Nr. 20 April 2022 JAPANDIGEST

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GESCHICHTE

Die Perle der Hōjō

BURG ODAWARA Festungen sind zuverlässige Zeugen historischer Ereignisse und dienen als Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Sie lassen längst vergessene Epochen wieder aufleben und gewähren uns einen Einblick in vergangene Tage. Mit einem Besuch der Burg Odawara reisen Sie zurück in die Sengoku-Zeit, eine Ära mächtiger Feldherren, die um die Vorherrschaft in Japan kämpften. (Text: Maria-Laura Mitsuoka) Mehr auf der Webseite: Kultur-Erbe > Geschichte

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© 小田原市観光協会

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www.japandigest.de April 2022 Nr. 20

Ein Blick in die Vergangenheit Der Vorgänger der Burg Odawara war eine kleine Hügelburg, die vom damals mächtigen Ōmori-Clan 1417 auf dem Hachiman-Berg errichtet wurde. Wann die Ersetzung durch den größeren Burgkomplex erfolgte und welche Ausmaße die Erneuerung der Anlage annahm, ist bis heute unbekannt, Historiker schätzen den Ausbau auf Mitte des 15. Jahrhunderts. Als der Feldherr Ise Moritoki (der sich später in Hōjō Sōun umbenannte) Ende des 15. Jahrhunderts den Ōmori-Clan verdrängte und die Burg Odawara bezog, versuchte er von dort aus, seine Macht auszuweiten und Gebiete in der Kantō-Region zu annektieren. Die Burganlage entwickelte sich über fünf Herrschergenerationen hinweg zum zentralen Stützpunkt der Hōjō-Domäne und widerstand zahlreichen Angriffen, bis sie 1590 durch den zweiten Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi erobert und als Zeichen der Anerkennung an den Ōkubo-Clan

verschenkt wurde. Dieser hatte Toyotomi bei dessen Feldzug tatkräftig unterstützt. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde die Burg je nach Besitzer immer wieder umgestaltet. Ab 1632 konnte der InabaClan, ein erblicher Vasallenclan der Tokugawa, die Kontrolle über die Anlage erlangen, bis der Ōkubo-Clan 1686 durch den Shōgun erneut nach Odawara versetzt wurde. 1870 wurde die Burg im Zuge der Meiji-Restauration aufgegeben und teilweise abgerissen, um Platz für Präfekturämter zu schaffen. Die Edo-zeitliche Struktur des Komplexes wurde 光 schließlich durch das große 協 会 Kantō-Erdbeben 1923 vollständig zerstört. Erst 14 Jahre später erfolgte der Wiederaufbau der Ecktürme, und 1960, fast ein Jahrhundert nach der Aufgabe der Festung, wurde der Burgturm restauriert. 観 市 原 田 ©小

ief im Herzen der Präfektur Kanagawa, eingebettet zwischen Bergketten und der Sagami-Bucht, steht die Burg Odawara, die Perle des Hōjō-Clans. Bis kurz vor Beginn des 16. Jahrhunderts genoss sie dank ihrer zahlreichen Wassergräben, hohen Steinmauern und einer fast neun Kilometer langen Umfriedung den Ruf, uneinnehmbar zu sein. In der Sengoku-Zeit (1467-1603) diente sie als Hauptquartier, in der Edo-Zeit (1603-1868) vor allem als Lager. Heute fungiert sie als Museum und ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Kantō-Region. Während im Burginneren historische Exponate besichtigt werden können, bietet die Aussichtsplattform des fünfstöckigen Burgturms ein herrliches Panorama auf die Stadt Odawara und die Izu-Halbinsel. Durch interaktive Angebote und Festivals kann man außerdem in das turbulente Zeitalter der Sengoku-Krieger eintauchen.


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