EL AVISO | 04/2022
AKTUELLES GESELLSCHAFT
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Hotel ARTmadans
Der Klassiker Kein Fremdenführer, der seiner Gruppe nicht die Geschichte des Jugendstil-Gebäudes Can Forteza Rey nahe der Plaça Major in Palma erzählt hat: 1907 begann der Juwelier Josep Forteza-Rey mit dem Bau, wobei ihn sein Sohn Lluís, ebenfalls Juwelier, aber auch Hobby-Architekt, unterstützte. Historiker nehmen aber auch an, dass noch andere, berühmte Architekten mitwirkten, man spekuliert sogar auf Mitarbeiter vom Modernismo-Papst schlechthin, Antoni Gaudí. José Forteza-Rey, der aktuelle Eigentümer, hat viel Geld in die Hand genommen, um das schöne Gebäude zu restaurieren. Nach 13 Monaten ist lediglich die Fassade fertiggestellt, was mit einer Lichtinstallation samt Konzert am 24. März begangen wurde. Nun macht man sich an die Arbeiten im Inneren, inklusive Aufstellung von Möbeln aus der Zeit, um den zukünftigen Besuchern authentisches Lebensgefühl zu demonstrieren. Von behördlicher Seite verlief alles bestens...
Klassisch, bunt erlaubt und bunt nicht erlaubt Verschiedene Bauten in Palma, die sehr unterschiedlich von den Behörden gehandhabt werden und aktuell für Furore sorgen.
Can Forteza Rey Fotos: fotosantiguasdemallorca.blogspot.com
auch ein anderes Klientel ins Viertel bringen werden. Drei Neubauten und vier teils Kernsanierungen, jedes Objekt in einer anderen Knallfarbe. So der Plan. Dahinter steht das mallorquinische Architekturbüro Gras, vor allem aber deren Partner, das berühmte, international tätige holFoto: dallasnews.com ländische Architekturbüro MVRDV, die die Pläne entwickelt haben, deren Realisierung teilweise bereits im Gange ist. Diese bunten modernen monochromen Blöcke werden kaum bezahlbare Wohnungen beherbergen. Und schön ist definitiv etwas anderes. Aber auch hier sind die Pläne von Behördenseite alle abgesegnet und werden freudig begrüßt. Friede, Freude, Eierkuchen.
ARTmadams – das bunte Hotel Doch die Behörden können auch anders. Ebenfalls farbig und nur minimal entfernt liegt das Hotel Son ARTmadams – wir berichteten in Ausgabe August 2021. Hier hat ein renommierter Künstler, José Luis Mesas, die Fassade des Hotels von Jaime España wunderbar mit witzigen, auffälligen Mustern und Figuren bemalt. Ein Mix aus Gustavo und Miró. Ein tolles Gesamtkunstwerk, was auch als SehensFoto: gras-arquitectos.com würdigkeit durchaus seinen Platz bei Touristen auf Entdeckungssuche finden würde. Das Ganze fand statt auf Basis einer Genehmigung. Nun allerdings soll die nicht ganz billig gewesene Kunst entfernt und das Haus in seinen früheren, eher langweiligen Zustand zurückversetzt werden. Es gab schon viele Protestaktionen, Unterschriftensammlungen wurden gestartet und jüngst versammelten sich Hunderte Künstlerfreunde aus El Terreno – Protest gegen den Beschluss der Stadt und als Unterstütdas neue bunte Viertel Abends durch das El Terre- zung ihres Künstlerfreundes vor dem Hotel. Hier sieht die no-Viertel zu gehen, war, Stadt “Rot”, toleriert die gleiche Farbe als riesigen Farbklotz speziell rund um die Pla- nur wenige Meter weiter. Das geht garnicht! Zur Begrünça Gomila, durchaus et- dung geben sie an, dies würde unabhängig von einer Bewas für mutige Menschen. urteilung der “Kunst” notwendig sein, um die Authentizität Drogenhandel war/ist dort des ursprünglichen Erbauers Guillem Forteza (1892-1943) Usus und Beschaffungskri- zu bewahren. So ein Quatsch! Wenn man den Infos über minalität oder mehr kein diesen Architekten und zeitweisen Bürgermeister der Stadt Einzelfall, laute Partys an glauben schenken darf und sich seine Pläne in Bezug auf der Tages- bzw. Nachtord- Urbanisation anschaut, war Forteza seiner Zeit weit voraus nung. Dies soll nun durch und er hätte sich über die Tatsache, dass sein Gebäudeaufwändige Neu- und Um- Konstrukt Basis für ein Kunstwerk ist, sicher gefreut. bauten geändert werden, die “dank” höherer Mieten
Foto: gras-arquitectos.com
Infos: www.artmadams.es Martina Zender