FH
EDITORIAL
Kein Anlass zum Ausruhen GABRIELE BASTIAN
„Ein ‚weiter so‘ wie vor der Pandemie wird und kann es nicht mehr geben.“
6 | FRUCHTHANDEL
D
ie Pandemie hat uns noch immer im Griff und kein Tag vergeht, an dem wir nicht auf die aktuellen Zahlen schauen. Doch im Gegensatz zu 2020 sind jetzt über 60 % der Bevölkerung in unserem Land geimpft. Das schafft wenigstens mehr Sicherheit und kleine Freiheiten im Alltag. Das wird auch auf dem Deutschen Obst & Gemüse Kongress (DOGK) zu spüren sein. Schon im vergangenen Jahr haben unser Verlag, seine Partner und die Sponsoren unter strengen Hygienemaßnahmen ein Treffen für die Branche möglich gemacht. In diesem Jahr haben wir auch wieder endlich die Gelegenheit, uns zwanglos am Vorabend in der Seifenfabrik wiederzusehen. Es werden sich wohl alle darauf freuen. Denn es gibt einiges zu bereden, zumal ja auch bald die Jahresgespräche, wahrscheinlich wieder nur Online, mit den Kunden des LEH stattfinden. So wird sich auf dem DOGK sicher die eine oder andere Gelegenheit für einen persönlichen Informationsaustausch schon vorher ergeben, denn es wollen viele Verantwortliche aus dem LEH nach Düsseldorf kommen. Das ist erfreulich, denn die Monate bisher waren für Produktion, Vermarktung und Import nicht gerade leicht. Hatten die einen unter zum Teil sehr widrigen Witterungsbedingungen zu leiden, waren die anderen u.a. auf der Suche nach bezahlbaren Kühlcontainern. Die Branche insgesamt kämpft mit immer höheren Auflagen und Restriktionen. Daher ist es umso wichtiger, zu erfahren, wohin die Reise gehen wird. Wie hat die Pandemie das Kaufverhalten der Verbraucher verändert? Werden immer neue Lieferdienste den stationären Handel bedrängen? Für das umsatzstarke und imagefördernde O+G-Sortiment sind Antworten darauf von absoluter Wichtigkeit. Ein „weiter so“ wie vor der Pandemie wird und kann es nicht mehr geben, dazu haben sich zu viele Konsumenten in den Lockdown-Zeiten schon an die neuen Möglichkeiten, die Online-Dienste auch bei Lebensmitteln bieten, gewöhnt. Ich will hier keine Ergebnisse der Kongress-Redner und Handels-Experten vorwegnehmen. Nur so viel sei gesagt: Es wird einige überraschende Informationen geben und vor allem wird es spannend sein, wie sich die Lage bei Obst und Gemüse entwickeln wird. Die großen Trends bei den Produkten jedenfalls bleiben. Sowohl Avocados als auch Beeren sind nach wie vor weltweit begehrt. Das kommt nicht von ungefähr, stehen sie u.a. mit Citrusfrüchten, Nüssen und Ingwer für gesunde Ernährung schlechthin. Doch wir alle müssen intensiv weiter daran arbeiten, denn Fleisch zählt nach wie vor zu den beliebtesten Lebensmitteln in Deutschland. Das hat eine repräsentative Umfrage der Brancheninitiative „Fokus Fleisch“ ergeben. Die Hauptgründe dafür seien sowohl bei den weiblichen als auch bei den männlichen Konsumenten der gute Geschmack und die ausgewogene Versorgung mit notwendigen Nährstoffen, berichtete die Informationsinitiative der deutschen Fleischwirtschaft. 69 % der weiblichen und sogar 85 % der männlichen Umfrageteilnehmer im Alter von 18 bis 69 Jahren verzehren mindestens drei bis vier Mal pro Woche Fleisch und Wurst. Natürlich ist die Umfrage durch die Brille der Fleischlobby zu sehen, doch wir wissen, dass die von den Ernährungsexperten empfohlene Menge für Obst und Gemüse in Deutschland jedenfalls noch nicht erreicht wird. Trotz Umsatzwachstum bei O+G und Trendprodukten – zum Ausruhen sehe ich deshalb keinen Anlass. Dazu müssen aber auch die Probleme der Branche auf den Tisch. Nur so und gemeinsam kann die Kategorie weiter vorangetrieben werden. Der DOGK bietet eine gute Plattform.
36 I 2021