Leseprobe Psychiatrische Pflege 1/2020

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Schwerpunkt

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Lean Leadership Ein zukunftsorientiertes pflegerisches Führungsmodell? Philipp Meyer, Steven Cyrol, Rebekka Gemperle

Der ökonomische Druck in den Schweizer Spitälern nimmt zu. Spitalaufenthalte sollen effizienter werden. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der informierten Patientinnen und Patienten an die Behandlungs- und Servicequalität. Die Institutionen sind gefordert, in ihr humanistisches Behandlungsverständnis neben steigender wirtschaftlicher Verantwortung auch eine gesteigerte Nutzerorientierung, Mit-Unternehmertum und „Standard Work“ zu integrieren. Trotz der Bedeutung von Führung für den Erfolg von „Lean“ haben nur wenige die Frage nach den idealen Führungseigenschaften erforscht, um Lean-Denken im Gesundheitswesen zu entwickeln.

F

ührungspersonen sollten häufig am Ort des Geschehens anwesend sein, um wirklich zu verstehen, wie Prozesse funktionieren und um die richtigen Entscheidungen zu treffen (Dombrowski & Mielke, 2013; Mann, 2009; Keiser, 2012; Aij, 2016). Eine Unterstützung durch die Führung, ein kontinuierliches Lernumfeld und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit spielen für eine erfolgreiche Lean-Implementierung eine wichtige Rolle (Aij et al., 2015).

Theoretischer Hintergrund Lean Management konzentriert sich auf die Beseitigung unnötiger Bewegung (Muda), Unausgeglichenheit (Mura) und Überlastung (Muri) (Womack, Byrne, Fiume, Kaplan & Toussaint, 2005) und wurde entwickelt, um die betriebliche Effizienz durch Qualität und Schnelligkeit zu steigern und Kosten zu senken (Holweg, 2007; Graban, 2012). Eine häufig zitierte Definition ist die von Dahlgaard, Petterson und Dahlgaard-Park (2011, S. 677): „Lean healthcare is a management philosophy to develop a hospital culture characterized by increased patient and other steakholder statisfaction through continuous improvements, in which all employees actively participate in identifying and reducing non-value-adding activities (waste)”. © 2020 Hogrefe

Die Ursprünge von Lean Management liegen im Prozessmanagement, einer Verbesserungsstrategie, die von Henry Ford entwickelt worden ist, um Engpässe zu beseitigen (Womack & Jones, 2003). Sie wurde von den Ingenieuren der Toyota Motor Company zwischen 1949 und 1975 zum „Toyota-Produktionssystem“ (TPS) weiterentwickelt. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) identifizierten das TPS als Best Practice und prägten den Begriff „Lean“ (Krafcik, 1988; Womack et al., 1990). Wichtig scheint zu sein, Lean Management nicht nur auf die Betriebsökonomie zu definieren und anzuwenden, damit die Motivation zur Optimierung von den Mitarbeitenden nicht verhindert wird.

Folgende Aspekte werden in Definitionen von Lean Leadership beschrieben: • Respekt vor dem Menschen • Strategische Motivation und klare Ziele • Lean Leadership-Kompetenz • Empowerment und Coaching • kontinuierliche Verbesserung • Förderung der menschlichen Entwicklung (Bercaw, 2013; Simon & Cancari, 2012; Dörflinger & Kopp, 2015) Psychiatrische Pflege (2020), 5 (1), 19–23 https://doi.org/10.1024/2297-6965/a000281


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