Kultur
Sich austauschen OHNE ZU REDEN Aus ihrer Liebe zu Sprache und Musik kreierte die Theaterregisseurin Anna Mabo für sich einen neuen Beruf, Fan der ersten Stunde ist Ernst Molden. Im April kommt die Künstlerin in die Tischlerei Melk. Text: Viktória Kery-Erdélyi
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as gar nicht geht: ihre Musik nebenbei hören. Was sehr gut geht: ihre Musik ganz oft hören und jedes Mal Neues hören. Beispielsweise schön zum Nachdenken: „Traubensaft ist süß, aber Wein macht mehr Spaß. Der Tod kommt bestimmt, aber das Leben ist schon da.“ Es ist nicht lange her, da war Anna Mabo vorwiegend Theaterregisseurin mit einer großen Liebe für Musik; erst seit Kurzem erlaubt sie sich die Bezeichnung Musikerin. Regisseurin ist sie weiterhin, allerdings gilt es mittlerweile den Theater-
Fotos: Thomas Schrenk
mit einem zunehmend üppig bestückten Konzertkalender zu synchronisieren. Dort steht, dass sie am 23. April in der Tischlerei in Melk konzertiert; am selben Abend treten außerdem die Liedermacherinnen Sigrid Horn und Annika von Trier auf. Die Konstellation ist eine Premiere, auf die sich die Künstlerin freut. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als sonst, die Pandemie schärfte die Aufmerksamkeit für Begegnungen, davon erzählt auch ihr aktuelles Album „Notre Dame“. NIEDERÖSTERREICHERIN: Was hast du alles in „Notre Dame“ mithineingepackt? Anna Mabo: Es ist ein sehr beobachtendes Album. Es ist 2020 bis 2021 entstanden, zu einer Zeit, in der man begonnen hat, sogar Begegnungen, die davor vielleicht sogar genervt haben, zu vermissen, in der die Selbstverständlichkeit von Geschichten anderer weggefallen ist. Wenn ich wieder in Kontakt treten konnte, habe ich gemerkt, dass mein Interesse größer war für das, was die Menschen antreibt, was sie erleben. Das Lied „Am Werden“ erzählt davon, dass alles im Fluss ist, dass es okay ist, dass man nie an einen Punkt kommt und man es genießen muss, dass das Leben ein Weg ist. In „Notre Dame“ hingegen geht es um Veränderungen, die keine neue Normalität werden und nicht alle akzeptiert werden sollten. Wie war dein Weg zur Musik? Musik war mir immer wichtig und immer da. Ich habe am Lagerfeuer Gitarre spielen gelernt, weil ich fand, dass es nix Besseres gibt, womit man viele Leute unterhalten kann, als mit einer Gitarre und einem Liederbuch. Ich genieße es sehr, dass gerade mit Menschen, die man schon lange kennt, ein schöner Austausch stattfinden kann, ohne zu reden. Irgendwann habe ich begonnen, Gedichte zu schreiben
FABELHAFT FACETTENREICH. Musikdichterin und Regisseurin Anna Mabo 120