschutz im BN hat seinen Schwer­ punkt im Süden des Freistaats, wo die meisten Moore liegen. Die BN-Gruppen engagieren sich dort in etwa 50 größeren Projekten. Besonders aktiv sind sie im Al­ penvorland, in Mittelgebirgen wie im Bay­ erischen Wald, in den großen Moorachsen

Foto: Heinz Gibowsky

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Natur +Umwelt 3 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz 31

entlang von Flusstälern wie Donau und Isar oder am Rand der Münchner Schotter­ ebene. Auch die BN-Flächen sind zu Beginn nur selten in naturnahem Zustand. Nach dem Ankauf stehen daher Maßnahmen zur Renaturierung und Pflege an. Das kön­ nen beispielsweise Mahd, Entbu­schung, die Entwicklung artenreicher Feuchtle­ bensräume oder extensive Beweidung sein. Die zentrale Aufgabe ist jedoch im­ mer, den Grundwasserstand wieder anzu­ heben. Damit das Wasser nicht weiter aus dem Moor fließt, müssen Entwässe­ rungsgräben geschlossen und angestaut werden. Aus Klimaschutzsicht ist ein Grund­wasserstand von zehn Zentimeter unter der Geländeoberfläche optimal. Die Renaturierung der Moore dient aber nicht nur dem Klima, auch die moortypi­ sche Artenvielfalt profitiert davon. Be­ stände seltener Raritäten wie Sonnentau oder Arktische Smaragdlibelle erholen sich dadurch, wie wissenschaftliche Be­ gleituntersuchungen und Langzeitbeob­ achtungen auf vielen BN-Flächen zeigen. Je mehr Flächen eines Moores dem BUND Naturschutz gehören, desto einfa­ cher ist die Anhebung des Grundwasser­ standes. Bei der Moorrenaturierung arbei­ tet der BN mit vielen Partnern zusammen – zunehmend auch mit dem Biber, der mit seinen Dämmen in Entwässerungsgräben den nötigen Anstau kostenlos über­ nimmt. In manchen Moorgebieten hilft der BN auch ohne eigene Flächen bei der

Renaturierung, wie etwa im Bereich des Staatsforstes im Öd­ moos und im Werden­ steiner Moor. Und in großen landwirt­ schaftlich genutzten Nieder­ mooren engagiert sich der Ver­ band auch über die BN-­Flächen hinaus für eine moorverträgliche Nutzung zusammen mit Landwirten, wie zum Bei­ spiel im Projekt Freisinger-­Moos-Weide­ rind mit einem Biolandwirt.

ES MUSS VIEL MEHR PASSIEREN Die Erkenntnis, dass Moorschutz nicht nur Natur-, sondern auch Klimaschutz ist, hat sich auch bei der Politik mittlerweile durchgesetzt. Die Wertschätzung der Moore hat deutlich zugenommen. Und so hat der BN viele Flächenkäufe und Projek­ te in Moorgebieten mit finanzieller Unter­ stützung durch den Bayerischen Natur­ schutzfond und staatliche Förderpro­ gramme realisiert. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss Bayern bis 2035 klimaneutral wer­ den. Moorschutz ist dafür ein wichtiger Baustein und muss deshalb deutlich schneller auf viel größerer Fläche als bis­ her vorankommen. Um gerade bei den stark genutzten Niedermooren die Um­ stellung der Landwirte auf natur-, klimaund moorverträgliche Bewirtschaftung voranzubringen, müssen moorschädliche Subventionen eingestellt und Moorschutz in den bayerischen Förderprogrammen und der europäischen Agrarpolitik stark gefördert und als gute fachliche Praxis festgeschrieben werden. Auf europäi­ scher Ebene wurde diese Chance gerade vertan. Nun muss die bayerische Staats­ regierung ihre Möglichkeiten nutzen und schnell die Weichen für Moorschutz auf großer Fläche stellen. Christine Margraf (ht)

Der Blauschillernde Feuerfalter auf einem ­SchlangenKnöterich (Bistorta officinalis), ­der Futterpflanze seiner Raupen.

GROSSARTIGER FUND Wie wertvoll die vom BN gesicherten Moorflächen sind, zeigt ein aktueller Fund bei Haidmühle. Dort, am Grünen Band Bayern-Tschechien, im Tal der Kalten Moldau, hat der BN-Aktive und Schmetterlingsspezialist Michael Bäumler kürzlich den Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) entdeckt. Es ist der erste Nachweis dieser ­ Art auf der bayerischen Seite des Grenzgebiets und ein Wiederfund für den Bayerischen Wald. Dort wurde der Falter zuletzt zwischen 1951 und 1980 dokumentiert. In den 1990er-­ Jahren ist er in Tschechien bei Nové Údolí wiederangesiedelt worden. Wahrscheinlich stammt das jetzt gefun­dene Tier aus dieser Population. Dass die Art ihren Lebensraum über die Grenze hinweg ausweitet, unter­ streicht den guten ökologischen ­Zustand der Moorflächen am Grünen Band. Die Flächen bei Haidmühle sind ­ Teil des großen Moorschutzprojekts »LIFE for MIRES«, das die EU und der Bayerische Naturschutzfonds fördern. Der BN ist für drei Gebiete auf bayeri­ scher Seite verantwortlich. In dem Vorhaben renaturieren Naturschützer grenzübergreifend Biotope. Sie ent­ buschen beispielsweise Moore und heben deren Wasserstand wieder an. Davon profitieren typische Bewohner wie der Hochmoorlaufkäfer, die ­Waldbirkenmaus oder der Sonnentau. Das Projekt läuft noch bis Ende 2024.

Foto: Michael Bäumler

Die Karte zeigt Moore in Bayern (grün) und Moor­ flächen in BN-Besitz (rot). (BN-Flächen nicht ganz maßstabsgetreu)


Bedroht Käfer bilden die Tiergruppe mit den weltweit meisten Arten. Alleine in Deutschland wurden bislang mehr als 6500 ver­schiedene Käfer entdeckt. Der Feld-Sandlaufkäfer ist einer von ihnen. Er bewohnt trockene, sonnige Lebensräume, die höchstens spärlich mit Pflanzen bewachsen sein dürfen. Hier hat der rasante Läufer freie Bahn, um kleine Spinnen und Insekten zu erbeuten. Wie so viele Insekten ist auch dieser einst verbreitete Käfer heute selten geworden. Geeignete Biotope werden bebaut oder intensiv landwirtschaftlich genutzt. Dies schadet dem Käfer, zumal er empfindlich auf Pestizide reagiert. Etliche vom BUND betreute Flächen bieten dem Feld-Sandlauf­käfer noch ausreichend Lebensraum.


Foto: Wolfgang Willner


Die Bewirtschaftung des Waldreviers Quierschied orientiert sich am Prozessschutz.

SAARKOHLENWALD

VORBILDLICH Europäische FFH-­Schutzgebiete müssen in ­einem »guten Erhaltungszustand« sein. Doch was genau heißt das für die Bewirtschaftung der W ­ älder darin? Im Saarland gibt es dazu bald klare Vorgaben. Der BUND hat sie mit entwickelt.

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her die Regel als die Ausnahme: In einem EU-geschützten Wald fällt ein Forstbetrieb regelmäßig alte Buchen und Eichen. Bald weist das Kronendach große Lücken auf, das so wichtige feucht-­ kühle Innenklima ist empfindlich gestört. Ein ganz klarer Verstoß gegen das »Verschlechterungsverbot« in FFH-Gebieten, so sollte man meinen. Doch gerichtlich lässt sich nur schwer dagegen angehen. Denn in keinem Bundesland ist bisher genau bestimmt, wie die Forstwirtschaft den Schutzzielen im Wald entsprechen muss. Zumindest im kleinen Saarland soll sich das nun ändern.

KLARES MANKO Rund ein Viertel des deutschen Waldes ist als FFH- oder Vogelschutzgebiet EU-­ rechtlich geschützt. Den übergroßen Teil bilden Laub- und vor allem Buchenwälder. Und die werden deutschlandweit oft noch wenig nachhaltig genutzt. Das wider­ spricht zwar eindeutig dem hier vorrangi­ gen Naturschutz. Doch die Verordnungen und Managementpläne der Waldschutz­ gebiete sind regelmäßig zu schwach und zu schwammig, um eine solche forstliche Praxis verhindern zu können. Im Saarland erkannte nicht nur der BUND mit dem Arbeitskreis Wald dieses

Drei BUND-Aktive (von links): Gangolf Rammo vom ­Arbeitskreis Wald, der Landesvorsitzende Christoph Hassel und der Quierschieder Revierförster Roland Wirtz

Manko. Moderiert vom Umweltministerium setzten sich Forstverwaltung und Umwelt­ verbände an einen Tisch. Das gemeinsame Ziel: höhere Standards für einen möglichst natürlichen und somit stabilen Wald.

NEUER LEITFADEN Wie viele Bäume müssen in einem Laub­ wald stehenbleiben dürfen, damit er aus­ reichend schattig und feucht ist? Wie nah muss das Spektrum seiner Baumarten dem natürlichen Vorbild kommen? Wie viel verwitterndes Holz ist nötig, damit ein Wald die typische Vielfalt der Insekten und Vögel, Pilze und Flechten bildet? Die­ se und weitere Fragen beantwortet der Handlungsleitfaden »Biodiversität im Wirtschaftswald«. Auf wissenschaftlicher Basis nennt er Mindestkriterien für eine FFH-gerechte Waldwirtschaft und einen Wald in günsti­ gem Erhaltungszustand. Derzeit schult »Saarforst« seine Revierleiter, damit die neue Richtlinie bis zum Jahresende um­


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT 35

Foto: Roland Wirtz, SaarForst Landesbetrieb

Die Naturwaldzelle Hölzerbachtal ist seit 50 Jahren eine wichtige Lernfläche für die Forstwirtschaft.

gesetzt ist. Ein solch verbindliches Regel­ werk für große Staatsforstbetriebe ist ein echtes Novum. Dank der engen und gleichberechtigten Zusammenarbeit mit BUND und Co wird das kleinste Flächen­ land bundesweit zum Vorbild für eine FFH-­verträgliche Waldwirtschaft.

MUSTERWALD IM BALLUNGSRAUM Ein großer Staatswald nördlich von Saar­ brücken zeigt schon jetzt anschaulich, was zeitgemäße Forstwirtschaft bedeutet. Zeitgemäß, weil sie der biologischen Viel­ falt Raum bietet, sich zu entfalten. Und weil sie dem Wald die Chance lässt, sich gegen die häufigeren Wetterextreme der Klimakrise zu wappnen. Der FFH-geschützte Saarkohlenwald liegt in einem Ballungsraum, die Bevölke­ rungsdichte ringsum ist doppelt so hoch wie im deutschen Durchschnitt. Von Auto­ bahnen und Siedlungen umzingelt, wirkt der Wald wie eine Oase. Zu jeder Jahres­ zeit bevölkern Jung und Alt die schattigen Wege, mit Hunden oder Kinderwagen, zu Fuß und auf dem Rad. Gleichzeitig bietet der Wald viele Ni­ schen für Pilze, Pflanzen und Tiere. Auf 95 Prozent der Fläche wachsen Buchen, Eichen und andere Laubbäume. Ein Wald­ umbau wie in Fichten- und Kiefernforsten

Das FFH-Gebiet Saarkohlen­wald mit den drei unterschiedlich genutzten Forstrevieren

ist hier nicht nötig. Gegliedert ist der Saar­ kohlenwald von Nord nach Süd in drei Re­ viere. Was unterscheidet sie?

DREI KONZEPTE, EIN ZIEL Am leichtesten fällt die Antwort im tausend Hektar großen »Urwald«, der langfristig zur Waldwildnis werden soll. Die Säge kommt hier nur noch zum Einsatz, wenn Äste oder ganze Bäume auf Wege und Straßen zu stürzen drohen. Dann gilt wie überall das Gebot der Verkehrssicherung. Nördlich grenzt das Revier Quierschied an. Hier orientiert sich die Waldwirtschaft seit 25 Jahren am Prozessschutz: Um die natürliche Dynamik zu wahren, greift der (im BUND aktive) Förster Roland Wirtz möglichst wenig ein. Er erntet Holz, doch nur so viel das Ökosystem Wald verträgt. Bleibt das Revier Rastpfuhl. Es wird nach den Kriterien des Forstbetriebes relativ schonend bewirtschaftet, bereits seit 1988 gilt hier die naturnahe Waldwirtschaft. Mit dem Handlungsleitfaden wird sich die Nutzung künftig noch stärker am Natur­ wald orientieren. Nicht nur im Saarkohlenwald werden bald die Mindeststandards der FFH-Richt­ linie gewahrt, sondern überall im Staats­ wald des Saarlands. Der Leitfaden ist dann die Basis der »Forsteinrichtung«, sprich: der Detailplanung fürs nächste Jahrzehnt.

Wurzelteller umgestürzter Buchen sind wertvoll für die Artenvielfalt. Im Revier Quierschied bleiben sie unangetastet.

Hier erhält der BUND künftig Einblick, in FFH-Gebieten sogar ein Mitspracherecht. Möglich macht diese mustergültige Praxis nicht zuletzt ein Beschluss der Landesregierung. Um den Wald zukunfts­ fest zu machen (und nicht ausbeuten zu müssen), darf Saarforst auch mal Verluste machen. Das Geld, das im Haushalt zum Ausgleich bereitsteht, ist gut angelegt. Da sind sich BUND und Forstbetrieb einig. Severin Zillich

30  %

Kommunaler Besitz

29   % Privatbesitz

41  % Staatswald

Die Voraussetzungen für eine natur­ gemäße Waldwirtschaft sind im Saarland günstig. So ist der Anteil des Staatswaldes mit 41 Prozent ­ungewöhnlich hoch, 30 Prozent gehören den Kommunen, nur 29 Prozent sind Privatwald. Ein Zehntel des Staatswaldes ist bereits frei von forstlicher Nutzung, ein Spit­ zenwert unter den Bundes­ländern. Zudem sind drei Viertel Laubwald, geprägt von Buchen und Eichen.


36 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  INTERNATIONALES

Foto: FoE US

2019 vor dem Capitol: Protestaktion gegen die ­»Atlantic-Coast-Gaspipeline«, eines der wichtigsten Infrastruktur-Projekte der Regierung von Trump. Die Pläne dafür wurden 2020 aufgegeben.

US-UMWELTPOLITIK

COMEBACK NACH TRUMP Knapp sieben Monate ist Joe Biden nun ­Präsident der USA. Zu seinen Wahlversprechen zählte eine saubere Energiewende und mehr Umweltgerechtigkeit. Wie schlägt sich der Erbe des Klimawandel-Leugners Donald Trump? JULIANE DICKEL betreut die internationale ­Klimapolitik des BUND.

E

r gab Nationalparks zur Abholzung und zur Förderung von Öl und Gas frei, schwächte Emissionsstandards oder erlaubte Giftstoffe und Bergbauabfälle in Flüsse zu leiten – Donald Trump führte Krieg gegen Natur und Umwelt. Viel aufzuräumen also für Joe Biden. Mit dem sofortigen Wiedereintritt der USA zum

Pariser Klimaabkommen setzte er gleich zum Beginn seiner Präsidentschaft ein wichtiges Zeichen. Wenig später berief er online einen außerordentlichen Klimagipfel ein. Zum Klimaschutz erklärte er vor den Staats- und Regierungschefs: »Wir haben keine andere Wahl, wir müssen das hinbekommen.«

VORSICHTIG OPTIMISTISCH Dem ließ er durchaus Taten folgen: So setzte Joe Biden jüngst die Öl-Bohrrechte in einem Naturschutzgebiet in Alaska wie­ der aus, die Trump noch kurz vor seinem

Amtsende erteilt hatte. Auch kündigte er an, das nationale Klimaziel zu erhöhen: Um bis zu 52 Prozent sollen die Treib­ hausgase der USA bis 2030 verringert werden, im Vergleich zu 2005. Allerdings bleibt er damit weit hinter dem zurück, was unsere Partner von den »Friends of the Earth US« fordern. Die Zie­ le seien nicht im Einklang mit wissen­ schaftlichen Erkenntnissen und dem Ge­ bot der Gerechtigkeit, meint Karen Oren­ stein, die Direktorin für Klima und Energie. So wäre eine Abnahme von mindestens 70 Prozent notwendig. Dennoch ist Orenstein verhalten opti­ mistisch: »Die Trump-Regierung hat ein schreckliches Erbe hinterlassen. Doch für Biden ist es nicht damit getan, nur den Schaden der letzten vier Jahre wiedergut­ zumachen. Die neue Regierung scheint dies zumindest teilweise zu verstehen. Biden hat dem Klimaschutz eine größere Priorität eingeräumt als frühere demokra­ tische Regierungen. Und er hat schon ge­ zeigt, dass er bereit ist, Expertinnen und Aktivisten zuzuhören. Nun muss er seine Worte auch in die Tat umsetzen.«

DIE ZEIT DRÄNGT Die Folgen, die vier Jahre Trump für den Ausstoß von Treibhausgasen oder die Naturschätze Nordamerikas hatten, sind noch nicht abschätzbar. Dass aber die Zeit nun drängt, ist vielen Menschen in den USA bewusst. Die immer spürbareren Auswirkungen der Klimaerwärmung seien ein wichtiger Grund für das klimapoliti­ sche Comeback der USA, so Orenstein. Und sie mobilisierten viele Jugendliche an der Basis sowie eine Bewegung für Umweltgerechtigkeit. Bei allem vorsichtigen Optimismus weist sie aber auch auf eines hin: »Hilf­ reich wäre es, wenn andere Länder nicht den Anschein vermitteln würden, die USA seien unter Biden zu einer Speerspitze des Klimaschutzes geworden.«


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  INTERNATIONALES 37

W

enige Wochen nach dem bahnbrechenden Klimaurteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtes erstritten Ende Mai auch unsere niederländischen Freunde von Milieudefensie ein historisches Urteil fürs Klima. Ein Gericht in Den Haag verurteilte Shell dazu, seine Geschäftspraktiken zu än­ dern. Um im Einklang mit den Pariser Kli­ mazielen zu stehen, müsse der Konzern seinen Gesamtausstoß von Treibhausga­ sen bis Ende 2030 um 45 Prozent (ggü. 2019) senken. Die Klage hatte Milieude­ fensie mit sechs weiteren Umweltorgani­ sationen und mehr als 17 000 Niederlän­ derinnen und Niederländern als Neben­ kläger eingereicht. Shell ist der weitaus größte Umweltver­ schmutzer des Landes. Laut Milieudefen­ sie stößt der Konzern neunmal so viel CO2

VIRTUELL VERBUNDEN Ende Juni lud der BUND als Gastgeber zur Jahresversammlung unseres Netzwerks »Friends of the Earth International« ein. Coronabedingt kamen die 73 Partnerverbände nur virtuell zusammen. Dennoch konnten wir den Verbündeten aus aller Welt auch einen Einblick in unsere Arbeit vermitteln. Außerdem wurden über die fünf Tage viele Entscheidungen getroffen: So traten nach einem mehrjährigen Prüf­ prozess Umweltorganisationen aus Albanien, Ecuador und Indien unserem Netzwerk bei, als Mitglieder auf Probe.

URTEIL GEGEN SHELL

HISTORISCHER SIEG Foto: Bart Hoogveld/Milieudefensie

Erstmals wurde mit Shell ein Konzern verpflichtet, seiner Verantwortung für die Klima­ krise gerecht zu werden und seine Emissionen radikal zu senken.

Vor dem Gericht freuen sich unsere niederländischen Partner über ihren Sieg.

aus wie die gesamten Niederlande. Shell wisse seit den 1960er Jahren, dass das Verbrennen von Öl und Gas dem Klima schadet. Trotzdem habe der Konzern nichts unternommen. Mehr noch: Shell zahlte Lobbygruppen zig Millionen Euro, die die Klimakrise leugnen. Das Unternehmen kündigte noch am selben Tag an, in Berufung zu gehen.

Mitten in der Klimakrise weiter auf einem fossilen Geschäftsmodell zu bestehen, zeigt, wie unverantwortlich sich Shell der Umwelt, aber auch den eigenen Mitarbei­ ter*innen gegenüber verhält. Das Urteil erhöht schon jetzt weltweit den Druck auf andere Öl- und Gaskonzerne. Lia Polotzek

Zum neuen Vorsitzenden von FoEI wurde einstimmig Hemantha Withanaga aus Sri Lanka gewählt. Im Exekutiv­komitee wird Europa weiter von Kollegen aus Spanien und der Schweiz vertreten. In einer Reihe von Resolutionen be­ schloss unser Netzwerk verschiedene Partner gezielt zu unterstützen: so FoE Brasilien bei ihrem Kampf gegen die rasche Entwaldung am Amazonas; FoE Georgien beim Einsatz gegen ein riesiges Was­ serkraftwerk; oder FoE Malaysia, das gegen die Naturzerstörung durch den Bau von Luxuswohnun­ gen vorgeht. Außerdem nahmen die Delegierten einstimmig eine

Richtlinie gegen Gewalt und sexuelle Belästigung in der Föderation an. Das nächste Mal werden sich die »Friends of the Earth« übrigens 2023 in den USA treffen. Und dies hoffentlich wieder persönlich! Juliane Dickel

Kämpferisch: Ein bunter Ausschnitt der Delegierten aus aller Welt


38 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Reise

ie-Situation kann es Aufgrund der Pandem Reisen kommen. bei en ung änk chr zu Eins er: dazu finden Sie unt en tion rma Info e Aktuell .de sen -rei und w.b ww

Foto: Joseph Hilfiger

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Das malerische Festungs­städtchen Bastide Domme ist nur einer von vielen schönen Ausblicken dieser Genussreise.

UMWELTFREUNDLICH REISEN

Foto: Heinz Ehrsam

HERBSTLEUCHTEN IM PÉRIGORD Frankreichs Atlantikküste und das grüne ­Hinterland erkunden, hervorragend essen und alte Kulturlandschaft entdecken. Das ist Urlaub!

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iese Fahrt verbindet zwei Traumreisen. Wir kombinieren die wilde Schönheit der Atlantikküste Frankreichs mit den Wäldern, Städtchen und Burgen des Périgords. Zunächst entdecken wir die Region um Montignac. Vom Dörfchen Gabillou wan­ dern wir durch Laubwald in die »Trüffel­ haine« und zum Biobetrieb Mérigots, dort empfängt uns Eric in seinem rustikal-ge­ mütlichen Haus. Mit Hilfe seiner Trüffel-­ Hündin Prune gehen wir selbst auf die Su­ che nach den »Schwarzen Diamanten des Périgord«. Eine gedeckte Tafel und ein köstliches Menü erwarten uns bei der Rückkehr. In den Gassen des Städtchen Sarlat, Teil des UNESCO Weltkulturerbes, fühlen wir uns ins Mittelalter und die

Renaissance versetzt. Im nahen Park des Manoir d’Eyrignac flanieren wir durch eine grüne Welt pflanzlicher Skulpturen. Ein Highlight ist der Besuch der Höhle von Lasceaux II, die fantastisch gemach­ te Kopie der Originalhöhle. Die Ausdrucks­ kraft der steinzeitlichen Zeichnungen, Vielfalt und Perspektiven der dargestell­ ten Tierwelt sind ergreifend.

GRÖSSTE WANDERDÜNE EUROPAS Wir besuchen das Festungsstädtchen Bastide Domme, das hoch über der Dor­ dogne liegt, die zwischen hellen Klippen und grüner Hügellandschaft dahinströmt. Kaum zu glauben – diese friedliche Land­ schaft war einst Schauplatz des Hundert­

jährigen Krieges. Von Domme wandern wir, begleitet vom Rauschen des Flusses, bis nach Beynac-et-Cazenac. Wir kom­ men durch Walnusshaine, picknicken am Ufer, kühlen uns im Fluss die Füße. Nach einem Besuch im multikulturellen Bordeaux brechen wir auf Richtung Meer. Die folgenden Tage sind geprägt von der rauhen Schönheit des Atlantiks, von Wind, Brandung und einem weiten Horizont. Auf dem Cap Ferret fahren wir mit dem Fahr­ rad zur Austernverkostung. »Le Teich« ist ein Vogelschutzgebiet aus Meeressümp­ fen, Lagunen, Prärien und Wäldchen – wir halten Ausschau nach Kormoran, Stelzen­ läufer, Rotschenkel und Säbelschnäbler. Wir besteigen die größte Wanderdüne Eu­ ropas, die Düne von Pilat. Drei Kilometer Länge und über 100 Meter Höhe feinster Sand! Von oben reicht der Blick zum einen über die Schaumkronen des Atlantiks und zum anderen über Tausende Wipfel von Seekiefern, die pins maritimes. Es ist eine Reise, in der Naturinteres­ sierte und Feinschmecker gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Wir lernen, wie­ so die Menschen in Frankreich ihre ein­ heimischen Produkte so leidenschaftlich verteidigen, und wieso sie damit ihre ­Böden und ihre Lebensart gleichermaßen bewahren. Wir werden Trüffel kosten, Pasteten, Honig, Nüsse, Meeresfrüchte, natürlich viele der schier unzähligen Käse­ sorten Frankreichs, aber probieren auch mal Genüsse, die für uns neu sind. Unsere kundige und gut gelaunte Reiseführerin Valérie Kleindienst erklärt uns ihre Heimat und zeigt uns, wo wir in Läden oder klei­ nen Märkten regionale Produkte zum Mit­ nehmen finden. Lucia Vogel

REISETERMIN 3. bis 12. Oktober 2021 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de


Foto: Winfried Berner

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

KEIN PRIVATFLUGPLATZ! Zu jeder Jahreszeit entdeckenswert: die liebliche Aue am Weißen Regen bei Bad Kötzting

Ein Flugplatz für das eigene Flugzeug am ­Stadtrand, direkt angrenzend ans Firmen­ gelände – wenn es Unternehmern gut geht, kommen manche auf exzentrische Ideen.

Foto: Wolfgang Willner

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as gilt nicht nur in Texas, sondern auch im Bayerischen Wald, genauer in Bad Kötzting. Dass der nächste Flugplatz in Arnbruck nur 12 Kilometer entfernt war, störte die Firma Staudinger dabei nicht, auch nicht, dass ihr Privatflugplatz in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses und des Schulzentrums gelegen wäre – zudem in geschützten Biotopen der Fluss­aue des Weißen Regen, einem beliebten Naherholungsgebiet. An einem Freitag des Frühjahrs 1984 wur­ den die Kötztinger von einer Zeitungs­ meldung überrascht, wonach der Bauaus­ schuss der Stadt den Antrag auf Errich­ tung einer privaten Landebahn befürwor­ tete. Bereits am nächsten Dienstag sollte der Stadtrat darüber abstimmen. Schon am folgenden Tag starteten Edeltraud und Paul Winter­ stetter gemeinsam mit Freunden eine ­ Unterschriftensammlung, die großen Zuspruch fand. Den Endstand hat Paul Winterstetter noch exakt im Kopf: 1132 Kötztinger hatten bis Montag unterzeichnet. Nicht schlecht für eine Kleinstadt mit damals weniger als 7000

Einwohnern. Auch eine Bürgerinitiative wurde gegründet. Der Bürgermeister war verstimmt, die Diskussion im Stadtrat tur­ bulent, aber die Abstimmung wurde erst mal verschoben. Doch ein paar Wochen später stand in der Zeitung, das Luftamt Nordbayern be­ fürworte den Plan und stelle eine Geneh­ migung in Aussicht. Ein Einschreiben der Bürgerinitiative an den Leiter des Luft­ amts erbrachte, dass der von einer Befür­ wortung nichts wusste. Wie sich heraus­ stellte, hatte ein nachgeordneter Mitar­ beiter gegenüber einigen Stadt­ räten seine Privatmeinung geäußert; daraus war eine Zeitungsente geworden. Rü­ ckendeckung bekam die Bür­ gerinitiative von der Regie­ rung der Oberpfalz, die den Flugplatz im September 1987 aus Gründen der Raum­ ­ ordnung und des Natur­ schutzes ablehnte. Mitte 1988 machte die Firma Staudinger einen weiteren

INFOS ZUR WANDERUNG • Ausgangspunkt: Bad Kötzting Bahnhof • Länge: knapp 6 Kilometer, fast eben • Wegcharakter: Wiesenwege, ­Steige, im Ort Straße Anlauf: Nun wollte sie nur noch eine ver­ kürzte Grasbahn anlegen. Doch an der ne­ gativen Beurteilung der Regierung der Oberpfalz änderte das zum Glück nichts. Wer den Weißen Regen und seine liebli­ che Aue kennenlernen möchte, kann am Bahnhof Kötzting starten. Wir folgen dem Weg direkt am westlichen Flussufer, der uns bald aus der Stadt hinaus und auf im­ mer schmaler werdenden Pfaden fluss­ aufwärts geleitet, bis nach etwa zwei Ki­ lometern auf der anderen Fluss­ seite der Ort Sperlhammer auftaucht. Dort führt der Weg über ein Wehr in den klei­ nen Ort hinein, in dem ein schlossähnli­ ches Gebäude beeindruckt. Im Ort hal­ ten wir uns rechts und gelangen auf ei­ nem Wiesenweg durch die flugplatzlose Flussaue zu einer Brücke, die uns auf den Weg zurückbringt, den wir ge­ kommen sind. Winfried Berner, Uli Rohm-Berner


40 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

BN AKTIV + NAH BEATE RUTKOWSKI IST NEUE STELLVERTRETENDE VORSITZENDE

BEGEISTERUNG FÜR UMWELTTHEMEN AUCH IM BERUF Die Diplom-Biologin kam zum BUND Na­ turschutz, weil sie ihre berufliche Tätig­ keit mit ihrem Interesse für Natur- und Umweltschutz verbinden wollte. Dass sie Biologin werden wollte, war Beate Rut­ kowski »schon immer klar«, wie sie selbst sagt. Ihre Eltern lebten die Liebe zu Natur vor. Nach dem Diplom 1987 entschied sie sich erst einmal für eine Familie und ge­ gen eine Promotion, bekam dann eine Teilzeit-Anstellung beim BN in Traunstein und engagierte sich bald auch ehrenamt­ lich. »Mit ging es nie um Bezahlung, son­ dern um die Sache!«, betont die neue stellvertretende Vorsitzende.

onale Gewässer und stellte schon damals eine erhebliche Belastung fest. Dann kam die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, und es war klar, »dass es an allen Ecken und Enden brennt und man was tun muss«.

»BUND NATURSCHUTZ FÜR ­ZUKUNFT GUT AUFGESTELLT«

Foto: Toni Mader

Der BUND Naturschutz hat eine neue stellvertretende Vorsitzende: Beate Rut­ kowski wurde mit 92,3 Prozent der ­Stimmen zur Nachfolgerin von Sebastian Schönauer gewählt. Damit hat der Vorsitzende Richard Mergner mit Doris Tropper und Beate Rutkowski nun zwei weibliche Stellvertreter. »Ich bin stolz, zu dieser großen BN-Fami­ lie zu gehören«, sagte Beate Rutkowski in ihrer Kandidaturrede. »Umwelt- und Kli­ maschutz war noch nie so wichtig wie jetzt!« Bekannt ist sie in der BN-Familie bereits in mehreren Funktionen: Sie war seit 2016 Beisitzerin im Landesvorstand, seit über 30 Jahren ist sie zudem in der Kreisgruppe Traunstein aktiv, seit 13 Jah­ ren als engagierte Kreisvorsitzende.

Beruflich ist Beate Rutkowski seit zwölf Jahren (seit dem doppelten Abschluss­ jahrgang wegen der Einführung des G9) als Biologie-Lehrerin an einem Traunstei­ ner Gymnasium tätig. Und auch hier bringt sie ihre Begeisterung für Umwelt­ themen ein: So ist sie mit zuständig für das Projekt »Umweltschule«, für das sich das Gymnasium schon seit fast zehn Jah­ ren erfolgreich gemeinsam mit über 300 Umweltschulen in Bayern qualifiziert hat. Wie notwendig der Schutz der Natur ist, wurde Beate Rutkowski schon in ihrer Schulzeit klar. Als Facharbeit für den Bio­ logie-Leistungskurs untersuchte sie regi­

Zu tun hat sie auch heute noch genug. Im Landkreis Traunstein muss die Kreisgrup­ pe sich um eine Fülle von Themen küm­ mern: Moorrenaturierung, geplanter Auto­ bahnausbau, Kiesraubbau, die immer noch von Verbauung bedrohte Salzach und vieles mehr. Ihr zusätzliches Engage­ ment auf Landesebene empfindet Beate Rutkowski als sehr spannend: »Man be­ kommt viel mehr Überblick und kann das auch vor Ort gut einsetzen. Das befruch­ tet sich gegenseitig.« Und Spaß mache es auch, sagt sie, denn das Vorstandsteam sei »einfach eine tolle Truppe«. Bei ihrer Arbeit sei ihr der frühere BN­Vorsitzende Hubert Weiger immer ein großes Vorbild gewesen, betont die neue stellvertretende Vorsitzende. Den BUND Naturschutz sieht sie gut aufgestellt für die Zukunft, sowohl in der inhaltlichen Ar­ beit als auch menschlich. Die große Zahl der Mitglieder sei wichtig für effektive Ar­ beit. »Wir haben eine gute Struktur bis in die unterste Ebene und gute Leute, die den Verband nach außen vertreten. Des­ halb wird unsere Meinung anerkannt.« Luise Frank


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 41

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IGEL AUSGEWILDERT Happy End für den kleinen Ron: Im vergangenen Herbst war der junge Igel aufgegriffen worden, weil er untergewichtig war und nicht über den Winter gekommen wäre. Eine Mitarbeiterin des BUND Naturschutz päppelte das Tierchen den Winter über auf. Am 1. Mai wurde Ron in die Wildnis entlassen, und zwar im Garten des BN-­ Vorsitzenden Richard Mergner. Wie es sich für den Vorsitzenden eines Natur­ schutzverbandes gehört, ist der Garten sehr naturnah, mit viel herumliegendem Gehölzschnitt, in dem der Igel Unter­ schlupf findet. Sogar das Bayerische Fernsehen war gekommen, um das stachelige Kerlchen bei seinem Aufbruch in die Freiheit zu fil­ men. Beim Igel, aber auch anderen Arten seien dramatische Rückgänge zu ver­ zeichnen, betonte Mergner in dem Bei­ trag. »Wir brauchen mehr Naturschutz, aber auch mehr naturnahe Gärten statt Schottergärten!« Ron scheint es in seiner neuen Heimat zu gefallen, auch ein zwei­ ter Igel wurde schon gesichtet. Vielleicht ist eine Familiengründung in Aussicht … Bei Redaktionsschluss war der Beitrag in der Mediathek der Frankenschau nach wie vor zu sehen.

es war eine Premiere für den BUND Naturschutz: Am 3. Juli fand zum ­ersten Mal in der 108-jährigen Vereins­ geschichte eine Delegiertenversamm­ lung in hybrider Form statt – mit dem Vorstand, dem Präsidium und zahlrei­ chen Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ tern in Hirschaid, und weit über 200 Delegierten, die online zugeschaltet waren. Die gelungene Veranstaltung (siehe auch der Bericht auf der folgen­ den Doppelseite) zeigt, wie viel unsere ehrenamtlich Aktiven, aber auch die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BN seit dem Beginn der Pandemie dazugelernt haben. Doch der BUND Naturschutz war schon immer lern- und veränderungs­ fähig. Er hat sich von einer staats­ nahen Organisation zu einem basis­ demokratischen Verband entwickelt, der in allen Städten und Landkreisen Bayerns fest verankert ist. In den ­vergangenen Jahren hat der BN sich zunehmend für die Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Akteu­ ren wie Gewerkschaften und Sozial­

verbänden geöffnet, weil immer deut­ licher wurde, dass ökologische und ökonomische Probleme nur gemein­ sam gelöst werden können. Zu dieser ständigen Weiterentwick­ lung haben nicht zuletzt viele engagier­ te Persönlichkeiten beigetragen, die im Laufe der Jahre dem BN eine Stimme gegeben haben. Auf der Delegierten­ versammlung gab es einige Verände­ rungen im Landesvorstand: So hat der bisherige stellvertretende Vorsitzende Sebastian Schönauer nach vielen Jah­ ren sein Amt niedergelegt. Zu seiner Nachfolgerin wählten die Delegierten die bisherige Beisitzerin Beate Rutkow­ ski. Neue Beisitzer im Landesvorstand sind Ruth Radl und Steffen Scharrer. Auch in dieser neuen Zusammenset­ zung werden wir die Botschaften des BUND Naturschutz für die Erhaltung ­unserer natürlichen Lebensgrundlagen in die Öffentlichkeit tragen. Für Sebastian Schönauers langjähri­ gen, engagierten Einsatz als stellver­ tretender Vorsitzender auch an dieser ­Stelle ein ganz großes Dankeschön!

Foto: Toni Mader

Foto: Martina Gehret

LIEBE MITGLIEDER,

Doris Tropper

Richard Mergner

Beate Rutkowski

stv. Vorsitzende

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende


Fotos: Luise Frank (3)

42 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Das Vorstandsteam, ein zweiköpfiges Präsidium sowie M ­ itarbeiterinnen und Mitarbeiter des BN waren vor Ort in Hirschaid, die Delegierten waren online zugeschaltet.

Für diese Hybrid-Delegiertenversammlung war viel technischer Aufwand notwendig.

HYBRID-DELEGIERTENVERSAMMLUNG 2021

RICHARD MERGNER ALS VORSITZENDER BESTÄTIGT Im Rahmen der Delegierten­versammlung in Hirschaid b ­ ei Bamberg ­wurde am 3. Juli der BN-Vorsitzende Richard Mergner mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. Z ­ udem verabschiedeten die Delegierten ­ eine Resolution mit Forderungen an die nächste Bundesregierung.

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ieses Wahlergebnis spricht eine deutliche Sprache: 95 Prozent der Delegierten gaben dem Vorsitzenden erneut ihre Stimme. Richard Mergner, der 2018 Hubert Weiger nachfolgte, wurde damit klar im Amt bestätigt. Zu seinen Stellvertreterinnen wurden Doris Tropper und Beate Rutkowski gewählt. Neben den klassischen Naturschutzthemen liegt Mergner be­ sonders die Verknüpfung von Umwelt- und Sozialthemen am Herzen, was er auch in seiner Kandidaturrede betonte: »Wir brau­ chen einen Green Deal für Deutschland, der Menschen sozial ab­ sichert, in der Krise neue Arbeitsplätze schafft und den Weg in eine klimafreundliche Zukunft mit starken regionalen Kreisläu­ fen weist.« Seit 1996 hatten Doris Tropper und Sebastian Schönauer das Stellvertreter-Duo des Vorsitzenden gebildet. Schönauer trat nach 25 Jahren nicht mehr zur Wahl an (wir berichteten); er wird

dem Verband aber als ehrenamtlicher Gewässerschutzbeauf­ tragter erhalten bleiben. In seiner Abschiedsrede blickte Schö­ nauer auf viele Jahre des Engagements zurück, in denen er sich vor allem beim Schutz von Gewässern einen Namen machte. Richard Mergner würdigte ihn als »kampfeslustigen Naturschüt­ zer«. Zu seiner Nachfolgerin wählten die Delegierten Beate Rutkowski, die Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Traunstein und bisher Beisitzerin im Vorstand. Es gab zwei Beisitzerposten neu zu besetzen, neben dem frei­ gewordenen Amt von Beate Rutkowski das von Nadine Patzelt, die sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand zu­ rückzog. Die neuen Beisitzer im Vorstand sind Dr. Ruth Radl, bis­ her Beiratsmitglied, aus der Kreisgruppe Aschaffenburg, sowie Dr. Steffen Scharrer aus der Kreisgruppe Miltenberg.


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 43

SOLIDER HAUSHALT

Sebastian Schönauer (Mitte) wurde nach 25 Jahren als stellvertretender Vorsitzender von Richard Mergner und Doris Tropper verabschiedet.

EINNAHMEN UND AUSGABEN

2020

Beiträge von Mitgliedern und Förderern 9 941 000 Euro

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen 218 000 Euro Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte 2 946 000 Euro

Schatzmeister Max Walleitner konnte den Delegierten trotz des schwierigen Coronajahres 2020, in dem die Haus- und Straßen­ sammlung ausfallen musste und die Mitgliederwerbung zeitwei­ se ruhte, einen soliden Haushalt präsentieren, der die Zustim­ mung des BN-Parlaments fand. In einer Resolution formulierte der Verband seine Forderungen an die nächste Bundesregierung. So sollen die Klimagasemissi­ onen bis spätestens 2040 auf null gesenkt werden. Bis dahin sol­ len Erneuerbare Energien naturverträglich soweit ausgebaut sein, dass auf fossile Energieträger verzichtet werden kann. Wei­ ter enthält die Resolution die Forderung nach einer umfassen­ den Verkehrswende, einer Agrarreform für nachhaltige Landwirt­ schaft und einer deutlichen Einschränkung des Flächenver­ brauchs. Nachdem die Veranstaltung 2020 pandemiebedingt ausfallen musste, hat sich der Verband in diesem Jahr für eine Hybrid-­ Delegiertenversammlung entschieden: Der Landesvorstand war vollständig in Hirschaid anwesend, die knapp 300 Delegierten waren online zugeschaltet, konnten sich an den Diskussionen beteiligen und online ihre Stimme abgeben. Dafür war im Vorfeld viel technischer Aufwand notwendig. Luise Frank

Gesamt Einnahmen*

19 Mio. Spenden inkl. Hausund Straßensammlung 1 728 000 Euro

Erbschaften 4 174 000 Euro

* inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme

Investitionen, Baumaßnahmen 698 000 Euro

Arten- und Biotopschutz 3 136 000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben 1 860 000 Euro Verbandsorgane, Delegiertenversamm­lung, Naturschutzveranstaltungen 404 000 Euro Unterstützung der Jugendarbeit 352 000 Euro Deutschlandweiter und internationaler Umweltschutz 1 323 000 Euro Information, Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitgliederund Spendenwerbung 2 816 000 Euro

Erwerb ökologisch wertvoller Grundstücke 3 701 000 Euro

Gesamt Ausgaben

Natur- und Umweltschutz 795 000 Euro

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19 Mio. Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen 2 751 000 Euro Bildungsarbeit 654 000 Euro Mitgliederservice »Natur+Umwelt« 954 000 Euro

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44 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

DISKUSSION MIT MINISTER Viele Termine und Zusammenkünfte musst­en in jüngster Zeit wegen Corona entfallen. Doch die rasche Digitalisierung machte manches möglich, das vorher vielleicht so nicht stattgefunden hätte. Zum Beispiel, dass der bayerische Um­ weltminister sich Ende April Zeit nahm für eine Online-Diskussion für BN-Mitglieder. Die Veranstaltung war sehr gut »be­ sucht«. Die Ehrenamtlichen diskutierten mit dem Minister unter anderem über Ausgleichsflächen, die Energiewende und Michael Remy

Herbert Barthel

NEUER REFERENT FÜR ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

AKTIV AUF FACEBOOK Lust auf Dialog? Der BUND Natur­ schutz tauscht sich auf Facebook täglich mit seiner Community über Natur und Umwelt in Bayern aus. Schließen Sie sich an!

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Atomenergie, das Aufkommen der Fri­days for Future-Bewegung und die intensive gesellschaftliche Debatte über Klima­ schutzmaßnahmen. Im Ruhestand enga­ giert er sich nun ehrenamtlich als Vorsit­ zender der KG Nürnberger Land. Der neue BN-Experte für Energie und Klimaschutz studierte an der TU Mün­ chen Energie- und Prozesstechnik mit dem Schwerpunkt »Umweltverträgliche Energiesysteme«. Michael Remy forschte anschließend im Bereich thermische Energiespeicher und arbeitete dann für ei­ nen Dienstleister in der Elektromobilität. Für die Energiewende wollte sich der 34-J­ährige schon immer stark machen. In der Tätigkeit beim BUND Naturschutz sieht er die ideale Möglichkeit dazu, denn sie sei eine gute Schnittstelle, »eine Sym­ biose von Kommunikation und Wissen­ schaft«. Im Voranbringen der Energie­ wende sieht er einen Schwerpunkt seiner neuen Aufgabe, denn: »Klimapolitik und Energiewende gehören zusammen.« Sein Hobby hilft dem gebürtigen Rheingauer dabei in Sachen Kommunikation: Er spielt Frisbee in der deutschen Nationalmann­ schaft. Bei diesem Mannschaftssport müssen sich die beiden Teams mit je sie­ ben Spielern selbst einigen – ohne Schiedsrichter!

die zunehmenden Auswirkungen der Kli­ maveränderungen auch in Bayern. Der BN-­­Vorsitzende Richard Mergner forderte deshalb im Rahmen der Fragestunde eine Nachbesserung des bayerischen Klima­ schutzgesetzes.

AKTIV AUF INSTAGRAM Wie geht es den Tieren und Pflanzen in Bayern?

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Seit 1. August hat der BUND Naturschutz mit Michael Remy einen neuen Referenten für Energie und Klimaschutz. Sein Vorgänger Dr. Herbert Barthel ging zum Jahreswechsel in Ruhe­stand. Herbert Barthel war schon viele Jahre eh­ renamtlich in der BN-Kreisgruppe Altöt­ ting aktiv, bevor er im Verband auch beruf­ lich tätig wurde. Der promovierte Chemi­ ker wechselte bewusst aus einem großen Unternehmen zum BN, um seine Fähigkei­ ten in den Dienst des Umweltschutzes zu stellen. In seine Amtszeit fielen große Themen wie der nach Fukushima be­ schlossene Ausstieg aus der Nutzung der

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Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 45

JBN AKTIV Die BUNDjugend Bayern setzt sich seit Januar 2021 mit der Kampagne »Vollgas gegen SUV« gegen die »Stadtpanzer« und für eine echte Verkehrswende ein. Nachdem in der ersten Phase politische Forderungen für nachhaltige Mobilitäts­ alternativen erstellt und geprüft wurden, ging es in die Umsetzung. Bei verschiede­ nen Aktionen protestierte die JBN zum Beispiel gegen Dividendenauszahlungen bei der BMW-Aktionärsversammlung und für nachhaltigen Verkehr im Alpenraum.

Außerdem nahmen die jungen Aktiven an den Demonstrationen rund um das deutsch­landweite Aktionswochenende »Verkehrswende jetzt« teil, im Bild eine Aktion in Garmisch unter dem Motto: »Der Berg ruft: Wende! Wir rufen: jetzt!« Sie ver­ netzten sich mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten und erstellten im Rahmen der Kampagne auch Sticker, die im BUND­ jugend-Shop online bestellt werden kön­ nen. In Vorbereitung auf das große BUND­ jugend Anti-IAA-Wochenende plant die JBN aktuell weitere Aktionen, denn: Sau­ bere SUVs sind eine dreckige Lüge.

BAYERISCHER NATURSCHUTZTAG Für gewöhnlich findet der Bayerische Naturschutztag am Freitag vor der Delegiertenversammlung statt, doch in außer­ gewöhnlichen Zeiten wie diesen passt sich auch der BUND Naturschutz flexibel den Gegebenheiten an. So wird der Naturschutztag 2021 erst am 15. und 16. Oktober stattfinden, an zwei Tagen statt wie sonst nur an einem Tag, und als Online-Veranstaltung. Am 15. Ok­ tober wird es eine Podiumsdiskussion ge­ ben. Am Vormittag des zweiten Tages werden ausschließlich die BN-Delegierten dabei sein und Anträge diskutieren.

Am Nachmittag des zweiten Tages gibt es für alle Mitglieder des BUND Natur­ schutz die Möglichkeit, an Workshops zu verschiedenen Umweltthemen teilzuneh­ men und so vom Expertenwissen der BN-Fachleute zu profitieren. Da in diesem Jahr keine Anreise notwendig ist, können alle Interessierten ganz bequem von zu Hause aus teilnehmen.

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Mehr zum Thema Nähere Infos zu Programm und Anmeldung können ab Mitte September angefordert werden bei: buero.martin.geilhufe@ bund-naturschutz.de

BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umwelt- und Naturschutz immer a ­ uf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine. www.bund-naturschutz.de/newsletter

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Foto: JBN

GARTEN- & BALKONTIPP

Gründüngung Die Natur macht es vor: Der Boden ist immer bedeckt, so dass die Pflanzen das Sonnenlicht nutzen können, und nach oben wie auch nach unten wachsen. Eine gute Durchwurzelung des Bodens liefert Nahrung für Bodenpilze und Bakterien sowie eine Vielzahl von Kleinstorganismen wie Asseln, Milben oder Fadenwürmer. Abgestorbene Wurzelteile und Pilzfäden etc. werden so im lebendigen Boden zu stabilem Humus verbaut. So kann Kohlenstoff langfristig gebunden werden, und der Boden kann besser Wasser speichern. Im Garten kann man mit der Ansaat von Gründüngungspflanzen jetzt im Spätsommer beginnen. Auf freien Beeten kann Phacelia (im Bild) ange­ sät werden, eine wunderbare Bienen­ weide, die nach den ersten Frösten ­abstirbt und dann eine bodenschüt­ zende Pflanzendecke für den Winter bildet. Auch Buchweizen, Inkarnatklee oder Sommerwicken erfüllen diesen Zweck und sollten spätestens bis ­Anfang September gesät werden. Die Pflanzen- und Wurzelmasse trägt zum Humusaufbau bei und hin­ terlässt im Frühjahr ein feinkrümeliges Saatbett für die Frühjahrsaussaaten.


46 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Porträt

UNSERE EHRENAMTLICHEN

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Detektivarbeit für die­ Umwelt: Olaf Rautenberg, Vorsitzender der BN-Kreis­ gruppe Ebersberg.

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Olaf Rautenberg ist seit über 30 Jahren im BN aktiv. Sein Leib- und Magenthema ist die Energiewende. Für die kämpft er auch mit hohem persönlichem Einsatz.

laf Rautenberg steht auf einer Fußgängerbrücke bei Grafing. Von hier oben sieht der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Ebersberg auf zwei unterschiedliche Szenen: Links liegt der »dirt park«, auf dessen geschlängelten Trails Kinder ihre Mountainbikes lenken. Dahinter erstrecken sich Felder und Wiesen. Rechts im Blickfeld sieht es weniger beschaulich aus. Da braust der Verkehr auf der Grafinger Ostumfahrung. »Der Bike-Park war zuerst da«, sagt Olaf Rautenberg und schüttelt den Kopf. Die Debatte um die Staatsstraße 2080 hatte den heute 75-Jährigen 1990 in die aktive BN-­ Arbeit gebracht. Sie war als Entlas­ tung des Ortskerns von Grafing beworben worden. In den Planungsunterlagen aber, durch die sich Rautenberg damals arbei­ tete, fiel ihm ein größerer Zusammenhang auf: »nämlich, dass die Straße als Zubrin­ ger von Rosenheim Richtung Flughafen funktionieren würde – zur Entlastung der Autobahn München Ost«. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! »25 Jahre lang haben wir gegen den Bau dieser Straße gekämpft, mit Infostän­ den, Bürgerinitiative, Aufklärungsvorträ­ gen«, sagt er, und fügt hinzu: »Eine Menge

Frustrationstoleranz braucht man schon im Umweltschutz.« Rautenberg geht zurück in die Innen­ stadt, um dort einen dauerhaften Erfolg des BN zu zeigen: Die Einrichtung eines Wochenmarktes, der regionale Kreisläufe stärkt. Im Herzen der Stadt, vor der Kirche und unter Bäumen gelegen, liegt über dem Markt eine freundliche Atmosphäre, in der sich Kunden, Obstverkäufer, Imker und andere Händler auch Zeit für einen Ratsch nehmen.

»HABEN ODER SEIN?« Das Ökologische denkt Rautenberg gerne mit dem Sozialen zusammen, daher saß er auch 16 Jahre lang im Stadtrat für die SPD, und ist immer noch in einer Friedens­ initiative aktiv. In früheren Jahren hat er viel gesehen von der Welt. Er war Marine-­ Offizier auf Zeit und segelte ein Viertel­ jahr lang auf der Gorch Fock. Über seine spätere Tätigkeit als Industriekaufmann bei Siemens verbrachte er sieben Jahre in Mexiko. Es folgte eine Zeit mit vielen be­ ruflichen Reisen – Spanien, Türkei, Argen­ tinien, Australien. Zugleich las er damals Bücher von ­Erich Fromm und anderen Philosophen.

»Natürlich warf sich da die Frage auf: Ha­ ben oder Sein?« Der Vater zweier Töchter ging mit Ende 50 frühzeitig in Rente, was ihm plötzlich viel Zeit bescherte. Sich dann gesellschaftlich einzubringen, sei für ihn ein innerer Auftrag gewesen. Das Thema Energie beschäftigt Rautenberg sehr. »Alle Probleme dieser Welt hängen damit zusammen, wie wir mit Energie um­ gehen und wie sie verteilt wird«, sagt er. Die Energiewende ist für ihn zentral, er setzt sich für den Ausbau der Erneuerba­ ren Energien ein. Aktuelles Beispiel dafür ist der gewon­ nene Bürgerentscheid zum Bau von fünf Windrädern im Ebersberger Forst (siehe Seite 55), bei dem die Kreisgruppe zu­ sammen mit der »Pro Wind«-­Ini­tiative viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit ge­ leistet hat. Zudem ist Rautenberg seit mehr als 20 Jahren der Sprecher des Ar­ beitskreises »Energie und Ressourcen Agenda 21 des Landkreises Ebersberg«. Die Ebersberger BN-ler lieben »ihren Olaf« dafür, dass er sich auch dann für die Na­ tur einsetzt, wenn ihm persönlich der Ge­ genwind entgegenbläst. Er sagt: »Im Na­ turschutz muss man auch mal Konflikte wagen.« Margarete Moulin


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48 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

GEMEINSAM KIEBITZE RETTEN Der Landkreis Dingolfing-Landau ist für den Kiebitz so etwas wie e ­ ine Arche Noah. Er beherbergt ein Drittel des verbliebenen Bestandes in Bayern. Wenn der Boden­brüter eine Zukunft haben soll, muss der A ­ bwärtstrend dort gestoppt werden. Diesem Ziel haben sich Franz und Gisela Meindl verschrieben. ranz Meindl tuckert mit seinem Wagen langsam den Feldweg entlang, die Augen mehr auf die umliegenden Wiesen als auf die Fahrspur gerichtet. »Du fahrst no in Grom eine«, tadelt Gisela sanft. Heute kontrollieren die zwei, wo schon ­ ­Kiebitzgelege auf den Äckern zu sehen sind. Franz ist seit vier Jahrzehnten beim BN aktiv, inzwischen als ­Vorstand der Ortsgruppe Landau. Außerdem ist er Naturschutz­ wächter der Unteren Naturschutzbehörde, Wiesenbrüterbetreu­ er des Landesamtes für Umwelt, Pilzsachverständiger, Botani­ ker, … »Ich sag’ immer, a bisserl hyperaktiv«, wirft Gisela ein. Er lacht nur leise. Sie wiederum ist seit acht Jahren Vogelguckerin – verstehe ich zumindest zuerst, weil ich hinten im Auto sitze. Aber nein, sie ist seit ihrem achten Lebensjahr passionierte Ornithologin! »Wia mi d’Mama hoid s’erste moi alloa geh’ hod lassn,« sagt sie. Da ging’s gleich rauf auf den Hochsitz, nach Vögeln schauen. »Und je schwerer sie zu finden warn, desto besser ham’s ma gfoin.«

Ein Kiebitz mit Jungem

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Lange war sie dann einfach Vogelbeobachterin. Doch irgend­ wann ist sie mit ihrer Vogel- und Naturliebe beim BN gelandet und hat gehört, wie viele Probleme es gibt. Wie die Dinge vonei­ nander abhängen und was alles getan werden müsste. Und: Sie hat Franz kennengelernt. »Ja, der BN hod uns z’sammabrocht«, sagt der versonnen.

SCHÖN UND FURCHTBAR Inzwischen sind die beiden seit 20 Jahren ein unzertrennliches Team, privat und im Naturschutz. Zweimal haben sie schon die Kiebitze im gesamten Landkreis Dingolfing-Landau kartiert, 2018 und 2020. Als Franz vor einigen Jah­ ren das ganze Ausmaß des Vogel­ schwundes erfasste, war für ihn klar: Die Tiere müssen gezählt werden. Nur so wäre es möglich, das schreckliche Kiebitzsterben im Frühling zu quan­

Gisela und Franz Meindl beobachten Kiebitze im Wallersdorfer Moos.

Foto: Franz Dick

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der ersten Brut gehen verloren.

sB tifizieren und mit den osch Zahlen die Ämter, die Landwirte, die Politik und die ganze Gesellschaft aufzurütteln. Denn der Frühling ist eine schöne, aber für die Kiebitzfreunde auch eine ganz furchtbare Zeit. Mangels ausge­ dehnter Feuchtwiesen legen die Bodenbrüter ihre Nester inzwi­ schen oft auf noch unbestellten Äckern an. Das Stolzieren der Vögel, ihr gaukelnder Flug und die Balz sind dann wunderbar an­ zusehen. Doch wenn Mitte April die Bauern mit der Bodenbear­ beitung und Aussaat beginnen, sind die Küken noch klein und pi­ cken in der Nähe des Nestes herum. Statt zu flüchten, ducken sie sich in die Ackerfurchen. Auch die gut getarnten Eier sind vom Traktor aus unmöglich zu sehen. Und so gehen 90 Prozent der ersten Brut verloren. Im Landkreis Dingolfing-Landau sind das rund 500 Nester und 2000 Küken. Ein Ausfall, den kein Bestand über längere Zeit ausgleichen kann. Zumal die zweite Brut nur eine Art Notfallprogramm ist und geringe Erfolgschancen hat.

≈  2000 KÜKEN

HILFE VON INTERESSIERTEN BÜRGERN Wenn Gisela und Franz von dem »großen Sterben da draußen« erzählen, dann verändern sich ihre Stimmen. Sie wenden den Blick ab ins Ungefähre und ich kann sehen, wie viel es sie kostet, sich dieser Realität immer wieder aufs Neue zu stellen. »Franz, zu zwoat, des is a Witz!«, hat Gisela damals beim An­ schauen der Landkarte ausgerufen, als der ihr von seinem Plan erzählte. Und noch heute ist ihr die machtlose Wut angesichts der schieren Unmöglichkeit des Vorhabens anzusehen. Selbst wenn sie Wochen und Monate durcharbeiten würden – die kom­ plette Kartierung der Kiebitzbestände im Landkreis können sie zu zweit nicht schaffen. Also gehen sie im Frühling mit einem Artikel an die Öffentlich­ keit und bitten die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Dingol­ fing-Landau um Hilfe. Jeder und jede soll melden, wenn ein Kie­ bitz gesichtet wird. Und die Dingolfinger helfen: Über 80 Kiebitz­ meldungen gehen bei den Meindls ein. Zusammen mit den eige­ nen Beobachtungen ist am Ende klar: 774 Brutpaare leben im Landkreis, etwa ein Drittel der noch in Bayern verbliebenen 2500 Paare.

KAMPF MIT DER TECHNIK Wir bleiben stehen, Fenster runter, Ferngläser raus. Würden wir aussteigen, flögen brütende Kiebitzweibchen sofort auf. An das Auto mit den heruntergelassenen Scheiben hingegen haben sie sich mittlerweile gewöhnt. Während ich noch mit dem Mundschutz, der angelaufenen Brille und dem Fernglas kämpfe, berichtet Gisela schon am lau­ fenden Band: »Da bringt die Weihe Brutmaterial, siehst des? Und da vorne fliegt der Kiebitz – is des er oder sie?« Dann hat Gisela ein brütendes Weibchen entdeckt, oder besser gesagt, den Kopf eines brütenden Weibchens. Mehr kann man nämlich nicht se­

hen, so tief duckt sich der Vogel in die Ackerfurchen. Wenige Meter entfernt steht aufrecht und konzentriert das Männchen und wacht über seine werdende Familie. Franz dokumentiert den Nestfund in seinem Smartphone. Jetzt, wo er genau weiß, wie das Kartierprogramm funktioniert, sieht das alles kinderleicht aus. »Aber bis das alles funktioniert hat«, sagt Gisela und rollt mit den Augen. Sie hätte die Geduld dafür nicht, meint sie.

BAUERN MIT IM BOOT 2020 finden die Aktiven in Dingolfing-Landau zwölf Prozent we­ niger Brutpaare. Spätestens da war klar, dass es ohne Koopera­ tion mit den ansässigen Bauern keine Zukunft für die Kiebitze in der Region gibt. Also tüfteln Franz und Gisela ein Schutzprojekt aus, bei dem sie, wie auch schon bei der Kartierung, die Untere Naturschutzbehörde, der Bayerische Bauernverband, der Lan­ desverband für Vogelschutz und der Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landau unterstützen. Mit 94 Landwirten hat Franz dafür im vergangenen Winter te­ lefoniert. Etwa eineinhalb Monate braucht eine Kiebitzgenerati­ on vom Küken bis zum fluchtfähigen Jungvogel. Diese Zeit will ihnen das Projekt verschaffen. Der Deal mit den Bauern: Sie sol­ len ihre Äcker frühestens ab 1. Mai befahren und einsäen, besser noch später. Dafür erhalten sie pro Hektar 150 Euro. Die zahlt im Moment notgedrungen noch der BN, obwohl das eigentlich Auf­ gabe des Staates wäre und eine entsprechende Praxis in ande­ ren Regierungsbezirken längst üblich ist. 17 Landwirte mit rund 77 Hektar Fläche kann Franz überzeu­ gen. 77 Hektar, auf denen die Kiebitze in diesem Jahr ihre erste Brut in Ruhe aufziehen können. Nebenher testet er mit Landwir­ ten noch kiebitzfreundliche Saatmethoden, mit Jägern Infrarot­ kameras und mit einer Softwarefirma ist er wegen der Ent­ wicklung intelligenter Traktoren im Gespräch. Sie sollen Gelege und Küken erkennen und verscho­ nen. Franz und seine Mitstreiter fotografie­ ren deshalb so viele Eier und Küken wie möglich, um das künstliche Gehirn der Maschine mit Informationen zu füttern.

77 ha

SCHLICHTE NOTWENDIGKEIT

neue Ruhezone für die erste Brut geschaffen

Es ist Hoffnung, die Franz und Gisela in ih­ rem unentwegten Tun bestärkt. Hoffnung, dass der Freistaat seiner Aufgabe endlich nach­ kommt und nächstes Jahr in das Kiebitzprojekt mit einsteigt. Die finanziellen und personellen Möglichkeiten wären dann ganz andere. Hoffnung, dass genug und immer mehr Landwirte bereit sind anders zu wirtschaften, um die Natur, von der wir letztend­ lich alle leben, zu schützen. Und schließlich die Hoffnung, dass irgendwann eine Landwirtschaft Gesetz wird, die Arten- und Na­ turschutz nicht als Kür ansieht, sondern als schlichte Notwen­ digkeit. Und, dass die Kiebitze weiterhin über den Wiesen und Äckern in Dingolfing flattern und balzen. Heidi Tiefenthaler

Foto: Marcus Bosch

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50 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Landwirtschaft

ZUKUNFT DER LANDWIRTSCHAFT

EIN ERSTER SCHRITT? Im Auftrag der Bundesregierung lotete ein ­Expertengremium aus, was gegen den Reform­ stau in der Landwirtschaft getan werden kann. BUND und BUNDjugend waren mit dabei. Und das war gut so.

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as wächst in zehn bis zwanzig Jahren auf Feld und Flur? Im Juli 2020 bat die Bundesregierung BUND und BUNDjugend, in der »Zukunftskommission Landwirtschaft« mitzuarbeiten. Deren Auftrag lautete, zur gesellschaftlichen Verständigung darüber beizutragen, wie es weitergehen soll mit unserer Landwirtschaft. Weil uns die am Herzen liegt, haben wir gerne zugesagt.

JUGEND EINIG

BLAUPAUSE GELIEFERT Bei Landwirtschaft und Ernährung muss sich dringend etwas ändern, das hat die Zukunftskommission sehr deutlich ge­ macht. So sollten Bäuerinnen und Bauern

Foto: Jörg Farys

Nach zehn Monaten intensiver Debatte konnte die Kommission Ende Juni ihren Abschlussbericht vorlegen. Ihm vorange­ stellt war ein gemeinsames Leitbild von Landjugend und BUNDjugend. Die beiden hatten hervorragend zusammengearbeitet

und der Kommission mit ihrer Zukunftsvision den Weg gewiesen. Betitelt ist der Bericht mit »Zukunft Landwirtschaft – eine gesamtgesellschaft­ liche Aufgabe«. Denn verhandelt haben wir nicht allein über die Zukunft der Bäue­ rinnen und Bauern – sondern unser aller Zukunft. In mehr als hundert Sitzungen feilten Arbeitsgruppen an Formulierungen und schlossen zahlreiche Kompromisse. Allen war klar: So wie bisher kann es nicht weitergehen.

Myriam Rapior und Olaf Bandt vertraten die BUNDjugend und den BUND in der Zukunftskommission. Hier im Januar bei einer Aktion für die Agrarwende, corona- und temperaturgerecht vermummt.

belohnt werden, wenn sie natürliche Viel­ falt, Umwelt und Klima besser schützen als gesetzlich vorgeschrieben. Dieser und viele andere der nun präsentierten Vor­ schläge sind nicht neu, der BUND fordert sie seit Langem. Neu ist allerdings, dass wir uns auf sie einigen konnten: die Ab­ schaffung der pauschalen Flächenprämie, mehr Flächen für den Naturschutz, die Verringerung der Tierbestände in größeren Ställen oder auch die Regulierung neuer Gentechniken. Die Agrarpolitik muss den Höfen wieder eine wirtschaftliche Perspektive bieten und gezielter vergüten, was diese für die Gesellschaft leisten. Mit ihrem Bericht liefert die Kommission der künftigen Bundesregierung viele Vorschläge, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Ein erster Schritt auf dem Weg zu einem echten Wandel? Zumindest eine gute Blaupause für den Koalitionsvertrag nach der Bundestagswahl.

AUSTAUSCH WICHTIG Die Arbeit der Kommission war nicht im­ mer einfach. Den Verdruss über die Viel­ zahl der Einzelthemen und die Mühen der Kompromissfindung konnten viele kaum verbergen. Auch wir sahen uns teilweise zerrissen zwischen unseren eigenen For­ derungen, die wir nach wie vor voller Über­ zeugung vertreten, und »gangbaren« Kompromissen. Doch wurden wir von den Fachleuten unserer Arbeitskreise und der Geschäftsstelle super unterstützt. Spürbar war auch die Unzufriedenheit der Landwirt*innen, die – vom Reformbedarf schier erdrückt – von uns auf immer weitere Probleme hingewiesen wurden. Jedoch: Indem wir uns gegenseitig zuge­ hört und Verständnis entwickelt haben, sind wir zu guten Lösungen gekommen. Wir stehen hinter dem Ergebnis der Kom­ mission und halten den Austausch mit Menschen, die vermeintlich Gegensätzliches vertreten, für äußerst wichtig. Nun muss die nächste Bundesregierung diesen Kompromiss in politisches Han­ deln umsetzen. Ein neues Koordinaten­ system dafür haben wir geliefert. Olaf Bandt und Myriam Rapior


Natur +Umwelt 3 | 21 › BN AKTIV + NAH ›  Neues vom Grünen Band 51

GRÜNES BAND

KLEIN, ABER OHO

Foto: AdobeStock

In den Hochlagen des Bayerischen Walds vernetzt der BUND ­Lebensräume für einen sehr seltenen und bedrohten Kleinsäuger. HANNA EHLERS gehört zum Team N ­ aturschutzgroßprojekte des BUND.

Große kleine Rarität: die Waldbirkenmaus

TOBIAS WINDMAISSER

K

aum jemand hat bislang von ihr gehört oder sie gar schon einmal gesehen: Die Waldbirkenmaus steht auf der Liste der unbekanntesten heimischen Säugetiere wohl ganz oben. Sie ist noch kleiner als die Zwergmaus, dämmerungsund nachtaktiv. Und sie wurde bisher nur höchst vereinzelt in Deutschland nachgewiesen. Gut zu erkennen ist der Winzling durch einen dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Die Maus ernährt sich vorwiegend von Insekten. Diese findet sie in einem klein­ räumigen Mosaik feuchter Lebensräume und insektenreicher Wiesen und Gebüsche. Doch intakte Moor- und Feuchtgebiete sind selten geworden. Zudem liegen die Vorkommen der Waldbirkenmaus weit voneinander entfernt. Sie gilt deshalb bei uns als vom Aussterben bedroht.

GEZIELTER SCHUTZ

VIELE GEWINNER

2013 entdeckte das Bayerische Landes­ amt für Umwelt die seltene Art erstmals seit Jahrzehnten im Bayerischen Wald. Seit 2017 spüren lokale Gruppen des BUND in Bayern und des Landesbunds für Vogel­ schutz die Waldbirkenmaus mit Fotofallen auf. Angeleitet vom Birkenmaus-­ Experten David Stille wiesen sie die Art mehrfach auf BUND-Flächen im Inneren Bayerischen Wald nach, direkt am Grünen Band. Um die Bestände der Maus auf diesen oft kleinen und ganz isolierten Flächen zu schützen, geht der BUND unterschiedlich vor. Dazu Melanie Kreutz vom Fachbe­ reich Grünes Band: »Wir optimieren ihre Lebensräume und gestalten ein Mosaik aus gemähten und ungemähten Streuwie­ sen, Moorflächen und Hochstaudenfluren. Magerrasen, die der Maus als Nahrungs­ raum dienen, erhalten und pflegen wir, in­ dem wir aufwachsende Fichten entfernen. So entstehen neue Wanderkorridore für die Maus.«

Von dem Biotopverbund profitieren viele weitere Arten: Vögel wie Wiesenpieper und Braunkehlchen genauso wie Amphi­ bien und Reptilien, Heuschrecken und ­Libellen. Nicht zu vergessen Arnika und Silberdistel als typische Pflanzen der Magerrasen, aber auch Hochstauden wie Mädesüß und Sumpf-Kratzdistel. Gefördert wird unser Projekt zur Quer­ vernetzung im Grünen Band im »Bundes­ programm Biologische Vielfalt« durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

Foto: T. Windmaißer

vom BUND-Fachbereich Grünes Band managt das ­Projekt »Quervernetzung Grünes Band« im Inneren ­Bayerischen Wald.

Pflegeeinsatz im Lebensraum der Maus


Foto: Tom Konopka

52 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberfranken

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Vom BN gesichert: der Breite Teich bei Selb im Landkreis Wunsiedel

ERFOLG: Die riesige Logistikhalle unter­ halb der Wallfahrtskirche Vierzehnheili­ gen im Landkreis Lichtenfels wird nicht gebaut. Das Logistikunternehmen weicht von seinen Plänen ab und baut die etwa fünf Hektar große Anlage nun in einem bereits ausgewiesenen Gewerbegebiet in Michelau. Zwar war das diesbezüglich 2019 von der Lichtenfelser BN-Kreisgrup­ pe initiierte Bürgerbegehren nicht erfolg­ reich. Offenbar haben aber die vielen Brie­ fe an verschiedenste Entscheidungsträ­ ger, mehrere Protestaktionen und Ortster­ mine ihre Wirkung nicht verfehlt.

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KREISGRUPPE WUNSIEDEL

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

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Der BUND Naturschutz konnte einen großen Moorteich unweit der bayerisch-tschechischen Grenze erwerben – ein weiterer wichtiger ­Baustein für den Lebensraumverbund am ­Grünen Band Europa.

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er »Breite Teich« bei Selb ist nach dem Weißenstädter See das zweitgrößte Binnengewässer im Fichtelgebirge. Zusammen mit dem 11,5 Hektar großen tschechischen Naturschutzgebiet »Ztracený rybník« (wörtlich »verlorener Teich«) bildet er einen grenzüberschreitenden und ökologisch herausragenden Moorkomplex. Das nährstoffarme Gewässer mit breiten Verlandungszonen und wachsenden Moo­ren ist 14,3 Hektar groß. Zusammen mit Waldstücken umfasst das neue BN-­ Grundstück fast 17 Hektar. Am Breiten Teich leben Tierarten wie die Kreuzotter, der Hochmoor-Perlmutt­ falter, verschiedene Wasservögel und der

vom Aussterben bedrohte Moorfrosch. Auch der Seeadler findet dort Nahrung. An besonderen Pflanzen kommen der Rundblättrige Sonnentau und der Sechs­ männige Tännel vor. »Wir sind sehr stolz, dass wir einen so großen Teil des Moorkomplexes am Grü­ nen Band Europa sichern konnten. Moore wie dieses speichern auf Dauer große Mengen CO2. Sie sind für den Klima­ schutz unersetzlich und gleichzeitig Hot­ spots der Artenvielfalt«, so BN-Vorsitzen­ der Richard Mergner. Der Ankauf des Breiten Teiches erfolgte mit Unterstützung des Klimaprogramms Bayern 2050. Tom Konopka (ht)

Foto: Dr. Manfred Büdenbender

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BN KAUFT WERTVOLLEN MOORTEICH

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WIDERSTAND: Unweit der Ortschaft Stadelhofen im Landkreis Bamberg soll auf einem neun Hektar großen Areal ein Kühlgutlager der Firma Lidl entstehen. Der BN wehrt sich zusammen mit der Bür­ gerinitiative »Juraschützer« gegen dieses Vorhaben. Bei einem Informationsbesuch der CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner schilderten die Aktiven ihre Be­ weggründe. Sie fürchten die Zunahme von Verkehr, Lärm, Abgasen, Staub und Kunstlicht. Mit Blick auf den grassieren­ den Flächenfraß fordern sie, bereits er­ schlossene Gewerbegebiete oder Baulücken für das Vorhaben zu nutzen. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Kapazitäten in Tonnen Trockenmasse (TM)

Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Schwaben 53

Großheirath Schweinfurt

(13.000 t TM)

(10.000 t TM)

t TM = Kapazitäten in Tonnen Trocken­ masse (TM)

Nürnberg (40.000 t TM)

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TEILERFOLG: Jahrelang protestierten

Straubing (30.000 t TM)

Breitenhart

(13.000 t TM)

Zolling (37.000 t TM) Gersthofen (27.000 t TM)

München (37.000 t TM)

KREISGRUPPE AUGSBURG

Grafik: Nicole Schmidt/BN

Gleich an acht Standorten sind in Bayern neue Anlagen zur Klärschlammverbrennung geplant.

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

BN FORDERT ALTERNATIVEN ZUR KLÄRSCHLAMMVERBRENNUNG

Bürgerinnen und Bürger, ein Aktionsbünd­ nis und die BN-Kreisgruppen AichachFried­berg und Augsburg gegen die auto­ bahnähnlich geplante »Osttangente« (siehe Foto). Seit Juni verfolgt das Straßen­ bauamt Augsburg diesen Ausbau nicht weiter, sondern setzt auf punktuelle Aus­ baumaßnahmen. Zwar sind auch diese nach Ansicht des BN teilweise überdi­ mensioniert, dennoch sind der reduzierte Flächenverbrauch und geringere Eingriffe in die Natur- und Wasserschutzgebiete entlang des Lech eine positive Nachricht. Der BN fordert, den Bundesverkehrswe­ geplan auf Klima- und Biodiversitätsziele hin zu überarbeiten und Projekte wie die Osttangente Augsburg zu streichen.

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intergrund für den Bauboom in ganz Deutschland: Für Klärschlamm als Düngemittel gelten seit 2015 strengere Grenzwerte, weshalb die Nachfrage dafür sinkt. Zudem müssen Betreiber von Kläranlagen ab 2029 Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnen. Vor allem private Anbieter propagieren hierfür die »Mono­ verbrennung« von Klärschlamm, bei der der Phosphor aus der Asche ex­ trahiert wird. Der BUND Naturschutz hält das Verfahren für nicht nachhaltig: Das Verbrennen be­ nötigt viel Energie und setzt klimaschädli­ ches Kohlendioxid, Staub und Schadstoffe frei. Dabei enthält Klärschlamm wichtige Pflanzennährstoffe, die in der Landwirt­ schaft wiederverwertet werden könnten. Hierzu müssten die Schlämme aber weit­ gehend frei von Schadstoffen sein, was ein Umdenken in der Abwasserbeseiti­ gung erfordert. Zudem sind derzeit etli­

che alternative und umweltfreundlichere Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm in der Erprobung, die im Gersthofener Genehmigungsverfahren nicht geprüft wurden. Daher fordert der BN ein Moratorium für die geplante Anlage und generell für den Aus- und Neubau von Anlagen zur Klärschlammverbrennung. Die bayeri­ sche Staatsregierung sieht er in der Pflicht, sich um eine nachhaltige Verwer­ tung der über 260 Tausend Tonnen Klär­ schlamm, die jährlich in Bayern entste­ hen, zu bemühen und das Problem nicht dem freien Markt zu überlassen. Thomas Frey (as)

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Mehr zum Thema Weitere Informationen zur Klärschlamm­ verbrennung und der geplanten Gerst­ hofener Anlage: augsburg.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/gersthofen

Foto: Wolfhard von Thienen

In Bayern sind derzeit zahlreiche neue Anlagen zur Verbrennung von Klärschlamm geplant. Ein privater Betreiber will eine große Anlage in Gersthofen bei Augsburg bauen. Der BN fordert, auch Alternativen zur Verbrennung zu prüfen. DEPONIE IM VIDEO: In Deutschland entstehen jährlich etwa 400 Millionen Tonnen Schutt und Abfall, der größte Teil davon bei Bau- und Abbrucharbeiten. Doch wohin damit? Zum Beispiel in die ehemalige Tongrube Ichenhausen bei Günzburg. Gegen die dort ohne Umwelt­ verträglichkeitsprüfung genehmigte De­ ponie für Industrieabfälle läuft seit Juni in zweiter Instanz eine vom BN unterstützte Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof. Zur Problematik informiert die BN-Kreis­ gruppe Günzburg mit einer ausführlichen Stellungnahme und dem Video »Ver­ mächtnis unter uns«, beides abrufbar un­ ter: https://bit.ly/BN-Ichenhausen IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


Foto: Tom Konopka

54 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN RIESENERFOLG: Ende Mai haben 52 Prozent der Bürger von Pfofeld in einem Bürgerentscheid eine Ansiedlung von CenterParcs im Wald der ehemaligen Muna Langlau abgelehnt. Damit ist die Planung vom Tisch. Der Konzern hat mit­ geteilt, dass er das Votum akzeptiert. »Das ist eine gute Nachricht für den Kli­ ma- und Artenschutz. Der BN sieht damit gute Chancen, dass das Munagelände von Munition gereinigt und für den Natur­ schutz und in Teilen für die Allgemeinheit geöffnet werden kann«, so BN-Landes­ vorsitzender Richard Mergner.

Foto: Tom Konopka

Im März protestierten die Nürnberger per Fahrrad gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs.

KREISGRUPPE NÜRNBERG-STADT

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setzten Verbesserungen zu übernehmen, sollte es je zu einem Ausbau kommen. Politisch wird sich der BN nun weiter gemeinsam mit dem Bündnis gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs und Nürnberg for Future dafür einsetzen, das aus der Zeit gefallene Projekt abzuwen­ den. Der Verband hofft immer noch auf ein Einsehen der Stadtspitze und der Mehrheit des Stadtrates. Da die Finanzie­ rung noch völlig ungeklärt ist, ist mit ei­ nem Baubeginn – selbst wenn der BN vor Gericht unterliegen sollte – in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Nachdem der Vergleich vom Tisch war, begannen intensive Diskussionen um Al­ ternativen zur Stadtautobahn. Tom Konopka (ht)

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ei einer Wahlbeteiligung von 39 Prozent haben 57 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder gegen den ausgehandelten Vergleich gestimmt. 42 Prozent stimmten zu. BN-Landesvorsitzender Richard Mergner begrüßte das Ergebnis. Landesgeschäfts­ führer Peter Rottner erklärte: »Unsere ­Klage vor dem Europäischen Gerichtshof konnte klären, dass für solche Vorhaben eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig ist. Nun muss gerichtlich geprüft werden, ob das Projekt den Gesichtspunkten des Klimaschutzes und des Immissions­ schutzes genügt.« Der Kreisgruppenvor­ sitzende Dr. Otto Heimbucher bedauerte das Ergebnis und appellierte an die Stadt­ spitze, die vom BN im Vergleich durchge­

der Nürnberger Reichswald so stark be­ droht ist wie zuletzt in den 1970er-Jahren, fand Mitte Juli anstelle des Reichswald­ festes eine Protestkundgebung statt. Aus sieben Orten kamen Radfahrer per Stern­ fahrt zur Kundgebung; 300 Demonstran­ ten pilgerten auf den Nürnberger Schmau­ senbuck und zeigten Flagge. Die Transpa­ rente der Bürgerinitiativen und die Fahnen der Vereine, die sich um den Reichswald sorgen, boten einen beeindruckenden An­ blick unter den mächtigen Eichen. Mit ei­ ner kämpferischen Rede sorgte der BN-­ Ehrenvorsitzende Hubert Weiger für die richtige Stimmung: »Wer die Axt an den Reichs­ wald legt, bekommt es mit der Bürger­ bewegung zu tun«, machte er klar. T o:

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Die BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt hat den Vergleich zum Ausbau des Frankenschnellwegs abgelehnt. Der BN wird seine Klage fortführen.

PROTEST: Coronoabedingt, und weil

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MITGLIEDERVOTUM GEGEN STADTAUTOBAHN

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IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de

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Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberbayern 55

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Mitglieder der Kreisgruppe Ebersberg an einem ­potenziellen Windkraftstandort im Ebersberger Forst

KREISGRUPPE EBERSBERG

WINDKRAFT IM AUFWIND Mit knapper Mehrheit sprachen sich die ­Bür­gerinnen und Bürger dafür aus, die Planung für Windräder im Ebersberger Forst weiter­ zuverfolgen. Der BN hatte für ein Ja im Bürger­ entscheid Mitte Mai geworben.

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und 53 Prozent Zustimmung standen gut 47 Prozent ablehnenden Stimmen gegenüber; die Wahlbeteiligung lag bei knapp 62 Prozent. Das Ergebnis gibt nicht etwa den Start­ schuss für den Baubeginn, sondern hebt für einen kleinen Teil des Ebersberger Forsts die Ausweisung als Ausschluss­ gebiet für Windkraft auf. Nun kann das Planungsverfahren starten, bei dem auch natur- und artenschutzrechtliche Belange geprüft werden. Der Landkreis Ebersberg will bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen Ener­ gieträgern sein und setzt daher auf Erneu­ erbare Energien. Doch die Verschärfung der Abstandsregeln durch die bayerische Staatsregierung brachte den Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erlie­ gen. Vor diesem Hintergrund sind die

Standorte im Wald auch für den BN nicht erste Wahl, sondern ein angesichts des Klimawandels unverzichtbarer Notnagel. Für den Bau müssen 1,5 Hektar Wald ge­ rodet werden; dies entspricht 0,02 Pro­ zent des 9000 Hektar großen Landschafts­ schutzgebiets Ebersberger Forst, die an anderer Stelle wieder aufgeforstet wer­ den müssen. Werden alle fünf Windräder gebaut, können diese jeden fünften Ebersberger Haushalt ausschließlich mit Ökostrom versorgen. Für eine vollständige Energie­ wende im Landkreis reicht dies bei wei­ tem nicht aus. Daher fordert der BN, die 10H-Abstandsregel abzuschaffen, und hofft, dass die Gemeinden im Landkreis weitere Standorte für Windkraftanlagen zur Verfügung stellen. Annemarie Räder (as)

kirchen will sich für die alpine Ski-Welt­ meisterschaft 2027 bewerben. In einem offenen Brief an die Marktgemeinderäte kritisiert die BN-Kreisgruppe diese Ent­ scheidung heftig: In den letzten 40 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in Gar­ misch-Partenkirchen um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Das entspricht einer Differenz von 300 Höhenmetern, die Garmisch heu­ te klimatisch niedriger liegt. Um Ski-Welt­ meisterschaften zu ermöglichen, sind vor­aussichtlich massive Ausbauten von Beschneiungsanlagen und Beschneiungs­ becken nötig. Ski-Weltmeisterschaften in Bayern sind ein Anachronismus in Zeiten der Klimakrise. Bereits die Ski-WM 2011 war mit erheblichen Eingriffen in die Na­ tur verbunden.

TIERISCH GEPFLEGT: Im Landkreis Mühldorf sind Rinder, Büffel, Ziegen, Schafe und Pferde heute entscheidende Akteure in der Biotoppflege. Die BN-Kreis­ gruppe setzt seit vielen Jahren auf die tie­ rischen Helfer und veranstaltete im Früh­ jahr erstmals die Wahl zur »Landschafts­ pflegerin des Jahres«, an der sich rund 250 Personen beteiligten. Mit 40 Prozent der Stimmen siegte Kuh Heidi (siehe Bild), beheimatet auf dem Reiserer-Hof in Ober­ neukirchen, die inzwischen auch Mutter geworden ist.

Foto: Andreas Zahn

Foto: N. N.

ANACHRONISMUS: Garmisch-Parten­

IHRE ANSPRECHPARTNERIN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Niederbayern

Foto: Hans Madl-Deinhart

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN GRÜNER VERBUND: Der Biotopver­

KREISGRUPPE FREYUNG-GRAFENAU

NEIN ZUR ADAC-RALLYE Für Oktober 2021 plant der ADAC eine länderübergreifende »Drei-Städte-Rallye«. Sie soll auf elf Kilometern durch sechs Gemeinden ­führen — nicht nur für den BUND Naturschutz ein überflüssiges Spektakel.

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ine derartige Motorsportveranstaltung ist nicht mehr zeitgemäß und in der aktuellen Debatte um den Klimawandel verantwortungslos, findet das breite Bündnis der Gegner, dem neben den ­BN-­Kreisgruppen Freyung-Grafenau und Passau auch der Verkehrsclub Deutschland, der Landesbund für Vogelschutz Freyung, Fridays for Future Passau sowie Vertreter der Parteien angehören. Mit der Online-Petition »Klima schützen statt Dreistädte-Rallye« sammelt die Kreisgruppe Freyung-Grafenau, unter­ stützt von ihren Bündnispartnern, Unter­ schriften gegen die Veranstaltung, die durch Bayern und Tschechien führen soll. Gleichzeitig bemüht sich das Bündnis, die Entscheidungsträger vor Ort, in den Land­ kreisen Freyung-Grafenau und Passau, davon zu überzeugen, ihre Unterstützung für die Rallye zurückzuziehen. Neben der

unnötigen Belastung mit Abgasen und Feinstaub drohen Einschränkungen, Lärm­ belästigung und Gefahren für die Anwoh­ ner der Rennstrecke. »In Zeiten, in denen Regierungen und Bürgerinnen und Bürger versuchen, mög­ lichst viel schädliches Kohlendioxid ein­ zusparen, den Individualverkehr zu verrin­ gern und die Verbrennungstechnik emis­ sionsarm zu machen, ist diese Art von Rennsport doch reichlich überkommen«, mahnt Freyungs BN-Vorsitzender Peter Mayer. Rita Rott (as)

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Foto: Konrad Pöppel

Angesichts der Klimakrise fordert der BN, dass die Dreistädte-Rallye des ADAC abgesagt wird.

bund der Stadt Mainburg im Landkreis Kelheim war vor knapp 30 Jahren ein Pio­ nierprojekt in Niederbayern und ist es bis heute. Das Schutzkonzept wurde im Mai vom Stadtrat um weitere drei Jahre fort­ geschrieben. Damit setzen sich die BN-­ Ortsgruppe und die Stadt Mainburg auch künftig zum Ziel, die »Hallertauer Kultur­ landschaft zu erhalten und den Biotopver­ bund als Generationen­ auftrag weiterzu­ entwickeln«. Umgesetzt werden die Maß­ nahmen auf 61 Qua­dratkilometern vom Landschaftspflegeverband Kelheim (VöF). Auch Privatleute können sich beteiligen, etwa mit Streu­obstwiesen, Heckenpflan­ zungen und extensivem Grünland. Info: Ortsgruppe Main­­­­burg, poeppel@hallertau.net

QUELLENFORSCHUNG: Die BN-Orts­ gruppe Oberes Vilstal im Landkreis Lands­ hut erfasst seit dem Frühjahr systema­ tisch die Quellen in der Gemeinde Velden und bewertet ihren ökologischen Zustand vor Ort. Die Aktiven um den Vorsitzenden Josef Gerbl nutzen dazu GPS-Daten per App auf dem Smartphone, kartieren und dokumentieren die Fundstellen mit Hilfe des bayerischen Quelltypenkatalogs und melden sie an das Bayerische Landesamt für Umwelt. Ein weiteres Ziel ist es, ge­ fasste oder verfüllte Quellen durch einfa­ che Maßnahmen wieder zu naturnahen Biotopen zu machen. Kontakt: josef-l-gerbl@gmx.de

Die Petition im Internet www.openpetition.de/petition/online/ klima-schuetzen-statt-dreistaedte-­rallye

Weitere Infos www.muw-nachrichten.de/freyunggrafenau

IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberpfalz 57

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Reinhard Scheuerlein

KRITIK: Trotz jahrelanger Proteste in den benachbarten Orten hat das Landrats­ amt Regensburg Anfang März das Ver­ fahren für einen Granitsteinbruch inmit­ ten des Forstmühler Forsts bei Wiesent eröffnet. In seiner Stellungnahme lehnt der BN das Vorhaben in einem Land­ schaftsschutzgebiet ab, das zwölf Hektar Waldrodung, regelmäßige Sprengungen und intensiven Fahrzeugverkehr bedeu­ ten würde. Betroffen wären auch ein bis­ lang ruhiger, potenzieller Luchslebens­ raum und ein bayernweit bedeutender Wanderkorridor für störungsempfindliche Tierarten wie die Wildkatze. Der Freihölser Forst wird von vielen Seiten angenagt; hier die Rodung für das Gewerbegebiet der Gemeinde Ebermannsdorf. Foto: Thomas Stephan

KREISGRUPPE AMBERG-SULZBACH

KEINE RODUNGEN MEHR IM FREIHÖLSER FORST !

VORBILDLICH: Nur eine regionale

Bayern hat sich anspruchsvolle Klimaschutz­ ziele gesetzt und den Wäldern dabei eine ­wichtige Rolle zugeschrieben. Doch im Landkreis Amberg droht erneut amtlich genehmigter Raubbau am Staatswald.

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m Freihölser Forst östlich von Amberg sollen 18,5 Hektar Staatswald für den Bau einer Sandaufbereitungsanlage fallen. In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits 5,6 Hektar dieses Waldgebiets für den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße B 85 und weitere 10,6 Hektar für ein neues Gewerbegebiet geopfert. Weitere großflächige Rodungen sind geplant. Bei einem Ortstermin forderte der BN-Lan­ desvorsitzende Richard Mergner: »Der Staatswald muss zum Nutzen aller Bürge­

rinnen und Bürger Bayerns erhalten und vorbildlich bewirtschaftet werden. Er darf nicht zu einer Reservefläche für Eingriffs­ planungen aller Art verkommen.« Minis­ terpräsident Markus Söder und Finanz­ minister Albert Füracker müssten dem Raubbau am Staatswald einen Riegel vor­ schieben. Mit ihrer bisher laxen Haltung schaffe die bayerische Staatsregierung fatale Fehlanreize, die dazu führten, dass für große Eingriffe bevorzugt Staatswäl­ der ins Visier genommen würden. Reinhard Scheuerlein (ht)

Fleischversorgung aus biologischer Er­ zeugung kann sowohl dem Umwelt- und Naturschutz gerecht werden als auch un­ nötiges Tierleid vermeiden. Dies betonte BN-Vorsitzender Richard Mergner Mitte Mai bei einem Besuch der Biometzgerei Jurahof in Schmidtstadt im Landkreis Amberg-Sulzbach. Daher begrüßt es der BN, wenn regionale Schlachtungen wie in Schmidtstadt oder in Penkhof bei der Metzgerei Wiedenbauer kurze Wege beim Tiertransport ermöglichen. »Wenn dies Schule machen soll, braucht es aber auch die entsprechende Nachfrage«, so Merg­ ner. Er appellierte an die Bevölkerung, Biofleisch aus der Region zu kaufen. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Foto: Elisabeth Assmann

58 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Unterfranken

Falafel und Naanbrot aus Ackerbohnen und Sonnenblumen – alles aus heimischen Bioprodukten

KREISGRUPPE BAD KISSINGEN

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN STEIGERWALDBAHN: Der BN möch­ te die Steigerwaldbahn zwischen Schwein­ furt und Kitzingen reaktivieren. Doch an­ liegende Kommunen fürchten mehr Lärm und sehen ihre Entwicklungschancen ein­ geschränkt. Auch eine Nutzung als Test­ strecke für autonom fahrende Elektrobus­ se wurde ins Spiel gebracht. Dafür würde die rund 50 Kilometer lange Trasse aber auf einer Breite von vier bis fünf Metern versiegelt und wertvolle Biotope müssten weichen. Sollte die Bahnstrecke nicht re­ aktiviert werden, wird sich der BN für den Erhalt der Trasse als »Grünes Band« durch die fränkische Flur einsetzen.

HÜLSENFRÜCHTE STATT FLEISCH

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ktuell bauen deutsche Landwirte nur auf zwei Prozent der Äcker Hülsenfrüchte an. Mit dem vom bayerischen Umweltministerium geförderten Projekt »Das interessiert mich echt die Bohne« wirbt der BUND Naturschutz für den Anbau und die verstärkte Nutzung der ­ pflanzlichen Eiweißlieferanten in der Küche. Damit unterstützt er gleichzeitig eine nachhaltige Landwirtschaft und einen möglichst klimaneutralen Konsum. »Wir wollen neben Verbrauchern und Landwir­ ten auch Gärtner motivieren, sich für den Anbau und die Nutzung heimischer Hül­ senfrüchte zu engagieren«, so Projektlei­ terin Elisabeth Assmann. Gemeinsam mit dem Bioanbauverband Naturland hat der BN 2021 bereits fünf Verkaufsstellen für Erbsen, Ackerbohnen und weiße Lupinen im Raum Bad Kissin­ gen geschaffen. Außerdem gab es kos­

tenfreies Saatgut für Ackerbohnen und Körnererbsen sowie öffentliche Garten­ führungen von Bohnenexperten, zu Per­ makultur und wassersparenden Anbau­ methoden. Auch drei Online-Kochkurse zu heimischen Hülsenfrüchten fanden statt. Dank Foodbloggerin und Hülsen­ früchte-Fan Cecilia Antoni und dem Team von Naturland war dies ein Genusserleb­ nis. Raffinierte Rezepte für Falafel aus Ackerbohnen oder Aufstriche aus Son­ nenblumen sorgten für Begeisterung bei den Teilnehmern. Weitere Kochtermine, auch für Schulen, Kitas und Kantinen, strebt der BN an. Elisabeth Assmann/Steffen Jodl (ht)

Foto: Edo Günther

Heimische Hülsenfrüchte sind eine gute ­Alternative zu Fleisch oder Soja aus dem ­Regenwald. Leider werden sie bisher wenig angebaut. Der BN will das ändern.

SÜDLINK: Die geplante, 114 Kilometer lange SüdLink-Trasse durch Unterfranken kreuzt geschützte Biotope, wertvoller Wald müsste gerodet und ein FFH-Gebiet sowie der Main unterbohrt werden. Die Erdkabel könnten Tausende Hektar Bö­ den, die ohnehin schon von Trockenheit betroffen sind, weiter aufheizen. Aktuell soll der Trassenverlauf festgelegt wer­ den. Der BN fordert, das gesamte Verfah­ ren auszusetzen. Es besteht kein Bedarf für das Vorhaben, weil die Netze für hohe Anteile von Kohle- und Atomstrom ge­ plant wurden, die in Zukunft wegfallen werden. SüdLink würde zudem Mensch und Natur stark belasten. IHR ANSPRECHPARTNER

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Mehr zum Thema Weitere Infos unter bad-kissingen. bund-naturschutz.de.

Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de


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alle g nicht absehbar, ob Es war bei Drucklegun geplant durchgeführt wie ote geb san Bildung einen e werfen Sie daher werden können. Bitt die ite. Dort finden Sie ese min Ter die auf Blick ganz Bayern: für en ung talt ans Ver tz.de/termine www.bund-naturschu ne rmi e/te n.d w.jb ww kön­ der BN-Ökostationen Über die Angebote -naturrmieren: www.bund nen Sie sich hier info dung/oekostationen schutz.de/umweltbil

Natur +Umwelt 3 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Bildung 59

BILDUNG

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: AdobeStock /

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Foto: Martina Alsheimer

Seit vielen Jahren ist das Ökohaus Würzburg des BUND Naturschutz (im Bild) als Ort der Bildung in der Region bestens bekannt. Klaus Isberner hat in seiner über 30-jährigen Tätigkeit als Bildungsreferent dafür gesorgt, dass die Themen nachhaltiges Bauen, Wohnen und Leben einen großen Stellenwert bekamen. Mit über 300 Veranstaltungen im Jahr sind Haus und Gelände stets gut gefüllt. Seit einiger Zeit unterstützt Dr. Martina Alsheimer die Bildungsarbeit vor allem mit Angeboten für Kindergärten und Schulen. Bei der Mainfrankenmesse Ende September stellt die Umweltstation zu­ sammen mit der Kreisgruppe täglich wechselnde Bio-Regionalerzeuger und ihre Produkte vor. Dieses tolle Engagement fand nun An­ erkennung durch die Ernennung zur 60. Bayerischen Umweltstation. Die heraus­ ragenden Leistungen und das langjährige Engagement im Bereich Umweltbildung

stellte Umweltminister Thorsten Glauber in seinem Schreiben besonders heraus. Der BN gratuliert allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie allen in der Um­ weltstation Aktiven herzlich zur Anerken­ nung als Umweltstation. Der Termin für die Auszeichnungsveranstaltung wird noch bekannt gegeben.

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Informationen www.wuerzburg.bund-naturschutz.de

KLIMABOTSCHAFTER WERDEN

LANDESGARTENSCHAUEN Noch bis Ende Okto­ ber besteht die Mög­ lichkeit, eine der bei­ den Landesgarten­ schauen zu besu­ chen. Sowohl die Kreisgruppe Lindau als auch Ingolstadt sind mit attraktiven Angeboten vertreten. In Ingolstadt bietet die Kreisgruppe zwei Ausstellungen zu den fast ver­ gessenen Naturschönheiten der Region sowie einen kreativen Workshop zu ­Bäumen und Sträuchern an. In Lindau sind die BN-Naturdetektive unterwegs und erforschen die Wunder­ welt unter Wasser. Wer sich kreativ ­betätigen will, ist zum Beispiel am 4. September eingeladen zum »Schwemmholz­basteln« im Zirkuszelt. www.lindau.bund-naturschutz.de www.ingolstadt2020.de www.lindau2021.de

Teilnehmer erhalten das nötige Hinter­ grundwissen, lernen konkrete Handlungs­ möglichkeiten für Klimaschutz auf allen Ebenen kennen und werden im Bereich Kli­ makommunikation geschult. Mit diesem Mix aus Wissen, Methoden und guten Bei­ spielen ist man im Anschluss auf einen Einsatz als Klimabotschafter oder -bot­ schafterin vorbereitet. Die Reihe startet am 13. November in Kempten. Abschluss ist am 12. März 2022 in Sonthofen.

Mehr Informationen: www.NEZ-Allgaeu.de

Der Arbeitskreis Artenschutz der Kreis­ gruppe Neustadt/Aisch hat mit Unter­ stützung der Unteren Naturschutzbe­ hörde eine Ausstellungswand erstellt »Wildbienen-Nisthilfen richtig bauen«. Kurzgehalten und gut verständlich sind die Texte auf den beiden Tafeln. Zusam­ men mit den davor aufgebauten Nist­ hilfen eignet sich diese kleine Bildungs­ einheit für den Einsatz auf Umwelttagen oder als praktische Ergänzung zu Rollup-Ausstellungen. Foto: KG Neust ad t-A Die beiden Tafeln und das Material werden gegen eine Spende gerne ausgeliehen. www.neustadt-­aisch. bund-naturschutz.de

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NISTHILFEN FÜR WILDBIENEN

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Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Um die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkom­ mens einzuhalten, sind dras­tische Veränderungen notwendig. Hier kommen die Klimabotschafterinnen und Klimabotschafter ins Spiel. Sie kön­ nen durch aktives Tun, gemeinsame Um­ setzung und gute Beispiele die Kommuni­ kation und vor allem die Bereitschaft för­ dern, selbst aktiv zu werden. Das Natur­ erlebniszentrum Schwaben bietet im Herbst eine Fortbildung zum Klimabot­ schafter/zur Klimabotschafterin an. Die

TERMINE

Foto: Anette Lörner

BN-ÖKOHAUS IST UMWELTSTATION

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60 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  SERVICE ›  Buchtipps und Reisen

i BUCHTIPPS

2021, 272 Seiten, 22 Euro, Westend Verlag

TIERSPUREN EUROPAS Joscha Grolms 2021, 69,95 Euro, Ulmer Verlag

Für Naturentdecker Dieses Standardwerk ist eine bis ins Detail durchdachte Tierspu­ ren-Enzyklopädie, geeignet für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen, mit 1100 Fotos und 500 Zeichnungen o ­ ptisch und didaktisch hervorragend auf­ bereitet. Es enthält eine Einfüh­ rung in die Grundlagen des Fähr­ tenlesens, genaue Beschreibun­ gen und Maße der Trittsiegel und Gangarten, dazu Gegenüber­ stellungen häufig verwechselter Arten sowie Vergleichstafeln der Fußspuren von Säugetieren und Vögeln in Lebensgröße. Die ­Spuren und Zeichen der Säugetie­ re Europas werden in ausführ­ lichen Porträts vorgestellt. Das Buch behandelt darüber hinaus Fuß- und Fraßspuren, Nester, ­Bauten und weitere Spuren der wichtigsten Vögel, Reptilien, ­Amphibien und Wirbellosen.

NATIONALPARK KELLERWALDEDERSEE

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17. – 22. September 2021, Deutschland Der einzige hessische Natio­ nalpark schützt einen der letzten großen und natur­ nahen Rotbuchenwälder Mitteleuropas. Urige Natur­ waldrelikte, über 1000 Quel­ len und naturnahe Bäche, Felsfluren und Blockhalden

DAS FICHTELGEBIRGE ENTDECKEN 26. September – 2. Oktober 2021, Deutschland

Die Gewässer haben im Fichtelgebirge eine beson­ dere Bedeutung. Weißmain, Eger, Saale, Naab und

WALDEXPEDITIONEN IM HAINICH 4. – 8. Oktober 2021, Deutschland

Foto: G. Oltsch

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BUND-REISEN

Foto: Thomas Stephan

FÜR ALLE, NICHT DIE WENIGEN Warum wir unsere Zukunft nicht den Märkten überlassen dürfen Ulrich Schneider (Hsg.)

Der Markt regelt nicht Der Neoliberalismus ist geschei­ tert. Die herrschende Ungleich­ heit in allen Lebensbereichen ist eklatant. Es ist ein düsteres Bild vom Zustand unserer Gesell­ schaft, das Ulrich Schneider in seinem Sammelband zeichnet. Gemeinsam mit zehn Co-Autorin­ nen und -autoren (darunter der BUND-­Vorsitzende Olaf Bandt) zeigt er, wie eine sozial-ökologi­ sche Trendwende dennoch gelin­ gen kann. So könnten Bürger­ energiegenossenschaften mit dem rich­tigen politischen Rah­ men die Energiewende unterstüt­ zen. Auch Landwirtschaft, Ver­ kehr, Wohnen und Gesundheit bieten Möglichkeiten, gemein­ wohlorientierter zu wirtschaften und die Bedürfnisse der Men­ schen dem Profit überzuordnen. Dieses Buch ist in der heißen Phase des Bundestagswahl­ kampfs eine willkommene Erinne­ rung daran, dass der Neolibera­ lismus nicht alternativlos ist.

Coronabedingt kan n es bei den ­ eiseangeboten zu R Einschränkungen kommen. Aktuelle Informationen ­finden Sie unter ww w.bund-reisen.de

sind seine Schätze. Unter dem Motto »Natur sein las­ sen« entsteht hier Wildnis von morgen.

­ öslau entspringen hier und R nehmen ihren Lauf zur ­Nordsee oder zum zum Schwarzen Meer. Mystische Felsformationen prägen die ­Mittelgebirgslandschaft. Die Reisenden unternehmen unter anderem eine Wande­ rung zu den Quellen, wan­ dern aber auch direkt auf dem Fichtelgebirgsweg.

Der Nationalpark Hainich ist auf dem Weg zum »Urwald mitten in Deutschland«. ­Entsprechend dem Prinzip »Natur Natur sein lassen«, sind bereits 90 Prozent der Fläche des Nationalparks ungenutzt. In fünf Jahr­ zehnten haben sich in Teilen des Hainichs Waldbestände entwickelt, die den in Mittel­ europa längst verschwun­ denen natürlichen Wäldern vermutlich sehr nahe kom­ men.

Weitere Informationen

Tel. 09 11/ 588 88 20 · www.bund-reisen.de


Natur +Umwelt 3 | 21 ›  RATGEBER ›  Müll trennen 61

ZU VIEL VERPACKT

WEG VOM EINWEG Wir Deutschen häufen europaweit die höchsten Müllberge auf. Damit sich das ändert, sind wir alle gefragt. JANINE KORDUAN ist die BUND-Expertin für Kreislaufwirtschaft.

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n den letzten 20 Jahren hat sich die Menge der Aluminiumund Plastikverpackungen verdoppelt. Auch Verpackungs­müll aus Papier, Pappe und Holz wird unaufhörlich mehr. Ein Grund: Der Onlinehandel boomt wie nie. Viele Einwegverpackungen fallen zudem im Handel zwischen Unternehmen an. Was können wir selbst tun, um kurzlebige Verpackungen zu vermeiden?

MEHRWEG, ABER EINHEITLICH

NICHT NUR RECYCELN

Natürlich gibt es einige »Klassiker«: den eigenen Beutel mit zum Supermarkt oder in die Bäckerei nehmen, loses Obst und Gemüse kaufen … Am einfachsten ist es im Getränkesektor, Einweg zu verschmähen. Mehrwegflaschen werden bis zu 50-mal befüllt, bevor sie eingeschmolzen und zu neuen Flaschen werden. Leider sank der Mehrweganteil in den letzten Jahren stetig. Ein Negativtrend sind auch eigens gestaltete Mehrwegflaschen. Die sind zwar immer noch umweltschonender als Einwegflaschen, müssen aber zur Neubefüllung in der Regel weiter transportiert werden. Besser sind daher einheitliche Mehrwegflaschen, ob für Bier oder Mineralwasser, Säfte oder auch Milch und Joghurt.

Was spricht eigentlich gegen Verpackungen, wo Deutschland doch so gut recycelt? Zunächst einmal stellen wir zu viele neue Verpackungen her. Für Lebensmittel darf kein recyceltes Plastik oder Papier genutzt werden. Gut möglich, dass Ihr Pizzakarton »frischen« Zellstoff vom Amazonas enthält, und die Plastiktüte fürs Gemüse mit dem Klimakiller Fracking-Gas hergestellt wurde. Zudem wird viel Plastikmüll verbrannt oder nicht wieder zu gleichwertigen Verpackungen, trotz Gelbem Sack. Und das Recy­ cling selbst verschlingt (nebst der Logistik) fossile Treibstoffe und Energie. Um Ressourcen zu sparen, gibt es zu Müllvermeidung und Mehrweg keine Alternative.

BESSER ALS ONLINEHANDEL

RICHTIG TRENNEN

Wie lassen sich noch Verpackungen sparen? Auf dem Markt kann man viel Frisches unverpackt kaufen. Auch Käse und Wurst bekommen Sie hier oft direkt in die mitgebrachte Dose. Einige Vertriebe bieten große Gebinde an. Wer Kaffee, Nudeln oder Reis gemeinsam mit Freunden oder Nachbarinnen bestellt, kann so ebenfalls Müll vermeiden. Und wer genügend Muße hat, kann viele Alltagsdinge selbst herstellen: Putzmittel, Shampoos, Mar­ meladen, eingelegtes Gemüse … Sehr viel Verpackungsmüll fällt im Online-Handel an – Mehr­ weg ist hier noch die große Ausnahme. Nicht empfehlen kann der BUND auch »Bioplastik«: Das wird in den Kompostanlagen aussortiert, verrottet schlecht im heimischen Kompost und wird industriell aus brasilianischem Zuckerrohr hergestellt.

Noch lassen sich Einwegverpackungen nicht ganz vermeiden. Trennen Sie leere Behältnisse, ohne sie ineinander zu stapeln. Re­ cycling-Anlagen haben Sensoren für diverse Wertstoffe. Kunststoffe oder Aluminium können sie nur richtig sortieren, wenn sie voneinander getrennt sind. Beim Joghurtbecher also auf jeden Fall den Deckel getrennt in den Gelben Sack geben. Falls eine Pappbanderole dran ist, kommt die in den Papiermüll. Verschlüsse von Shampoos oder Getränken sind meist aus an­ derem Kunststoff als die Flasche, auch sie gehören einzeln in den Sack. Gleiches gilt bei verschiedenen Kunststoffen etwa in Käse- oder Wurstverpackungen. Müll aus öffentlichen Abfalleimern wird übrigens oft einfach verbrannt. Nehmen Sie Ihren Müll möglichst zum Trennen mit heim.


62 Natur +Umwelt 3 | 21 ›  SERVICE ›  Leserbriefe

LESERBRIEFE NACHHALTIGE ERNÄHRUNG

70 Prozent der landwirtschaftlich genutz­ ten Flächen der Erde sind Grünland. In Deutschland sind über 60 Prozent der Zum Titelthema ökologisch bewirtschafteten Flächen »Bäuerliche LandGrünland oder Ackerkleegras. Nur mit wirtschaft« in Rindern und Pflanzenfressern und deren N+U 2/2021 Fleisch und Milch können diese Flächen Leider können für die menschliche Ernährung genutzt sich nicht alle werden. Eine der Ausweitung des ökologi­ hochwertige schen Landbaus gemäße Ernährung Bio-Lebensmit­ braucht deshalb mehr Esser von Rind­ tel leisten und darum muss fleisch aus artgerechter Haltung. Dann es zweckgebundene Subventionen für dürften auch die Kälber aus der Milch­ regional erzeugte Produkte geben. Eine viehhaltung artgerecht und regional auf­ Möglichkeit wären Gutscheine, die bei lo­ gezogen und gemästet werden und wür­ kalen Erzeugern biologischer Lebensmit­ den nicht in den internationalen Viehhan­ tel in der Region eingelöst werden kön­ nen. Arbeitslose, arme Rentner, ALGII-­ del abgeschoben. Eine Ernährungswende, die auf eine Empfänger, Flüchtlinge, kinderreiche Fa­ nachhaltige und ökologische Umgestal­ milien … können sich so auch gesund und tung der Landwirtschaft in Deutschland kulinarisch hochwertig ernähren, die zielt, braucht eine entsprechende ernäh­ ­lokale Wirtschaft wird unterstützt und Ar­ rungsökologische Ausrichtung. Wieder­ mut wird indirekt auf sinnvolle Art und käuer und Rinder spielen darin eine ent­ Weise bekämpft. Auch Schulen, Einrich­ scheidende und für die Biodiversität un­ tungen der Jugendhilfe, Obdachlosen­ abdingbare Rolle. Wenn immer wieder speisungen, die Bahnhofsmission oder »Fleischreduzierung« undifferenziert ge­ Werkstätten sollten diese Zuwendungen fordert wird – wie dies auch im Artikel verpflichtend ohne zusätzliche Kosten er­ von Katrin Wenz geschieht – wird die halten. grundsätzliche Fehlausrichtung von Er­ Zuständig für die Verteilung können nährung und Landwirtschaft zementiert. Jobcenter oder Sozial­ämter sein. Finan­ Ernährungsökologisch richtig wäre: Mehr ziert werden die Mittel durch einen Abbau Rindfleisch aus artgerechter und grün­ der innerdeutschen Subventionen für die landbasierter Fütterung. Drastisch weni­ neuen Bundesländer. Dies würde auch die ger Schweine- und Geflügelfleisch. Legitimität bei der Bevölkerung sicher­ stellen, da die Steuerzahler wissen, dass Ulrich Mück, 86316 Friedberg ihr Geld denen zugute kommt, die es wirk­ lich brauchen. Für Ihre Arbeit in der Zukunftskommissi­ on Landwirtschaft wünsche ich Ihnen viel Marcel Kunz, Siegsdorf, Kreisgruppe Traunstein Glück und Erfolg. Ihr hervorragender, ver­ ständnisreicher und vermittelnder Kom­ SCHREIBEN SIE UNS! mentar gefällt mir auch deshalb, weil ich selbst 35 Jahre lang im Bayerischen Wir freuen uns auf Ihre Meinung Landwirtschaftsministerium gearbeitet BN-Magazin »Natur+Umwelt«, habe und die schwierigen Konflikte zwi­ Dr.-Johann-Maier-Str. 4, schen Landwirtschaft und Naturschutz 93049 Regensburg oder an (und anderen Bereichen) kenne. Wenn es nu@bund-naturschutz.de mit dem vorgestellten partnerschaftli­ Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben chen und daher kompromissbereiten An­ nicht die Meinung der Redaktion wieder. satz nicht funktioniert, gäbe es wohl nur

eine Alternative: EU und/oder nationale Regierungen müssten »obrigkeitsstaat­ lich« eingreifen. Etwa wenn die Versor­ gung der Bevölkerung durch die heimi­ sche Landwirtschaft nicht mehr funktio­ niert, die Landwirtschaft in ihrer Existenz gefährdet wird oder Boden, Wasser, Luft, Landschaft für die Öffentlichkeit nicht mehr in ausreichender Qualität bereit ste­ hen. Grundsätzlich wäre der partnerschaftli­ che Ansatz sinnvoller. Damit haben wir in vielen Bereichen gute Erfahrungen ge­ macht, etwa bei der EU-Gemeinschaftsin­ itiative LEADER, die in lokalen Aktions­ gruppen die unterschiedlichen Interessen zum Ausgleich bringt. Dr. Josef Köpfer, München

WALDUMBAU KOMMT ZU SPÄT Zum Titelthema »Retter unsere Wälder« in N+U 1/2021 Der Waldbesitzerverbands-­ Präsident Herr Ziegler offen­ bart eine erschreckende Kurzsichtigkeit. Zitat: »Deshalb ist wirksame Klima­ schutzpolitik für Waldbesitzer ein Muss und eine ganz starke Forderung. Dieser Fokus war vor 20 oder 30 Jahren noch nicht gegeben.« Doch spätestens seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war allgemein zugänglich und bekannt, was die Folgen des Klimawandels sein würden – auch für Deutschland. Damals angepackt, hätte ein Waldumbau hin zu wärme- und tro­ ckentauglichen Baumarten noch gelingen können. Günter Bock, Regensburg

MOBILITÄT Zum Leserbrief »Bahnstrecke ausbauen« in N+U 1/2021 Auf den ersten Blick mag die Forderung nach einem dritten und vierten Gleis für den Brennernordzulauf sinnvoll erschei­ nen. Das Hauptproblem ist aber nicht


mangelnde Infrastruktur, sondern die Verkehrs­ politik: Sie hat die Güterbahn über Jahr­zehnte gegen­ über dem Lkw massiv be­ nachteiligt. Hier müsste sich in allen be­ teiligten Ländern etwas ändern: etwa durch eine Lkw-Maut, die Umwelt- und Gesundheitskosten in ausreichender Höhe einbezieht, eine Alpentransitbörse und die Beseitigung des Tanktourismus. Das würde Verkehr vermeiden oder ihn auf umweltfreundlichere Verkehrsträger verlagern. Die bestehende Bahnstrecke im Inntal war schon vor Corona bei weitem nicht ausgelastet. Ihre Kapazität lässt sich zum Beispiel durch ein modernes Zugsi­ cherungssystem sowie durch längere Züge deutlich erhöhen. Notwendig ist ein Schutz der Anwohner gegen Lärm und Er­ schütterungen nach Neubaustandard, weil es zumindest für die nächsten 20 Jahre keine Alternative geben wird. Ein Neubau käme erst dann in Frage, wenn ein entsprechender Bedarf, ein positives Nutzen/Kosten-Verhältnis und der voll­ ständige viergleisige Ausbau des 200 Ki­ lometer langen Südzulaufs sichergestellt wären. Nichts davon ist in Sicht. Somit gibt es keinen Grund, sinnlos Natur und Landschaft zu opfern, von immensen Kosten und einer vermutlich negativen Klimabilanz ganz zu schweigen!

Im Güterverkehr gilt Gleiches: Der Lkw ist zu schnell und zu billig. Was nützen Tunnels und Gleise, wenn die Bahnen im Güterverkehr nie eine echte Chance ha­ ben? Da müssten schon Tausende Gü­ tertarifpunkte wiedereröffnet und auch bedient werden, der Lkw mit Wochenendund Nachtfahrverbot und Maut pro Kilo­ meter 10 und mehr Euro kosten. Wer soll das durchsetzen? Die Firmen und Leute wollen billig und schnell transportieren.

Steffen Storandt, Rosenheim

PLATZ FÜR WILDTIERE?

Zu unserer Bericht­ erstattung über Mobilität und Verkehrswende ÖPNV fördern ist gut, aber selbst wenn der Straßenverkehr um ein Vielfaches um­ weltschädlicher ist, darf es nicht sein, dass immer mehr und vor allem noch grö­ ßere Fahrzeuge fahren. In ein Mobilitäts­ gesetz muss auf jeden Fall rein, dass auch der ÖPNV einer Umweltverträglichkeits­ prüfung unterliegen muss. Die Fahrzeuge müssen so fahren wie die Durchschnitts­ auslastung ist. Besser: das Geld für Fahr­ scheine und Erschließung von Regionen, die überhaupt keinen ÖPNV haben.

Zu unseren Berichten über Wolf und Biber in N+U 1/2021 Ich bin seit 40 Jahren Mitglied im BUND Naturschutz und habe mich über zwei Be­ richte des aktuellen Heftes sehr gewun­ dert. Es sind sehr viele positive Aktionen gegeben, die man nur befürworten kann. Die Abhandlungen über die Ansiedlung von Wolf und Biber kann ich jedoch so nicht nachvollziehen, da ich der Meinung bin, dass diese Tiere in einem Industrie­ staat wie Deutschland nicht geschützt sein dürften. Wenn ich durch die hiesigen Auenwäl­ der von Inn, Salzach oder Isen unterwegs bin, trifft mich immer wieder der traurige

Karl König, Speichersdorf

Zu unserer Berichterstattung über die geplante Elbvertiefung Eine notwendige Ver­ kehrswende sollte sich natürlich auch in der Containerschiff­fahrt widerspiegeln. Aus Klimaschutzgründen ist es sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, wie lange unsere sogenannten »Gi­ ganten der Weltmeere« hier unterwegs sein werden; sie gehören ebenso der Ver­ gangenheit an wie seinerzeit die Dinosau­ rier – so viel ist sicher! Dass die weltweiten Warenströme ebenfalls unhaltbar sind, sollte auch Kon­ sens sein. Im Ergebnis muss auch hier eine »Klimarettende Deglobalisierung« einsetzen. Fazit: Natürlich müssen sämt­ liche Containerschiffe auf ein normales Maß reduziert werden.

Anblick der Uferzonen, die von Bibern regel­ recht abgeholzt und zerstört werden. Heut­ zutage ist man für jeden Baum dankbar und kritisiert jede Person, die im eigenen Garten einen Baum fällt. Beim Biber freut man sich of­ fenbar über solche Aktionen. Dem Wolf als gefährlichem Tier ge­ währt man alle Freiheiten inklusive Schutz vor Bejagung, während Pferde und auch viele andere Nutztiere künf­tig auf die Frei­ heiten der Weidehaltung verzichten und möglicherweise ein tristes Stallleben füh­ ren müssen. Schutzhunde würden da nicht viel bewirken, wenn ein Rudel Wölfe auf Jagd ist. In großflächig ange­leg­­ten und eingefrie­deten Naturschutzgebieten hat der Wolf sicherlich eine Daseinsbe­ rechtigung, nicht aber im gemischten Le­ bensraum. Harald Schönfelder, Mühldorf a. Inn

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Natur +Umwelt 3 | 21 ›  SERVICE ›  Leserbriefe 63


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