Bilderbuch-Landschaft Geheimtipp Naturpark Sölktäler: In den Niederen Tauern der Obersteiermark findet man Ruhe, malerische Almen, glitzernde Bergseen, felsige Gipfel, geheimnisvolle Moorlandschaften, kulinarische Schmankerl.
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CHRISTA GRÜNBERG TEXT U. Grinzinger, C. Grünberg, H. Marek, NP Sölktäler, H. Raffalt, Steiermark Tourismus, M. Traisch, beigestellt FOTOS
ast du gewusst, dass der Sölkpass bereits im Mittelalter ein Saumweg war, wo Salz vom Salzkammergut zu Fuß oder mit Tieren in den Süden und als Rückfracht Wein und Getreide transportiert wurden?“, fragt Naturparkführer und -mitbegründer Herbert Bodenwinkler. Erst vor einer Stunde habe ich diesen uralten Übergang zwischen Mur- und Ennstal überquert, um ein fast 30.000 Hektar großes Naturpark-Juwel in den Niederen Tauern, den „richtigen“ Bergen der Obersteiermark, zu erkunden: die Sölktäler. Heute ist die Anreise per Auto viel bequemer: zuerst die sanften Kurven der zunächst noch schmalen Erzherzog-Johann-Straße gemütlich hinauf auf die Passhöhe, zuweilen verfolgt von den hier unvermeidlichen Motorrädern, und dann die ausgebaute Sölkpass-Panorama-
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straße in großen Kehren hinunter ins Großsölktal zwischen St. Nikolai und Großsölk. Die Aussicht vom knapp 1800 Meter hohen Gebirgspass gibt wenige Blicke ins Tal, dafür aber auf mehrere Zweitausender frei, wie etwa das Deneck oder die Hornfeldspitze. Und auf das, wofür die Gegend berühmt ist: unzählige Wanderwege und Almen wie aus dem Bilderbuch. Aber davon später.
Von Moorerlebnissen und Kochkisten Einige hundert Meter weiter abwärts hat unsere kleine Lerngruppe inzwischen den Wald rund um das rund 1000 Jahre alte Bräualm-Moor erreicht. Eine Ansammlung von Steinblöcken versperrt den Weg. Es ist heiß und doch spürt man hier einen kalten Luftzug. „Diese Felsen nennt man
Blockhalde und sie wirken wie ein natürlicher Kühlschrank. An heißen Sommertagen wird die Luft an der Oberfläche der Halde erwärmt und steigt auf. In den Hohlräumen im Inneren bleibt die Luft jedoch kühl. Da kalte Luft schwerer als warme ist, strömt sie nach unten zum Fuß der Halde. Dort baut sich ein großer Druck auf und die kalte Luft tritt aus Öffnungen der Halde aus. Dabei dehnt sie sich abrupt aus und kühlt sich dadurch noch mehr ab“, erklärt Herbert und öffnet eine in den Felsen versteckte Schachtel mit erfrischendem Zirbenschnaps. Die Kostprobe lässt uns die „blinde Karawane“ – mit verbundenen Augen an einem Seil entlang durchs Gelände balancieren – gleich viel beschwingter meistern. Später im Moor staunen wir über fliegenfressenden Sonnentau, zarte Scheingräser wie Bimsen und Simsen, wir gleiten barfuß