3
Gesundheit ernst nehmen
D
ie Frage, ob wir in unserem Leben einer systemrelevanten oder einer nicht systemrelevanten Tätigkeit nachgehen wollen, spielt bei der Berufswahl meist eine eher untergeordnete Rolle. Sobald die Einordnung als systemrelevant jedoch über ein Arbeitsverbot oder eine Geschäftsschließung entscheidet, ändert sich deren Bedeutung drastisch. Dies zeigt sich in den behördlich angeordneten Schließungen unserer Branchenbetriebe seit November 2020, die auch weitere große Teile des zweiten Gesundheitsmarktes betreffen. Mit zunehmender Dauer der Schließungen steigt auch die Anzahl der Betreiber von Fitness- und Gesundheitsanlagen, die die Sinnhaftigkeit solcher Schließungsmaßnahmen hinterfragen. Entsprechend wird auch die Forderung der Branche nach einer Einstufung als systemrelevant lauter, um Fitness- und Gesundheitsangebote wieder verfügbar zu machen. Denn klar ist, Kontaktbeschränkungen senken zwar das Risiko einer COVID-19-Infektion. Klar ist aber auch, dass der damit einhergehende Bewegungsmangel viele andere Erkrankungen provoziert. Am Ende liegt die Hoheit über die Feststellung der Systemrelevanz bei den Bundesländern und der Bundesregierung. Und so sehr es uns auch missfällt, die rund 9.600 kommerziellen Fitness- und Gesundheitsanlagen in Deutschland sind noch nicht als systemrelevant eingestuft. Wenn wir dem entgegenwirken wollen, um als Gesundheitsanbieter wahrgenommen zu werden, dürfen wir nicht den Eindruck erwecken, dass die Menschen im Fitnessstudio nur ihrem Freizeitvergnügen nachgehen. Vielmehr müssen wir nachweislich wirksame Gesundheitsleistungen anbieten. Ein positives Beispiel dafür ist der Rehabilitationssport, der trotz Lockdown in vielen Länderverordnungen eingeschränkt erlaubt ist. Wir müssen uns, der Politik und der Öffentlichkeit verdeutlichen, dass es im Gesundheitsbereich primär um die qualifizierte, wertschätzende und vor allem um die persönliche Betreuung von Menschen geht. Wer Investitionen in qualifiziertes Personal vernachlässigt, kann und wird keinen nachhaltigen Erfolg haben und auch zukünftig nicht als systemrelevant eingestuft werden. Die anhaltende Pandemie stellt uns vor große Herausforderungen, wenn nicht sogar vor ernsthafte existenzielle Fragen. Gleichzeitig bewirkt die aktuelle Lage aber auch etwas Positives: Die Sensibilisierung der breiten Bevölkerung für das Thema Gesundheit sowie für die Bedeutung von präventiven Maßnahmen in Form von Gesundheitstraining ist so hoch wie nie zuvor. Wie sich diese Effekte auswirken und was Sie davon für Ihren Betrieb nutzen können, erfahren Sie in dieser Ausgabe der medical fitness and healthcare.
Hierzu hat unsere Redaktion mit Betreibern von Physiotherapiepraxen, Gesundheitsstudios und Therapieeinrichtungen gesprochen. Patrick König, Geschäftsführer des König Fitness & Gesundheitszentrums, berichtet uns im Studioporträt ab Seite 12, wie sein Betrieb durch die Krise gekommen ist. In unserer Titelreihe „Physiotherapie und Medical Fitness in der Pandemie“ haben wir für Sie Prof. Dr. med. Oliver Tobolski, Inhaber der sportmedizinischen Praxisklinik SPORTHOMEDIC, Rüdiger Loy, Geschäftsbereichsleiter der ORTEMA Rehabilitation & Medical Fitness, sowie Thilo Stumpf, Marc Wisner und Wolf Harwath von Physio Aktiv gesprochen. Die Interviews finden Sie ab Seite 18. Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e. V. (S. 34 ff.), und Prof. Dr. Sarah Kobel von der DHfPG (S. 38 ff.) geben jeweils einen Überblick über die aktuelle Entwicklung des Fitness- und Gesundheitsmarktes. Ab Seite 50 lesen Sie weitere wertvolle Fachartikel zu den Thema „Rehabilitatives Training nach orthopädischen Erkrankungen, Neue Geschäftsfelder für Physiotherapeuten“ und „Aktuelles aus dem EMS-Markt“.
Foto: Klaudia Lech
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie zuversichtlich.
Janosch Marx Herausgeber der medical fitness and healthcare 01/2021 | medical fitness and healthcare
INHALT 01/21 Foto: König Fitness & Gesundheitszentrum GmbH
Branche
8 Aktuelles aus der Fitness- und Gesundheitsbranche
12 Studioporträt: das König Fitness & Gesundheitszentrum, Horb a. N.
18 Gesundheitsdienstleister unter Pandemiebedingungen
28 Fitness- und Gesundheitsbranche gegen Krebs
30 Hygienezertifizierung – erste Naturheilpraxis ist zertifiziert 34 Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021
38 Dritte Corona-Studie der DHfPG: Mitglieder brauchen ihr Studio
42 Aufstiegskongress: eines des Branchenhighlights in 2021
44 FIBO 2021: 4. bis 7. November in Köln
46 Win-win-Situation: Physiotherapeuten und die Selbstzahlerleistungen
48 Pluspunkt Praxisnähe – Im|Puls setzt auf DHfPG-Studierende
12
Studioporträt: das König Fitness & Gesundheitszentrum in Horb am Neckar
18
Medical Fitness: Gesundheitsdienstleister unter Pandemiebedingungen
Fachartikel 50 Impingement-Syndrom der Schulter
54 Die lumbale Spinalkanalstenose
58 Training nach Bandscheibenvorfall und -vorwölbung
62 Neue Geschäftsfelder für Physiotherapeuten
66 EMS-Training im (rechtlichen) Dreieck zwischen NiSV, MPG und DIN
Industrie
68 DHfPG/BSA Aktuell: Studium – Weiterbildung – Qualität
70 EGYM Fitness Hub: Das neue Herzstück der modernen Physiopraxis
72 Unverträglichkeiten – MetaCheck Nutritest90 und MetaCheck Nutritest22
74 MEET THE TOP Physio – neuer Termin in Deutschland
Prof. Dr. Sarah Kobel
38
Dritte Corona-Studie der DHfPG: Warum die Menschen betreutes Training brauchen
Fotos: Yakobchuk Olena – stock.adobe.com | DHfPG
Fotos: Photographee.eu, satyrenko – stock.adobe.com
Impressum
medical fitness and healthcare Verlag und Herausgeber
Lektorat
Produktion
ClimatePartner ID
fitness MANAGEMENT – eine Marke der PIPG GmbH Privates Institut für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH Beutnerring 9, D-21077 Hamburg
Andrea Paulus, Carolin Schmidt
Prospektus Druckerei Tartu Str. 6 | H-8200 Veszprem
11266-2002-1001
Vertrieb und Anzeigen
Lieferbedingungen
Refit Kamberovic, Alisha Dittmer
Einzelheftpreis 9 EUR* Jahresabonnement Inland 14 EUR* Jahresabonnement Ausland 18 EUR* *inkl. MwSt. und Versandkosten
Geschäftsführer Janosch Marx, Johannes Marx
Chefredaktion Birgit Schwarze
Redaktionelle Mitarbeit Patrick Berndt, Ulrich Hamberger, Prof. Dr. Sarah Kobel, Florian Kündgen, Ronja Reuber, Nicolai Rolli, Florian Schmidt, Anke Sörensen, Ernst Stilke, Oliver Westphalen, Sabine Weyand, Jürgen Wolff
Satz und Gestaltung Lars Marschalek, Lara-Chantal Müller, Kimberly Piersdorf, Stefanie Reifschneider
Kontakt
Alle in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheber rechtlich geschützt. Das gilt auch für die veröffentlichten Anzei gen sowie redaktionellen Anzeigen (Advertorials). Kein Teil dieses Magazins darf außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgend einer Form vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben oder zugänglich gemacht, in Datenbanken aufgenommen, auf
1 Monat vor Ablauf des Bezugsjahres
Registereintragungen Amtsgericht Hamburg | HRB 147152
Telefon: +49 (0) 40 - 300 945 - 0 E-Mail: info@fitnessmanagement.de www.fitnessmanagement.de
Urheber- und Verlagsrechte
Kündigungsfrist
VerpackG-Registrierungsnummer DE5601912575515
Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. Bernhard Allmann Mitglied Gesundheitsausschuss DSSV e. V., Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), Präventionsbeauftragter der IKK Südwest Dr. phil. Hartmut Wolff Mitglied Gesundheitsausschuss DSSV e. V., Master Sportwissenschaft & Erziehungswissenschaft, Promotion Sportwissenschaft, Geschäfts führer Dr. WOLFF Sports & Prevention GmbH
elektronischen Datenträgern gespeichert oder in sonstiger Weise elektronisch vervielfältigt, verbreitet oder verwertet werden. Zu widerhandlungen sind strafbar.
zeichnete Artikel sowie Beiträge, die mit dem Begriff „Anzeige“ gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Hinweis
Haftung für Internetadressen
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird nicht gehaftet. Sie können nur zurückgeschickt werden, wenn der Sen dung Rückporto beigefügt ist. Änderungen und Kürzungen der Manuskripte behält sich die Redaktion vor. Namentlich gekenn
Diese Publikation enthält Internetadressen zu externen Webseiten Dritter, auf deren Inhalte die PIPG GmbH keinen Einfluss hat. Des halb wird für diese fremden Inhalte kein Gewähr übernommen und eine Haftung seitens der PIPG GmbH ausgeschlossen.
Aktuelles | Anzeige
Foto: DHfPG/BSA
Branche
8
Hinweis zu den Inhalten dieser Ausgabe der medical fitness and healthcare
Neuer BSA-Workshop: Praxisorganisation in der Physiotherapie
Die dargestellten Meldungen und Artikel in dieser Ausgabe der mfhc wurden entsprechend des Kenntnis- und Informationsstandes zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses verfasst. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen kann es sein, dass die dargestellten Informationen zum Erscheinungszeitpunkt der Ausgabe nicht mehr aktuell sind. Beachten Sie daher auch die Meldungen auf unserer Website.
Der neue eintägige Workshop der BSA-Akademie „Praxisorganisation in der Physiotherapie“ qualifiziert Teilnehmende dazu, zentrale Aufgaben der Praxisorganisation in physiotherapeutischen Einrichtungen zu übernehmen, wie z. B. Prüfung und Abrechnung von Rezepten sowie Terminplanung. Der Workshop richtet sich an Mitarbeiter/-innen sowie dual Studierende in physiotherapeutischen Einrichtungen. Lesen Sie mehr zum neuen Workshop der BSA-Akademie ab Seite 86.
www.fitnessmanagement.de
bsa-akademie.de/physiotherapie
Foto: FACEFORCE GmbH
Foto: Technogym, RehaVitalisPlus e. V.
RehaVitalisPlus entscheidet sich für Technogym als Konzeptpartner
FACEFORCE und milon Gruppe: mehrdimensionale Wiedereröffnungsstrategie
Gemeinsam für die Gesundheit: RehaVitalisPlus e. V. hat den italienischen Gerätehersteller Technogym als einen offiziellen Partner für die Umsetzung des RehaBox-Konzeptes ausgewählt, um Betreibern Lösungen für Rehabilitation, Training und Sport anbieten zu können. Alle Produkte und Dienstleistungen der RehaBox sind explizit auf die Anwendung im Reha- und Gesundheitssport ausgerichtet und bieten Lizenznehmern die optimale Unterstützung für eine erfolgreiche Umsetzung.
Die milon Gruppe hat gemeinsam mit FACEFORCE ein Konzept für die Wiedereröffnung der Fitness- und Gesundheitsanlagen entwickelt. Die Ziele: die bevorstehenden Kompensationsansprüche der Mitglieder umwandeln, Mitglieder, die gekündigt haben, zurückgewinnen und gleichzeitig neue Interessenten generieren, um so neue Mitgliedschaften zu schreiben. Marketingspezialist FACEFORCE arbeitete parallel dazu eine Vermarktungsstrategie auf Basis des dreistufigen Konzeptes aus.
bit.ly/rehavitalisplus-technogym
bit.ly/milon-faceforce
Jetzt anmelden: Online-Einweisung in die DSSV-Gesundheitsprogramme
Zum ersten Mal wird die Sibec Europe – nach eigenen Angaben führende Hosted-Buyer-Veranstaltung für Lieferanten und Betreiber – durch die Kooperation von FIBO, EuropeActive und Questex/Sibec Teil des umfangreichen Bildungs-, Business- und Networking-Angebots rund um die FIBO vom 4. bis 7. November 2021 in Köln. Gemeinsames Ziel sei es, pandemiebedingte Hürden für die Fitnessbranche abzubauen und unter anderem das Reisen in diesem Übergangsjahr wieder einfacher zu machen.
Nutzen Sie die kostenlosen und fertig ausgearbeiteten Präventionsprogramme des DSSV e. V. Zugelassen zur Schulung am 10. Juni 2021 sind neben Kursleitern aus DSSV-Mitgliedsunternehmen mit staatlich anerkanntem Berufs- bzw. Studienabschluss im Bereich Bewegung auch „Lehrer für Prävention und Gesundheitsförderung“ mit BSA-Lehrgangsanmeldung vor dem 31. Dezember 2015, bei denen die Einweisung in die DSSV-Gesundheitsprogramme nicht Bestandteil des Lehrgangs war.
bit.ly/sibec-europe-fibo
www.dssv.de/gesundheitsprogramme
01/2021 | medical fitness and healthcare
Foto: LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com
Foto: Matej Kastelic/Shutterstock.com
Kooperation im Übergangsjahr: Sibec Europe 2021 parallel zur FIBO in Köln
Aktuelles | Anzeige
DHfPG wurde ausgezeichnet als „Beste private Hochschule im Bereich Gesundheit“
Fitnesstraining ist gesundheitsrelevant und muss wieder möglich sein
Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) wurde in einer Service-Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) als „Beste private Hochschule im Bereich Gesundheit“ ausgezeichnet. Ziel dieser von Juni bis Oktober 2020 durchgeführten Service-Studie war es, Transparenz zu schaffen und darüber zu informieren, welche private Hochschule neben attraktiven Studienangeboten und Vertragsbedingungen den besten Service bietet.
Die Fitnessstudios als Zentren der Gesundheit bleiben vielerorts weiter geschlossen, obwohl der Bedarf für Prävention nicht größer sein könnte. Eine aktuelle Umfrage des niederländischen Dachverbandes NL Actief unterstreicht, wie relevant Fitnesstraining für Mitglieder und Volksgesundheit ist. Aus Sicht der Befragten trägt eine qualifizierte Betreuung im Studio wesentlich dazu bei, physisch und mental langfristig gesund zu bleiben und Erkrankungen präventiv zu begegnen.
www.dhfpg.de/aktuelles
bit.ly/studie-niederlande
Ganzheitliches BGM: gesundes Arbeiten – egal ob im Büro oder zu Hause
Desinfektion und Hygienekonzepte sind durch die Corona-Pandemie in den Fokus gerückt. KS-Einrichtungen ist auf Einrichtungskonzepte für Fitness-, Wellness- und Physiotherapieanlagen spezialisiert. Nun will man diese auch beim Thema Hygiene unterstützen: mit DEEON, dem ersten nachhaltigen Handdesinfektionssystem. Im Interview mit fM ONLINE spricht Geschäftsführer Wolfgang Stahl über den neuen Teilbereich des Unternehmens, KS-Hygienekonzepte.
Die vermehrte Arbeitsverlagerung vom Büro ins Homeoffice ist kein vorübergehender Trend, sondern für viele Unternehmen bereits Teil der „neuen Normalität“. Die Studie „Gesundes Homeoffice“ zeigt, dass sich gerade junge Angestellte mehr Unterstützung für einen produktiven und gesunden Arbeitsalltag in den eigenen vier Wänden wünschen. Auch eine bessere Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit oder mehr Unterstützung in Sachen Arbeitsorganisation seitens der Arbeitgeber wird gewünscht.
bit.ly/ks-hygienekonzepte
bit.ly/gesund-homeoffice
Foto: r-biopharm
Zuverlässige Testergebnisse: CoronavirusAntigen-Schnelltest von CoGAP
BSA-Zert erweitert ihr Angebot um Hygienezertifizierung für Dienstleister
DSSV-Fördermitglied CoGAP leistet einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung und bietet seit dem letzten Jahr einen Corona-Antigen-Schnelltest an, der u. a. durch die Charité Berlin und das RKI empfohlen wird. Der RIDA®QUICK SARS-CoV-2 Antigen-Schnelltest des deutschen Herstellers R-Biopharm liefert innerhalb von nur 20 Minuten zuverlässige Testergebnisse und wird mit allen zur Testdurchführung benötigten Materialien geliefert.
Die BSA-Zert bietet ab sofort vier Zertifizierungsprogramme für die Fitness- und Gesundheitsbranche an: die neue Hygienezertifizierung für Dienstleister, die Personenzertifizierungen „Fachkraft UVSV“ nach der UVSchutz-Verordnung (UVSV) und „Fachkunde EMF“ nach der Strahlenschutzverordnung (NiSV) sowie die Studiozertifizierung „ZertFit“ (DIN EN 17229 und DIN 33961). Auf der Website der BSA-Zert kann jederzeit ein Angebot kostenfrei angefordert werden.
bit.ly/schnelltest-cogap
www.bsa-zert.de
01/2021 | medical fitness and healthcare
Foto: Trendsetter Images – stock.adobe.com
Foto: KS-Einrichtungen GmbH
KS-Einrichtungen präsentiert erstes nachhaltiges Handdesinfektionssystem
Foto: NDABCREATIVITY – stock.adobe.com
Foto: DHfPG/BSA
Branche
10
Branche
12
Studioporträt
König Fitness & Gesundheitszentrum GmbH, Horb am Neckar
Krafttraining ist der Königsweg Text: Jürgen Wolff
Im König Fitness & Gesundheitszentrum gehen die Betreiber einen ganzheitlichen und interdisziplinären Weg. Das Konzept von Unternehmensgründer Alexander König und seinen Söhnen Patrick und Michael beinhaltet die individuelle Betreuung durch erfahrene, hochqualifizierte Physiotherapeuten und Trainer in einem modernen Umfeld. Das ansprechende Ambiente macht Lust darauf, sich selbst etwas Gutes zu tun.
Therapie und Training mit fließendem Übergang Die Familie König hat ihre Kernkompetenz, Patienten aus der Physiotherapie in das gezielte Krafttraining mit 360-GradBetreuung in ihren Fitnessbereich zu überführen, zu einem
Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Selbst Patienten mit schwierigen Beschwerdebildern werden so früh wie möglich therapiebegleitend an die Kraftgeräte herangeführt. Bei der Überführung der Patienten aus der Therapie in das individuell abgestimmte Krafttraining werden die Vorteile der interdisziplinären Ausrichtung des Gesundheitszentrums besonders deutlich. Der behandelnde Therapeut begleitet den Patienten zusammen mit einem Trainer an den Geräten. Gemeinsam mit dem Patienten finden sie heraus, welche Übungen in welchen Umfängen möglich sind oder ob noch etwas angepasst werden muss, damit das Training für diese Patienten individuell zum Erfolg führt. So weiß der zuständige Trainer direkt, worauf er bei den Trainierenden aus dem Rehabereich achten muss. Durch die persönliche Begleitung überträgt sich das Vertrauensverhältnis aus der Therapie auf den Trainingsbereich und durch die volldigitalisierte Trainingsbetreuung wird darüber hinaus sichergestellt, dass alle Trainer jederzeit ohne Qualitätsverlust in die individuelle Betreuung einsteigen können. Generell ist mindestens ein qualifizierter Trainer anwesend, der ein gut geschultes Auge auf die Trainierenden hat. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: König Fitness & Gesundheitszentrum GmbH
„Ein guter Therapeut hat das klare Ziel, dass die Patienten nicht wieder zur Behandlung kommen. Eine Therapie sollte einmalig sein, danach sollte der Patient für sich selbst sorgen können“, erklärt Geschäftsführer Patrick König. Sein Vater und Gründer des Gesundheitszentrums, Alexander König, fügt hinzu: „Deshalb macht nur die Kombination aus Therapie und Training Sinn.“ Den Übergang ihrer Patienten aus der Therapie in ein gesundheitsorientiertes Krafttraining hat das Team aus Horb perfektioniert. Der Wunsch, Menschen zu helfen, treibt den Gesundheitsunternehmer Alexander König auch nach über 25 Jahren als Physiotherapeut an und ist gleichzeitig sein Erfolgsgeheimnis. Gemeinsam mit seinen Söhnen Patrick und Michael führt er ein interdisziplinäres Gesundheitszentrum in Horb am Neckar, rund 50 Kilometer südwestlich von Stuttgart.
13
Alexander König (mitte) wurde 1963 in Nikolai in Schlesien (Polen) geboren. Bereits in der Kindheit war er als Mittelstreckenläufer und Turner aktiv und erlangte regionale Meistertitel. Als Läufer feierte er nationale sowie internationale Erfolge. 1985 erwarb er die Trainerlizenz im Volleyball. 1987 kam er nach Deutschland und arbeitete als Kfz-Mechaniker in der Industrie sowie parallel als Volleyballtrainer (bis 2009). 1990 machte er eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister, 1993 bis 1995 die Ausbildung zum Physiotherapeuten mit zahlreichen Weiterbildungen. Er arbeitete als Therapeut im Krankenhaus in Nagold und am Olympiastützpunkt Sindelfingen (Judo). 2002 eröffnete er seine erste eigene Physiotherapiepraxis. Seit 2016 betreibt er mit seinen Söhnen das König Fitness & Gesundheitszentrum. Patrick König (rechts), Jahrgang 1990, ist Physiotherapeut und hat zahlreiche Fortbildungen im Bereich Physiotherapie abgeschlossen. Er ist Master Personal Trainer sowie Strenflex Fitness Weltmeister und hat in der NBBL (Nachwuchs Basketball Bundesliga) gespielt. Gemeinsam mit seinem Bruder Michael ist Patrick König Autor des Buches „Der Gesundheitskurs: Arthrose“. Michael König, Jahrgang 1992, ist Physiotherapeut und hat diverse Fortbildungen im Bereich Physiotherapie absolviert. Er ist Power Health Coach und verfühgt über verschiedene Fortbildungen im Bereich Training. Gemeinsam mit seinem Bruder Patrick ist Michael König Autor des Buches „Der Gesundheitskurs: Arthrose“. Er ist Gemeinderat in Horb a. N. sowie Kandidat für die FDP für den Bundestag im Wahlkreis Calw-Freudenstadt.
Der Impuls kam von den Kunden Menschen, die durch Krankheit, Unfall oder Verletzung beeinträchtigt sind, zu helfen, indem sie durch die Therapie schneller auf die Beine kommen und wieder körperlich selbstständig werden können, ist von Beginn an Alexander Königs Ziel gewesen. Ein Trainingsangebot, das die Physiotherapie ergänzt, war für ihn zunächst kein Thema. „Der ganze Bereich Verträge, die bei einem Fitnessstudio dazugehören, hat mich zuerst überhaupt nicht interessiert“, sagt er. Seine Kunden brachten ihn schließlich auf die Idee, seine Praxis um einen Fitnessbereich zu ergänzen: „Ohne Krafttraining kommt man nicht weiter. Nur die Kombination aus Therapie und Training bringt einen voran“, fasst er seine Erfahrung aus der Therapie zusammen. „Ich habe das jetzt über viele Jahre hinweg sehr genau untersucht und beim Krafttraining habe ich – eine gute Ausführung vorausgesetzt – noch nie auch nur einen einzigen Nachteil entdecken können.“ Alle Patienten bekommen bei den Königs zusätzlich zur Therapie die Möglichkeit, den Trainingsbereich zu nutzen – betreut von einem Physiotherapeuten oder Personal Trainer.
Am Anfang waren es 110 Quadratmeter Den Grundstein für das heutige Unternehmen legte Alexander König im Jahr 2002 mit der Gründung der Physiotherapiepraxis König auf 110 Quadratmetern. Bereits vier Jahre später konnte er die Praxis in neuen Räumen um einen Trainingsbereich ergänzen und auf 500 Quadratmeter vergrößern. Sein Team erweiterte er auf vier Physiotherapeuten und drei Trainer. 2016 folgte der entscheidende Schritt als Unternehmer: Er bezog ein Gebäude der ehemaligen Hohenbergkaserne, 01/2021 | medical fitness and healthcare
wo auf rund 4.000 Quadratmetern das König Fitness & Gesundheitszentrum entstand. Auf vier Etagen bietet das Gesundheitszentrum seitdem Physiotherapie, Logopädie sowie Ergotherapie und beschäftigt heute rund 60 Mitarbeiter, inklusive Verwaltung, Marketing und Hausmeister.
Kompetenz auf vier Etagen Bevor die Königs 2016 mit ihrem Gesundheitszentrum in das Kompaniegebäude Nr. 4 einziehen konnten, hatten sie einige Herausforderungen zu bewältigen: Die kleinen ehemaligen Wohnräume der Rekruten mussten so aufgeteilt werden, dass die Struktur den neuen Anforderungen entsprach. Dafür wurden einige der dicken Mauern entfernt.
Branche
14
Studioporträt
Der Therapiebereich liegt im zweiten Obergeschoss und im ersten werden sowohl Therapie als auch Training angeboten. Im Erdgeschoss befindet sich das Fitnessstudio mit jeweils einzelnen Räumen für Training, Personal Training und Gruppentraining. Teil des Gesundheitszentrums sind auch Spezialisten für Logopädie und Ergotherapie. Auf einer halben Etage hat sich ein Orthopäde mit seinem Praxisteam niedergelassen. Die Königs arbeiten außerdem eng mit dem aus der SWRSendung „Kaffee oder Tee“ bekannten Ernährungsberater Sven Bach zusammen, der in seinen Kursen grundsätzlich auch für das Krafttraining wirbt. Die Räume sind hell, modern und großzügig gestaltet. Durch ein angenehmes Ambiente und ein sympathisches Team haben die Königs einen Ort geschaffen, an dem mit hohem Wohlfühlfaktor trainiert werden kann. Patrick König beschreibt die Atmosphäre als „familiär, offen, freundlich, motivierend – wenn jemand schlecht gelaunt zu uns kommen sollte, dann verlässt er das Haus auf jeden Fall mit einem Lächeln.“
Mitarbeiter mit Leidenschaft
Das Training: maßgeschneidert und zielorientiert „Unser USP liegt darin, dass wir auf unsere Kunden immer individuell eingehen, regelmäßige Check-ups anbieten und auf orthopädische Probleme konkret und korrekt eingehen können. Mittlerweile leiden die meisten Menschen an irgendwelchen Beschwerden. Selbst wenn nicht, können wir über unsere Eingangschecks frühzeitig Fehlhaltungen und Ausweichbewegungen erkennen und somit Beschwerden vermeiden“, erläutert der Physiotherapeut Patrick König.
Zielgruppe? Alle, die Ergebnisse erzielen möchten „Durch die Aufteilung in verschiedene Trainingsstufen befinden sich ‚Gleichgesinnte‘ mit ähnlichem Trainings- bzw. Therapielevel in den gleichen Räumen. Dadurch entsteht eine gewisse Gruppendynamik, die Trainierenden tauschen sich aus und kommen häufig gemeinsam ins Fitness- und Gesundheitszentrum“, erklärt Patrick König. Zur Mitglieder- und Kundenstruktur sagt er: „Wir haben Mitglieder von jung bis alt. Die meisten, die zu uns kommen, trainieren sehr leistungs- und ergebnisorientiert.“ Als häufigste Beweggründe seiner Mitglieder nennt er abnehmen, Schmerzen reduzieren und generell leistungsfähiger werden.
Kompetente Betreuung digital organisiert Die administrative Struktur hinter dem Therapie- und Fitnessbetrieb ist auf das Konzept der Königs zugeschnitten und wird stets auf dem neuesten Stand gehalten. „Wir arbeiten komplett digital: z. B. Trainingspläne und Check-ups werden
01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: König Fitness & Gesundheitszentrum GmbH
„Grundsätzlich herrscht bei uns immer eine sehr positive Atmosphäre, weil unsere Mitarbeiter ihren Job aus Leidenschaft machen. Das spüren die Kunden“, weiß der Geschäftsführer. „Wir legen großen Wert auf sehr gut ausgebildete Mitarbeiter. Sie sollten bereits über Aus- und Weiterbildungen im medizinischen Bereich verfügen oder diese spätestens bei uns erwerben. Wir schulen unser Personal auch in internen Fortbildungen. Die Studierenden im Bereich Sportund Fitnessökonomie werden in Zusammenarbeit mit unseren Fitnesstrainern oder Physiotherapeuten schon früh an die Kundschaft und auch an die Patienten herangeführt, um ihre Fähigkeiten sowie den Blick für bestimmte Bewegungsmuster und Ausweichmechanismen zu schulen.“
Dieser Ansatz hat auch die Ausgestaltung der Räume bestimmt. Ein Beispiel: In dem Raum, der offen direkt an den Thekenbereich grenzt, sind die Seilzugmaschinen untergebracht. Diese nutzen Mitglieder, die aus der Therapie kommen und eine verstärkte Betreuung benötigen. Die Theke ist immer besetzt, so haben die Mitarbeiter die Trainierenden genau im Blick und können einspringen, sollte kein Trainer im Raum sein. Weitere Räume sind zum Training mit freien Gewichten für erfahrene Mitglieder sowie mit klassisch geführten Geräten eingerichtet. Ein weiterer Raum bildet alle Möglichkeiten des Functional Trainings ab. „Wir sind immer offen für Neues und schauen kontinuierlich, was es in der Fitnessbranche an Neuigkeiten gibt. Wir rennen aber nicht jedem Trend hinterher, sondern wägen genau ab, was für uns Sinn macht und zu uns passt“, erklärt Michael König. Auch im Cardiobereich wurde konsequent darauf geachtet, dass die Geräte für den Übergang aus der Therapie in das Training bestmöglich geeignet sind. „Wir haben lange gesucht, bis wir Laufbänder mit einem niedrigeren Aufstieg gefunden haben“, sagt Alexander König, der aus Erfahrung weiß, dass für manche schon der Schritt auf das Laufband eine Hürde darstellt.
15
über PC oder iPad gemacht“, erklärt Patrick König. „Wir beobachten den Markt genau und versuchen, bei jeder Änderung im Vorhinein abzuwägen, ob ein Mehrwert für den Kunden entsteht. Wenn das der Fall ist, setzen wir das Ganze schnellstmöglich um.“ Auch im Social-Media-Bereich ist das Team aus Horb sehr aktiv. Über Instagram, Facebook und YouTube werden täglich News veröffentlicht, verschiedene Themen aus der Physiotherapie, dem gesundheitsorientierten Training und Personal Training besprochen sowie auch hilfreiche Tipps gepostet.
Stillstand ist Rückschritt Der Blick der Königs und ihres Teams bleibt permanent nach vorn gerichtet. Im Jahr 2020 gründete das erfolgreiche Gespann aus Vater und Söhnen das König Gesundheitskonzept im rund 30 Kilometer entfernten Tübingen, ein BoutiqueStudio, in dem sie auf rund 200 Quadratmetern reines Gesundheitstraining anbieten. Weitere Projekte sind geplant. Übrigens leben die drei ihre Philosophie, dass der eigene Körper und die eigene Gesundheit an erster Stelle stehen, selbst vor. Aus der Notwendigkeit heraus, ihr Training so in ihren Alltag zu integrieren, dass es auch für die Partnerinnen und die Familie passt, trainieren sie von Montag bis Freitag täglich morgens ab sechs Uhr. Denn Krafttraining ist der Königsweg.
01/2021 | medical fitness and healthcare
Die Eckdaten des König Fitness & Gesundheitszentrums in Horb Fläche des Studios gesamt: 1.100 m2 Kraftbereich: 400 m2 Cardiobereich: 130 m2 Kursbereich: 200 m2 Außenbereich (in Planung): 200 m2 Functional Training: 80 m2 Wellness: 200 m2 Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: 800 m2 (werden aktuell auf ca. 1.500 m2 erweitert) Ausstattung des Kraft- und Functional-Training-Bereichs Star Trac, Master Sport, EGYM, fle-xx, mehrere Kurz- und Langhantelsätze, Power Racks, Multipresse, TRX, Concept2, Functional Training Tower, Kettlebells, Battle Rope, Mini- und Multibänder, Faszien- und Massagerollen Angebot der Physiotherapie Krankengymnastik (KG), Sportphysiotherapie, KG am Gerät/Medizinische Trainingstherapie, Manuelle Therapie, Lymphdrainage, Massage/Fango, KG nach Bobath für Kinder und Erwachsene, KG nach Schroth, Elektrotherapie/Ultraschall, Therapie bei craniomandibulärer Dysfunktion (CMD), Fußreflexzonentherapie u. v. a. m. Mitarbeiter 7 Fitnesstrainer 7 B. A. Fitnessökonomie/Sportökonomie (DHfPG) 10 Servicekräfte 20 Physiotherapeuten 2 Ergotherapeuten 2 Logopäden 4 Rezeptionistinnen
Am Garnisonsplatz 11 72160 Horb am Neckar www.koenig-horb.de
Branche
18
Gesundheitsdienstleister unter Pandemiebedingungen
Kompetenz, Vertrauen und persönliche Bindung
Therapie und Training im Lockdown Text: Anke Sörensen und Jürgen Wolff
T
rotz der Warnungen von Medizinern und Wissenschaftlern sowie der wiederholten Appelle des DSSV e. V. an die Politik blieben neben den Fitnessstudios
auch die Medical-Fitness-Bereiche der Physiotherapiepraxen einschließlich der Präventionsangebote während des ersten und des zweiten Lockdowns geschlossen. Das führte nicht 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: Photographee.eu, satyrenko – stock.adobe.com
Die Corona-Krise wird die Branche nachhaltig verändern und stellt den Zweiten Gesundheitsmarkt vor neue Herausforderungen. medical fitness and healthcare hat Gesundheitsdienstleister gefragt, zu welchen Schwierigkeiten die Schließungen geführt haben, welche Lösungen geplant sind und welche Chancen sich jetzt bieten.
19
nur zu körperlichen Defiziten bei den Mitgliedern, sondern traf auch die Gesundheitsdienstleister mit Selbstzahlerbereich finanziell schwer. Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit geschickt werden, die finanziellen Hilfen des Staates kamen nur schleppend oder gar nicht an.
Mitgliederschwund und Loyalität Die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“, erstellt durch den DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen, das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte und die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), zeigen die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Fitnesswirtschaft: Nach Jahren des kontinuierlichen Wachstums (Zuwachs von zwei Millionen Mitgliedern zwischen 2015 und 2019) sank die Zahl der Mitglieder in Fitness- und Gesundheitsanlagen von 11,66 Millionen in 2019 auf 10,31 Millionen im Jahr 2020. Der Rückgang lässt sich auf höhere Kündigungszahlen und auf fehlende Neuverträge zurückführen. Das Physiotherapeutennetzwerk Physio Aktiv stellte bei den Physiotherapiepraxen mit Trainingsbereich im Gegensatz zur Fitnessbranche eine signifikant geringere Kündigungsquote der Mitglieder fest. Statt der für klassische Studios erwarteten 20 bis 30 Prozent kündigten bisher nur 15,9 Prozent der Mitglieder. Diese verhalten sich den Praxen gegenüber vermutlich weiterhin besonders loyal, da sie auf die Qualität des medizinisch betreuten Trainings vertrauen, während gleichzeitig das Bewusstsein für das gesundheitsorientierte Training und die negativen Folgen von Bewegungsmangel gewachsen ist.
nerative Beschwerden, die durch die Arbeit im Homeoffice, Fehlhaltungen am provisorischen Arbeitsplatz, Bewegungsmangel und den fehlenden Ausgleich durch Fitnesstraining zunehmen. Häufige Symptome sind dabei Rücken-, Nackenoder Schulterschmerzen. Therapeuten berichten auch davon, dass sich Untrainierte beim Laufen oder Radfahren ohne professionelle Anleitung überfordern und verletzen. Die psychische Belastung des letzten Jahres trägt außerdem dazu bei, dass Patienten sich unwohl fühlen und Verspannungen entwickeln. Umso wichtiger war und ist der individuelle Umgang und Austausch mit den Patienten, sowohl vor Ort als auch zunehmend über digitale Tools.
Digitale Tools ergänzen manuelle Therapie Das erzwungene Kontaktverbot während der Pandemie zeigt, wie sehr Menschen als soziale Wesen auf den Austausch untereinander angewiesen sind. Gerade bei langfristigen Heilungsprozessen und dem Umgang mit Schmerzen sind das Vertrauen in den behandelnden Therapeuten und die persönliche Bindung wesentliche Komponenten, die zur Genesung beitragen. Neben der persönlichen, meist manuellen Behandlung der Kunden und Patienten in der Therapie bieten hybride Angebote die Möglichkeit, unabhängig von festen Räumlichkeiten und umfangreich ausgestatteten Praxisräumen zu therapieren und zu unterstützen. Eine Eins-zu-eins-Betreuung kann auch digital erfolgen. Insofern wirkt die Pandemie als ein Beschleuniger für die Digitalisierung, die auf lange Sicht auch die Ausbildung und das Berufsbild der Physiotherapeuten verändern könnte.
Klassische Therapieangebote möglich Im Gegensatz zu den Fitnessstudios konnten Physiotherapeuten in den Bereichen Rehabilitation und Therapie unter strengen Hygiene- und Sicherheitsauflagen Stück für Stück wieder in den „Normalbetrieb“ zurückkehren. Aufgrund der hohen Hygienestandards in den Praxen fühlten sich die Patienten dort schnell wieder sicher. Im Therapie- und Rehabereich zeigte sich, dass auch unter Pandemiebedingungen eine hochwertige und zielgerichtete Betreuung von Trainierenden gewährleistet ist. Viele Therapieangebote waren auch im zweiten Lockdown stark nachgefragt und die Termine ausgebucht.
Neues Bewusstsein für Gesundheit Medical-Fitness-Bereiche, Fitnessstudios und Sportvereine sind seit über einem halben Jahr in den meisten Bundesländern geschlossen. Gleichzeitig ist das Bewusstsein für körperliche Fitness, Wohlbefinden und Prävention durch Bewegung stärker in den Fokus der Menschen gerückt. Das ist eine echte Chance – wenn Medical-Fitness-Anbieter Gesundheitstraining als ernstzunehmende Präventionsmaßnahme unter qualifizierter Anleitung positionieren und damit endlich auch die Öffentlichkeit und vor allem auch die Politik abholen können.
Herausforderungen und Lösungen Körperliche Beschwerden im Wandel Pandemiebedingte Einschränkungen zur Eindämmung von COVID-19 beeinflussen den Lebensstil und das Gesundheitsverhalten immernoch. Durch die Arbeit im Homeoffice entfällt für viele Menschen sogar der Arbeitsweg zu Fuß oder per Rad, passives Dauersitzen nimmt zu. Bereits nach wenigen Wochen körperlicher Inaktivität verschlechtern sich die Gesundheitswerte und das Risiko zu erkranken steigt. In den Physiotherapiepraxen veränderten sich im Vergleich zu vergangenen Jahren die behandelten Krankheitsbilder. Durch den Wegfall von Wintersportmöglichkeiten, wie z. B. Skifahren, den Ausfall des Trainings sowie das Verbot von Spielen u. a. im Amateursport (Fuß-, Basket- oder Handball) geht der Anteil von Patienten mit akut-traumatischen Sportverletzungen, beispielsweise Knie- oder Sprunggelenk, zurück. Behandelt werden derzeit vermehrt chronisch-dege01/2021 | medical fitness and healthcare
medical fitness and healthcare hat mehrere Gesundheitsdienstleister nach ihren persönlichen Erfahrungen während der Lockdown-Phasen befragt. Prof. Dr. med. Oliver Tobolski, ärztlicher Direktor, Gründer und Inhaber der sportmedizinischen Praxisklinik Sporthomedic in Köln, Rüdiger Loy, Geschäftsbereichsleiter Rehabilitation & Medical Fitness der ORTEMA GmbH in Markgröningen sowie Thilo Stumpf, Marc Wisner und Wolf Harwath, Management des Therapeutennetzwerkes Physio Aktiv, schildern ihre Herausforderungen und Lösungsansätze unter Pandemiebedingungen. Auszug aus der Literaturliste DSSV e. V. – Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2021). Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021. Hamburg: Hrsg. Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
Branche
20
Gesundheitsdienstleister unter Pandemiebedingungen
Prof. Dr. med. Oliver Tobolski
„Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben.“ Darüber hinaus mussten wir aufgrund eines Corona-Falls die Praxis für 14 Tage schließen, sodass der Betrieb in der ersten Phase des Lockdowns massiv eingeschränkt war.
Prof. Dr. med. Oliver Tobolski Als Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin und Chirotherapie ist Prof. Dr. med. Oliver Tobolski ärztlicher Direktor, Gründer und Inhaber von Sporthomedic. Die in Köln ansässige sportmedizinische Praxisklinik mit neun Fachärzten ist offizielles Medizinzentrum des Olympiastützpunktes Rheinland (www.sporthomedic.de). Darüber hinaus ist Prof. Tobolski Gründer und Geschäftsführer von Sporthomedic – Zentrum für Bewegungsanalyse in Köln. Er ist Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), Verbandsarzt des Tennisvereins Mittelrhein (TVM) sowie Turnierarzt der ATP (Association of Tennis Professionals) World Tour. Der Fokus von Prof. Dr. med. Oliver Tobolski liegt auf der Sportmedizin und Sporttraumatologie mit besonderer Expertise in arthroskopischer Chirurgie sowie der sportorthopädischen Behandlung von Knorpelschäden. Sein Credo lautet: Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben.
Inwiefern haben sich in der Zeit des Lockdowns der Kontakt zu und die Kommunikation mit Ihren Patienten in der Praxis verändert? Anfangs waren die Patienten – genauso wie wir – unsicher: Was ist sinnvoll und was überflüssig? Die Patientenzahlen sind zunächst zurückgegangen. Im weiteren Verlauf hatten die Patienten dann aber doch durch unser Hygienekonzept und auch durch die Notwendigkeit einer Behandlung genügend Vertrauen, um sich in unserer Praxis vorzustellen. In welchem Maß haben digitale Tools in Ihrem Unternehmen durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen? Wir haben in dieser Zeit erstmals eine Videosprechstunde eingerichtet, über die sich die Patienten melden und beraten lassen konnten. In der Orthopädie ist es allerdings nicht ganz so einfach, weil ein erkranktes Gelenk, ein erkrankter Rücken oder eine beeinträchtigte Weichteilstruktur eigentlich immer händisch untersucht werden muss, sodass die 01/2021 | medical fitness and healthcare
Foto: © Bettina Fürst-Fastré
mfhc: Inwieweit haben sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf den Betrieb Ihrer Praxis ausgewirkt? Prof. Dr. med. Oliver Tobolski: Der Lockdown hat sich intensiv auf die gesamte Praxis ausgewirkt. Der Mannschaftsund Individualsport ist in den ersten Monaten des Lockdowns und insbesondere im Herbst und Winter 2020/21 komplett eingebrochen. Wir haben deshalb deutlich weniger Sportverletzungen in der Praxis gesehen.
Wie haben Sie als Unternehmer auf diese Situation reagiert? Tatsächlich musste man zunächst seine eigenen Erfahrungen machen. Wir haben durch die Schließung der Praxis genügend Zeit gehabt, ein ausgereiftes Hygienekonzept zu entwickeln und auch nachhaltig zu installieren. Nach Wiedereröffnung der Praxis im April 2020 waren wir dann in der Lage, durch Schichtdienst, Hygienemaßnahmen und eine besondere Ablauforganisation den Praxisbetrieb bis zum heutigen Tag uneingeschränkt aufrechtzuerhalten.
21
Möglichkeit, digitale Tools zu nutzen, nicht immer die beste Lösung war. Der lange harte Lockdown hat viele Trainierende körperlich deutlich zurückgeworfen und zahlreiche negative Begleiterscheinungen mit sich gebracht. Welche Beschwerden oder sogar Krankheitsbilder haben die Zeit der Schließungen für Sie besonders geprägt? Das waren zum einen Verkürzungen von Muskelgruppen, die durch langes Sitzen im Homeoffice überbeansprucht wurden, zum anderen Überlastungssyndrome bei Menschen, die nach längerer Zeit wieder intensiv mit Sport angefangen haben, insbesondere mit Laufen. Wir haben deutlich mehr Rückenschmerzpatienten und auch Patienten mit Knie- oder Fußbeschwerden, die mit dem Joggen angefangen und anfangs dann sehr übertrieben haben. Gab es Ihrer Erfahrung nach eine auffällige Zunahme von chronisch-degenerativen oder akut-traumatischen Befunden? Die Zunahme von chronisch-degenerativen Erkrankungen spielt sicherlich die wichtigere Rolle: Verkürzungen der hüftübergreifenden Strukturen, Überlastungen der Unterarmmuskulatur durch permanentes Benutzen einer Tastatur, aber auch Beschwerden im Bereich der Brustwirbelsäule durch lange Zwangshaltungen an unbequemen Tischen im Homeoffice haben eine wichtige Rolle gespielt. Akut-traumatische Befunde haben wir deutlich weniger gesehen, weil Wintersport in diesem Jahr so gut wie nicht stattgefunden hat. Normalerweise behandeln wir in den Monaten November bis Februar extrem viele Knie- und Sprunggelenks- oder Schulterverletzungen. Schmerzen nehmen sicherlich auch zu, wenn die Psyche leidet. Diese Erfahrung haben wir tatsächlich auch im Lockdown gemacht: Die Menschen leiden mehr unter Beschwerden, weil sie sich im Lockdown grundsätzlich unsicher und unwohl fühlen. Welche Lösungen wünschen Sie sich, damit solche und vergleichbare Fälle in Zukunft vermieden werden können? Hier gilt aus meiner Sicht der Leitspruch unserer Praxis: „Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung.“ Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass eine dosierte Bewegung sinnvoll ist und insbesondere auch in diesen psychisch herausfordernden Zeiten eines Lockdowns eine dosierte Bewegung – möglichst an der frischen Luft – das ein oder andere Problem in einem anderen Licht erscheinen lässt. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen regelmäßig Zeit für Bewegung nehmen und mehr auf ihren Körper achten. Mit welchen wesentlichen, pandemiebedingten Veränderungen werden sich Medical-Fitness-Anbieter sowie auch Physiotherapeuten aus Ihrer Sicht in Zukunft dauerhaft auseinandersetzen müssen? Ich glaube, dass der Anspruch des Patienten an seine Mobilität wachsen wird. Hygiene wird eine wichtige Rolle spielen, wahrscheinlich auch die Möglichkeit, digital mit Therapeuten in Verbindung treten zu können. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Von daher ist die Kombination aus Qualität, Sauberkeit und auch menschlicher Zuwendung für Medical-Fitness-Anbieter sicherlich der Schlüssel zum Erfolg. Können sich Ihrer Einschätzung nach aus diesen zunächst erzwungenen Veränderungen für MedicalFitness-Anbieter auf der einen sowie Physiotherapeuten auf der anderen Seite auch neue Chancen entwickeln? Wenn ja, welche? Ja. Ich glaube, dass diejenigen im Vorteil sind, die bereits vor der Krise ein tragfähiges Konzept hatten, was Hygiene und Qualitätsmanagement betrifft. Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass wir mit Menschen arbeiten und die Qualität der Behandlung und der Therapie im absoluten Vordergrund stehen sollte. Wenn also Pathways und Qualitätsleitlinien schon vor der Pandemie bestanden haben, wird es viel einfacher sein, diese auch nach der Pandemie mit Leben zu füllen. Rechnen Sie in den kommenden Monaten aufgrund des gestiegenen Gesundheitsbewusstseins und der Sensibilisierung innerhalb der Bevölkerung mit einer zunehmenden Nachfrage nach gesundheitsorientiertem Fitnesstraining? Ja. Ich rechne damit. Durch die lange Schließung von Fitnessstudios oder Sportvereinen sind körperliche Fitness und Wohlbefinden sicherlich noch mehr in den Fokus der Menschen gerückt. Diejenigen, die vor dem Lockdown keinen Sport gemacht haben, haben es schwer, sich zu motivieren und den richtigen Sport für sich zu entdecken. Deswegen glaube ich, dass die Menschen nach der Krise durch das gestiegene Bewusstsein noch mehr Wert auf Medical Fitness legen werden. Welchen Einfluss haben die Auswirkungen der Pandemie langfristig auf Ihre Therapieleistungen und auch auf die Positionierung Ihres Unternehmens? Wir haben durch die Pandemie keine „Federn“ lassen müssen. Wir haben, wie oben angeführt, auch weiterhin auf Qualität und Kundenorientierung Wert gelegt. Wir waren auch in dieser schwierigen Zeit für unsere Patienten da und haben uns die Mühe gemacht, Menschen in Bewegung zu bringen oder in Bewegung zu halten. Daher glaube ich, dass wir weiterhin als qualitätsbewusster Anbieter im Gesundheitssport wahrgenommen werden – insbesondere auch, weil wir an unseren Themen weiterarbeiten werden. Haben Sie für den Betrieb Ihrer Praxis unter Pandemiebedingungen neue Konzepte entwickelt oder Ihr Angebot erweitert, um neue Zielgruppen anzusprechen? Welche Maßnahmen haben dabei für Sie Priorität? Tatsächlich haben wir im Rahmen unserer Bewegungsanalyse neue Trainingsangebote dahingehend entwickelt, dass Patienten mit Einschränkungen des Bewegungssystems eine Eins-zu-eins-Betreuung auch digital erhalten können. Durch die Implementierung dieser neuartigen Therapiemaßnahme – ein Biofeedback-Training, neuromuskuläre Aktivierung etc. – konnten wir zunächst notgedrungen neue Konzepte entwickeln, die gut angekommen sind und die wir auch weiterhin anbieten werden.
Branche
22
Gesundheitsdienstleister unter Pandemiebedingungen
Rüdiger Loy, ORTEMA GmbH, Rehabilitation & Medical Fitness
„Es geht um die persönliche Betreuung von Menschen!“
Rüdiger Loy Rüdiger Loy (Jahrgang 1971) ist Diplom-Sportwissenschaftler und seit 1994 im Fitnessbereich tätig, zunächst als Trainer, sportlicher Leiter, Studioleiter, später als geschäftsführender Gesellschafter. Er absolvierte ein berufsbegleitendes Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften, Abschluss Diplom-Kaufmann. Seit 2004 ist er Geschäftsbereichsleiter Rehabilitation & Medical Fitness der ORTEMA GmbH, die mit rund 270 Mitarbeitern in den Geschäftsbereichen Orthopädie-Technik, Sport-Protection, Rehabilitation & Therapie sowie Medical Fitness & Gesundheit eine hundertprozentige Tochter der Orthopädischen Klinik Markgröningen ist. Im Bereich Medical Fitness & Gesundheit betreuen rund 40 Mitarbeiter auf insgesamt 1.500 Quadratmetern die Kunden auf der Trainingsfläche, in Präventionskursen, mit Angeboten zur Leistungsdiagnostik und zu „Return to Sports“ sowie zahlreiche Unternehmen der Region als Partner im BGM.
Wie haben Sie als Unternehmer auf diese Situation reagiert? Seit Mitte März 2020 sind etwa rund zehn Prozent unserer 170 Vollzeitkräfte in Kurzarbeit. Alles in allem ist das Gesamtunternehmen in 2020 mit einem „hellblauen Auge“ davongekommen. Allerdings sehen wir fürs laufende Jahr weiterhin große Umsatzrisiken und setzen weiter in bestimmten Bereichen auf Kurzarbeit. Durch die erhöhten Hygiene- und Sicherheitsauflagen entstehen jedoch am Standort in Zusammenarbeit mit der Klinik viele zusätzliche Aufgaben, sodass wir vor allem unseren Mitarbeitern aus dem Fitnessbereich alternative Einsatzmöglichkeiten bieten können, z. B. bei den erweiterten Zugangskontrollen und in unserer Antigen-Schnelltest-Stelle für Mitarbeiter. Inwiefern hat sich in der Zeit des Lockdowns der Kontakt zu und die Kommunikation mit Ihren Patienten 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: ORTEMA GmbH
mfhc: Inwieweit haben sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einerseits auf den Betrieb Ihres Trainingsbereiches und andererseits auf den Betrieb Ihrer Praxis ausgewirkt? Rüdiger Loy: Unser Medical-Fitness-Bereich, einschließlich der Präventionsangebote, befindet sich – wie alle anderen Fitnessstudios auch – seit November im zweiten Lockdown. In Erwartung der angekündigten Novemberhilfen haben wir seitdem die Abbuchungen der Beiträge ausgesetzt, während diese im ersten Lockdown weiterliefen. Da wir als Gesamt-
unternehmen nicht das staatlich festgelegte Mindestquorum der Umsatzausfälle erreichen, erhalten wir leider keinerlei Unterstützung aus den November- und Überbrückungshilfen. Eine COVID-19-Infektion eines Rehamitarbeiters gleich zu Beginn der Pandemie hat dann noch zur zweiwöchigen Schließung der ambulanten Reha geführt. 80 Rehapatienten und 25 Mitarbeiter mussten in Quarantäne geschickt werden. Nach dieser Phase konnten wir im Bereich Rehabilitation und Therapie jedoch unseren Betrieb langsam wieder zum vollen Umfang zurückführen. Ein umfassendes, an klinischen Vorgaben orientiertes Hygienekonzept und sehr hohe Sicherheitsstandards – alle Mitarbeiter und Patienten müssen in der Therapie eine FFP2-Maske tragen – haben dazu beigetragen, dass wir ohne weitere Absonderungen oder Schließungen durch die bisherige Pandemie gekommen sind.
23
der Praxis sowie Ihren Kunden und Mitgliedern des Trainingsbereiches verändert? Die Kommunikation mit den Patienten der Praxis klappt unverändert gut. Die Hygieneregelungen werden weniger als Belastung empfunden, sondern sehr gut akzeptiert. Unsere Patienten und Kunden fühlen sich zu Recht sicher bei uns. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen – wir sind in der Therapie komplett ausgebucht. Anders ist das bei unseren Fitnesskunden. Über unsere Online-Kurse hinaus beschränkt sich der Kontakt auf das Telefon oder E-Mails. In welchem Maß haben digitale Tools in Ihrem Unternehmen durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen? Wir haben schon Ende 2019 entschieden, eine App für die teletherapeutische Nachsorge anzuschaffen und dafür bereits Anfang 2020 – noch vor der Pandemie – eine Zulassung der Rentenversicherungsträger erhalten. Unsere Mitgliederverwaltungssoftware Centercom konnten wir im ersten Lockdown um ein Online-Buchungsportal erweitern. Dadurch waren wir in der Lage, nach Wiedereröffnung einen reibungslosen Trainingsbetrieb mit Anmeldung und Beschränkung der Teilnehmerzahl umsetzen zu können. Inzwischen haben wir dieses Tool um die Centercom-App erweitert, sodass mit der nächsten Wiedereröffnung alle Kunden auch per App Kurse und Trainingsslots buchen können. Wir bieten unseren Kunden Online-Kurse, aktuell zehn pro Woche, die auch ordentlich genutzt werden, und haben Übungsvideos über unsere Website zur Verfügung gestellt. Der lange Lockdown hat viele Trainierende körperlich zurückgeworfen und zahlreiche negative Begleiterscheinungen mit sich gebracht. Welche Beschwerden oder sogar Krankheitsbilder haben die Zeit der Schließungen für Sie besonders geprägt? Aufgrund unserer Anbindung an die orthopädische Klinik haben wir einen Schwerpunkt auf operativ zu versorgenden Verletzungen. Dort zeigt sich deutlich, dass im Bereich der Sportverletzungen vor allem Knieverletzungen (Meniskus, Kreuzband, Seitenbänder) stark zurückgegangen sind, weil Freizeitsportarten wie Fußball, Handball, Basketball oder Eishockey lockdown-bedingt kaum stattfinden. Deutlich häufiger geworden sind Verletzungen durch Fahrradstürze (Ellbogen, Schulter). Handverletzungen bleiben auf einem hohen Niveau. Welche Lösungen wünschen Sie sich, damit vergleichbare Fälle in Zukunft vermieden werden können? In unserem Therapie- und Rehabereich zeigt sich, dass es auch unter Pandemiebedingungen möglich ist, eine hochwertige und zielgerichtete Betreuung von Trainierenden zu gewährleisten. Dazu müssen Termine mit den Trainierenden festgelegt, Kapazitäten gesteuert sowie Trainingsinhalte definiert werden. Und es muss ein passendes Abrechnungsmodell gegeben sein. Unter diesen Voraussetzungen wäre es jederzeit möglich, auch präventives Training zur Gesunderhaltung anzubieten. Die damit einhergehenden Einschränkungen und die Hygienemaßnahmen werden jedoch von Patienten eher akzeptiert als von Gesundheitssportlern. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Müssen wir nicht die grundsätzliche Ausrichtung unserer Branche ändern bzw. an ihrer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und der Politik arbeiten? Dort herrscht noch immer der Eindruck vor, dass die Menschen im Fitnessstudio ihrem Freizeitvergnügen nachgehen und es wird nicht als ernstzunehmendes Gesundheitstraining angesehen. Die Fitnessbranche hat es in den vergangenen 20 Jahren nicht verstanden, sich für alle erkennbar als Gesundheitsanbieter zu positionieren. Erst letzte Woche habe ich in einer (ernstzunehmenden) Fitnessfachzeitschrift einen Artikel über ein neues MedicalFitness-Konzept gelesen. Die dort angegebene Zielgruppe sind Kunden mit Gelenkbeschwerden, Osteoporose, Arthrose und Rheuma. Ein wichtiger Hinweis war, dass die Personalkosten im Konzept so gering wie möglich gehalten werden: Ein Clubmanager, ein Auszubildender und zwei Aushilfen wären ausreichend! Dies ist aus meiner Sicht ein erneuter Beweis dafür, dass noch nicht verstanden wird, worum es im Gesundheitsbereich geht: um qualifizierte, wertschätzende und ernsthafte Ansprache und vor allem persönliche Betreuung von Menschen. Wer dabei mehr in Geräte und Ausstattung investiert als in qualifiziertes Personal, wird keinen nachhaltigen Erfolg haben können. Können sich Ihrer Einschätzung nach aus diesen zunächst erzwungenen Veränderungen für MedicalFitness-Anbieter auf der einen sowie Physiotherapeuten auf der anderen Seite auch neue Chancen entwickeln? Wenn ja, welche? Ja, die Chancen sind auf jeden Fall da. Inwiefern sich die Trainingswirklichkeit durch die Pandemie ändern wird, muss sich erst noch zeigen. Digitale Angebote, die ein ortsunabhängiges Training ermöglichen, gehören zukünftig zwingend dazu. Dabei muss aber sichergestellt sein, dass der Trainierende nicht sich selbst überlassen bleibt, sondern gezielt betreut wird. Hybride Trainingskonzepte, evtl. als Personal Training oder Online-Trainingsangebote, bei denen der Kunde jederzeit teilnehmen kann, sowie individuelle und betreute Trainingspläne per App, halte ich in Zukunft für möglich. Die oben beschriebene Positionierung bietet die Chance, auch ohne Angebote auf Rezept zukünftig besser als systemrelevanter Gesundheitsanbieter wahrgenommen zu werden. Welchen Einfluss haben die Auswirkungen der Pandemie langfristig auf Ihre Therapieleistungen, Ihr Trainingsangebot und auch auf die Positionierung Ihres Unternehmens? Zunächst einmal ist es gerade in so einer Krise wichtig zu sehen, dass die Therapie und die Rehabilitation als systemrelevant angesehen und anerkannt wurden. Dies stärkt den Sektor und bildet auch berufspolitisch die Möglichkeit, in Zukunft noch mehr zu erreichen, auch was eine angemessene Vergütung der Leistungen und damit eine dementsprechende Entlohnung der Therapeuten angeht. Hinsichtlich der veränderten Angebote wirkt die Pandemie auf der einen Seite als Beschleuniger für sowieso notwendige Anpassungen bzw. für Digitalisierungsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite zeigt sie uns, dass wir soziale Wesen sind, die auf den Kontakt und Austausch mit anderen Menschen angewiesen sind. Auch dies ist eine wichtige Erkenntnis, die nachhaltig für unsere persönlichen Dienstleistungen spricht.
Branche
24
Gesundheitsdienstleister unter Pandemiebedingungen
Marc Wisner, Wolf Harwath und Thilo Stumpf, Management Physio Aktiv
„Medical-Fitness-Anbieter werden in Zukunft eine zentrale Rolle spielen!“
Wolf Harwath gehört zu den führenden Trainingsexperten der deutschsprachigen Fitness- und Gesundheitsbranche. Der gelernte Physiotherapeut und Unternehmer hat seit seinem Antritt als Geschäftsführer der milon Holding zum 1. Januar 2020 maßgeblich zur Reorganisation des deutschlandweit größten Netzwerkes für Physiotherapiepraxen mit Selbstzahlerbereich beigetragen.
Marc Wisner Marc Wisner hat in über zehn Jahren mehr als 750 Physiotherapiepraxen auf ihrem Weg in den zweiten Gesundheitsmarkt begleitet. Dank dieser Erfahrung als anerkannter Strategieberater ist er für den jüngst verabschiedeten Expansionskurs des Physio Aktiv Netzwerkes verantwortlich.
Thilo Stumpf
Wie haben die Netzwerkpartner als Unternehmer auf diese Situation reagiert? Thilo Stumpf: Durch ein gesteigertes Informationsbedürfnis zu Themen wie Wirtschaftlichkeit, Steuer- und Personalrecht sowie zu prozessrelevanten Fragen rund um die Trainingsorganisation. Für uns als Dachorganisation bestand die Herausforderung darin, tagesaktuell Informationen aus 16 Bundesländern aufzubereiten und sie allen Partnern in unserem dafür ins Leben gerufenen Physio-Aktiv-Forum sowie in speziellen Newslettern und Webinaren zur Verfügung zu stellen. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: milon Holding
Thilo Stumpf ist mit über zehn Jahren Erfahrung im Marketing bei milon das Gesicht des Netzwerkes Physio Aktiv und Impulsgeber auf regionalen Netzwerktreffen wie dem großen Kongress in Göttingen. Gemeinsam mit Professor Dr. Klaus Baum setzte er die große Physio Aktiv Rücken- und Arthrose-Studie erfolgreich um.
mfhc: Inwieweit haben sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einerseits auf den Betrieb der Trainingsbereiche des Netzwerkes und andererseits auf den Betrieb der Praxen ausgewirkt? Marc Wisner: Im Laufe der vergangenen Monate haben wir im täglichen Austausch mit unseren Partnern und im Rahmen einer groß angelegten Online-Befragung folgende Ersteindrücke gesammelt: 1. Im Gegensatz zur Fitnessbranche sehen wir in Physiotherapiepraxen mit Trainingsbereich eine signifikant geringere Kündigungsquote von Mitgliedern. In Zahlen ausgedrückt sind das 15,9 Prozent im Vergleich zu den geschätzten 20 bis 30 Prozent Mitgliederverlusten in den Fitnessstudios. Wir vermuten sehr stark, dass dies unter anderem an der Wahrnehmung der Physiotherapiepraxis als Ort des medizinisch betreuten Trainings mit entsprechendem Hygienekonzept liegt. Daraus resultiert eine höhere Loyalität. 2. Wir stellen darüber hinaus ein neu gewonnenes Bewusstsein für den Ersten Gesundheitsmarkt und einen sehr großen Beratungsbedarf bei unseren Partnern hinsichtlich der MED-zugelassenen milon- und five-Geräteserien fest.
25
Unsere Partner beschäftigt seit Beginn der Pandemie die zentrale Fragestellung für jeden Physiounternehmer mit Trainingsbereich: Wie lange ziehe ich trotz Schließung Mitgliedsbeiträge ein und kompensiere die Aufwände, die für das Mitglied entstanden sind? Ein Zwischenergebnis der Online-Umfrage von Physio Aktiv hat ergeben, dass ca. 50 Prozent der Partner die Beiträge ihrer Mitglieder gar nicht oder maximal weitere zwei Monate nach Beginn des Lockdowns eingezogen haben. Abseits dieser Fakten registrieren wir bei unseren Partnern ein ausgeprägtes Bewusstsein für ein gesundheitsorientiertes Training und die negativen Folgen von Bewegungsarmut. In welchem Maß haben digitale Tools in den Partnerbetrieben durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen? Wolf Harwath: Aufgrund der Hygienebestimmungen waren unsere Partner gezwungen, sehr kurzfristig digitale Tools in Form von Patienten- und/oder Mitgliederverwaltungssystemen für die Trainingstaktung zu implementieren. Hier hat sich „die Spreu vom Weizen“ getrennt, weil die Praxen durch jahrelange Aufbauarbeit ihren digitalen Dialog den gegebenen Verhältnissen schnell und effizient anpassen konnten. Unsere Transpondertechnologie erlaubt seit jeher kontaktfreies Training und auch Onboarding durch den milonizer. Das speziell für die Bedürfnisse in der Corona-Pandemie entwickelte Therapiemodul Isokinetik für das isokinetische Training ermöglicht es, individuell auf den Trainierenden angepasste Belastungen automatisch anzuwenden. Körperbereiche, die Schmerzen hervorrufen, können auf diese Weise mit weniger Widerstand belastet werden, während gesunde Körperpartien nicht geschont, sondern richtig trainiert werden. „Schmerzkunden“ können dadurch früh abgeholt und wieder sicher in ein regelmäßiges Training begleitet werden. Für die seit Mai letzten Jahres laufende CoNFINE Studie haben die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, milon und Physio Aktiv zusammengearbeitet. Was wurde in der Studie untersucht und liegen schon Ergebnisse vor? Thilo Stumpf: Die Studie wurde seinerzeit im ersten Lockdown initiiert, um nach der Wiederaufnahme des Trainings über einen Zeitraum von sechs Monaten die negativen Auswirkungen von Bewegungslosigkeit in 405 deutschlandweit verteilten Physiotherapiepraxen zu untersuchen. Die Übermittlung der Daten aus der milon Cloud zu wissenschaftlichen Zwecken und die Auswertung durch das Institut verlaufen perfekt. Dass dies unter Berücksichtigung höchster DSGVO-Standards erfolgt, sei am Rande erwähnt. Die Abteilung Geriatrie des Departments für Versorgungsforschung der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Oldenburg wollte den negativen Effekten der coronabedingten Zwangspause wissenschaftlich auf den Grund gehen. Dazu untersuchen die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. med. Tania Zieschang und Dr. Jessica Koschate zwei Gruppen: Menschen im Alter ab 60 Jahren und eine Vergleichsgruppe mit Personen von 45 bis 59 Jahre. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Von großer Bedeutung für die Studie ist die Dokumentationsfähigkeit der internetbasierten Daten. Die Wissenschaftler können rückwirkend auf objektive Messungen vor der coronabedingten Trainingspause zurückgreifen und diese mit den Werten nach Wiederbeginn des Trainings vergleichen. Der Umfang und die Tiefe der Trainingsdaten von milon versetzt sie in die Lage, in bisher nicht gekannter Präzision die Fallzahlen von Menschen über und unter 60 Jahren auszuwerten. Basierend auf den Erkenntnissen aus der nationalen Untersuchung plant die Abteilung Geriatrie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg nun, die Studie um einen internationalen Vergleich zu erweitern, da der Lockdown in einzelnen Ländern des europäischen Auslands sehr unterschiedlich gehandhabt wurde. Wir erwarten von den Ergebnissen ab 2022 weitreichende Erkenntnisse für die Öffentlichkeitsarbeit, von der die gesamte Fitness- und Gesundheitsbranche profitiert. Mit welchen wesentlichen pandemiebedingten Veränderungen werden sich Medical-Fitness-Anbieter sowie auch Physiotherapeuten in Zukunft dauerhaft auseinandersetzen müssen? Marc Wisner: Wir sind der festen Überzeugung, dass gerade die Schnittstellenkompetenz der Physiotherapiepraxen ein wesentlicher Baustein zur Erschließung breiterer Bevölkerungsschichten als Zielgruppen für ein gesundheitsorientiertes Training sein wird. Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Arthrose, Rückenschmerzen, Adipositas, Diabetes und psychische Leiden werden auch in Zukunft dramatisch zunehmen. Hier kommen die Medical-Fitness-Anbieter ins Spiel, die in Zukunft eine noch zentralere Rolle spielen werden. Gefragt sind maßgeschneiderte Trainingskonzepte mit neuen, zum Teil vollautomatisierten Programmen für die Behandlung individueller Problemfelder. Für Fitness- und Therapieanbieter eröffnet sich in der aktuellen Situation also die einmalige Chance, ihren Kunden das Beste aus beiden Welten bieten zu können. Haben Sie für den Restart des Trainingsbetriebes oder auch für den Betrieb der Praxis unter Pandemiebedingungen neue Konzepte entwickelt oder das Angebot erweitert, um neue Zielgruppen anzusprechen? Welche Maßnahmen haben dabei für Sie und die Netzwerkpartner Priorität? Wolf Harwath: Die vielen Monate ohne Training haben Spuren in unserem Körper hinterlassen. Der Bedarf an Therapie und Fitness hat sich geändert. Wir müssen neue Wege gehen! Eine elementare Rolle spielt dabei die Kombination aus faszialer Stimulation sowie Kraft- und Beweglichkeitstraining, die wir bei der Entwicklung aktueller Trainingsmodule bereits berücksichtigen. Auf der Basis des heutigen Wissensstands entwickeln unsere Experten derzeit neue Schulungsformate, Trainingsabläufe, Vorträge, Leitfäden und auch Trainings- und Therapiemodule, die auf sportwissenschaftlichen und therapeutischen Grundlagen sowie jahrelangen Erfahrungswerten basieren. Dieses Wissen zu unseren neuen Themenwelten teilen wir natürlich mit unseren Partnern – auf diesem Verständnis fußt unsere jahrzehntelange Netzwerkarbeit!
Branche
28
Training gegen Krebserkrankung
Prävention, Therapie und Nachsorge
Fitness- und Gesundheitsbranche gegen Krebs Krebs – eine Diagnose, die Hunderttausende Menschen jährlich in Deutschland erhalten und die ihr Leben radikal verändert. Die Fitnessund Gesundheitsbranche trägt essenziell zur Prävention, Therapie und zur Nachsorge bei. Worin dieser Beitrag besteht und wie wichtig speziell qualifizierte Trainer sind, darüber hat die mfhc mit Prof. Dr. Friederike Rosenberger vom NCT Heidelberg gesprochen. der onkologischen Sport- und Bewegungstherapie für Patienten, Ärzte, Fachkräfte und Institutionen) Patienten an gesundheitsorientierte Fitnessstudios, damit sie wohnortnah trainieren können. Meist sind das Patienten in der Nachsorge. In bestimmten Fällen befinden sich die Betroffenen aber noch in der Therapiephase. Ohne diese Option wäre eine flächendeckende Versorgung gar nicht möglich. Welche Bedeutung hat qualifiziertes und spezifisch ausgebildetes Personal in diesem Kontext? Grundsätzlich sind qualifizierte Mitarbeiter unabdingbar, um sicheres und qualitativ hochwertiges Training zu gewährleisten. Welche Qualifikation die richtige ist, hängt von der Phase der Krebserkrankung ab. Wir haben 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: contrastwerkstatt – stock.adobe.com | DHfPG/BSA
mfhc: Prof. Dr. Rosenberger, welchen Beitrag kann die Fitness- und Gesundheitsbranche in der Krebsprävention und -nachsorge leisten? Prof. Dr. Friederike Rosenberger: Körperliches Training ist in allen Phasen einer Krebserkrankung wichtig, also sowohl in der Vorsorge als auch während der Therapie und in der Nachsorge. Besonders in der Prävention und Nachsorge spielen gesundheitsorientierte Fitnessstudios eine große Rolle. Sie erreichen sehr viele Menschen und bieten natürlich nicht die einzige, aber eine sehr effektive Möglichkeit, um Ausdauer und Kraft zu trainieren. Auch am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg vermitteln wir über das Netzwerk OnkoAktiv (Anm. d. Red: ein deutschlandweites Netzwerk
29
Fitnesstrainer auf Besonderheiten beim Training mit ehemaligen onkologischen Patienten vor. Außerdem bietet die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) mit dem Studienschwerpunkt „Sport- und Bewegungstherapie Onkologie“ im Master-Studiengang Prävention und Gesundheitsmanagement ein akademisches Qualifizierungsangebot, das die Sport- und Bewegungstherapie bei onkologischen Erkrankungen professionalisiert. Dies ist derzeit das einzige Studienangebot, das zur Zusatzqualifikation „Sport- und Bewegungstherapeut/in DVGS Onkologie“ beim Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) führt. Beide Angebote wurden gemeinsam mit dem NCT Heidelberg entwickelt. Und schließlich gibt es noch die Fortbildung „Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT®)“ sowie Qualifizierungskonzepte für den onkologischen Rehabilitationssport und verschiedene Fortbildungsangebote im Outdoor- und Yoga-Bereich.
bereits über die Prävention gesprochen, in der es um eine Senkung des Krebserkrankungsrisikos bei Gesunden geht. Hier sehe ich keine onkologiespezifischen Anforderungen an das Personal, weil sich die Trainingsinhalte nicht von denen zur allgemeinen Gesundheitsförderung unterscheiden. In der Therapiephase ist das anders. Da sind beim Training viele Besonderheiten zu beachten, die sich unter anderem aus den Nebenwirkungen der Krebsbehandlung ergeben. Deshalb ist je nach individueller Situation des Patienten eine therapeutische Ausbildung mit onkologiespezifischer Zusatzqualifikation erforderlich. In der Krebsnachsorge bestehen zwar häufig noch immer gesundheitliche Beschwerden, wie z. B. Bewegungseinschränkungen nach einer Operation, aber die Situation ist insgesamt weniger kritisch. Hier ist aus meiner Sicht eine allgemeine Trainerweiterbildung mit onkologiespezifischer Zusatzqualifikation angemessen, um die Betroffenen optimal zu betreuen. Sie haben onkologiespezifische Zusatzqualifikationen erwähnt. Können Sie einige exemplarisch nennen? Speziell auf die Fitness- und Gesundheitsbranche ausgerichtet ist der Lehrgang „Trainer/in für Fitnesstraining in der Krebsnachsorge“ der BSA-Akademie. Er bereitet 01/2021 | medical fitness and healthcare
Gibt es Qualitätsmerkmale, wie z. B. Zertifizierungen, die geeignete Einrichtungen der Fitness- und Gesundheitsbranche zur Krebsvor- und -nachsorge auszeichnen? Neben der Qualifikation des Personals sind das unter anderem die Geräteausstattung, Hygiene- und Sicherheitsbelange, der Betreuungsschlüssel beim Training und die Dokumentation. Es gibt eine Zertifizierung für Trainings- und Therapieinstitutionen, der ein onkologiespezifischer Qualitätskriterienkatalog zugrunde liegt: das Qualitätssiegel des Netzwerks OnkoAktiv. Mit diesem Siegel können Fitnessstudios und andere Institutionen ihr Angebot über das Netzwerk präsentieren, bekommen Patienten zugewiesen und erhalten Zugang zu Fachinformationen, Fortbildungen und Austausch, was die Qualität weiter fördert.
Prof. Dr. Friederike Rosenberger Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Sportwissenschaftlerin, hat die stellvertretende Leitung der Arbeitsgruppe Sport- und Bewegungstherapie im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg, inne. Außerdem ist sie Professorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurden unter anderem mit dem Hermann-Neuberger-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. www.dhfpg-bsa.de
Branche
30
Hygienezertifizierung in der Gesundheitsbranche
Hygiene als Qualitätsmerkmal
Erste Naturheilpraxis ist zertifiziert Text: Ronja Reuber
Stefan Lang ist Inhaber der STEP Medical Naturheilpraxis und des STEP SPORTS & SPA Fitnessstudios. Der Fitnessökonom hat sich gegen Ende des vergangenen Jahres dazu entschieden, sowohl die Naturheilpraxis als auch das Fitnessstudio nach der Hygienenorm der BSA-Zert zertifizieren zu lassen. Im Interview mit der mfhc hat er nun über seine Beweggründe gesprochen.
D
ie STEP Medical Naturheilpraxis in StuttgartVaihingen steht für ein ganzheitliches Leistungsspektrum, professionelle Beratung und moderne Therapieansätze. Sauberkeit und Hygiene werden vorausgesetzt. Seit der Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für dieses Thema noch zugenommen, weshalb sich Stefan Lang für die neue Hygienezertifizierung der BSA-Zert entschieden hat. mfhc: Herr Lang, Sie haben 2003 die Qualifikation zum Fitnessfachwirt absolviert, betreiben seit 2013 ein Fitnessstudio und haben vor drei Jahren noch ein Studium zum Fitnessökonom abgeschlossen. Wie kam es dazu, dass Sie neben dem Fitnessstudio zusätzlich eine Naturheilpraxis eröffnet haben? Stefan Lang: Ich habe in 2005 als Trainer im heutigen STEP SPORTS & SPA angefangen – damals hieß der Club noch STEP „fit & well“. Kurz darauf habe ich die Bereichsleitung und später die Clubleitung übernommen. Die Ausbildung zum Heilpraktiker habe ich 2012 absolviert. Als ich mich ein Jahr später selbstständig machen wollte, wurde mir der Club zum Kauf angeboten. Also habe ich das STEP SPORTS & SPA übernommen und – nachdem sie anfangs in den Club integriert war – die Naturheilpraxis STEP Medical in neuen Räumlichkeiten eröffnet.
01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: Stefan Lang
Welche Dienstleistungen bieten Sie in Ihrer Naturheilpraxis an? Von klassischen physiotherapeutischen Leistungen auf Heilpraktikerbasis über Diagnostik bis zur Faszientherapie bieten wir ein breites Spektrum an. Jetzt, in der Corona-Zeit, ist beispielsweise die Nachfrage nach Infusionen für das Immun-
31
system sehr groß. Wir führen auch Ernährungsberatungen durch und mittlerweile gehören auch kosmetische Behandlungen zu unserem Angebot. Viele Fitness- und EMS-Studios haben bereits die neue Hygienezertifizierung der BSA-Zert erfolgreich abgeschlossen. Wieso haben Sie sich als Naturheilpraxis ebenso für diese Zertifizierung entschieden? Wir haben uns bereits als eines der ersten Fitnessstudios nach der DIN EN 17229 und der DIN-Norm 33961 zertifizieren lassen. Als die neue Dienstleistungszertifizierung im Bereich Hygiene der BSA-Zert angeboten wurde, war für mich direkt klar, dass ich diese auch durchführen lassen würde – für das Fitnessstudio und die Naturheilpraxis. Die Online-Qualifikation „Hygienebeauftragte/r (BSA)“ haben zwei meiner dual Studierenden der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und ich selbst abgeschlossen. Mit dieser Zertifizierung möchten wir unseren Mitgliedern Sicherheit vermitteln. Viele behaupten ja, dass sie auf Hygiene achten, aber es ist etwas anderes, wenn es durch ein Siegel bestätigt wird. Die Ansprechpartner der BSA-Zert stehen den Betrieben zur Seite, um ein reibungsloses Zertifizierungsverfahren zu gewährleisten. Wie wurden Sie unterstützt? Wir arbeiten bereits seit Jahren mit der BSA-Zert sowie ihrem Bildungspartner, der BSA-Akademie, und der DHfPG zusammen. Die Verfahren sind immer unkompliziert. Wenn trotzdem mal Fragen aufkommen, ist immer ein Ansprechpartner da. Generell ist das Zertifizierungsverfahren super strukturiert und man findet in den Unterlagen und auf der Website alles auf den ersten Blick. Auf welche Verbesserungspotenziale sind Sie durch die Checkliste, die Betriebe von der BSA-Zert im Rahmen ihrer Zertifizierungsvorbereitung erhalten, aufmerksam geworden? Als Heilpraktiker bin ich, was Hygiene angeht, schon sehr genau. Das Thema „Handhygiene der Mitarbeiter“ war mir persönlich neu. Wir hatten schon vor der Zertifizierung beispielsweise einen Hygieneplan, aber Punkte wie „Gründliches Waschen und/oder Desinfizieren der Hände“ waren nie schriftlich festgehalten. Für mich gehört da auch vieles zu einer guten Erziehung. Nun werden aber durch eine eigene Hygienenorm* genaue Vorgaben u. a. zur Körperhygiene von Mitarbeitern gemacht. Durch die Pandemie wurde nochmals jeder für das Thema sensibilisiert. Ich muss dazu sagen, ich komme ursprünglich aus der Industrie. Da war es z. B. ganz normal, vor der Arbeit irgendeine Creme, die
Stefan Lang, Inhaber der STEP Medical Naturheilpraxis und des STEP SPORTS & SPA Fitnessstudios
am Waschbecken stand, zu benutzen und nach der Arbeit eine andere. Wie setzen Sie das Hygienesiegel, das Ihnen nach der erfolgreichen Zertifizierung ausgestellt wurde, z. B. in der Kundenakquise ein? Welche Mehrwerte bieten sich Ihnen? Wir haben es sowohl auf der Website des Clubs als auch auf der Naturheilpraxis-Website eingebunden. Dann haben wir es noch in der E-Mail-Signatur eingebaut und spielen es über unsere Monitore. Und demnächst kommt das Siegel noch auf sämtliche Plakate und Drucksachen. Welche Vorteile sehen Sie in der Hygienezertifizierung für Betriebe der gesamten Gesundheitsbranche? Das sehe ich wie bei der Zertifizierung nach der DIN-Norm. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei Kunden und Interessenten besser ankommt, wenn man durch eine externe Institution geprüft ist. In meiner Bachelor-Thesis habe ich untersucht, inwiefern die Zertifizierung nach der DIN EN 17229 und der DIN-Norm 33961 von den Mitgliedern wahrgenommen wird. Das Ergebnis hat gezeigt, dass die Kunden diese als positiv empfinden. Und ich denke, das Hygienesiegel wird ähnlich wahrgenommen. Über unsere Facebook-Seite kam bereits sehr positives Feedback von unseren Mitgliedern und Kunden. In der Naturheilpraxis hängt das Zertifikat beispielsweise direkt am Eingang, darüber spricht auch jeder, der reinkommt. Ich persönlich kann nur jedem empfehlen, die Zertifizierung anzustreben. Das schafft gerade jetzt Vertrauen. * Gesetzliche Forderungen müssen unabhängig von dieser Hygienenorm erfüllt werden.
BSA-Zert – Ihr Partner in Zertifizierungsfragen Die BSA-Zert bietet ein umfassendes Zertifizierungsangebot für Unternehmen der Fitness- und Gesundheitsbranche: • Studiozertifizierung nach DIN EN 17229 und DIN 33961 • Personenzertifizierungen „Fachkraft UVSV“ nach der UV-Schutz-Verordnung (UVSV) • Personenzertifizierung „Fachkunde EMF“ für EMS-Trainer nach der Strahlenschutzverordnung • Hygienezertifizierung für Dienstleistungsunternehmen Jetzt Angebot kostenfrei und unverbindlich anfragen unter: www.bsa-zert.de 01/2021 | medical fitness and healthcare
Anzeige
Branche
34
Eckdaten 2021
Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021
Der Faktor Gesundheit prägt die deutsche Fitnessbranche Text: Florian Kündgen
Der Faktor Gesundheit wird immer wichtiger. Dies spiegelt sich auch in den „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“ wider. Im Betrachtungsjahr 2020 verzeichnete die Fitness- und Gesundheitsbranche insgesamt zwar deutliche Verluste, jedoch blieben Fitnessangebote in Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich, wie Physiotherapiepraxen oder Kliniken vermehrt erhalten. Auch in der breiten Bevölkerung findet das aktive Gesundheitstraining immer mehr Zuspruch. vom DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen in Kooperation mit dem Prüfungsund Beratungsunternehmen Deloitte sowie der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement 01/2021 | medical fitness and healthcare
Foto: weyo – stock.adobe.com
D
ie „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“ bieten einen umfassenden und fundierten Überblick über die Entwicklung der Fitness- und Gesundheitsbranche. Diese wissenschaftliche Studie wird jährlich
35
Fitness und aktives Gesundheitstraining Fitness und aktives Gesundheitstraining gehören heute für viele Menschen zum Alltag. Umso drastischer ist der Einschnitt in den Lebensalltag, der durch die behördlich angeordneten Schließungen der 9.538 kommerziellen Fitnessanlagen (Vorjahr: 9.669) in Deutschland verursacht wurde und seit November 2020 anhält. 10,31 Millionen Mitgliedern (Vorjahr: 11,66 Mio.) wird der Zugang zu Sport und Bewegung in ihrem Fitnessstudio verwehrt. Für die Betreiber der Studios bedeutet dies einen Umsatzverlust von durchschnittlich 24,5 Prozent im vergangenen Jahr (2019: 5,51 Mrd. EUR; 2020: 4,16 Mrd. EUR).
Training im Alter immer wichtiger
Die vollständigen „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“ Preis: 99,- EUR (zzgl. Versand), ermäßigt: 39,- EUR (zzgl. Versand) (für Schüler und Studierende bei Vorlage einer gültigen Bescheinigung) Für Studierende der DHfPG ist die Studie kostenfrei erhältlich. Tel.: 040 – 766 240 00 www.ssv-verlag.de
(DHfPG) durchgeführt und stellt die wesentlichen Kennzahlen der Branche dar. Dazu gehören Daten wie bspw. Mitgliederzahlen, Anlagenstrukturen sowie weitere Branchenzahlen. Damit schafft sie Transparenz und ist ein wichtiges Instrument, um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu fördern und die Akzeptanz in der Politik, im Gesundheitssystem und bei Banken zu steigern.
Für Fachexperten ist die pauschale Schließung von Fitnessund Gesundheits-Anlagen unverständlich, da der Stellenwert von Bewegung mit steigendem Alter zunimmt. Das Durchschnittsalter der Mitglieder von 41,3 Jahren zeigt, dass Fitnesstraining in allen Altersklassen akzeptiert ist. In der Kernzielgruppe der 15- bis 65-Jährigen hat sich die Reaktionsquote im vergangenen Jahr um 2,5 Prozentpunkte reduziert und liegt nun bei 18,8 Prozent. Die Alterspyramide sagt einen weiteren Anstieg der älteren Generationen in den nächsten Jahren voraus, sodass hier weiteres Potenzial für gesundheitsorientierte Anbieter entsteht. Denn gerade das gesundheitsorientierte Training unter qualifizierter Anleitung ist durch die sehr niedrige Verletzungsgefahr eine Aktivität, die bis ins hohe Alter betrieben werden kann. Durch eine individuelle Trainingsplanung und eine genaue Dosierung des Widerstandes kann die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit gezielt trainiert und somit die Lebensqualität erhalten werden. Der Bedarf ist daher höher als je zuvor.
Altersdurchschnitt der Fitnessstudiomitglieder (in Jahren)
Prävention und Gesundheit als Treiber des zukünftigen Erfolgs Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine gute körperliche Fitness eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung und ein wichtiger Schutzfaktor vor schwerwiegenden Verläufen bei Infektionserkrankungen ist. Generell führt regelmäßiges körperliches Training zu einer verbesserten Funktionalität des Immunsystems. Der Körper kann sich besser auf die Bewältigung einer Erkrankung einstellen. Erste Untersuchungen dazu, wie das menschliche Immunsystem das Coronavirus bewältigt, zeigen, dass es zu einem Anstieg der antikörperproduzierenden Zellen kommt. Durch körperliches Training kann die Aktivität der Zellen erhöht werden. Deren Aufgabe ist die Zerstörung aller Zellen, in denen sich die Viren vermehren. Regelmäßiges Training und eine gute körperliche Leistungsfähigkeit sind somit für eine angemessene Immunreaktion des Körpers von wichtiger Bedeutung. Es hat bereits eine Sensibilisierung der Bevölkerung stattgefunden. Nun gilt es, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter nach außen zu tragen, um mit Prävention den weiteren Erfolg der Unternehmen anzukurbeln. 01/2021 | medical fitness and healthcare
© DSSV e. V.
Branche
36
Eckdaten 2021
Fitness- und Gesundheits-Anlagen nach Positionierung (starke bis sehr starke Positionierung, in %)
© DSSV e. V.
Positionierung Gesundheit gewinnt weiter an Bedeutung Bei der Positionierung zeigt sich die zentrale und stetig wachsende Bedeutung der Gesundheit. Die deutschen Fitnessanlagen setzen im Rahmen ihrer Positionierung weiter auf diesen Schwerpunkt: Mit einem leichten Zuwachs sehen sich 51,6 Prozent der Einzel- sowie 42,8 Prozent der Mikrostudiobetreiber (EMS: 51,3 %) im Bereich Gesundheit positioniert. Dieses Segment bietet Wachstumspotenzial für engagierte Gründer und wird auch für weitere Anbieter aus dem Gesundheitsbereich wie z. B. Physiotherapeuten oder Kliniken, die zusätzliche Fitnessanlagen (Selbstzahlerbereiche) in ihre Räumlichkeiten integrieren und sich hier als Qualitätsanbieter positionieren, immer interessanter. Mit 37,8 Prozent setzen Kettenbetriebe auch 2020 schwerpunktmäßig auf den Bereich Training. Mit 31,3 Prozent nimmt Gesundheit aber auch hier einen wachsenden Stellenwert ein. Über alle Anlagen betrachtet positioniert sich mit 44,7 Prozent ein wesentlicher Teil der Anlagen im Bereich Gesundheit. Daneben liegt die Ausrichtung hauptsächlich auf dem Bereich Training (30,5 %). Lifestyle und Wellness verlieren marginal an Bedeutung.
Für Gesundheitsangebote werden qualifizierte Mitarbeiter benötigt Gerade für gesundheitsorientierte Fitnessanlagen sind qualifizierte Mitarbeiter ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Im Jahr 2020 betrug die Mitarbeiterzahl in der Branche 176.900 Beschäftigte. Durchschnittlich werden pro Anlage 18,5 Mitarbeiter (inkl. Honorarkräfte) beschäftigt. Die Einzelbetriebe weisen hier sogar einen Wert von 24,1 Mitarbeitern pro Anlage auf. Dies belegt, dass die Branche als attraktives Berufsfeld zunehmend an Bedeutung gewinnt. Durchschnittlich befinden sich pro Anlage 2,2 Mitarbeiter in einem dualen Studium.
Die Endkundenbefragungen der DHfPG während der beiden Schließungszeiträume haben eindeutig aufgezeigt, dass sich viele zufriedene Mitglieder solidarisch mit den Unternehmen sowie den Mitarbeitern gezeigt und die qualifizierte, individuelle Betreuung im Studio schmerzlich vermissen. Nach der Wiedereröffnung gilt es, die Mitglieder noch intensiver als bisher zu betreuen. Den Trainern kommt hier eine entscheidende Rolle zu. Schließlich sind sie der Schlüssel für eine intensive Kundenbeziehung, den effektiven Trainingserfolg sowie die künftige Mitgliedermotivation. Persönlich und individuell können sie den Wiedereinstieg nach der langen Trainingsabstinenz sichern und den Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, die von der Branche bereits gut umgesetzt wurden, mehr Wichtigkeit beimessen. Umso wichtiger ist es deshalb, gerade jetzt gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie in hohe Qualifikationsstandards zu investieren. Diese sind die elementare Basis für langfristigen Unternehmenserfolg, künftiges Wachstum und die weitere Professionalisierung unserer Branche. Mit den wachsenden Marktherausforderungen steigen auch die interdisziplinären Anforderungen an die Mitarbeiterqualifikation kontinuierlich an. Diesen persönlichen, fachlichen und digitalen Herausforderungen gilt es, in der Praxis umfassend Rechnung zu tragen und gezielt in diese Bereiche zu investieren.
Qualitätsdokumentation durch DIN-Norm Um die Qualität des eigenen Angebotes zu dokumentieren, stehen mit der DIN EN 17229 (Europäische Norm) und der DIN 33961 (Nationale Norm) zwei offizielle Normen zur Verfügung. Diese ermöglichen es den Anbietern, die Qualität ihrer Dienstleistung durch eine neutrale und unabhängige Zertifizierung zu dokumentieren und sie sorgen dadurch für Vertrauen bei Endverbrauchern, Firmenkunden und Kooperationspartnern. 01/2021 | medical fitness and healthcare
37
EMS-Training zeigt gute Zukunftsperspektiven Elektromyostimulation (EMS) kommt ursprünglich aus der Therapie. Die Fitnessbranche hat durch die Trainingsform „Ganzkörper-EMS“ daraus ein Angebot gemacht, das sich erfolgreich am Markt etabliert und auch im vergangenen Jahr weiter an Popularität gewonnen hat. Über 1.400 reine EMS-Studios wurden in der Studie identifiziert, wobei EMSTraining auch in Fitnessanlagen oder im Rahmen von Personal Training eingesetzt wird und somit eine noch größere Verbreitung aufweist. Mit durchschnittlich 130 Mitgliedern pro Studio werden insgesamt 180.000 Personen betreut und dadurch wird ein Umsatz von rund 180 Millionen Euro generiert. Da für ein EMS-Training relativ wenig Platz benötigt wird, findet diese Trainingsform auch vermehrt in der Physiotherapie ihren Einsatz.
EMS-Segment im Vergleich zum Gesamtmarkt
Foto: DHfPG/BSA
Betriebliches Gesundheitsmanagement als Chance Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist eine ausgezeichnete Chance für Fitnessstudios und weist einen enormen Bedarf an qualifizierten Angeboten auf. Viele Beschäftigte verrichten ihre berufliche Tätigkeit derzeit im Homeoffice. Maßnahmen des BGM wie Betriebssport, bewegte Pausen oder Training im firmeneigenen bzw. kooperierenden Fitnessstudio sind über viele Monate pandemiebedingt unmöglich. Dies ist unter anderem als Grund dafür zu sehen, dass sich seit Beginn der Pandemie der tägliche Bewegungsumfang deutlich reduziert hat. Dahingegen ist das durchschnittliche Körpergewicht angestiegen und die körperliche Leistungsfähigkeit hat abgenommen, was wiederum das Risiko zentraler Erkrankungen erhöht. Umso bedeutsamer ist es für Betriebe, zukünftig Fitness- und Präventionsmaßnahmen anzubieten, die Gesundheitsressourcen zu fördern, Gesundheitskompetenz aufzubauen und arbeitsbedingte Belastungen zu reduzieren. Da Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter derzeit nur digital stattfinden können, sind die meisten Betriebe auf Unterstützung angewiesen. Viele Fitness- und Gesundheitseinrichtungen verfügen über ausgezeichnete Möglichkeiten, um Fitness- und Präventionskurse oder Gesundheitsvorträge auch auf digitalem Wege nutzbar zu machen. Der Vorteil besteht darin, dass Beschäftigte sowohl in den Betrieben als auch im Homeoffice und standortübergreifend erreicht werden können. Digitale Firmenfitnessangebote können somit als ein wichtiger zusätzlicher Baustein angesehen werden, um das Bewegungsverhalten von Erwerbstätigen in Pandemiezeiten und auch danach gezielt zu fördern und Belastungen abzubauen. Die Fitness- und Gesundheitseinrichtungen sollten gerade jetzt die Chance nutzen, um Firmenfitnesskooperationen mit Betrieben zunächst digital in die Wege zu leiten. Sobald die Einrichtungen wieder öffnen dürfen, sollte der bedarfsorientierte Einsatz von Bewegungs- und Beratungsleistungen in Form von Vor-Ort-Angeboten sowohl in den Fitness- und Gesundheitseinrichtungen als auch in den Betrieben unter fachkundiger Anleitung angeboten werden. Dies kann die Nachhaltigkeit der Angebote und die Häufigkeit der Inanspruchnahme maßgeblich unterstützen und macht Firmenfitness sowie BGM zu wichtigen Erfolgsfaktoren für Fitnessunternehmen. 01/2021 | medical fitness and healthcare
© DSSV e. V.
Fazit Immer mehr Menschen zeigen ein sich festigendes Verständnis der Gesundheitsrelevanz der Fitness-Wirtschaft für die Gesamtbevölkerung. Wir sind zuversichtlich, dass sich dieser Trend in 2021 fortsetzen und auch die Politik die Wichtigkeit der Fitness- und Gesundheitsbranche anerkennen wird. Die Pandemie hat die Menschen mehr denn je für das Thema Gesundheit sensibilisiert und unsere Betriebe haben durch ihre Qualifikation und Professionalität die Gesundheitskompetenz erworben, um Teil der Lösung zu sein. Das bestätigt uns in unserer Überzeugung, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche auch weiterhin ein Zukunftsmarkt ist.
Florian Kündgen Florian Kündgen ist stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e. V. Des Weiteren arbeitet er als Dozent für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Als freier Mitarbeiter ist er im Bereich Unternehmensbewertungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Fitness- und Gesundheits-Anlagen sowie im Bereich der steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Beratung tätig. www.dssv.de
Branche
38
Corona-Studie
Dritte Corona-Studie der DHfPG
Warum die Mitglieder ihr Studio brauchen – mehr denn je! Text: Prof. Dr. Sarah Kobel
N
och immer sind Fitness- und Gesundheitsanlagen in den meisten Bundesländern geschlossen. Dass sich diese Schließungen negativ auf die Motivation der Trainierenden und auf ihr körperliches Wohlbefinden
auswirken (vgl. Abb. 1), ist wenig überraschend – vor dem Hintergrund der jüngsten Empfehlungen der WHO (2020) zum regelmäßigen Training hat dies jedoch fatale Folgen. Dabei ist wissenschaftlich hinreichend belegt, dass ein regel01/2021 | medical fitness and healthcare
Foto/Grafiken: Yakobchuk Olena – stock.adobe.com | DHfPG/BSA
Noch immer sind Fitness- und Gesundheitsanlagen in den meisten Bundesländern geschlossen. Was das für die Motivation und das Wohlbefinden der Mitglieder bedeutet, ob und welche Trainingsalternativen aktuell genutzt werden und wieso die Mitglieder ihr Studio gerade jetzt mehr denn je brauchen, zeigen die Ergebnisse der dritten Corona-Studie der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) vom Februar 2021.
39
Abb. 1: Motivation und körperliches Befinden der Mitglieder
mäßiges Fitnesstraining für die Gesundheit der Menschen wichtig ist. Die Ergebnisse der drei von der DHfPG durchgeführten Corona-Studien zeigen: Mit zunehmender Dauer des Lockdowns sinkt die Motivation der Mitglieder weiter – wenngleich ihnen sehr bewusst ist, wie wichtig ein regelmäßiges Training – gerade auch jetzt – für sie wäre.
Trainingsalternativen nur bedingt genutzt Mit sich ändernden Wetterbedingungen in 2021 zeigt sich ein leicht positiver Trend in der Trainingshäufigkeit. Waren es zu Beginn des zweiten Lockdowns im November bzw. Dezember 2020 noch 40,6 Prozent, die nur einmal pro Woche
Abb. 2: Häufigkeit genutzter Trainingsalternativen
01/2021 | medical fitness and healthcare
oder noch seltener trainiert haben, sind es aktuell 34,5 Prozent – aber damit trainert noch immer jeder Dritte zu selten, um den gesundheitsprotektiven Nutzen eines regelmäßigen Trainings vollständig realisieren zu können. Körpergewichts- und Ausdauertraining sind derzeit diejenigen Trainingsalternativen, die am häufigsten praktiziert werden. 30,5 Prozent der Befragten trainieren aktuell mit ihrem eigenen Körpergewicht. Ausdauertraining wie Radfahren oder Joggen wird von 28,6 Prozent betrieben. Zum Vergleich: Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 betrieben noch 46,8 Prozent Ausdauersport (vgl. Abb. 2).
Branche
40
Corona-Studie
Abb. 3: Motivation, körperliches Befinden und Zufriedenheit mit der Zielerreichung nach aktueller Trainingshäufigkeit (pro Woche) im zweiten Lockdown (n = 1.143)
Motivation häufig an das Studio geknüpft Mitglieder, die eine Leidenschaft für das Fitnesstraining verspüren und dieses vollends in ihr Leben integriert haben, trainieren auch im Lockdown häufiger. Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Trainingshäufigkeit (pro Woche) das körperliche Befinden signifikant verbessert wird (alle p < 0,001) – ein klarer Indikator für die bedeutende Wirkung regelmäßigen Trainings auf die körperliche Gesundheit (vgl. Abb. 3)! Diejenigen Mitglieder aber, die nicht eine derart große Leidenschaft für das Training verspüren, brauchen die Motivation durch das Studio. Entsprechend können sie sich im Lockdown selbst nicht zu regelmäßigem Training motivieren.
Sind die Fitness- und Gesundheitsanlagen geöffnet, scheint dies den Mitgliedern Struktur im Training zu verleihen und sich positiv auf ihre Trainingshäufigkeit auszuwirken.
Fitness und Gesundheit gehen Hand in Hand Ein weiterer Punkt, in dem die Mitglieder die Unterstützung ihres Studios benötigen und wünschen, ist die Etablierung eines gesunden Lebensstils. Regelmäßiges Fitnesstraining und ein gesunder Lebensstil gehen Hand in Hand. Und die Mitglieder erkennen die Wichtigkeit dieser Kombination zunehmend (M = 4,39, SD = 0,729; Skala von 1 = „überhaupt nicht wichtig“ bis 5 = „sehr wichtig“; vgl. Abb. 4).
01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos/Grafiken: Yakobchuk Olena – stock.adobe.com | DHfPG/BSA
Abb. 4: Wahrgenommene Wichtigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes aus Fitness und einem gesunden Lebensstil (n = 1.143)
41
DIE WICHTIGSTEN FAKTEN IN KÜRZE it zunehmender Dauer des Lockdowns sinkt die MotiM vation zum Training weiter. Z war zeigt sich eine leichte Steigerung der Trainingshäufigkeit, dennoch trainiert mehr als ein Drittel der Mitglieder aktuell nur einmal pro Woche oder seltener. itglieder, die häufiger trainieren, fühlen sich körperlich M besser – ein starker Indikator für die Wichtigkeit eines regelmäßigen Trainings! ei einem großen Teil der Mitglieder fehlt die intrinB sische Motivation zum Training, wenn die Anlagen geschlossen sind. Das Bewusstsein für die positiven Wirkungen eines regelmäßigen Trainings ist vorhanden, jedoch bedürfen viele Mitglieder hier eines Motivationsschubs durch das Studio. ie Mitglieder möchten einen ganzheitlichen Ansatz D aus Fitness und einem insgesamt gesunden Lebensstil (insb. gesunde Ernährung) verfolgen, aber die Ergebnisse zeigen, dass ihnen dies in der Krise nicht gelingt. Die Mitglieder brauchen und wünschen auch hier die Unterstützung ihres Studio.
Insbesondere geht ein gesunder Lebensstil auch mit einer gesunden Ernährung einher. 88,6 Prozent der Trainierenden möchten künftig zumindest teilweise mehr auf ihre Gesundheit achten. 68,5 Prozent davon sind sogar eher bis sehr bestrebt, dieses Vorhaben umzusetzen. Ähnlich sieht es auch mit einer gesünderen Ernährungsweise aus. 87,4 Prozent der Trainierenden geben an, sich künftig zumindest teilweise gesünder ernähren zu wollen. 67,1 Prozent stimmen dem sogar eher bis vollkommen zu. In vier von fünf Fitness- und Gesundheitsanlagen werden derartige Inhalte (u. a. Ernährungspläne, Ernährungstipps und Rezepte) aktuell digital angeboten. Allerdings nimmt nur ein Bruchteil der Trainierenden diese Angebote wahr. Trotz des anhaltenden Bewusstseins für die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes aus Fitness und einem gesunden Lebensstil (M = 4,39) und der bestehenden Motivation, künftig mehr auf die eigene Gesundheit zu achten und sich gesünder ernähren zu wollen, gelingt dieser gesunde Lebensstil den Trainierenden damit nur bedingt. Zwei Drittel der Befragten (66,7 %) geben nämlich an, aktuell eben keinen gesünderen Lebensstil zu führen als vor der Krise. Während die Krise also den Wunsch der Trainierenden nach einem gesünderen Lebensstil und ihre Motivation für die Erreichung dieses Ziels getriggert hat, brauchen sie scheinbar Unterstützung, um diese Verhaltensintention auch in die Realität umzusetzen: und zwar vor Ort durch die Interaktion mit qualifizierten Mitarbeitern in den Fitnessund Gesundheitsanlagen.
Literaturliste Kobel, S. (2021). Auswirkungen der Corona-Krise auf das Trainingsverhalten. Zugriff am 06.04.2021. Verfügbar unter https://www.fitnessmanagement.de/fileadmin/user_ upload/Bilder_news/2021/03_maerz/29_bis_31/Ergebnisse_3_DHfPG_Corona_studie.pdf World Health Organization (WHO). (2020). WHO guidelines on physical activity and sedentary behaviour. Geneva: World Health Organization.
01/2021 | medical fitness and healthcare
Was bedeutet das für die Fitnessbranche? Die Mitglieder möchten einen ganzheitlichen Ansatz aus Fitness und einem insgesamt gesunden Lebensstil (insb. gesunde Ernährung) verfolgen. Aber die Ergebnisse zeigen, dass ihnen dies in der Krise allein nicht gelingt. Nicht nur mit Blick auf die Motivation zum Training und für ein besseres körperliches Befinden brauchen die Mitglieder ihr Studio, sondern auch, um ihren Wunsch nach einem insgesamt gesünderen Lebensstil realisieren zu können. Ein positives Signal für die gesamte Branche, die gestärkt aus dieser Krise hervorgehen wird! Die Studios brauchen ihre Mitglieder und die Mitglieder brauchen ihre Studios!
Prof. Dr. Sarah Kobel Die promovierte Betriebswirtin ist Fachbereichsleitung Forschung und Entwicklung an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie Tutorin und Dozentin an der BSA-Akademie im Bereich Ökonomie. Durch ihre wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes besitzt sie fundierte Kenntnisse in der Konzeption, Durchführung und Auswertung empirischer Untersuchungen. www.dhfpg-bsa.de
Branche
42
Aufstiegskongress | Anzeige
Eines des Branchenhighlights in 2021 Fotos: DHfPG/BSA
Aufstiegskongress – vor Ort und digital Am 8. und 9. Oktober 2021 findet der Aufstiegskongress voraussichtlich wieder im m:con Congress Center Rosengarten in Mannheim statt und wird gleichzeitig auch digital verfügbar sein. Wie gewohnt beschäftigen sich renommierte Referenten in spannenden Vorträgen mit den aktuellsten Themen der Branche. Nutzen Sie Ihre Chance und profitieren Sie von einem der Branchenhighlights des Jahres!
D
er Aufstiegskongress hat sich als der Fachkongress für aktive Gesundheitsgestalter etabliert. In 2020 wurde er erstmals digital als „Aufstiegskongress ONLINE ONLY“ verfügbar gemacht. Dadurch wurde den Entscheidern der Branche die Möglichkeit geboten, sich trotz der Corona-Krise über die neuesten Entwicklungen der Fitness- und Gesundheitsbranche zu informieren – was großen Zuspruch fand. Dieses Jahr hoffen die Veranstalter darauf, den Kongress wieder im m:con Congress Center Rosengarten in Mannheim anbieten zu können, gleichzeitig werden die Inhalte erneut digital verfügbar sein.
Aufstiegskongress – vor Ort und digital Bis 2019 fand der Aufstiegskongress jährlich als reine VorOrt-Veranstaltung im m:con Congress Center Rosengarten statt. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Kongress im vergangenen Jahr nicht in seiner bis dahin gewohnten Form durchgeführt werden und die Veranstalter entschlossen sich dazu, den Kongress erstmals digital als „Aufstiegskongress ONLINE ONLY“ anzubieten. Dieses Jahr kann der Kongress voraussichtlich wieder in Mannheim stattfinden. Zusätzlich bieten die Veranstalter aber auch die Möglichkeit, die Inhalte digital – also ortsunabhängig – abzurufen. Die beiden Varianten können außerdem miteinander kombiniert werden.
befinden sie sich aktuell im engen Austausch mit den Verantwortlichen des m:con Congress Center Rosengarten, um ein Hygienekonzept zu entwickeln, das höchste Standards erfüllt und Besuchern des Kongresses eine unbeschwerte Teilnahme ermöglicht.
In spannenden Vorträge umfassend informieren Auch in diesem Jahr bietet der Aufstiegskongress ein vielfältiges und attraktives Programm mit spannenden Vorträgen angesehener Experten aus verschiedenen Bereichen der Fitness- und Gesundheitsbranche. Beispielsweise befassen sich die Referenten mit unterschiedlichen Aspekten der Themengebiete Training und Ernährung. Auch die Bereiche Coaching und Betriebliches Gesundheitsmanagement, die in letzter Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen haben, werden in einigen Vorträgen des diesjährigen Aufstiegskongresses aufgegriffen.
Save the date Der Aufstiegskongress ist eines der Branchenhighlights in 2021. Informieren Sie sich, Ihre Mitarbeiter und Kunden am 8. und 9. Oktober 2021 vor Ort in Mannheim und digital in spannenden Vorträgen von anerkannter Referenten über die neuesten Entwicklungen der Fitness- und Gesundheitsbranche.
Mit dem Newsletter immer up to date Hygienekonzept für Vor-Ort-Veranstaltung Die Sicherheit der Besucher hat für die Veranstalter des Aufstiegskongresses – die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), die BSA-Akademie und die BSA-Zert – oberste Priorität. Aus diesem Grund
Melden Sie sich auf der Kongresswebseite für den kostenfreien Newsletter an oder folgen Sie uns auf Facebook. So bleiben Sie immer aktuell informiert. www.aufstiegskongress.de facebook.de/aufstiegskongress 01/2021 | medical fitness and healthcare
DUAL STUDIERENDE MIT DEM TESTSIEGER AUSBILDEN
Duale Bachelor-Studiengänge der DHfPG sind u.a.: ■
Sport-/Gesundheitsinformatik
■
Gesundheitsmanagement
■
Ernährungsberatung
■
anschließendes Master-Studium möglich
NEU
Präsenzphasen jetzt auch digital!
NEU
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement
dhfpg.de/mfhc
University of Applied Sciences
Branche
44
Fachmesse | Anzeige
4. bis 7. November 2021: die FIBO in Köln
Ganzheitliche Ansätze für Gesundheit und Wellness Digital Health, Gesundheit am Arbeitsplatz und Hygiene gehören zu den Top-Trends in der Wellness- und Gesundheitsbranche. Mit dem „Meeting Point Health & Wellness“, aktuellen medizinischen Therapie- und Trainingsmethoden im Ausstellungsbereich sowie Expertenvorträgen greift die FIBO vom 4. bis 7. November 2021 diese Themen aus dem Gesundheits- und Wellnesssektor auf. So viele Partner wie nie wirken dabei mit wertvollem Input mit. Die FIBO 2021 findet in hybrider Form statt, das heißt, ihr breites Angebot steht Besuchern aus der ganzen Welt sowohl vor Ort als auch digital zur Verfügung.
Fokustage: Digitalisierung, BGM und Sportmedizin Zentrale Anlaufstelle für Physiotherapeuten, Therapeuten, Studiobetreiber und Trainer ist der „Meeting Point Health & Wellness“ in Halle 4.2. Mit Informationen zu Trendthemen sowie Weiterbildungsangeboten zum Schwerpunkt Physiotherapie wird den Teilnehmern neues Wissen an die Hand gegeben, das sie zur Gewinnung und Rückgewinnung von Mitgliedern und Kunden nutzen können. Aber sie erfahren auch, wie sie neue Trainings- und Therapiekonzepte erfolgreich in ihr Angebot integrieren können. Die Besucher erwarten hier Fokustage zu den wichtigsten Themen der Physiotherapie und Gesundheitsbranche. So steht der erste Messetag am Donnerstag, den 4. November, ganz im Zeichen des Zukunftsthemas Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) sowie der Herausforderungen und Chancen rund um die Digitalisierung. BGM hat bedingt durch die Pandemie noch einmal Fahrt aufgenommen. Es geht auf der FIBO um die Frage, wie Gesundheitsprogramme der Zukunft aussehen können, auch vor dem Hintergrund der steigenden Zahl Berufstätiger im Homeoffice. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: FIBO, Behrendt und Rausch
E
in starker Fokus der FIBO liegt auf der Zukunft der Fitness- und Gesundheitsbranche sowie auf individuellen Lösungen zur Bewältigung der Corona-Krise. „Fitness leistet auch aus medizinischer Sicht einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung. Gemeinsam mit unseren Partnern geben wir konkrete Antworten,
wie nicht nur Fitnessstudios und Trainer, sondern die gesamte Branche – darunter auch Physiotherapeuten und der Wellnesssektor – nach der Corona-Krise langfristig ihren wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen können“, sagt Silke Frank, Event Direktorin der FIBO.
45
Zudem gibt es Informationen zu Trends in den Bereichen Ernährung, Digital Health, Mental Health und Medical Fitness für die Einbindung in das eigene Angebot und die (Rück-) Gewinnung von Mitgliedern oder Kunden. Außerdem werden Weiterbildungsangebote in den Bereichen Therapie und Digitalisierung präsentiert. Am Freitag, den 5. November, widmet sich die FIBO mit einem Schwerpunkt der Sportmedizin und Sportphysiotherapie, unter anderem in Form einer Expertenrunde der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) zum Thema „Exercise is Medicine“ mit den Experten Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jürgen M. Steinacker und Univ.-Prof. Dr. med. Bernd Wolfarth. Darüber hinaus beinhaltet das Programm mehrere Vorträge von Referenten der sportärztezeitung. Am Sonntag, den 7. November, schafft die FIBO mit den Fokusthemen Fitness und Wellness eine Schnittstelle zu den Endverbrauchern, denn auch diese suchen nach neuen Anregungen und Informationen für einen gesunden Lebensstil.
Ganzheitlicher Ansatz rund um Gesundheit Integrativer Bestandteil des Angebots der FIBO rund um gesundheitsorientierte Anwendungen ist der Bereich Wellness und Spa, der ebenfalls im Fokus des „Meeting Point Health & Wellness“ steht. Dabei arbeitet die FIBO erstmals mit dem SpaCamp zusammen, um neue Zielgruppen anzusprechen und die Bereiche Wellness und Gesundheit noch enger zu vernetzen. Die Fachveranstaltung SpaCamp ist seit 2010 Pionier als impulsgebende, unabhängige Ideenwerkstatt für die Themen Spa, Wellness und Gesundheit. Zudem werden an allen vier Messetagen erneut die Ansprechpartner des Deutschen Wellness Verbands mit individueller Beratung rund um Wellness und Spa zur Verfügung stehen. Am 7. November werden hier außerdem die Gewinner der Wellness & Spa Innovation Awards 2021 präsentiert.
Starke Partner aus der Branche So viele Partner wie nie aus den Bereichen Gesundheit, Fitness, Wellness und der Hotellerie wirken in diesem Jahr an der FIBO mit: die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, die sportärztezeitung, der Georg Thieme Verlag, der Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement, der Verlag für Prävention & Gesundheit, der Deutsche Wellness Verband und der Berufsverband der Yogalehrenden. Sie alle tragen mit ihrer Expertise dazu bei, die Branche nach Corona weiter voranzubringen und sprechen neue Zielgruppen an. In den Hallen 1, 4.2 sowie 5.2 zeigen zahlreiche Aussteller Innovationen, Konzepte und Best Practices für den Wellnessund Gesundheitsmarkt. Organisierte Führungen durch die Messehallen helfen, sich hier gezielt zu orientieren. So wird es unter anderem Guided Tours zu den Themen Physiotherapie und Hotellerie geben. Expertenvorträge der erfolgreichsten Aussteller und namhafter Partner im Fitness & Health Corner in Halle 4.2 vervollständigen das Programm für den Gesundheitssektor und ergänzen das Angebot der Aussteller.
„Tag der Sportmedizin“ am FIBO-Samstag Eine Premiere ist in diesem Jahr der „Tag der Sportmedizin“, der sich an Sportmediziner und Physiotherapeuten richtet. 01/2021 | medical fitness and healthcare
Unter dem Motto „When therapy becomes training“ beschäftigt sich der Kongress mit den Chancen und Potenzialen von kombinierten sportmedizinischen Anwendungen. Dazu hat sich die FIBO die renommierte sportärztezeitung als Partner mit an Bord geholt. Der Tag mit innovativen und praxisnahen Inhalten sowie erfahrenen Ärzten und Therapeuten aus dem Leistungssport steht ganz im Zeichen der angewandten Sportmedizin.
Wie Technologien unser zukünftiges Gesundheitssystem entlasten können Im Rahmen der hybriden Veranstaltung werden auch Inhalte des diesjährigen Aufstiegskongresses digital präsentiert. Der Kongress bietet ein hochwertiges Programm mit aktuellen Themen, darunter Training, Ernährung und Betriebliches Gesundheitsmanagement. Im November bauen die FIBO und Europas führende Konferenz für Fitness-Technologie, der FitTech Summit, ihre Partnerschaft weiter aus und greifen dabei verschiedene Zukunftsthemen auf. Die Synergien zwischen ganzheitlicher Gesundheit und Fitness gehören dazu. Diskutiert wird hier zum Beispiel die Frage, wie Technologien unser zukünftiges Gesundheitssystem entlasten können. Bereits einen Tag vor Start der FIBO bildet das European Health Futures Forum (EHFF) einmal mehr den Auftakt zur Messe. Der international wichtigste Kongress für die TopEntscheider der Fitnessbranche findet am 3. November statt. In interaktiven Sessions mit hochkarätigen europäischen und internationalen Referenten werden unter anderem die Bereiche Gesundheit, Digitales und Standards behandelt. Zudem werden aktuelle Marktdaten zum Stand der Branche nach Corona veröffentlicht. Weitere Informationen zur FIBO und zum Programm im November unter: www.fibo.com
Branche
46
Marketing I Anzeige
Physiotherapeuten und die Selbstzahlerleistungen
Nur ein Märchen oder doch Realität?
E
s wird viel darüber geredet, doch kaum ein Anbieter schafft es: die systematische Vermittlung von zusätzlicher Behandlungszeit als Selbstzahlerleistung oder der Transfer von Patienten in den Trainingsbereich und somit in eine Mitgliedschaft. Warum das so ist? Dafür gibt es zwei Gründe. 1. Das WIE fehlt: Weder die Physiotherapeuten noch die Rezeption oder gar die Geschäftsführung haben je ein System erlernt, mit dem sie ihre Leistungen klar und strukturiert empfehlen, sprich verkaufen können. Somit ist niemand darin geübt und jeder fühlt sich unsicher. Das bringt wiederum das Gefühl von Angst mit sich. Die Angst, nicht richtig verstanden zu werden, und somit auch die Angst vor einer Verneinung seitens des Patienten. Was also fehlt, ist das Wie und somit die kommunikative Fähigkeit während des Empfehlungsgespräches. 2. Die Aufklärung fehlt: Der Patient geht davon aus, dass seine Krankenkasse alle erforderlichen Leistungen bezahlt. Es ist wichtig, dass der Patient versteht, dass die Krankenkasse bei der Kostenübernahme von Leistungen zur Rehabilitation oft nicht mehr als einen „ausreichenden“ Behandlungserfolg vorsieht. Um hier §12 SGB V zu zitieren: „(1) Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten.“ Und das Wort „ausreichend“ kennen wir alle nur zu gut noch aus der Schulzeit: Das entspricht der Note Vier.
Thomas Kämmerling
E-Mail: kontakt@kws-schwerte.de
Wenn Ihre Mitarbeiter also gelernt haben, die Patienten optimal aufzuklären und ihnen bei Bedarf bzw. Notwendigkeit auch zusätzliche Behandlungszeit zu vermitteln, dann haben nicht nur Ihre Patienten davon einen großen Nutzen (schnellere/längere Schmerzfreiheit). Die Therapeuten haben dann die Chance auf ein stressfreieres und sinnvolleres Arbeiten. Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Über die Hälfte Ihrer Krankengymnastikpatienten bucht 20 Minuten an zusätzlicher Zeit hinzu. Jetzt haben Ihre Therapeuten nach den 20 Minuten Krankengymnastik nochmals zusätzliche 20 Minuten Zeit für die Patienten und können ihr gesamtes Wissen und Können zum Wohle der Patienten zum Einsatz bringen. Das ist eine Win-win-Situation für beide Seiten. Und gerade durch die Vermittlung von zusätzlicher Behandlungszeit wird eines ermöglicht: der Transfer auf die Trainingstherapiefläche. Allgemein bekannt ist, dass man dem Großteil der Patienten nur dann nachhaltig helfen kann, wenn sie ihr Leben durch regelmäßiges Training aktiver gestalten – zum Beispiel im Trainingsbereich der Physiotherapiepraxis. Neben dem nachhaltigen Erfolg des Patienten wird hierdurch dann auch der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens erhöht und eine Unabhängigkeit vom Kassensystem geschaffen – wieder eine Win-win-Situation. Sie sehen: Alles ist möglich, wenn Sie in Ihre Mitarbeiter und Systeme investieren. Die Fähigkeit Ihrer Mitarbeiter zur einheitlichen Leistungskommunikation spielt in so vielen Bereichen des geschäftlichen Lebens eine ganz entscheidende Rolle. Und der Erfolg Ihrer Praxiskollegen, die diese Systeme schon umsetzen, spricht für sich: Mit einem gut strukturierten Empfehlungssystem werden aus einem Sechserrezept durchschnittlich 60 Prozent selbstzahlende Behandlungszeit generiert und daraus bis zu 35 Prozent selbstzahlende Patienten für den Bewegungsbereich gewonnen. Und glauben Sie mir: Auch Ihre Mitarbeiter sind dazu in der Lage, es muss ihnen nur gezeigt werden! 01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: Volker Beushausen
Physiotherapeut, Sachverständiger für Gesundheitsanbieter des DSSV e. V., Physiospezialist der Experten Allianz für Gesundheit e. V., internationaler Referent zum Thema Leistungskommunikation, Geschäftsführer KWS GmbH
Win-win-Situationen schaffen
JETZT MITARBEITER UMFASSEND WEITERBILDEN
Die BSA-Akademie bietet u. a.: ■ ■
mehr als 70 nebenberufliche Qualifikationen kompakte Präsenzphasen – an 20+ Lehrgangszentren oder digital NEU
■
Fördermöglichkeiten
■
Start jederzeit möglich!
Jetzt näher informieren!
BSA-Akademie bsa-akademie.de/mfhc
Prävention, Fitness, Gesundheit
School for Health Management
Branche
48
Dual studieren im Gesundheitsmarkt
Im|Puls setzt auf DHfPG-Studierende
„Der größte Pluspunkt ist die Praxisnähe“ Text: Ronja Reuber
Andreas Cleve und Christian Braun, Inhaber des Im|Puls DAS Gesundheitsstudio in Eggenstein, lernten sich vor 16 Jahren während ihres Studiums an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) kennen. Mittlerweile bilden sie in ihrem Betrieb selbst dual Studierende der DHfPG aus. Eine davon ist Larissa Lindner – die angehende Gesundheitsmanagerin hatte sich initiativ beworben und ist heute Teil der Im|Puls-Familie. Wir haben im Interview mit allen drei über den gemeinsamen Alltag in der Praxis gesprochen.
01/2021 | medical fitness and healthcare
Fotos: Kim Heck –barefoottales.de | Im|Puls
Christian Braun (l.) und Andreas Cleve (r.) mit ihrer dual Studierenden der DHfPG, Larissa Lindner
mfhc: Frau Lindner, sie haben sich für den B. A. Gesundheitsmanagement an der DHfPG entschieden. Was hat Sie an diesem Studiengang besonders interessiert? Larissa Lindner: Ich habe mich schon immer für das Thema Gesundheit interessiert. Nach meinem Abschluss bin ich dann auf die DHfPG aufmerksam geworden und habe mich über die mit ihr kooperierenden Ausbildungsbetriebe informiert. Mir war klar: Menschen zu bewegen, egal ob Kinder oder Ältere, das ist mein Ding. Dann bin ich auf das Im|Puls und den Studiengang B. A. Gesundheitsmanagement aufmerksam geworden. Am dualen Studiensystem der DHfPG hat mir die Kombination aus Theorie und Praxis besonders gefallen, also habe ich einfach eine Initiativbewerbung geschrieben!
49
Herr Cleve, Herr Braun, insgesamt beschäftigen Sie vier Mitarbeitende sowie zwei dual Studierende. Was sehen Sie als besondere Pluspunkte in der Zusammenarbeit mit dual Studierenden der DHfPG? Andreas Cleve: Der größte Pluspunkt ist definitiv die Praxisnähe – die Studierenden sind die meiste Zeit im Betrieb. Nur ca. 20 Tage im Jahr sind sie für Lehrveranstaltungen vor Ort an den Studienzentren der Hochschule oder zu Hause, um digital daran teilzunehmen. So können sie sich von Anfang an einbringen. Die Studieninhalte sind sehr praxisnah, weshalb sie diese direkt in ihrer alltäglichen Arbeit anwenden können. Christian Braun: Ich habe mich früher immer auf die Präsenzphasen gefreut aufgrund der praxisnahen Inhalte. Arbeit und Studium zu vereinen war zwar manchmal herausfordernd, letztendlich hat man dadurch aber viel gelernt. Frau Lindner, was sind für Sie die größten Vorteile des dualen Studiensystems der DHfPG, das aus Fernstudium mit kompakten Lehrveranstaltungen – vor Ort oder digital – und einer betrieblichen Ausbildung besteht? Haben Sie etwas als besonders herausfordernd empfunden? Larissa Lindner: Für mich ist der größte Vorteil tatsächlich auch die Kombination aus Theorie und Praxis, das macht das Studium super abwechslungsreich! Man muss sich natürlich ein bisschen organisieren, da man nach der Arbeit oft noch lernen oder sich auf die Lehrveranstaltungen vorbereiten muss. Aber durch den ganzen Input macht es eben auch viel Spaß. Was sind Ihre Aufgabenfelder im Im|Puls? Larissa Lindner: Am Anfang wurde ich an der Theke und im Service eingesetzt, später kamen größere Aufgaben dazu, z. B. die Arbeit als Trainerin auf der Fläche. Dann habe ich bei den Kursen hospitiert und schließlich selbst welche gegeben – das macht mir persönlich am meisten Spaß. Da wir ein kleines Team sind, bekommt man schnell Einblicke in alle Bereiche. Man lernt immer mehr, übernimmt zunehmend Aufgaben und Verantwortung. Wo genau können Sie die Inhalte des Studiums in Ihrer alltäglichen Arbeit anwenden? Wie profitieren Sie anderweitig noch vom dualen Studium an der DHfPG? Larissa Lindner: Wenn ich an die Module denke, sind alle Bereiche in meiner täglichen Arbeit allgegenwärtig – ob Marketing, Ernährung oder allgemein Gesundheit. Im Studium setzt man sich durchgehend mit dem Thema auseinander und beschäftigt sich dadurch automatisch auch im privaten Alltag damit, z. B. beim Einkaufen. Dual Studierende der DHfPG können wie festangestellte Mitarbeitende in den Studioalltag integriert
werden. Wie funktioniert das konkret in Ihrem Unternehmen und wo ziehen Sie Mehrwerte daraus? Christian Braun: Bei uns macht jeder alles – die Studierenden werden quasi einmal durch alle Bereiche „geschleust“. Da wir Wert auf Qualität legen, schauen wir natürlich immer individuell, wo die Stärken und Schwächen liegen. Dadurch können wir schon früh erkennen, wo wir die Studierenden am besten einsetzen und so maßgeblich von ihrem Knowhow profitieren können. Welche Vorteile sehen Sie gerade für Unternehmen der Gesundheitsbranche, wenn diese verstärkt auf dual Studierende setzen? Andreas Cleve: Für uns ist es aktuell wichtig, den Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) weiter auszubauen. Vor Corona haben wir zwar ein paar Kurse gegeben, aber noch nicht in dem gewünschten Umfang. Durch das Arbeiten im Homeoffice wird die Belastung für Arbeitnehmer immer größer. In diese BGM-Projekte binden wir natürlich auch unsere Studierenden des B. A. Gesundheitsmanagement ein. So kann man weitere Geschäftsfelder bedienen. Und das Studiensystem eignet sich dafür perfekt. Es bringt uns beispielsweise nichts, wenn unsere Mitarbeitenden drei Monate nicht da sind oder, wie es bei Auszubildenden üblich ist, alle zwei Tage in der Berufsschule. Larissa Lindner: Während der Lehrveranstaltungen berichten die Dozierenden auch oft aus der Praxis. Wenn ich wieder im Betrieb bin, erzähle ich immer, was es Neues gibt. So bekommt das ganze Team aktuellen Input durch neue Erkenntnisse. Dazu kommt, dass ich das Wissen natürlich auch an unsere Mitglieder weitergeben kann. Ich sehe mich als eine Art „Verknüpfungspunkt“ – ich kenne die Theorie und schaue dann, wie ich unseren Mitgliedern bei der Umsetzung in die Praxis helfen kann. Was war das schönste Erlebnis, das Sie in der (bisherigen) Zusammenarbeit miteinander hatten? Christian Braun: An ein bestimmtes Erlebnis muss ich dabei nicht denken, sondern generell an die tägliche Arbeit. Es ist schön zu sehen, wie die Studierenden an ihren Aufgaben wachsen und immer selbstständiger werden. Larissa Lindner: Für mich persönlich sind es die kleinen Momente. Andreas und Christian haben vor Corona z. B. mehrere Veranstaltungen wie ein Sommerfest mit den Mitgliedern organisiert. Aktuell versuchen wir, unsere Mitglieder mit verschiedenen Challenges zu motivieren und bekommen dafür viel positives Feedback. Ich finde es schön zu sehen, dass wir gerade in dieser schweren Zeit zusammenhalten. Zum ganzen Erfahrungsbericht unter: www.dhfpg.de/impuls-eggenstein
Anzeige
Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) bietet insgesamt sechs duale Bachelor-Studiengänge, drei Master-of-Arts-Studiengänge, einen MBA-Studiengang sowie ein Graduiertenprogramm zur Vorbereitung auf eine Promotion an. Die Lehrveranstaltungen werden sowohl vor Ort an den insgesamt 11 Studienzentren der DACH-Region als auch digital angeboten. Für nähere Informationen zum Studium an der DHfPG steht das Studiensekretariat der DHfPG unter Tel.: 0681 6855 150 gern zur Verfügung. Ein Studienstart ist jederzeit möglich! www.dhfpg.de 01/2021 | medical fitness and healthcare
powered by
INNOVATION KOMBI – ZWEI GERÄTE IN EINEM! Mit den Geräten aus der INNOVATION Kombi-Serie werden zwei Übungen in einem Gerät vereint. Die vier Geräte der Serie kombinieren jeweils Bauch und Rücken, Adduktion und Abduktion, Butterfly und Butterfly Reverse sowie Beinbeuger und Beinstrecker. Durch die verschiedenen Einstellmöglichkeiten ist grundsätzlich bei allen Geräten eine optimale Biomechanik und damit ein ideales Belastungsprofil gegeben. Platzsparend und innovativ zugleich!
Mehr Informationen auf www.med80.de
www.gym80.de