z.B. Nr. 6/2020

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AUTONOME PROVINZ BOZEN SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO ALTO ADIGE

PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN SÜDTIROL

zum Beispiel

Nr. 6/2020

Beiträge zur Jugendarbeit in Südtirol und Tirol

THEMENBEITRÄGE ZU

FRAUEN,

ihre Vorbilder, Chancen, Treffpunkte. Über was sie reden und wie sie sich fühlen. VORBILDER

Was die Welt der Influencerinnen Mädchen zu bieten hat Seite 4

DISKRIMINIERUNG

aufgrund von Antisemitismus gestern und heute Seite 22

HANDBUCH

der Offenen Jugendarbeit in Südtirol, wo Beziehung über alles steht Seite 27


LEITARTIKEL

Doch nicht vorbei Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hatten viele die Illusion, wir wären schon über den Berg, der Spuk sei vorbei, das Schlimmste sei vorüber. Obwohl die renommiertesten Wissenschaftler*innen, Forschungsinstitute und Gesundheitsorganisationen davor gewarnt hatten, die Pandemie als besiegt zu betrachten, verhielt sich ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Bevölkerung, quer durch alle Altersschichten, als ob Covid nicht mehr existierte. Wir müssen nun erneut feststellen, dass Wunschdenken und Faktenleugnung reale Phänomene nicht im Geringsten tangieren. Mit verheerenden Konsequenzen für die Gesundheit der Schwächeren, die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt. Die Herausforderung für die Jugendarbeit ist enorm. Es gilt zum einen, bereits im Frühjahr traumatisierte und

jetzt von der zweiten Welle erneut schwer betroffene Jugendliche aufzufangen, zu begleiten, zu beraten. Gleichzeitig tragen Jugendarbeiter*innen die Verantwortung, im Umgang mit der Infektion als Vorbilder zu handeln und auf unverantwortliche Verhaltensweisen Einzelner hinzuweisen, Aufklärung zu leisten, den Beitrag eines Jeden für das Gemeinwohl zu verdeutlichen. Die Aufgabe ist keine leichte, denn nicht nur Jugendliche sind destabilisiert. Die gesamte Gesellschaft erlebt eine Krise, die sie in ihrem grundlegendsten Gefüge erschüttert. Existenzängste, steigende Arbeitslosigkeit, eskalierende soziale Konflikte und völlig ungewisse Zukunftsperspektiven prägen diese Epoche wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Selbst die politischen Entscheidungsträger*innen fahren auf völlig unbekanntem Territorium auf Sicht. Die Gratwanderung zwischen Wahrung der Gesundheit und Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen ist von enormer Komplexität. Langsichtige Entscheidungen finden, vor allem in Krisenzeiten, nur selten Konsens und Applaus. Wirksamkeit, Reichweite und Ressourcen der Jugendarbeit sind nicht unbegrenzt. Und der Druck auf ihre Organisationen, Strukturen und Mitarbeiter*innen ist enorm. Gerade deshalb kann ihr unabdingbarer Beitrag in dieser dramatischen Phase nicht oft genug hervorgehoben werden. Es erwarten uns schwierige Monate, jede und jeder von uns ist gefordert, das Beste von sich zu geben. Wer auf das zurückblickt, was Jugendarbeit in den letzten Monaten geleistet hat, wird allerdings kaum daran zweifeln, dass sie die Herausforderung auch diesmal bewältigen wird. Gianluca Battistel

IMPRESSUM Beiträge zur Jugendarbeit in Südtirol und Tirol • Offenlegung (Gem. § 25 Mediengesetz) • Medieninhaber (Verleger): Land Tirol in Kooperation mit dem Amt für Jugendarbeit in Südtirol • Für den Inhalt der einzelnen Beiträge sind die jeweiligen AutorInnen verantwortlich. • Redaktion: Helga Baumgartner, Christine Kriwak • Kontakt: Helga.Baumgartner@provinz.bz.it oder Abteilung Gesellschaft und Arbeit, Meinhardstraße 16, 6020 Innsbruck, Tel. +43 (0)512-508-7851, ga.jugend@tirol.gv.at • Fotoredaktion: Abteilung Gesellschaft und Arbeit, Bilder-Box, Amt für Jugendarbeit, Titelfoto: Bilderbox • Unternehmensgegenstand: „z. B.“ dient zur Information für die Jugendarbeit. Die Zeitschrift wird den Verantwortlichen in der Jugendarbeit und allen Interessierten gratis zur Verfügung gestellt. Grundlegende Richtung: Im „z. B.“ werden nach überparteilichen, sachbezogenen Gesichtspunkten und nach journalistischen Kriterien eigene und fremde Beiträge für die Jugendarbeit publiziert. • Relaunch Layout und grafische Gestaltung: Alias Idee und Form, Vahrn • Druck: Kraler Druck, Vahrn Das „z. B.“ ist ein Fachmagazin, in welchem Gastbeiträge zur Jugendarbeit in Tirol und Südtirol publiziert werden. Diese namentlich und grafisch gekennzeichneten Beiträge spiegeln die Meinungen der jeweiligen AutorInnen wider und nicht jene des Landes Tirol als Medieninhaber und Herausgebers des Fachmagazins.

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INHALT THEMENBEITRÄGE ZU

Mädchen brauchen neue Vorbilder Was die Welt der Influencerinnen zu bieten hat....................................... 4 Chancengleichheit junger Frauen!? Engagement für Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit............................................. 6

Jung, feministisch, katholisch – wie geht das?.................................... 19 „aufdrehen gegen Gewalt“ Tiroler GewaltpräventionsProjekt................................................20 Gendersternchen Was bedeutet (*) ?...........................20 Digitale Schatzsuche Sommeraktion bei JAM Rum......... 21 Diskriminierung aufgrund von Antisemitismus...... 22 Antisemitismus: gestern und heute........................... 22

Feministisches Infocafé femminista..........................................8 Barcamp „Frausein in Tirol ist manchmal echt zach“.......................................... 10 Tiroler Frauensalon.........................11 Wann ist eine Frau eine Frau? Überlegungen zu gesellschaftlichen Kategorien............................ 12 Seitenweis......................................... 15

AKTUELLES Bildungsprogramm Jukas............. 16 Gruppen leiten Kompetentes Leitungs-Handeln in verschiedenen Settlings........... 18 InfoEck Einfach weg Auslandsaufenthalte für junge Menschen.......................................... 19

POOL Jugendwarteraum........................... 23 Schattenwahlen In Südtirol sind Jugendliche zu den Gemeindewahlen geschritten........24 Legales Sprühen im Försterpark Graffiti-Wand im Försterwald wird vergrößert................................ 25 Gemeinsam Großes bewirken......26 Wo Beziehung über allem steht Das neue Handbuch der Offenen Jugendarbeit Südtirol ist da......... 27 Geschäftstreffen der Jugenddienste Junge Menschen als aktive und eigenverantwortliche Subjekte der Gesellschaft wahrnehmen.....28 Es ist immer Thema! Geschlechtlichkeit in der Jugendarbeit..................................................29 JugendFreiRaum 2020....................30 Menschen und Jobs.........................30

EDITORIAL

Frauen – sie haben uns zur Welt gebracht, wir sind selber Frauen, haben Frauen, Mütter, Schwestern, Freundinnen, Kolleginnen, Vorgesetzte etc. Wir alle haben eine Meinung zu „Frauen“. Zum Abschluss dieses sehr besonderen Jahres versuchen wir uns an einer Annäherung an das Thema „Frauen“. Wir haben zahlreiche Expertinnen gewinnen können, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln ihr Augenmerk auf die Thematik lenken. Raffaela Vanzetta und Magdalena Platzer von der Beratungsstelle Infes widmen sich der Frage, welche Vorbilder für Mädchen wichtig sind und was die Welt der Infuencerinnen zu bieten hat. Mit der Chancengleichheit junger Frauen und der Wichtigkeit des Engagements für Geschlechtergerechtigkeit befasst sich die Gender- und Sexualpädagogin Birgit Schwarz. Des Weiteren stellt Julia Dalsant das feministische Infocafé femminista in Meran vor. Der Verein Frauen im Brennpunkt stellt anhand der Veranstaltung „Frausein in Tirol“ das Barcamp-Konzept vor, erläutert die „Unregeln“ für „Unkonferenzen mit Plan“. Elisabeth Stögerer-Schwarz von der Abteilung Gesellschaft und Arbeit des Landes Tirol macht auf die lange Tradition von Frauensalons aufmerksam, die den lustvollen und geistreichen Austausch unter Frauen in einer feinen Salon-Atmosphäre fördern. Anschließend befassen sich Flavia Guerrini und Eliah Lüthi von der Universität Innsbruck mit der Frage „Wann ist eine Frau eine Frau?“ und zeigen dabei die unterschiedlichen Bedeutungen und Funktionen des Begriffs „Frauen“ auf. Im zweiten Teil dieser Ausgabe gibt es – wie gewohnt – eine bunte Palette an Fortbildungsangeboten, interessanten Projekten und wissenswerten Infos rund um die Jugendarbeit in Südtirol und Tirol. Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich allen LeserInnen eine anregende Lektüre sowie eine feine Adventszeit und alles Gute im neuen Jahr. Christine Kriwak Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe:

15. Jänner 2021

Thema:

Nachhaltigkeit

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FRAUEN

Mädchen brauchen neue Vorbilder Was die Welt der Influencerinnen zu bieten hat

Habt ihr als Kind auch einmal probiert, die geschlürften Spaghetti mit der Schere zu schneiden? Oder beim Nachdenken mit dem Zeigefinger unter die Nase zu streicheln? Welches Kind wollte nicht einmal Pippi Langstrumpf sein? Oder Wicky? In jedem Alter suchen Menschen Vorbilder, aber für Kinder und Jugendliche sind sie besonders wichtig. Kinder schauen sich das Verhalten anderer an und ahmen dieses nach. Über Vorbilder lernen Kinder weitaus mehr als über Bücher oder lange Erklärungen. Jugendliche versuchen wie ihr Traumfußballer zu kicken oder wie ihre Lieblings-Popsängerin zu tanzen. Vorbilder geben Orientierung, Sicherheit und auch Motivation, denn Vorbilder sind Personen, die etwas geschafft haben, die etwas besonders gut können, die erfolgreich sind und die wir bewundern. Meist sind Vorbilder Menschen, die wir gar nicht persönlich kennen. Sie stehen für Verhaltensweisen, Eigenschaften oder Einstellungen, die wir selbst nachahmen, für Werte, die wir uns gerne auf die Fahnen schreiben oder für ein Ideal. Vorbilder, Identifikationsfiguren, Rolemodels, egal, wie wir sie nennen, egal, ob fiktiv oder real, motivieren uns alle sehr stark, häufig unbewusst. Es ist nämlich leichter, sich selber in einer Rolle oder Position vorzustellen, wenn da bereits jemand ist, der uns womöglich ein wenig ähnlich ist, im Alter, Bildungsgrad oder Geschlecht. Dass es Frauen schwerer haben, eine Vielfalt an Rolemodels zu finden, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Wie soll sich ein Mädchen z. B. vorstellen, eine mächtige Politikerin zu werden? Es gibt sie, die mächtigen Politikerinnen, die meisten haben aber keine Kinder. Da sehr viele Mädchen jedoch in ihrer Vorstellung auch Mutter werden möchten, ist die Message, die rüberkommt: entweder Mutter oder Karriere – beides geht nicht. Wie soll sich ein Mädchen vorstellen, eine berühmte Wissenschaftlerin zu werden? Vor einigen Wochen haben zwei Frauen den Nobelpreis für Chemie erhalten und die Medien haben massiv unterstrichen, dass es etwas Besonderes ist, wenn Frauen Nobelpreise in der Wissenschaft bekommen. Diese Beispiele sind Ausnahmen. Die meisten weiblichen Vorbilder haben folgende Merkmale: sie sind schön, sie sind barmherzig oder sie sind liebevolle Hausfrauen. Vorbilder, die dem nicht entsprechen, müssen wir gezielt suchen. Und genau das haben wir gemacht. Wir haben uns auf die Suche gemacht, dort, wo die meisten Mädchen ihre Vorbilder suchen und finden: auf Instagram und TikTok. In der Regel sind es sogenannte Influencerinnen, die auf Social Media Plattformen zu Vorbildern für Mädchen werden. Nimmt man sie genauer unter die Lupe, dann wird gleich klar, dass sie vorwiegend mit ihrem Aussehen punkten.

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Sie sind es, die die Maßstäbe setzen für das, was als schön, trendy und nachahmenswert gilt. Dabei bewegen sich viele Influencerinnen auf einem schmalen Grat zwischen gesundem Lebensstil und gefährlicher Selbstoptimierung. Mit ihren Botschaften erreichen sie eine nahezu unvorstellbare Zahl an Followers. An die 21,6 Mio. Followers einer Chiara Ferragni oder den 15,4 Mio. der Zwillinge Lisa und Lena kommt nicht einmal Tatort mit seinen 10 Mio. Zuseher*innen heran. Weltweit punkten die bekanntesten Influencerinnen auf TikTok mit 80 Mio. Followers, auf Instagram sogar mit 198 Mio. In der wachsenden Welt der Influencerinnen hat auch Südtirol einiges zu


FRAUEN Magdalena Platzer Sozialpädagogin und Mitarbeiterin in der Fachstelle Essstörungen INFES im Forum Prävention. Sie verfolgt Trends in den sozialen Medien sowie deren Einflüsse auf die Körperzufriedenheit junger Mädchen und setzt sich für eine kritische Auseinandersetzung ein.

Raffaela Vanzetta Psychotherapeutin und Koordinatorin der Fachstelle Essstörungen INFES im Forum Prävention. Seit mehreren Jahren äußert sie sich kritisch gegenüber gängigen Schönheits- und Schlankheitsidealen und gibt Tipps, wie es gelingen kann, dem Druck zu widerstehen und sich so zu akzeptieren, wie man ist.

bieten, z. B. Tania Cagnotto (391 Tsd. Followers) oder Magdalena Mittersteiner (89,5 Tsd. Followers). Auch wenn sie wegen ihrer erfolgreichen Leistungen bekannt sind, setzen sie doch ihren Körper, ihr Äußeres ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch was ist es, was Influencerinnen so attraktiv für junge Mädchen macht? Der Großteil der Influencerinnen zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Followers in ihrem Alltag mitnehmen – ob beim Mittag essen, bei der Arbeit, wenn sie neue Klamotten kaufen, sich mit Freunden treffen oder Sport machen. Sie antworten auf Kommentare, sprechen ihre Followers direkt an und wirken dadurch für viele Mädchen wie Freundinnen. Durch die Alltagseinblicke, die sie gewähren, wirken sie besonders nahbar. Das Idol ist kein Star, sondern das nette Mädchen von nebenan. Influencerinnen spiegeln häufig eine heile Welt wieder, in der Traurigkeit, Unzufriedenheit, Scheitern oder Fehler keinen Platz finden. Dies übt Druck aus, denn es entsteht das Gefühl, dass ein Leben ohne Schattenseiten möglich ist. Wie kann es nun gelingen diesem Druck zu widerstehen? Influencerinnen spielen eine entscheidende Rolle beim Erwachsenwerden. Besonders Mädchen sollten jedoch darin bestärkt werden Profile zu finden, die ihnen helfen ihre Fähigkeiten und Interessen zu entdecken. Naguura ist eine davon. Die 27-jährige Bruneckerin heißt offline Caroline Forer und ist professionellen Streamerin. Sie spricht fließend englisch, Menschen aus der ganzen Welt schauen ihr zu, wenn

sie online spielt. Caroline verdient ihr Geld mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten als Gamerin, wofür sie ihre Zuschauer*innen bewundern. Giulia Woergartner ist hauptberufliche Reise- und Landschaftsfotografin. Dafür ist sie bekannt und wird von namhaften Unternehmen gesponsert. Ebenso Petra Cola, Bergsportinfluencerin. Auf ihrem Instagram-Kanal hält sie die Abenteuer, die sie bei sportlichen Aktivitäten wie Biken, Tourenski oder Klettern sammelt, fest. Ihre Followers nimmt sie mit in diese Welt. Ihren durchtrainierten Körper setzt sie dabei weniger in Szene. Wenn wir über die Landesgrenzen hinaussehen, dann gibt es zahlreiche junge Frauen, die wegen ihrer Fähigkeiten Vorbilder sind. Von Emma Watson, über Malala, Giulia Enders oder Lena Dunham, die Welt ist voll von mutigen Frauen, die nicht nur Schönheit zu bieten haben. Mädchen brauchen vielfältige Vorbilder und wir Erwachsene können sie ermutigen. Machen wir uns gemeinsam mit ihnen aktiv auf die Suche danach. Die Welt der möglichen Rolemodels ist riesengroß, vielfältig und bunt. Raffaela Vanzetta und Magdalena Platzer

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FRAUEN

Chancengleichheit junger Frauen!? Warum ist Engagement für Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit im Jahr 2020 noch so wichtig?

Wir haben in unserer Gesellschaft in Bezug auf Demokratie und Teilhabe und damit auch in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit so einige emanzipatorische Veränderungen errungen, wie zum Beispiel das italienische Frauenwahlrecht 1946. Viele Menschen und auch einige junge Frauen geben an, dass sie das Gefühl haben in ihrem Alltag im Vergleich mit den männlichen Altersgenossen identische Möglichkeiten und Chancen zu haben. Studien jedoch zeigen auf, dass Frauen noch nicht in allen Bereichen des Lebens Chancengleichheit erfahren. In Südtirol erreichen laut ASTAT lediglich 1,4% der Frauen eine Führungsposition. Eine von der MaLisa-Stiftung verantwortete Studienreihe verweist auf die starke Präsenz traditioneller Geschlechterrollen in digitalen Medien (am Beispiel von youtube-Videos, Instagram und Musikvideos), die v.a. von Jugendlichen genutzt werden. So sind Frauen in diesen Medien deutlich unterrepräsentiert und sowohl in den Musikvideos als auch bei den von Influencerinnen vermittelten Inhalten sind die von ihnen dargestellten Themen überwiegend auf traditionelle Rollen und Bilder begrenzt (vgl. MaLisaStiftung 2019). Zudem sind laut ASTAT Frauen nach wie vor stark von häuslicher Gewalt und Sexismus betroffen. Solche Beispiele passen nicht zu den Vorstellungen einer modernen Gesellschaft, in der alle Menschen gleiche

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Chancen haben und in der unabhängig von Geschlecht vielfältige Lebensentwürfe möglich sein sollten. Die Kontroverse von individueller Wahrnehmung bzw. gefühlter Nicht-Betroffenheit in Bezug auf geschlechtsspezifische Chancenungerechtigkeit hängt von vielfältigen Faktoren ab. Sie ist z. B. abhängig vom sozialen Status, der Hautfarbe, dem Gesundheitszustand, Körper, dem Geschlecht, dem Betroffene zugehören oder zugewiesen werden und von denen gesellschaftliche Privilegien abhängen. Und sie hat auch einen Bezug zu Alter und bestimmten Lebensphasen (Intersektionalität). Besonders eindrückliche Phasen können z. B. sein, wenn es um Berufsorientierung, Fragen von Vereinbarkeit von Familie und Beruf, partnerschaftliche Aufteilung von Erziehungs-, Pflege und Betreuungsaufgaben, um Aufstiegschancen oder um Entlohnung von Arbeit und schlussendlich um die Rente usw. geht (Stichwort „gender pay gap“). Einer der Hauptgründe dafür ist nach wie vor die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt und ungleiche Entlohnung von Frauen und Männern (horizontale und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes). Zuhause bleibt dann oft, wer weniger verdient und das sind überwiegend Frauen (zur Situation in Tirol und Südtirol siehe z. B. Europaregion TirolSüdtirol-Trentino, 2019).

Junge Frauen möchten sich in Ausbildung/Studium und Beruf verwirklichen und dennoch den Wunsch nach Familiengründung umsetzen. Die Quote gut ausgebildeter Frauen mit hohen Bildungsabschlüssen steigt zunehmend. Mit der Geburt von Kindern befürchten und erleben junge Frauen jedoch gerade hier einen Rückfall in traditionelle Geschlechterrollen (vgl. dazu Wippmann 2016). Dann merken junge Frauen und Eltern oft erst, dass traditionelle Vorstellungen von Rollenverteilung sich in der Arbeits- und Erwachsenengesellschaft stärker halten, als sie dies zuvor wahrgenommen haben (vgl. z. B. Ipsos 2019) oder sie dies für sich und ihre Lebensentwürfe wünschen. Es wird daher deutlich, dass Chancengerechtigkeit nicht allein eine Frage der individuellen Entscheidung, Einstellung zum Leben o.ä. ist, sondern immer ein Zusammenspiel mit gesellschaftlichen, historischen und sozialen Realitäten darstellt. Daher sollten wir Chancengerechtigkeit nicht auf Ebene


FRAUEN

Birgit Schwarz

Information, Diskussionsmöglichkeiten und durch partizipatives Vorgehen eine Möglichkeit der Artikulation der Interessen junger Menschen. Die Jugendarbeit hat hier aber auch die Aufgabe ein Sprachrohr zu sein und im Zuge der derzeitigen Corona-Krise ist die Bedeutung dieser Aufgabe aktueller denn je. individueller (Nicht-)Betroffenheit bewerten und diskutieren. Vielmehr benötigen wir hier gesellschaftliche Diskussions- und Entscheidungsräume zur Klärung der Auswirkungen auf Lebensläufe und Lebensentwürfe von Jugendlichen. Laut dem „Programm zur Förderung der Jugendarbeit“ 2018 ist Gleichberechtigung und Chancengleichheit im Sinne eines Grundsatzes der Jugendarbeit zu verwirklichen. „Gendersensibilität“ gilt in der Offenen Jugendarbeit in Südtirol (vgl. das neu erschienene „Handbuch der Offenen Jugendarbeit in Südtirol“ – siehe S. 27 in diesem Heft) zu dessen Prinzipien. Verbunden damit ist unter anderem das Wirkungsziel, junge Menschen dazu anzuregen und zu befähigen, sich im gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, sich für den Abbau bestehender Diskriminierungen einzusetzen und so dazu beizutragen, dass die Gesellschaft sich für Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit engagiert (vgl. netz Südtirol 2020, S. 41). Die Jugendarbeit bietet durch

Fazit Es ist daher notwendig über „Gender“ im Sinne von sozial und gesellschaftlich geprägten Geschlechterverhältnissen in Bezug auf Chancengerechtigkeit nachzudenken und zu überlegen, wie wir diese verändern und aktiv mitgestalten wollen (doing gender). Es gilt, auch in 2020 über Chancengleichheit in spezifischen Kontexten zu sprechen und gemeinsam mit und für junge Menschen zu erarbeiten,

welche Rahmenbedingungen und weiteren gemeinsamen Schritte in Richtung Chancengleichheit notwendig und sinnvoll sind. Es ist mehr als an der Zeit, Barrieren und strukturelle Diskriminierungen in Bezug auf Geschlecht abzubauen, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und die Vielfalt von Geschlecht und die damit verbundenen Realitäten, Wünsche und Lebensentwürfe anzuerkennen. Wenn Emanzipation, Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit gelingen sollen, dann müssen diese Bedürfnisse noch stärker als bisher auch in die gesellschaftliche Entwicklung mit einfließen und in Politik und Öffentlichkeit gehört werden. Birgit Schwarz

Vernetzung und Begleitung der Offenen Jugendarbeit in Südtirol, Gender- und Sexualpädagogin

Literatur ASTAT (2017): Jugendstudie Südtirol – 2016. Online verfügbar unter https://astat.provinz.bz.it/de/aktuelles-publikationen-info.asp?news_action=300&news_image_id=958522 [27.10.2020] Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit der Autonome Provinz Trient und den Gleichstellung- bzw. Frauen Büros der Autonome Provinz Trient, der Autonome Provinz Bozen Südtirol und des Land Tirols (2019) (Hrsg.): Die Frau in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Vergleichende Untersuchung über die Lebensbedingungen der Frauen und der Männer in den Territorien der Europaregion. Online verfügbar unter http://www.europaregion.info/downloads/200204_Statistiken_ Frauen_210x150_DE_FINAL_online.pdf [27.10.2020] Ipsos (2019): Traditionelle Rollenteilung und Geschlechter-Klischees sind überholt – aber Defizite bei der Gleichberechtigung. Online verfügbar unter https://www.ipsos.com/de-de/traditionelle-rollenteilungund-geschlechter-klischees-sind-uberholt-aber-defizite-bei-der [27.10.2020] Malisa-Stiftung (2019): Weibliche Selbstinszenierung in den neuen Medien. Online verfügbar unter https:// malisastiftung.org/wp-content/uploads/Selbstinzenierung-in-den-neuen-Medien.pdf [27.10.2020] netz Südtirol (2020): Handbuch der Offenen Jugendarbeit in Südtirol. Online verfügbar unter https://www. netz.bz.it/media/netz_offene_jugendarbeit_oja_handbuch_180x240mm_doppelseiten.pdf [27.10.2020] Wippermann, Carsten (2016): Was junge Frauen wollen – Lebensrealitäten und familien- und gleichstellungspolitische Erwartungen von Frauen zwischen 18 und 40 Jahren. Online verfügbar unter: http://library. fes.de/pdf-files/dialog/12633.pdf [27.10.2020] Young&direct (2019): Jahresbericht 2018. Online verfügbar unter https://issuu.com/jugendring/docs/jahresbericht_sjr_2019 [27.10.2020]

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FRAUEN

Feministisches Infocafé femminista Es war 2019 – das Jahr vor dem Pandemiejahr – als das Feministische Infocafé femminista aus der Taufe gehoben wurde. Im Sommer 2019 fand im Ost West Club Meran eine Veranstaltungsreihe mit der Politikwissenschaftlerin und Aktivistin Mara Stirner zum Thema „Antifeminismus von Rechts“ statt und nach drei wert- und inhaltvollen Abenden beschlossen einige Frauen das Infocafé in einer anderen Form weiterzuführen. Der gesamte Ost West Club und dessen Programmverantwortlicher Thomas Kobler unterstützten das somit geborene Feministische Infocafé femminista von Beginn an und stellte Netzwerke und Räumlichkeiten zur Verfügung. Seit September 2019 findet das Infocafé nun einmal wöchentlich in den Räumlichkeiten des Ost West Club oder im Freien, dem Ost West Country Club, in Meran statt. Die Themen der Treffen sind breit gefächert und entstehen aus der Gruppe heraus. Das Femcafé versteht sich als offener Raum für alle Menschen, welche sich für Feminismus und Gleichberechtigung aller Geschlechter einsetzen möchten. Wichtig ist dabei ein respektvoller Umgang mit- und untereinander. In erster Linie geht es ums Zuhören und Wahrnehmen der Bedürfnisse Einzelner und dann darum, wie die Gruppe darauf unterstützend

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reagieren kann. Einige der angeschnittenen Themen waren: Frauen in der Politik, „La tratta“, der Menschen und insbesondere der Frauenhandel in Italien, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Sexismus und „sicheres Feiern“ für Frauen und Mädchen, Frauennamen in der Öffentlichkeit (Straßennamen) und die Darstellung von Frauen auf Werbeplakaten. Einige besprochene Themen, wie z. B.

die eklatante Unterrepräsentanz des weiblichen Geschlechts in den Gemeindestuben, wurden alsbald aufgegriffen und mündeten direkt in einer Aktion. So entstand bereits 2019 die überaus erfolgreiche Postkarten-, Sticker- und Plakataktion zu den Gemeindewahlen 2020. Parteiübergreifend wurde die Aktion wohlwollend aufgenommen und hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Wähler*innenschaft


Fotos: Fem. Infocafe

FRAUEN

in der Wahlkabine doch öfters einer Frau die eigene Stimme gegeben hat. Ziel der Aktion war zum einen Frauen zu motivieren in die Politik zu gehen und zum anderen Menschen zu motivieren Frauen zu wählen. Denn eines ist gewiss: representation matters. Es gab auch immer wieder Treffen des Austauschs, z. B. zum Thema „Vereinbarkeit Familie&Beruf“ mit Frau Christa Ladurner, welches nun mit der

Vereinigung „Väter Aktiv“ zum Thema „Gleichberechtigte Elternschaft“ weitergeführt wird. Immer auf Augenhöhe – immer mit absoluter Dialogbereitschaft. Dies vor allem, um zu verstehen, wo Missstände so aufgezeigt und verändert werden können, dass wir als Gesellschaft der Gleichberechtigung ein Stück näherkommen. Haushaltsund Familienorganisation und die Männer- und Frauenrollen sind dabei besonders sensible Themen. Der letzte Streich war eine medienwirksame Kampagne zur aktuellen Fotoausstellung „Südtirol. Ursprung vereint“ der Brauerei Forst in Meran. Auf mehr als einem Dutzend Fotografien war keine einzige Frau zu sehen und das stieß Sympathisant*innen des Infocafés sauer auf. Kurzerhand entstand eine social-media-Kampagne mit der Frage #wosinddiefrauen/ #dovesonoledonne, womit auf diesen Umstand der absoluten Nichtrepräsentanz des weiblichen Geschlechts in einer öffentlich weit sichtbaren Ausstellung aufmerksam gemacht wurde. Das Feministische Infocafé femminista ist zweisprachig und offen für Themenvorschläge sowie die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Vereinigungen, welche sich vernetzen und gemeinsam für einen Dialog aller Geschlechter einstehen möchten.

Feminismus ist für alle da. Feminismus verbindet. Daran arbeiten und dafür stehen wir. Julia Dalsant

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FRAUEN

Barcamp „Frausein in Tirol ist manchmal echt zach…“

„… und manchmal weniger“, so schrieb es eine von dreißig Teilnehmerinnen des ersten Tiroler Frauen-Barcamps am 6. Oktober im Haus der Begegnung (Innsbruck) auf ein Flipchart. Frauen im Brennpunkt hatte Tirolerinnen* eingeladen, einen Tag lang im Rahmen einer „Nicht-Konferenz“ über das Thema Frausein in Tirol im Jahr 2020 zu sprechen. Menschen in einer offenen Umgebung die Möglichkeit zum Austausch zu bieten, das ist die Grundidee des BarcampKonzepts. Offene Workshops erlauben eine intensive Auseinandersetzung in Form von Gesprächen, Diskussionen und Präsentationen. Expertinnen sind dabei die Teilnehmerinnen selbst, die zu Beginn bestimmen, welche Themen zu ihrem Programm werden. Die Atmosphäre ist locker, es gibt keinen Dresscode und alle sind per du: das sind die klassischen „Unregeln“ von Barcamps. Das kreative Miteinander bietet die einmalige Gelegenheit zu netzwerken, Ideen zu spinnen und „out of the box“ zu denken. Nicht über, sondern mit Frauen* sprechen Inspiriert von diesem Grundsatz von Johanna Dohnal haben die Organisatorinnen von Frauen im Brennpunkt das Format des Barcamps gewählt. Dieses Open Space-Format schafft den passenden offenen Rahmen, um sichtbar zu machen, was Frausein in Tirol im Jahr 2020 bedeutet und was politisch gebraucht wird. Die offene Einladung an alle interessierten Frauen* ermöglichte, dass vor Ort offizielle Vertreterinnen der Politik, von Frauenorganisationen und Frauen* aus verschiedenen Lebens- und Berufswelten gemeinsam über Chancen und Hürden für Frauen* in Tirol diskutierten. Unkonferenz mit Plan Die Themen werden bei Barcamps üblicherweise gemeinsam festgelegt. Jede Teilnehmerin* hat die Möglichkeit, in der einleitenden moderierten Phase ihr eigenes Thema, eine Frage oder Anregung einzureichen. Die anderen Teilnehmerinnen zeigen per Handzeichen, ob sie der Vorschlag interessiert. Die Gastgeberin entscheidet daraufhin, ob und in welchem Raum sie diese Session anbietet. Die 50-minütigen Sessions werden in einen Zeitplan eingeteilt und teilweise

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parallel abgehalten. Die Teilnehmerin entscheidet selbst, an welchen Sessions sie mitwirken möchte. Beim FrauseinBarcamp entstanden so zehn verschiedene Sessions zu folgenden Themen: • Sprache und Bewusstsein: was wird wodurch beeinflusst? • Ist Frausein in Tirol anders? • Karriere – geht das auch ohne Kampf und Härte? • Slow Sex. Körperidentität und Gesundheit. • Frauen in der Politik • Frauen stärken Frauen – Netzwerken. • Geld verdienen • Das Machtwort der Frauen • Sternstunden – Talente & Fähigkeiten zeigen • Neue Generation. Gesellschaftliche Diskrepanz? Verschiedene Frauen – dieselben Themen Deutlich bemerkbar machte sich im Laufe der Gespräche und Diskussionen des Barcamps vor allem eine Tatsache: Unterschiedliche Frauen erleben ähnliche Hindernisse auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Zu den häufigsten Schlussfolgerungen in den Sessions gehörten: • Es braucht mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Vor allem zu jenen Uhrzeiten, zu welchen Eltern arbeiten müssen, ist nicht immer eine Kinderbetreuung verfügbar. • Bildung ist und bleibt ein zentrales Instrument für Gleich berechtigung. Auch Tabuthemen wie die Menstruation, Sexualität und der eigene Körper gehören besprochen, sowohl mit Jungen als auch mit Mädchen. • Ein weiteres Thema, zu welchem junge Menschen beider Geschlechter schon früh Bildung erhalten müssen, ist der verantwortungsvolle, selbstständige Umgang mit Geld. • Ungleichheit ist nirgendwo so sichtbar wie in der Arbeits welt. Konzepte wie reguläre Arbeitszeiten sind inzwischen veraltet und entsprechen nicht mehr der Lebensrealität vieler Familien. Alternativen werden dennoch bisher kaum geboten. Gleichbehandlung in Gehalt und Leitungspositi onen müssen nach wie vor erstritten werden. Verpflichten de Quoten oder die Offenlegung von Gehältern sind Kon zepte, die von manchen unterstützt werden. • Typische „Frauenberufe“ sind nach wie vor unterbezahlt,


Fotos: Frauen im Brennpunkt/Alena Klinger

obwohl die aktuelle Pandemie deutlicher denn je zu vor aufzeigt, wie essentiell diese Berufe und ihre Aus übenden für unsere Gesellschaft sind. Schon am Beginn des Tages konnten die Teilnehmerinnen auf einer Skala ihre Einschätzung zur Frage „Wie viel Geschlechtergerechtigkeit haben wir bisher in Tirol erreicht?“ angeben. Die Antworten lagen zwischen 25 und 60 Prozent und zeigen damit vor allem auf: Es gibt noch viel zu tun. Um auch den Stimmen von Frauen außerhalb Innsbrucks Gehör in diesem Diskurs zu geben, veranstaltete Frauen im Brennpunkt im November drei Workshops zum Thema Frausein in Tirol 2020 in Prägraten a.G., Pflach und Haiming. Workshop: Wie erlebst du deinen Alltag als Frau in Tirol? In diesem Workshop hatten Frauen Zeit ihre Geschichte zu Papier zu bringen. Mittels kreativer Methoden, Collagen, Texte und Fotos erzählten sie von ihrem Leben als Frau in Tirol. Wissensdurstige, interessierte, diskussionsmotivierte, neugierige, kritische und innovative Frauen reflektierten und diskutierten gemeinsam das Leben und den Alltag von Frauen in Tirol, ihre Herausforderungen und Ideen.

FRAUEN

Tiroler Frauensalon Frauensalone waren im 18. und 19. Jahrhundert in bürgerlichen Kreisen verbreitet. Starke und vielseitig interessierte Frauen luden in ihre Salons – zu Geselligkeit und Gesprächen über Philosophie, Politik, Literatur, Musik oder Kunst. Sie inspirieren uns bis heute mit ihrem Mut und ihrer Offenheit zu Austausch und Kennenlernen. Die private Sphäre war von jeher der Machtraum der Frau. Während Männer ihre Macht im öffentlichen Leben wahrnahmen, taten Frauen dies zurück gezogen im Heim. Die Rolle der Frau des 18. Jahrhundert war jene der Mutter und Ehefrau. Die Emanzipation der Frau begann auch durch den Salon. Der Salon gab den Frauen der elitären Gesellschaft die Möglichkeit, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen, ja es sogar wesentlich zu beeinflussen, während die Männer dies öffentlich taten. Von dieser Tradition inspiriert entstand der Tiroler Frauensalon. Wir wollen in einer feinen Salon-Atmosphäre einen lustvollen und geistreichen Austausch unter Frauen fördern, einen offenen Ort der ‚ungebundenen’ Kommunikation schaffen und Information, Kommunikation, Vernetzung ermöglichen, damit auch individuell nutzbringendes Netzwerken fördern. Und wir haben die Erfahrung gemacht: über Gleichstellung, Gender, Gleichbehandlung zu diskutieren kann auch Spaß machen. Wir pflegen eine ernstzunehmende Heiterkeit – und das im Kontext von Gleichstellung der Geschlechter – mit feministischem Blick auf wichtige Themen. Wir wollen Frauen sichtbar machen in ihren unterschiedlichen Lebensmodellen, Erfahrungen, Berufen; wir wollen mit interessanten Frauen (Gästen) in einen Austausch kommen. Das Leben von Frauen, ihre Taten, Vorhaben und Ansichten sollen sichtbar werden, um aus ihnen Kraft für Veränderung zu schöpfen. Zweimal im Jahr diskutieren wir unterschiedlichste Themen im Frauensalon. Dazu laden wir jeweils zwei Gäste ein, kommen mit ihnen und auch mit dem Publikum ins Gespräch, begleitet von Salonmusik und kulinarischer Vernetzung. Den Frauensalon gibt es in Innsbruck – gemeinsam mit dem Haus der Begegnung und in Wörgl – gemeinsam mit dem Tagungshaus Wörgl. Die Termine der Frauensalone – so wie Informationen zur Gleichstellung – sind auf unserer Homepage und auf unserer Facebook-Seite sind zu finden: www.tirol.gv.at/frauen www.facebook.com/frauenlandtirol Elisabeth Stögerer-Schwarz

Abt. Gesellschaft und Arbeit

Weitere Details unter www.fib.at

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FRAUEN

Frau, Frauen*, trans*, inter_, nicht-binär und/oder genderfrei: Überlegungen zu gesellschaftlichen Kategorien

„Wann ist eine Frau eine Frau?“ – diese Frage erreichte uns mit der An_frage diesen Beitrag für das „z.B.“ zu schreiben. Die Beantwortung dieser Frage ist seit Jahrhunderten ein Politikum, wird auch heute von unterschiedlichsten Disziplinen (Medizin/Biologie, Soziologie, Psychologie, Disability, Gender und Postcolonial Studies) sehr unterschiedlich diskutiert. Und so werden wir uns nicht anmaßen, eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage zu suchen, sondern vielmehr haben wir uns entschieden die Frage selbst zu unter_suchen: Was macht diese Frage? Wens1 kann/darf/soll dies beantworten? (Wann) Ist diese Frage überhaupt relevant? Und: Können wir statt nach Antworten, nicht vielmehr nach neuen Fragen suchen? Interessant ist da zunächst, dass die heute im Alltagsverständnis nach wie vor gängige Annahme, die „Biologie“ sei grundlegend wichtig für das Geschlecht, historisch relativ jung ist. Bis ins 18. Jahrhundert gab es verschiedene Geschlechtervorstellungen, darunter das so genannte „Ein-Geschlecht-Modell“, nach dem Geschlecht ein Kontinuum darstellte und Frauen als „unfertige“ und weniger „vollkommene“ Männer galten, aber nicht als grundlegend verschieden. Die Vorstellung, dass aus körperlichen Eigenschaften, etwa der Beschaffenheit von Knochenbau, Nerven oder Muskulatur, psychische Eigenschaften von Männern und Frauen abgeleitet werden können, setzte sich erst im 1 Wir verwenden in diesem Beitrag eine Möglichkeit gendersensibler Sprache, nämlich die genderinklusive/genderfreie Endung ‚ens‘ (aus dem Wort mENSch), in Anlehnung an Hornscheidt & Sammla (2020)

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Foto: Brecht Bug, CC BY-NC-ND 2.0

Wann ist eine Frau eine Frau? Das Women’s Rights Pioneers Monument im Central Park (New York, USA) zeigt Sojourner Truth, Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stanton. Es wurde am 26.8.2020 anlässlich 100 Jahre Frauenwahlrecht in den USA eingeweiht.

19. Jahrhundert durch. Sie ging so weit, dass Frauen wegen deshalb zugesprochenen Eigenschaften wie Emotionalität, Passivität, Schwäche, Wankelmütigkeit usw. von den bürgerlichen Rechten und dem Zugang zu höherer Bildung ausgeschlossen wurden. Die polare Wahrnehmung der Geschlechter wurde als „natürlich“ legitimiert und diente der Aufrechterhaltung patriarchaler Herrschaft. Und so bildet die Beantwortung der Frage „Wann ist eine Frau eine Frau?“ lange die Basis, um gesellschaftliche Benachteiligungen und Ausschlüsse zu rechtfertigen, auch heute noch. Diese Frage schafft jedoch auch innerhalb der Kategorie „Frauen“ Ausgrenzungen. Sie definiert, wens zu dieser Gruppe von Menschen gehört, wens diese Bezeichnung für sich beanspruchen darf und wens nicht. In einer Rede vor der Women's Convention in Akron (Ohio, USA) stellte 1851 die ehemals versklavte Sojourner Truth die Frage: Ain’t I a Woman? [Bin ich keine Frau?]. Sie fordert gleichzeitig die Beendigung von Sklaverei, Rechte für Afroamerikan*erinnen und Rechte für Frauen: „That man over there says that women need to be helped into carriages, and lifted over ditches, and to have the best place everywhere. Nobody ever helps me into carriages, or over mud-puddles, or gives me any best place! And ain’t I a woman?” Truth kommt nicht vor in dem weiß-bürgerlichen FrauenVerständnis dieser Zeit, welches Frauen sowohl als schwächer sowie als intellektuell und körperlich minderwertig und daher schützenswert und zu bevormunden herstellte. Diese Vorstellung forderte Truth heraus und verlangte dadurch


Foto: Flavia Guerrini

FRAUEN

Für Bündnisse und Solidarität ist es nicht nötig zu wissen, wens wann und warum eine Frau* ist. „Intersectional Rosie the Riveter“ von Tyler Feder

gleichzeitig, als Frau anerkannt zu werden und dass Frauen Rechte erhalten sollen. So erzählt uns die vorherrschende Definition dessen „Wann eine Frau eine Frau“ ist, nicht nur viel über die GeschlechterVorstellungen einer Gesellschaft, sondern auch über Klassen- und Herkunftsvorstellungen und Ausgrenzungen aufgrund von Rassismus und beHindert-werden. Truth forderte die Anerkennung als Frau ein. Ähnlich taten und tun dies Aktivistinnen der Behinderten-Bewegungen, wenn sie kritisieren, dass behinderten Frauen ihr Frau-Sein gesellschaftlich abgesprochen wird und sie als Kinder, geschlechtslos, oder nicht als volle Menschen und deshalb auch nicht geschlechter-relevant wahrgenommen werden. Ähnlich kritisieren heute trans* und inter* Frauen und Frauen mit Transvergangenheit, dass sie aus einigen Frauen-Verständnissen und Räumen ausgeschlossen werden. In all diesen Fällen grenzt die dominante Definition von Frau-Sein aus. Denn sie definiert Frau-Sein (auch) als weiß, bürgerlich, nicht-beHindert, cis-geschlechtlich und heterosexuell. Über die Definition dessen, wann eine Frau eine Frau ist, können aber auch Einschlüsse und Zwänge geschaffen werden. „Man ist nicht als Frau geboren, man wird es“, postulierte Simone de Beauvoir 1948 und kritisierte damit die Vorstellung einer weiblichen Natur. Hinter diese Erkenntnis, dass Geschlecht, also auch das, was wir als ‚biologisch‘ oder ‚natürlich‘ betrachten, sozial konstruiert ist, können wir als Gesellschaft nicht mehr zurück. Das bedeutet natürlich nicht, dass Geschlecht in seinen Wirkungen nicht sehr real ist – im Gegenteil. Bis heute ist das Geschlecht für viele Menschen ein zentraler Bezugspunkt ihrer Identität. Der Prozess des Frau-Werdens beginnt für viele Menschen damit, dass ihnen bei Geburt meist eines von zwei Geschlechtern zugeordnet

wird. Darauf basierend werden geschlechterspezifische Erwartungen an diese Person gerichtet (z.B. als Tochter/Sohn, Schwester/Bruder, Ehefrau/Ehemann, Mutter/Vater,...). Von vielen Menschen wird diese Einordnung als ‚Frau‘ oder ‚Mann‘ nicht als selbstbestimmte oder freie Wahl erlebt, sondern vielmehr als (vor-)gegeben, als unumgängliche fixe Kategorie, die lebenslang gleichbleiben soll und an dessen Erfüllung oder nicht-Erfüllung mensch im Lebensverlauf gemessen wird. Dies gilt beispielsweise auch für trans* Männer, nicht-binäre und genderfreie Menschen, die bei Geburt teilweise als ‚Frau‘ oder ‚Mädchen‘ eingeordnet werden, diese Erwartungen und Rollen für sich nicht als stimmig empfinden und trotzdem immer auf diese Kategorie zurückgeworfen werden. Zwar gibt es unterdessen rechtliche Möglichkeiten den Geschlechtseintrag zu ändern (in vielen Ländern wurde in den letzten Jahren neben männlich und weiblich auch divers als Eintrag ermöglicht) oder zu streichen. Doch ist die juristische und gesellschaftliche Anerkennung der eigenen (nicht-)geschlechtlichen Identifikation mit sehr vielen administrativen und oft auch gutachterlichen Hürden verbunden. Selbstverständlich schafft die Kategorie „Frau“ nicht nur Ausgrenzungen und Einschlüsse. Sie ermöglicht auch Projekte der Solidarisierung und Verbündung sowie politische Maßnahmen und Strategien zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Diskriminierung, Benachteiligung und Gewalt: beispielsweise die FrauenLesbenVernetzung Tirol, Frauenquoten, Frauenhäuser, die Geschlechter- und Frauenforschung usw. Solche Projekte und Strategien sind wichtig, um Vernetzung zu ermöglichen und Diskriminierungsstrukturen entgegen zu wirken. Sie können aber auch Gefahr laufen, die oben genannten Einschlüsse und Ausgrenzungen zu re_produzieren. Und so stellt sich in vielen Punkten die

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Foto: Michelle Schmollgruber

Eliah Lüthi versteht sich als genderfrei und gestaltet als Akademie der Unvernunft künstlerische_aktivistische_wissenschaftliche Workshops, Seminare, Performances, Texte und Veranstaltungen zu Psychiatriekritik, Mad Studies und Gender.

(3) Benennung von Diskriminierung statt Identität: „Menschen werden über die Zuschreibung von Geschlecht benachteiligt oder bevorzugt (z.B. ungleiche Bezahlung, mediale Darstellung, geschlechterspezifische Gewalt usw.).“ Die Benennung der Machtstrukturen verdeutlicht, dass es sich um ein strukturelles Problem handelt, ohne die Kategorien von ‚Frauen‘ und ‚Männern‘ zu reproduzieren. In diesem Beitrag haben wir gezeigt, dass ein einzelner Begriff „Frauen“ viele unterschiedliche Bedeutungen und Funktionen haben kann: Er kann einschließen, ausschließen, verbünden, stark-machen und auf Ungleichheiten hinweisen. Es gibt nicht die eine richtige Weise auf Geschlecht und die Diskriminierung über Geschlecht Bezug zu nehmen. Sprache gibt uns jedoch allen die Möglichkeit nach eigenen Wegen und Formulierungen zu suchen, in denen wir uns wiederfinden – in unseren Selbstverständnissen und in der Weise, wie wir die Welt in und um uns herum wahrnehmen. Flavia Guerrini und Eliah Lüthi Literaturangaben: AK ProNa (2015): Mein Pronomen ist ___ Mein Name ist___ https://meinnamemeinpronomen.wordpress.com/ Hornscheidt, Lann & Sammla, Ja'n (2020): Wie schreibe ich divers? Wie spreche ich gendergerecht? Ein Praxis-Handbuch zu Gender und Sprache Maihofer, Andrea (1995): Geschlecht als Existenzweise Truth, Sojourner (1851): Ain’t I a woman?

Beenden IIb

Foto: Raoul Berlin

Frage, ob „Wann ist eine Frau eine Frau?“ die zentrale Frage ist. Ist es wichtig zu wissen, wens warum eine Frau ist, um Ungleichheitsstrukturen, Diskriminierung und Gewalt zu benennen? Wann ist es sinnvoll, sich auf die Kategorie „Frau“ zu beziehen und wann nicht? Um doch noch einmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, plädieren wir zunächst dafür, dass ein Mensch dann eine Frau ist, wenn sie sich als Frau versteht: In Bezug auf geschlechtliche Identitäten und Positionen soll das Recht auf Selbstbestimmung anerkannt werden. Ausschlüsse und Fehladressierungen können durch möglichst sensibles und inklusives Wahrnehmen, Sprechen und Handeln weitgehend vermieden werden, etwa durch Sprachformen, die kein Geschlecht, mehrere Geschlechter und genderfrei adressieren: z.B. Schül*erinnen, Studierende, Lehrens oder Kinder (anstelle von Mädchen und Buben). In vielen Situationen ist Geschlecht nicht von vordergründiger Bedeutung und oft kann es sinnvoll sein, Geschlecht zu dethematisieren oder zu entdramatisieren, wo es nicht relevant ist. Aber: das Geschlecht ist nach wie vor eine Dimension gesellschaftlicher Strukturen, die mit Hierarchie, Macht und Herrschaft einhergehen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten das zu benennen, ohne die obengenannte Ein- und Ausschlüsse zu reproduzieren: (1) Formulierung mit *: „Die Gruppe der Frauen* wird zugunsten der Gruppe der Männer* benachteiligt.“ Hier dient der Begriff Frau* mit Sternchen dann nicht der Beschreibung von Personen, sondern der Benennung von Ungleichheiten, Diskriminierung und Gewalt. (2) Formulierungen mit Mehrfachnennung: „Frauen, trans*, inter_, nicht-binäre und genderfreie Menschen werden zugunsten von cis-Männern benachteiligt.“ Die Mehrfachnennung macht unterschiedliche Geschlechtsidentitäten und deren Benachteiligung sichtbar. Auch verweist die explizite Nennung von ‚cis‘ auf das Privileg, wenn Menschen sich mit dem Geschlecht identifizieren, welches ihnen bei Geburt zugewiesen wurde.

Flavia Guerrini positioniert sich politisch als Frau* und arbeitet am Institut für Erziehungswissenschaft und am CGI – Center interdisziplinäre Geschlechterforschung der Universität Innsbruck in den Bereichen kritische Geschlechterforschung und historische Bildungsforschung.

Foto: privat

FRAUEN


FRAUEN

JONI SEAGER

Der Frauenatlas

Ungleichheit verstehen: 164 Infografiken und Karten

Foto: Carl Hanser Verlag

DER „Frauenatlas“ zum Thema Gleichberechtigung: Infografiken und Fakten, die zeigen, wie es wirklich um die Rechte und Chancen der Frauen in unserer Welt steht. Auf einen Blick: Wie leben Frauen weltweit? Wie groß ist die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern wirklich? Wo werden Fortschritte gemacht, wo gibt es Probleme? Joni Seagers „Frauenatlas“ gibt umfassende Antworten in 164 Infografiken, basierend auf den wichtigsten Studien weltweit.

Doppelt so viele Frauen wie Männer können nicht lesen und an dem Verhältnis hat sich über 20 Jahre lang nichts verändert. In Deutschland verdienen Frauen nur 79 Prozent von dem, was Männer bekommen. Sie leisten 4,4 Stunden unbezahlte Haushaltsarbeit pro Tag, Männer 2,7 Stunden. International ist der „Frauenatlas“ längst zur wichtigen Institution geworden, in Deutschland wird er dringend gebraucht.

MAGDALENA BARAN-SZOLTYS, CHRISTIAN BERGER

Über Forderungen

Wie feministischer Aktivismus gelingt Foto: Verlag Kremayr & Scheriau

Verlag Kremayr & Scheriau, 2020 ISBN: 978-3218012362 Österreich im Jahr 2018. Knapp 500.000 Menschen unterzeichnen das zweite Frauen*Volksbegehren (F*VB), das vielstimmig und differenziert für Geschlechtergerechtigkeit eintritt. Unter dem Motto #einesfüralle macht die Kampagne dank eines engagierten Teams, unzähliger Mitstreiter*innen sowie vieler prominenter Unterstützer*innen auch weit über die Grenzen Österreichs Furore. Österreich im Jahr 2020. Es ist nach wie vor viel zu tun. Mit dem vorliegenden Handbuch liefert das F*VB gemeinsam mit internationalen Aktivist*innen und Autor*innen das Know-how für künftige Initiativen

und inspiriert zu politischem Handeln. In klarsichtigen Essays entwerfen Expert*innen anhand des F*VB-Forderungskatalogs, neuester Forschungsergebnisse und fundierter Erfahrung Visionen für eine gerechtere Gesellschaft. Flankiert werden sie von Vertreter*innen vieler Einrichtungen und Initiativen wie HeForShe, #keinenmillimeter, dem Schweizer Frauen*streik oder Sorority sowie persönlichen Statements von Aktivist*innen wie Alexandra Stanić, Nicole Schöndorfer oder Madeleine Darya Alizadeh (DariaDaria). Feminists of the world, unite!

GERHARD UTE

Frauenbewegung und Feminismus Eine Geschichte seit 1789

Foto: Verlag C.H.Beck

Verlag C.H.Beck; 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, 2020 ISBN: 978-3406758102 Beginnend mit dem Aufbruch der Frauen 1789 stellt dieses Buch die Geschichte der Frauenbewegung bis heute vor: den Anfang organisierter sozialer Bewegungen nach der 1848er Revolution; die Höhepunkte ihres öffentlichen Wirkens um 1900; den Aufstieg von Frauen zu gleichberech-

tigten Staatsbürgerinnen nach dem Ersten Weltkrieg; den Aufbruch zu einem „neuen“ Feminismus nach 1970; und schließlich die Situation der Frauen und des Feminismus sowie die Veränderung der Geschlechterverhältnisse seit der Jahrtausendwende.

SEITENWEIS

Carl Hanser Verlag, 2020 ISBN 978-3-446-26829-6

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WEITERBILDUNG www.jukas.net

Weitere Infos in der Weiterbildungsbroschüre des Jukas. Die Broschüre ist erhältlich beim: Amt für Jugendarbeit Andreas-Hofer-Straße 18 I-39100 Bozen Tel.: 0471 413370/71 Fax: 0471 412907 E-Mail: Jugendarbeit@provinz.bz.it Jugendhaus Kassianeum Jukas Brunogasse 2 I-39042 Brixen Tel.: 0472 279923 Fax: 0472 279998 E-Mail: bildung@jukas.net Alle Seminare finden – sofern nicht anders angegeben – im Jugendhaus Kassianeum in Brixen statt und können einzeln besucht werden.

ritze! Achtung Finanzsp s-­und Weiterbildungsseminaren habeinn

an Au der Jugendarbeit Für die Teilnahme MitarbeiterInnen he lic mt na t und Arbeit re eh haupt-­und ilung Gesellschaf keit, in der Abte ch gli . Mö en e di ch ol su Tir anzu lle Unters tützung um eine finanzie

Professionelles Sprechen

Gelungene Seminarimpulse und Fachvorträge – Seminar Ziel und Inhalt: Interessante und unterhaltsame Seminarimpulse und Vorträge sind ein zentrales Element erfolgreicher Veranstaltungen. Viele SeminarleiterInnen, BeraterInnen und TrainerInnen halten regelmäßig Vorträge vor kleinerem oder größerem Publikum. Die eigene Fach- und Methodenkompetenz kann dabei noch wirksamer eingebracht werden, wenn Präsentationen und Wortbeiträge professionell gestaltet werden. Denn gute Vorträge erkennt man daran, dass die Kernbotschaft bei den Zuhörenden ankommt und diese zum Handeln anregt. Dieses Seminar richtet sich an bereits erfahrene Vortragende oder

solche, die es werden wollen. Es vermittelt die Grundlagen für gute Reden und Präsentationen. Die Teilnehmenden erhalten verschiedene Ideen und Werkzeuge für die erfolgreiche Vorbereitung und Durchführung von kurzen Impulsen und längeren Vorträgen. Gemeinsam werden die Anwendungsmöglichkeiten für Seminare und Workshops erarbeitet. Zeit: 15.01.21 Beitrag: 180,00 Euro Referent: Peter Martin Thomas, Stuttgart Anmeldeschluss: 18.12.20

Vorhaben und Ziele energievoller umsetzen

Veränderungen bewältigen mit dem Zürcher Ressourcenmodell (ZRM®) – Seminar Ziel und Inhalt: Das Zürcher Ressourcen-Modell (ZRM®) ist ein sehr wirkungsvolles Selbstmanagement-Training, das von Maja Storch und Frank Krause an der Universität Zürich entwickelt wurde. Es unterstützt Menschen in einem lustvollen Prozess dabei, ihre Ziele, Vorhaben oder Veränderungswünsche „gehirngerecht“ zu formulieren, sodass sie leichter zu erreichen bzw. zu erfüllen sind. Ein individuell aufgebauter Ressourcenpool sorgt dafür, dass Sie auch in schwierigen und stressigen Zeiten an Ihrem jeweiligen Vorhaben dranbleiben. Den Prozess, den Sie in diesem Seminar erlernen, können Sie anschließend für jedes andere Thema selbstständig anwenden. Hintergrundinformationen zum Zürcher Ressourcen Modells: - Warum wir oft anders handeln als wir eigentlich wollen: Erkennt nisse der modernen Gehirnforschung zu Motivation, Handeln und Selbstmanagement - Wie Ziele formuliert sein sollten, damit wir sie auch umsetzen - Wie wir unser Verhalten verändern können – auch wenn wir unter Druck und Stress stehen

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• Auswahl eines persönlichen Themas oder Ziels • Erarbeiten eines individuellen Haltungsziels in Bezug auf das persönliche Thema • Aufbau eines individuellen Ressourcenpools auf kognitiver, emotionaler und körperlicher Ebene • Gezielte Vorbereitung für die Umsetzung der Ziele im Alltag: - ABC-Situationen: unterschiedliche Strategien für unterschiedliche Situationen - den Ressourcenpool nutzen • Tipps für die Weiterarbeit im Alltag 1. Modul: Jugendhaus Kassianeum, Brixen 28. – 29.01.21 2. Modul: Online – über das Videokonferenzprogramm „Zoom“ PC/ Laptop/Handy von Ihrem Standort aus 26.02.21 Kursbeitrag: 360,00 Euro Referentin: Constanze Sigl, Innsbruck Anmeldeschluss: 14.01.21


WEITERBILDUNG Cyber|Mobbing unter Kindern & Jugendlichen Hinschauen und handeln – Seminar

Ziel und Inhalt: Mobbing ist eine Form physischer oder psychischer Gewalt. Meist demütigen, erniedrigen oder verletzen dabei mehrere Personen absichtlich eine andere über einen längeren Zeitraum hinweg. Dazu gehören auch viele „kleine“ Gemeinheiten und ständige Sticheleien. Oft führt Mobbing auch zu sozialer Ausgrenzung. Mobbing kann an den unterschiedlichsten Orten stattfinden: in der Schule, in Sport- und Freizeitvereinen, auf dem Schulweg, an Bushaltestellen oder in den sozialen Medien – überall dort, wo junge Menschen aufeinandertreffen. Cybermobbing hingegen bezeichnet Mobbing im virtuellen Raum in den verschiedenen sozialen Medien. Es umfasst systematische Beleidigungen, Belästigungen, Ausgrenzung, Androhung von körperlicher Gewalt und die Veröffentlichung oder das Versenden unangenehmer Fotos oder Videos im Netz. Cybermobbing kann zu jeder Uhrzeit und überall stattfinden. Die Anonymität des Internets trägt dazu bei, dass AkteurInnen sich geschützt fühlen und Attacken intensiv und oft auch andauernd sind.

Grundlehrgang „Neue Autorität“

Betroffene sehen bei Cyber|Mobbing häufig keine Handlungsmöglichkeiten, fühlen sich ohnmächtig und verspüren Leidensdruck. Cyber|Mobbing geschieht nur dann, wenn es vom Umfeld, d.h. von FreundInnen, MitschülerInnen, GruppenleiterInnen oder anderen Bezugspersonen zugelassen oder nicht bemerkt wird. Im Mittelpunkt des Seminars stehen folgende Themen: • Konflikte bieten Entwicklungsmöglichkeiten – Cyber|Mobbing nicht! • Wie entsteht Cyber|Mobbing? • Was tun bei einem konkreten Fall von Cyber|Mobbing? • Wie können wir die Betroffenen schützen und unterstützen? • Was sagen die gesetzlichen Bestimmungen? • Wer bietet Unterstützung und Informationen zum Thema Cyber|Mobbing? Zeit: 04.02.21 Beitrag: 90,00 Euro Referent: Lukas Schwienbacher, Bozen Anmeldeschluss: 21.01.21

Einführung in Konzept und Coaching nach Haim Omer

Ziel und Inhalt: Pädagogische und soziale Fachkräfte, PsychologInnen und Eltern sind immer wieder mit ungewöhnlichen, destruktiven und gewalttätigen Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen konfrontiert, was sie oft mit Ohnmacht und Ratlosigkeit zurücklässt. Dies kann zu andauernden (eskalierenden) Machtkämpfen oder zum Rückzug der Erwachsenen führen. Haim Omer (Tel Aviv) befasst sich mit seinem Team seit Jahren mit der Frage, wie sich Denken und Handeln des Gewaltfreien Widerstandes (Mahatma Gandhi, Martin Luther King) in erzieherisches Handeln und in die Beratungsarbeit integrieren lässt. Er prägte in diesem Zusammenhang den Begriff „Neue Autorität“ (Gewaltfreier Widerstand), um ein verändertes Selbstverständnis von Autorität zu skizzieren, das sich nicht auf Macht und Durchsetzung gründet, sondern auf Beziehung, Verbundenheit und Kooperation. Mit der Haltung und den Interventionen der „Neuen Autorität“ machen pädagogische und soziale Fachkräfte, PsychologInnen und Eltern die Erfahrung, dass sie die eigenen Kompetenzen erweitern und Entscheidungssicherheit zurückgewinnen. Das Konzept der „Neuen Autorität“ wurde mittlerweile in vielen Ländern Europas und darüber hinaus weiterentwickelt. Dadurch

Freudvoll arbeiten und erfüllt leben

entstanden neue Anwendungsbereiche wie bspw. in Schulen, der Jugendarbeit, Personalführung etc. Im zweiteiligen Grundlehrgang wird die Begrifflichkeit der „Neuen Autorität“ erläutert, die Methoden (Handlungsebenen) und Grundhaltungen erfahrbar gemacht, das Coaching beschrieben und die Anwendung in den jeweiligen Arbeitsbereichen diskutiert und eingeübt. Nach diesem Grundkurs wird ein weiterführender Aufbaulehrgang angeboten. 1. Modul: 08. – 10.02.21 Geschichte und Haltung hinter der „Neuen Autorität“ sowie die Handlungsebenen Präsenz und Beziehung, Selbstkontrolle, Differenzierung zwischen Verhalten und Person, Verzögerung und Beharrlichkeit. 2. Modul: 05. – 07.05.21 Auseinandersetzung mit den Handlungsebenen Wiedergutmachung, Unterstützung und Netzwerk, Transparenz und Öffentlichkeit, Protest und Widerstand. Beitrag: 1.350,00 Euro, zahlbar in 2 Raten 1. Rate von 700,00 Euro innerhalb 25. Jänner 21 2. Rate von 650,00 Euro innerhalb 21. April 21 Leitung: Angela Eberding, Nuenen (NL), Martin Fellacher, Feldkirch Anmeldeschluss: 25.01.21

Mit der Lebensenergie Eros das Feuer (wieder) entfachen – Webinar Ziel und Inhalt: Eros ist die stärkste und intensivste Lebensenergie. Eros ist unbändige Lebensfreude und damit der Gegenpol zur Manie, alles planen und effizienter gestalten zu müssen. Im beruflichen wie privaten Wettlauf um Ansehen, Prestige, Karriere bleibt das auf der Strecke, was unser Leben veredeln kann: Faszination, Zauber, Passion, Genuss und Spiel. Überzogene Erwartungen, Vergleiche und Ängste schränken uns ein. Im Online-Seminar wollen wir die „Eros-Gegenspieler“ ausfindig machen, sie entfesseln – und ihnen die Macht nehmen. • Wie sieht ein von „Eros“ geprägtes Berufs- und Privatleben aus? • Woran erkennen wir die Energie-Vampire?

• Wie bleibe ich in Balance? Was gibt mir Energie – was raubt sie mir? • Kraft aus Tabu-Brüchen • Hilfen, um vermeintliche Sicherheitsseile als Fesseln zu enttarnen • Unterstützung, der stärksten Sehnsucht zu folgen • Freigeist – spür Deine Schwingen Ort: Online – über PC/Laptop/Handy von Ihrem Standort aus Zeiten: 18. und 25.01.21 Beitrag: 165,00 Euro Referent: Manfred Greisinger, Wien Anmeldeschluss: 11.01.21

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Gruppen leiten

Kompetentes Leitungs-Handeln in verschiedenen Settings

Foto: JKalas

Eine Gruppe von Menschen zu begleiten ist eine wunderbare Aufgabe. Wie tickt der Mensch, wie funktioniert die Gruppe, welche Rollen und Dynamiken fließen ein? Die Kurse der AlpenvereinAkademie bereiten Sie durch Theorie und Praxis auf diese Leitungsrolle vor. Sie erhöhen Ihr praxisbezogenes Know-how und Ihre Handlungssicherheit im Umgang mit Gruppen. Sie können in ganz unbekannte Gewässer eintauchen und mit profundem Wissen in Ihre nächste Gruppenleitung gehen. Oder Sie wählen einen unserer Akademie-Klassiker – das Begleiten – mit dem ganzheitlich pädagogischen Ansatz.

Neurobiologie & Lernen Fr 05.03. – So 07.03.21 Windischgarsten (OÖ) Webcode 21-0183-01 Beg-Leiten von Gruppen Do 25.03 – So 28.03.21 St. Sebastian (NÖ) Webcode 21-0180-01 Gruppendynamik am Berg Fr 11.06. - So 13.06.21 Windischgarsten (OÖ) Webcode 21-0181-01 Beg-Leiten von Gruppen Do 30.09. – So 03.10.21 Windischgarsten (OÖ) Webcode 21-0180-02 Rhetorik, Moderations- und Präsentationstechniken Fr 19.11. – So 21.11.21 Salzburg (S) Webcode 21-0182-01

Foto: Düringer

The Art Of Hosting Fr 19.11. - So 21.11.21 Windischgarsten (OÖ) Webcode 21-0179-01

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EINFACH WEG

Auslandsaufenthalte für junge Leute in Innsbruck, Imst und Wörgl oder bestell sie online über unseren Broschürenservice. Informationen zu den verschiedenen Auslandsaufenthalten sowie Tipps, was aktuell bei einer Reiseplanung zu beachten ist, findest du auf der InfoEck-Website unter www.infoeck.at Bei Fragen kannst du uns auch eine E-Mail an info@infoeck.at senden oder komm für ein persönliches Gespräch im InfoEck in deiner Nähe vorbei.

Foto: InfoEck

Trotz der Corona-Ausnahmesituation sind wir optimistisch, dass wir uns bald wieder auf Reisen begeben können. Ein Auslandsaufenthalt ist nämlich eine bereichernde Erfahrung. Man lernt sich selbst neu kennen, wächst über sich hinaus, verbessert Sprachkenntnisse und bekommt neue Perspektiven. Am Anfang des Auslandsabenteuers steht jedoch die Entscheidung, wohin die Reise gehen soll und wie man die Zeit verbringen möchte. Die neu überarbeitete Infobroschüre „Einfach weg – Auslandsaufenthalte für junge Leute!“ der österreichischen Jugendinfos bietet eine kompakte Zusammenfassung der wichtigsten und beliebtesten Möglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene, um Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Ob Au Pair, Sprachreise, Studium im Ausland, Freiwilligendienst oder Work and Travel: die Möglichkeiten sind vielfältig und beinahe grenzenlos! Die Broschüre listet die verschiedenen Optionen auf und gibt wertvolle Tipps für die Planung des Auslandsaufenthalts. Hol sie dir kostenlos im InfoEck

Jung, feministisch, katholisch – wie geht das?

Foto: Magdalena Pittracher

Vor drei Jahren saßen vier junge Frauen an einem Tisch und überlegten, wie sie ihre Vorstellungen von Gleichstellung und Gleichberechtigung als Theologinnen in die katholische Kirche einbringen könnten. Seit diesem Abend ist viel passiert: Die Initiative bleiben.erheben.wandeln ist entstanden

Eine regelmäßige Aktion von bleiben.erheben.wandeln: Der feministische Lesekreis.

und wächst seither. Für unser Tun haben wir uns drei Dinge vorgenommen: 1. Wir wollen in der Kirche bleiben, denn wir sehen sie als Teil unserer Identität. Vor allem als Jugendliche haben wir viel Stärkung durch die kirchliche Jugendarbeit er fahren und uns als aktive und mündige Christ*innen er lebt. 2. Wir wollen uns erheben, denn trotz aller positiver Er fahrungen sehen und erleben wir deutliche Grenzen der Gleichstellung, die für uns nicht vereinbar sind mit un serem Glauben daran, dass Männer und Frauen gleicher maßen Ebenbild Gottes sind. 3. Wir wollen wandeln und Teil des Wandels sein. Als die mündigen Christ*innen, die wir sind, leisten wir unseren Beitrag dazu. Gemeinsam mit vielen anderen Initiativen, die sich für Gleichberechtigung in der Kirche einsetzen, versuchen wir starre Strukturen zu sprengen und so den Wandel, den wir ersehnen, herbeizuführen.

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Tiroler Gewaltpräventions-Projekt Das Projekt „aufdrehen gegen Gewalt“ wird während des internationalen Aktionszeitraums „16 Tage gegen Gewalt“ vom 25. November bis 10. Dezember 2020 in Tirol verwirklicht. 18 junge Menschen, die sich durch das Studium der Sozialen Arbeit in Innsbruck kennen, setzen ihre Projektidee in Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus Tirol um: Das Projekt „aufdrehen gegen Gewalt“ wird vom 25. November bis zum 10. Dezember 2020 täglich um 8:30 Uhr einen Podcast im Freien Radio Innsbruck FREIRAD ausstrahlen und diesen jeweils online veröffentlichen. Diese 16 Podcasts machen 16 Tage lang auf unterschiedliche Facetten von Gewalt in der Gesellschaft aufmerksam und zeigen Wege zur Verhinderung und Beendigung von Gewalt auf! Ziel ist, dass „aufdrehen gegen Gewalt“ einen wirkungsvollen Beitrag zur Gewaltprävention in Tirol leistet. Die 16

Podcasts thematisieren beispielsweise die Situationen und Erfahrungen von Kindern und Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, decken Gewalt in der Sprache auf, stellen Gewaltpräventionsarbeit an Tiroler Schulen vor, bewerben Hilfsangebote für Menschen, um nicht zu Täterinnen oder Tätern zu werden oder um Schutz vor Gewalt zu suchen. Ansätze und Projekte für ein gewaltfreieres Leben in Tirol werden präsentiert. „aufdrehen gegen Gewalt“ gibt Betroffenen von Gewalt und unterschiedlichen Menschen, die in Tirol leben, eine Stimme. Expertinnen und Experten kommen zu Wort und Fragen der Bevölkerung rund ums Thema „Gewalt“ werden verständlich beantwortet. Die Projektresultate bleiben nachhaltig verfügbar. Drehen Sie (das Radio) gegen Gewalt auf! Kontakt: aufdrehen.gegen.gewalt@gmail.com

Gendersternchen Was bedeutet (*)?

Das Gendersternchen (*) hinter einem Wort verweist darauf, dass die Kategorie „Geschlecht” eine Konstruktion ist, d.h. veränderbar, vielfältig und nicht festgeschrieben oder allgemeingültig ist. Der Genderstern regt zu Reflexion und Aufbrechen von Zuschreibungen an. Wird im Wort der Genderstern genutzt, soll neben dem Konstruktionscharakter auch darauf verwiesen werden, dass neben Mann und Frau mindestens jeder 1000ste Mensch ohne eindeutig männliche oder weibliche Geschlechtsanteile geboren wird.

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Digitale Schatzsuche Sommeraktion bei JAM Rum

von den Mobilen Jugendarbeiter*innen Behältnisse mit Hinweisen versteckt. Diese Hinweise sollten die Jugendlichen am Ende der Suche zu einem Schatz führen. Die Jugendlichen hatten die Aufgabe an verschiedenen Orten einzelne Buchstaben zu finden, welche zusammen ein Lösungswort ergaben. Diese Orte mussten über die GPS-Daten auf der Rückseite oder bei den jeweiligen neuen Hinweisen gesucht werden. Sie konnten sich zu Fuß, mit Fahrrad oder Scooter sowie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Gemeinde

Rum bewegen und hatten dafür einen ganzen Nachmittag Zeit. Die Jugendlichen suchten in Kleingruppen aufgeteilt mit Hilfe von Smartphones nach den Hinweisen und der Schatztruhe (in der Wertgutscheine von ortsansässigen Geschäften, z. B. für Eis verstaut waren). Hierbei wurden neben technischen Fertigkeiten (Navigation mit Hilfe von GPS-Daten und Kartensystemen) auch sogenannte „Softskills“, wie Teamfähigkeit, Zusammenarbeit und eine Portion Ausdauer und Kombinationsfertigkeiten vermittelt. Foto: JAM Rum

Dieser Sommer war eine Herausforderung, wenn es um Veranstaltungen und Projekte ging. Jedoch ist es uns gelungen, Covid-konforme Aktionen zu starten und umzusetzen. Geocaching ist eine Hightech-Schatzsuche, die weltweit von Leuten, ausgerüstet mit einem GPS-Gerät (meist via Smartphone), gespielt wird. Die Grundidee ist es, im Freien versteckte Behältnisse, genannt „Geocaches“ zu suchen und zu finden. Dieses Modell wurde von JAM aufgenommen und weiterentwickelt. Im gesamten Rumer Gemeindegebiet wurden

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Diskriminierung aufgrund von Antisemitismus Religion, Ethnie und Kultur haben nicht für alle den gleichen Stellenwert, genauso wenig werden sie von allen gleich ausgelebt. Die verschiedenen Mitglieder einer Religionsgemeinschaft müssen ihrem Glauben nicht unbedingt dieselbe Bedeutung geben, dieselbe Weltanschauung teilen oder gar die gleichen Verhaltensweisen haben. Feindseligkeiten gegenüber Menschen, die dem jüdischen Glauben angehören bzw. kulturell oder gesellschaftlich mit dem Judentum verbunden sind, bezeichnet man als Antisemitismus. Als antisemitische Diskriminierung werden somit alle Verhaltensweisen sowie strukturellen und institutionellen Gegebenheiten beschrieben, die jüdische Menschen abwerten, verletzen oder auf andere Weise benachteiligen.

Im Gegensatz zum Rassismus wird im Antisemitismus die betroffene Gruppe nicht als minderwertig, sondern vielmehr als gefährlich angesehen. Im Mittelalter wurden Juden und Jüdinnen für die Kreuzigung Jesu, genauso wie für die Pest oder das Verschwinden von Kindern verantwortlich gemacht. Da sie damals aufgrund der Vorherrschaft der christlichen Zünfte kaum Zugang zu Handwerksberufen hatten und den Christen Geldverleihgeschäfte mit Zinsen verboten waren, verdienten viele jüdische Personen ihren Lebensunterhalt im Handel und Geldverleih. Der Neid auf ihre Verdienste führte dazu, dass sie als habgierig, machtsüchtig und verlogen beschimpft wurden. Diese jahrhundertealten Zuschreibungen haben immer wieder zu Verfolgungen geführt. Die

Klassismus im 21. Jahrhundert Antisemitismus hat eine lange Tradition, deren Wurzeln tief in die Geschichte des christlichen Abendlandes zurückreichen. Die Ablösung des frühen Christentums vom Judentum war von Anfang an konfliktbehaftet. Der Vorwurf an die Juden, Jesus als Messias verraten und dessen Kreuzigung veranlasst zu haben, prägte das Verhältnis zwischen Christentum und Judentum durch die Jahrhunderte. Auf Synoden und Konzilien wurden Gesetze erlassen (Verbot der Konversion zum Judentum, Verbot der Ehe zwischen Christen und Juden, Kennzeichnung der Kleidung, u.a.m.), die deren Ausgrenzung progressiv verschärften. Das theologische Stigma der Juden als Gottesmörder schürte Stereotype, Hass und Verfolgungen, die im Mittelalter in regelrechte Judenpogrome mündeten. Wirtschaftliche Faktoren kamen hinzu. Der Ausschluss der Juden aus den wichtigsten Produktions- und Handelsbereichen beschränkte ihre Erwerbstätigkeiten auf Kleinhandel und Geldhandel gegen Zins. Damit entstand das Stereotyp der Juden als Wucherer, die die in Not geratenen Christen erbarmungslos ausbeuteten. Den absoluten Höhepunkt erreichte der Antisemitismus

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jedoch im 20. Jahrhundert, der Holocaust wird in alle Ewigkeit als größte Tragödie aller Zeiten und ewiger Schandfleck in der Geschichte der Menschheit bleiben. Dennoch sind antisemitische Tendenzen, Vorurteile und leider auch Aktionen immer noch in unserer Gesellschaft präsent. Rechtsextreme Bewegungen haben sich fast überall in Europa sowohl als Untergrundorganisationen als auch als öffentlich strukturierte Parteien vermehrt etabliert. Das ideologische Instrumentarium reicht dabei von der Holocaustleugnung bis hin zu den schrillsten Konspirationstheorien zur jüdischen Weltherrschaft. Gesellschaftliche und vor allem wirtschaftliche Krisen haben dabei immer eine verschärfende Wirkung. Wenn Lebensunterhalt und Zukunftsperspektiven für breite Bevölkerungsschichten gefährdet sind, steigt auch die Gefahr, dass kulturelle, ethnische und religiöse Minderheiten als Sündenbock für jegliches Übel herangezogen werden. Das Mailänder „Observatorium für Antisemitismus“ zählte 2018 fast 200 antisemitische Vorfälle, Tendenz steigend. Letztes Jahr musste die italienische Auschwitz-Überlebende Liliana Segre unter Polizeischutz gestellt werden,


Pool Jugendwarteraum

Nationalsozialisten trieben diesen Hass auf die Spitze, als sie im Holocaust um die sechs Millionen Menschen töteten. Viele Vorurteile zeigen sich heute noch in Form von Witzen und Verschwörungstheorien. In weiterer Folge können sie auch zur Zerstörung von Synagogen sowie Gedenkstätten und sogar zu körperlicher Gewalt führen. Antisemitische Diskriminierung lebt nicht nur in rechtsextremen Kreisen, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das viele betrifft. Forum Prävention, Fachstelle Gewalt

nachdem die vor allem in Schulen tätige Zeitzeugin täglich hunderte Hassbotschaften und Drohungen erhalten hatte. Ähnliches wird in Deutschland beobachtet. Die Anzahl der polizeilich erfassten Delikte mit antisemitischem Hintergrund nimmt von Jahr zu Jahr zu, der Anschlag von Halle vom 9. Oktober 2019 ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Antisemitismus hat aufgrund seiner archaischen Wurzeln leider großes Potential, gerade in Zeiten akuter gesellschaftlicher Krisen wieder aufzuflammen. Wachsamkeit, Aufklärungbereitschaft, aber auch bedingungslose Verurteilung antisemitischen Gedankenguts sind oberstes Gebot. Gianluca Battistel

Nach der Sommerpause hat der Jugendwarteraum „POOL“ am Innsbrucker Hauptbahnhof wieder geöffnet. Neue Öffnungszeiten: Mo – Do 12.00 – 18.00 Uhr, Fr 12.00 – 17.00 Uhr Achtung: Covid-bedingt kann es zu Änderungen bei den Öffnungszeiten kommen! Aktuelle Infos: www.tirol.gv.at/jugendwarteraum Pendelnde Kinder und Jugendliche können hier spielen, lesen, chillen, Hausaufgaben machen, am Booksharing-Projekt „Pflück dir eins oder bring uns deins“ teilhaben oder sich eine Mahlzeit zubereiten. Es gibt Tischfußball, Air Hockey, Billard, ein umfassendes Leseangebot, kostenfreien Internetzugang und natürlich ein Covid-Präventionskonzept. Kontakt: Hauptbahnhof 6020 Innsbruck Telefon +43 512 508 80 7851, E-Mail: ga.jugend@tirol.gv.at

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Schattenwahlen Am 20. und 21. September fanden in 113 Südtiroler Gemeinden die Gemeinderatswahlen statt. Parallel dazu organisierte der Südtiroler Jugendring (SJR) in Kooperation mit den Gemeinden und den Jugenddiensten, Jugendtreffs, Ortsjugendringen und Jugendbeiräten vor Ort sogenannte Schattenwahlen in sechs Gemeinden Südtirols. Eppan, Lana, Kaltern, Truden, Klausen und St. Martin in Passeier ließen Jugendliche „zur Wahl schreiten“. „Schattenwahlen sind Wahlen, an denen Menschen ihre Stimme abgeben, wissend, dass das daraus resultierende Ergebnis rechtlich nicht bindend ist“, erklärt Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende. „Wir wollen damit die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass auch Jugendliche sich Gedanken um die Zukunft ihrer Gemeinde machen, politisch interessiert sind, sich einbringen und mitentscheiden wollen“, so Rainer weiter. Schon seit Jahren fordert der Südtiroler Jugendring eine Herabsenkung des aktiven Wahlalters auf 16 Jahre. Darüberhinausgehend will der SJR mit den Schattenwahlen auch zur Thematisierung jugendpolitischer Themen vor Ort beitragen und Gemeindepolitik für Jugendliche erlebbar machen. „Durch die Beteiligung von Jugendlichen bei demokratischen Prozessen fühlen sie sich ihrer Gemeinde stärker zugehörig und erfahren als wichtiger Teil der Gesellschaft Anerkennung“, ist sich Peter Grund, Leiter der Abteilung Partizipation im SJR, sicher. „Wir hoffen, dass durch das Projekt der Schat-

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Fotos: Schattenwahlen

In sechs Südtiroler Gemeinden sind heuer auch Jugendliche zur Wahl geschritten: Südtiroler Jugendring (SJR) hat „Schattenwahlen“ durchgeführt

tenwahlen auch in Zukunft Jugendliche in Entscheidungsprozesse der Gemeinden verstärkt miteingebunden werden“, so Grund weiter. Um diese Ziele zu erreichen, sah der Ablauf des Projektes folgendermaßen aus: In den sechs Gemeinden wurde zuerst eine Ideenwerkstatt mit den Jugendlichen – moderiert durch SJR-ModeratorInnen für Partizipationsprozesse – durchgeführt. Im Rahmen dieser bekamen die Jugendlichen die Möglichkeit, vorzubringen, wie sich die Gemeinde aus ihrer Sicht in den nächsten fünf Jahren entwickeln soll. Diese in der Ideenwerkstatt erarbeiteten Wünsche und Anliegen der Jugendlichen wurden in einem anschließenden Austausch, zu dem die Kandidaten und Kandidatinnen aller Parteien eingeladen worden sind, diskutiert. Zudem bekamen alle Jugendlichen der Gemeinde anschließend die Möglichkeit „zu wählen“. Hierfür gab es eigens angefertigte Stimmzettel, und sie hatten dieselben Listen und KandidatInnen zur Auswahl, wie die wahlberechtigten BürgerInnen der jeweiligen Gemeinde. Die Wahllokale wurden von Partnern der Jugendarbeit vor Ort betreut. „Als Südtiroler Jugendring ist uns die Nachhaltigkeit dieses Projektes ein wichtiges Anliegen“, so Kevin Hofer, SJRGeschäftsführer. Daher werden den gewählten politischen VertreterInnen die Ergebnisse der Schattenwahlen und der Ideenwerkstatt in Form einer Dokumentation ausgehändigt. Diese Übergabe soll gemeinsam mit Jugendlichen der jeweiligen Gemeinde stattfinden. Rückblickend zieht der SJR ein sehr positives Resümee in Bezug auf die „Schattenwahlen“. „Man hat in den Workshops gesehen, wie innovativ Jugendliche denken und wie sehr sie


Legales Sprühen im Försterpark Die legale Graffiti-Wand im Försterpark wird massiv vergrößert. Interessierten Jugendlichen und erfahrenen Graffitikünstler*innen stehen jetzt 100 Quadratmeter legale Fläche zur Verfügung. dann „Fame of Hall“ daraus. Das Konzept hat sich gut bewährt, die Freifläche war im ständigen Wandel, stieß aber größenmäßig schnell an seine Grenzen. „Es gibt einen Ehrenkodex, dass befreundete Sprayer*innen nicht über die Bilder ihrer Kolleg*innen sprühen, so war der Platz schnell voll“, erklärt Pius Eccher. Im Sommer 2020 wurde die Freifläche in Anwesenheit von Bürgermeisterin Eva Maria Posch und Gemeinderätin Sabine Kolbitsch von JAM auf rund 100 Quadratmeter ausgeweitet und neu ausgeschildert. „Wir freuen uns über diese Erfolgsgeschichte und laden alle Interessierten ein, sich selbst ein Bild von den Werken zu machen. Kunst braucht Platz und das hat sie jetzt noch mal mehr“, fasst Jugendarbeiterin Lea Gruber zusammen. Nähere Informationen zur Graffiti-Freifläche in Hall können sich interessierte Jugendliche gerne bei JAM – Jugendarbeit Mobil zum Beispiel unter der Telefonnummer 0676 / 835 845 331 einholen.

Geschäftsführung von JAM Regina Fischer, Gemeinderätin Sabine Kolbitsch, Bürgermeisterin Eva Maria Posch, Jugendarbeiter Thomas Sölder, Jugendarbeiterin Lea Gruber (von links nach rechts)

Foto: JAM – Jugendarbeit Mobil

am politischen Geschehen und der Entwicklung der eigenen Gemeinde interessiert sind“, stellt Peter Grund erfreut fest. Auch würde die anfängliche „Hemmschwelle“, sich mit politischen VertreterInnen auszutauschen, schnell schwinden und es könne festgestellt werden, wie wichtig dieser Austausch für beide Seiten wäre: Jugendliche bekommen Informationen, können Entscheidungen nachvollziehen und PolitikerInnen erhalten wertvolle Inputs von Seiten der Jugendlichen – als ExpertInnen ihrer Lebenswelt. „Es sollte daher mindestens einmal im Jahr einen Austausch zwischen Gemeindepolitik und Jugend gemacht werden, da es beide Seiten bereichert und sich auf die Entwicklung der Gemeinde positiv auswirkt“, so Grund.

Seit vielen Jahren führt JAM – Jugendarbeit Mobil erfolgreiche und herzeigbare Graffitiaktionen in Hall durch. „2012 hat es mit einem Teil der Betonwand vom Surerpark angefangen. Rückblickend waren die Anfänge klein, aber für uns und die Jugendlichen war das damals eine große Sache“, erinnert sich Jugendarbeiter Pius Eccher. In jedem darauf folgenden Jahr hat es weitere Sprühaktionen gegeben und die Flächen wurden in Abstimmung mit der Stadt Hall immer mehr. Allerdings war das legale Sprühen nur im Rahmen von Projekten der Mobilen Jugendarbeit oder des Jugendzentrums möglich. „Als Sprachrohr von jungen Menschen haben wir schon lang von einer Freifläche geträumt, wo die Jugendlichen wirklich frei malen dürfen“, so Pius Eccher. 2018 wurde dann die riesige Wand im Försterpark besprüht und in enger Absprache mit der Gemeinde ein Teil von ca. 20 Quadratmetern als Freifläche ausgewiesen. In der Graffiti-Sprache werden solche Orte als „Hall of Fame“ bezeichnet. Mit einer Prise Sprachwitz und Bezug zum Stadtnamen wurde

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Gemeinsam Großes bewirken Diesen Titel trägt der heurige Advents- und Jahreskalender von Südtirols Katholischer Jugend (SKJ). Am 17. und 18. Oktober wurde mit dem landesweiten Verkauf der Kalender gestartet. Der Erlös wird gespendet und kommt Familien, Kindern und Jugendlichen in Südtirol zu Gute. In diesem Jahr geht ein Teil des Erlöses, auf Initiative der Projektgruppe, an den Wünschewagen.

Aufgrund der aktuellen Situation startete Südtirols Katholische Jugend einen Monat früher mit dem Verkauf der Advents- und Jahreskalender und möchte sich auch dieses Jahr für ein menschenwürdiges Leben einsetzen. Gestaltet wurde der Kalender heuer von Jugendlichen der SKJ Ortsgruppe Tils. Die Gruppe will durch die Bilder aufzeigen, welche Aspekte sie an Gemeinschaft wirklich schätzt und diese will sie mit uns teilen. Ebenso will sie die Menschen zum Nachdenken anregen: Was bedeutet Gemeinschaft für jede und jeden persönlich? „Das Thema ist in diesem besonderen Jahr aktueller denn je. Wir alle haben in den letzten Monaten gelernt, wie wertvoll Gemeinschaft für uns ist“, meint Sara Burger, 2. Landesleiterin von Südtirols Katholischer Jugend. Das Besondere am Kalender ist, dass alle Bilder von den Jugendlichen gemacht wurden. Südtirols Katholische Jugend fußt auf drei Säulen „jung sein, ChristIn sein, solidarisch sein“. Diese Aktion vereint dieses Fundament in einem landesweiten Projekt, davon ist Sara Burger überzeugt: „Jugendliche in ganz Südtirol stellen jedes Jahr wieder unter Beweis, dass ihnen das Schicksal anderer Menschen nicht egal ist und sie gerne eine helfende Hand reichen“. Der Reinerlös der Aktion geht an die Caritas Bozen-Brixen, die direkte finanzielle Unterstützung für Familien in Notlagen bietet, sowie an das Südtiroler Kinderdorf. Im vergangenen Jahr konnten 10.000 Euro überreicht werden. Ein Teil der Spenden wird in diesem Jahr auch an den Wünschewagen gehen. Die Idee dafür kam von der Projektgruppe. Als Dank dafür kamen Projektkoordinator David Tomasi und Giulia Frasca von der Caritas-Hospizbewegung mit dem Wünschewagen nach Tils und stellten den Jugendlichen das Projekt vor. Der Wünschewagen ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz und der Caritas Diözese Bozen-Brixen. Beide Organisationen arbeiten mit schwerstkranken Menschen zusammen: die Caritas Hospizbewegung, indem sie Betroffene und Angehörige in dieser letzten Phase des Lebens begleitet; das Weiße Kreuz, weil es mit ihnen immer wieder notwendige Krankentransporte durchführt. Daraus ist die Idee entstanden, gemeinsam den Wünschewagen anzubieten. Projektkoordinator David Tomasi vom Weißen Kreuz erklärt: „Die meisten Wünsche sind sehr bescheiden, die Menschen wünschen sich, noch einmal nach Hause zu gehen, den eigenen Geburtsort zu sehen oder einen Ausflug mit der Familie zu machen." Begleitet werden diese schwerkranken Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen, einen Tag lang von freiwilligen

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MitarbeiterInnen von Caritas und Weißem Kreuz. „Tod und Sterben sind in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Der Wünschewagen hilft vielleicht dabei, dass mehr über dieses Thema geredet wird“, sagt die Koordinatorin von der Caritas-Hospizbewegung Giulia Frasca. Für den Menschen, dessen letzter Wunsch erfüllt wird, ist dieser Dienst kostenlos. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich durch Spenden. Die Jugendlichen waren nach der Vorstellung noch mehr davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, in diesem Jahr einen Teil des Erlöses für den Wünschewagen zu spenden. Die SKJ-Ortsgruppen verkaufen den Advents- und Jahreskalender landesweit seit 17. und 18. Oktober, um 5 Euro pro Stück. Er ist auch im SKJ-Büro am Silvius-Magnago-Platz 7 in Bozen erhältlich.


Wo Beziehung über allem steht Das neue Handbuch für die Offene Jugendarbeit in Südtirol ist da

Adventsund Jahreskalender von Südtirols Katholischer Jugend

Sara Burger, 2. Landesleiterin von Südtirols Katholischer Jugend

Die Mitglieder der Projektgruppe mit Giulia Frasca von der Caritas – Hospizbewegung und David Tomasi, Projektkoordinator des Wünschewagens

Vertrauensvolle und stabile Beziehungen stehen im Mittelpunkt der Offenen Jugendarbeit (OJA): So steht es im neuen Handbuch. Beziehung aber erfordert Zeit, Raum und Kontinuität. Das wollen die rund 150 beruflich Tätigen und die mehr als 500 Ehrenamtlichen in den 53 Südtiroler Jugendtreffs, Jugendzentren und Jugendkulturvereinen den jungen Menschen ermöglichen. Die Jugendeinrichtungen der OJA sind beim landesweiten Dachverband netz I Offene Jugendarbeit, kurz netz, zusammengeschlossen. Am 9. Oktober hat netz das OJA-Handbuch (2020) herausgegeben und vorgestellt. Die Neuauflage informiert über die Dialoggruppen, Prinzipien, Ziele, Wirkungen, Tätigkeitsfelder und Rahmenbedingungen der Offenen Jugendarbeit. Nach fast zehn Jahren war es an der Zeit, das bestehende Handbuch zu überarbeiten. Acht engagierte Jugendarbeiter*innen und Geschäftsführende von Südtiroler Jugendeinrichtungen haben in den vergangenen 18 Monaten daran gearbeitet. Bei den insgesamt 70 Treffen der achtköpfigen Redaktionsgruppe wurde verschriftlicht, was Offene Jugendarbeit bedeutet, wie OJA gewachsen ist, wo sie stattfindet, an wen sie sich richtet, nach welchen Prinzipien sie handelt, welche Ziele sie verfolgt, wie sich ihre Praxis gestaltet und wie sie ihre Qualität weiterentwickelt. OJA ist ständig gefordert, sich mit den Bedürfnissen junger Menschen weiterzubewegen und auch dann Ansprechpartnerin zu bleiben, wenn es schwierig wird. „Offene Jugendarbeit steht für professionelle Arbeit mit jungen Menschen und orientiert sich an ihren Lebenswelten. Offen sein in der OJA bedeutet, Menschen unterschiedlichster Gruppierungen, Szenen und Kulturen unvoreingenommen, verständnisvoll und reflektiert zu begegnen“ (Auszug aus dem neuen OJA-Handbuch).

Sowohl ehrenamtlich Tätige als auch berufliche Fachkräfte begleiten junge Menschen mit ihren Fähigkeiten, ihrem Engagement und Wissen beim Heranwachsen. „Offene Jugendarbeit findet dort statt, wo sich junge Menschen begegnen: in Jugendräumen, Jugendtreffs, Jugendzentren, an jugendkulturellen Plätzen, auch im öffentlichen und virtuellen Raum. OJA ist ein Ort der Sozialisierung außerhalb von Familie und Schule“ (Auszug aus dem neuen OJA-Handbuch). Sie ermutigt junge Menschen, Ideen zu entwickeln, Diskussionen zu führen und Handlungsspielräume zu nutzen. So erleben Jugendliche Gemeinschaft und entwickeln Identität, sie übernehmen Verantwortung für sich und die Gesellschaft. Qualitätsvolle Offene Jugendarbeit erfordert finanzielle, personelle, infrastrukturelle und rechtliche Grundlagen. Bis heute bewegt sich Offene Jugendarbeit im Spannungsbogen zwischen gesellschaftlicher Kritik und Anerkennung. OJA stellt eine Alternative zu herkömmlichen Angeboten dar, setzt sich für ein offenes Weltbild ein und will Trennendes überwinden. Sie handelt im Auftrag junger Menschen und ist Akteurin in unserer Gesellschaft. Offene Jugendarbeit bleibt lebendig, wenn sie diskutiert und kritisch hinterfragt, wenn sie gesellschaftliche Herausforderungen mutig annimmt, mit Rückgrat und Selbstverständnis auftritt. Das Handbuch der Offenen Jugendarbeit steht online unter www.netz.bz.it zur Verfügung und ist in gedruckter Form beim Dachverband netz in der Goethestraße 42 in Bozen und in allen 53 Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit im ganzen Land erhältlich. In den nächsten Monaten wird das OJA-Handbuch in die italienische Sprache übersetzt. In der Redaktionsgruppe haben Maria Karnutsch als Mitarbeiterin des netz, Gunther Niedermair vom Jugend- und Kulturzentrum Ufo in Bruneck, Irene Ohnewein vom Jugendzentrum Fly in Leifers, Angelika Sanin vom Jugend- und Kulturzentrum Kuba in Kaltern, Ulrike Huber vom Jugendzentrum Papperlapapp in Bozen, Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau und Johannes Fink vom Jugenddienst Lana-Tisens mitgearbeitet. Journalistin Maria Lobis hat die Prozess- und Textbegleitung übernommen.

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Geschäftstreffen der Jugenddienste Junge Menschen als aktive und eigenverantwortliche Subjekte der Gesellschaft wahrnehmen Das Anfang September stattgefundene Geschäftsführer*innen-Treffen der Jugenddienste diente den 20 Jugenddiensten dazu, einen Blick auf die vergangenen sowie bevorstehenden Monate zu werfen. Im Mittelpunkt der Überlegungen der Geschäftsführer*innen stand die Herausforderung trotz Sicherheitsrichtlinien den bestmöglichsten Rahmen zu schaffen, um junge Menschen zu unterstützen und zu begleiten, die abgeschlossenen Sommerprojekte mit über 6.000 Teilnehmenden und die Gemeinderatswahlen.

Soziale Kontakte und Interaktionen Ein zentrales Kennzeichen der Jugendarbeit ist, dass sie in all ihren Handlungsfeldern und Räumen auf soziale Kontakte und Interaktion (auf)baut. Durch hohes Engagement, Flexibilität und Kreativität der Jugenddienste konnten Kontakte und Beziehungen zu jungen Menschen, Netzwerkpartner*innen, Verantwortungsträger*innen und Expert*innen auch während des Lockdowns gepflegt werden. Nichtsdestotrotz ist auf lange Sicht unmittelbarer Kontakt unumgänglich. Nun gilt es den Grundauftrag der Jugenddienste – vor Ort den bestmöglichsten Rahmen zu schaffen, um junge Menschen dahingehend zu unterstützen, dass diese selbstbestimmt und mitverantwortlich ihr Leben und die demokratische Gesellschaft gestalten können – unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften

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zu erfüllen. Möglichkeiten und Grenzen der „Wiederöffnung“ von begleiteten und selbstverwalteten Jugendräumen unter Beachtung der Schutzmaßnahmen, die finanzielle Absicherung und Erwartungen sowie Befürchtungen für die Zukunft der Jugendarbeit, die Wichtigkeit der Vernetzung, aber auch der Mehraufwand im Bereich Verwaltung waren ebenso Thema wie die Gemeinderatswahlen und die vielfältigen Aspekte von Jugendpolitik auf verschiedenen Ebenen. Sommerprojekte als Freiraum für junge Menschen Ein besonderer Blick wurde auf die Sommerprojekte, welche vielerorts von den Jugenddiensten organisiert werden, geworfen. Der Weg von der Planung bis zur Durchführung war dieses Jahr nicht einfach: Die Richtlinien für Sommerprojekte wurden aufgrund der sich stetig ändernden Situation ständig angepasst, was wiederum für Planungsschwierigkeiten sorgte. Die bereits geplanten Sommerprogramme mussten ständig adaptiert werden, Sicherheitsmaterialien angekauft werden, Mitarbeitende eingeschult und informiert werden, die ehrenamtlichen Vorstände mussten die Verantwortung


für die Sommerprojekte mit vielen Fragezeichen übernehmen, so der Tenor der Jugenddienste. Antriebsfeder der Jugenddienste war die Möglichkeit die Sommerprojekte trotz aller Sicherheitsmaßnahmen als Freiraum für junge Menschen zu gestalten und die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen. Rückblickend kann gesagt werden, dass die Unsicherheiten in der Planungsphase sehr ressourcenintensiv waren, jedoch konnten die Augen von mehr als 6.000 Kinder zum Leuchten gebracht werden, über 500 junge Menschen bekamen einen Sommerjob, Eltern konnten entlastet werden. Die Grundlage hierfür war

ein enger Austausch mit Landesrätin Waltraud Deeg und der Familienagentur auf Landesebene und mit den politischen Verantwortlichen in den Gemeinden. Ebenso notwendig war ein enormer Einsatz der Mitarbeitenden der Jugenddienste, aber auch das Netzwerken und die Zusammenarbeit von vielen anderen. Mit Blick auf die Bedürfnisse der jungen Menschen und dem gemeinsamen Ziehen am selben Strang von vielen konnte diese Mammutaufgabe bewältigt werden. Junge Menschen als aktive und eigenverantwortliche Subjekte der Gesellschaft Auch für die Jugenddienste heißt es neue Wege zu finden, um weiterhin Motor von Prozessen in der Regionalentwicklung der Jugendarbeit zu sein. Dabei entstehen an vielen Orten neue Ansätze und wertvolle Methoden, Verfahren und auch Richtlinien – vielfach digital, aber nicht nur. Austausch und Vernetzung sind nun umso wichtiger. Junge Menschen stehen bei allen Überlegungen im Mittelpunkt, denn trotz aller Einschränkungen und Vorgaben sind junge Menschen aktive und eigenverantwortliche Subjekte der Gesellschaft, die ein Recht auf Teilhabe und Mitbestimmung ihrer Lebensrealitäten haben und keine zu beschulenden oder zu betreuenden Objekte.

Es ist immer Thema! Geschlechtlichkeit in der Jugendarbeit

Geschlechtsidentität, Beziehung, Sexualität – in der Arbeit mit Jugendlichen sind diese Themen unterschwellig immer da. Die Entwicklungsaufgaben in der Pubertät bestehen darin, sich in der eigenen Geschlechtsidentität zurechtzufinden. Es ist wichtig, Jugendliche gut zu begleiten, damit sie den Weg des Erwachsenwerdens meistern und mit sich selbst, ihrem Körper und ihren Beziehungen zufrieden sind. Um Verantwortliche in der Jugendarbeit dafür zu sensibilisieren, hat die Katholische Jugend in Zusammenarbeit mit dem Frauen- und dem Männerreferat der Diözese Innsbruck die Fortbildung traum*mann*frau zu geschlechtersensibler Jugendarbeit erarbeitet. Der Schwerpunk der Fortbildung liegt auf dem Kennenlernen von Methoden, die helfen sich mit der Frage „Mann und Frau? Was ist das? Wie möchte ich sein?“ auseinanderzusetzen. Thematisiert werden u.a. Identität, geschlechtsbedingte Zuschreibungen, tradierte Rollenbilder. Weitere Methoden ermöglichen die eigene Identität in Beziehungen wahrzunehmen. Ein einleitender Theorieteil beinhaltet einen kurzen Input zum Thema. Für die kirchliche Jugendarbeit schließt sich der Teil „ICH+WIR+GOTT“ an. Information und Buchung: Katholische Jugend, Silke Rymkuß 0512/ 2230 4604 silke.rymkuss@dibk.at

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Foto: MoJa Landeck

Stadtsafari zum Sichtbarmachen der Jugend in Landeck

■ Neumarkt

JugendFreiRaum 2020

Katharina Pernter aus Aldein ist seit Anfang Oktober Mitarbeiterin im Jugenddienst Unterland. Nach abgeschlossenem Sozialpädagogik-Studium und langjähriger Erfahrung als Sommerbetreuerin des Jugenddienstes Unterland freut sie sich sehr da■ Katharina rauf, als pädagogische Mitarbeiterin Pernter beim Jugenddienst tätig zu sein. Katharina ist es wichtig, Jugendliche in ihren Bedürfnissen zu unterstützen und darauf aufbauend spannende Aktionen zu organisieren. Auch im Bereich der religiösen Jugendarbeit ist sie motiviert, neue Projekte auf die Beine zu stellen.

Im Zeitraum vom 05. bis 17. Oktober fand in ganz Tirol die Aktion JugendFreiRaum der Mobilen Jugendarbeit statt. Seit nunmehr 13 Jahren wird die Aktion JugendFreiRaum organisiert, um auf die Verdrängung von Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. In diesen Rahmen eingebettet organisierte das Team der MoJa Landeck heuer eine Stadtsafari. Als Start- und Zielpunkt diente eine kurzerhand installierte Basis am Landecker Stadtplatz, mit Billard, Tischfußball und der Möglichkeit zum Verweilen, wodurch die Landecker Jugend, zumindest temporär, sichtbar gemacht werden konnte. Der Weg führte die Jugendlichen durch die Institutionen Landecks, vom Schloss über das Rathaus bis hin zu den Jugendeinrichtungen LA Jump In und der Anlaufstelle der MoJa. Dabei waren verschiedene Challenges zu lösen, von Scherzfragen bis zum Dartspielen. Die Jugendlichen konnten ihr Recht auf Teilhabe durch die Aktion gut sichtbar machen. Freiräume sind Orte, an denen gewisse Umgangsformen gelten, durch die man sich sicher und wohl fühlen kann. Auch digitale Räume sollen Räume für Alle, also Freiräume sein. Die MoJa Zirl widmete sich dieses Jahr dem digital Raum.

■ Neumarkt Julian Tschager aus Klausen ist seit Ende Oktober Teil des Teams Jugenddienst Unterland. Zukünftig wird er sich vor allem um die Medienpräsenz und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Julian kann dabei seine Hobbies, Foto- und Videografie, in die Arbeit einfließen lassen und ist sehr motiviert, kommende Projekte des Jugenddienstes festzuhalten ■ Julian und das ein- oder andere filmische Tschager Projekt gemeinsam mit den Jugendlichen umzusetzen.

Foto: MoJa Zirl

■ St. Lorenzen

Plakate der MoJa Zirl gegen „Hass im Netz“

Um zu sensibilisieren und selbstverantwortliches Handeln anzuregen, hat sich das Team der MoJa Zirl dazu entschieden, Zivilcourage Online öffentlich zu thematisieren. In allen Schaukästen in Zirl waren verschiedene Plakate zum Thema Hass im Netz sichtbar. Handlungsvorschläge und Informationen sollten dazu anregen, das eigene Verhalten zu reflektieren, um sich verantwortungsvoll und bewusst im digitalen Raum zu bewegen. Christian Filzer, OJA Zirl Mario Pircher, MoJa Landeck Martina Steiner, POJAT – Tirol

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Iris Achmüller ist seit September die neue pädagogische Mitarbeiterin im Jugendtreff Inso Haus. Für sie war bereits vor ihrem Studium klar, dass sie mit Kindern und Jugendlichen arbei■ Iris ten möchte. Nach der Oberschu Achmüller le am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Bruneck hat sie sich deshalb für das Studium der Sozialpädagogik entschieden. Während der Studienzeit konnte sie bei einem Praktikum ihre ersten Erfahrungen in der Offenen Jugendarbeit sammeln. Ihre Aufgaben im Jugendtreff sind, die Jugendlichen im Treff zu begleiten, Organisation und Durchführung von verschiedenen Aktionen, die Mädchenarbeit und den Jugendbeirat zu begleiten.


MENSCHEN & JOBS ■ Ehrenburg

■ Bruneck

Nach 16 Jahren in Innsbruck kehrt Davide Fulici nach Südtirol zurück, um die spannende und interessante Herausforderung „Jugend“ anzuehmen. Nach Abschluss des Psychologiestudiums und einer kleinen Sportausbildung sammelte Davide die ersten Erfahrungen als Jugendarbeiter in Mieders (Stubaital, in der Nähe von Innsbruck). Die letzten Jahre hatte er die Leitung des Jugendtreffs in Mieders über. Nebenbei führte er ein Kleinunternehmen, in dem er als Sporttrainer, -lehrer und ■ Davide -therapeut agierte. Fulici Nun wohnt er in Ehrenburg und hat das Glück mit einem nahezu nahtlosen Übergang im Bereich Jugendarbeit für den Jugendverein ZEK EO weiterarbeiten zu dürfen. Auf interessante Workshops, spannende Aktivitäten, lustige Ausflüge uvm. freut er sich besonders. An entspannter Zeit mit Jugendlichen und leichten sowie tiefen Gesprächen soll es auch nicht fehlen. Er freut sich sehr auf die kommende Zeit im ZEK.

■ Bruneck Theresa Mittermair arbeitet seit Anfang Oktober als pädagogische Mitarbeiterin im Jugenddienst Bruneck. Sie ist 22 Jahre alt und hat Sozialpädagogik an der Freien Universität Bozen studiert. Sie vertritt Magdalena Oberhauser während der Mutterschaft. Ihre Aufgaben umfassen die Treffarbeit in den Fraktionen der Gemeinde Bruneck, die Begleitung der Kinder- und Jugendorganisationen in der Gemeinde Bruneck sowie die Projektarbeit. Theresa bringt bereits viel Erfahrung mit. Sie war zum Beispiel als Betreuerin beim Kinderprogramm Bauernlandzwerge in Sand in Taufers tätig und absolvierte ein Praktikum in der sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft Villa Winter in Dietenheim. Sie freut sich auf die neue Herausforderung im Jugenddienst, die vielen spannenden Projekte und Aktionen und die vielen tollen Begegnungen mit den Kindern und Jugendlichen.

Foto: Carmen

Herrmann

sa ■ There air rm Mitte

Moritz Holzer ist seit Jänner Teil des Teams vom Jugenddienst Dekanat Bruneck, ist 19 Jahre alt und vertritt Lea Ferdigg während ihrer Mutterschaft. Durch sein Ehrenamt in verschiedenen Vereinen konnte er bereits viel Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen sammeln, die er nun voll in seine Arbeit einbringen kann. Er freut sich laufend Neues von den Jugendlichen zu lernen und ist gespannt, was die Zukunft mit sich bringt. Seine Aufgaben umfassen die Offene Jugendarbeit und die Begleitung der Kinder- und Jugendorganisationen in den Gemeinden ■ Moritz Kiens, Pfalzen und Terenten sowie die Holzer Projektarbeit.

■ Bozen Sandra Barletta ist seit August als Bürofachkraft an der Rezeption für Südtirols Katholische Jugend und der Katholischen Jungschar Südtirols tätig. Sie ist 28 Jahre alt und ist die Mutterschaftsvertretung für Franzi Seebacher. „Ich freue mich sehr mit unserem jungen, ■ Sandra engagierten und sozialen Team in das Barletta neue Arbeitsjahr zu starten. Als Bürofachkraft stehe ich für euch als erste Kontaktperson via Telefon, Mail oder auch ganz gerne persönlich in unserem Büro zur Verfügung“, erzählt Sandra motiviert.

■ Telfs

Seit Mitte August arbeitet Arian Samselnig im Team der Offenen Jugendarbeit Telfs in den Jugendzentren mit. Arian ist ein junger motivierter Mann, der in Stams berufsbegleitend die Ausbildung zum Sozialpädagogen absolviert hat und seit Anfang September auch im Jugendzentrum Vomp tätig ist. Seine Begeisterung für Sportarten wie Klettern, Kickboxen und prinzipiell OutdoorAktivitäten ist gerade im Bereich der freizeitpädagogischen Arbeit als Jugendbetreuer von Vorteil genauso wie seine Erfahrung als Wildnistrainer. Das Team freut sich sehr über die Nachbesetzung sowie auf eine gute und aktive Zusam■ Arian menarbeit. ig ln Samse

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Österreichische Post AG MZ 02Z030010 M Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Gesellschaft und Arbeit, Meinhardstraße 16, 6020 Innsbruck

WICHTIGE ADRESSEN

BERATUNG

Elterntelefon

Anrufzeiten: Mo – Sa 9.30 – 12 Uhr Mo – Fr 17.30–19.30 Uhr www.elterntelefon.it Grüne Nummer: 800 892 829

Lebenshilfe Onlus

Angebote für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung Galileo-Galilei-Straße 4c I-39100 Bozen Sexualpädagogische Beratung Tel.: +39 0471 062501 Handy: +39 348 8817350 E-Mail: s.beratung@lebenshilfe.it

Amt für Jugendarbeit Interkulturelle Arbeit

Infogay

Tel. +39 0471 976342 infogay@centaurus.org

Lesbianline

Tel. +39 0471 976342 (jeder 1. Donnerstag im Monat 20 – 22 Uhr) E-Mail: lesbianline@centaurus.org

Forum Prävention

Talfergasse 4 I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 324801 Internet: www.forum-p.it E-Mail: info@forum-p.it

infes - Fachstelle für Essstörungen

Talfergasse 4 I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 970039 Internet: www.infes.it E-Mail: info@infes.it Beratung nach vorheriger Terminvereinbarung

Kinder- und Jugendanwaltschaft Garante per l’infanzia e l’adolescenza Garant per la nfanzia y l’adolescënza

Cavourstraße 23c I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 946050 E-Mail: info@kinder-jugendanwaltschaft-bz.org Internet: www.kinder-jugendanwaltschaft-bz.org

INFORMATION

InfoEck der Generationen Jugend-, Familien-, Senioreninfo Tirol Bozner Platz 5 A-6020 Innsbruck Tel.: +43 800 800 508 E-Mail: info@infoeck.at InfoEck – Jugendinfo Imst Johannesplatz 6-8 A-6460 Imst Tel.: +43 5412 66500 E-Mail: oberland@infoeck.at InfoEck – Jugendinfo Wörgl Christian-Plattner-Straße 8 A-6300 Wörgl Tel.: +43 5332 7826/251 E-Mail: woergl@infoeck.at

Abdelouahed El Abchi (Terminvereinbarung) Tel.: +39 0471 413373 E-Mail: Abdelouahed.ElAbchi@provinz.bz.it

InfoEck – Regionalstelle Tirol Erasmus+: Jugend in Aktion und ESK Kaiser-Josef-Straße 1 A-6020 Innsbruck Tel.: +43 699 15083514 E-Mail: regionalstelle@infoeck.at

Beratungsstelle COURAGE

Internet: www.infoeck.at

Salurner Straße 15 A-6020 Innsbruck Mo + Mi + Do, 17–20 Uhr Tel.: +43 699 16616663 E-Mail: innsbruck@courage-beratung.at Internet: www.courage-beratung.at

Drogenarbeit Z6 Jugenddrogenberatung

Dreiheiligenstraße 9 A-6020 Innsbruck Öffnungszeiten: Di – Do 14–16 Uhr und Do 18–20 Uhr sowie Termine nach telefonischer Vereinbarung Tel.: +43 699 13143316 Onlineberatung: www.onlinedrogenberatung.at Website: www.drogenarbeitz6.at E-Mail: zentrale@drogenarbeitz6.at

kontakt+co Suchtprävention Jugendrotkreuz Bürgerstraße 18 A-6020 Innsbruck Tel.: +43 512 585730 E-Mail: office@kontaktco.at Internet: www.kontaktco.at Öffnungszeiten: Mo – Do 8 –16 Uhr

Kinder- und Jugendanwaltschaft Tirol

Meraner Straße 5 A-6020 Innsbruck Tel.: +43 512 5083792 E-Mail: kija@tirol.gv.at Internet: www.kija-tirol.at Öffnungszeiten: Mo–Fr 8–12 Uhr Mo–Do 14–16 Uhr

BILDUNG

Jugendhaus Kassianeum Brunogasse 2 I-39042 Brixen Tel.: +39 0472 279923 E-Mail: bildung@jukas.net Internet: www.jukas.net

ÄMTER

Amt für Jugendarbeit

Andreas-Hofer-Straße 18 I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 413370/71 E-Mail: Jugendarbeit@provinz.bz.it Internet: www.provinz.bz.it/kulturabteilung/ jugendarbeit

Amt für Kabinettsangelegenheiten

Freiwilliger Zivildienst Silvius-Magnago-Platz 1 I-39100 Bozen Tel.: +39 0471 412131 Internet: www.provinz.bz.it/zivildienst E-Mail: kabinett@provinz.bz.it

Abteilung Gesellschaft und Arbeit

Meinhardstraße 16 A-6020 Innsbruck Tel.: +43 512 5087851 E-Mail: ga.jugend@tirol.gv.at Internet: www.tirol.gv.at/jugend


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