ROCK- & POP-SZENE
Rock- & Pop-Szene aktuell • Rock-History Covidbedingt ist auch die Kultur-Szene hierzulande weiterhin runtergefahren. Zwar gehen bereits die ersten kleinen Veranstaltungen wieder über die Bühne, aber große Konzerte werden vor dem Winter wohl kaum stattfinden können. Zahlreiche Tourneen sind gleich auf das Frühjahr 2022 verschoben. Viele Menschen verbringen momentan einen Großteil ihrer Zeit zu Hause und besinnen sich u. a. verstärkt auf die Musik als Fluchtpunkt oder Lebenselixier. Ganz gleich, ob man sich mal wieder die Klassiker von Pink Floyd oder Genesis anhört oder die Greatest Hits von Abba, Queen oder den Beatles zu Gemüte führt, ein jeder von uns empfindet seine ganz persönlichen „emotional moments“ beim Anhören von Rock- und Popmusik.
Meilenstein
DVD-Tipp
Neues Rockbuch
The Who • Who’s Next
Santana • Sacred Fire
Emerson, Lake & Palmer
Als im November 1971 mit „Behind Blue Eyes“ der zweite Song aus dem im Sommer veröffentlichten StudioAlbum „Who’s Next“ als Single ausgekoppelt wurde, war der Platte zunächst kein großer Erfolg beschieden. Internationale Charterfolge feierte die Rockballade erst im Jahr 2003 in einer Version von Limp Bizkuit. Überhaupt existieren von „Behind Blue Eyes“ an die 20 Cover-Versionen, u. a. von Bryan Adams, Pearl Jam, Tokio Hotel oder Suzanne Vega, um nur die bekanntesten zu nennen. In der Retrospektive gehört „Who’s Next“ zu den beliebtesten Alben der britischen Rockband, was u. a. daran liegen mag, dass Songwriter Pete Townshend in Stücken wie „Baba O’Riley“ und „Won’t Get Fooled Again“ erstmals Synthesizer einsetzte. Vor allem die Losgehnummer „Won’t Get Fooled Again“ mit über acht Minuten Spielzeit ist heute aus den Playlists im Rock-Radio nicht mehr wegzudenken. Ein echter Meilenstein! Für reichlich Zündstoff sorgte damals auch das Covermotiv, zeigt es doch die vier Who-Musiker, die offenbar gerade an einen Betonblock uriniert hatten. Mit etwas Glück können Sammler die Deluxe-Edition von „Who’s Next“ mit zahlreichen Bonus-Tracks erstehen, die leider inzwischen vergriffen ist. [CR]
Der kometenhafte Aufstieg von Santana begann 1969 mit dem WoodstockFestival. Obwohl die Formation von der amerikanischen Westküste noch keine Platte veröffentlicht hatte, stand die Band um ihren Gründer Carlos Santana auf der Setlist des dreitägigen Spektakels und legte einen spektakulären Auftritt hin, von dem sich Millionen Kinobesucher auf der ganzen Welt in dem legendären Woodstock-Film überzeugen konnten. Ohne hier die bahnbrechenden Santana-Alben des Genres Latin Rock zu schmälern – „Abraxas“ von 1970 mit dem Klassiker „Black Magic Woman“ ist längst Weltkulturerbe – die Musik von Santana muss man in erster Linie live erleben. Anfang der 90er-Jahre spielte die Band eines ihrer besten Konzerte in Mexico-City und kehrte damit zu den „Roots“ ihres Namensgebers zurück. Ein Heimspiel für Carlos Santana, bei dem gleich vom ersten Song „Spirits Dancing In The Flesh“ der Funke auf das Publikum überspringt. Zwei Stunden lang brennt förmlich die Luft, und der percussive Samba-Rock lässt auch den Zuschauer vor dem TV nicht stillsitzen. Aber es geht nichts über das pure Live-Feeling; und 2022 kommen Santana endlich wieder auf Tour. [CR]
120
Mythische Monster, minutenlange Soli, Klassikadaptionen, DreifachAlben und opulente Bühnenshows: Kaum eine andere Band verkörperte die exzessive Seite des Progressive Rock so sehr wie Emerson, Lake & Palmer. Mit ihnen hatten sich drei streitbare und geniale Individualisten zusammengefunden, wie sie nicht unterschiedlicher hätten sein können: Star-Keyboarder Keith Emerson, der mit brennendem Ehrgeiz Rock und Klassik miteinander verquicken wollte, Greg Lake, der sich mit seiner markanten Samtstimme eher als klassischer Songwriter sah, und Carl Palmer, der schon in seiner Teenagerzeit als Schlagzeugtalent gefeiert worden war. Erstmal erzählen Emerson, Lake und Palmer hier ihre aufsehenerregende Geschichte in ihren eigenen Worten, durchgängig edel illustriert mit einer Vielzahl seltener Fotos aus den Privatarchiven der Musiker und ihrer Familien, die selbst Hardcore-Fans noch nicht kennen dürften. Emerson, Lake & Palmer Carl Palmer • hannibal Verlag ISBN: 978-3-85445-721-3 45 € (Hardcover) • 272 Seiten