GELD-Magazin, March 2021

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MÄRKTE & FONDS . Nachhaltigkeit

Greenwashing

Immer mehr Unternehmen sind auf den „grünen Zug“ aufgesprungen und geben sich ein umweltfreundliches Image. Aber entspricht der Schein auch dem Sein? Es gibt jedenfalls Strategien, um Greenwashing zu vermeiden. HARALD KOLERUS

G

reen, Greener, Greenwashing? Un-

Prozent Bekanntheit) und das deutsche

ter diesem Titel ist der Verein für

Pendant, der Blaue Engel (76 Prozent),

Konsumenteninformation

(VKI)

weithin bekannt sind. Weiters zeigte sich,

dem Phänomen des „Grünwaschens“ auf die

dass rund 85 Prozent der Befragten beim

Spur gegangen. Denn einige Unternehmen

Kauf eines Produktes „sehr“ oder „eher“ da-

hängen sich gerne ein „grünes Mäntelchen“

rauf achten, ob dieses mit einem Umwelt-

len, die zwar umweltfreundlich

um, obwohl die Geschäftspraxis nicht gera-

zeichen ausgezeichnet ist. Knappe zwei

sind, jedoch angesichts anderer

de sauber ausfällt ...

Drittel gaben zudem an, dass sie nun mehr

1. Sin of the Hidden Trade-Off (versteckte Konflikte) Herausstellung von Merkma-

als früher darauf achten, ob ein Produkt ein

schmutziger Produkteigenschaften wenig Bedeutung haben 2. Sin of No Proof Vorgabe eines umweltfreundlichen Attributs ohne Nachweis

Quellen: TerraChoice Environmental Marketing / klimawandel-global.de

3. Sin of Vagueness (Unklarheit)

Gütezeichen beachten

Gütesiegel trägt oder nicht.

Um nicht in diese Falle zu tappen, ist den Konsumenten das Beachten von Gütesiegeln

Orientierungshilfe

ans Herz zu legen. Diese zertifizieren Pro-

Allerdings: Was dem Konsumenten eigent-

dukte und Dienstleistungen, die umwelt-

lich das Leben erleichtern soll, führt oft

Unklare, schwammige Formulie-

freundlicher sind als vergleichbare Ange-

dazu, dass kaum noch jemand den Über-

rungen, die den Konsumenten

bote am Markt. Beim VKI heißt es: „Staatli-

blick bewahren kann. So existieren europa-

eigentlich nur verwirren

che Labels (wie etwa das Österreichische

weit alleine 30 verschiedene Gütesiegel zu

Umweltzeichen oder das EU Ecolabel)

grünen Unterkünften und Reiseanbietern.

zeichnen sich durch Unabhängigkeit sowie

Als Orientierungshilfe werden etwa auf

transparente Kriterien und solide Überprüfung durch Dritte aus: Deshalb sind sie eine

wwf.at Labels vorgestellt, die von der internationalen Umweltschutzorganisation WWF

glaubwürdige

4. Sin of Irrelevance Betonung einer richtigen, aber irrelevanten Produkteigenschaft 5. Sin of Fibbing (Flunkern)

Green-

empfohlen werden. Auch die Homepage

Charakteristika, die schlichtweg

washing.“ Die Konsumentenschützer haben

umweltzeichen.at des heimischen Klima-

falsch sind

2020 auch online eine Bekanntheitsumfra-

schutz-Ministeriums ist einen Besuch wert.

ge zu verschiedenen nationalen Umweltzei-

Hier findet man unter anderem im Finanz-

Grün angehauchte Produkte, die

chen durchgeführt. Die Untersuchung hat

bereich ethisch orientierte Fonds, Projekte

dennoch äußerst schädlich sind

klar zu Tage gebracht, dass insbesondere

und Unternehmen, die Gewinne durch

das Österreichische Umweltzeichen (94

nachhaltige Investitionen erzielen. Wem das

Angabe von umweltfreundlichen

6. Sin of Lesser of Two Evils

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Barriere

gegen

Credits: beigestellt; Romain TALON/stock.adobe.com

Sechs Todsünden des Greenwashing


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