URLAUB, DIE SCHÖNSTE ZEIT DES JAHRES
NACHGEFRAGT & VORGESTELLT
(und manchmal auch die anstrengendste) Hach, was hatten wir uns auf den Urlaub an der Ostsee gefreut! Ich packte zwei dicke Bücher ein, die ich schon lange lesen wollte. Einfach nur im Strandkorb sitzen, in andere Welten abtauchen, den Wellen lauschen, entspannen. Die Kinder würden friedlich im Sand buddeln und im Meer planschen. Ja, genauso hatten wir das geplant. Dann kamen wir an und es wurde ein bisschen sehr anders als erhofft. Die Kinder zankten sich nur. Es fing an, sobald der eine aufwachte und dem anderen das Kuscheltier wegnahm. Sie schubsten einander, zwickten sich, gönnten sich nicht die Butter auf dem Brot (geschweige denn das tägliche Eis). Auch am Strand kehrte keine Ruhe ein: Am kilometerlangen Sandstrand wollten sie auf dem gleichen Quadratmeter buddeln und keinen Zentimeter zur Seite rutschen. Sie nahmen einander die Sachen weg, zerstörten die jeweils anderen Sandburgen, streckten sich die Zungen raus. Wir versuchten unser Bestes – kauften zwei Eimer, zwei Schippen, jedem zwei Förmchen, teilten die Snacks am Strand millimetergenau – und trotzdem beschwerte sich immer einer über irgendeine Ungerechtigkeit. Statt im Strandkorb zu chillen, waren wir Eltern ständige Vermittler – mal mehr, mal weniger geduldig. Nach zwei Tagen stellten wir frustriert fest: Urlaub ist irgendwie anstrengender als der Alltag zu Hause … Wie es weiterging? Es krachte irgendwann gewaltig und wir beschlossen, den Reset-Button zu drücken. Was klappte, weil wir uns radikal von unseren bis
48
Ich bin Katharina, wohne mit Mann und drei Kindern in Berlin und betreibe zusammen mit Lisa das Blog-Magazin StadtLandMama. Wir lieben den Austausch und unser Leben als Enddreißiger – meistens. Außerdem möchten wir mit unserem Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher für mehr Ich in all dem Wir“ Mütter ermutigen, wieder mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. www.stadtlandmama.de
mio Juni 2021
herigen Urlaubsvorstellungen verabschiedeten. Urlaub mit Kindern ist einfach anders – und wenn man sich darauf einlässt, kann er sehr schön sein. Statt darauf zu bestehen, im Strandkorb zu lesen, schnappte ich mir ein Eimerchen und machte mit meiner Großen einen langen Strandspaziergang. Wir suchten Muscheln, rannten vor den Wellen weg und genossen die gute Luft. Wir planten keine Restaurantbesuche mehr, sondern futterten Fish and Chips an der Kaimauer und hielten nach Piratenschiffen Ausschau. Wir freuten uns über Erdbeereis am Vormittag, die Stunde Ruhe, wenn die Kinder Mittagsschlaf hielten, und die großen Sandburgen, die wir nachmittags zusammen bauten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ein Urlaub mit Ausschlafen, langem Frühstück und viel Ruhe wäre wunderbar. Und solche Auszeiten wird es auch wieder geben – wenn die Kinder ein bisschen größer sind oder Oma mal für ein Wochenende übernimmt und die Eltern alleine wegfahren können. Und bis dahin lassen wir uns einfach voll und ganz auf das Abenteuer mit den Kindern ein. Die Welt ist wunderbar – und ganz besonders, wenn wir sie durch die Augen unserer Kinder sehen.