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DENKRAUM Frühjahr 2017
Digitale Revolution? Das Büro der Zukunft
„Neue Ideen entstehen nicht, wenn jemand acht Stunden lang in den Bildschirm starrt.“
von Herbert Lechner
// Lange Reihen von Tischen, an denen – überwiegend – Frauen an Schreib- oder Rechenmaschinen sitzen. Man kennt diese Bilder aus der Frühzeit der Büroarbeit, die ein wenig an Legebatterien erinnern. Werden uns bald unsere modernen Arbeitsplätze ähnlich antik erscheinen? Mit der Digitalisierung wurde ein grundlegender Wandel der Arbeitswelt eingeleitet, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Das betrifft nicht nur die zunehmende Automatisierung ganzer Produktionslinien durch den Einsatz immer intelligenterer Roboter oder das viel berufene papierlose Büro, sondern ebenso den Arbeitsplatz der „Schreibtischtäter“. Deutlich wird das etwa beim Besuch von Unternehmen, die in Zukunftsbranchen unterwegs sind. Häufig sind es wahre Fantasielandschaften, die hoch qualifizierte Mitarbeiter zum Nachdenken oder Diskutieren innovativer Konzepte animieren sollen. Der Kickertisch als kreative Minimalausstattung reicht dafür ebenso wenig aus wie die Pizzalieferung an den Arbeitsplatz, wenn’s wieder später wird.
Mit dem Ende von „Nine-to-Five“ und Stechuhren am Eingang hat die Bedeutung interner Ruhe- und „Spiel“-Zonen zugenommen. „Neue Ideen entstehen nicht, wenn jemand acht Stunden lang in den Bildschirm starrt“, weiß Lucas Stolwijk, verantwortlicher Facility-Manager des neuen europäischen Entwicklungszentrums von Google in Zürich, das größte außerhalb der USA.
Im Gebäude der ehemaligen Sihlpost sollen dort in den nächsten Jahren bis zu 5.000 Menschen aus 75 Nationen arbeiten. Diese Dimension ebenso wie die Innovationskraft des Arbeitgebers lassen dieses Projekt beispielhaft erscheinen. Obwohl Flexibilität großgeschrieben wird, fällt auf, dass neben den verschiedenen Meetingräumen jeder Mitarbeiter seinen festen Arbeitsplatz hat, anders, als das heute in vielen Großunternehmen gehandhabt wird. Dies sei wichtig für die Orientierung des Einzelnen, der hier auch private Gegenstände aufstellen könne. Um die frühere Start-up-Stimmung beizubehalten, sitzen die Mitarbeiter relativ nahe zusammen, jeweils zu sechs Tischen gruppiert. Doch esbesteht die Möglichkeit, sich auch in separate Arbeitsräume zurückzuziehen. Eine