hörbar 04 | 2018/19

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NICHT

IMMER MARATHON

Sie zählt unbestritten zu den großen Stimmen des 21. Jahrhunderts. Dass sie überhaupt dazugehört, verdankt sie unter anderem der Tatsache, dass sie nicht alles singt, was man ihr anbietet. Diana Damrau setzt auf vokale Nachhaltigkeit. Am Ende, nach 46 Liedern im Wechselgesang mit einem männlichen Partner, folgt das Geständnis: Meine Güte, so viele Liebhaber, über 20! Einen in Penna, einen in Ancona und zehn in Castiglione. Hugo Wolf hat das Gedicht »Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen« als Finale seines »Italienischen Liederbuchs« vertont und der Sopranstimme damit eine Herkulesaufgabe zugedacht. Leicht muss es klingen, kokett, frech und obendrein dramatisch – das alles in rund einer Minute. Diana Damrau hat dieses »Italienische Liederbuch« an der Seite von Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch im vergangenen Jahr in mehreren Städten aufgeführt. Wie sie dieses Final-Lied gestaltet, ist einfach hinreißend. Alle Facetten treten hier auf engstem Raum zutage. Fulminant, wenn sie die Zahl »zehn« hinausposaunt, dann aber die Lautstärke zurücknimmt und bei »Castiglione« noch ein zusätzliches vokales Augenzwinkern einbaut, wird diese Interpretation zu einem Ereignis. Das ist bezeichnend für die Sängerin Diana Damrau. Nach einhelligem Bekunden der Fachpresse hat sie bislang eine Bilderbuch-Karriere hingelegt. Geboren und aufgewachsen im bayerisch-schwäbischen Günzburg, wurden ihre stimmlichen Möglichkeiten früh erkannt, sodass sie nach dem Abitur nahtlos ein Gesangsstudium anschloss (ihre bisherige Lehrerin wurde von

der Hochschule in Würzburg gleich mitengagiert). Es folgten erste Engagements in Würzburg, Mannheim, dann schon Frankfurt, bevor es rasant mit Gastspielen weiterging: München, London, Salzburg, Wien. Seit über anderthalb Jahrzehnten ist Diana Damrau nun freischaffend, ihr Kalender prall gefüllt – soweit sie es überhaupt zulässt. Denn Nein-Sagen gehört für sie zum Selbstverständnis ihres Berufes. Warten und Langsamkeit hat sie früh kennenlernen müssen, nach einer Beeinträchtigung ihrer Stimmbänder während des Studiums. Damals erkannte sie, was es heißt, Zeit zu haben, wenn man sich Zeit lassen muss. Alle Lorbeerkränze, die ihr Publikum und Musikkritik später geflochten haben, konnten sie nicht verführen. Damrau ist, auch als Ehefrau und Mutter, bodenständig geblieben, realitätsnah, ihre Erfolge ordnet sie durchaus humorvoll ein. Vor allem wirkt sie bescheiden bei Sätzen wie: »Jeder ist ein Unikat, hat sein eigenes Repertoire und seinen eigenen Stimmtyp, jeder hat

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