Mitteilungen des VAPP
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VAPP meets Workshop
VAPP meets Statistik Für den Vorstand ist es von zunehmendem Interesse, wie sich die ambulant-psychiatriepflegerische Versorgung entwickelt. Wir befragten die Mitglieder aus dem Kanton Bern zu ihren Eckdaten. Von 120 Mitgliedern im Kanton konnten wir 64 Freiberufler gewinnen, uns ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Eine der Fragen galt der regionalen Verteilung. Herausragendes Ergebnis: die freiberufliche Ambulante Psychiatrische Pflege (APP) kann eine flächendeckende Versorgung anbieten. Die Region Thun/Oberland verfügt über ein starkes, gut ausgebautes Netzwerk – entsprechend viele Freiberufler sind dort aktiv. Die Berner Freiberuflichen sind durchschnittlich 48 Jahre alt, verfügen über 22 Jahre Berufserfahrung und sind seit sechs Jahren freiberuflich tätig. Die ausgewiesene Berufserfahrung ist essentiell für die freiberufliche Arbeit. Praktische Erfahrungen und Beziehungsarbeit (auf Augenhöhe) bilden die Grundlage unserer Arbeit. Wenn auch nur 50 % der freiberuflich Tätigen an dieser Umfrage teilnahmen, so ist die Gesamtzahl der Klienten (1174) höher als alle Berner Kliniken zusammen an Betten haben. Je ein freiberuflich Tätiger versorgt durchschnittlich 18 Klienten. 90 % aller Klienten fallen auf die Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen, was sich mit dem Altersschnitt der Freiberufler deckt. Es fällt auf, dass der Wert sich drittelt: zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer. Es stellt sich die Frage, warum sich Männer weniger auf Beziehungsarbeit einlassen. Aus diesen Zahlen schließen wir, dass die Freiberuflichkeit im Kanton Bern einen wichtigen Bestandteil der Grundversorgung darstellt, der noch durch die geballte Berufserfahrung zusätzlich an Wert gewinnt. Gestützt auf frühere Erhebungen lassen sich die Ergebnisse auf die gesamte deutschsprachige Schweiz übertragen. Dieses ungeheure Potenzial ließe sich noch besser nutzen, wenn die Schnittstellen zwischen stationärer und ambulanter Behandlung noch besser koordiniert würden. (rf/uf)
© 2020 Hogrefe
Im November fand die 6. VAPP Workshop-Tagung zum Thema „Ethik in der APP“ statt. Erstmals konnte dieser Anlass als ausgebucht gemeldet werden. Dieser Erfolg kann sicher mit der Aktualität des Themas begründet werden. Wie immer wurde sich durch vier verschiedene Fragestellungen in Gruppen intensiv und kritisch an das Thema herangewagt. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich die persönliche und die berufliche Ethik großflächig decken sollten als Ausdruck der Authentizität in der ambulanten Arbeit. Ethisches Handeln ist als politischer Auftrag zu verstehen, um die Klienten in der Gesellschaft besser zu vertreten und ihnen eine Stimme zu geben. Ein ethisches Dilemma entsteht im Verhältnis zwischen dem real gewünschten Bedarf des Klienten und den wirtschaftlichen, zweckmäßigen und wirksamen Interventionen. Alle Ergebnisse sind für Mitglieder auf www.vapp.ch abrufbar. (rf/uf)
Psychiatrische Pflege (2020), 5 (1), 55–56