EDITORIAL
Liebe Freunde der finanzwelt, Hand auf Herz: lassen Sie sich gegen Corona impfen? Nun, wenn Sie mich fragen: Schon allein die Tatsache, dass weder ich noch mein Hausarzt sich den Hersteller und somit auch den Wirkstoff selber aussuchen können, erschwert es mir, diese Frage eindeutig mit einem Ja zu beantworten. Normalerweise impft mich nämlich mein Hausarzt. Als Kind die üblichen Verdächtigen: Sprich Prophylaxen wie Kinderlähmung, Masern usw. ... Später wurden es dann Tetanus (der böse Hund, den ich trotz eindringlicher Warnung des Besitzers doch nicht hätte streicheln sollen) oder die Vorsorgeimpfungen für Reisen in die Tropen. Mein Hausarzt kennt mich und ich vertraue seiner Expertise. Sollte ich relevante Unverträglichkeiten oder Allergien haben, dann kennt er sie sicher besser als ich. Wenn ich in ein Impfzentrum mit einem Fremden spreche, meinen Impfpass (verdammt, wo ist der eigentlich?) vorzeige und die Kurzanamnese hinter mich bringe, könnte ich doch eigentlich gleich in einer Apotheke mir das Zeug holen und auf der nächsten Bahnhofstoilette wie ein Junkie mir die Nadel in den Oberarm rammen... Ach ne, ist ja sogar i. m. (intramuskulär), also nicht i. v.! Sprich ich muss mir noch nicht mal wie ein Heroinsüchtiger meine Arterie abbinden. Also, wo ist das Problem? Nun, ich bin kein Mediziner und sicher gibt es 1.000 gute Gründe (um eine bekannte deutsche Rockband zu zitieren), sich nicht selbst zu verarzten. Sicher könnten theoretisch erfahrene Patienten, wie Diabetiker oder auch Profi-Radsportler die Impfdosis sich in geübter Routine selbst verabreichen. Aber besser ist doch, hier dem Fachmann oder der Fachfrau zu vertrauen. Und genau so ist es in auch unserer Branche. Klar kann ich meine Kfz-Versicherung selber im Internet abschließen. Wenn ich dann einen Schaden habe... es ist ja nur ein Auto. Aber meine BU? Jetzt mag der geneigte Leser entgegnen: Auch eine schlechte BU ist besser als gar keine. Ja, meistens. Aber ich kenne den Fall, wo es nicht stimmt und beinahe schief gegangen wäre. Und Sie sicher auch. Und hier reden wir von einem Schaden, der je nach Verdienst in die Millionen-
höhe gehen kann. Kurz, wir reden von der Existenz. Oder die Altersvorsorge. Wieviel kann man verkehrt machen, bei der Produktwahl. Oder falls man selbst shiftet. Oder bei der Auszahlung bezüglich Steuer. Sie wissen das natürlich. Aber weiß es der Kunde? In meinem Bekanntenkreis investieren viele extrem... Wie sage ich es denn höflich? Hmm, geht nicht. Sie investieren einfach dumm. Weil Fonds kosten ja Geld. Garantien kosten ja Geld. Beratung kostet ja Geld. Der DAX ist ja gerade im Höhenflug, und jetzt noch schnell diese Kryptowährung da, die ist praktisch über Nacht wieder um 100 % gestiegen. Da braucht man doch keinen Berater. Alles keine Raketenwissenschaft. Was Hänschen nicht lernt... nun ja, Sie kennen den Spruch. Und da Hänschen in der Schule das nicht lernt und Hänschen auch nicht Herrn Tenhagen alles glauben sollte, da kommen jetzt leider Sie ins Spiel. Klären Sie Ihre Kunden auf. Sie müssen ihn nicht zum Börsenprofi oder Day-Trader ausbilden. Aber ein wenig Finanz-, Versicherungs- und Immobilienwissen tut echt gut. Und es macht ja auch Spaß. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie mal den neusten Beitrag von Stephan Peters bezüglich Riestern auf der Fonds-Finanz Seite an. Bestes Entertainment und danach weiß auch der Dümmste, was er beim Riestern falsch machen kann und dass es sich (allen Unkenrufen selbsternannter Anlegerschützer zum Trotz) doch rechnet. Also, vorausgesetzt, man kann rechnen. Und dass Sie rechnen können, das weiß ich. Also greifen Sie zum Hörer oder zur Webcam und zeigen Sie Ihren Kunden, was er Tolles mit seiner Soli-Ersparnis machen kann. Rechnen Sie es ihm vor und nutzen Sie den Lockdown. Ihr Kunde wird es Ihnen danken. Vielleicht nicht heute. Aber in ein paar Jahren bestimmt. In diesem Sinne Ihr Lenard von Stockhausen
Umweltfreundlich verpacken – wir verwenden zertifizierte kompostierbare Biofolie, die zu 100 % biologisch abbaubar ist.
finanzwelt 01 | 2021
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