Symbol einer Zeitenwende: Das Löwendenkmal Luzern blickt auf eine lange Militärtradition zurück. Seit den Glaubenskriegen nicht mehr angegriffen, verblieb die Stadt in ihrem spätmittelalterlichen Festungsgürtel. Das militärische Handwerk wurde in Luzern allerdings nicht zur Verteidigung gepflegt, sondern als Solddienst – neben der Landwirtschaft bildete dieser die Haupteinkommensquelle des Patriziats. Das Versiegen der sogenannten Reisläufertradition bedeutete einen Bruch im kulturellen Wertgefüge der Luzerner. Den Wendepunkt bezeichnet das Löwendenkmal von 1821: Obwohl das Monument wieder an die alte Ordnung anknüpfen wollte, zeigte es selbstverräterisch das untergehende Söldnertum in Gestalt des sterbenden Löwen. Das Löwendenkmal ist die symbolische Kippfigur vom alten zum neuen Luzern: Geschaffen zur Feier der überholten Vasallentreue von Kriegsdienern, verdankt der sterbende Löwe von Luzern seine Berühmtheit dem modernen Tourismus, dessen Bestand vom internationalen Frieden abhängig ist. Unversehens waren aus Söldnern in fremden Diensten Diener der Fremdenindustrie geworden. Hauptinitiant für den Denkmallöwen war Carl Pfyffer von Altishofen ( 1771–1840 ), ein ehemaliger Offizier der königlichen Schweizergarde in Paris. Früh verwaist, hatte er seine Schulbildung im Kloster St. Urban und bei den Jesuiten in Freiburg erhalten. Anschliessend absolvierte er die Militärschule in Paris, wo er 1787 zum Leutnant avancierte und der Schweizergarde zugeteilt wurde. Gegen seinen Willen musste der Hauptmann im Sommer 1792 einen Urlaub in Luzern antreten und entging so dem Massaker, das revolutionäre Milizen im Louvre anrichteten. Aufgabe der rund 1’000 Mann starken Schweizergarde wäre es gewesen, den französischen König Louis XVI. vor dem aufgebrachten Volk zu beschützen. Am 10. August 1792 stürmten die Revolutionäre jedoch mit grosser Übermacht die von den Schweizern heldenhaft verteidigten Tuilerien. Die Garde wurde beinahe restlos vernichtet. Auch die 200 Schweizergardisten, die den König während des Sturmes auf die Tuilerien in die Nationalversammlung begleitet hatten, mussten ihre Pflichterfüllung mit dem Leben bezahlen: Vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt, wurden sie alle hingerichtet. In den folgenden Jahren war Pfyffer weiterhin als Offizier in fremden Diensten engagiert, bis er 1801 endgültig nach Luzern zurückkehrte, wo er schon bald höhere Ämter bekleidete. Er wurde Luzerner Militärdirektor, nahm Einsitz im Grossen Rat und war Mitglied des Stadtgerichts. Von 1819 bis 1836 führte er die Geschicke der Luzerner Kunstgesellschaft als deren erster Präsident. Seit Langem
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