Menstruation Bachelor Thesis

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Wie wird die Menstruation wahrgenommen? Dass es sich bei der Menstruation auch im Jahr 2017 noch um ein tabuisiertes Thema handelt, wird durch die aktuelle Werbung für Menstruationsprodukte sichtbar. Anhand des Versteckens oder Umschreibens der essenziellen Vorgänge, welche die Menstruation ausmachen, lässt sich eine Reproduktion des Menstruationstabus erkennen.6 Wird zusätzlich die Menstruation als ein intimer Moment verstanden, der nur äußerst selten geteilt wird, kann man davon ausgehen, dass die Werbung für Intimhygiene-Produkte die einzige, öffentlich akzeptierte Form der Darstellung von Menstruation ist, welche die allgemeine Wahrnehmung der Menstruation maßgeblich beeinflusst. Den historischen Ausgangspunkt findet die Werbung für Menstruationsprodukte in Deutschland um das Jahr 1950, als erstmals öffentlich Werbung für die „Mulpa“7 Binde gemacht wurde.8 Die Werbung wurde nach amerikanischem Vorbild in Frauenmagazinen mittels kleiner Illustrationen platziert, 6 7 8

Vgl. Kristina Hohage: Menstruation - eine explorative Studie zur Geschichte und Bedeutung eines Tabus, Hamburg, Kovac, 1998, S.165. Siehe Abbildung Nr.4. Vgl. Sabine Hering: Die unpäßliche Frau – Sozialgeschichte der Mensturation und Hygiene von 1860 bis 1985, Sabine Hering; Gudrun Maierhof, Fulda, Centaurus-Verlagsgesellschaft Pfaffenweiler., 1991, S.61, 113.

welche durch ihre dezente Erscheinung und ohne die Menstruation in irgendeiner Weise zu erwähnen um die Menstruierende mit vermutlich notwendigen Vorkenntnissen warben. Dementsprechend ist die Nutzung von Werbeflächen in Printmedien, insbesondere Frauen- und Mädchenzeitschriften, die älteste Werbeform für Menstruationsprodukte. Das öffentliche Werben für Menstruationsprodukte hat dabei aber wenig mit einer Enttabuisierung der Menstruation zu tun. Das lässt sich anhand dem verwendeten Vokabular seit den 60er Jahren festmachen. Werbetexte betonen nach wie vor den Schutz vor Auslaufen, aber auch die Freiheit und Sicherheit, welche das Produkt bieten kann, wodurch eine Wahrnehmung der Menstruation als etwas Schmutziges, Schambehaftetes oder Einschränkendes unterstützt wird.9 Kurz, die versteckte Botschaft der Werbung im Hinblick auf die Menstruation ist bis heute die gleiche: Bei der Menstruation handelt es sich um einen als nicht normal wahrgenommenen Vorgang.10 Damit knüpft die Werbung an die damit verbundenen Unsicherheiten der Frau an,11 da sie so ihr beworbenes Produkt als rettendes Hilfsmittel in der Not darstellen kann. 9 10 11

Vgl. Kristina Hohage: 1998, S.126. Ebd., S.127. Ebd., S.154.


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