Krisenfest

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OPEN DATA

Offene Daten in Zeiten der Corona-Krise Ein Mangel an offenen Daten wird deutlich.

von Bernhard Krabina

Die Corona-Krise stellt unsere Gesellschaft im Allgemeinen und den öffentlichen Sektor im Speziellen vor besondere Herausforderungen. An diesem aktuellen Anwendungsfall wird deutlich, wie wichtig offene Daten für die Bewältigung von Krisen sind.

Bernhard Krabina

Dabei geht es um mehr als nur die (teilweise zwischen Innen- und Gesundheitsministerium abweichenden) Fallzahlen der Infektionen. Forscher bemängeln in einem Gastkommentar einen grundlegenden Mangel an Daten.1 Dieser wurde spätestens dann sichtbar, als bekannt wurde, dass in Österreich niemand weiß, wie viele Intensivbetten und Beatmungsgeräte verfügbar sind. Die gute Nachricht ist aber, dass die Bundesregierung auf den öffentlichen Druck reagiert hat. Das amtliche Dashboard https://info. gesundheitsministerium.at/ wurde nicht nur im Laufe der Zeit überarbeitet, sondern dort

Fehlende Datenzugänge und Strukturen erschweren es, vorhandene Datenbestände für eine rasche, effiziente und wissenschaftlich fundierte Bekämpfung der Pandemie zu nutzen, kritisieren Wissenschaftler 2.

wurden am 15. April auch die verfügbaren Daten als offene Daten veröffentlicht. Nicht einmal 10 Tage nach Veröffentlichung wurden diese Zahlen bereits in 10 Anwendungen verwendet, wie das österreichische OGDPortal data.gv.at dokumentiert.3 Auch das zeigt das Potenzial in frei verfügbaren und weiterverwendbaren Daten. Neben der Frage der Datenverfügbarkeit für die Wissenschaft geht es aber auch um die Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen für die Bevölkerung generell. Hier helfen offene Daten JournalistInnen oder auch direkt einzelnen Personen, die mit einem Zugang zu den verwendeten Daten diese näher analysieren können. Auch im internationalen Vergleich hinkt Österreich im Datenmanagement hinterher. Zwar gibt es mit dem EMS (Epidemiologisches Meldesystem4) wenigstens ein digitales Meldesystem, während in Deutschland an mancher Stelle auch im Jahr 2020 noch Fax

Wenn mit Zahlen begründet wird, warum es welche Maßnahmen braucht, dann müssen diese Zahlen nachvollziehbar sein – nicht nur für Datenjournalisten, sondern für möglichst alle Menschen.5 Jakob Weichenberger ORF-Datenjournalist

1 Vgl. DerStandard vom 9. 4. 2020: https://www.derstandard.at/story/2000116712154/wo-sind-all-die-covid-19-daten-geblieben [Download: 2020-04-22] 2 Vgl. DerStandard vom 9. 4. 2020: https://www.derstandard.at/story/2000116712154/wo-sind-all-die-covid-19-daten-geblieben [Download: 2020-04-22] 3 Vgl. https://www.data.gv.at/covid-19/ [Download: 2020-04-22] 4 Vgl. https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Rechtliches.html [Download: 2020-04-22] 5 Vgl. https://science.orf.at/stories/3200602/ bzw. https://oe1.orf.at/artikel/670950/Fehlende-Zahlen-gehen-uns-alle-an [Download: 2020-04-22]

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KDZ FORUM PUBLIC MANAGEMENT #1 2020


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