MÄRKTE & FONDS . Nachhaltigkeit
Greenwashing
Immer mehr Unternehmen sind auf den „grünen Zug“ aufgesprungen und geben sich ein umweltfreundliches Image. Aber entspricht der Schein auch dem Sein? Es gibt jedenfalls Strategien, um Greenwashing zu vermeiden. HARALD KOLERUS
G
reen, Greener, Greenwashing? Un-
Prozent Bekanntheit) und das deutsche
ter diesem Titel ist der Verein für
Pendant, der Blaue Engel (76 Prozent),
Konsumenteninformation
(VKI)
weithin bekannt sind. Weiters zeigte sich,
dem Phänomen des „Grünwaschens“ auf die
dass rund 85 Prozent der Befragten beim
Spur gegangen. Denn einige Unternehmen
Kauf eines Produktes „sehr“ oder „eher“ da-
hängen sich gerne ein „grünes Mäntelchen“
rauf achten, ob dieses mit einem Umwelt-
len, die zwar umweltfreundlich
um, obwohl die Geschäftspraxis nicht gera-
zeichen ausgezeichnet ist. Knappe zwei
sind, jedoch angesichts anderer
de sauber ausfällt ...
Drittel gaben zudem an, dass sie nun mehr
1. Sin of the Hidden Trade-Off (versteckte Konflikte) Herausstellung von Merkma-
als früher darauf achten, ob ein Produkt ein
schmutziger Produkteigenschaften wenig Bedeutung haben 2. Sin of No Proof Vorgabe eines umweltfreundlichen Attributs ohne Nachweis
Quellen: TerraChoice Environmental Marketing / klimawandel-global.de
3. Sin of Vagueness (Unklarheit)
Gütezeichen beachten
Gütesiegel trägt oder nicht.
Um nicht in diese Falle zu tappen, ist den Konsumenten das Beachten von Gütesiegeln
Orientierungshilfe
ans Herz zu legen. Diese zertifizieren Pro-
Allerdings: Was dem Konsumenten eigent-
dukte und Dienstleistungen, die umwelt-
lich das Leben erleichtern soll, führt oft
Unklare, schwammige Formulie-
freundlicher sind als vergleichbare Ange-
dazu, dass kaum noch jemand den Über-
rungen, die den Konsumenten
bote am Markt. Beim VKI heißt es: „Staatli-
blick bewahren kann. So existieren europa-
eigentlich nur verwirren
che Labels (wie etwa das Österreichische
weit alleine 30 verschiedene Gütesiegel zu
Umweltzeichen oder das EU Ecolabel)
grünen Unterkünften und Reiseanbietern.
zeichnen sich durch Unabhängigkeit sowie
Als Orientierungshilfe werden etwa auf
transparente Kriterien und solide Überprüfung durch Dritte aus: Deshalb sind sie eine
wwf.at Labels vorgestellt, die von der internationalen Umweltschutzorganisation WWF
glaubwürdige
4. Sin of Irrelevance Betonung einer richtigen, aber irrelevanten Produkteigenschaft 5. Sin of Fibbing (Flunkern)
Green-
empfohlen werden. Auch die Homepage
Charakteristika, die schlichtweg
washing.“ Die Konsumentenschützer haben
umweltzeichen.at des heimischen Klima-
falsch sind
2020 auch online eine Bekanntheitsumfra-
schutz-Ministeriums ist einen Besuch wert.
ge zu verschiedenen nationalen Umweltzei-
Hier findet man unter anderem im Finanz-
Grün angehauchte Produkte, die
chen durchgeführt. Die Untersuchung hat
bereich ethisch orientierte Fonds, Projekte
dennoch äußerst schädlich sind
klar zu Tage gebracht, dass insbesondere
und Unternehmen, die Gewinne durch
das Österreichische Umweltzeichen (94
nachhaltige Investitionen erzielen. Wem das
Angabe von umweltfreundlichen
6. Sin of Lesser of Two Evils
36 . GELD-MAGAZIN – März 2021
Barriere
gegen
Credits: beigestellt; Romain TALON/stock.adobe.com
Sechs Todsünden des Greenwashing