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DENKRAUM Frühjahr 2017
Einfach mal offline – geht das? Zugegeben, ich bin sehr aufgeschlossen für alle Neuigkeiten im digitalen Bereich, wahrscheinlich mehr als die meisten Zeitgenossen. Gerade deshalb sehe ich wohl den immer häufigeren Ruf nach „unplug!“ und Online-Fasten vielleicht etwas neutraler?
von Christine Klein
// Was bedeutet heute „einfach mal offline“ tatsächlich? Sicherlich können mittlerweile nur noch wenige Menschen beruflich völlig offline arbeiten, deshalb soll es hier nur um die privat zur Verfügung stehende Zeit gehen. Drei Szenarien sind zu unterscheiden: 1. zwei/drei Wochen Urlaub, 2. ein oder mehrere Wochenenden, 3. ein oder mehrere Abende an Arbeitstagen
„Online“ bedeutet für mich, in einer gewissen Zeit eine Tätigkeit über das Internet auszuüben. Wenn ich offline bin, dann kann ich generell diese Zeit ... 1. mit dolce far niente verbringen, 2. mit Offline-Tätigkeiten verbringen, die online gar nicht möglich sind, 3. mit Offline-Tätigkeiten verbringen, die ich auch online erledigen könnte.
Prinzipiell ist ein Leben komplett offline in allen drei Szenarien möglich. Sinnvoll ist es sicher, genug Zeit für Müßiggang und Tätigkeiten zu haben, die online gar nicht möglich sind. Unsinnig ist es aber, Aufgaben, die offline deutlich schwieriger oder zeitaufwendiger zu bewältigen sind, nicht online zu erledigen. Dazu zähle ich u. a. Onlinebanking, Reisebuchungen, Kommunikation und Planung in Gruppen. Ebenso Tätigkeiten, deren Ergebnisse online deutlich besser sind, etwa Navigation, Fahrplanauskunft o. Ä.
Gartenarbeit, Reparaturarbeiten am Haus und an den Geräten. Umgebung, Wege, Restaurants sind alle bekannt. Wetter ist so, wie man aus dem Fenster schaut, und Nachrichten kann ich, wenn ich will, in der Tageszeitung vom Vortag lesen. Nutzen von Online-Tätigkeiten in diesem Umfeld wären gering. Es ist sehr erholsam, für eine Weile so zu leben, aber nach zwei Wochen wird es auch langweilig. Für mich geht das nicht!
Ich fahre jährlich wechselnd zum Kitesurfen und/oder mache Städtetripps nach z. B. Griechenland, Andalusien. Ich benötige den aktuellen Windbericht, ich muss online einchecken, ich kenne mich nicht aus und muss navigieren, möchte Öffnungszeiten wissen. Offline geht also gar nicht, ist einfach unpraktisch und raubt mir Zeit. Bei der Auswahl von Restaurants nutze ich Bewertungen, die letzte Entscheidung fälle ich selbst. Und wenn ich etwas Nettes einfach so entdecke, werde ich nicht erst das Internet konsultieren. Der Nutzen der Online-Tätigkeiten ist sehr groß. Auf einer Reise gibt es so viele Dinge zu sehen, zu machen und zu entdecken, dass ich kaum im Internet hängen bleiben werde, nur um die Zeit totzuschlagen.
SZENARIO 2: Wochenende offline Für mich geht das nicht!
SZENARIO 1: zwei/drei Wochen Urlaub offline
Egal welches Wetter, am Wochenende verabrede und treffe ich mich mit Freunden. Den Kommunikationskanal dazu kann ich nicht selbst bestimmen. WhatsApp ist in meinem Umfeld der meistgenutzte Kanal. Es macht für mich keinen Sinn, offline zu sein.
Für mich geht das!
Für mich geht das!
Ich praktiziere es seit langer Zeit jedes Jahr in einem abgelegenen Ferienhaus in Mittelitalien. Alle Vorbereitungen sind getroffen. Familie und Freunde sind dabei. Der Tagesablauf besteht aus Kochen, Essen, Einkaufen, Faulenzen am See, Segeln,
Tagsüber, das Wetter ist gut, ich bin draußen. Fahre Rad, segle, fahre Ski, gehe Baden, bin im Garten, spiele Tennis oder mache einfach gar nichts. Oder aber ich gehe spazieren – und spiele online Pokémon Go! Warum nicht? Wunderbares Internet!