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polit:zeit
11/2021
«1. impfen, 2. impfen und 3. impfen» Ärztekammerpräsidentin Ruth Kranz sieht erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wirklich Licht am Ende des Tunnels. Der Grund dafür, ist, dass es mittlerweile erwiesen ist, dass die mRNA-Impfung tatsächlich einen wirksamen Schutz bietet. Einen Beitrag leistet auch die 3G-Regel, für deren konsequente Umsetzung sie plädiert. Interview: Heribert Beck
Frau Dr. Kranz, wie hat sich die Einführung der 3G-Regel bewährt? Ruth Kranz: Das ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Zum einen wird die Massnahme wohl nicht überall gleich konsequent umgesetzt, zum anderen ist die Zeit etwas kurz, um einen Effekt auf die Pandemie festzustellen, insbesondere, da ja noch sehr viel mehr andere Faktoren das Verhalten der Pandemie beeinflussen. Meiner Meinung nach ist allerdings eine konsequent durchgesetzte 3G-Regel ein wahrscheinlich sehr sinnvolles und potentes Instrument, um weitere Ansteckungen zu verhindern und die Pandemie einzudämmen. Die 3G-Regel zeigt vor allem bei der Testung Schwachstellen: Antigen-Schnelltests sind bei Personen ohne Symptome mässig genau, seit geraumer Zeit sind sogar Schnelltests, welche nur im vorderen Nasenbereich Probenmaterial entnehmen, zugelassen. Diese Tests sind für die zu testende Person zwar deutlich angenehmer als der Nasen-Rachen-Abstrich, aber die Zuverlässigkeit dieser Probeentnahme ist signifikant schlechter. Dadurch steigt das Risiko, dass in einem 3G-Setting Ansteckungen stattfinden, massiv an. Dort wäre sicherlich Regulierungsbedarf vorhanden. Es muss darüber hinaus klar sein, dass diese Regel einen Teil der Bevölkerung, nämlich den Teil, der sich aus verschiedensten Gründen nicht impfen lassen kann oder meist will, sehr hart treffen kann und es so zu grossen sozialen Spannungen kommen kann, die man nicht ausser Acht lassen sollte.
Die Corona-Fallzahlen scheinen einigermassen im Griff zu sein. In Sachen Covid könnte der Winter 21/22 entspannter werden als der vergangene. Hingegen haben Sie kürzlich vor einer möglichen heftigen Grippewelle gewarnt. Woran liegt das? Aktuell beobachten wir zwar gerade wieder einen Anstieg der Fallzahlen und auch einen leichten Anstieg der Hospitalisationsund Todeszahlen bei uns und in den umliegenden Ländern, die Hoffnung bleibt aber, dass doch genügend viele Mitbürger durch die Impfung so geschützt sind, dass sie nicht mehr oder nur noch leicht an Covid erkranken und somit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird, wie das leider letzten Winter der Fall war. Aber das ist vorerst nur eine Hoffnung, die Zukunft wird zeigen, was die Realität uns bringt. Hinsichtlich der Grippewelle befürchtet man ganz allgemein eine etwas bis viel heftigere Grippesaison, da diese letztes Jahr durch die noch sehr strikt eingehaltenen Coronamassnahmen wie Social Distancing oder konsequentes Maskentragen praktisch ausfiel. Auch Erkältungserkrankungen sahen wir und auch die Kinderärzte in den Praxen praktisch nicht. Jetzt sind wir an einem Punkt der Pandemie angelangt, an dem Lockerungen möglich sind und die noch geltenden Regeln von vielen auch nicht mehr so genau und streng umgesetzt werden, da nachvollziehbar eine gewisse Coronamüdigkeit herrscht. In der Zeit der strikten Massnahmen haben wir unser Immunsystem mit dem Tragen der Masken und dem Fernhalten von anderen Leuten
hochexponierte aber viel weniger Personen wie Viren und Baktemedizinirien ausgesetzt, sches Persoes also sozusanal sollten gen verwöhnt. Wenn nun die noch einmal heftige Grippe, ge b o o ste r t die in unserem werden. Für Sommer auf der alle anderen Südhalbkugel zu wird die dritte finden war, auch Impfung wahruns trifft, könnte scheinlich im Ruth Kranz, das zu einer verFrühjahr ein Präsidentin der Ärztekammer stärkten GrippeThema. welle mit mehr und schwereren Fällen führen. Schon häufiger war Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Besteht die Chance, dass die PanWas sind Ihre Empfehlungen, demie bald überstanden ist? um für die Grippe gewappnet Um ehrlich zu sein, habe ich sehr zu sein? Neben einer gesunden Lebensweilange kein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Das hat sich se immer wieder das Gleiche: die Grippeimpfung. geändert mit der Erfahrung und der mittlerweile bestehenden Sicherheit, dass vor allem die Wie beurteilen Sie die Notwendigkeit einer baldigen dritten mRNA-Impfungen potent vor CoCovid-Impfung? rona schützen. Wenn noch mehr Leute von einer Impfung zu überDer Impfschutz nach den üblizeugen sind, kann die Pandemie chen zwei Dosen mRNA-Impfung scheint länger anzuhalten, als zumindest in unseren Breitengraman vorerst annahm. Trotzdem den in vertretbar kurzer Zeit zur sinkt die Zahl der schützenden Epidemie werden. Sollte das nicht Antikörper langsam, aber stetig. der Fall sein, wird das Virus die Allen voran verschwinden zuerst Impflücken schliessen. Das würleider ausgerechnet die IgA-Ande die Pandemie nur verlängern tikörper, die die Schleimhäute und vor allem mit mehr menschschützen, welche ja dem Virus lichem Leid wie schweren Erkranals Eintrittspforte dienen. Auskungen, bleibenden Schäden und serdem sind die Antikörper-Titer Tod einhergehen. bei älteren oder schwerkranken Patienten wegen des nicht mehr Wie lauten bis dahin Ihre Empso starken Immunsystems von fehlungen? Anfang an nicht so hoch wie bei 1. impfen, 2. impfen, 3. impfen! jungen und gesunden Leuten. Es Und vor allem auch Respekt und Verständnis für die Haltung und ist mittlerweile Common Sense, dass die vulnerablen Gruppen Meinung Andersdenkender zu jetzt drittgeimpft werden sollhaben und den sozialen Frieden ten. Umliegende Staaten haben zu wahren. bereits damit begonnen. Auch