Das Magazin für Stadt und Land / Wilburgstetten
WILBURGSTETTEN
200 JAHRE FEUERWEHRGESCHICHTE Das letzte Bild vor der Auflösung der FFW Wittenbach. Fotos: Roland Betzler
Wolfgang Betzler, selbst 43 Jahre lang Gerätewart der FFW Wittenbach, restauriert die Feuerwehrspritze von Welchenholz.
Als sich die Freiwillige Feuerwehr in Wittenbach zum 31. Januar 2017 nach 140 Jahren schweren Herzens auflöste, war dieses Ende gleichzeitig ein Anfang. Trotz der Auflösung trafen sich einige Feuerwehrkameraden und -kameradinnen weiterhin einmal im Monat im alten Gerätehaus. Da dort die erste Feuerwehrspritze des Dorfes aus dem Jahr 1876 verstaubte, kamen die Ehrenamtlichen auf die Idee, in diesem ausgedienten Gebäude das erste Feuerwehr-Gerätehaus-Museum im Landkreis Ansbach einzurichten.
Vermutlich würde wohl niemand ein Museum im beschaulichen Wittenbach vermuten. Doch folgt man der Dorfstraße bis zur Hausnummer 8, ist der große Schriftzug auf der Fassade des Museums kaum zu übersehen. Für die Idee der Ehrenamtlichen gab es großen Zuspruch von Bürgermeister Michael Sommer. „Wenn wir Hilfe brauchen, dann packt hier jeder mit an“, erklärt Roland Betzler, ehemaliger Gerätewart der FFW Wittenbach. Rund ein
Jahr renovierte er mit seinen Feuerwehrkameraden das ehemalige Gerätehaus und funktionierte es zu einem Museum um. „Mit der Zeit kamen immer mehr Geräte von anderen Wehren aus der Umgebung hinzu“, erzählt der passionierte Feuerwehrmann, der 40 Jahre lang in Wittenbach ausrückte. Inzwischen beherbergt das Museum historische Geräte aus Welchenholz, Greiselbach, Rühlingstetten, Villersbronn und Wilburgstetten, die von Betzler und
Die beiden Brüder Roland (links) und Wolfgang Betzler (rechts) kümmern sich um das Museum und die Instandhaltung der Geräte. Gemeinderat Georg Friedrich (Mitte) erforscht die Heimatgeschichte Wittenbachs. Foto: sek
weiteren Ehrenamtlichen gereinigt und restauriert wurden. Unter den Exponaten befinden sich zehn hand- und motorgetriebene Spritzen aus dem 19. Jahrhundert sowie Schlauchaufroller, Uniformen, Feuerhaken, Leitern und auch modernere Geräte aus den letzten Jahrzehnten wie die „Feuerpatscher“, welche die Ausbreitung von Waldbränden verhindern sollten und vom Förster in Wittenbach an die damalige Feuerwehr übergeben wurden. „Es wäre einfach schade gewesen, all die Geräte in der Scheune verstauben zu lassen oder sie zu entsorgen“, so Betzler. FEUERWEHRGESCHICHTE ZUM ANFASSEN „Hier wird Feuerwehrgeschichte erlebbar und man sieht, was das früher für ein Kraftakt war, bis gelöscht werden konnte“, erläutert Betzler mit stolzem Blick auf die alte Handdruckspritze aus dem
Jahr 1876. Neben der Pflege der Gerätschaften recherchierte Betzler in alten Pfarrbriefen und Vereinschroniken, woher die Geräte stammen und wann diese angeschafft wurden. Der verstorbene Pfarrer und Ehrenbürger, Hans Sing, hatte diese Informationen aus Archiven zusammengetragen. Im Museum sind alle Ausstellungsstücke mit Schildern versehen, die den Besuchern etwas über ihre Herkunft verraten. Doch nicht nur Feuerwehr-Geräte sammelt das Museum, auch Bildmaterial wird dort aufbewahrt und digitalisiert. Für die Zeit nach Corona ist in Wittenbach auch schon so einiges in Planung. „Wir wollen einen Tag der offenen Tür am internationalen Museumstag veranstalten und auch einige Jugendfeuerwehren haben schon wegen Besichtigungen angefragt“, berichtet Betzler. Wer das lange Warten nicht aushält, der dürfe auch gern zum monatlichen Stammtisch im Museum an jedem ersten Freitag im Monat ab 19.30 Uhr vorbeischauen und erhält dort eine Führung durchs Museum inklusive zahlreicher Anekdoten aus 200 Jahren Feuerwehrgeschichte. sek