business im Breisgau

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Nachhaltigkeit

Die hängenden Gärten von Freiburg Wie grüne Fassaden das Klima verbessern

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ehr als 50.000 Pflanzen auf rund 4300 Quadratmetern Fassade: Den Green City Tower am Freiburger Güterbahnhof soll Deutschlands größter vertikaler Garten schmücken. Die Bausteine dafür kommen aus einem Gartenbaubetrieb in Lehen. Sie können gerade in dicht bebauten Städten einige Probleme lösen.

Foto: © tas, Visualisierung: © Unmüssig

Die ersten Platten hängen bereits, doch noch ist der Green City Tower eher grau als grün. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern: Im kommenden Sommer will die Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden den Neubau eröffnen. Bis dahin sollen Lavendel, Rosmarin, Waldfarn & Co. dem Gebäude eine ganz besondere Ästhetik verleihen. Einen Einblick, wie die von Pflanzen eroberten Wände wirken, gibt es in FreiburgLehen. Versteckt zwischen Dreisam und Zubringer liegt der Hof des Garten- und Landschaftsbaubetriebs flor design. Hier entwirft und baut Klaus Wegenast mit seinem Team diese senkrechten Gärten.

Welche Entwicklung sie hinter sich haben, zeigt ein Rundgang. Neben den modernen Konstruktionen mit durchgängigen Pflanzgittern, Natursteinen für Eidechsenhabitate oder integrierten Brunnen stehen auch noch die ersten, zehn Jahre alten Versuche. Wegenast musste sich an die Technik erst herantasten, denn Wände in dieser Art hat vor ihm noch keiner gebaut. Dabei gibt es die Idee des vertikalen Gartens schon lange: Nach den „Selbstklimmern“ von Adolf Loos im Wiener Jugendstil oder den Konstruktionen von Friedensreich Hundertwasser entwickelte der Pariser Botaniker Patrick Blanc die ersten richtigen Senkrechtgärten. Bereits 1989 ließ er ein Verfahren patentieren, um Mauern und Hauswände ohne Erde oder Substrat zu bepflanzen. Seine Idee ist heute aktueller denn je: Wo urbane Flächen rar und teuer sind, müssen Gärten eben in die Höhe wachsen. Egal, ob in Bangkok, Miami oder Dubai – weltweit lässt der Gartenpionier Luxushochhäuser, Einkaufszentren, Museen oder Brücken ergrünen. Die Natur zurück in urbane Räume bringen, das will auch Wegenast. Allerdings mit einem anderen Ansatz. „Dort, wo Pflanzen wachsen und wurzeln, ist Leben“, erklärt er. Die Erde wegzurationalisieren und wie Blanc durch Vlies zu ersetzen, kommt für den Freiburger daher nicht in Frage. Seine Greencity Walls sind mit einem mineralischen Substrat gefüllt, in das die Pflanzen mit ein paar Zentimeter Abstand gesetzt werden. So bringen die hängenden Gärten Biodiversität an Stellen, die sonst ungenutzt wären. Beim Green City Tower rechnet Peter Unmüßig damit, dass die Fassade rund 35 bis 40 Tonnen CO2 pro Jahr aufnehmen kann. Es ist nicht der einzige

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Visionär: Klaus Wegenast lässt Gärten in die Höhe wachsen – auch am Green City Tower (u.) in Freiburg. Vorteil der grünen Wände: Sie verbessern das Klima, halten Regenwasser zurück und helfen gegen Hitzeinseln in der Stadt. Innerhalb des Gebäudes entlasten sie die Klimaanlagen und funktionieren als Wärmedämmung. Bauherren kommen diese Vorteile recht teuer zu stehen, wie das Beispiel des Green City Towers zeigt: Die Installation habe Mehrkosten von etwa einer halben Million Euro verursacht, sagt Geschäftsführer Maximilian Unmüßig. So wurden etwa Wartungsgänge in das Gebäude integriert, über die die Gärtner Zugang zur Fassade haben. Was den Unterhalt angeht, erwartet der Betriebswirt jedoch einen positiven Effekt auf den Energiebedarf, der sich auch in den Nebenkosten für die Mieter widerspiegeln dürfte. Wegenasts größtes Ziel ist es, seine Greencity Walls auch preislich konkurrenzfähig zu machen. „Wenn wir das schaffen, dann spricht nichts mehr für eine Fassade aus Stein oder Stahl“, zeigt sich der Gartenprofi zuversichtlich. „Das ist mein Ziel, denn – ganz egal, ob wir sie gebaut haben oder nicht – immer wenn ich eine begrünte Wand sehe, geht mir das Herz auf.“ Tanja Senn


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