HSLU T&A – Institut für Architektur – Jahrbuch 2017/2018

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Ausgangssituation Seit fast 100 Jahren wird die Schweizer Architektur in der Reihe «Kunstdenkmäler der Schweiz» ausführlich dokumentiert. Dem Entstehungszeitpunkt des Projekts und der erforderlichen Kontinuität entsprechend werden hierin bis heute fast ausschliesslich Bauwerke erfasst, die vor 1920 entstanden sind. Auch das folgende «Inventar der neueren Schweizer Architektur» hielt an der 1920er-Grenze fest und liess damit die Moderne und ihre Nachfolger weitgehend ausser Acht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen die kantonalen Fachstellen für Denkmalpflege systematisch Denkmäler zu erfassen und zu schützen. Der Schwerpunkt lag dabei anfänglich ebenfalls auf historischen Wahrzeichen. Erst in den letzten Jahren werden die Denkmalinventare auch um die Architektur des 20. Jahrhunderts ergänzt. Einige kantonale Fachstellen arbeiten mit der fixen Grenze 1980, andere mit der zeitlichen Distanz einer Generation, mit 30 Jahren. Wertvolle Pionierarbeit für die moderne Architektur leistete auch das Autorenteam um Christa Zeller mit einem dreibändigen Schweizer Architekturführer, der von 1920 bis 1990 reicht. Die fundierte Architekturdokumentation endet in der Schweiz somit bislang in den 1980er-Jahren. All diesen überaus wertvollen Beiträgen gemein ist, dass sie in der heutigen, schnelllebigen Informationswelt kaum wahrgenommen werden. Auch wenn sie den aktuellen Forschungsstand widerspiegeln, sind Publikationen, die im letzten Jahrtausend erschienen sind, im Buchhandel nicht mehr präsent, und Quellen, die nur in Amtsstellen oder Staatsarchiven einsehbar sind, nach heutigen Massstäben schlecht zugänglich. Ihre Reichweite beschränkt sich auf engste Fachkreise. Und egal wie wertvoll die Inhalte sind: Gedruckte Register sind im digitalen Zeitalter hoffnungslos überholt. Das historische Lexikon der Schweiz wie auch das Schweizer Künstlerlexikon haben dieses Problem bereits vor Jahren erkannt und ihre Themen auf niederschwellig erreichbare und einfach nutzbare Onlineplattformen ausgelagert. Dies ist wahrscheinlich auch das Anliegen der grösseren kantonalen Fachstellen für Denkmalpflege. Die aktuelle Umsetzung erreicht jedoch leider nur Personen, die mit den äusserst komplexen digitalen Kartenwerken der Kantone vertraut sind, nach konkreten Bauwerken suchen und wissen, wo diese situiert sind. Alle anderen sehen sich mit bunt gefärbten Lageplänen konfrontiert, die keine komfortable Recherche ermöglichen – auch googeln führt meist nicht zum Ziel. Hinzu kommt der Föderalismus: Es ist nicht abzusehen, dass aus der kantonalen Vielfalt jemals ein

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