KSB-Reflexe COVID-19 Sonderausgabe

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Das Mitarbeitermagazin der Kantonsspital Baden AG | Sonderausgabe fĂźr Mitarbeiter, Zuweiser und Freunde des KSB

Wie das KSB die Corona-Krise gemeistert hat

Das Virus und wir

2-2020

reflexe


#editorial

Ende gut, alles gut «Niemand kann Dir vorher sagen, wie man es richtig macht. Aber nachher wissen alle, wie man es hätte besser machen können.» – Getreu diesem Motto zieht KSB-CEO Adrian Schmitter Bilanz nach drei Monaten Corona-Krise.

Bewährungsprobe bestanden Covid? War da mal was? Der Lockdown gehört der Vergangenheit an, das Virus hat an Schrecken verloren und es stellt sich die Frage: Waren die Massnahmen angemessen oder übertrieben? Halten wir uns an die Fakten: Der Kanton Aargau ist vergleichsweise glimpflich davongekommen. In der Region Baden war die Zahl der Covid-Patienten allerdings wesentlich höher als in den anderen Kantonsteilen. Im KSB haben wir über hundert Patienten stationär behandelt, davon gut die Hälfte auf der Intensivstation. Bemerkenswert ist, dass auf unserer IPS «lediglich» drei Personen verstarben. Mag sein, dass wir dank den in Italien und im Tessin gemachten Erfahrungen gewappnet waren. Trotzdem werte ich diese tiefe Mortalitätsrate als Beleg, dass das Gesundheitswesen im Aargau fit ist. Dank dem Know-how, dem Engagement und der Flexibilität seiner Mitarbeitenden wäre das KSB auch in der Lage gewesen, ein weitaus höheres Patientenaufkommen zu bewältigen. Diese Gewissheit stimmt uns mit Blick auf eine allfällige zweite Welle zuversichtlich. Schutzmassnahmen haben funktioniert Wie gross ist Ihre Angst vor einer Ansteckung? Dies wollten wir von unseren Mitarbeitenden in einer Umfrage wissen. «Klein», lautete die am häufigsten gewählte Antwort. Diese Wahrnehmung deckt sich mit den Erfahrungen in unserem Testzentrum. Vierzig (von insgesamt über 2500 Mitarbeitenden) wurden positiv getestet. Sie hatten sich grösstenteils privat angesteckt. Bemerkenswert: Von denjenigen Ärzten und Pflegenden, die auf der IPS, IMC und im Aufwachraum Covid-Patienten betreuten, hat sich niemand angesteckt. Das zeugt von einer hohen Professionalität und von der Effizienz der Schutzmassnahmen. Nicht nachvollziehbar ist für mich daher, weshalb Spitalmitarbeitende in der Öffentlichkeit als «Virenschleudern» verunglimpft werden und viele Leute den Gang ins Spital immer noch scheuen. Die Gefahr, sich in öffentlichen Räumen anzustecken, ist grösser als im Spital. Bremsspuren in der Bilanz Normalerweise gilt: Wer bestellt, bezahlt! Bei Corona ist das anders. Wie und in welchem Ausmass die Spitäler für ihre Dienstleistungen während der Covid-Phase entschädigt werden, müssen Bund, Kantone und Versicherer in einem politischen Prozess klären. Fest steht jetzt schon, dass es für uns in diesem Jahr schwierig wird, die finan-

zielle Zielvorgabe des Kantons (eine EBITDA-Marge von über zehn Prozent) aus eigener Kraft zu erreichen. Trotzdem werden wir versuchen, die Delle so gut wie möglich auszumerzen. Gefragt sind Mitarbeitende, die bereit sind, die berühmte Extrameile für die Patientinnen und Patienten auf sich zu nehmen. Dass es von diesen Mitarbeitenden im KSB zum Glück sehr viele gibt, ist eine weitere Erkenntnis aus der Corona-Krise. Selbstkritik statt Eigenlob «Gut» bis «sehr gut»: So beurteilten die KSB-Mitarbeitenden in der erwähnten Umfrage unser Krisenmanagement, wie Sie auf S. 42 erfahren. Diese Rückmeldungen sind Ehre und Verpflichtung in einem. Grund, um uns auf den Lorbeeren auszuruhen, haben wir keinen. Stattdessen gilt es, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen und aufzubereiten. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir auch dieses Sonderheft produziert. Wir lassen darin zum einen die letzten Wochen aus verschiedenen Blickwinkeln Revue passieren, zum anderen richten wir den Blick nach vorn, um für eine zweite Welle noch besser gewappnet zu sein. Denn nach der Pandemie ist vor der Pandemie.

Viel Spass bei der Lektüre des Reflexe wünscht

Adrian Schmitter, CEO


Inhalt

28

Geholfen Die einen hatten plötzlich zu viel zu tun, die anderen zu wenig. Um den stark eingebundenen Kolleginnen und Kollegen zu helfen, haben viele Mitarbeitende ihren Beruf kurzfristig gegen einen Job in einem covidrelevanten Bereich ausgetauscht.

08 48 04 06 08 12 14 16 18 22 26 28 32 34

Gehamstert

Geheilt Der 48-jährige Marc Halter ist Nichtraucher und kerngesund. Dann infizierte er sich mit Covid-19. Und schwebte mehrere Tage zwischen Leben und Tod. Warum er sich am KSB in seine Kindheit zurückversetzt fühlte, wie es ihm mittlerweile geht, und was er aus der Krise mitnehmen möchte.

80 Dosen Ravioli in der Kammer – und was nun? Wie sich aus den Vorräten ein feines 3-Gänge-Menü zaubern lässt, verrät Küchenchef Sepp Stalder.

Zahlen, Daten, Fakten: Drei Monate auf einen Blick Wimmelbild: Das KSB von oben betrachtet Das Virus besiegt: Ein Patient blickt zurück Kolumne: Platz in der ersten Reihe Im emotionalen Wellenbad: Ein Resümé des Leiters Notfallzentrum/Intensivstation Statistik Notfallzentrum An der Covid-Front: KSB-Mitarbeitende berichten Alles im Griff: Die Leiterin Spitalhygiene zieht Bilanz Dem Virus auf der Spur: Drei Chefärzte über innovative Diagnostik-Möglichkeiten Über den Tellerrand: Gleicher Arbeitgeber, neuer Job Riesige Welle der Solidarität: Covid-Helfer am KSB Von der App bis zum Zivilschutz: Das Covid-ABC

38 40 42 44 46 47 48 52 54 56 62

Alle wollen nur das eine: So wurden Lieferengpässe umgangen Eine Trennwand in vier Stunden: Organisation ist alles Mitarbeiterumfrage Gastkommentar von Regierungsrat Jean-Pierre Gallati Die verseuchte Bilanz: Covid-Massnahmen kommen Spitäler teuer zu stehen Damit’s wieder rund läuft: CEO Adrian Schmitter und die Frage, wer für die Leistungen aufkommen soll Rezept: Ein 3-Gänge-Menü aus Hamsterkäufen Heiraten trotz Pandemie: Recruiterin Vanessa Roth Willkommen, neue Erdenbürger Unsere Newcomer: Willkommen am KSB Die letzte Seite

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#zahlenundfakten

Zahlen, Daten und Fakten

Drei Monate auf einen Blick

3217 102 Covid-Tests hat das KSB insgesamt durchgeführt. Davon waren 249 positiv.

Covid-Patienten wurden im KSB stationär behandelt.

53

234

11

17

Massnahmen leitete der PandemieAusschuss des KSB in die Wege, der am 28.02.2020 erstmals tagte.

Patienten wurden auf der Intensivpflegestation (IDIS / IMC) behandelt.

positive Testergebnisse wurden am 11.04.2020 registriert – Tagesrekord.

Patienten starben im KSB an Covid. Im Kanton Aargau kam es zu insgesamt 44 Todesfällen.

Hospitalisierte Covid-Patienten im KSB

40

Anzahl Patienten

16.03. Lockdown

30

20

10

0 12.03.

19.03.

Total

4

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IMC

26.03.

IDIS

Stationär

02.04.

Intubiert

09.04.


Covid-Fälle

Anzahl Fälle Anzahl Todesfälle

International

Schweiz

Aargau

KSB

6,27 Mio.

30 871

1201

228

375 683

1920

46

17

26

Patienten wurden künstlich beatmet (intubiert).

17,7

Covid-Fälle auf 10 000 Einwohner verzeichnete der Kanton Aargau. Nationale Spitzenreiter sind die Kantone Genf (103,8) und Tessin (93,8).

40

KSB-Mitarbeitende haben sich mit dem Coronavirus infiziert, darunter 1 Arzt und 23 Pflegefachkräfte.

Stand: 04.06.2020

27.04. Erste Lockerung (Coiffeure, Gartencenter)

16.04.

23.04.

30.04.

11.05. Zweite Lockerung (Restaurants)

07.05.

14.05.

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#aussicht

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Von oben

betrachtet 6

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E

ine tolle Luftaufnahme des KSB-Areals ist Assistenzarzt Benedict Gereke Ende April gelungen. In der Mitte des Bildes sieht man einige Zimmer blau leuchten. Dort findet eine Desinfektion mit UV-Licht statt. «Die ultraviolette Strahlung des UV-360 Raum-Desinfektors zerstört Mikroorganismen und reduziert multiresistente Bakterien somit um 99,99 %. Im Anschluss an die Endreinigung ergänzt die UV-Lichtdesinfektion die bestehende Flächendesinfektion und schliesst Desinfektionslücken», erklärt Gereke.

3

Aus Ressourcengründen wurde das Ambulante Operationszentrum (AOZ) im Kubus bis am 2. Juni 2020 geschlossen.

4

Besuchsverbot: Der Park und die Cafeteria wurden für Gäste geschlossen.

5

Auf dem Dach des Parkhauses P1 wurde in Baucontainern ein Covid-Testzentrum errichtet.

6

Die Bauarbeiten für den KSB-Neubau liefen während des Lockdowns auf Hochtouren. Es wurden diverse Massnahmen (InfoVeranstaltungen, Desinfektionsmittel, Masken usw.) eingeleitet, damit die Sicherheit der Bauarbeiter gewährleistet war.

7

Die RVBW haben den Fahrplan den Bedürfnissen des KSB angepasst. Während der Stosszeiten hat sie die Frequenz erhöht, um das Social Distancing in den Bussen zu ermöglichen.

Auf dem Bild sind folgende Covid-Massnahmen zu sehen: 1

Desinfizierung der Patientenzimmer mit UV-Licht.

2

Zwischen dem 21.3. und 26.4.2020 durften die Spitäler nur dringende Eingriffe vornehmen. Entsprechend viele leere Betten gab es im KSB. Die vielen dunklen Zimmer zeugen davon.

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#patient

ÂŤGeborgen wie ein kleines Kind in der Familie.Âť 8

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Der 48-jährige Marc Halter ist Nichtraucher und hat keine Vorerkrankungen. Und dennoch hat ihm das Corona-Virus so zugesetzt, dass die Ärzte und Pflegenden auf der Intensivstation des KSB mehrere Tage um sein Leben kämpfen mussten. Welche Erinnerungen hat der Primarschullehrer an diese Zeit und wie geht es ihm jetzt? Wir haben ihn sechs Wochen nach seinem Spitalaustritt zuhause besucht. TEXT Vivien Wassermann FOTO Stefan Wey

M

it einem herzlichen «Grüezi», aber selbstverständlich ohne Handschlag, begrüsst mich Marc Halter in seinem idyllisch am Waldrand gelegenen Reihenhaus in Baden. Auch sein Hund freut sich über den dieser Tage seltenen Besuch und springt bellend herum. Als ich dem 48-Jährigen die Treppe hinauf ins obere Stockwerk folge, mag ich mir kaum vorstellen, dass dieser Mann vor wenigen Wochen noch an ein Beatmungsgerät angeschlossen auf der Intensivstation lag. «Mir geht es schon viel besser», bestätigt der gelernte Sekundarschullehrer meinen Eindruck. «So schnell, wie sich mein Zustand damals verschlechtert hatte, hat er sich danach auch wieder verbessert.» Dennoch muss er einräumen, dass es noch eine Weile dauern wird, bis er konditionell wieder so fit sein wird wie früher. «Ich hatte gedacht, dass die Heilung weiter in diesem Tempo voranschreiten würde. Aber ich musste erkennen, dass dies nicht der Fall ist.» Deshalb gibt Marc Halter auf seinen Spaziergängen durch den Wald nun sein Bestes, um seinen Aktionsradius täglich zu erweitern.

« Ich habe gar nicht realisiert, in welcher Situation ich mich befand.»

Auch steht der Vater zweier Töchter im Teenager-Alter in regelmässigem Kontakt mit seiner Hausärztin. «Gerade hat sie bei mir einen grösseren Blut-Check sowie ein EKG gemacht.» Zum Glück sei soweit alles gut. Welche Erinnerungen hat er an die Tage Mitte März? «Am 14. März hat mich meine Frau ins KSB gefahren», erzählt er. «Ich sehe mich noch auf dem Parkplatz vor dem Notfall, aber an die folgenden Tage kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Ich weiss nur noch, dass die Ärzte mit mir besprochen haben, dass ich intubiert werden müsse und ich daraufhin meine Frau angerufen habe.»

An die eindrücklichen Bilder, die man zu der Zeit besonders aus Italien und China kannte, habe er allerdings zu keinem Zeitpunkt gedacht. «Obwohl ich auf der Intensivstation war, habe ich gar nicht realisiert, in welcher Situation ich mich befand.» Nach mehreren Tagen künstlicher Beatmung wollte man ihn möglichst sanft aus dem künstlichen Koma wieder aufwecken. Dazu spielten die Pflegenden ihm What’s App-Sprachnachrichten von seiner Familie und seinen Freunden vor und zeigten ihm Fotos von seinen Liebsten. «Immer war jemand bei mir. Ich habe mich wie in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt. Ich war so geborgen wie als kleines Kind in der Familie. Die Ärzte und Pflegenden haben einfach alles für mich gemacht. Und es war», fügt er an, «auch immer noch Zeit für ein Spässchen.» Negativ seien einzig nächtliche Angstzustände gewesen, die er den Medikamenten zuschreibt, welche er so noch nie erlebt habe. Auch die anschliessend auf der Covid-Station auf dem 12. Stock verbrachten Tage verbindet er mit schönen zwischenmenschlichen Momenten. So habe er die Gesellschaft im Dreibett-Zimmer mit den anderen beiden Covid-Patienten durchaus als angenehm empfunden: «Wir sassen schliesslich alle im gleichen Boot», lacht er. Auch an die nächtlichen Gespräche mit einem auf der Station eingesetzten Soldaten sowie den Austausch mit dem Pflegepersonal mag er sich gern erinnern. «Die Situation war ja auch für die Mitarbeitenden nicht einfach. Trotzdem haben sie sich viel Zeit genommen und mir teils auch sehr persönliche Dinge anvertraut. Ich habe dieses Zwischenmenschliche wirklich geschätzt.» Und er ergänzt: «Erstaunt hat mich zudem, wie schnell sich Professor Jürg Beer auf meinen Anruf hin bei mir zurückgemeldet, und wie viel Zeit er sich genommen hat. Das war wirklich grossartig.»

« Man sitzt im gleichen Boot.»

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#patient

Natürlich ist Marc Halter trotz allem erleichtert, als er schliesslich nach Hause zu seiner Familie darf. Doch schon beim ersten Kontrolltermin bei seiner Hausärztin schlägt das Schicksal wieder zu. Wegen eines leichten Schnupfens lässt sich auch seine Frau auf Covid-19 testen. Als das Ergebnis am nächsten Tag positiv ausfällt, zieht es der Familie den Boden unter den Füssen weg. Geht nun alles wieder von vorne los? Gerade erst hatten die Kinder die zweiwöchige Quarantäne überstanden! Doch dank der Unterstützung ihres «genialen» Umfelds kommen sie gut durch die 14 Tage: «Meine Frau fühlte sich zwar fit, doch sie musste zwecks Isolation in ihrem Zimmer bleiben. Und ich war noch zu schwach, um etwas im Haushalt zu machen. Deshalb hat eine Kollegin einen Doodle erstellt, sodass Freunde uns zwei Wochen jeden Tag mit Znacht-Essen versorgt haben», schwärmt der Badener.

« CoronaDoodle fürs ZnachtEssen.»

Die Resonanz und Unterstützung sei riesig gewesen: «Sogar meine ersten Sek-Schüler – sie sind mittlerweile selbst schon 40 – haben mir über die verschiedensten medialen Kanäle Zuspruch zukommen lassen. Andere sind mit dem Auto vorbeigefahren und haben etwas an der Tür für uns hinterlassen. Und unser Hund konnte gar nicht so viel Gassi gehen, wie Nachbarn mit ihm laufen wollten», schmunzelt Halter. Auch seinen Töchtern spricht er ein grosses Lob aus: «Sie haben von sich aus viel geholfen und ich war extrem froh, dass sie die ganze Zeit über da waren.»

Während seine Kinder seit dem 11. Mai wieder zur Schule gehen, bleibt der Lehrer einer 5. Klasse weiterhin zu Hause. «Ich habe eine tolle Schulleiterin, die voll hinter mir steht und sagt, dass ich mir unbedingt die Zeit nehmen soll, die ich brauche. Da sie ursprünglich selbst aus dem Gesundheitswesen kommt, weiss sie, wie lange Genesung dauern kann.» Denn es sind nicht nur die körperlichen Beschwerden, die Zeit zum Heilen brauchen. Auch die psychische Bewältigung dauert. Marc Halter schluckt: «Vor vier Wochen hätte ich Ihnen die Erlebnisse noch nicht ohne Tränen schildern können. Aber ich merke, dass es mir guttut, darüber zu sprechen.» Endlich wieder Freunde treffen. Den Bewegungsradius ohne schlechtes Gewissen erweitern. Vor seinen Schülern im Klassenzimmer stehen. Und irgendwann vielleicht wieder Ferien auf Elba. Es wäre schön, wenn diese Wünsche und Träume früher oder später wahr werden. Und auch, wenn er die Auswirkungen der Pandemie am eigenen Körper immer noch spürt, ist da dennoch dieses kleine Fünkchen Hoffnung, dass der Gesellschaft etwas bleibt aus dieser Zeit. «Die meisten Leute haben der Krise auch etwas Positives abgewinnen können. Der Mensch vergisst zwar schnell, aber ich hoffe, dass wir aus dieser Zeit etwas mitnehmen können.»

« Etwas aus der Zeit mitnehmen.»

Von Herzen 82 Jahre alt, Vorerkrankungen und mit Covid infiziert: Es sah nicht gut aus für den Mann, der Ende März 2020 ins KSB eingeliefert, intubiert und in ein künstliches Koma versetzt wurde. Dass er diese Therapie überlebt hat, ist nicht selbstverständlich, wie seine Frau in einem Dankesschreiben ans KSB festhält:

«Ich bin mit unserer grossen Familie unendlich dankbar, dass mein geliebter Mann als Hochrisikopatient mit seinen 82 Jahren diese Krankheit überlebt hat und dass uns noch gemeinsame Zeit geschenkt wird. Und daran haben Sie alle – nebst dem Kämpfer von ihm selber – den wesentlichen Anteil. Dafür möchte ich Ihnen allen von ganzem Herzen danken!!! Ich wurde während der vielen Tage immer sehr kompetent, freundlich und mit Empathie begleitet. Auch dafür möchte ich mich herzlich bei allen bedanken. Das hat mir die unerträgliche, aber notwendige Isolation etwas erleichtert. Ihnen allen wünsche ich die immer wieder notwendige Kraft für die Ausübung Ihres anspruchsvollen Berufs und alles Gute.»

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Schlagzeilen

Ski-Legende Bernhard Russi heute um 16 Uhr live im Studio

Trump-Fans freuen sich auf «Anti-Greta» Seite 10

Fr. 2.50

Ob bei der Arbeit, im Familien- und Freundeskreis oder in den Medien: Seit Ende Februar dieses Jahres gibt es ein alles beherrschendes Thema. Googelt man den Begriff «Coronavirus», so erhält man über 2’800’000’000 Ergebnisse. Um den Überblick über die Ereignisse zu behalten, haben wir eine Auswahl an Schlagzeilen aus dem Schweizer Blätterwald zusammengestellt – ohne Anspruch auf chronologische Vollständigkeit. Die Frontseiten der Zeitungen rufen Ereignisse in Erinnerung, die wir nicht so schnell vergessen und die noch lange für Gesprächsstoff sorgen werden.

Die Tageszeitung für die Schweiz Donnerstag, 27. Februar 2020

Coronavirus

Berset warnt vor Panikmache

Epidemiologen kritisieren den Bundesrat: Er S unterschätze die Epidemie. Der Gesundheitsminister wehrt

eit Dienstag ist es offiziell: Auch die Schweiz hat ihre CoronavirusPatienten. Nach einem Fall im Tessin könnte heute bereits einer im Aargau bestätigt werden. Mit der Gewissheit wächst die Kritik am Bundesrat, vor allem an Gesundheitsminister Alain Berset. Er habe die Gefährlichkeit des Virus unter-

Seiten 2-3

Abgesagte Matches und Geisterspiele

Sport

Neu-Delhi am schmutzigsten

So schön wie ein

Bei ihm gabs nichts zu holen

Goldach SG – Neu-Delhi war 2019 zum zweiten Mal in Folge die Hauptstadt mit der stärksten Luftverschmutzung. Das ermittelte das in der Schweiz ansässige Unternehmen IQ AirVisual. Es stellte für Indiens Hauptstadt pro Kubikmeter eine Konzentration von 98,6 Feinstaubpartikeln – kleiner als 2,5 Mikrometer – fest. Zum Vergleich: Chinas Hauptstadt Peking landet mit 42,1 Partikeln pro Kubikmeter auf dem neunten Rang. Indiens und Pakistans Städte gehören zu den schmutzigsten der Welt. Schuld sind Emissionen von Fahrzeugen, Industrie, Verbrennungen und Baustellen. Bern steht weltweit an 92. Stelle. Die Luftverschmutzung, so IQ AirVisual, fordere jedes Jahr weltweit fast sieben Millionen Todesopfer.

Michelle Hunziker am MaledivenLetzte Seite

schätzt, tadeln Epidemiologen: Man reagiere auf die Epidemie in Italien zu langsam. Gestern wehrte sich der Bundesrat: Man habe die Test-Kapazitäten der ausgerüsteten Schweizer Labore auf 1000 Tests pro Tag aufgestockt. BLICK erklärt: So reagiert die Wirtschaft. Und so schützen Sie sich vor einer Ansteckung.

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Der Zürcher Alan Frei besitzt als Minimalist fast nichts

Der Kampf am Kesb droht Anzeige

BLICK-Serie Die neue Esskultur

Fotos: Keystone, AFP, Instagram

Fisch ist das Hockey-Strich heiss neue Fleisch wird Das sind die wichtigsten Die glücklichsten Lachse

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Churer Altersheim prellte Behinderte um Lohn – weil die Behörde wegschaute?

schwimmen im Bündnerland Seiten 6-7 Szenarien bis Samstag Sport

AZ 4800 Zofingen Nr. 48 – 62. Jahrgang

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 redaktion@blick.ch oder vorname.nachname@ringier.ch Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) kundenservice@blick.ch Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

Julian Assange: Das Strafverfahren gegen ihn birgt Risiken für die Pressefreiheit Seite 12

Samstag, 29. Februar 2020 ∙ Nr. 50 ∙ 241. Jg.

AZ 8021 Zürich ∙ Fr. 5.50 ∙ € 5.50

Die Weltwirtschaft im Fieber Die Krise um das Coronavirus führt vor Augen, wie sehr die Weltwirtschaft von China und von globalen Lieferketten abhängig ist. Die Epidemie könnte zu einer weniger globalisierten Weltwirtschaft führen. Eine Entkoppelung der Wirtschaftsräume wäre jedoch die falsche Antwort. Von Gerald Hosp Das Coronavirus zieht seine globalen Kreise und hat dabei zunehmend sehr lokale Auswirkungen. Die Hoffnung, dass sich die Lungenkrankheit auf den Ursprungsort China eingrenzen liesse, hat sich als trügerisch erwiesen. In der Schweiz ist das Virus in dieser Woche angekommen – und mit ihm eine diffuse Angst. Der kollektive Schweissausbruch drückt sich in Hamsterkäufen, Unbehagen gegenüber Menschenansammlungen, vermehrtem Händewaschen und reisserischen Schlagzeilen aus. Der Bundesrat hat alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen vorläufig bis Mitte März verboten. Es liegt in der Natur des Menschen, auf neue Bedrohungen im Vergleich mit statistisch ähnlichen Risiken überzureagieren. Panik ist nicht angebracht, vernünftige Vorkehrungen zur Eindämmung der Epidemie hingegen schon. Transparente Kommunikation der Politik ist gefordert.

Infizierte Globalisierung Je länger die Coronavirus-Krise andauert und je weiter verbreitet die Epidemie zuschlägt, desto schriller werden auch die Prognosen zu ihren Auswirkungen. Zwar wird in einer säkularisierten Gesellschaft das Virus nicht mehr so sehr als Geissel Gottes wahrgenommen, aber nichtsdestoweniger nehmen die Diagnosen von Welterklärungsärzten zu, welche das Virus als gesellschaftliches Krankheitsbild deuten.Rhetorisch harmloser,aber folgenreicher sind die Mutmassungen darüber, wie sehr sich die Weltwirtschaft mit dem Virus infiziert hat. Die Epidemie ist derzeit tatsächlich die grösste Bedrohung für die Weltkonjunktur. Selbst die Aktienmärkte, die auf ihrem Weg nach oben sonst stoisch alles über sich haben ergehen lassen, sind ins Rutschen gekommen. Der weltweite Handel war schon vor dem Ausbruch des Virus schwach auf der Brust und wird nun noch weiter geschwächt; das Risiko einer globalen Industrierezession steigt. Für den Wachstumskaiser China rechnen zahlreiche Beobachter bereits mit einer schrumpfenden Wirtschaft im ersten Quartal. Das Reich der Mitte

ist nicht nur ein grosser Nachfrager, sondern auch ein wichtiger Produzent in vielen grenzüberschreitenden Lieferketten, die das herausragendste Merkmal der derzeitigen Globalisierungsphase sind.Darunter wird die Aufteilung der Herstellung eines Produkts auf verschiedene Länder verstanden. Produktionsunterbrüche oder gar Produktionsstopps dürften zunehmen, und die kosteneffiziente Justin-time-Fertigung, die auf lückenlosen Nachschub von Rohstoffen und Zwischenprodukten angewiesen ist, wird zur Falle. Zum Glück kann der wirtschaftliche Spuk schnell wieder vorüber sein, wenn die Gefahr, die vom neuartigen Coronavirus ausgeht, erst einmal eingedämmt ist. Denn neben dem menschlichen Leid sind es vor allem die Massnahmen, die eine Ausbreitung der Infektionskrankheit Covid-19 vermeiden sollen, die zu hohen wirtschaftlichen Kosten und Verhaltensänderungen führen. Werden diese Vorkehrungen bald wieder aufgehoben, dürften die wirtschaftlichen Verwerfungen auf Dauer gering sein. Die Wirtschaft könnte wieder auf ihren alten Wachstumspfad zurückkehren. Damit wäre die Geschichte aber noch nicht zu Ende. Das Coronavirus führt der Welt vor Augen, wie komplex und zerbrechlich die wirtschaftliche Vernetzung geworden ist. Es ist nicht gerade der sprichwörtliche Flügelschlag eines Schmetterlings, der Stürme entfacht; aber doch eine vielleicht über eine Fledermaus übertragene Krankheit, die Lieferketten lahmlegt. Dadurch wird auch die Diskussion über eine wirtschaftliche Entkoppelung zwischen China und vor allem den USA weiter angefacht, die vom amerikanischen Präsidenten DonaldTrump angestossen wurde. Der Faden lässt sich noch weiter spinnen: Der renommierte Handelsökonom Gabriel Felbermayr meinte in einem Interview gar, dass das Virus sich als «Lehman-Moment» der Globalisierung erweisen könne. Der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank heizte die Finanzkrise erst so richtig an. Dabei geht es weniger um das Faktische als um einen Wandel im Denken. Die frühere Gewissheit für Unternehmen, dass Produktionskosten gesenkt werden, wenn ausgelagert wird,

hat einen weiteren Kratzer erhalten. Als Allzweckimpfung dagegen wird nun die geografische Diversifizierung der Lieferketten vorgeschlagen, um unabhängiger zu werden. Das ist zwar prinzipiell richtig, und bei manchen Produkten wie etwa gewissen pharmazeutischen Rohmaterialien und Wirkstoffen wirkt die geografische Konzentration der Fertigung tatsächlich stossend. Aber Diversifizierung bietet kurzfristig keinen Trost. Bei einer Pandemie stellt sich ausserdem die Frage, wohin denn diversifiziert werden soll. Und für Firmen gilt das Gleiche wie für Netzwerke: Parallelorganisationen und Redundanzen sind kostspielig. Peter Navarro, der Wirtschaftsberater des amerikanischen Präsidenten Trump, hat die CoronavirusKrise als Weckruf bezeichnet, der auf die Abhängigkeit Amerikas von China aufmerksam mache. Nach aussen wird die Sorge um die Versorgungssicherheit vorgetragen, der Hintergedanke dabei ist jedoch, Produktionsanlagen und Jobs wieder in die USA zurückzubringen. Dafür ist der Ausbruch einer Epidemie ein schlechter Anlass, weil implizit angenommen wird, dass ein Virus nur von aussen kommen kann. Zudem ist Abschottung schwierig, wie die jüngsten Ereignisse zeigen.

Sprengen von Lieferketten Noch besteht die Hoffnung, dass das Virus relativ schnell in den Griff zu bekommen ist und sich seine unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen damit in Grenzen halten werden. Doch selbst dann setzt die Corona-Epidemie die Globalisierung einem ausserordentlichen Stresstest aus, weil Gewissheiten infrage gestellt werden. Dies fällt auf fruchtbaren Boden, weil die Globalisierung ohnehin Ermüdungserscheinungen zeigt. Bereits seit rund zehn Jahren, also noch länger, als die von Trump angezettelten Handelskonflikte zurückliegen, stagniert der Anteil des Handels oder von Direktinvestitionen an der globalen Wirtschaftsleistung. Die weltweite Integration hat auch an Dynamik verloren, weil es weniger Regionen als früher gibt,

die noch nicht am Welthandelssystem teilnehmen. Über die Zeit dürften die Transportkosten wegen der Klimapolitik steigen, und der grenzüberschreitende Handel mit Energiegütern wird zurückgehen. Auch die Technik reduziert das Ausmass der Globalisierung etwas: 3-D-Drucker oder der vermehrte Einsatz von Robotern machen Lohnkosten weniger relevant, was dazu führt, dass Industrieproduktion verstärkt in entwickelte Länder zurückgeholt wird. Mit verkürzten Lieferketten wird versucht, Risiken zu vermindern und näher am Kunden zu sein. Zudem ist die politische Stimme der Verlierer der Globalisierung lauter geworden. Häufig wird argumentiert, dass die Handelsströme mit Dienstleistungen zulegen werden. Liberalisierungen in diesem Bereich sind aber notorisch schwieriger als im Güterhandel. Zudem sind viele Dienstleistungen wie Haareschneiden oder Pflegedienste nicht leicht über Grenzen hinweg handelbar. Allerdings geht der Ökonom Richard Baldwin davon aus, dass die Digitalisierung einen starken Wandel nach sich ziehen wird. Das Phänomen lässt sich unter dem Begriff Telemigration zusammenfassen – virtuelle Wanderung. So können beispielsweise manche Operationen mit elektronischen Hilfsmitteln aus der Ferne durchgeführt werden. Selbst in Epidemiezeiten wäre dadurch der Handel von Dienstleistungen möglich. Die Geschichte hat gezeigt, dass sowohl Technologien wie auch die Politik die Globalisierung treiben. Protektionistische Phasen hat jedoch meist die Politik eingeläutet. Darin liegt die grösste Gefahr des Coronavirus für die Weltwirtschaft: eine beschleunigte, politisch bedingte Entglobalisierung und die Aufteilung der Welt in Regionen. Wirtschaftliche und sonstige Wechselbeziehungen können Verletzlichkeit bedeuten; und diese Verletzlichkeit kann zu Furcht führen. Dies lässt sich politisch ausschlachten. Gegenseitige Abhängigkeiten und Handel sind aber trotz allem der beste Weg, Wohlstand für die grösste Zahl weltweit zu garantieren. Sich hinter einer Schutzmaske zu verstecken, kann – auch beim Coronavirus – zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen.

Der Bundesrat verbietet Die Türkei und Russland WOCHENENDE stehen vor dem Bruch Grossveranstaltungen Licht, «Besondere Lage» wegen des Coronavirus ausgerufen Ankara übt nach tödlichem Angriff in Idlib Vergeltung cah. · Die Schweizer Landesregierung hat am Freitag öffentliche und private Veranstaltungen mit über 1000 Personen verboten. Die Absagen gelten ab sofort und vorerst bis 15. März. Betroffen sind Fussballspiele, Eishockey-Matches und auch Grossveranstaltungen wie die Basler Fasnacht oder der Autosalon. Das Reisen per öV ist davon nicht betroffen. Zwar könnten auch dort viele Menschen aufeinandertreffen, aber die Bewegungsfreiheit sei grösser, ebenso die Möglichkeit, sich mit Hygienemassnahmen zu schützen, wie Gesundheitsminister Alain Berset sagte. Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in der Schweiz ist am Freitagabend auf acht gestiegen. Über 100

Personen befinden sich in Quarantäne. Da es inzwischen Betroffene in mehreren Kantonen gibt, hat der Bundesrat am Freitagmorgen beschlossen, die «besondere Lage» gemäss Epidemiengesetz auszurufen. Die Zahl der Infizierten dürfte in der Schweiz wie auch weltweit weiter steigen. Die Weltgesundheitsorganisation stuft das Risiko einer Verbreitung des Virus nicht mehr als hoch, sondern als sehr hoch ein. Am Donnerstag haben die Mobiliar und Helvetia bestätigt, keine neuen Epidemieversicherungen mehr abzuschliessen. Viele Personen fragen sich, ob sie ihr Geld für abgesagte Veranstaltungen oder Reisen zurückbekommen werden. Weitere Artikel auf Seite 13–22

uvs. · Ein tödlicher Luftangriff auf einen türkischen Militärkonvoi in der syrischen Rebellenbastion Idlib setzt das Verhältnis zwischen der Türkei und Russland einer schweren Belastungsprobe aus. Offiziell machte Ankara das syrische Regime von Bashar al-Asad für den Angriff am Donnerstagabend verantwortlich, bei dem mindestens 33 Soldaten getötet wurden. Laut Medienberichten waren aber auch russische Kampfflugzeuge beteiligt. Die Türkei kündigte umgehend Vergeltung an und teilte später mit, über 300 syrische Soldaten getötet sowie Dutzende Panzer, Geschütze und Helikopter zerstört zu haben. Zugleich bemühte sich Präsident Recep Tayyip Erdogan um Deeskalation und telefonierte mit seinem russi-

Luft und Sonne

schen Amtskollegen Wladimir Putin. Die Türkei und Russland setzen sich seit Jahren für eine Deeskalation in Syrien ein, obwohl sie in dem Konflikt auf entgegengesetzten Seiten stehen. Ihre Kooperation konnte jüngst aber immer weniger verdecken, dass ihre Ziele und Interessen nicht vereinbar sind. Die Türkei forderte am Freitag auch Unterstützung ihrer Nato-Partner ein und erhöhte zugleich den Druck auf Europa, indem sie mit einer Aussetzung des Flüchtlingsabkommens von 2016 drohte. Türkische Staatsmedien meldeten, Hunderte Flüchtlinge hätten sich bereits auf den Weg an die griechische Grenze und zu den Ägäisinseln gemacht. International, Seite 3

Wie Künstler, Aussteiger, Philosophen und Vegetarier die Schweiz entdeckten Seite 45–49

20050

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Polestar 2

Der feurige Prototyp aus dem kühlen Norden

Sex, Drogen und Drehmoment

Schlagerstar geht bei den Swiss Music Awards leer aus

Die Autos der Rockstars

März 2020

Der Autosalon ist abgesagt. Wir zeigen Ihnen die Neuheiten der Saison dennoch

Sondersendung ab 8 Uhr zur Flüchtlingskrise an der EU-Grenze Fr. 2.50

Seite Seite 6

Wettbewerb: Gewinnen Sie eines von zwei Autos

Beatrice Egli strahlt trotzdem

Mitsubishi

Fr. 2.50

Die Tageszeitung für die Schweiz Samstag, 29. Februar 2020

CoronaKrise legt den Sport lahm! Die Tageszeitung für die Schweiz Dienstag, 3. März 2020

Notlage! Das neuartige Virus breitet sich rasant aus

Kein Hockey bis mindestens 17. März, kein Fussball bis 19. März Für die Klubs kann es an die Existenz gehen Ungewissheit auch in anderen Sportarten So erlebte Radprofi Danilo Wyss (34) seine Quarantäne

Die Regierung ruft eine «besondere Lage» aus. Grossveranstaltungen sind verboten, selbst kleinere Anlässe brauchen eine Bewilligung

Fotos: Keystone, Stefan Bohrer, Nathalie Taiana

ur mit Händewaschen ist die Corona-Krise nicht zu bewältigen. Der Bund greift deshalb zu drastischen Massnahmen und ruft eine

gesundheitliche Notlage aus. Das Coronavirus breite sich rasant aus, begründet Gesundheitsminister Alain Berset (47) den Schritt. «Da kommt noch etwas auf uns zu.» Konkret bedeutet das: Veranstaltungen ab

Virus killt die KonsumFreude Ökonom Klaus Gesundheitsminister Alain Berset erklärt die neuen Massnahmen des Bundes.

Wellershoff befürchtet eine globale Rezession Seite 7

1000 Besuchern werden verboten. Für kleinere Anlässe gilt eine Bewilligungspflicht. Damit greift der Bund in die Hoheit der Kantone ein. Manche dürften froh sein, dass sie nicht selber so bedeutende Anlässe wie den

Bis zu 70 HockeySpiele ohne Fans

Zuschauerverbot trifft den Lebensnerv des Sports. Den Klubs entgehen Einnahmen in Millionenhöhe Sport

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 redaktion@blick.ch oder vorname.nachname@ringier.ch Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) kundenservice@blick.ch Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

Sport

Genfer Autosalon absagen müssen. Die Kantone setzen die Vorgaben allerdings unterschiedlich um. Manche verlangen bei privaten Veranstaltungn eine Bewilligung, andere nur bei öffentlichen.  Seiten 2-3

Basler haben nichts zu lachen Erstmals seit dem

Zweiten Weltkrieg fällt die grösste Fasnacht der Schweiz aus Seiten 6-7

AZ 4800 Zofingen Nr. 50 – 62. Jahrgang

BILD DES TAGES Fliehende Flüchtlinge Es gibt kein Durchkommen für die rund 13 000 Migranten und Flüchtlinge, die derzeit von der Türkei in die EU drängen. Die Griechen machen dicht, setzen an den Grenzen (hier in Edirne) auch Tränengas ein. Droht ein neues Flüchtlingsdrama? Was bedeutet es für die Schweiz? Alle Hintergründe Seiten 6-7 Fotos: Keystone, Getty Images, Breuelbild

N

Fr. 2.50

Seiten 2-3

Corona-Krise Jetzt greift der Bundesrat durch

SERMÎN FAKI, CÉLINE TRACHSEL

Formel-1-Legende Peter Sauber über Alfa, Ferrari und Corona. Live um 16 Uhr.

MartulloBlocher sorgt für Eklat im Bundeshaus

Bernie Sanders oder Joe Biden? Der Super-Wahltag in den USA bringt heute die Vorentscheidung

Revolutionär gegen Establishment Seite 12

ALAIN KUNZ UND NICOLE VANDENBROUCK

D

ie Ausbreitung des Coronavirus beeinflusst zunehmend unseren Alltag. So erweiterte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seine Verhaltens- und Hygieneempfehlungen Neu gilt unter anderem: Händeschütteln vermeiden!

Die Tageszeitung für die Schweiz Freitag, 6. März 2020

Tel Aviv – Bei der dritten Parlamentswahl innerhalb eines Jahres in Israel zeichnet sich ein Sieg der Likud-Partei von Benjamin Netanyahu (70) ab. Laut Prognosen ist sie mit 36 oder 37 Sitzen die stärkste Kraft geworden. Das Mitte-

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AZ 4800 Zofingen Nr. 52 – 62. Jahrgang

SERMÎN FAKI, DANIEL BALLMER,

NICO MENZATO UND MICHAEL SAHLI

S

Diese Autos sind hyper

Da warens nur noch 2

Seiten 12-13

Elende Zustände BLICKReporterin Fabienne Kinzelmann im Flüchtlingslager Moria.

Auf Lesbos müssen Flüchtlinge unwürdig leben. BLICK ist vor Ort Seite 11

Letzte Seite

ie wollten Klarheit schaffen: einheitliche Regeln dafür, welche Events noch stattfinden können und welche nicht. Doch das Corona-Treffen von Gesundheitsminister Alain Berset mit den kantonalen Gesundheitsdirektoren am Mittwoch brachte nicht das gewünschte Resultat. BLICK-Nachfragen bei Kinos, Gastro-Betrieben, Veranstaltern, aber auch bei kantonalen Behörden zeigten gestern: Noch immer legt jeder die Vorgaben unterschiedlich aus. Wer wissen will, ob man einem Spiel noch zusehen kann oder ob eine Disco noch offen ist, ruft am besten vorher an. So gehts nicht weiter, sagen Experten: Jetzt müssen die Kantone zusammenstehen. Sonst werde der Virus nicht gebremst. Seiten 2-5

Für Anlässe ab 150 Personen gilt jetzt «Risikoabwägung» – aber wie wird die ausgelegt?

Exklusiv! FCZ-Boss Ancillo Canepa über Fussball und Corona

Atemberaubendes Design am abgesagten Autosalon

Bündnis von Herausforderer Benny Gantz (60) kam mit 32 oder 33 Mandaten auf Platz zwei. Offen ist allerdings, ob das Resultat reicht, damit Netanyahu eine tragfähige Regierung bilden kann. Die letzten beiden Male war dies nicht der Fall.

Letzte Seite

Beizen, Kinos, Clubs – alle handhaben BehördenEmpfehlungen anders Gesundheitsexperten fordern jetzt einheitliche Massnahmen Erste Corona-Tote der Schweiz brachte das Virus aus Italien mit

Hugh Grant spielt seinen Feind

Netanyahu liegt vorn

So zeigt Popstar Katy Perry, dass sie schwanger ist

Was gilt jetzt?

Massive Folgen hat das bundesrätliche Verbot von Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern für den Sport. Fussball und Eishockey sind lahmgelegt, andere Sportanlässe gefährdet. Die Ligen vermeiden Geisterspiele vorerst. Ob sie den Betrieb bald wieder aufnehmen können, ist ungewiss.

Im neuen Film verkörpert er, was er im Leben verabscheut: einen schmierigen Privatdetektiv

Bäuchlein im neusten Video

Wirrwarr um die neuen Corona-Regeln

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64 Seiten extra

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Cambridge (USA) – Sie gab sich tapfer, aber Senatorin Elizabeth Warren (70) war die Enttäuschung anzumerken, als sie gestern vor ihrem Haus in Cambridge, Massachusetts, den Reportern bekannt gab, dass sie ihre Kandidatur um die USPräsidentschaft abbreche. «Ich garantiere euch aber, ich werde diesem Kampf für die hart arbeitenden Leute dieses Landes erhalten bleiben», sagte sie, «für all jene, die immer den Kürzeren ziehen.» Damit bleiben nur noch Ex-Vizepräsident Joe Biden (77) und Senator Bernie Sanders (78) im Rennen um die Position des demokratischen Herausforderers von Präsident Donald Trump (73). Warren sagte, sie müsse sich noch überlegen, wen sie unterstütze. Was im Grunde eine Spitze gegen Sanders ist. Als Vertreterin des linken Flügels wäre der Sozialist ihre natürliche Wahl. Doch zwischen den beiden einst engen Freunden kühlte sich die Stimmung zuletzt ziemlich ab.

«Bereits im alten Rom waren Stimmen käuflich.»

Kolumnist Claude Cueni über Formen von göttlichem Beistand Letzte Seite

Sport

Laubers teure Rechnungen

Der Bundesanwalt liess den Steuerzahler für seinen Anwalt blechen – und fragte vorher keinen STATISTIK DES TAGES

Seite 8

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Die AMAG wird 75 Jahre alt. Die Geschichte des Unternehmens ist auch jene der Schweiz. Hier sehen Sie, wie sich das Land in dieser Zeit verändert hat. Mehr Geschichte: amag75.ch. Frauenanteil in der Schweizer Politik in Prozent 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 1945

Kantonale Parlamente Kantonale Regierungen Nationalrat Ständerat Bundesrat

Einführung Eidg. Frauenstimmrecht 1959 –1990: Einführung des Frauenstimmrechts in den Kantonen

1950

1955

1960

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1975

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1985

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1995

2000

2005

2010

2015

2020

Frauen in der Schweizer Politik. Auf nationaler Ebene wurde das Frauenstimmrecht 1971 eingeführt, auf kantonaler Ebene mussten die Appenzell-Innerrhoderinnen sogar bis 1990 warten. Bloss: Nur weil das Volk Frauen wählen darf, heisst das nicht, dass Frauen auch gewählt werden. Der Frauenanteil im Parlament Quellen: Bundesamt für Statistik, Historische Statistik der Schweiz HSSO, 2012. Tab. X.11c. beträgt 38,6 Prozent.

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#kolumne

Mein Platz

in der ersten Reihe TEXT Heinz Haug

FOTO Stefan Wey

Auf dem Programm steht Corona. Das Virus ist eine Rampensau. Drängt sich vor, spielt sich auf, macht sich breit, ist aggressiv. Corona spielt weltweit. Auf Plätzen und Strassen, in Häusern und Wohnungen, in Bars, Restaurants, Sporthallen – keine Bühne ist dem Virus zu klein, kein Stadion zu gross, kein Ort zu abwegig, kein Lokal zu unwichtig.

«Leben – nicht überleben.» Ich sitze in der ersten Reihe. Der Platz wurde mir zugewiesen. Die erste Reihe ist doof. War sie schon immer – in der Schule, im Kino, überall. In der ersten Reihe sitzen die Streber (oder die Promis, die müssen), oder die, die zu spät gekommen sind, und keinen besseren Platz mehr gefunden haben. Tritt Corona auf, nimmt niemand freiwillig ganz vorne Platz. Unfreiwillig trifft es die Alten und die Kranken, die Hochgefährdeten. Sie bekommen die erste Reihe zugewiesen. Die haben keine Wahl. Ich gehöre dazu. Mein Platz ist reserviert. Den macht mir keiner streitig.

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Mit 68 und einer Krebserkrankung zähle ich zu denen, die mit einer Corona-Attacke schwer zu kämpfen hätten. Was tun? Sich an die Abstandsregeln halten, klar. Und Hygiene und so, auch klar. Aber sonst? Leben halt! Und zwar im Sinne von Juvenal, dem römischen Dichter, der im ersten Jahrhundert ungefähr folgendes zu Papyrus gebracht hat: «Man soll das Leben nicht über das stellen, was das Leben lebenswert macht.» Meine Kurzfassung: Leben – nicht überleben. Selbstverständlich darf das eigene Tun niemanden gefährden. Ist ja klar. Aber sonst? Corona bereitet mir Unbehagen, macht mir aber keine Angst. Ich bin und bleibe gelassen. Gelassen auch, weil ich weiss, dass das KSB mit all seinen Profis hinter mir steht. Ich weiss, die werden es richten, wenn mir Corona auf den Leib rückt. Das ist nicht Laissez-faire oder Abschieben der Verantwortung. Sondern berechtigtes Vertrauen. Und Wissen, dass, wenn es mich trotz aller eingehaltenen Vorsichtsmassnahmen erwischt, ich auf Kompetenz und eine sichere Behandlung zählen kann. Aufs KSB eben.

ZUR PERSON: Heinz Haug, Jahrgang 1951, ist Texter und kennt das KSB als langjähriger Mitarbeiter und Patient in- und auswendig.


«Alles hat seine Zeit» In den letzten dreieinhalb Jahren im KSB durfte ich mit vielen verschiedenen Menschen zusammenarbeiten. Ich bin sehr dankbar für diese Vielfalt, die ich erleben durfte. Mein Abschied ist der Beginn einer neuen Reise mit spannenden Aufgaben, Entdeckungen und Erlebnissen. Für all die Glückwünsche bedanke ich mich ganz herzlich. Auf ein Wiedersehen in unseren Restaurants würde ich mich sehr freuen! Andrea Ramalingam

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Wohlfühlen und geniessen Cantina Fiori ist ein stilvolles Restaurant mit gemütlicher Ambiente. Im Gewölbe mit einem gemütlichen Weinkeller können sich die Gäste ihren Wein selbst aussuchen. Bei uns trifft man sich zum Café, zum Lunch oder zum Dinner genauso wie zum Geburtstags-Apéro oder zur Bankettfeier. In der warmen Jahreszeit bewirten wir Sie auf unserer herrlichen «Altstadt» Terrasse. Ein echter Badener Klassiker.

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Gemeinsam sind wir STERK grosses Kino seit 1899

www.sterk.ch reflexe 2-2020

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#personal

Im emotionalen

Wellenbad

Als Leiter des Notfallzentrums und der Intensivstation hat Chefarzt Markus Schwendinger bei der Covid-Bek채mpfung eine Schl체sselrolle gespielt. Hier erz채hlt er, welches Patientenschicksal ihn besonders ber체hrt hat und welche Auswirkungen die Corona-Krise auf sein Privatleben hatte. TEXT Omar Gisler FOTO Charlie Hug

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E

rschreckend am Coronavirus ist, wie rasch sich der Gesundheitszustand der Patienten verschlechtern kann. Als Arzt ist man deshalb laufend mit der Frage konfrontiert, welche Therapien man einleiten soll, um den Patienten adäquat zu behandeln. Zum Glück verfügten 95 Prozent der Covid-Patienten, die im KSB hospitalisiert waren, über eine Patientenverfügung. Das hat unsere Arbeit sehr erleichtert. Denn so konnten wir uns nach dem Willen der Patienten richten. Es gab viele ältere Covid-Patienten mit Zusatzerkrankungen, die explizit den Wunsch äusserten, nicht auf die Intensivpflegestation (IPS) verlegt zu werden. Das ist verständlich. Denn ein IPS-Aufenthalt, das muss man klar und deutlich festhalten, ist nichts Angenehmes – egal, wie gut die medizinische Betreuung dort ist. Vierzehn der siebzehn Covid-Opfer, die das KSB verzeichnete, starben auf der für Corona-Fälle geschaffenen Bettenstation. Ihr Durchschnittsalter lag bei 87 Jahren. Einer dieser Patienten betonte, dass er nicht künstlich beatmet werden wolle; er überlasse den Platz in der IPS einem jüngeren Patienten. Wir entgegneten ihm, dass diese Geste nicht nötig sei, da wir über ausreichend Beatmungsplätze verfügen würden. Er blieb jedoch bei seiner Meinung mit dem Hinweis, dass er sein Leben gelebt habe und zu alt und zu schwer erkrankt sei, um noch Aussichten auf eine Zukunft mit ausreichend Lebensqualität zu haben. Der Zeitpunkt zum Sterben sei für ihn nun gekommen. Eine solche Willensäusserung gilt es zu respektieren.

« Patientenverfügungen haben uns die Arbeit erleichtert.»

Schwerer fällt dies, wenn man es mit Patienten zu tun hat, die jünger sind und statistisch gesehen noch viele Lebensjahre vor sich haben. Einen solchen Fall hatten wir Ende April, als eine 45-jährige Frau, Mutter von sieben Kindern, ins Notfallzentrum des KSB gebracht wurde. Sie hatte einen Herz-Kreislaufstillstand, als sie bei uns eintraf. Wir gaben alles, um sie zu reanimieren. Es war eine eindrückliche Teamleistung. Wir holten die Frau zurück ins Leben und waren stolz auf unsere Leistung. Die Freude währte jedoch nur kurz: Die Frau litt an amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer nicht heilbaren degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems. In ihrer Patientenverfügung hielt sie fest, dass sie nur eine beschränkte Therapie wolle. Für uns stellte sich sofort die Frage: Haben wir das Richtige getan?

Erschwerend kamen zwei Aspekte hinzu: Zum einen fiel der Corona-Test bei der Frau positiv aus, zum anderen befand sich ihr Ehemann als intubierter Covid-Patient ebenfalls auf der IPS. Im Gegensatz zu seiner Frau, die schliesslich zu einem der drei Covid-Opfer wurde, die auf unserer IPS starben, überlebte er. Als sich abzeichnete, dass die Frau sterben würde, versuchten wir, zumindest der ältesten Tochter den Abschied zu ermöglichen. Das tönt einfach, war aber schwierig, weil die Tochter ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert war. Mit dem ÖV konnte die 18-Jährige daher nicht anreisen, und die Verwandten zeigten keine Lust, sie ins KSB zu transportieren. Es schien daher unmöglich, dass sie von ihrer Mutter noch Abschied nehmen könnte. Sehr beeindruckt hat mich, dass in dieser Situation eine Pflegefachfrau sich spontan anerbot, die Tochter mit ihrem Privatauto ins KSB zu chauffieren. Sie wollte dies in ihrer Freizeit tun, im Wissen, dass sie Gefahr läuft, sich dabei anzustecken. Da sich dann doch noch ein Verwandter fand, der den Transport übernahm, musste sie nicht einspringen. Trotzdem: Dieses selbstlose Engagement verdient höchste Wertschätzung und Respekt.

«An der Front hat sich fast niemand angesteckt.»

Das Schicksal der 45-jährigen Mutter mit ihren sieben Kindern hat mich noch lange beschäftigt. Diese Gedanken lässt man nicht einfach zurück, wenn man das Spital verlässt. Sport, insbesondere Joggen, hilft mir bei der Verarbeitung solcher Erlebnisse ebenso so sehr wie Gespräche mit meiner Frau. Womit wir beim Privatleben wären, das unter der Coronakrise ebenfalls gelitten hat. Mir erging es ähnlich wie vielen Mitarbeitenden des Notfalls und auf der IPS: Von etlichen Verwandten und Bekannten wurden wir gemieden, aus Angst, wir würden das Virus verbreiten. Vor diesem Hintergrund ist es besonders erfreulich, dass sich von meinem Team – bis auf eine Ausnahme – niemand angesteckt hat, obwohl wir besonders exponiert waren. Die professionelle Sorgfalt und die Hygienemassnahmen zeigten ihre Wirkung. Die grosse Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung sowie das Schicksal der 45-jährigen Frau und ihren sieben Kindern bilden wahrscheinlich diejenigen Facetten der Coronakrise, die ich am längsten in Erinnerung behalten werde.»

Darüber habe ich mich gefreut

Darüber habe ich mich geärgert

– Die hohe Flexibilität, mit der die Teams auf der IPS und im INZ auf die ständig wechselnden Anforderungen reagiert haben. – Das gute Krisenmanagement des KSB respektive die Gewissheit, dass wir auch ein höheres Patientenaufkommen hätten bewältigen können. – Das schöne Wetter. Unbeständiges April-Wetter hätte während des Lockdowns wohl zusätzlich auf die Moral geschlagen.

– Viele Mitarbeitende waren mit sehr viel Engagement im Einsatz, ein paar wenige hingegen drückten sich aus Angst vor einer Ansteckung. – Selbstdarsteller in der Öffentlichkeit – Doppelspurigkeiten bei der statistischen Datenerhebung

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#personal

... und plötzlich hat niemand

mehr ein Wehwehchen. Das Interdisziplinäre Notfallzentrum (INZ) bietet Patienten rund um die Uhr eine Anlaufstelle. Während der Coronakrise ging die Anzahl der Bagatellfälle stark zurück. Überraschend ist, dass auch weniger Patienten mit Infarkten und Hirnschlägen auftauchten.

Patientenzahlen INZ: Vergleich Frühjahr 2019 und 2020 Anzahl Patienten

Gab es während der Corona-Krise weniger Krankheiten und Unfälle? Oder hielt die Angst vor Corona die Patienten von einem Gang ins Spital ab? Tatsache ist, dass im INZ im Frühjahr 2020 deutlich weniger Patienten mit mittlerem und tiefem Schweregrad (ESI 3 – 5) behandelt wurden als im Vorjahr. Der Rückgang beträgt rund 30 Prozent. Die Anzahl der Patienten mit einem hohen Schweregrad (ESI 1 und 2) war mit 4 Prozent hingegen nur leicht rückläufig.

Lockdown

250 200 150 100 50

1.2. INZ 2019

1.3.

mehr Patienten meldeten sich mit Infekten der oberen Luftwege.

26% weniger Patienten als im Vorjahr suchten zwischen dem 16. März und 10. Mai 2020 das INZ auf. In absoluten Zahlen sind das 2000 Patienten weniger.

reflexe 2-2020

1.5.

INZ 2020

50%

16

1.4.

Hirnschläge und Herzinfarkte gingen deutlich zurück 2019

2020

Veränderung

Stroke

49

37

– 18%

Herzinfarkt

26

20

– 23%

67%

weniger Kinder und Jugendliche suchten den Notfall auf.

50%

weniger Patienten mit Verletzungen, Stürzen und Unfällen wurden registriert – wohl eine Folge des Lockdowns. Viele Arbeiten und sportliche Aktivitäten wurden auf ein Minimum reduziert.


Der Alltag ist bunt – trotz Corona

Gerade in Zeiten von Corona, wenn Ausflüge und Veranstaltungen eingeschränkt sind, spielen Spass und sinnvolle Tätigkeiten eine besonders grosse Rolle. Unter den nötigen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen wird in der Senevita Lindenbaum weiterhin getanzt, gesungen, gebacken und gespielt.

Für die Seniorinnen und Senioren besonders wichtig sind Besuche von lieben Angehörigen. Dank Videotelefonie auf Tablets gelang es, trotz Besuchsverbot den Kontakt zwischen Grosseltern, Kindern und Enkelkindern aufrecht zu erhalten. Ein Kommunikationsweg, der zwar den persönlichen Austausch nicht ersetzt, der aber dennoch wertvolle Momente der Nähe herstellt. Und der die Digitalisierung in die Senevita Lindenbaum gebracht hat: Waren Tablets zu Jahresbeginn noch ein Fremdwort, wischt inzwischen manch Seniorin oder Senior gekonnt über den Touchscreen. Neben allen Einschränkungen hat die Pandemie weitere positive Erkenntnisse gebracht. Der Zusammenhalt ist stärker geworden, die Mitarbeitenden stehen noch flexibler für die Bewohnenden ein. Sei es mit kreativen Ideen, bedürfnisgerechten Lösungen oder mit dem Gegenteil von Social Distancing: einer Extraportion Zuwendung.

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#personal

Erfahrungen, Erlebnisse

Erkenntnisse

Hier kommen KSB-Mitarbeitende, die Covid-Patienten betreut und behandelt haben, zu Wort. Sie erzählen, was sie gefreut und geärgert hat, mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen hatten, was sie motivierte und aufbaute.

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JOSIP KRNJAK DIPL. PFLEGEFACHMANN MBV Die grösste Herausforderung stellte für mich die Ungewissheit dar. Zu Beginn der Krise wussten wir nicht, was die idealen Schutzmassnahmen sind. Die Standards wurden fast täglich aktualisiert. Aufgrund des Besuchsverbots war die Kommunikation mit den Angehörigen schwierig. Ein Aufsteller waren immer wieder die freudigen Gesichter der geheilten Patienten, die wir nach Hause entlassen konnten.

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KARSTEN RICHTER LEITER PFLEGE INZ, IMC, IDIS Im «normalen» Spitalalltag vergessen wir sehr schnell, wie wichtig qualitativ und spezifisch sehr gut ausgebildetes Personal ist. Wenn wir uns den komplexen Krankheitsverlauf unserer Patienten, die mit Covid-19 im KSB behandelt wurden, anschauen, sehen wir auch, dass dieses Personal nicht zu ersetzen ist und man an diesem auch in der Zukunft nicht sparen sollte.

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MATTHIAS MOSER PFLEGE IDIS, BERUFSBILDUNGSVERANTWORTLICHER Mit der richtigen Einstellung ist auch unter schwierigen Bedingungen ein erfolgreiches Lernen möglich. Dies haben unsere Studierenden während der Corona-Zeit zur Genüge bewiesen! Mein schönstes Erlebnis? Als ein Patient, der neun Tage intubiert gewesen war, unmittelbar nach dem Entfernen des Beatmungsschlauches vor Freude zu weinen begann und sich für die Behandlung bedankte.

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ANKE STRAUCHMANN STATIONSLEITERIN 122 Von einem Tag auf den anderen wurde der ganze 12. Stock abgeriegelt und in eine Covid-Station umgewandelt. Diese Abschottung hat den einen oder anderen Mitarbeitenden anfangs schon erschreckt. Dazu kam, dass wir während der gesamten Schicht einen Schutzmantel sowie FFP2-Masken tragen mussten. Der Gang zur Toilette, das Ein- und Ausschleusen von Mitarbeitenden, das Maskenmanagement, die Händedesinfektion – all diese Umstellungen stellten grosse Herausforderungen dar. «Not macht erfinderisch», könnte man dazu sagen.

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«

ANDREA STRITTMATTER BERUFSBILDNERIN PFLEGE IDIS Eine der grössten Herausforderungen bestand für mich darin, den Überblick zu behalten. Wir hatten sehr viele tatkräftige Helfer, wofür wir sehr dankbar waren. Es war jedoch schwierig, bei pulmonal instabilen Patienten Tätigkeiten abzugeben. Sehr belastend waren auch die vielen Angehörigengespräche. Die Vorstellung, wie es ihnen am Telefon ergeht, war teilweise sehr schwer. Man konnte ihnen gar nicht das bieten, was sie eigentlich brauchten.

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URSINA SCHMID OBERÄRZTIN IDIS Die Ungewissheit stellte für mich die grösste Herausforderung dar. Aufgrund der Nachrichten aus Italien mit der unglaublichen Anzahl Erkrankter und den fehlenden Ressourcen mussten wir uns auf mögliche ethische Entscheide und Abweichungen von unseren üblichen Behandlungskonzepten gefasst machen. Diese Gedanken befand ich als beängstigend. Umso mehr schätze ich es, dass wir nicht in diese Lage gekommen sind. Herausfordernd war zudem die soziale Isolierung. Das Leben nur zwischen Zuhause und Arbeit, ohne direkten Kontakt zu Freunden und Familie, erschwerte den Umgang mit der Ungewissheit.

«

PATRICIA STÖCKLIN LEITENDE ÄRZTIN IDIS Für mich gab es nicht ein schönstes Erlebnis, sondern viele sehr positive Erlebnisse. Sei es mit Patienten, die sich anfangs in einem sehr kritischen Zustand befanden und dann nach Hause gehen konnten, oder auch Situationen mit Angehörigen, die wir via Facetime regelmässig über den Verlauf informiert haben und so trotz Besuchsverbot eine gewisse «Nähe» schaffen konnten. Sehr schön fand ich auch die Geste von einzelnen Chef- und Leitenden Ärzten anderer Disziplinen, die bei uns vorbeigekommen sind, um uns ihre Hilfe anzubieten.

«

TIM-OLIVER KNESCHKE LEITENDER ARZT IDIS Zu Beginn der Pandemie herrschte eine grosse Unsicherheit in Bezug auf das Ausmass und die Gefährlichkeit für jeden einzelnen, die vom Coronavirus ausging. Mich hat überrascht, was für eine immense psychische Belastung diese Unsicherheit bewirkte. Dies konnte ich nicht nur an mir selbst, sondern auch an allen Kollegen beobachten. Dies legte sich zum Glück mit der zunehmenden Erfahrung im Umgang mit Coronapatienten wieder, sodass eine neue Art von Normalität einkehrte. Die Intensität der psychischen Belastung hat mich überrascht und gezeigt, dass diese schnell unterschätzt wird. Alle schienen gut zu funktionieren, aber schlussendlich sind wir keine Maschinen.

«

SARAH STEGER DIPL. PFLEGEFACHFRAU IMC Am meisten überrascht hat mich, dass eine Situation, wie man sie nur aus dem TV kennt, auch bei uns wahr werden kann. Der Umgang mit der grossen allgemeinen Unsicherheit und die ständigen Änderungen der Isolationsmassnahmen stellten für mich die grösste Herausforderung dar.

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#personal

«

PATRICK LEUTE STATIONSLEITER PFLEGE IDIS Zu Beginn hat mich am meisten erstaunt, wie «geschockt» viele Mitarbeitende reagierten, als die Covid-Krise uns erreicht hat – obwohl doch in den Medien schon seit Wochen fast nur noch über dieses Thema berichtet wurde. Erst als wir die erste Trennwand bauten und in den Büroräumen zusätzliche Kojen entstanden, wurde wirklich allen bewusst, was uns bevorsteht. Positiv überrascht hat mich, wie administrativ und organisatorisch unkompliziert es laufen kann, wenn es muss. Oft reichte ein Telefonat oder eine E-Mail, um etwas Wichtiges zu organisieren.

«

SABRINA HARDMEIER KLINISCHE FACHSPEZIALISTIN Zusammen sind wir stark! Das ist für mich die wichtigste Erkenntnis aus der Covid-Krise. Dass wir es im KSB geschafft haben, den Betrieb so schnell umzustellen, hat mich positiv überrascht.

«

ANDREA BUSSLINGER DIPL. PFLEGEFACHFRAU IMC Ein junger Patient, der auf der IDIS zwei Wochen lang beatmet worden war, wurde nach der Extubation zu uns auf die IMC verlegt. Ich kannte ihn persönlich als Lehrer meiner Tochter. Kurz vor seiner Covid-Erkrankung hat er ein Lied geschrieben. Ich wollte ihm dieses Lied als Aufsteller gerne abspielen. Aber ich durfte mein Handy nicht in die Isolationszone mitnehmen. Also haben meine Kolleginnen mitgeholfen: Als ich bei ihm am Bett stand, haben wir mit seinem Patiententelefon ins Stationsbüro angerufen, von wo aus meine Kollegin das Lied abgespielt hat. Der Patient war überrascht und emotional berührt. Er war nicht der einzige, der in diesem Moment anfing zu weinen.

«

SENTA HUG DIPL. EXPERTIN IDIS I.A. Eine der grössten Herausforderungen bestand für mich darin, mit der vorgegebenen Schutzkleidung zu arbeiten. Die kleinste körperliche Anstrengung in der Covid-Zone bereitete teilweise grosse Mühe. Auch schmerzte die FFP-Maske und hinterliess Druckstellen. Vor allem der Nachtdienst mit der kombinierten Müdigkeit wirkte sich auf die Konzentrationsfähigkeit des gesamten Teams aus. Anstrengend empfand ich ebenfalls, dass Corona das tägliche Hauptthema bei der Arbeit darstellte und dies auch im Privatleben kein Ende fand.

«

ANDRES HÖCHLI ASSISTENZARZT IDIS Eine der eindrücklichsten Erkenntnisse der Corona-Krise ist, wie innert kürzester Frist dank des nicht selbstverständlichen Einsatzes und Mehraufwands des gesamten Personals nahe an der Belastungsgrenze die Kapazitäten auf dem Notfall, der IMC, den Abteilungen und vor allem auf der Intensivstation auf zuvor unvorstellbare Kapazitäten ausgebaut wurden. Ich hoffe, dass nicht nur für mich diese Erkenntnis über die Relevanz des Gesundheitspersonals anhält. Vielleicht bleiben Applaus und Znüni-Spenden für Arbeiternehmer in der Grundversorgung dann langfristig nicht der einzige Dank.

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« Ich wünschte mir, dass alles nur ein böser Traum ist.» François Fontana, ärztlicher Leiter auf der IDIS, kämpfte zusammen mit seinem Team um das Leben von CovidPatienten. Hier erzählt er, was man in den Medien nicht sah, worüber er sich ärgerte und weshalb ein Aufenthalt auf der Intensivstation nicht mit einem Flug in der First-Class vergleichbar ist.

Selten wurde so oft über Intensivbetten diskutiert wie während der Coronakrise… Die Wertschätzung gegenüber der Intensivmedizin hat spürbar zugenommen. Wir werden nun nicht mehr bloss als Dienstleister wahrgenommen, sondern als wichtige Säule des Spitals. Das ist erfreulich. Aber es gibt auch Aspekte, die mich nachdenklich stimmen. Zum Beispiel? Der «Wettkampf der Spitäler» um zusätzliche Beatmungsplätze. Das suggeriert eine falsche Sicherheit gegenüber der Erkrankung. Daniel Scheidegger, der Präsident der Fachgesellschaft SAMW, hat das treffend formuliert: «Viele Leute haben eine falsche Vorstellung von einer Intensivstation und meinen, das sei wie Fliegen in der 1. Klasse. Wenn man aber mal dort war, weiss man: Das ist eine sehr harte Zeit.». Was meinen Sie damit konkret? Viele unserer Patienten waren in einem sehr kritischen Zustand. Rund die Hälfte von ihnen hatte einen schwerwiegenden und langen Verlauf. Knapp ein Drittel trägt eine «steife Lunge» davon, das heisst, sie werden immer wieder mit Atemnot zu kämpfen haben. Darüber wurde in den Medien nie berichtet. Ich bin dennoch positiv überrascht, dass von den 34 Patienten, die wir behandelt haben, 31 überlebt haben. Aufgrund der Erkenntnisse aus Italien haben wir mit einer viel höheren Mortalität rechnen müssen. Was hat Sie sonst noch überrascht? Im negativen Sinne: Der Voyeurismus einiger Mitarbeitender. Dadurch verletzten sie die Privatsphäre der Patienten. Diese werden das wohl nie erfahren. Mich hat dieses Verhalten trotzdem gestört, und wir haben es auch sanktioniert. Geärgert hat mich auch, dass angeforderte medizinische Untersu-

chungen und Interventionen ungern respektive mit Vorbehalt durchgeführt wurden. Ob Angst vor einer Ansteckung oder Unsicherheit dahintersteckten, weiss ich nicht. Für mich und mein Team war es selbstverständlich, täglich in die «Höhle des Löwen» zu gehen. Wie sind Sie damit umgegangen? Eine der grössten Herausforderung besteht darin, die persönliche Unsicherheit und Ängste mit der Professionalität in Einklang zu bringen. Zu Beginn wussten wir sehr wenig über die Erkrankung. Machen wir wirklich das Richtige? Sind wir ausreichend geschützt? Was passiert mit mir, wenn ich mich anstecke? Ich könnte vielleicht sogar sterben, was passiert dann mit meiner Familie? – Man bewegt sich in einem Wechselbad der Gefühle. In den Medien gibt es nur noch ein Thema, auch zu Hause und bei der Arbeit dreht sich alles um Covid. Anfangs habe ich mir am Morgen beim Aufwachen gewünscht, dass alles nur ein böser Traum ist. Mittlerweile haben wir alle gelernt, damit umzugehen – jeder auf seine persönliche Weise.

«Wir haben mit einer höheren Mortalität gerechnet.»

Welche Note würden Sie dem KSB für seine Covid-Bewältigung erteilen? Schwierig… Vielleicht waren wir gut vorbereitet, vielleicht haben wir einfach nur Glück gehabt. Gefordert, wie wir es in den Medienberichten aus Italien mitbekommen haben, waren wir bis jetzt zum Glück nie. Covid wird uns aber noch eine Weile begleiten. Wahrscheinlich können wir erst in einem Jahr sagen, ob wir wirklich gut waren.

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#personal 22

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«Das macht uns so schnell niemand nach!» In Wuhan war sie nicht, dafür in Wladiwostok. In Grindelwald ahnte sie erstmals, dass eine Pandemie droht. Im KSB sorgte sie dafür, dass grösseres Ungemach ausblieb. Zeit, mit Andrée Friedl, Leitende Ärztin Infektiologie und Spitalhygiene am KSB, Bilanz zu ziehen. Ihre Aufgabe: Den vorgegebenen Satzanfang zu vervollständigen. FOTO Philipp Bachmann

Erstmals richtig bewusst, dass eine grosse Pandemie auf uns zurollt, wurde mir … Mitte Januar dieses Jahres. Als ich dann Ende Januar an einer Fortbildung in Grindelwald von einem in Wuhan arbeitenden australischen Virologen hörte, was sich dort abspielte, stand für mich definitiv fest, dass wir ein Problem bekommen würden. Noch nicht abschätzbar war zu diesem Zeitpunkt jedoch dessen Tragweite. Als der Bundesrat den Lockdown beschloss, habe ich damit gerechnet, dass… sich viele Leute nicht an die Vorgaben halten würden. Ich wurde positiv vom Gegenteil überrascht. Dass WC-Papier ein rares Gut werden würde, habe ich jedoch nicht gedacht. Die Webseite, die ich am häufigsten besucht habe, … ist neben www.corona-data.ch diejenige der NZZ. Am meisten beschäftigt hat mich in den vergangenen Tagen, … dass durch die Lockerungsmassnahmen alle das Gefühl haben, Covid sei erledigt und vorbei, und sich nicht mehr an die Hygiene- und Distanzregeln halten und es dadurch zu einer nächsten Welle an Patienten kommen wird.

Meine wichtigste Erkenntnis ist, … dass die Zusammenarbeit im KSB super klappt, wenn es um die Wurst geht! Und zwar über alle Fachgebiete, Hierarchiestufen und Berufsgruppen hinweg. Das ist absolute Weltklasse und macht uns so schnell niemand nach. Überrascht war ich von … der Tatsache, dass Patienten mit Stroke und Herzinfarkten einfach nicht mehr ins Spital kamen. Dass der verstauchte Pipifax nicht mehr kommt, war ja gut. Aber schwer nachvollziehbar ist, dass sich Personen mit ernsthaften medizinischen Problemen auch nicht mehr gemeldet haben. Im Vergleich zu SARS, Vogelgrippe und Co. war Covid-19 … keine theoretische Übung mit viel Panik, Arbeit und ohne einen einzigen Patienten. Sondern der Ernstfall. Aber: aus den Vorbereitungen auf SARS, Ebola, Vogel- und Schweinegrippe haben wir gelernt, sodass wir verhältnismässig gut vorbereitet waren. Am meisten geärgert hat mich, … dass Material geklaut wurde, als wir es am dringendsten benötigten: Masken, Schürzen und Desinfektionsmittel. Shame on you! Positiv war … erstens die Zusammenarbeit zwischen den vielen Berufsgruppen und die Bereitschaft, eine andere als die normale Arbeit auszuüben. Teamarbeit im Quadrat. Das war wirklich das Beste, deshalb erwähne ich es nochmals. … zweitens die Geschwindigkeit unseres Technischen Dienstes. Es gab ja schon von früher Schätzungen, wie viel Zeit wir für Umbauten benötigen würden. Aus den geplanten 1 bis 2 Tagen wurden dann aber maximal 1 bis 2 Stunden. … drittens der Erfindungsreichtum: Schürzen autoklavieren, Masken aufsterilisieren, Tätigkeiten komplett anders organisieren als normal und vieles mehr. Emotional am meisten gerührt war ich, als … sich unsere ersten Covid-Patienten bei uns gemeldet haben, um uns zu danken und uns ihr Blut für wissenschaftliche Unter-

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#personal

suchungen anboten. Es ist immer wieder ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man Patienten nach Hause entlassen kann, vor allem dann, wenn sie eine lange und harte Zeit auf der IDIS hinter sich haben. Am meisten vermisst habe ich während des Lockdowns … den sozialen Kontakt mit Freunden und Familie. Und ein offenes Gartencenter! Die Hygiene-Massnahme, deren Einhaltung mir am schwersten fällt, ist … wie für alle anderen auch: das Distanz halten. Ich vergesse es einfach immer wieder. Angst vor einer Ansteckung habe ich … nicht wirklich. Aber Respekt davor. Vor einer Erkrankung, die von harmlos bis tödlich verlaufen kann, was im Einzelfall ja nicht vorhersehbar ist. Falls es mich erwischt, zähle ich auf die volle KSB-Power, mich über die Runden zu bringen. Und hoffe natürlich, dass es das nicht braucht.

« Die Krise ist noch nicht vorbei.»

Das KSB hat die Corona-Krise … im Vergleich zu anderen Spitälern, in die ich reingesehen habe und bei allen Holprigkeiten und Dingen, die man besser machen könnte, bisher sehr gut gemeistert. Aber die Krise ist noch nicht vorbei, und wir wollen das Rennen ja nicht noch auf der Zielgeraden verlieren. Verglichen mit anderen Ländern hat die Schweiz … verhältnismässig viele Kranke gehabt und zu Beginn zögerlich, dann aber mit einem Riesenschritt sehr entschlossen reagiert. Fortsetzung folgt. Die zweite Welle wird … kommen. Die Frage ist bloss, ob die Welle ein sanftes Geplätscher in einem Teich sein wird oder ein Tsunami. Virologen sind … wir jetzt alle. Oder nicht? Schlaflose Nächte … hatte ich, als wir nur noch für wenige Tage Schutzmäntel vorrätig hatten und die bestellten Lieferungen an deutschen und französischen Grenzen stecken geblieben sind. Ich hätte es als sehr schlimm empfunden, unsere eigenen Leute nicht mehr richtig schützen zu können. Glücklicherweise kam es nicht dazu. Abgeschaltet habe ich während der Corona-Krise … in meinem Garten. Corona-Bier habe ich … noch nie getrunken und werde das auch nicht tun. Auch nicht Feldschlösschen oder Paulaner. Bier ist scheusslich. Das sage ich als Tochter eines Bayern.

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Rückblickend war der wichtigste Entscheid bei der Covid-Bekämpfung, … rasch und früh aufs Gaspedal zu stehen. Dadurch haben wir schon Material eingekauft, als vieles noch erhältlich war. Und uns als Betrieb organisatorisch auf eine Welle von Kranken eingestellt, als sie noch nicht da war. Im Nachhinein ist man immer klüger. Deshalb würde ich … noch mehr Material und Medikamente ins Pandemielager des KSB aufnehmen. Und jetzt zuhören, was die Rückmeldungen der KSB-Mitarbeitenden sind, um zu erfahren, was funktioniert hat und was nicht. Dieses Feedback kann man dann in die Revision des Pandemieplanes einbringen. Händeschütteln werden wir… im Spital vielleicht in vielen Situationen gar nicht mehr. Aber ausserhalb sicher wieder. Es ist ein Zeichen des zivilisierten und höflichen Umgangs miteinander, welches ich schon vermisse. Meine Sommerferien verbringe ich … Tja, gute Frage. Vor einem Jahr bin ich über 13'000 km Zug gefahren – von Birmenstorf nach Wladiwostok. Dieses Jahr wird es – falls keine 2. Welle dazwischenkommt – vermutlich ein Roadtrip durch die Schweiz werden. An die Corona-Krise werden wir uns in zehn Jahren erinnern als Ereignis, das … alles durcheinandergewirbelt hat und uns gezeigt hat, dass selbst ein modernes und reiches Land wie die Schweiz nicht verschont wird von Epidemien, Mangel an normalerweise problemlos beschaffbarem Material und wirtschaftlichen Folgen. Dass einzelne Menschen sich angesichts der Bedrohung egoistisch verhalten haben, aber vor allem, dass die Bevölkerung und das KSB-Personal zusammengestanden sind. Ich hoffe vor allem, dass das Ereignis nicht vergessen geht und wir unter Rückbesinnung auf unsere eigenen Ressourcen für das nächste derartige Ereignis planen. Das sicherlich eintreten wird, so ca. in 100 Jahren?

«Wir sollten mehr Medikamente und Material lagern.»

Die Qual der Wahl: Dies oder das? Labor oder Tiermarkt?

Tiermarkt

WHO oder BAG?

Beide

Daniel Koch oder Christian Drosten?

Drosten

Coiffeur oder Restaurant?

Coiffeur

Ein Meter oder zwei Meter?

Zwei

Tracing App oder Datenschutz?

Tracing App

Social Distancing oder

Social Distancing

Herdenimmunität?


Aus dem Flirt wurde Liebe

Antireflex: Die Schweiz hasst die Zürcher nicht mehr – das ist nicht gut Seite 12

Dienstag, 10. März 2020 ∙ Nr. 58 ∙ 241. Jg.

Bond-Girl Ana de Armas (31) und Hollywood-Kollege Ben Affleck (47) scheinen es ernst zu meinen Letzte Seite

SMI-Höchststand, 19. 2. 2020: 11 270 Punkte

Ganz Italien abgeriegelt!

S

Seiten 2-3

Jetzt schon an den Sommer denken Bald ist Zeit für den Pneuwechsel.

SMI-Tiefststand, 9. 3. 2020: 9059.11 Punkte

Fotos: FilmMagic, Imago, Myrte Müller

Die beiden Kinder, Bootsflüchtlinge aus Afghanistan, mussten am Strand von Lesbos schlafen, bis sie gestern endlich in einem Zelt Unterschlupf und Wärme fanden. Die Lage auf der griechischen Insel: dramatisch Seite 11

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 redaktion@blick.ch oder vorname.nachname@ringier.ch Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) kundenservice@blick.ch Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

Auch Atemschutzmasken können an der Börse von Kuwait nichts gegen die Kursverluste ausrichten.

NOUFAL IBRAHIM / EPA

Gebeutelte Finanzwerte

Die wichtigsten Marken im grossen Reifentest Seite 13

Befürworter und Gegner der KonzernverantwortungsInitiative richten mit der grossen Kelle an Seite 8

DSt. Brüssel · Im Streit um das gemeinsame Flüchtlingsabkommen haben die Türkei und die EU einen Versuch der Annäherung unternommen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan reiste dazu am Montag nach Brüssel, um mit der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem EURats-Chef Charles Michel über die Zukunft des Abkommens zu sprechen. Der wegen seiner Militärmanöver in Syrien unter Druck geratene Präsident hatte Ende Februar erklärt, die Grenze zur EU sei für Migranten offen, und damit gegen die 2016 geschlossene Vereinbarung verstossen. Zehntausende hatten sich in der Folge auf den Weg in Richtung Griechenland gemacht, wo sie jedoch mit Tränengas und Wasserwerfern am Grenzübertritt gehindert wurden. Von der Leyen und Michel sprachen im Anschluss an die knapp zweistündige Krisensitzung am Montagabend von «konstruktiven Gesprächen». Bei der gemeinsamen Pressekonferenz am späten Abend fehlte Erdogan allerdings. Die EU, so fasste von der Leyen das Treffen zusammen, stehe nach wie vor zum Flüchtlingspakt. Das Abkommen bleibe gültig. Meinungsverschiedenheiten bei der Umsetzung sollten in den nächsten Tagen von dem EUAussenbeauftragten Josep Borrell und dem türkischen Aussenminister Mevlüt Cavusoglu sowie einem Team von Fachleuten geklärt werden, ergänzte Michel. Mehrere EU-Vertreter hatten Erdogan in letzter Zeit vorgeworfen, die Staatengemeinschaft erpressen zu wollen und Migranten dafür zu instrumentalisieren. Auch von der Leyen sprach am Montagvormittag von «politisch motiviertem Druck» auf die EU-Aussengrenzen. Zugleich äusserte die Kommissionschefin sowohl Verständnis für Migranten, die an der Grenze ausharrten, wie für die griechischen Behörden. Übermässige Gewalt gegenüber den Migranten müsse aber vermieden werden, und Grundrechte müssten gesichert werden; das gelte auch für das Recht, in der EU einen Asylantrag zu stellen, so von der Leyen. Es war das erste Mal, dass sie auf Distanz zum Vorgehen der griechischen Regierung ging. Bei einem Besuch vor einer Woche an der griechisch-türkischen Grenze hatte sie sich noch vorbehaltlos hinter Athen gestellt. Ob und inwieweit von der Leyen und Michel Erdogan entgegengekommen sind, darüber konnte am Montagabend nur spekuliert werden. Der türkische Präsident war gleich mit mehreren Forderungen nach Brüssel gereist. So hatte er nicht nur auf eine Erhöhung der Finanzhilfen gedrängt. Er wünschte sich auch, dass die Hilfsgelder der EU im Rahmen des Abkommens nicht an Hilfsorganisationen, sondern direkt in den türkischen Haushalt fliessen. Bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte sich Erdogan zuvor ausserdem mehr militärische Unterstützung von den Verbündeten für den türkischen Einsatz in Syrien gewünscht. Laut Diplomaten hofft die Türkei unter anderem auf mehr Aufklärungsflugzeuge und mehr Schiffe im östlichen Mittelmeer. Stoltenberg reagierte verhalten und betonte, das Bündnis unterstütze die Türkei schon jetzt stark.

MICHAEL FERBER, CHRISTOF LEISINGER, NEW YORK

Die Panik um die Ausbreitung des Coronavirus und der eskalierende Machtkampf innerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) haben am Montag die Aktienbörsen weltweit in die Tiefe gerissen. Nach massiven Kursverlusten in Asien und Europa gaben auch die Kurse an der New Yorker Wall Street stark nach. Das Leitbarometer Dow Jones Industrial Average verlor zu Handelsbeginn 7,2 Prozent. Anschliessend wurde der Handel automatisch für 15 Minuten unterbrochen – eine Regelung, die dabei helfen soll, Panik an den Finanzmärkten zu vermeiden. Danach wurde der Handel wiederaufgenommen, der Dow Jones schloss aber mit einem deutlichen Minus von 7,8 Prozent. Die starken Verluste zeigen die grosse Angst der Investoren vor einer Wirtschaftskrise.

Endlich wieder unter einer Decke

Teure Schlacht steht bevor

Die Tageszeitung für die Schweiz Mittwoch, 11. März 2020

Corona-Krise

Die EU will am Flüchtlingspakt mit der Türkei festhalten Der Montag hat an den Märkten ungute Erinnerungen an das Finanzkrisenjahr 2008 geweckt. Die New Yorker Börse hat den Handel nach starken Verlusten vorübergehend sogar ausgesetzt.

Ein- und Ausreisen sind nicht mehr möglich Ausnahmen: Medizinische und familiäre Notfälle oder um im Ausland zu arbeiten. Grenzgänger können also wohl immer noch ins Tessin Schliessung aller Schulen bis 3. April verlängert Alle Sportanlässe abgesagt, darunter die Fussballspiele der Serie A Was die Abriegelung für Touristen bedeutet, ist noch unklar Seite 5

KOLBE, CLAUDIA GNEHM

o bös ging es mit der Börse seit dem Ende des Mindestkurses Anfang 2015 nicht mehr bachab. Zeitweise brach der Schweizer Leitindex SMI um fast sieben Prozent ein. An anderen Börsen der Welt sah es nicht besser aus. Der Corona-Crash, wie der Kurssturz von gestern Montag genannt wird, bescherte den Anlegern massive Einbussen. So richtig hart trifft es die Märkte, weil gleichzeitig die Ölpreise in den Keller rasseln. SaudiArabien und Russland liefern sich einen Preiskrieg, nun droht im Frühjahr ein massives Überangebot. Während die Krise an den Finanzmärkten teils panische Reaktionen auslöst, hat sie für Konsumenten auch Vorteile. Bereits gestern senkte die Migrol den Benzinpreis, auch das Heizöl wird billiger.

Von der Leyen versucht Erdogan zu zähmen

Das Coronavirus und der stärkste Einbruch beim Erdölpreis seit 1991 sorgen für massive Kursverluste bei Aktien

Ab heute ist Italien Sperrzone. Die Folgen sind dramatisch!

ULRICH ROTZINGER, CHRISTIAN

Einer der schwärzesten Börsentage seit Jahren Ölpreiszerfall versetzt Märkte in Panik Benzin wird billiger, der Franken teurer

AZ 8021 Zürich ∙ Fr. 4.90 ∙ € 4.90

Die Börsen im Panik-Modus

CoronaCrash!

Die Tageszeitung für die Schweiz Dienstag, 10. März 2020

Die grosse Rentendebatte Arbeitgeber und Gewerkschafter diskutieren live um 12 Uhr Fr. 2.50

Der Swiss-Market-Index (SMI) schloss am Montag mit einem Minus von 5,6 Prozent. Das Schweizer Leitbarometer begann den Handel direkt im tiefroten Bereich und schwächte sich um bis zu 7 Prozent ab. Sämtliche SMI-Werte notierten deutlich tiefer. Besonders hart erwischte es die Finanzwerte. Die Titel der Grossbank Credit Suisse verbuchten ein Minus von 12,9 Prozent, die der Wettbewerberin UBS ein solches von 10,4 Prozent.Die Aktien der defensiven Schwergewichte Nestlé (–3,1 Prozent) und Novartis (–4,1 Prozent) hielten sich am Montag im SMI noch am besten. Der Leitindex der 50 grössten kotierten Unternehmen der Euro-Zone, der Euro-Stoxx 50, verbuchte am Montag einen Verlust von 8,5 Prozent. Der deutsche DAX lag mit 7,9 Prozent in negativem Terrain. Der italienische FTSE MIB gab bis Handelsschluss um mehr als 11 Prozent nach. Italien ist von der Coronavirus-Krise besonders stark betroffen und hat Mailand, die Lombardei sowie weitere Gebiete Norditaliens wegen der Epidemie abgeriegelt. Die Erdölpreise erlebten derweil ihren stärksten Einbruch seit dem Golfkrieg im Jahr 1991. Die Ursache hierfür ist ein Preiskrieg zwischen Russland und Saudiarabien, nachdem Verhandlungen zwischen der Opec und ihren Partnerländern ohne Ergebnisse geblieben sind.Am Montagmorgen gaben sie um mehr als 30 Prozent nach. Der Preis für die April-Lieferung der Sorte West Texas Intermediate (WTI) notierte am Montagabend um rund 25 Prozent unter dem Stand vom Freitag bei 31 Dollar. Der Richtwert in Europa, Brent, wurde am Montagabend bei 34.4 Dollar um gut 24 Prozent unter dem Freitagsschlusskurs gehandelt. Auf dieser Basis überrascht es kaum, dass die Aktien der Erdölunternehmen an der Wall Street massiv unter Druck

Corona-Epidemie Italien: Ministerpräsident Conte stellt ganzes Land unter Quarantäne. Seite 2, 3 Kommentare: Italien braucht dringend Seite 11 Unterstützung. Schutzmasken: Der Bund öffnet Seite 13 das Pflichtlager. Reiseverbote: In China hat die Massnahme Wirkung gezeigt. Seite 20 Notenbanken: Zinssenkungen sind Seite 21 ein schwaches Medikament. Sport: Auch der Tenniszirkus kapituliert Seite 38 vor dem Virus.

standen. So verloren die Papiere von Diamondback Energy, Apache, Marathon Oil, Occidental, Schlumberger und anderen allein am Montag bis zu 47 Prozent ihres Wertes, nachdem sie schon in den vergangenen Wochen schwach tendiert hatten.

Unternehmen sind verschuldet Stark gesunkene Erdölpreise lassen die Einnahmen zurückgehen, und das stellt einerseits die hohen Gewinnerwartungen derAnleger infrage.Andererseits sind viele der sogenannten Fracking-Unternehmen hoch verschuldet.Folglich werden mit grosser Wahrscheinlichkeit die finanziellen Schwierigkeiten in diesem Bereich deutlich zunehmen.Skeptische Investmentstrategen argumentieren,die dramatische Entwicklung am Erdölmarkt hätte kaum zu einem schlechteren Zeitpunkt für den amerikanischen Markt für hochverzinsliche Anleihen kommen können. Das Ener-

giesegment leide schon eine Weile unter Liquiditätsmangel, und nun drohe dieses Phänomen auch auf die Zinspapiere von Unternehmen aus anderen Branchen überzugreifen. Der Stress im Energiesektor erhöhe das gesamte Risiko derAnlageklasse, insbesondere für passivere Fonds. Zögen die Anleger Geld ab, würden die Fondsgesellschaften gezwungen, Liquidität zu beschaffen, indem sie zunächst die leicht zu verkaufenden Papiere abstossen. Diese müssten nicht von Firmen aus dem Energiebereich kommen. Die starke Nervosität an den Finanzmärkten bildete auch der Volatilitätsindex VIX ab. Der als «Angstbarometer» geltende Index sprang bis auf den Wert von 62 Punkten. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg ist dies der höchste Intraday-Wert seit Dezember 2008. Die starken Kursverluste sorgten dafür, dass Investoren einmal mehr in Anlagen, die als «sichere Häfen» gelten, flüchteten. Der

Euro notierte vorübergehend unter der Marke von 1,06 Franken, kletterte später aber wieder darüber. Turbulenzen gab es auch an den Zinsmärkten: Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsobligationen reduzierte sich um 0,26 Prozentpunkte auf 0,51 Prozent. Die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen fiel auf 0,9 Prozent, so dass die amerikanische Zinsstrukturkurve laut der Nachrichtenagentur Bloomberg zum ersten Mal in der Geschichte insgesamt unter 1 Prozent blieb. Zehnjährige Schweizer Staatsobligationen rentierten mit –1,03 Prozent, der Wert ging am Montag um weitere 0,13 Prozentpunkte zurück. Die Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen stiegen derweil um 0,35 Prozentpunkte auf 1,42 Prozent. Der Abstand zu deutschen Staatsobligationen übersprang zum ersten Mal seit August 2019 die Marke von 2 Prozentpunkten. Dies ist ebenfalls ein Zeichen für wachsende Nervosität unter den Investoren.

2005

Redaktion und Verlag: Neue Zürcher Zeitung, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich, Telefon: +41 44 258 11 11, Leserservice / Abonnements: +41 44 258 10 00, www.nzz.ch Wetter: 19, TV/Radio: 37, Traueranzeigen: 8, Kino: 6, Impressum: 19

AZ 4800 Zofingen Nr. 58 – 62. Jahrgang

9 772297 322004

Österreich stoppt Einreise aus Italien

Wann macht die Schweiz die Grenze dicht?

Österreich erschwert die Einreise aus Italien. Am Grenzpass Brenner führt eine Beamtin Gesundheitschecks durch.

Die Zahl der Corona-Toten in Italien steigt rasant. Ösi-Kanzler Kurz verhängt rigorose Kontrollen. Auch Tessiner Ärzte und Politiker fordern die Schliessung der Grenze

«Mir fehlt bei der SP das Aha-Erlebnis.»

Letzte Seite

Kolumnist Helmut Hubacher plädiert für Meyer/Wermuth an der SP-Spitze

BILD DES TAGES

MYRTHE MÜLLER, RUEDI STUDER UND SERMÎN FAKI

D

as Coronavirus hat Italien fest im Griff. Mehr als 10 100 Menschen haben sich angesteckt, über 630 sind

gestorben. Österreich hat rigide Einreisekontrollen erlassen. «Es ist der Moment gekommen, die Schweizer Grenze zu Italien zu schliessen», fordert der Tessiner Virologe Andreas Cerny. Seiten 2-3

Deshalb schrumpfen unsere Renten in der 2. Säule

Werktätige blechen jährlich 7 Milliarden für Pensionierte Seiten 4-5

Salzmann in Lucas LiebesPole-Position Der Berner Ständerat könnte Ende Monat die SVP-Führung übernehmen – ohne Wahl durch die Delegierten Seite 6 Fotos: Imago, Keystone, DDP Images

Sondersendung ab 9.50 Uhr So meistern Flughafen Zürich und SBB die Corona-Krise Fr. 2.50

Was steht denn heute an? Auch für einen Bundesrat ist es nicht immer einfach, den Überblick zu wahren. Doch Alain Berset (47) fand gestern den richtigen Ordner. Er verteidigte im Ständerat die neue Überbrückungsrente für ausgesteuerte Arbeitslose. Die bürgerliche Mehrheit hielt aber dagegen und strich die Leistungen zusammen.

Sorgenkind Shaqiri

Nati-Star sitzt bei Liverpool nicht mal mehr auf der Bank Sport

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 redaktion@blick.ch oder vorname.nachname@ringier.ch Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) kundenservice@blick.ch Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

Tanz

Der Berner Beau dreht intime Szene mit deutscher BühnenPartnerin

Luca Hänni mit Christina Luft.

AZ 4800 Zofingen Nr. 59 – 62. Jahrgang

Vom Mann zur Frau: Wie verändert eine Geschlechtsumwandlung eine Ehe? Seite 45–49

Heute

Saatgut-Tresor

Samstag 14. März 2020

In Spitzbergen liegt im Eis die Lebensversicherung der Menschheit begraben.

128. Jahrgang Nr. 62 Fr. 4.90 AZ 8021 Zürich

mit

Nationencup

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Die Philosophin zieht die Vernunft dem Heldentum vor.

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Lisz Hirn

Erstmals seit 31 Jahren ist die Schweiz wieder die Nummer eins.

Samstag, 14. März 2020 ∙ Nr. 62 ∙ 241. Jg.

AZ 8021 Zürich ∙ Fr. 5.50 ∙ € 5.50

Jetzt kommt es auf uns alle an Der Bundesrat beweist in der Krise Führungsstärke. Die Massnahmen, die er beschlossen hat, sind einschneidend, aber richtig. Jetzt muss die Bevölkerung ihr Verhalten anpassen, um die Verletzlichsten zu schützen. Nur so werden die Kapazitäten des Gesundheitswesens genügen. Von Michael Schoenenberger In Krisenzeiten gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und dann, wenn nötig, mit grosser Entschlossenheit zu handeln. Genau das tat und tut der Bundesrat, der in den letzten Tagen und Wochen von diversen Seiten arg unter Druck gesetzt worden ist. Die Landesregierung beweist, dass sie im Notfall das Land führen kann – und dass sie bereit ist, mutig und zum richtigen Zeitpunkt auch schwere Entscheidungen zu treffen. Dafür ist ihr Lob zu zollen. Nebenbei: Ähnlicher Mut und Geschlossenheit wären auch in Normalzeiten mit Blick auf die diversen blockierten Dossiers wünschenswert. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass die am Freitag beschlossenen Massnahmen keine Sekunde zu früh kommen. Es war an der Zeit, durchzugreifen. Nur so sind die beiden Hauptziele in dieser Krise noch zu erreichen. Ziel eins: der Schutz der verletzlichen Personen. Ziel zwei: die Sicherung der Gesundheitsversorgung. Es geht jetzt darum, die Verbreitung des Coronavirus derart einzudämmen, dass die Kapazitäten der Spitäler für die kommenden Wochen und Monate genügen.

Appell an Gesunde und Junge Was der Bundesrat beschlossen hat, ist einschneidend und weitgehend: Alle Schulen, Hochschulen und übrigen Ausbildungsstätten schliessen. Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen sind verboten. An den Grenzen wird fast alles anders: Einreisen können faktisch nur noch Schweizer Bürger und Grenzgänger mit Bewilligung. An Flughäfen kann Ausländern die Einreise verweigert werden. Der Bund kann den Luftverkehr aus Risikoländern aussetzen. Restaurants, Barbetriebe sowie Diskotheken und Nachtklubs dürfen – einschliesslich ihres Personals – nicht über 50 Personen gleichzeitig aufnehmen. Und der Bund beschliesst Soforthilfe für die Wirtschaft im Umfang von bis zu 10 Milliarden Franken. Das alles ist richtig. Komplette Grenzschliessungen wären nach wie vor übertrieben und brächten auch wenig. Nur in einem Punkt geht der Bundesrat zu wenig weit: Die bedrohliche

Das öffentliche Leben in der Schweiz kommt nahezu zum Stillstand Coronavirus Der Bundesrat schliesst die Schulen, untersagt grössere Veranstaltungen und verordnet

Die Schulen in der Schweiz werden bis am 4. April geschlossen, Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen sind bis Ende April untersagt, für Restaurants, Bars und andere Lokale gilt eine Limite von 50 Personen. Diese einschneidenden Massnahmen hat der Bundesrat am Freitag beschlossen – am Ende einer Woche, in deren Verlauf sich das Coronavirus mit zunehmendem Tempo in der Schweiz verbreitet hat. Inzwischen zählt die Schweiz weit über 1000 bestätigte Infizierte. Die Entwicklung will der Bundesrat nun mit harten Eingriffen bremsen, wie Gesundheitsminister Alain Berset am Freitagnachmittag vor den Medien sagte. Nur so sei noch zu verhindern, dass

Hilfspaket von 10 Milliarden Gleich vier Bundesräte trugen die Botschaften der Landesregierung vor die Medien; ein seltenes Ereignis und ein Zeichen dafür, wie ernst sie die Lage einschätzt. Justizministerin Karin KellerSutter erklärte, Einwohner Italiens dürften ab sofort nur noch in die Schweiz reisen, wenn sie hier als Grenzgänger tätig seien. An den Grenzen zu Frankreich, Deutschland und Österreich schränkt die Schweiz den Personenverkehr vorerst nicht ein.

Wirtschaftsminister Guy Parmelin kündigte ein Hilfspaket im Umfang von 10 Milliarden Franken an. 8 Milliarden Franken stehen für Kurzarbeit zur Verfügung. Der Rest soll via Finanzhilfen, Bürgschaften sowie Hilfen an Sportorganisationen und Kulturschaffende fliessen. Einiges ist noch in Prüfung – etwa, ob Eltern, die ihre Kinder betreuen müssen, Anspruch auf Erwerbsersatz erhalten. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sagte, die Lage sei ernst. Sie appellierte an den Gemeinsinn. Es gelte jetzt, die neuen Empfehlungen und Vorschriften zu befolgen, um die Verletzlichsten zu schützen. Sie versprach dafür die Hilfe der Behörden: «Wir lassen euch nicht im Stich. Der Bundesrat kümmert sich um euch.» Kommentar Seite 4, Berichte Seite 2, 3

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VORBESICHTIGUNGEN Zürich (ausgewählte Werke) 14. März St. Gallen (ausgewählte Werke) 15.–16. März Basel (alle Werke) 19.–22. März

Auswirkungen der Pandemie «Wir sind im Krieg gegen ein Virus» Der Epidemiologe Marcel Salathé begrüsst die Massnahmen des Bundesrates grundsätzlich. Doch ein wichtiger Punkt fehlt ihm. Seite 3

Die Telecombranche ist gefordert Mit zunehmendem Homeoffice mehren sich die Befürchtungen, die Fernmeldenetze könnten an ihre Grenzen stossen. Ein Branchenkenner gibt Auskunft. Seite 10

Zum Erfolg verurteilt Analyse: Für die EU ist die CoronaPandemie ein existenzieller Stresstest. Sie kann daraus gestärkt hervorgehen – aber auch untergehen. Seite 8

Was auf Zürich zukommt Am Montag wird der Unterricht in den Schulen und Kindergärten eingestellt, auch grössere Clubs müssen schliessen. Reaktionen aus Zürich. Seite 21, 22, 23

Nationaler Notstand in den USA Präsident Donald Trump ruft wegen der Ausbreitung des Coronavirus den nationalen Notstand aus. Und stellt 50 Milliarden Dollar bereit. Seite 9

Jetzt steht der Fussball still Ab sofort darf auf keiner Stufe mehr gespielt werden. Für die Profis dauert die Zwangspause bis mindestens Ende April. Was bedeutet das? Seite 38

Redaktion 044 248 44 11, redaktion@tagesanzeiger.ch Leserbriefe leserforum@tagesanzeiger.ch Lesen Sie uns auch in der App oder auf der Website tagesanzeiger.ch

16 Veranstaltungen 28 Rätsel 29 Wetter

Leserbriefe Todesanzeigen TV/Radio

ALBERT ANKER

Katalog online: www.bbw-auktionen.com

Gegenputsch

Franz Hohler

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Die Schweiz macht dicht Noch haben nicht alle den Ernst der Lage erkannt.

Auswirkungen der Pandemie

Die Frühlingssession des eidgenössischen Parlaments: abgebrochen. Die Grenzen zu Deutschland: dicht. Die Läden in diversen Kantonen: zu. Fast im Minutentakt vernahm die Schweizer Bevölkerung am Sonntag neue drastische Beschlüsse im Kampf gegen Corona. Das Virus breitet sich dramatisch aus – und infiziert immer weitere Bereiche des Alltags.

Neuinfektionen und Notstand Mit rund 800 Neuinfektionen gab der Bund gestern einen sprunghaften Anstieg der Zahl der Fälle bekannt. Mehrere Kantone haben den Notstand ausgerufen und schärfere Massnahmen beschlossen. Derweil traf sich der Bundesrat gestern Abend zu einer Krisensitzung. Seite 2, 3 Grenze zu Deutschland ist dicht Deutschland will den Personenverkehr an der Grenze zur Schweiz ab heute einschränken. Berufspendler dürfen aber weiterhin zur Arbeit. Seite 2

Die Schulen sind seit heute geschlossen, die Eltern und Lehrer mit vielen Fragen überfordert: Wie funktioniert Homeoffice, wenn das Haus voller Kinder ist? Wann kommen die elektronischen Hausaufgaben? Dürfen sich die Familien abwechseln mit der Betreuung, oder versammelt sich dann schon eine zu grosse (Risiko-)Gruppe? Wie die Schweiz im Ausnahmezustand funktioniert, finden wir gerade heraus.

Britische Forscher kritisieren Regierung Mit drastischen Massnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 will sich London weiterhin zurückhalten. Mehr als 200 Wissenschaftler rufen in einem Brief zum sofortigen Strategiewechsel auf – sie fürchten den Kollaps des britischen Gesundheitssystems. Seite 4, 7

Noch haben nicht alle den Ernst der Lage erkannt. Am Sonntag flanierten überraschend viele in Gruppen ums Zürcher Seebecken und genossen – eng beieinander – in den Strassencafés die Sonne. Doch die Städte leeren sich, die Züge und Beizen ebenso. Wer nicht im Spital Schicht schiebt, Trams lenkt oder für die Stromversorgung tätig ist, wird vom Arbeitgeber ins Homeoffice geschickt. Es ist Frühling draussen, die Vögel pfeifen, und die Sträucher beginnen zu blühen; die Menschen aber sind zum Drinnenbleiben gezwungen. Unsere Hochleistungsgesellschaft, die sich bereits ärgert, wenn die S-Bahn mit drei Minuten Verspätung eintrifft, macht den Stresstest.

Wir wissen erst in Umrissen, wie gefährlich uns Covid-19 werden kann und wie lange uns die Krankheit beschäftigen wird. Epidemiologen warnen vor einer exponentiellen Ausbreitung. Das macht die staatlichen Eingriffe in unsere Freiheiten nötig, mehr ist zu erwarten. Die Unsicherheit treibt manche zu irrationalen Handlungen: Sie räumen in den Läden die Regale leer, tätigen Hamsterkäufe. Mit Blick auf die drohende Rezession wird auch die Jobangst wachsen. Ändern können wir diesen Ausnahmezustand nicht, wohl aber unsere

Der Parlamentsbetrieb ruht National- und Ständerat brechen wegen der Pandemie ihre Beratungen ab, wie die Parlamentsdienste gestern mitteilten. Heute hätte die dritte und letzte Woche der Frühjahrssession beginnen sollen. Seite 5 Wie Sie sich vor Corona schützen Ingwertee, Wasserdampf, ausreichend Schlaf und der Einsatz von Social Media im Kampf gegen die Vereinsamung – so bleiben Körper und Geist fit für den Kampf gegen das Virus. Seite 6 «Einigen geht im April das Geld aus» Der Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Basel-Stadt warnt: «Die 8 Millionen des Bundes für Kurzarbeit werden bald schon aufgebraucht sein.» Seite 9

Einstellung zu ihm. So lehrt uns die Corona-Krise bestenfalls drei Dinge. Erstens: Starke Einzelne machen noch keine starke Gesellschaft. Wir brauchen einander – nicht nur, aber gerade in diesen verrückten Zeiten. Die Gerechtigkeitsdebatte konzentrierte sich zu lange darauf, was uns zusteht in dieser Gesellschaft. Was wir für sie tun können, ging im Hyperindividualismus unter. Nun bieten unterbeschäftigte Künstlerinnen und vorlesungsbefreite Studenten in den sozialen Medien ihre Hilfe an, die Nachbarin übernimmt die Einkäufe für die Betagten im Mehrfa-

Foto: Andrea Zahler

milienhaus. Eine überwältigende Welle von Solidarität erfasst die Gesellschaft. Sie kann eine neue Erfahrung des Wir begründen.

Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, «das kann auf Dauer nicht gut gehen.» Vielleicht gelingt es uns, langfristig Tempo aus dem Alltag zu nehmen.

Die Covid-19-Pandemie zwingt uns zweitens, einen Gang runterzuschalten. Corona hat das Wirtschaftswachstum abgewürgt. Nun können auch Leistungsdruck und Gehetztheit vermehrt einer Wertschätzung von Ruhe und Langsamkeit weichen. «Die heutige Ökonomie hat eine gewaltige Prämie auf die Geschwindigkeit», sagt der frühere Co-Präsident des Club of

Drittens helfen in der gegenwärtigen Situation Gelassenheit und Kreativität. Wir müssen die Dinge nehmen, wie sie kommen, und improvisieren – etwas, das uns Kontrollfreaks und Perfektionisten in der gut organisierten Schweiz fremd geworden ist. Die Italiener singen auf ihren Balkonen gegen Corona und die Isolation an. Von ihnen können wir jetzt lernen.

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Europa: Das Virus testet die Widerstandskraft Seite 8 des Kontinents.

Pharmafirmen: Auf der Branche lastet ein enormer Erwartungsdruck. Italien: Die Krise eint das Land wie selten zuvor.

Seite 14 Seite 44, 51

Leserbriefe TV/Radio Todesanzeigen

Notenbanken starten Notfallaktion Die US-Notenbank Fed hat die Leitzinsen am Sonntagabend auf fast 0 Prozent gesenkt. Überdies ergreift sie gemeinsam mit anderen Notenbanken – darunter die SNB – Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems. Seite 10 Silvia Steiner: «Jetzt gibt es Chaostage» Für Schulen gelten schweizweit unterschiedliche Regeln. Im TA-Interview

erklärt Zürichs Bildungsdirektorin Silvia Steiner, was im Kanton nun gilt. Seite 15 Welche Sportler am stärksten leiden Während Topclubs und Superstars über den Ausfall von Millioneneinnahmen jammern, herrscht in Randsportarten Existenzangst. Seite 26, 28

Zehn Tipps für Eltern mit Kindern Klassische Freizeitbetätigungen sind derzeit kaum noch möglich. Wieso nicht mal ein Modellschulhaus bauen? Seite 29 13 Veranstaltungen 22 Rätsel 25 Wetter

Wegen des Coronavirus stoppt die Regierung den Schulunterricht und begrenzt das soziale Leben fab. · Die Corona-Pandemie vereint die

Schweizer Parteien:Von der SVP bis zur SP haben sich am Freitag alle politischen Kräfte sofort hinter die Entscheide des Bundesrats gestellt. Dieser hatte kurz zuvor in eigener Kompetenz einschneidende Beschlüsse gefällt und diese per sofort in Kraft gesetzt. Bis am 4. April wird der Unterricht an allen Schulen des Landes eingestellt,Anlässe mit über 100 Personen sind bis Ende April verboten, in Restaurants, Bars und Klubs dürfen sich maximal 50 Personen aufhalten. Gezielt will der Bundesrat das soziale Leben bremsen, damit sich das Virus nicht länger im bisherigen – beunruhigend rasanten – Tempo ausbreiten kann. Ob es gelingt, ist ungewiss. Doch Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit wagte eine überraschende Aussage: Wenn die neuen

Massnahmen richtig umgesetzt würden, gehe er nicht davon aus, dass in der Schweiz dieselbe Situation eintreten werde wie derzeit in Italien. Koch leitet die Abteilung für übertragbare Krankheiten; zusammen mit Bundesrat Alain Berset spielt er die Hauptrolle im Kampf gegen das Virus.

Eindringlicher Aufruf Laut Koch lässt sich mit den verschärften Massnahmen verhindern, dass die Gesundheitsversorgung hierzulande in dieselbe kritische Lage gerät wie in Italien, wo nicht mehr alle Patienten korrekt versorgt werden können, weil zum Beispiel Beatmungsgeräte fehlen. Indes betonten Koch und Berset mehrfach, dass Prognosen schwierig seien und sich die Lage rasch ändern könne.

Um den Ernst der Lage zu unterstreichen, traten vier Vertreter der Landesregierung vor die Medien. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und ihr Kollege Berset richteten eindringliche Appelle an die Bevölkerung: Es komme jetzt auf jede und jeden an. Auch die schärfsten Massnahmen seien nur dann zielführend, wenn sie eingehalten würden. Der Aufruf richtete sich primär an die jüngeren Generationen, die selber kaum gefährdet sind, nun aber aus Solidarität mit Älteren und Kranken unliebsame Einschränkungen hinnehmen müssen. Gleichzeitig hat der Bundesrat am Freitag finanzielle Unterstützung für betroffene Branchen in Aussicht gestellt. Das politische Leben auf Bundesebene geht indes weiter. Das Parlament wird die Session am Montag fortsetzen. Bis auf weiteres hält der Bundesrat auch

an der Volksabstimmung vom 17. Mai fest, doch ist sie nicht mehr in Stein gemeisselt. Die Bundeskanzlei steht in dieser Sache in Kontakt mit den Kantonen.

Folgen für die Europapolitik? Der Abstimmungskampf wird einerseits erschwert, da nun viele Anlässe ins Wasser fallen. Andererseits kann die Diskussion via Medien und Internet trotzdem stattfinden. Mit der Abstimmung über die Personenfreizügigkeit steht eine ausserordentlich wichtige Frage zur Debatte. Eine Verschiebung hätte europapolitische Komplikationen zur Folge, da Bern und Brüssel die schwierige Diskussion um den Rahmenvertrag implizit bis zu diesem Urnengang sistiert haben. Ob die EU eine weitere Verzögerung goutieren würde, ist fraglich.

20062 9 771420 531061

Armee Grösste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg Grenzen Ab sofort werden alle kontrolliert Verkehr Viel weniger Züge, Trams und Busse

Dienstag, 17. März 2020

Bundesrat macht die Schweiz dicht

Leitartikel Geschlossene Schulen, geschlossene Läden, geschlossene Grenzen: Heute beginnt der Alltag im Ausnahmezustand.

Mit gewissen Einschränkungen ist Ausgehen noch möglich – vorerst: Bar-Eingangstür im Zürcher Kreis 4.

Interview: Ein früherer Chefpsychiater der Armee Seite 6, 7 erklärt die Folgen für die Gesellschaft.

Leitartikel: Nicht Systeme, sondern die Menschen Seite 12 entscheiden den Kampf gegen das Virus.

Seiten Seiten 2-8 und Sport

Der Dichter erweitert sein Werk mit sicherer Hand für Pointen.

Judith Wittwer

Die Zwangspause fühlt sich seltsam an. Sie verbindet, drückt aber schon jetzt vielen aufs Gemüt. Manche sind niedergeschlagen, sie sorgen sich. «Die älteste und stärkste menschliche Empfindung ist die Angst», schreibt der Schriftsteller H.P. Lovecraft, «und die älteste und stärkste Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.»

Schulschliessungen: Je früher sie stattfinden, Seite 2 desto mehr nützen sie.

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Notstand! Läden geschlossen Schulen geschlossen Restaurants geschlossen Bars geschlossen Märkte geschlossen Museen geschlossen Bibliotheken geschlossen Kinos geschlossen Clubs geschlossen Theater geschlossen Sportzentren geschlossen Schwimmbäder geschlossen Skigebiete geschlossen Coiffeursalons geschlossen Kosmetikstudios geschlossen Lebensmittelläden offen Take-aways offen Betriebskantinen offen Food-Lieferdienste offen Apotheken offen Tankstellen offen Bahnhöfe offen Banken offen Poststellen offen Hotels offen öffentliche Verwaltung offen soziale Einrichtungen offen

Foto: Keystone

Kalifornischer Wandel

Ein ETH-Professor zeigt auf, Fünf Frauen sollen wie wirtschaftsfreundlicher im Kulturhaus Kosmos Klimaschutz möglich wäre. für Ruhe sorgen.

128. Jahrgang Nr. 63 Fr. 4.20 AZ 8021 Zürich

Corona-Pandemie

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Montag 16. März 2020

Sukkurs für betroffene Firmen Die Verantwortung gilt insbesondere auch für die Arbeitgeber, für die Unternehmen. Wenn immer möglich, ist den Arbeitnehmenden jetzt zu erlauben, von zu Hause aus zu arbeiten. Alle Branchen und Unternehmen, die hart getroffen werden, können auf staatliche Unterstützung zählen. Auch dies hat der Bundesrat deutlich gemacht. Für die Kurzarbeitsentschädigung stellt der Bund rund 8 Milliarden Franken bereit. Die Karenzfrist für die Kurzarbeit beträgt nur noch einen Tag. Kleinen und mittleren Unternehmen, die in finanzielle Engpässe geraten, stehen ab sofort 580 Millionen an verbürgten Bankkrediten zur Verfügung. Geprüft werden beim Bund überdies Finanzhilfen oder die kurzfristige Überbrückung von Engpässen in der Liquidität. Diese Stützung der Realwirtschaft ist in dieser ausserordentlichen Lage gerechtfertigt, denn es handelt sich um eine absolute Ausnahmesituation, die aufgrund einer grassierenden Krankheit hervorgerufen wurde. Dass der Bund beruhigend e Signale an die Realwirtschaft – und damit auch an die Börsen – aussendet, ist in der momentanen Krise absolut wichtig und richtig. Die Pandemie zeigt deutlich, dass internationale Solidarität in Krisenzeiten keine Bedeutung hat. Staaten setzen knallhart ihre Eigeninteressen durch. Man kann dies bedauern oder begrüssen. Letztlich bleiben persönliche Einstellungen dazu bedeutungslos. Entscheidend ist, dass die Schweiz daraus die richtigen Schlüsse zieht. Es gibt Situationen, in denen man sich nicht auf die Nachbarländer verlassen kann – auch nicht auf Brüssel oder die EU,

nicht auf Uno oder WTO und nicht einmal auf sogenannte Freunde. Erstaunt nimmt man zur Kenntnis, dass es Deutschland einen Dreck kümmert, ob die Schweizer noch Schutzmasken haben oder nicht. Seien wir uns im Klaren darüber: Würde der Strom oder das Essen knapp, es wäre nicht anders. Unsere Gesellschaft, verwöhnt von nie da gewesenem Wohlstand und von langen Friedensperioden, muss erst wieder lernen, mit Krisen umzugehen. Es ist nicht immer Happy Hour. Es geht nicht immer aufwärts. Deshalb wäre es auch so wichtig, beispielsweise unsere Sozialsysteme so umzubauen, dass sie auch in der Krise Bestand haben. Aller Globalisierung und Internationalisierung zum Trotz bleibt es so, dass auf gewisse Dinge nur innerhalb von Staatsgebieten Verlass ist. Das hat mit systemischen Verantwortlichkeiten, mit dem Rechtsstaat und mit anderem zu tun. Auch die Gewährleistung der Sicherheit gehört etwa dazu. Niemand wird die Schweiz schützen, sollte es zum Äussersten kommen.Ausser wir tun es selbst. So gesehen ist zu hoffen, dass die gegenwärtige Corona-Krise, wenn sie denn hoffentlich möglichst glimpflich überstanden sein wird, auch positive Effekte haben wird.

AUKTION Bundesrat will kein zweites Italien – und greift ein

BASEL 25. MÄRZ 2020

INTERNATIONALE KUNST VOR 1900 UND SCHWEIZER KUNST zu viele gleichzeitig erkrankten und die Spitäler überforderten. Berset rief über 65-Jährige besonders auf, sich zu schützen: Sie sollen darauf verzichten, Kinder zu hüten, und den öffentlichen Verkehr nicht benützen.

heit machen müssen. Das ist soziales Verhalten in Zeiten des Coronavirus. Gelingt es uns Schweizerinnen und Schweizern, unser Verhalten anzupassen, dürfen wir feststellen:Wir sind ein starkes Volk, weil wir gemeinsam, durch unser Verhalten, die Schwachen schützen. Gelingt es uns nicht, haben wir gemeinsam versagt. Dem Bundesrat wäre dafür nicht die Schuld in die Schuhe zu schieben.

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Abstand selbst in Restaurants und Bars. Die massiven Eingriffe in die Freiheit von Bürgern und Wirtschaft sollen die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz bremsen. Foto: Keystone

Fabian Fellmann und Philipp Loser

Lage würde es rechtfertigen, alles, was die «Festhütte Schweiz» ausmacht, für eine bestimmte Zeit zu unterbrechen. Es ist naiv zu glauben, die Freizeitgesellschaft werde sich an die 50-PersonenRegelung halten. Im Übrigen: Wer soll das landesweit kontrollieren? Und wer soll Versammlungen innert nützlicher Zeit auflösen, nämlich bevor sich die Menschen angesteckt haben? «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.» Dieser Teil der Präambel der Bundesverfassung klingt zwar pathetisch, hat aber seine Richtigkeit.Übersetzt in die Zeiten des Coronavirus bedeutet er, dass die Starken in diesem Moment, in welchem die Schwachen bedroht sind, zu absolut verantwortungsvollem Handeln angehalten sind. Im luxuriösen Sozialstaat, wie wir ihn kennen, werden Verantwortlichkeiten gern delegiert.Der Wohlfahrtsstaat entsolidarisiert allzu häufig und lässt uns sagen: Dafür ist doch die Behörde zuständig. Soll sich ein anderer kümmern, schliesslich bezahle ich. Dieses eigentlich unsoziale Zuschieben von Fürsorge an jemand anderen, das funktioniert in der Corona-Krise nicht. Jetzt hat sich jeder zu fragen: Was kann ich tun? Selbstverständlich ist klar, was zu tun ist. Es gilt, zu Hause zu bleiben, nicht zu reisen, zu verzichten, sich einzuschränken,Abstand zu halten, Hygienevorschriften zu befolgen. Die Party ist vorüber, zumindest für eine gewisse Zeit. Es ist so bitter wie einfach: Wenn in kurzer Zeit sehr viele Menschen krank werden, können diese nicht mehr gepflegt, nicht mehr versorgt werden. Es wird an Material, an Maschinen und an Spitalpersonal fehlen, um die notwendige ärztliche und pflegerische Versorgung gewährleisten zu können. Es wäre himmeltraurig und ein schreiendes Unrecht, müssten unsere Spitäler mit dem Verweis auf fehlende Kapazitäten kranke Menschen dem Tod überlassen. So weit darf es nicht kommen. Deshalb muss die Botschaft spätestens jetzt bei allen ankommen: Unverzüglich ist der eigene Lebenswandel für ein paar Wochen anzupassen. Das gilt nicht allein für die Alten, die Gefährdeten, sondern ganz besonders auch für die jungen Gesunden, die sich keine grossen Sorgen um ihre eigene Gesund-

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#medizin

Dem Virus auf der Spur

Bild des Monats PD Irene Burger, Chefärztin Nuklearmedizin: «Bei vielen Covid-Patienten steht die Beteiligung der Lungen im Vordergrund. Dies kann manchmal auch mit Lungenembolien einhergehen. Die Unterscheidung zwischen der viralen Lungenentzündung und einer Lungenembolie ist ausgesprochen wichtig, um den Patienten richtig behandeln zu können. Dies geschieht normalerweise mittels Kontrastmittel CT. Für jene Patienten, bei denen dies aufgrund einer eingeschränkten Nierenfunktion oder einer Allergie auf das Kontrastmittel nicht möglich ist, ist eine Perfusions-SPECT/CT eine mögliche Alternative. Wir haben am KSB bereits drei Patienten mit Kontraindikationen für eine Kontrastmittel CT und bestätigtem Covid-19 mittels einer Perfusions-SPECT/CT untersucht. Die eindrücklichen Bilder einer Covid-Patientin, bei welcher wir eine periphere Lungenembolie ausschliessen konnten, wurden vom Fachjournal «European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging» als «Image of the Month» mit einem zusätzlichen Editorial veröffentlicht.»

A) Eine Covid-19-Patientin mit ausgedehnten Lungeninfiltraten (blaue Pfeile), welche zu Perfusionsdefekten führten, aber kein Hinweis auf Lungenembolien. B) Ein Covid-19-Patient mit nur milden Lungeninfiltraten (blaue Pfeile), welche keine Perfusionsdefekte verursachen, aber eine lokale Minderperfusion bei fehlenden Infiltraten, vereinbar mit einer peripheren Lungenembolie (rote Pfeile)

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Schnell, präzise, therapieweisend: Welche weiterführenden Diagnostik-Möglichkeiten nach dem Nasen-Rachen-Abstrich am KSB eingesetzt werden, und welche Erkenntnisse sie aus den Verfahren ziehen, erläutern zwei Chefärztinnen und ein Chefarzt.

Schnelle Covid-Diagnose dank künstlicher Intelligenz

In die Zukunft geschaut

Prof. Rahel Kubik, Chefärztin Radiologie und Direktorin Department Med. Dienste: «Das Bild zeigt die Lunge eines Patienten, der mit Atembeschwerden und Husten hospitalisiert wurde. Der Nasen-Rachen-Abstrich des Patienten war jedoch negativ. Typische Kennzeichen für eine Covid-19-Pneumonie sind häufig bilaterale Milchglastrübungen, Konsolidierungen oder ein «verrücktes» Pflastermuster «crazy-paving». Auch im CT unseres Patienten sind die bilateralen Milchglasinfiltrate (in rot) und zusätzlich die grobfleckigen Konsolidierungen gut zu erkennen. Letztere bieten einen möglichen Hinweis auf einen schwereren Covid-Krankheitsverlauf. Da ein CT Covid sensitiver erkennt als der Nasen-Rachen-Abstrich, bei dem es häufiger zu einem falsch-negativen Ergebnis kommt, wurde nach dem CT ein zweiter Covid-Test bei dem Patienten veranlasst. Dieser bestätigte das CT-Ergebnis. Die Detektion der Infiltrate erfolgte mithilfe einer neuen auf AI-basierten Software (künstlicher Intelligenz), zu deren Anwendung zur Zeit unter der Leitung von PD Dr. Tilo Nieman und in Zusammenarbeit mit der Firma Siemens auch wissenschaftliche Auswertungen laufen.»

Prof. Gad Singer, Chefarzt des Instituts für Pathologie: «Der Verlauf einer Covid-19 Lungeninfektion ist für Ärzte schwer vorhersehbar. Hinweise, ob mit einer Verschlechterung des Lungenzustandes des Corona-Patienten zu rechnen ist, geben Zellveränderungen im Lungensekret.

«Im Lungensekret konnten wir Zellveränderungen nachweisen.» Dies haben wir in einer Fallstudie an einem über 70-jährigen Patienten festgestellt. Das Erbgut des Covid-19-Virus konnte zunächst mittels Nasen-Rachenabstrich-Test bei dem Patienten nicht nachgewiesen werden. Im anschliessend abgenommenen Lungensekret konnten wir aber Veränderungen von Zellen nachweisen, die auf einen beginnenden schweren Verlauf der Lungenentzündung hindeuten. Der Covid-19-RNA-Test fiel nun ebenfalls positiv aus. Ob diese Befunde aus dem Einzelfall generell gültig sind, muss in umfassenden Studien noch geklärt werden. Die zytopathologische Untersuchung von Lungensekret könnte behandelnden Ärzten jedoch als zusätzlicher Indikator dienen, ob Covid-Patienten in das schlimmere Stadium der Lungenentzündung geraten und beim Entscheid über die weiteren Therapieschritte mithelfen. Unsere Fallstudie wurde im renommierten Fachjournal «Journal of Clinical Pathology» veröffentlicht.»

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#personal

Über den Tellerrand Gleicher Arbeitgeber, neuer Job. Das galt für viele KSB-Mitarbeitende, die während der Pandemie in einen anderen Beruf wechselten und in den stark geforderten Bereichen aushalfen. Getreu dem Motto: #gemeinsamgegencorona

Sharon Brändli Eine Ergotherapeutin in der Bettenzentrale

Ich arbeite eigentlich in der Hotellerie. Als ich jedoch über die Stationsleitung erfahren hatte, dass die Wäscherei zu viel Arbeit hat, meldete ich mich sofort. Wie es in der Wäscherei läuft, wollte ich immer schon mal wissen.

Ich war in der Bettenzentrale eingesetzt. Eine der Aufgaben war es, die Wäsche bei den Garderoben aufzufüllen. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit der Wäscherei fliessend und ich habe viel von dort mitbekommen.

Die grösste Herausforderung … … war für mich die komplett andere Tätigkeit bei hohem Lärmpegel, wodurch die Verständigung manchmal schwierig war. Auch den ganzen Tag an der gleichen Maschine zu stehen, bedeutet Fliessbandarbeit und stellt hohe Ansprüche an die Konzentration. Gleichzeitig muss aufgrund möglicher Gefahren auf die Arbeitssicherheit geachtet werden.

Gefreut hat mich, .. … bei diesen Tätigkeiten so viele nette Menschen kennenzulernen. Alle waren wirklich sehr freundlich, hilfsbereit und verständnisvoll und haben mir alles beigebracht. Die Pflege hat sich bei mir oft dafür bedankt, dass es frisch gewaschene Hosen oder T-Shirts in ihrer Grösse gab, und sie es toll fänden, wie wir arbeiten. Auch wenn ich eigentlich nicht zu dem Team gehöre, hat dieses Danke echt gutgetan.

Gefreut hat mich, … … dass meine Arbeit geschätzt wurde. Ich habe gerne geholfen. Mein Fazit: Es war sehr anstrengend. Ich könnte diese Arbeit nicht längerfristig machen, weshalb ich das Team von der Wäscherei durchaus bewundere.

«Meine Arbeit wurde geschätzt.»

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«Dieses Danke hat echt gut getan.»

Ursula Mürner Von der Wöchnerinnenabteilung in die Wäscherei

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Mein Fazit: Ich habe nun noch mehr Respekt davor, was alle in der Wäscherei leisten und an einem Strang ziehen müssen, damit wir vorankommen. Es ist Akkordarbeit in einer lauten, sehr warmen und stickigen Umgebung. Trotzdem muss man auf Zack sein, und zwar jede Minute. Obwohl ich erst eingelernt werden musste und wahrscheinlich zu Beginn mehr Arbeit verursacht habe, waren die Mitarbeitenden unglaublich nett und haben mir mit vollstem Verständnis alles gezeigt und beigebracht.


«Ich habe gern einen kleinen Beitrag während der aussergewöhnlichen Situation geleistet.»

Linda Lehmann Als Physiotherapeutin an der Eingangskontrolle

Claudia Hüsser Vom Sekretariat Chirurgie ins Covid-Testzentrum Osterglocke

Die grösste Herausforderung … … bestand für mich darin, die Weisungen des Hauses, sprich der Infektiologie, durch die Studierenden umsetzen zu lassen. Ich war für die Koordination der Eingangskontrolle zuständig und somit Ansprechperson für die Studierenden der ETH und der Universität Zürich.

Die grösste Herausforderung … … war der Respekt vor der Krankheit. Man empfängt Personen, von denen man nicht weiss, ob sie den Virus in sich tragen oder nicht. So musste ich zu meinem Schutz die Abstandsregeln in Gedanken öfters mal hervorrufen.

Gefreut hat mich, … … wie unkompliziert, engagiert und motiviert die Studierenden die Eingangskontrolle durchführen. Eine wichtige Erfahrung … … war die wertvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit Disziplinen, mit denen ich als Physiotherapeutin sonst sicher keinen in Kontakt gehabt hätte.

Gefreut hat mich, … … einen kleinen Beitrag während der aussergewöhnlichen Situation geleistet und neue Personen kennengelernt zu haben. Eine wichtige Erfahrung war für mich, … …dass Menschen aus verschiedensten Bereichen interdisziplinär eine hervorragende Arbeit leisten, wenn die Zusammenarbeit und die Kommunikation auf «gleicher Augenhöhe» stattfindet (z. B. Praktikantin und Oberarzt). Der Teamgeist ist sehr positiv.

«Wertvolle und konstruktive Zusammenarbeit.»

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#personal

«Und plötzlich ist man mittendrin.»

Torsten Werner Ein Informatiker auf der IDIS

Ariane Schutter Physiotherapeutin übernimmt Reinigung auf der IDIS

Die grösste Herausforderung … … gab es für mich auf der IDIS eigentlich nicht, da ich ausgebildeter IPS-Pfleger bin und über lange Jahre dort gearbeitet habe. Die eigentliche Herausforderung war für mich eher der Wechsel in die IT im Alter von 55 Jahren (lacht).

Die grösste Herausforderung … … war für mich das Reinigen auf der IDIS mit dem Wissen, dass da vorher sehr kranke Patienten lagen. Auch solche, die verstorben sind. Dazu kam, dass wir mit Handschuhen, Kittel, Kopfhaube und Maske putzen mussten. Dabei wurde einem schon recht warm.

Gefreut hat mich… … die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Abteilungen. Man kannte sich nur vom Sehen, aber jeder wusste, was zu machen ist. Eine wichtige Erfahrung war für mich: Man kann nie so verrückt denken oder sich vorstellen, was in der Welt passiert – und plötzlich ist man mittendrin.

Gefreut hat mich… … in der Coronazeit eine nützliche Arbeit zu machen. Wir hatten es zudem lustig miteinander im Reinigungsteam. Eine wichtige Erfahrung war für mich: Ich fand es eine recht anstrengende Arbeit, vor allem unter diesen Umständen. Ich glaube wir unterschätzen die Arbeit des Reinigungspersonals im Hause.

«Wir unterschätzen die Arbeit des Reinigungspersonals.»

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Eine riesige Welle

der Solidarität Ob Zahnarzt, Pilotin oder Taxifahrer: Die Bereitschaft der Aargauer Bevölkerung, in der Covid-Krise zu helfen, war enorm. Über 700 Menschen haben sich am KSB als Covid-Helfer registriert. Da der erwartete Patientenansturm jedoch ausblieb, brauchte das KSB am Ende nur auf wenige der Freiwilligen zurückzugreifen.

Christoph Goecking, Projektleiter Unternehmensentwicklung, leitete den Einsatz der Covid-Helfer Was waren die grössten Herausforderungen bei Ihrem Covid-Einsatz? Ohne Erfahrung innert sehr kurzer Zeit ein funktionierendes System aufzusetzen, sprich Einsatzkräfte akquirieren, schulen und in den Einsatz bringen. Zudem benötigten die sich oft ändernden Rahmenbedingungen eine flexible Anpassung bestehender Prozesse.

«Die Pandemie hat das KSB als Ganzes gestärkt.»

Was hat Sie besonders beeindruckt? Die riesige Solidaritätswelle der Bevölkerung! Es haben sich über 700 Personen bei uns gemeldet und für einen potentiellen Einsatz registriert. Der professionelle Einsatz des Militärs / Zivilschutzes war ebenfalls beeindruckend, hier ist nach der Pandemie eine weitere Zusammenarbeit bei der Durchführung von WKs geplant. Auch der professionelle und unermüdliche Einsatz der Medizinstudierenden der ETH und der Universität Zürich hat mich begeistert. Nicht zu vergessen, die interne, departementsübergreifende Zusammenarbeit, um die Herausforderungen der Pandemie gemeinsam zu bewältigen. Ihr Fazit? Die Covid-19-Pandemie hat die Arbeit am KSB zwar einschneidend verändert, aber das KSB als Ganzes gestärkt.

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Vedat Yildirim, Security-Beauftragter, kontrolliert den Einlass der Patienten und Besucher am Haupteingang

Benedict Gosztonyi, Medizinstudent im 4. Jahr an der Universität Zürich, betreut die Corona-Hotline

Justyna Studer, Medizinstudentin im 6. Semester an der ETH, bearbeitet im Mikrobiologielabor die Covid-Proben

«Die meisten Patienten und Begleitpersonen haben Verständnis, etwa zwei- bis viermal die Woche muss ich mich jedoch energischer durchsetzen. Besuchern sage ich, dass sie durch ihre Anwesenheit auch ihre eigenen Angehörigen gefährden. Und schlimmer noch, wenn sich das

«Wir beantworten die Fragen der Bevölkerung, vergeben Termine für den Abstrich und teilen positive Befunde mit. Was ich nicht erwartet habe, ist, dass viele Anrufer sich sehr darüber freuen, dass wir sie beraten und sehr dankbar für unsere Tätigkeit sind.»

«Meine Tätigkeit besteht darin, Proben anzunehmen, einzuscannen und zu bearbeiten. Danach geben wir sie ans interne oder externe Labor weiter. Man bekommt einen Einblick, was in dieser aussergewöhnlichen Situation in den Spitälern passiert.»

«Wir schauen gut zu den Patienten.»

«Die Anrufer sind sehr dankbar.»

Spitalpersonal mit dem Virus infiziert, am Ende niemand mehr eine Behandlung erhält. Neben dem Sicherheitsaspekt müssen wir bei der Begleitung der Patienten fast ein bisschen Pflegende sein. Wir schauen gut zu den Patienten und gehen auf jeden einfühlsam und individuell ein. Ich bin froh, dass ich in diesen harten Zeiten einen Beitrag leisten darf.»

«Man bekommt einen Einblick in die Spitäler.»

«Der Brückenschlag zwischen dem Kantonsspital Baden und der Armee ist gelungen.» Jean-Pierre Gallati, Regierungsrat und Militärdirektor des Kantons Aargau, bei einem Truppenbesuch im KSB

Wie die Soldaten ihren Einsatz am KSB erlebt haben, sehen Sie hier.

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#covid-abc

Von App bis Zivilschutz

Das Covid-ABC

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App: Auf der spitalinternen App Beekeeper wurden zwischen dem 27. Januar und dem 31. Mai insgesamt 87 Beiträge zum Coronavirus veröffentlicht. Allein 39 von CEO Adrian Schmitter sowie 31 von Andrée Friedl, Leitende Ärztin Infektiologie und Spitalhygiene.

Beatmungsplätze: Das vierstufige Eskalationsmodell des KSB sah den Betrieb von bis zu 38 Beatmungsplätzen vor. Das Maximum musste allerdings nicht ausgeschöpft werden. Insgesamt wurden während der Coronakrise elf zusätzliche Beatmungsplätze geschaffen.

Catecholamine sind, ebenso wie Sedativa, Muskelrelaxantien und starke Analgetika, unverzichtbare Wirkstoffe für Covid-Patienten. Vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie waren die Vorräte an diesen Medikamenten knapp.

Gäste: Das Besuchsverbot hatte zahlreiche Auswirkungen. Unter anderem auf den Kaffeekonsum. Wurden im März 2020 in der Cafeteria noch 20'834 Kaffees verkauft, so waren es im April gerade noch 9640.

Homeoffice: 150 zusätzliche Zugriffslizenzen für das Homeoffice wurden beantragt und freigegeben. Im März 2020 wurden 26'362 Zugriffe vom Homeoffice auf die KSBUmgebung registriert – doppelt so viele wie im Februar.

Intensivpflege: Fünf zusätzliche IDIS-Plätze und ein zusätzlicher IMC-Platz richtete die Medizintechnik innert kürzester Zeit ein.

Marktplatz: Auf der Rubrik Marktplatz im Beekeeper wurden im März und April 160 Verkaufsangebote gepostet. Das lässt Rückschlüsse auf die Freizeitaktivitäten der KSB-Mitarbeitenden zu: Endlich Zeit, den Estrich aufzuräumen.

Notvorrat: Haben wir ausreichend Sauerstoff an Lager? Ja! Doch die Sicherstellung des Notvorrates stellte für die Medizinaltechniker wegen der hohen Nachfrage eine grosse Herausforderung dar. So mussten sie beispielsweise im INZ alle 10l/min. Sauerstoff-Flowmeter durch 15l/min.Geräte ersetzen, da alles ausverkauft war.

Osterhase: 1,5 Tonnen Lebensmittel wurden durch das KSB-Küchenteam an die Mitarbeitenden verteilt. Die Hälfte davon – 754 Kilo – in Form von Schokolade zu Ostern.

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Um das KSB Covid-tauglich zu machen, waren unzählige Massnahmen notwendig. Sie alle aufzulisten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir versuchen es trotzdem. Unser Glossar reicht von A wie App bis Z wie Zivilschutz. TEXT Omar Gisler, Vivien Wassermann

Dormicum: Der Verbrauch dieses Sedationsmittels auf der Intensivstation stieg während des CoronaPeaks um das Zehnfache an.

Eigenproduktion: 2500 Liter Handdesinfektionsmittel wurden im KSB pro Monat in Eigenproduktion hergestellt. So konnte der Bedarf, der drei Mal höher war als im Normalfall, gedeckt werden.

Flächendesinfektion: Der Verbrauch an Kohrsolin, einem Flächendesinfektionsmittel-Konzentrat, ist um das Dreifache gestiegen. BacillolDesinfektionstücher für die Oberflächenreinigung wurden ebenfalls drei Mal häufiger verwendet: Der Verbrauch stieg auf 100'000 Stück pro Monat an.

Jugendlichen Schwung brachten die vierzig Sanitätssoldaten des Spitalbataillons 66 ins KSB. Sie unterstützten uns vom 24. März bis 30. April 2020 in der Grundpflege und im Transportdienst.

Kinder: Die Kita hat während der Corona-Krise 24 zusätzliche Kinder betreut. Damit ausreichend Platz zur Verfügung stand, wurde ein Sitzungsraum in ein Spielzimmer umgewandelt. Da Mitarbeitende teilweise in Quarantäne mussten oder zur Risikogruppe gehörten, wurde der zusätzliche Personalbedarf mit dem Kooperationspartner «Childrensworld» abgedeckt.

Labor: Das KSB-Labor wurde mit spezifischen Covid-Analyse-Geräten ausgestattet, sodass dort während der Pandemie knapp 3000 Proben analysiert werden konnten.

Plexiglas: Insgesamt vierzig Quadratmeter Plexiglas hat der Technische Dienst als Sichtfenster und Spuckschutz im gesamten Spital montiert.

Qualität: Mitten in der Covid-Krise Anfang April lancierte das KSB eine digitale Patientenbefragung. Bis Ende Mai gingen knapp zweihundert Bewertungen ein. Die Weiterempfehlungsrate liegt bei 100 Prozent!

Reinigung: 800 zusätzliche Arbeitsstunden wurden in der Reinigung pro Monat aufgewendet, um den erhöhten Hygieneanforderungen im KSB gerecht zu werden.

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35


#covid-abc 36

Schrauben: Tausend Schrauben haben die Mitarbeitenden des Technischen Dienstes verwendet, um die baulichen Massnahmen zu fixieren.

Trennung: 250 Quadratmeter Spanplatten wurden verarbeitet und montiert, um auf der IDIS, im INZ und auf dem 12. Stock die Wege von Covid- und Nicht-Covid-Patienten strikt zu trennen. Die Fläche der Trennwände entspricht etwa derjenigen von 290 «Töggeli»-Kästen.

Umbau: Frühere IDIS-Plätze, die mittlerweile als Ausbildungsräume genutzt werden, wurden wieder reaktiviert, und auch der Aufwachraum im OP-Bereich wurde zur IDIS umgebaut. So wurden die notwendigen Kapazitäten geschaffen, um für eine Covid-Welle gewappnet zu sein.

Video: 339 Videokonferenzen wurden seit der Freischaltung über die virtuellen Konferenzräume gebucht. Extern freuten sich die Facebook-User über aktuelle zu Covid-Themen produzierte KSBVideos und vergaben hierfür über 1200 Likes.

Wertschätzung: Rund vierzig Namen umfasst die Liste der Firmen, die das KSB in irgendeiner Form unterstützt haben. Sie reicht von A wie Automobile Küng bis Z wie Zweifel und Zurich Versicherung. Herzlichen Dank für die Solidarität!

X – die Unbekannte: Wann und ob die zweite Welle kommt, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass das KSB für den Fall der Fälle gerüstet ist.

Y-Stück: So wird ein Bauteil bezeichnet, das in Systemen zur Versorgung mit Atemluft eine wichtige Rolle spielt. Indem im gesamten Haus Y-Stücke zusammengesammelt wurden, konnten aus einem Bettenplatz zwei Beatmungsplätze geschaffen werden.

Zivilschutz: Bis zu dreizehn Zivilschutzleistende unterstützten das KSB während der Corona-Krise. Sie kamen hauptsächlich im Eingangsbereich und in der Wäscherei zum Einsatz.

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KLINIK BARMELWEID: GEPFLEGT GESUND WERDEN

Die Klinik Barmelweid ist die führende Spezial- und Rehabilitationsklinik für geriatrische, internistische, kardiovaskuläre und pulmonale Rehabilitation, psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Schlafmedizin.

Uns er ne u e s, mo d er n es B e t te n h aus is t e r öf f n e t .

Dr. med. Bettina Hurni, Leiterin Geriatrie

Prof. Dr. med. Ramin Khatami, Chefarzt Schlafmedizin

Dr. med. Joram Ronel, Chefarzt Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Prof. Dr. med. Jean-Paul Schmid, Chefarzt Kardiologie

Dr. med. Thomas Sigrist, Chefarzt Pneumologie/Innere Medizin

Klinik Barmelweid AG, 5017 Barmelweid, Telefon 062 857 21 11, www.barmelweid.ch

20BAR_89.4 Inserat KSB 2_20_uc_DU.indd 1

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#material

«Jeden Tag kontaktierten uns 20 bis 30 Firmen, um etwas zu verkaufen.» Was tun, wenn alle Welt plötzlich nur noch das eine will und Schutzmaterial zum raren Gut wird? Dieter Rua, Leiter Einkauf und Logistik, erklärt, wie er und sein Team das KSB vor Lieferengpässen bewahrt haben. TEXT Vivien Wassermann FOTO Stefan Wey

Der Pandemie-Tag begann … … mit unserem täglichen Task-Force-Meeting von Logistik und Einkauf morgens um 8:00. Flexibilität war gefragt … … als Behälter à 250-Milliliter-Handseife nicht mehr lieferbar waren. Wir haben deshalb 5-Liter-Kanister bestellt und die einzelnen Flaschen durch das Reinigungspersonal auffüllen lassen. Täglich grüsste das Murmeltier … … indem wir jeden Tag aufs Neue eine Übersicht über die Reichweite der nicht lieferbaren Produkte an die Spitalhygiene, Infektiologie und die Vertreter des Pandemie-Ausschusses geschickt haben. Bei Lieferengpässen haben wir gemeinsam mit der Spitalhygiene geschaut, ob die von uns gefundenen alternativen Produkte ebenfalls infrage kommen. Auch wenn die Pflege nicht immer glücklich war über unsere Alternativen, hat sie uns immer unterstützt. Ein Schritt in die richtige Richtung ist, … ... dass wir zusammen mit unseren Partnern an neuen Versorgungssicherheitsstrategien arbeiten. Möglichst zwei Anbieter pro Produkt, Pandemielager in der Schweiz etc. Horrend hohe Preise … … haben wir versucht zu vermeiden. Auch wenn die Preise, z.B. für Schutzmasken, um das 5 bis 10-fache gestiegen sind, haben wir maximal 50 Rappen pro Maske bezahlt.

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Dieter Rua im neuen PandemieLager im KSB-Partnerhaus.

Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen … … Wir mussten aus den täglich 20 bis 30 Anrufen und Mails von Firmen, die uns etwas verkaufen wollten, jene Lieferanten finden, die für uns infrage kämen. So zum Beispiel eine Firma aus St. Gallen. Eigentlich fertigt diese individualisierte Kleidung für Firmen, nun wird geprüft, ob sie auch FFP2-Masken, Schutzmäntel und OP-Kleidung produzieren kann. Glück im Unglück … … hatten wir bei den Handschuhen. Unser Lieferant konnte immer ausreichend Material zur Verfügung stellen. Das grösste Problem für uns im Einkauf … … ist die weltweite Rohstoffverknappung. Vliesstoffe für den OP und Schutzmäntel sind beispielsweise rar geworden. Zumal die Pandemie auf anderen Kontinenten längst nicht vorbei ist. Viele Wege führen nach Baden … … dies gilt leider nicht für Güter aus China zu Pandemiezeiten. So wurden zum einen Flughäfen in China geschlossen, zum anderen sind die Luftfrachtpreise horrend in die Höhe geschossen. Der Seeweg stellte keine Alternative dar, da der Transport bis zu acht Wochen dauert. Auch die Landwege über Russland wurden teilweise geschlossen. So bestand für Flugzeuge für unsere Lieferungen, die noch starten konnten, die einzige Möglichkeit, über die Türkei zu fliegen. Dies war zwar auch unsicher, aber zumindest eine Option, unsere Masken und Schutzmäntel zu beziehen. Am Ende hat es zum Glück geklappt. Team Splitting … … ist das Gebot der Stunde. Denn da mein Einkaufsteam in einem kleinen Büro untergebracht ist, arbeitete während der Pandemie die Hälfte von ihnen im Home Office. Beim Logistikteam war dies nicht möglich. Sie waren immer vor Ort und unterstützten die medizinischen Bereiche im Materialhandling. Zudem waren und sind sie sehr kreativ im Suchen und Finden von alternativen Lageplätzen. Gemeinsam sind wir stärker … … und deshalb mit vier weiteren Spitälern (KSA, LUKS, Solothurn Spitäler, Kantonsspital St. Gallen) in der Einkaufskooperation Medsupply organisiert. Und dies schon lange vor der Krise, um günstigere Einkaufspreise zu erzielen. Während der Pandemie sind wir nun dazu übergegangen, die Produkte von unterschiedlichen Anbietern zu beziehen, weil dies das Risiko bei Lieferengpässen verringert. Zudem sind wir dabei, dass jedes Spital ein Pandemie-Lager für die Zukunft aufbaut und wir jeweils vorrätiges Material untereinander austauschen.

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#schreinerei

Eine Trennwand

in vier Stunden 40

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Gut organisiert ist halb gewonnen. Patrick Dubler und Stefan Haueter wissen, was damit gemeint ist. Wer eine Trennwand auf der IDIS in vier Stunden produzieren und einbauen will, muss sich organisieren. Die KSB-Schreiner stehen exemplarisch für die Exzellenz und Leistungsstärke des ganzen Technischen Dienstes. Gerade in Zeiten der Krise waren Schnelligkeit und Improvisationsvermögen matchentscheidend. FOTOS Stefan Wey

10:00 Uhr TD erhält Auftrag für den Bau einer Trennwand

10:15 Uhr Aufnahme Masse vor Ort in der IDIS

10:30 Uhr Benötigtes Material zusammenstellen (inkl. Plexiglas für Wandfenster)

11:00 Uhr Mittagspause

11:30 Uhr In der Schreinerei wird das Material zugeschnitten und in Montageelemente zusammengebaut

13:15 Uhr Transport der Montageelemente mit speziellem Plattenwagen

13:30 Uhr Montage vor Ort in der IDIS (einpassen, mit Schrauben befestigen, finalisieren)

14:00 Uhr Job erledigt

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#umfrage

Im grünen Bereich Hatten Sie Angst vor einer Ansteckung? Wie fühlen Sie sich? Was haben Sie während des Lockdowns am meisten vermisst? Knapp tausend KSB-Mitarbeitende haben zwei Monate nach dem Lockdown auf diese Fragen Auskunft gegeben. Fazit: Das KSB dreht im grünen Bereich.

Was waren für Sie persönlich die grössten Herausforderungen während des nationalen Lockdowns? Antworten

%

Mein Gesundheitszustand

126

11%

Persönliche Belastung aufgrund familiärer Situation

244

24%

Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Kinderbetreuung etc.)

161

16%

Genügend Erholungsphasen

160

16%

Existenzsorgen

38

4%

Einschränkungen im ÖV

143

14%

Andere

174

17%

Total

1046

56% der Befragten gaben an, sich emotional «gut» zu fühlen. 28 Prozent waren am Ende des Lockdowns gar in einem Stimmungshoch («fühle mich sehr gut»). 16 Prozent wiederum fühlten sich solala («es geht»).

59%

verliehen der internen Kommunikation des KSB die Bestnote von 5 Sternen. 31 Prozent verliehen 4 Sterne. Das ergibt bei insgesamt 845 Bewertungen einen Score von 4,5.

42

Anzahl Bewertungen

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0%

6

Personen gaben an, sie hätten bei ihrer Arbeit sehr grosse Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Das entspricht einen Anteil von einem Prozent der Befragten. Die Mehrheit beantwortete die Frage «Wie gross ist Ihre Angst vor einer Ansteckung bei der Arbeit» mit «es geht» (26%), «klein» (45%) und «sehr klein» (24%).

10%

20%

30%

4,3

ist die durchschnittliche Bewertung auf die Frage, wie das KSB die Krise gemeistert hat. 43% der Befragten erteilten das Punkte-Maximum (5 Sterne), 48 Prozent gaben eine 4-SterneBewertung ab.

Hätten Sie sich zusätzliche Massnahmen gewünscht? Antworten

Anzahl Bewertungen

%

Ja

126

16%

Nein

661

84%

Total

787

0%

20% 40% 60% 80% 100%


Unser gemütlicher Biergarten ist bei schönem Wetter immer Samstag und Sonntag ab 11.30 Uhr geöffnet.

RESTAURANT BALDEGG FAMILIE SCHENDEL BALDEGG 1, 5400 BADEN T +41 (0)56 222 57 35 INFO@BALDEGG.CH WWW.BALDEGG.CH

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#gastbeitrag

Eine gesunde Portion

Pragmatismus Die Corona-Krise haben wir mit viel gesundem Menschenverstand und Pragmatismus gemeistert. An diesen Werten sollten wir festhalten, schreibt Regierungsrat Jean-Pierre Gallati.

V

ielleicht wird man dereinst die Zeit vor, während und nach Corona unterscheiden. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist das Ende der akuten Phase abzusehen. Nun kommt es darauf an, wie das Gesundheitswesen die Zeit nach Corona gestaltet. Eine Krise zeigt, wo Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Grenzen liegen. In der Krise gilt es noch mehr als im Alltag, sich den ständig verändernden Umständen und Rahmenbedingungen anzupassen.

ILLUSTRATION Kornel Stadler

Es ist für mich beeindruckend, in welch kurzer Zeit und ohne die Gewissheit, wie es herauskommen wird, sich das KSB auf die geänderten Rahmenbedingungen eingestellt hat. Fast von einem Tag auf den anderen durften keine elektiven Eingriffe mehr durchgeführt werden. Dadurch wurden Kapazitäten geschaffen für Corona-Fälle – ohne zu wissen, ob und wie diese Ressourcen in einer (ersten) Welle ausgeschöpft oder sogar überschritten werden. Als Gesundheitsdirektor steht für mich das Funktionieren des Gesundheitssystems an oberster Stelle. Entscheide mussten rasch gefällt werden. Dabei stehen nicht Dogmen oder Regulatorien im Vordergrund, sondern das Ziel: Die Aargauer Bevölkerung optimal zu versorgen. Dazu war es unter anderem nötig, bauliche Massnahmen zeitnah zu realisieren und auf Kommunikationsmittel zu setzen, wie sie zu normalen Zeiten nur sparsam eingesetzt werden. Eben: Pragmatisch statt dogmatisch! Die aargauische Welle des Coronavirus schlug weniger hoch als erwartet. Darüber bin ich auch als Gesundheitsdirektor froh. Die ganz grosse Zahl an Covid-Patienten ist ausgeblieben. Dennoch hat die vom Bundesrat befohlene Priorisierung von Corona-Patienten gegenüber allen anderen Erkrankten eine temporäre Zweiklassenmedizin geschaffen, die schnellstmöglich in einen guten Normalzustand geführt werden muss, in dem alle den gleichen Zugang zur Medizin haben.

Jean-Pierre Gallati ist seit Dezember 2019 Regierungsrat und Vorsteher des Departements Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau. Zuvor war er SVP-Fraktionschef und Mitglied der Kommission Gesundheit und Soziales.

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reflexe 2-2020

Für eine abschliessende Bilanz ist es noch zu früh. Jetzt gilt es, sich auf die Zeit nach Corona einzustellen: Wie bewältigen die Spitäler den Nachholbedarf an Operationen? Wie werden die finanziellen Ausfälle und Lücken bei allen Leistungserbringern geschlossen? Wie wirkt sich das Corona-Jahr 2020 auf die Krankenkassenprämien aus? Dem KSB und der Bevölkerung wünsche ich, dass die gesunde Portion Pragmatismus, die wir in der Krise entwickeln konnten, bestehen bleibt!


Hausarrest für Senioren in Uri «Ich werde mich daran

Nostalgie auf Ski

Sanders gegen Biden: Ist die Entscheidung nun definitiv gefallen?

128. Jahrgang Nr. 64 Fr. 4.20 AZ 8021 Zürich

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Der Sänger nähert sich der Gegenwart mit Charme und Vernunft.

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Die Tageszeitung für die Schweiz Freitag, 20. März 2020

Der Bundesrat verlangt einen grossen «Ruck» Markus Brotschi

Auswirkungen der Pandemie

Angesichts der rasanten Zunahme der Corona-Fälle (bis gestern Abend über 2330 Infizierte und 19 Tote) nimmt der Bundesrat den Kantonen das Heft aus der Hand und verordnet in der Schweiz den Lockdown. Gemäss dem Epidemiengesetz herrscht nun eine «ausserordentliche Lage». Seit Mitternacht bleiben in der ganzen Schweiz Restaurants, Bars sowie sämtliche Freizeitbetriebe geschlossen. Nur noch Lebensmittelläden und Apotheken dürfen öffnen, um die Grundversorgung sicherzustellen. Zudem werden die Grenzen nun auch zu Frankreich, Österreich und Deutschland für den Personenverkehr weitgehend geschlossen. Einreisen dürfen nur noch Grenzgänger zur Arbeit. Ziel dieser drastischen Beschränkung des öffentlichen Lebens ist es, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga rief die Bevölkerung zum gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie auf: «Nun muss ein Ruck durch das Land gehen.» Alle seien in der Pflicht, die Massnahmen umzusetzen. Dazu sei die weitgehende Einschränkung des öffentlichen Lebens notwendig.

Corina Maron, Pflegefachfrau in Affoltern am Albis.

Mit oder ohne Maske? Im Pandemieplan des Bundes wird gesunden Personen geraten, sich mit einer Maske zu schützen. Das Bundesamt für Gesundheit hingegen empfiehlt dies in der aktuellen Krise nicht. Aus Ärztekreisen wird das kritisiert. Seite 4

Reto Rechsteiner, Hausarzt in Altdorf.

Alle mitmachen!g, Heute Freita 12.30 Uhr

Die neue Normalität Wie tickt die Schweiz im Corona-Modus? TA-Reporterinnen und -Reporter haben sich gestern Morgen um acht Uhr im Land umgehört. Seite 5 Anleitungen für ein abgeriegeltes Land Seit einer Woche ist Italien weitgehend stillgelegt, die geltenden Einschränkungen werden fast täglich präzisiert. Wie gestaltet sich das Alltagsleben in dieser Ausnahmesituation? Seite 7 Swiss parkiert die halbe Flotte Um wirtschaftlich bestehen zu können, ergreift die Swiss drastische Massnahmen. Die Airline wird rund die Hälfte ihrer Kurz- und Langstreckenflotten aus dem Betrieb nehmen. Seite 10

Bleibende Unklarheiten Doch auch bei den neusten Verschärfungen blieben ein paar Fragen gestern Abend noch offen: Die Ankündigung der SBB etwa, ihr Angebot ab dem 19. März schrittweise zu reduzieren, weckte den Widerspruch der Zürcher Regierung, «Die Ausdünnung des ÖV ist aus Sicht des Kantons Zürich der falsche Weg», sagte Finanzdirektor Ernst Stocker. Der öffentliche Verkehr sei das Rückgrat unserer Wirtschaft. Offen blieb auch, ob einzelne Kantone, die ihre Krippen bereits geschlossen haben (etwa BS, GE, JU, NE oder VS), dem neusten Gebot des Bundesrats folgen, die staatliche Kinderbetreuung aufrechtzuerhalten. Und für manche Kantone (etwa VS und GE) haben gewisse Verordnungen des Bundesrats paradoxerweise sogar eine Lockerung zur Folge. Kommentar Seite 2, Berichte Seite 2, 3

Erfolgreiches Vorgehen Taiwan, Hongkong, Südkorea und Singapur haben die Krankheitsfälle von Beginn weg konsequent nachverfolgt. Diese Taktik scheint sich bewährt zu haben. Die Bevölkerung ist nicht mehr unter Hausarrest, die Fallzahlen haben sich stabilisiert. Seite 14 «Ich fühle mich amputiert» Schulleiterin Regina Haller muss sich erst daran gewöhnen, dass die Kinder nicht zum Unterricht kommen. Und sie muss den Notfallbetrieb an der Schule im Birch in Oerlikon koordinieren. Seite 21 Forderungen für den Fussball Die 55 Mitgliedsländer des europäischen Fussballverbands (Uefa) beraten heute darüber, wie sie mit der Krise umgehen wollen. Dabei geht es nicht nur um eine Verschiebung der Europameisterschaft auf 2021, sondern um sehr viel Geld. Sechs Forderungen. Seite 28

Kommentare & Analysen

«Die Krise setzt ungeahnte Kräfte frei. Ihr Ernst macht uns handlungsfähig.»

Ein letztes Bier bei Sonnenuntergang: Ab heute bleibt auch diese Bar in Zürich geschlossen.

Tages-Anzeiger Werdstrasse 21, 8021 Zürich Abo-Service 044 404 64 64, abo.tagesanzeiger.ch Inserate inserate@tagesanzeiger.ch oder online unter adbox.ch

Redaktion 044 248 44 11, redaktion@tagesanzeiger.ch Leserbriefe leserforum@tagesanzeiger.ch Lesen Sie uns auch in der App oder auf der Website tagesanzeiger.ch

15 Veranstaltungen 20 Rätsel 24 Wetter

Leserbriefe Todesanzeigen TV/Radio

Heute sagen wir euch Danke!

Walter Kistler, Chefarzt im Spital Davos. gerinnen und Pfleger, die Betreuerinnen, Spitexhelfer, Mitie leisten Ausserordent- arbeiter der Rettungsdienste liches in diesen ausseror- und viele mehr. Es sind Zehntaudentlichen Zeiten: die sende, die alles geben, um anÄrztinnen und Ärzte, die Spital- dern zu helfen. Sie kämpfen an und Praxisangestellten, die Pfle- vorderster Front für das Leben BLICK-REDAKTION

S

Sandra Schallberger, Ersthelferin in Lungern. und gegen das verheerende Coronavirus. Heute Mittag verneigt sich die Schweiz vor ihnen. Alle Menschen im Land sind dazu aufgerufen, ihnen heute Freitag um 12.30 Uhr zu applaudieren. Ih-

Noch gehen alle westlichen Regierungen davon aus, dass die Seuche in Europa und den USA einen ähnlichen Verlauf wie in China nimmt, dass also auf den rasanten Anstieg ein relativ schnelles Abflachen der Kurve betreffend Neuinfektionen folgt. Wenn sich aber die Epidemie länger hinzieht als erwartet, dann wird die seltene Eintracht von Regierenden und Regierten, von Politikern und Medien schnell der bitteren Kritik weichen. Man wird sich in diesem Fall daran erinnern, dass der Erreger zunächst eher schleppend bekämpft wurde. Obwohl in Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern präzise Simulationen zur Verbreitungsgeschwindigkeit eines Virus vom Sars-Typ existierten, verlangsamte sich das öffentliche Leben nur zögerlich. Grenzen blieben lange offen, Schulen und Restaurants auch. Was jetzt noch als besonnene Reaktion gilt, wird dann als Sorglosigkeit gebrandmarkt werden. Steigen die Fallzahlen weiter, kann die Stim-

schmeisst bei Sion alle Grossverdiener raus Sport

Die Tageszeitung für die Schweiz Mittwoch, 6. Mai 2020

Der Erreger trifft diejenigen EU-Staaten am brutalsten, die nach der Euro-Krise nicht Vorsorge getroffen und Schulden abgebaut haben. Das gilt ausgerechnet für das besonders in Mitleidenschaft gezogene Italien, dessen finanzielle Lage sich dramatisch verschlechtert. Nicht nur die Maastricht-Kriterien sind obsolet. Gerät Rom in eine Abwärtsspirale wie ehedem Griechenland, steht der Euro zur Disposition. In der Finanzkrise von 2008 retteten die USA mit einigen beherzten Entscheidungen das Bankensystem. Diesmal verharmloste Trump die Seuchengefahr noch länger als andere.Washington bemühte sich angesichts von Covid-19 nie um eine globale Antwort, wie sie nur eine globale Führungsmacht geben kann. Amerika besann sich nicht auf seine idealistischen Traditionen, sondern zeigte ein feindseliges und egoistisches Antlitz. Wer wird von diesem Vakuum profitieren? Ausgerechnet China schickt nun, da es selbst das Schlimmste überstanden zu haben scheint, medizinisches Personal und Hilfsgüter nach Italien. Gleichzeitig intensiviert Peking die militärischen Drohgebärden gegenüber Taiwan, da dessen Schutzmacht Amerika mit der Corona-Pandemie ringt. Hier übt eine neue Grossmacht, wie man mit einer Mischung aus Propaganda und Kanonenbootpolitik globale Führung ausübt. Auch die Geopolitik steht im Bann der Epidemie. In den letzten Jahren ging das Gefühl um, eine Epoche gehe zu Ende, die nach dem Fall der Berliner Mauer ihren Ausgang genommen hatte. Der Eindruck von «fin de siècle» akzentuiert sich mit der Corona-Krise. Die Welt ist eingestimmt auf Endzeitszenarien. Umso mehr kommt es darauf an, kühlen Kopf zu bewahren und dafür zu sorgen, dass der Ausnahmezustand nicht zum Regelfall wird.

weitere Hilfe notwendig sei, sagte Parmelin. Er räumte ein, dass die Arbeitsämter bei der Bearbeitung der vielen Kurzarbeitsgesuche am Anschlag seien. Es könne deshalb zu Verzögerungen bei Auszahlungen kommen. Mit einer Ausnahmeklausel entschärft der Bundesrat den Konflikt mit dem Kanton Tessin. Dieser hat mit der Schliessung von Baustellen und Betrieben gegen Bundesrecht verstossen. Neu kann der Bundesrat einem Kanton erlauben, kurzzeitig die Tätigkeit ganzer Wirtschaftsbranchen einzuschränken oder einzustellen. Voraussetzung ist eine besondere Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung aufgrund der epidemiologischen Situation. Meinung & Debatte, Seite 9 Schweiz, Seite 11 Wirtschaft, Seite 19

Redaktion und Verlag: Neue Zürcher Zeitung, Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich, Telefon: +41 44 258 1111, Leserservice / Abonnements: +41 44 258 10 00, www.nzz.ch Wetter: 31, TV/Radio: 50, 51, Traueranzeigen: 20, Impressum: 31

STATISTIK DES TAGES

Bruno Hostettler, Apotheker in Aarburg. nen und -Helden der Schweiz zu danken. Stellvertretend für viele stellt BLICK sieben von ihnen vor. Und zeigt, unter welch harten Arbeitsbedingungen sie Grosses leisten. Danke! Seiten 2–3

Die AMAG wird 75 Jahre alt. Die Geschichte des Unternehmens ist auch jene der Schweiz. Hier sehen Sie, wie sich das Land in dieser Zeit verändert hat. Mehr Geschichte: amag75.ch Haushalte mit Radio- und TV-Empfang

WÖRTERBUCH DES ZUSAMMENLEBENS

Bliib gsund

Abschiedsfloskeln gelten landläufig nun eben als Floskeln. Also gemäss Duden als «formelhafte, leere Redewendung». Ob es nun ein halbherzig gemeintes «Bis bald» sei oder einfach «Freundliche Grüsse», ist dabei egal. Dach-

te man. Denn in dieser Krisenzeit zeigt sich: Abschiedsfloskeln können ziemlich genau zeigen, wie es um eine Gesellschaft bestellt ist, was sie fürchtet und was sie sich wünscht. Im Moment nämlich Gesundheit. Die vielerorts in E-Mails und SMS verwendete Abschiedsfloskel lautet nämlich gerade: «Bliib gsund». Oder

Fernsehempfang 3 562 031

3 000000

20074

Bis zu 80 Prozent weniger ZugPassagiere Seiten 4-5

Eine Enttäuschung erleben in Kombination mit dem Gefühl eines erzwungenen Verzichts oder einer versagten Befriedigung – so definiert Duden das Wort «Frustration». «Frustrationstoleranz» bezeichnet die Fähigkeit, diese Art von Erlebnis über längere Zeit auszuhalten. Vor Corona brauchten Menschen Frustrationstoleranz, weil sie auf der Karriere-

leiter nicht weiterkamen, oder weil die Barfrau im Lieblingsclub nicht auf ihre Avancen reagierte. Jetzt müssten Menschen frustrationstolerant sein, weil sie nicht unter Leute gehen dürfen und das Homeoffice nervenaufreibend sein kann. Das ist machbar. Schwierig haben es diejenigen, die um ihr Leben oder ihre berufliche Existenz kämpfen.

BLICK erklärt Begriffe, die in diesen Tagen besonders wichtig sind.

1500000 854 600 1000000 500 000 0

auf

900

1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020

Ausgangssperren werden aufgehoben

Die Schweiz hat Empfang. Heute muss grundsätzlich jeder Haushalt in der Schweiz Radio- und Fernsehabgaben bezahlen. Das war lange anders: Es gab eine Melde- und Gebührenpflicht für Haushalte mit Empfangsgeräten. Die Radio-Konzessionsgebühr wurde 1931 eingeführt, das Schweizer Fernsehen ging 1953 auf Sendung. Mit einem Quellen: Bundesamt für Statistik, PTT, Billag kargen Programm: An fünf Abenden pro Woche gab es eine Stunde TV.

BLICK erklärt Begriffe, die in diesen Tagen besonders wichtig sind.

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Seite 9

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Tagelang feilschten sie darum: Gastronomie und Behörden. Gestern lag es auf dem Tisch, das Schutzkonzept für Restaurants, Bars und Cafés. Und auch wenn die Branche die härtesten Auflagen abwenden konnte – für viele Wirte wird es sehr schwer, einen Betrieb aufrechtzuerhalten. Am schwierigsten wird die Datenerhebung: Jeder Gast muss Name und

Adresse angeben, und die Beiz muss wissen, wann er wo sass. Unterhaltungsprogramm ist vorerst gestrichen. Musik gibt es nur aus der Konserve. Jeder Tisch muss nach jedem Gast neu desinfiziert werden. Und servieren soll man per Wagen: Direkter Kontakt von Personal und Gästen ist untersagt. Bildhaft zeigt sich die neue Gastro-Welt in einem Detail: Die legendäre Schweizer Ménage wird abgeräumt.  Seiten 2-3

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«Ich bin geboren, um andere heiter zu stimmen»

Lady Gaga erzählt, wie sie in der Depression zu sich fand Letzte Seite

Drei Monate lang drehte sich alles um die Pandemie. Andere Themen spielten keine Rolle mehr. Jetzt kehren sie zurück. BLICK erzählt in 19 Geschichten, was inzwischen passiert ist Seiten 3-7

Das Säbelrasseln zwischen den USA und dem Iran, die Beschattungsaffäre bei der Credit Suisse, die Sorge ums Klima. Über

«Dieses Notrecht Atempause mit Süssem ist Gesetz, nicht Willkür.» Letzte Seite

Den Profis reichts mit der

Sport

na. Die Pandemie dominierte die weltweite Aufmerksamkeit wie kein anderes Ereignis seit dem Zweiten Weltkrieg. Der

Kampf dagegen beeinflusste jeden Lebensbereich. Doch mit den rückläufigen Fallzahlen gibt es jetzt wieder Raum für ande-

res. Und da stellt sich die Frage: Was ist eigentlich aus den News von gestern geworden? Wie sind die Akteure von damals

durch die Krise gekommen? Was hat sich verändert? In 19 Geschichten gibt BLICK Antworten darauf.

Frauen in der Corona-Falle Weil Teilzeit-Angestellten zuerst gekündigt wird Seiten 2-3 Erpresser verlangen 6 Mio Dollar

Fieses Spiel mit Peter Spuhler Mehr Fussball denn je Seite 8

Doch was Ärzte und Pfleger im Spital La Carità in Locarno in Zeiten der Pandemie leisten müssen, ist hart. Und oft bitter, nicht süss. Dramatische Fotos  Seiten 4-5

Schon fast Gar|ten verlobt CVP-Pfister und BDP-

WÖRTERBUCH DES ZUSAMMENLEBENS

Seite 6

diese Themen diskutierten wir, bis es Ende Februar plötzlich nur noch ein Thema gab: Corona, Corona und nochmals Coro-

Endlich macht Angst wieder Spass!

BLICK-Kolumnist Helmut Hubacher über falsche Behauptungen

Stresstest für Beziehungen

Seite 33–36

WÖRTERBUCH DES ZUSAMMENLEBENS

Frus|tra|ti|ons|to|le|ranz

2000000

Grimes verändert Elon Musk

Kein Kontakt zu den Gästen Bis zur Hälfte weniger Kundschaft Jeder Tisch muss immer wieder desinfiziert werden Live-Musik, Dart, Billard sind verboten

WOCHENENDE

Für viele Familien und Paare ist die Corona-Krise eine grosse Herausforderung. Die Paartherapeutin Sandra Konrad gibt Tipps, wie man brenzlige Situationen entschärfen kann.

Nutzen einer weiteren Einschränkung der Wirtschaft sei zweifelhaft. Aber auch Vogt betont: Betriebe, welche die Sicherheitsmassnahmen nicht umsetzen könnten, müssten dichtmachen. Seiten 2-3

3 444 617

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«Bleib gesund», wie Nati-Coach Vladimir Petkovic seinen Spielern schreibt. Man wünscht es momentan am allermeisten seinen Liebsten und sich selbst. Und aufrichtig auch allen andern.

Umfrage zeigt: 64 Prozent sind für Abbruch

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Radioempfang

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Gewerkschafterin

Unia-Chefin Vania Alleva verlangt zum Schutz der Arbeitnehmer die Stilllegung der Wirtschaft.

völlige Stilllegung der Wirtschaft kann unabsehbare Folgen für die Versorgung des Landes haben», sagt Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt (59). «Das wäre ein äusserst gefährliches Experiment.» Der

Geisterbahn SBB

präsentiert von

Die Tageszeitung für die Schweiz Samstag, 30. Mai 2020

Fotos: Karl-Heinz Hug, Keystone, Getty Images

Corporate and M&A, Venture Capital

www.prager-dreifuss.com

Um Privatpersonen und Mieter von Geschäftsräumen zu unterstützen, hat der Bundesrat zudem die Nachfrist bei Zahlungsverzug von 30 auf 90 Tage verlängert. Das heisst: Mieterinnen und Mieter haben zwei Monate länger Zeit, ihre noch nicht beglichenen Mietzinsen zu bezahlen Die längere Nachfrist gilt für Mieten, die zwischen dem 13. März und dem 31. Mai 2020 fällig werden, und sofern der Zahlungsrückstand mit den Massnahmen des Bundesrats zur Bekämpfung des Coronavirus zusammenhängt. Die Einschränkungen der Regierung zeigen deutliche Spuren in der Wirtschaft. Bis Donnerstag haben 51 000 Unternehmen für 656 000 Erwerbstätige Kurzarbeit angemeldet. Das entspricht 13 Prozent der Erwerbstätigen. Der Bundesrat sei sich bewusst, dass

rona-Massnahmen», sagt sie im BLICK-Interview. Das Notstandsregime werde nicht umgesetzt, die Kontrollen der Kantone seien mangelhaft. Doch die Arbeitgeber warnen vor einem Shutdown. «Eine

Knallharte Was aus der Welt vor Corona geworden ist Regeln für Beizen Da war doch was!

Die Propaganda der Seuche

Zügeln ist erlaubt – Kündigungsschutz wird ausgebaut

sern der Schweiz, natürlich ist BLICK-Herausgeber Ringier vorne mit dabei, gemeinsam mit SRG, NZZ, CH Media und TX Group – sonst Konkurrenten, hier vereint für ein gemeinsames Ziel: den Corona-Heldin-

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For. Bern · Diese Woche war es unsicher, ob überhaupt noch gezügelt werden darf. Ende März ist mit geschätzten 50 000 Umzügen ein wichtiger Zügeltermin. Nun hat der Bundesrat diesen Punkt geklärt. Zügeln bleibt erlaubt. Es müssen aber die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. Zügelunternehmen und Immobilienbewirtschafter betonten, dass dies möglich sei. «Der Bundesrat will verhindern, dass eine unberechenbare Kaskade von Zügelverschiebungen entsteht», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin am Freitag vor den Medien. Das hätte eine Flut von Verfahren zur Folge. Der Mieterverband kritisiert den Entscheid. Dieser stehe im Widerspruch zur Vorgabe, zu Hause zu bleiben. Zudem lasse sich das Zügeln oft gar nicht mit den Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit vereinbaren.

fährt der Südkanton die Wirtschaft fast komplett herunter. Jetzt fordert Vania Alleva (51), Chefin der Gewerkschaft Unia, den Shutdown für die gesamte Schweiz. «Wir haben einen Vollzugsnotstand bei den Co-

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Zürcher Ärzte-Präsident über die Gefahr einer zweiten Welle um 8 Uhr live im Studio

jeder Staat kann sich auf dieses Beispiel berufen, wenn er künftig sein Heil im Alleingang sucht. Die Stagnation der Europäischen Union wird sich voraussichtlich verschärfen, die politischen und wirtschaftlichen Gräben dürften sich vertiefen.

Der Bundesrat hilft den Mietern

Silvan Rutz, Sanitätssoldat aus Wald.

nen 60 Sekunden lang mit Klatschen vom Fenster oder Balkon aus zu zeigen, wie sehr ihr Einsatz geschätzt wird. Ihnen zu danken. Ihnen Kraft zu geben. Der Aufruf wird getragen von allen grossen Medienhäu-

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 redaktion@blick.ch oder vorname.nachname@ringier.ch Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) kundenservice@blick.ch Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

Krisen verändern die Welt. Die Pandemie bedeutet einen solchen Wendepunkt. Umso wichtiger ist es, jetzt Fragen zu stellen. Ist es wirklich richtig, das öffentliche Leben einzufrieren? Schlägt nun die Stunde des Superstaates? Von Eric Gujer

Gefährliche Erwartungen

te, da sind sich die Experten einig, steht uns noch bevor. Die grosse Welle der Infektionen kommt noch. Hat die Schweiz genügend Abwehrmassnahmen getroffen? Nein, findet der Kanton Tessin. Ab morgen

Psychiater Hans-Rudolf Pfeifer über Hamsterkäufe und Altersstarrsinn Seite 7

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Plötzlich war nichts wie bisher nach Grenzzäune der beste Schutz gegen Viren und die Mächte der Globalisierung sind. Längst bevor wir alle begriffen, welche Gefahren auf chinesischen Märkten lauern, hatte es von links wie rechts geheissen, der Liberalismus habe sich überholt. Die Untergangspropheten behaupten seit längerem, die Ära der Deregulierung und des Freihandels seit den achtziger Jahren habe nur die Reichen reicher und die Armen ärmer gemacht und die westliche Demokratie in eine «moralische Krise» gestürzt. Man sollte sich keinen Illusionen hingeben. Covid-19 wird als Vorwand dienen, um eine Renaissance staatlicher Bevormundung mit umso mehr Nachdruck zu fordern. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs sagte Wilhelm II.: «Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.» DerWagenburg-Reflex ist in der Krise verständlich, aber er darf das kritische Denken nicht unterbinden. Gerade weil die Corona-Pandemie eine solche Herausforderung ist, muss über den Weg zu ihrer Bewältigung offen diskutiert werden. Ist es sinnvoll, wie jetzt im Tessin das öffentliche Leben in seiner Gänze einzufrieren? Wäre es angesichts der Kosten nicht vernünftiger, wenigstens die Wirtschaft weiterlaufen zu lassen und dafür die Risikogruppen umso strenger zu isolieren? Niemand kann von sich behaupten, er allein kenne die richtigen Antworten. Umso wichtiger ist es jetzt, Fragen zu stellen. Gegenwärtig feiert die nationale Gemeinschaft ein Comeback, nachdem sich in den letzten Jahrzehnten die Gesellschaft fragmentiert, individualisiert und polarisiert hat. Die Pandemie wird das Verhältnis zwischen Freiheit und Kontrolle, privater Autonomie und «Big Government»,zwischen Individuum und Gemeinschaft neu definieren.Diejenigen, die auf der Seite von Freiheit und Selbstverantwortung stehen,dürfen nicht schweigen,nur weil dieAbwehr der Seuche derzeit eine konzertierte Anstrengung erfordert und das Kollektiv den Ton angibt. Das Virus wird auf allen Ebenen zu Veränderungen führen und Machtverhältnisse verschieben – innerhalb von Staat und Gesellschaft, aber auch international. So haben die EU-Mitglieder in den letzten Wochen alles andere als koordiniert reagiert. Jeder beschritt einen Sonderweg, und

Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbandes, warnt vor den Folgen eines totalen Shutdowns.

M

AZ 8021 Zürich ∙ Fr. 5.50 ∙ € 5.50

mung kippen und sich der Rückhalt in der Gesellschaft für das Krisenmanagement in Wut verwandeln. Noch frohlocken viele Kommentatoren, in der Krise schlage die Stunde der Exekutive, weshalb die Populisten das Nachsehen hätten. Das Gegenteil könnte der Fall sein. Versagen die Regierungen im Angesicht der Pandemie, erhalten die Anti-Establishment-Parteien Zulauf. Die politische Landschaft in Europa wird dann umgepflügt. Je nachdem, wie der Staat die Bewährungsprobe meistert, geht er als Loser oder als Leviathan daraus hervor. Nimmt die Zahl der Neuinfektionen rasch ab, greifen die Programme zur Unterstützung der Wirtschaft, dann wird die Macht des Staates gefährlich wachsen. Die Erwartungshaltung, der Staat möge alle Lebensrisiken abfedern, erhält dann neue Nahrung. Ob in Washington, Bern oder Berlin: Überall versprechen Präsidenten, Kanzler und Minister, es werde unbegrenzt Geld zur Verfügung stehen, damit kein Unternehmen Konkurs geht und kein Arbeitnehmer seine Stelle verliert. Was aber, wenn die Gesellschaft die absolute Ausnahme als neuen Regelfall interpretiert? Schon heute verlangen linke Politiker, die grosszügigen Regeln für Kurzarbeit müssten auch nach dem Ende der Corona-Krise bestehen bleiben. Eigeninitiative und wirtschaftliche Freiheit werden dann noch seltener in Gesellschaften, die bereits heute dazu neigen, so viel Verantwortung wie möglich an eine gütige Obrigkeit zu delegieren. Es ist angesichts der ungewissen Zukunftsaussichten verständlich, wenn nicht nur Coiffeure und Restaurantbetreiber, sondern auch starke Branchen, die früher jede Intervention ablehnten, nach dem Staat rufen. Aber ist es auch klug? Es stehen genügend politische Kräfte bereit, die nichts lieber tun, als solche Rufe zu erhören und als Freibrief für einen Super-Etatismus zu verstehen. So können die Sozialdemokraten ihre Befriedigung kaum verhehlen, dass die ungeliebte Schuldenbremse vorerst Geschichte ist. Das hat in der jetzigen Situation seine Berechtigung. Wenn aber aus dem der Not geschuldeten Sonderfall ein Dauerzustand wird, wäre das fatal. Auch Donald Trump setzte mit Wonne den freien Reiseverkehr aus, weil dies sein Mantra zu bestätigen scheint, wo-

Arbeitgeber

«Wir haben alle irgendwie Schiss»

Fr. 2.50

Die Pandemie ist noch nicht vorbei, sie hat in Europa wohl noch nicht einmal ihren Höhepunkt erreicht, und doch ist es an der Zeit, sich Gedanken über die Welt nach Covid-19 zu machen. Es ist die bis jetzt schlimmste Krise des noch jungen 21. Jahrhunderts. Danach wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Diese Prognose ist nicht verwegen, denn grosse Krisen greifen immer in den Lauf der Geschichte ein. Die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 ebnete Hitler den Weg in die Reichskanzlei und trug damit mittelbar zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bei. Die Finanzkrise 2008 stellte die Zinspolitik auf den Kopf, die Welt wird seither mit billigem Geld geflutet. In der Euro-Krise zerstob das Selbstbewusstsein der Europäer, von einer «immer engeren Union» redet heute niemand mehr. Über die EU hat sich der Mehltau der Stagnation gelegt. Wie Covid-19 die Zeitläufte formen und gestalten wird, lässt sich gegenwärtig noch nicht abschätzen. Wohl aber kann man Bereiche benennen, in denen sich diese Frage entscheiden wird.

Soll die Schweiz die Wirtschaft komplett stilllegen?«Unbedingt!», sagt Vania Alleva, Chefin der Unia. Alles andere sei ein Spiel mit dem Leben. Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt hält dagegen: «Der Schaden wäre riesig.»

ehr als 7000 Angesteckte, 60 Tote: Das ist die vorläufige Bilanz der Corona-Krise in der Schweiz. Doch das Schlimms-

Der Brief von Petkovic an die NatiSpieler Sport

Coronavirus: Die Mediziner stecken in einem unerträglichen ethischen Dilemma Seite 10

Samstag, 28. März 2020 ∙ Nr. 74 ∙ 241. Jg.

Streit um Shutdown

Martin Bachmann, Forscher am Berner Inselspital.

Einfühlsam Knallhart Exklusiv! Constantin

So geht Selbstisolation Wer bei sich Symptome ortet, die vom Coronavirus stammen könnten, sollte sich für eine Weile von der Umwelt abschotten. Gleiches gilt auch für all jene, die Kontakt zu einer erkrankten Person hatten. Eine Anleitung in Bildern. Seite 36

Foto: Andrea Zahler

Sexismus vor laufender Kamera Letzte Seite

Die Tageszeitung für die Schweiz Montag, 23. März 2020

SERMÎN FAKI UND MARC ISELI

Fotos: Beat Michel, Anian Heierli, Philippe Rossier, Siggi Bucher, Fabian Fuhrer, Ralph Donghi

Hamsterpsychologie Aus Angst vor Versorgungsengpässen haben Kunden in den letzten Tagen die Gestelle in den Supermärkten leer gekauft. Verhaltensökonomen erklären, weshalb wir in Krisenzeiten zu Toilettenpapier und Teigwaren greifen. Seite 11

Bohlen macht 18-Jährige an

Die Schweiz applaudiert den Corona-Helden

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Coronavirus Ab heute bleiben alle Restaurants und Bars geschlossen. Lebensmittelläden und Apotheken sind offen, alle anderen Geschäfte müssen den Betrieb einstellen. Bis zu 8000 Armeeangehörige unterstützen Spitäler, Grenzwächter und zivile Behörden.

Barbara Bleisch Die Philosophin und Kolumnistin analysiert den Ausnahmezustand, in dem wir uns befinden. Seite 6

halten», sagt FDP-Urgestein Franz Steinegger (77) zur ersten Ausgangssperre in der Schweiz Seite 7

Max Raabe

Farbige Fundstücke aus den goldenen Jahren des Wintersports.

Fotos: Getty Images, AFP

Das letzte Gefecht

Dienstag 17. März 2020

Verschärft der Bundesrat den Kampf gegen Corona? Live ab 14 Uhr Fr. 2.50

Fotos: Thomas Meier, Keystone, Getty Images, AFP

Fr. 2.50

Landolt erklären ihre Pläne für eine neue Partei

Nach der Wiedereröffnung von Garten- und Baucentern standen Horden an und horteten Harken, Rechen und Erde. Wozu? Na klar, für den Hortus (lateinische Wurzel des Wortes «Garten»). Jetzt graben und hacken sie dort wieder, was das Zeug hält, säen Gemüse,

pflanzen Blumen und lassen Beete erblühen. Denn wenn man schon zu Hause bleiben muss, dann will man bitte schön sein privates Paradies vor der Tür, seinen kleinen Garten Eden. Daraus lässt sich der Homo hortensis nicht mehr vertreiben wie einst das erste Men-

BLICK erklärt Begriffe, die in diesen Tagen besonders wichtig sind.

Redaktion: Blick, Postfach, 8021 Zürich 044 259 62 62 redaktion@blick.ch oder vorname.nachname@ringier.ch Abos: 0848 833 844 (8 Rp./Min. aus dem Festnetz. Anrufe aus dem Handynetz können preislich variieren) kundenservice@blick.ch Blick Online: Blick.ch Leserreporter: Per Whatsapp an 079 813 80 41

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schenpaar – nicht von Gott und schon gar nicht vom Bundesrat. Und für den Fall, dass die Plackerei im Garten schweisstreibend werden sollte, errichtet sich der eine oder andere Adam vorsorglich schon mal einen Hortus cervisarius – einen Biergarten. Zum Wohl!

BLICK bei der Neueröffnung des Europa-Parks Seite 8 Der nächste BLICK erscheint erst am Dienstag

Wir wünschen Ihnen schöne Pfingsten! Alle News auf Blick.ch und Blick TV. Und viel Vergnügen mit dem SonntagsBlick.

Klubs spielen die nächsten 11 Monate durch Sport

«Sogar die Sache mit dem Tod sieht heute anders aus als zu Beginn des Jahres 2020.» Blick-Gruppe-Chefredaktor Christian Dorer über die weltverändernde Kraft eines Virus Seite 3

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#finanzen

Die verseuchte Bilanz Covid-Massnahmen und das Operationsverbot kommen die Spitäler teuer zu stehen. KSB-CFO Philippe Scheuzger nimmt eine Auslegeordnung vor.

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as KSB ist hervorragend ins Jahr 2020 gestartet. In fast allen Bereichen befanden wir uns auf Wachstumskurs, ehe uns die Corona-Massnahmen einen Strich durch die Rechnung machten. Über Nacht standen die Zeichen nicht mehr auf grün, sondern auf rot. Wie das? Unser Geschäftsmodell ist in seiner Grundausrichtung simpel: Patienten = Umsatz; weniger Patienten = weniger Umsatz. Durch das Verbot von nicht dringlichen Eingriffen, Behandlungen und Therapien brach uns ab Mitte März die Geschäftsgrundlage weg. In einzelnen Kliniken kam es zu einem Einbruch von über fünfzig Prozent. Als der Bundesrat die Lockdown-Massnahmen beschloss, stand das KSB noch hervorragend da. Im Februar 2020 haben wir drei Prozent mehr stationäre Patienten behandelt und zehn Prozent mehr ambulante Leistungen erarbeitet als im Vorjahr. Es zeichnete sich eine Fortsetzung der erfolgreichen letzten Jahre ab, in denen das KSB seine finanziellen Zielvorgaben stets erreichte. Ende April, also nur acht Wochen später, hat sich das Bild komplett gewandelt: Gegenüber dem Vorjahr lagen wir mit sieben Prozent bei den stationären Patienten und vier Prozent bei den ambulanten Behandlungen zurück. In unserer Leistungsbilanz fehlen somit mehrere hundert stationäre Patienten und mehrere Millionen ambulante Taxpunkte.

«Covid riss uns ein Loch von knapp zwanzig Millionen Franken in die Kasse.» Ob sich dieser Rückstand aufholen lässt, ist fraglich. Wir gehen derzeit davon aus, dass wir Ende des Jahres bis zu tausend stationäre Fälle weniger als 2019 aufweisen werden, was einer Umsatzeinbusse von rund zwölf Millionen

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Franken entspricht. Nehmen wir den ambulanten Bereich hinzu, fehlen uns Erträge von bis zu 19,5 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr. Da Kompensationsmöglichkeiten auf der Aufwandseite nur beschränkt vorhanden sind, werden wir voraussichtlich auch bedeutend weniger Gewinn erwirtschaften. Die Covid-Schadensbilanz umfasst nicht nur Ertragsausfälle, sondern auch zusätzliche Kosten in der Höhe von mindestens drei Millionen Franken, die uns aufgrund der ausserordentlichen Umstände entstanden. Dazu gehören Schutzmassnahmen wie Zugangskontrollen für Besucher und Patienten, der Einkauf von Schutzkleidung und Masken, Umbauten auf der Intensivstation zur Schaffung zusätzlicher Beatmungsplätze oder Umbauten auf der Notfallstation mit separaten Untersuchungsund Behandlungsräumen für Covid-Patienten, zusätzlicher Personalaufwand auf den Covid- und Intensivstationen, Zivilschutz und Militär, Kosten für die Quarantäne von Mitarbeitenden und Schutz von Mitarbeitenden in Risikogruppen (insgesamt fast 1500 zusätzliche Arbeitstage). Weiter sind Konsumationsausfälle im Personalrestaurant und in der Besuchercafeteria, Kosten für Covid-Tests, zusätzliche Bereitstellung von medizintechnischen Geräten (z.B. Beatmungsgeräte) sowie IT-Kosten für Homeoffice und Videokonferenzen zu nennen. Vor diesem Hintergrund ist es illusorisch zu glauben, dass wir dieses Jahr aus eigener Kraft die von unserem Eigentümer, dem Kanton, geforderte EBITDA-Zielvorgabe von zehn Prozent erreichen werden; realistisch ist vielmehr ein Wert zwischen fünf und sieben Prozent. Es gilt also, den Spitalbetrieb so rasch wie möglich wieder auf Vor-Covid-Niveau hochzufahren, sind wir doch mit unserem umfangreichen Investitionsportfolio gefordert, die dazu notwendigen flüssigen Mittel zu einem guten Stück selber zu erwirtschaften. Bleibt zu hoffen, dass wir vor weiteren Covid-Wellen verschont bleiben. Sonst wird 2020 definitiv zu einem Seuchenjahr.


Damit’s wieder rund läuft Die Ärzte und Pflegenden erhielten für ihre Leistungen während der CoronaZeit viel Applaus. Entschädigungen für die Ertragsausfälle der Spitäler blieben jedoch aus. KSB-CEO Adrian Schmitter skizziert seine Wünsche. ILLUSTRATION Kornel Stadler

1

Das Schweizer Gesundheitswesen ist teuer. Aber es ist auch äusserst leistungsfähig. Das hat sich in der Covid-Krise einmal mehr gezeigt. Klar, wir hatten mehr Zeit, um uns vorzubereiten als die Spitäler in Norditalien. Dass unser Gesundheitswesen aber nicht kollabierte, spricht für sich. Wie viele Akteure involviert sind, damit diese Leistungen erbracht werden können, haben Sie in diesem Magazin gelesen. Diese Qualität hat ihren Preis.

2

Unser Gesundheitssystem ist so ausgerichtet, dass Spitäler Gewinne erwirtschaften müssen, um ihre Infrastruktur dem jeweils aktuellsten Stand der Wissenschaft anpassen zu können und als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Die vom Bund auferlegten Massnahmen wie Vorhalteleistungen und OP-Verbot haben dazu geführt, dass die Spitäler massive Ertragsausfälle erlitten. Die Spitäler sind definitiv keine Corona-Profiteure.

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3

Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass erstens unser Gesundheitssystem weiterhin bezahlbar bleibt, zweitens auch in Zukunft eine Top-Versorgung gewährleistet ist und drittens die Spitäler ihren Leistungsauftrag weiterhin voll umfänglich wahrnehmen können.

Der Bund, der die Covid-Massnahmen angeordnet hat, steht in der Verantwortung, die Spitäler für ihre Verluste zu entschädigen. Anderen Branchen oder Institutionen (z.B. die SRG!) hat er ohne viel Federlesens mitten während der Krise unter die Arme gegriffen. Es ist daher unverständlich, weshalb er im Fall der Spitäler den Ball den Kantonen zuspielt, ohne einen eigenen Beitrag zu leisten.

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Bisher wurden die Spitäler jeweils reflexartig an den Pranger gestellt, wenn es darum ging, die steigenden Kosten im Gesundheitswesen zu erklären. Diese Litanei verfängt dieses Jahr nicht. Die Prämien für 2021 dürfen nicht erhöht werden. Im Idealfall werden sie gar gesenkt. So können die Haushaltsbudgets der Prämienzahler entlastet werden. Schliesslich gibt es zahlreiche Personen, die wegen Kurzarbeit oder Jobverlust infolge des Corona-Lockdowns mit grossen finanziellen Problemen konfrontiert sein werden.

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Die Krankenversicherer sind meines Erachtens juristisch nicht verpflichtet, für die Covid-Verluste der Spitäler aufzukommen. Aber es gibt auch eine moralische Dimension: Die Spitäler sorgten mit ihren Vorhalteleistungen dafür, dass sowohl Covid- als auch Nicht-Covid-Patienten stets optimal behandelt wurden. Deshalb wäre es eine schöne Geste der Solidarität und Anerkennung, wenn die Versicherer aus freien Stücken einen Beitrag aus ihren üppigen Reserven leisten würden.

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Womit wir beim Kanton Aargau wären, der die Krise souverän gemeistert hat. Die Strategie der Dezentralisierung hat sich ebenso bewährt wie das sanfte Herunterfahren des Spitalbetriebs zu Beginn des Lockdowns. Insbesondere das DGS hat immer grossen Wert auf einen konstruktiven Austausch gelegt. Aus unserer Sicht verdient die auf viel Pragmatismus beruhende Zusammenarbeit das Prädikat «sehr gut».

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Die Regierungs- und Grossräte werden nun entscheiden müssen, wie viel ihnen die Spitäler im Kanton wert sind. Wie hoch auch immer die im Aargau zur Verfügung stehende Summe ausfallen mag: Wir plädieren für einen Verteilschlüssel, der alle Institutionen gleichermassen berücksichtigt. Aus Gründen der Fairness und Transparenz soll der EBITDA als Massstab für die Beurteilung des entstandenen Schadens herangezogen werden.

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#gluschtig

#Foodporn

Aus der Dose Hamsterkäufe wurden zu Beginn der Pandemie allerorts verzeichnet. Heisse Tipps, wie Sie Ihr Lager an WC-Rollen wieder dezimieren können, haben wir an dieser Stelle nicht. Hingegen verrät Küchenchef Sepp Stalder, der ansonsten stets auf Frisches in der Küche setzt, was sich aus den gebunkerten Konserven alles zaubern lässt. FOTOS Stefan Wey

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1. Gang

Thunfisch auf Linsensalat mit Gemüse ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN

ZUBEREITUNG

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200 g Linsen, gekocht oder vorgegart aus der Dose 50 g Rüebli 50 g gelbe Rüebli 2 grüne Spargeln

Linsen gemäss Packungsangabe zubereiten oder aus der Dose abtropfen lassen. Alle Rüebli und die Zuchetti in 5 mm grosse Würfeli schneiden. Die grünen Spargeln und den Stangensellerie in Röllchen schneiden. Frühkartoffeln vierteln. Das gesamte Gemüse knackig kochen und in Eiswasser abkühlen, damit die Farbe erhalten bleibt.

50 g Stangensellerie 50 g Zucchetti

2

50 g Frühkartoffeln, ungeschält 200 g Thunfisch (1 Dose)

Sauce:

Nun kommt die Thunfischdose zum Einsatz: Öl abgiessen und den Thunfisch auf einen kleinen Teller, der zuvor mit Klarsichtfolie ausgelegt wurde, legen. In den Tiefkühler stellen und anfrieren lassen. So lässt sich der Thunfisch mit einem scharfen Messer in Scheiben schneiden.

1 dl Bouillon 30 g weisser Balsamico-Essig 50 g Sonnenblumenöl 1 Knoblauchzehe, gehackt 30 g Zwiebeln in Streifen geschnitten

3

Alle Zutaten für die Sauce in einem Mixbecher zubereiten. Anschliessen den aufgeschnittenen Thunfisch auf dem Gemüse-Salat anrichten und mit Rosmarin, Borretschblüte und Ringelblumenblüte garnieren.

Zum Garnieren: Rosmarin, Borretschblüte und Ringelblumenblüte

«Was mache ich mit den 80 Dosen Ravioli, die meine Frau als Covid-Notvorrat gebunkert hat?» Frage eines Mitarbeiters in einer E-Mail an Sepp Stalder

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#gluschtig

2. Gang

Gratinierte Ravioli Tex-Mex-Style ZUTATEN FÜR 3 PERSONEN 870 g Ravioli an Tomatensosse (1 Dose) 140 g Maiskörner (1 Dose) 140 g rote Indianerbohnen (1 Dose)

ZUBEREITUNG

1

150 g Peperoniwürfel rot und gelb

Die roten gehackten Zwiebeln und den hellen Teil der gehackten Frühlingszwiebeln im Sonnenblumenöl bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Das Hackfleisch beigeben, allseitig anbraten und mit dem Fleischgewürz abschmecken.

250 g Rindsgehacktes frisch 20 g Sonnenblumenöl Fleischgewürz 1 rote Zwiebel, gehackt 1 Frühlingszwiebel

2

Die Bohnen, den Mais und die Peperoniwürfel dazugeben, gut untermischen und kurz mitdünsten.

2 Knoblauchzehen 20 g Fajitas Gewürz (2/3 einer Tüte) 200 g gelben Cheddar Käse, geraffelt

Zum Garnieren: Rosmarin, Thymian und Lavendelblüten

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Das Fajitas Gewürz mit seinem typischen Raucharoma dazugeben und gut untermischen.

Die Ravioli in eine ausgebutterte Gratinform geben und mit der Hackfleisch-Masse vermischen.

Mit dem Cheddar Käse bestreuen und dann für 30 Minuten bei 200 Grad im Ofen gratinieren. Vor dem Servieren mit dem fein geschnittenen Grün der Frühlingszwiebeln bestreuen und mit einem Kräutersträusschen von Rosmarin, Thymian und Lavendelblüten garnieren.


3. Gang

Stalden-Creme Schoggiküchlein mit Sommerfrüchten ZUTATEN FÜR 8 PERSONEN 470 g Stalden Schoggicreme (1 Dose) 100 g Butter 1 Ei

ZUBEREITUNG

1

200 g Zucker 1 TL Limettenabrieb 100 g Haselnüsse, gemahlen 250 g Mehl 1/2 P Backpulver

2

Zum Garnieren: 1 Tafel dunkle Kochschokolade

Zucker, Butter und Ei schaumig schlagen. Dann nacheinander Schoggicreme, Haselnüsse, Limettenabrieb, Mehl und Backpulver untermischen. Nun entweder die Masse in eine mit Backtrennspray oder Backpapier ausgekleidete Cakeform geben und bei 180 Grad Ober-/Unterhitze eine Stunde backen. Für kleine Küchlein in eine Backmatte füllen und knapp 30 Minuten backen. Kochschokolade brechen und in eine kleine Metallschüssel geben. Diese auf sehr heissem Wasser etwa 5 Minuten stehen lassen, bis die Schokolade geschmolzen ist. Umrühren und auf eine Schüsselseite geben. Die Erdbeeren bis zu einem Drittel in die Schoggimasse eintauchen.

8 Stk Erdbeeren 24 Stk Kirschen 8 Stk Himbeeren 24 Stk Pfefferminzspitzen

3

Erdbeeren gut abtupfen. Sonst entstehen unansehliche, aber trotzdem fein schmeckende Schokoladenfüsschen.

Puderzucker oder Zuckerschnee 2 dl Rahm geschlagen

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Mit einem breiten Pinsel einen Schokoladenstrich auf den Teller ziehen und die Früchte vom Küchlein aus der Grösse nach von rechts nach links anrichten. Kleine Rahmtupfer hinter die Früchte setzen und die Minze hineinstecken. Anschliessend das Küchlein mit Puderzucker oder Zuckerschnee bestreuen.

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#hochzeit

Die Braut,

die sich trotzdem traut Vanessa Roth, ehemals Meyer, hat am 24. April 2020 ihrem Partner das Ja-Wort gegeben. Welche Auswirkungen Covid-19 auf ihren Hochzeitstag hatte und wie sie die Pandemie als Recruiterin am KSB erlebt hat, lesen Sie in ihrer ganz persönlichen Covid-Gegenüberstellung. TEXT Vivien Wassermann HOCHZEITSFOTO Lia Lohrer Fotografie

Privat Das war unser Plan Im Januar 2019 hat mein Freund mir einen Heiratsantrag gemacht. Daraufhin begannen wir mit den Planungen für eine zivile Trauung im Schloss Hallwyl und die Feier im Restaurant Schifflände am Hallwiler See. Zu Beginn der Pandemie hofften wir, dass unsere Trauung trotzdem noch möglich wäre, da die Massnahmen anfangs nur bis zum 19.4. angesetzt waren. Schliesslich haben wir erst zwei Wochen vor dem Termin erfahren, dass die Trauung an den geplanten Orten nicht möglich ist. Auch unsere Hochzeitsreise nach London fiel natürlich ins Wasser. So war’s am Ende Wir haben dann ans Zivilstandesamt nach Bremgarten gewechselt und die Trauung nur mit unseren beiden Trauzeugen, meiner Schwester und dem besten Freund meines Mannes, vollzogen. Glücklicherweise durfte immerhin unsere Fotografin von der Tür aus Fotos machen. Eine grosse Überraschung war, als wir aus dem Standesamt kamen und unsere Familien draussen mit Ballonen Spalier gestanden haben – natürlich mit zwei Metern Abstand zueinander. Halb so schlimm! Auch wenn wir anfangs schon sehr enttäuscht waren, weil wir so viel Zeit in die Planung investiert hatten, war es im Nachhinein trotzdem ein wunderschöner Tag. Ausserdem können wir nun zweimal feiern. Denn am meisten freue ich mich auf eine grosse Feier im August, sofern dies dann möglich ist. Und natürlich darauf, unsere London-Reise und unseren für den Sommer geplanten Mauritius-Urlaub irgendwann nachholen zu können.

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Beruflich Die grösste Herausforderung Ausländische Bewerberinnen und Bewerber haben wir seit der Grenzschliessung nicht mehr einladen können. Eine Videokonferenz war aus unterschiedlichen Gründen oft keine wirkliche Alternative. In der Zwischenzeit können ausländische Bewerbende sehr unkompliziert über das Bundesamt für Migration eine Sonderbewilligung für die Einreise einholen. So läuft es momentan Wir treffen die meisten Bewerber nach wie vor persönlich. Wir achten entsprechend darauf, dass die Besprechungsräume gross genug sind und geben den Bewerbenden gleich zu Beginn eine Schutzmaske. So können wir professionell rekrutieren, auch wenn wir leider das Lächeln des Gegenübers nicht sehen können. Anders als erwartet… … blieb eine Bewerberflut auf Hotellerie-Stellen aus. Ich hätte gedacht, dass wir mit Bewerbungen von Gastronomie-Mitarbeitenden überschwemmt werden würden. Zudem war ich überrascht, wie super sich die jeweiligen Abteilungen selber organisiert und gegenseitig ausgeholfen haben, so dass wir fast keine Unterstützung von Aussen (über Temporärbüros) organisieren mussten. Ich hatte zu Beginn befürchtet, dass da mehr Arbeit auf uns zukommen würde.


Wellengang War’s das? Oder kommt noch was? Beinahe täglich wird in den Medien über eine «zweite Welle» in der Corona-Pandemie diskutiert. Die Meinungen gehen weit auseinander. Wir haben eine Auswahl an Experten-Prophezeiungen zusammengetragen, im Bewusstsein, dass «Prognosen immer schwierig sind, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen», um den dänischen Physiker Niels Bohr zu zitieren. In Anbetracht der Fülle an Prophezeiungen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die eine oder andere tatsächlich eintreten wird.

0 28. Mai 202 Donnerstag,

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Wissen

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#babys

Willkommen,

neue Erdenbürger Limani-Gadient Nora Oberärztin Andrin

Fumasoli Andrea Sekretärin Anästhesie Elija

Meyer Ursula Apotheke Flavio

Osmani Gjilimser Fachfrau Gesundheit Isra

Burlet Natalie MTRA Yamin Solan

Burger Berenike Dep. Managerin Chirurgie Jasper Maximilian

Bieri Corinne Patientenaufnahme Elias

Filipponi Petra Physiotherapeutin Cosmo Nandoo

Burri Barbara Dipl. Radiologiefachfrau Basil Raphael

Zorneth Lara Dipl. Radiologiefachfrau Nele

«

PROF. LEONHARD SCHÄFFER CHEFARZT FÜR GEBURTSHILFE UND PRÄNATALDIAGNOSTIK

«Die CovidMassnahmen hatten positive Nebeneffekte.»

« «Die Frauen schlafen ruhiger und sind entspannter.»

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Soweit bisher bekannt, hat eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 keinen Einfluss auf die Geburt oder den Geburtsverlauf, sofern die Mutter keine schweren Symptome aufweist. Besondere Hygieneschutzmassnahmen für unser Personal sind natürlich notwendig. Wir verzichten bei diesen Patientinnen zum Beispiel auf Lachgas, da die Maske abgenommen werden müsste und damit das Ansteckungsrisiko erhöht wäre. Bei allen anderen Müttern ohne nachgewiesene Infektion ist die Betreuung der Geburt mit Ausnahme des bereits gewohnten Mundschutzes so wie immer. Der Partner darf, sofern gesund, natürlich weiterhin bei der Geburt dabei sein. Interessanterweise sind die Folgen der getroffenen CovidMassnahmen nicht nur negativ. So hat das Besuchsverbot auf dem Wochenbett dazu geführt, dass die Mütter sich ungestört und damit intensiver auf das Bonding mit ihrem Baby konzentrieren können und viele die erholsame Ruhe zu zweit sehr geniessen.

AJSHE FEJZULAI FACHFRAU GESUNDHEIT EFZ MBV Ich merke, dass die Frauen auf der Wochenbett-Station viel ruhiger schlafen und allgemein entspannter sind. Sie haben keinen Stress und halten sich besser an die fixen Termine, die sie sonst aufgrund eines Besuchs verschieben wollen. Ich habe auch das Gefühl, dass die Mütter weniger Probleme mit dem Stillen haben. Allerdings vermissen die Frauen natürlich ihren Partner und die Geschwisterkinder. Zu Beginn war es noch schwierig, ihnen die wechselnde Situation zu erklären. Mit der Zeit haben die Frauen das aber auch verstanden. Nun bleiben die meisten kürzer auf der Station und gehen früher nach Hause. Ich habe auch eine Covid-Positiv getestete Frau und ihr Baby betreut. Es war ein geplanter Kaiserschnitt und wir hatten vorher viel Zeit, um uns gut auf der Station darauf vorzubereiten. Angst hatte ich dabei nie. Auch die Patientin ist sehr gut im Vorfeld informiert worden, sie war sehr freundlich und hat die Situation gut verstanden. Angehörige hatten ihr Zimmer im Vorfeld bereits mit Ballons dekoriert, damit sie sich trotz all der Vorsichtsmassnahmen wohlfühlen konnte.


«

Yael

NICOLE HÄGLER BERUFSBILDNERIN PFLEGE Welche Auswirkungen hatte die Covid-Pandemie auf die Geburt Ihrer Tochter? Da die Geburt am 23. Februar 2020 war, habe ich von Covid noch nichts mitbekommen. Das heisst, weder bei der Geburt noch im Wochenbett hatte ich Einschränkungen. Aber sehr bald danach kam es dazu. So konnten zwar Grosseltern und Paten Yael besuchen, aber sehr viele Angehörige mussten sich gedulden (müssen sie zum Teil immer noch). Dies fand ich natürlich schade, aber mittlerweile haben – mit dem nötigen Abstand – schon viele Yael gesehen. Warum haben Sie sich für eine Geburt am KSB entschieden? Ich habe mich fürs KSB entschieden, weil es nahe an meinem Wohnort ist, mein Belegarzt hier arbeitet und ich davon überzeugt bin, dass bei Geburtskomplikationen meinem Kind so wie auch mir mit hochstehenden medizinischen Massnahmen geholfen werden kann. Wie ich es mir gewünscht habe, konnte ich mein Kind natürlich gebären. Die Hebamme hat mich dabei gut unterstützt: Sie hat mich einfach meinen Weg machen lassen und im richtigen Moment Anweisungen gegeben, damit die Geburt gut voranschreitet. So konnte ich Yael schon nach knapp vier Stunden Aufenthalt im Gebärsaal in die Arme schliessen. Wie vereinbaren Sie künftig Beruf und Familie? Ich werde ab September wieder auf der gynäkologischen Bettenstation arbeiten. Mein Pensum reduziere ich auf 40%. Dabei nutze ich das Angebot der Kita und gebe Yael jeweils einmal pro Woche in deren Obhut.

Samuel Shimon

«

SASCHA MERAT ASSISTENZARZT RÖNTGEN BADEN Ihre Frau hat im KSB einen Sohn zur Welt gebracht. Wie haben Sie die Betreuung durch die Ärzte und Pflegenden empfunden? In einem Wort: Grossartig. Tolle Teamarbeit von Hebammen, Anästhesie und Ärzteschaft. Ein besonderes Kompliment möchte ich an die Hebammen richten, die sehr einfühlsam waren und von Anfang bis Ende herausragende Arbeit geleistet haben. Wie war es für Sie als Vater, Ihre Frau und Ihren Sohn nicht auf der WochenbettStation besuchen zu können? Sehr schade natürlich. Diese Regel finde ich etwas zu streng. Gleichzeitig habe ich aber Verständnis dafür, dass jeder in dieser für uns alle neuen Situation versucht, bestmöglich abzuwägen, was geht und was nicht. Wie teilen Sie und Ihre Frau die Kinderbetreuung auf? Wenn ich zu Hause bin, kümmere ich mich sehr gern um meinen Sohn, das ist ein totaler Segen. Deswegen verzichte ich absichtlich auf die Formulierung «Entlastung für meine Frau», weil es primär eine grosse Freude ist, auch trotz des nun etwas anstrengenderen Alltags. Wie sind Sie auf den Namen gekommen? Wir sind gläubige Menschen und Samuel bedeutet «Gott erhört». Im zweiten Namen haben wir unseren Sohn nach meinem jüngeren Bruder benannt, das ist zwar keine weit verbreitete Tradition, aber mir bedeutet das viel. Natürlich finden wir die Namen auch einfach schön. Gab es während der Krise trotz allem auch Vorteile? Definitiv: Das Besuchsverbot hat für viel Ruhe auf der Station gesorgt und – so berichtete auch die Pflege – die Kinder schienen in dieser Zeit viel ruhiger als sonst. Und auch den Müttern tat die Ruhe und viel Zeit sehr gut, um einander kennenzulernen. Ausserdem haben wir es zu Hause dann sehr genossen, die erste Zeit als Familie einfach nur für uns zu haben.

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#newcomer

Unsere

Newcomer April 20

Fried Michelle Dipl. Pflegefachfrau

Saadati Rosa Dipl. Pflegefachfrau

Rotzinger Roman Oberarzt

Christinat Verena Dipl. Pflegefachfrau

Runge Alina Dipl. Pflegefachfrau

Umbricht Livia Fachfrau Gesundheit

Geissberger Romy Dipl. Pflegefachfrau

Felder Andrea Dipl. Pflegefachfrau

Arifaj Njomza Dipl. Pflegefachfrau

Alonso Marta Dipl. Pflegefachfrau

Wielath Silvia Physiotherapeutin

Lamade Tanja Fachfrau MTRA

Duijkers Famke Dipl. Pflegefachfrau

Jenni Ramona Dipl. Pflegefachfrau

Grmusa Jana Dipl. Pflegefachfrau

Rohner Anina Dipl. Pflegefachfrau

Berro Amira Dipl. Pflegefachfrau

Schoch Markus Elektrofachmann

Bächli Marc Dipl. Pflegefachmann

Perthold Patrick Dipl. Pflegefachmann

Frehe Nicole Dipl. Pflegefachfrau

Chacon Maria Dipl. Pflegefachfrau

Kuhn Michelle Dipl. Pflegefachfrau

Nemetz Sandra Wundexpertin

Zandonà-Stephani Anita Stationsleiterin

Weiss Johanna Leiterin Kindertagesstätte

Biedermann Karin Dipl. Fachfrau Operationstechnik

Fiedler Yannick Dipl. Experte Anästhesiepflege

Bitte lächeln Das Foto-Shooting für den Badge gehört zum Standardprozedere am Einführungstag. Wegen der CoronaKrise fiel dieser Programmteil ins Wasser. Wir können Ihnen daher an dieser Stelle leider nicht wie gewohnt die Portraitbilder der neuen Mitarbeitenden zeigen.

Aufgeführt sind Mitarbeitende mit Leitungsfunktion, Diplom oder Fachausbildung.

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KATHARINA GATI HR PARTNER BILDUNG UND BERATUNG Wie fühlt es sich an, in Covid-Zeiten eine neue Stelle anzutreten? Ich hatte mich auf den Einführungstag gefreut. Auch, um andere Mitarbeitende kennenzulernen, die neu am KSB anfangen. Nun musste ich stattdessen online von zuhause aus daran teilnehmen. Das war natürlich etwas schade, aber ich freue mich, dass der Einführungstag überhaupt stattgefunden hat. Ansonsten fällt es mir teilweise noch schwer, Leute aufgrund der Masken wiederzuerkennen. Zudem sind viele Mitarbeitende im Home Office. Deshalb konnte ich sie noch gar nicht persönlich kennenlernen. Aber: Trotz all den Umständen hatte ich einen sehr guten Start. Was ist Ihre Aufgabe im HR? Ich bin für die externe Weiterbildung und für die Lernenden zuständig. Das heisst, ich prüfe Weiterbildungsgesuche und leite sie allenfalls an die Geschäftsleitung weiter. Bei den Lernenden bin ich zudem HR Service und Partner gleichzeitig, ich mache ihre Lehrverträge und unterstütze die Kollegen bei der Rekrutierung. Was hat Sie zu einem Wechsel ans KSB bewogen? Ich war zuvor Bereichspersonalleiterin im Spital Zofingen. Nun möchte ich mich stärker auf den Bereich Personalentwicklung und Lernende konzentrieren, was mir am KSB möglich ist. Zudem wohne ich in der Gegend, was meinen Arbeitsweg verkürzt. Auch ist das KSB mit seinen über 2500 Mitarbeitenden und der enormen Vielfalt an Berufen sehr attraktiv.

Welche Auswirkungen hat die Covid-Pandemie auf Ihren Bereich? Viele Weiterbildungen werden abgesagt und man weiss nicht, ob es ein Verschiebedatum geben wird. Momentan sind wir gerade dabei, den jährlichen Ausflug der Lernenden im August zu organisieren, wobei es auch noch viele ungewisse Komponenten gibt. Und im Privatleben? Meine Mutter und meine Schwiegereltern wohnen in Deutschland direkt an der Schweizer Grenze. Und so haben meine 5- und 8-jährigen Kinder angefangen, für sie Postkarten zu gestalten und sie ihnen zu schicken. Auf was freuen Sie sich am meisten nach Aufhebung aller Massnahmen? Auf ein unkomplizierteres Miteinander und darauf, spontan unterwegs einen Kaffee trinken zu können.

« Ich hatte trotz allem einen sehr guten Start.»

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#newcomer

Unsere

Newcomer Mai 20

Hagenbuch Mélanie Dipl. Pflegefachfrau

Wanger Andrea Dipl. Pflegefachfrau

Jehle Hans-Ulrich Dipl. Pflegefachmann

Renda Monia HR Service Partner

Sumedinger Birgit Dipl. Pflegefachfrau

Schulz Anja Dipl. Pflegefachfrau

Mora Daniel Dipl. Pflegefachmann

Ziswiler Franziska Dipl. Pflegefachfrau

Schibli Luana Dipl. Pflegefachfrau

Thomann Laura Dipl. Pflegefachfrau

Senn Manuela Dipl. Pflegefachfrau

Birchmeier Kim Fachfrau Gesundheit

Senn Danny Dipl. Experte Anästhesiepflege

Wiederkehr Dominique Dipl. Fachfrau Operationstechnik

Brunner Nadine Dipl. Fachfrau Operationstechnik

Veltri Jessica Stv. Leiterin Administration

Canario Nuno Fachmann Gesundheit

Abdyli Agron Biomedizinischer Analytiker

«

« Der Schnuppertag hat mir sehr gut gefallen.»

YOVKA ZHEKOVA DIPL. PFLEGEFACHFRAU STATION 81 (Orthopädie/Traumatologie) Sie haben am 1. Mai nicht nur eine neue Stelle angetreten, sondern sind auch neu aus Bulgarien in die Schweiz gezogen. Wie kamen Sie ans KSB? Durch die Vermittlung einer Agentur. Ich war daraufhin zum Schnuppertag hier und es hat mir sehr gut gefallen. Ich bin sehr froh, dass ich diese neue Herausforderung annehmen darf. Wie ist es für Sie, zu Covid-Zeiten eine neue Stelle anzufangen? Wir müssen die aktuelle Situation akzeptieren. Die Massnahmen sind wichtig und es ist die neue Realität für alle. Manchmal sprechen die Patienten mit der Schutzmaske allerdings etwas leiser und es ist dann schwieriger für mich, sie zu verstehen. Die Patienten sind allerdings sehr nett und schalten auch auf Hochdeutsch um. Ihr Deutsch kann sich durchaus hören lassen. Woher können Sie die Sprache so gut? Ich habe mehrere Jahre in Deutschland gelebt. Auch in Zürich habe ich vor 15 Jahren bereits für ein halbes Jahr gearbeitet.

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So kurz? Hat es Ihnen in Zürich nicht gefallen? Doch, sehr gut sogar. Ich hatte damals auch eine Vertragsverlängerung, aber leider keine Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung bekommen. Wie fühlt es sich an, zu Pandemie-Zeiten fernab der Familie zu leben? Wenn man sich zu viel Sorgen macht, ist es auch nicht gut. Man muss einfach aufpassen und muss akzeptieren, wie es ist. Ich habe einen 5-jährigen Sohn in Bulgarien, mit dem ich natürlich viel telefoniere. Welche Schweizer Gerichte sollte Ihr Sohn einmal probieren, wenn er Sie besuchen kommt oder ganz zu Ihnen zieht? Rösti und Bircher Müesli schmecken mir sehr gut. Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn alle Massnahmen wieder aufgehoben sind? Im Sommer baden gehen zu können.


«

BORIS JENNI OBERARZT CHIRURGIE Wie hat es sich für Sie angefühlt, während der Covid-Pandemie eine neue Stelle anzutreten? In dieser Zeit ging es vielen Menschen wohl ähnlich. Im Vordergrund stand (und steht noch immer) die grosse Ungewissheit. Und dadurch entsteht natürlich eine Unsicherheit.

«Wegen dem guten Ruf und dem super Team fiel meine Entscheidung auf Baden.»

Inwiefern ist Ihr Start am KSB anders verlaufen als gedacht? Durch die frühe Kontaktaufnahme durch das KSB mit Informationen über den Einführungstag und die wichtigsten Massnahmen am Spital wurde einem die Unsicherheit genommen. Durch die klare Kommunikation gab es eigentlich nicht viele Überraschungen. Wie haben Sie den Einführungstag erlebt? Den Einführungstag per Streaming im eigenen Wohnzimmer fand ich sehr angenehm. Was bewog Sie zu einem Wechsel ans KSB? Ich war vor dem aktuellen Stellenantritt etwas über zwei Jahre chirurgischer Oberarzt im Spital Bülach. Aufgrund der Grösse des Spitals ist man dort als Oberarzt noch für die gesamte Chirurgie zuständig, die sogenannte Allgemeinchirurgie. Einerseits kann das sehr interessant sein, andererseits muss man sich heutzutage schon spezialisieren, falls man sich beruflich weiterentwickeln will. In meinem Fall hat mich die Bauchchirurgie immer am meisten interessiert. Da war der Schritt in ein grösseres Spital unausweichlich. Baden war es schliesslich wegen dem guten Ruf und dem super Team.

Wie ist es, wenn man die neuen Arbeitskollegen nur mit Maske kennenlernt? Ist es so schwieriger, sich deren Namen zu merken? Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon mein Leben lang Mühe mit den Namen. Gesichter konnte ich mir immer viel besser merken. Doch diesen Trumpf kann ich zur Zeit leider nicht ausspielen. Was haben Sie während der letzten Wochen am meisten vermisst? Ich vermisse den Sport in meinem Fitnessstudio, aber auch das leckere Essen in einem guten Restaurant sowie das Spazieren durch die Stadt ohne Unbehagen. Hat die Pandemie auch positive Seiten gehabt? Haben Sie mehr Zeit für ein Hobby? Schnellerer Arbeitsweg? Ich pendle von Zürich nach Baden. Da ist ein staufreies Fahren vor und nach dem Fressbalken natürlich ein grosser Spass. Ich bin in der Zeit häufiger Spazieren oder Joggen gegangen in den nahegelegenen Wald. So habe ich die Natur wieder mehr zu schätzen gelernt. Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn alle Beschränkungen wieder aufgehoben sind? Meinen Trumpf mit den Gesichtern ausspielen zu können.

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#newcomer

Unsere

Newcomer Juni 20

Neukomm Tamara Dipl. Pflegefachfrau

Celnarova Jana Oberärztin

Morente Magdalena Dipl. Radiologiefachfrau

Killer Belinda Dipl. Pflegefachfrau

Barthassat Emilienne Oberärztin

Schnee Melanie Dipl. Pflegefachfrau

Ibrahimi Burbuqe Oberärztin

Rahm Maya Dipl. Pflegefachfrau

Abu Abed Ahmed Fachmann OP-Lagerung

Vogler Doris HR Business Partner

Honti Levente Dipl. Pflegefachmann

Bolliger Vanessa Biomed. Analytikerin

Widmer Sandra Informatikverantw. Labor

Hamza Amr Leitender Arzt

Keller Maria Stv. Leitende Ärztin

Hireche-Chikaoui Hanane Oberärztin

«

JOVANA SCHEIBER PHARMAASSISTENTIN Wie fühlt es sich an, während der CoronaPandemie eine neue Stelle anzutreten? Es ist schon anders als gewohnt. Man darf sich die Hände nicht schütteln und die Person die gegenübersteht, sieht das Lachen im Gesicht nicht und auch andersrum.

« Man sieht das Lachen seines Gegenübers nicht.»

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Wieso haben Sie sich für eine Stelle am Spital entschieden statt in einer Officin-Apotheke? Seit meinem Lehrabschluss wollte ich in einer Spitalapotheke arbeiten. Hier wird man mit anderen Arzneimitteln und Arbeitsabläufen konfrontiert, was den Arbeitsalltag spannend macht. Zu meinen Aufgaben gehört es beispielsweise, die Stationen zu bewirtschaften, den Personalverkauf zu unterstützen, die Bestellungen möglichst schnell zu bearbeiten und natürlich das Team bestmöglich zu unterstützen.

Wie klappt die Vereinbarung von Job und Familie? Zum Glück sehr gut. Mein Mann ist mir eine sehr grosse und wunderbare Unterstützung. Die Kinder gehen in die Kita des KSB, wo sie sehr gut betreut werden. Was haben Sie während der letzten Monate am meisten vermisst? Meine Familie und Freunde! Ich bin eine sehr gesellige Person und mag Menschen um mich und möchte bald meine Liebsten wieder in den Arm nehmen. Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn alle Massnahmen wieder aufgehoben sind? Auf eine ausgiebige Shoppingtour mit meinem Mann und auf Grillpartys mit Familie und Freunden in unserem Garten.


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#zeitreise

Hopfen und Malz, Gott erhalt’s

Damals und heute

«CORONA» WAR IN ALLER MUNDE – im wahrsten Sinne des Wortes. In Mexiko, dem weltweit grössten Exporteur von Bier, wurden im vergangenen Jahr 124,5 Millionen Hektoliter gebraut und gut 40 Millionen Hektoliter in rund 180 Länder exportiert. Die beliebteste mexikanische Marke – im In- wie im Ausland – war Corona. Dann kam die Pandemie. In Mexiko wurde die Bierproduktion im April 2020 eingestellt, nachdem die Regierung die Industrie als nicht unerlässlich eingestuft hatte.

«JETZT IST KEINE ZEIT FÜR PARTY», sagte der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset, als er Mitte März dieses Jahres Beizen und Bars schloss. Anstatt im Schock zu verharren, machten findige Badener das Beste aus der Situation. «Kei Party» heisst das Bier, das die Mischmasch-Brauerei extra zu Corona-Zeiten für diverse Badener Clubs produzierte. Der Gewinn geht zu gleichen Teilen an die Clubs. Die Badener fanden die Aktion grossartig: Drei Tage nach der Lancierung am 14.05.2020 waren die ersten 2000 Dosen ausverkauft.

MAC

IMPRESSUM Herausgeber: Kantonsspital Baden AG Auflage: 7000 Exemplare, 3-mal jährlich Redaktion: Omar Gisler, Vivien Wassermann, Stefan Wey, Tanja Martin, Myriam Gayret, Fabienne Curtis, Tanja Löffel Redaktionsadresse: reflexe@ksb.ch Redaktionsschluss: 25. Mai 2020 Anzeigen: Walter Peyer, Tel. 043/388 89 73, walter.peyer@peyermedia.ch Druck und Versand: Effingermedien AG, Brugg

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HEN S Haben IE MIT Sie Mit arbeite ! über d nde od ie wir u er Kolle n b e gen, dingt b Gibt es erichte etwas, n sollte das im n? fehlen n ä chsten darf od Heft nic er habe ht Theme n Sie s pannen nvorsc hläge fü de Schick rs Refl en Sie exe? uns Ihre Id een bit reflexe te an @ksb.c h


Montag - Freitag 08.30 - 18.30 Uhr 08.30 - 17.30 Uhr Samstag 10.00 - 17.00 Uhr Sonntag

Danke KSB f체r die langj채hrige Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank gilt dem Spitalpersonal f체r den unerm체dlichen Einsatz auch in schwierigen Zeiten.

Sicherheit mit Zukunft.


Baden (Zentrum) Badstrasse 4, 5400 Baden Baden 056 (Zentrum) Telefon 210 10 10 Badstrasse 4, 5400 Baden info@coiffure-grimm.ch Telefon 056 210 10 10 info@coiffure-grimm.ch Mo 09.00 – 18.00 Uhr

Di, Do, Fr 08.00 – 18.00 Uhr Mo 09.00––19.00 18.00Uhr Uhr Mi 08.00 Di, Do, Fr 07.00 08.00––17.00 18.00Uhr Uhr Sa Mi 08.00 – 19.00 Uhr Sa 07.00 – 17.00 Uhr Kantonsspital Baden (KSB) Im Ergel 1, 5400 Baden Kantonsspital Telefon 056 470 Baden 07 81 (KSB) Im Ergel 1, 5400 Baden info@coiffure-grimm.ch Telefon 056 470 07 81 Mo 13.00 – 18.00 Uhr info@coiffure-grimm.ch Di – Fr 08.00 – 18.00 Uhr Sa 07.30 Mo 13.00––16.00 18.00Uhr Uhr Di – Fr 08.00 – 18.00 Uhr Sa 07.30 – 16.00 Uhr

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Einzulösen bei Ihrem nächsten Besuch bei uns. Gültig bis Ende 2020. ksb_06_20

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HAVE A SAFE HAIR DAY. Wir danken A demSAFE Kantonsspital Baden DAY. HAVE HAIR für die jahrelange und gute Zusammenarbeit. Wir danken dem Kantonsspital Baden

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TERMI

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BUCHE


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