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DOGK 2021
„Fight for the trip“ ist das Schlagwort
Foto: Christos Georghiou Fotolia
NielsenIQ ► Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Einkaufsgewohnheiten und den Konsum der Verbraucher sind deutlich spürbar. Der e-Commerce boomt und auch das Interesse an gesunder Ernährung hat deutlich zugenommen. Wie die Veränderungen im Einzelnen aussehen, erklärten Sabine Dziallas und Thomas Montiel Castro, beide NielsenIQ, dem Fruchthandel Magazin. Christine Weiser
Thomas Montiel Castro: Unsere Befragungen und Datenerhebungen haben gezeigt, dass sich der Bedarf an Lebensmitteln zwar erhöht hat, die Verbraucher vermehrt selber kochen – als direkte Folge des Home Office und weil generell mehr Zeit zuhause verbracht wird. Interessanterweise hat nicht nur die Sorge vor 50 | FRUCHTHANDEL
dem Virus den Gang zum Supermarkt oder Discounter reduziert. Tatsächlich könnte man denken, dass die Verbraucher viel mehr Zeit für ihre Einkäufe haben, wenn sie zuhause arbeiten. Aber das ist dann doch ein Trugschluss? S. Dziallas: Tagsüber haben wir viele Unterbrechungen im Home Office, weil eben von zuhause aus gearbeitet wird. Der vermeintliche Zeitgewinn durch die fehlende Fahrt zur Arbeit fällt weg und der Alltag verschwimmt mehr. T. Montiel Castro: Dass sich die Zahl der Einkäufe weiter reduziert wird weiterhin anhalten, unabhängig von Corona. Vor allem junge Familien wollen nicht so viel Zeit mit ihrem Einkauf verbringen. Sie sehen es als eine Pflicht an, die möglichst wenig Raum im Leben einnehmen soll. Deshalb bestellen vor allem junge Verbraucher vermehrt online. Bei älteren Konsumenten haben wir keine so großen Veränderungen ausmachen können. Für sie ist der Einkauf, gerade wenn sie alleinstehend sind, ein soziales Event. Welche Veränderungen zeigen sich bei Obst und Gemüse?
Foto: NielsenIQ
Ein Schlagwort in Zusammenhang mit den Veränderungen bei Einkauf und Konsum ist Home Office. Aber ganz so einfach ist es nicht, oder? Sabine Dziallas: Das ist es tatsächlich nicht. Natürlich hat das jetzt verstärkt genutzte Home Office einiges an Veränderung gebracht. Aber dass die Zahl der Einkäufe zurückgeht sehen wir schon seit rund zehn Jahren. Corona hat diese Entwicklung also nur verstärkt. Aktuell boomt der e-Commerce, auch wenn er in Deutschland im Vergleich immer noch keine große Nummer ist. In anderen EU-Ländern sind die Zahlen teilweise mehr als doppelt so hoch. Es gibt zahlreiche neue Anbieter für Kochboxen oder auch Bio-Hofläden, die als alternative Einkaufsstätten zum konventionellen Lebensmitteleinzelhandel genutzt werden. Für den Lebensmitteleinzelhandel bedeutet das aber dennoch: „fight for the trip!“ und dafür sind Obst und Gemüse einfach bestens geeignet.
Sabine Dziallas wird auf dem DOGK eingehend über Kundenmagnete – Sortimentsgestaltung und Einkaufsstättenwahl referieren.
S. Dziallas: Vor allem Ware, die einen Mehrwert liefert, wächst, die Produkte müssen hochwertig sein. Davon abgesehen sehen wir im NielsenIQ Handelspanel eine unterschiedliche Entwicklung in den Segmenten, auch wenn insgesamt ein Wachstum über alle Bereiche zu verzeichnen ist. Beeren konnten ja schon vor Corona kontinuierlich zulegen. Und dann haben natürlich Produkte die gut für das Immunsystem sind, wie Citrusfrüchte oder Ingwer, ein explosionsartiges Wachstum verzeichnen können. Was kann der LEH also tun, damit ihm die Kunden wieder zu- und nicht weglaufen? S. Dziallas: Unsere Untersuchungen von Bewegungsprofilen und Einkaufsmustern zeigen, dass natürlich viel vom Standort der Filiale abhängt, liegt sie mitten in der Innenstadt in Büronähe oder in einem reinen Wohngebiet, wo wir 36 I 2021