Weisser Dorfecho 181

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Geschichten aus der Arztpraxis

„Botz erav und jeder seine Spritze!“

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lfriede Jünger ist auf der Suche nach Erinnerungen. Vor kurzem saß die 93-jährige Weißerin mit ihrer Familie zusammen und plötzlich kam ein Thema auf, dass die leidenschaftliche Hobby-Schriftstellerin seitdem nicht mehr loslässt. „Auf der Sürther Hauptstraße hatte in den fünfziger, sechziger Jahren Dr. Ferdinand Orland seine Praxis. Der praktische Arzt war über alle Maßen beliebt, wurden von seinen Patienten sehr geschätzt – war ein echtes Original.“ Termine bei ihm sind allen, die jemals seine Behandlungsräume aufgesucht haben, in lebhafter Erinnerung geblieben. „Seine direkte kölsche und herzliche Art war einmalig. Auf seinem Totenzettel stand damals‚ … nach einem ungestümen Leben‘ – das beschreibt den engagierten Mediziner und Vater von elf Kindern perfekt.“ „Liveberichte“ aus seiner Praxis • Theo: „Das Wartezimmer war voll – endlich werde ich aufgerufen. Ich gehe in das Behandlungszimmer, Dr. Orland schließt die Tür: Setz Dich Jung, ich maache mir jetz enz ez en joode Zijaar aan.“ • Christel: „Als junges Mädchen komme ich mit Rückenschmerzen in die Praxis. Dr. Orland fragt mich „wat häs Do dann jemaat?“ – steht auf, rammt mir

sein Knie in den Rücken – und ich war geheilt.“ • Christel: „Ich war mit dem zweiten Kind schwanger und zeige dem Doktor die Wiege, die mein Mann gerade baute. Sein Kommentar: kann hä ophüre, do pass dat Kind net dren, dat hätt en Bärefott.“ „Ben ich dr Pastur, der de letzt Säge jitt? Dat Kind kütt he hin!” „Liebevoll gemeinte Ansagen, die heute bei Arztbesuchen eher selten sind,“ so Elfriede Jünger. „Ebenso wie der Satz mit dem Pastor, den ich zu hören bekam, als ich ein Rezept für mein krankes Kind ab-

holen wollte. Dr. Orland war für uns ein Segen. Er war als Hausarzt immer zur Stelle, kam im Krankheitsfall bis zu dreimal am Tag zur Visite. Bei uns gab es in der Haustür ein kleines Fenster, dass wir

SANITÄR · HEIZUNG · LÜFTUNG

bei Bedarf offen ließen – dann schloss sich Dr. Orland selbst die Tür auf und stand plötzlich vor dem Bett.“ Geschichtensammlerin Erinnerungen, die nicht verloren gehen sollen. Elfriede Jünger lebt seit 1953 in Weiß – ist inzwischen vierfache Oma und freut sich über ihren ersten Urenkel. Im Veedel war sie immer aktiv – im Karneval sowie in der Seniorenarbeit. Nebenbei hat sie geschrieben – Mär-

chenbücher, eine Familienchronik oder auch ein Kochbuch mit Rezepten Weißer Hausfrauen. „Das war 1984 eines meiner ersten Projekte. Ich bin von Haus zu Haus gegangen und habe alle ausgefragt.“ Entstanden ist ein Buch mit ganz besonderen Rezepten – geschrieben auf einer Schreibmaschine. „Im Copyshop habe ich es dann mit meinem Mann vervielfältigt.“ Alle 114 Exemplare sind damals auf dem Weihnachtsbasar verkauft worden. „Festhalten, wie es früher war!“ Ein Schmunzelheft mit Geschichten rund um Dr. Ferdinand Orland – das ist das aktuelle Projekt von Elfriede Jünger. Dafür braucht sie noch jede Menge Material – ihre Bitte: „Wer kann sich an Ereignisse aus der Arztpraxis in Sürth erinnern, hat Erlebnisse, die er für mich zusammenfassen kann oder erzählt mir persönlich seine Erinnerungen?“ Kontaktdaten bitte an redaktion@dorfgemeinschaft-weiss.de – wir leiten sie direkt an Elfriede Jünger weiter. Text: Daniela Janusch, Fotos: Ralf Perey

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