finanzwelt Ausgabe 01/2021

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VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

Bewährter Schutz auf Leitungsebene Haftung ist für jede Organisation und Unternehmenslenker ein wichtiges Thema. Denjenigen, die auf der sicheren Seite stehen und nicht mit ihrem privaten Vermögen haften möchten, empfiehlt sich eine D&O-Versicherung. Zu den Charakteristika und den aktuellen Herausforderungen sprach finanzwelt mit Martin Schiel, Chef-Underwriter bei der R+V Allgemeine Versicherung AG. finanzwelt: Herr Schiel, jedem Unternehmen steht eine verantwortungsvolle Person vor. Mitunter haben Manager nicht den besten Ruf; manches Fehlverhalten wird heftig kritisiert. Liegt diesbezüglich einiges im Argen? Martin Schiel» Sicherlich treffen wir in der Wirtschaft auch auf Fehlverhalten, das entsprechend geahndet werden muss. Jedoch sollten wir auch in diesem Zusammenhang differenzieren und uns nicht zu einem vorschnellen, falschen Urteil über ‚die Manager‘ verleiten lassen. Wie auch in anderen Lebensbereichen, lassen einige wenige schwarze Schafe die weitaus überwältigende Mehrheit ehrbar arbeitender Kollegen in einem schlechten Licht erscheinen. finanzwelt: Einverstanden. Die Managerhaftpflichtversicherung, auch D&O genannt (Directors and Officers Liability Insurance) ist in den vergangenen Monaten wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Zunächst die Frage, wie groß ist der Markt für D&O-Versicherungen in Deutschland? Schiel» Das Beitragsvolumen hierzulande dürfte, laut GDVStatistik, bei rund 500 bis 550 Mio. Euro liegen. Kerngedanke ist, dass die D&O-Versicherung, die es seit Mitte der 80er Jahre in Deutschland gibt, Unternehmenslenker gegen Haftungsansprüche absichern soll. Das bedeutet, kommt es zu einer Pflichtverletzung seitens des Managers und wird dieser folgerichtig für den entstandenen Schaden haftbar gemacht, greift der D&O-Versicherungsschutz: Begründete Ansprüche werden ausgeglichen, unberechtigte abgewehrt. Richtungsweisend war in diesem Kontext sicherlich auch das ARAG-Garmenbeck Urteil des BGH in den 90er 24

Jahren zum Organhaftungsrecht. In dessen Folge wurden sich Manager im Laufe der Jahre zunehmend der haftungsrechtlichen Tragweite ihres Verhaltens bewusst. Heutzutage verfügen beispielsweise alle im DAX-30 gelisteten Unternehmen über eine entsprechende D&O-Versicherung. Bei den KMU ist das Bewusstsein über die Wichtigkeit einer Managerhaftpflichtversicherung mittlerweile auch in der Breite vorhanden. finanzwelt: Dennoch scheuen sich einige kleinere Unternehmen, eine D&O-Versicherung abzuschließen. Schiel» Richtig. Es geistern leider immer noch Irrtümer umher, die dazu beitragen, die Sinnhaftigkeit und den zählbaren Mehrwert in Frage zu stellen. Jedenfalls hat man das Thema nicht in dem Maße auf dem Radar, wie es nötig wäre. Je kleiner das Unternehmen, desto häufiger ist das anzutreffen. finanzwelt: Die wirtschaftlichen Zeiten sind härter geworden, Stichwort Corona und ein möglicher drastischer Anstieg der Insolvenzen. Wie wirken sich diese Umstände auf die D&O-Versicherungen aus? Schiel» Grundsätzlich gilt: Je schwieriger das gesamtwirtschaftliche Umfeld mit all seinen Herausforderungen, desto anspruchsvoller wird das Wirken der Geschäftsführer/Manager. Natürlich trifft die Corona-Krise einige Wirtschaftszweige bis ins Mark und die Angst vor einer größeren Insolvenzwelle treibt die D&O-Versicherer um. Noch sind die Zahlen vergleichsweise niedrig, aber eine Trendumkehr hat eingesetzt. Hier gilt es, genau hinzuschauen und auch als Versicherer nicht in Panik zu verfallen – sei es mit massiven Deckungseinschränkungen oder Prämienerhöhungen. Die allgemeine Gemengelage ist indes schwierig. Womöglich muss mit einer ‚Prozesswelle‘ gegen Manager gerechnet werden, wenn die coronabedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, die bereits zweimal verlängert wurde, endet. Einige Geschäftsführer wiegen sich da womöglich in trügerischer Sicherheit (Stichwort: Fehlerhafte Auslegung finanzwelt 01 | 2021


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