TEXT: MAX GFRERER
Zerrissen und fremd
CRIME SCENE
HINTERLAND KINOSTART 08.10., A/ LUX 2021, REGIE Stefan Ruzowitzky, MIT Murathan Muslu, Liv Lisa Fries, Max von der Groeben, Marc Limpach, Matthias Schweighöfer, FILMLÄNGE 99 Min., © Constantin Film
Stefan Ruzowitzkys neuester Streich „Hinterland“ zeigt via Bluescreen ein makabres Wien.
W
enn Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky einen Film ins Kino bringt, weiß man nicht genau, was einen erwartet – so uneinordenbar ist die Filmografie des Wieners, der für Die Fälscher den Goldjungen einheimste und sich seither etwa mit Hexe Lilli und Hesse (Narziss und Goldmund) beschäftigte und eine brutale Spur der Verwüstung durch Wien zog (Die Hölle). Für Hinterland, der beim 74. Internationalen Filmvestivals in Locarno debütierte, hat der Regisseur nicht nur den mehrfach ausgezeichneten österreichischen Hauptdarsteller Murathan Muslu (7500), mit dem er auch schon in Die Hölle arbeitete, sondern u.a. auch Matthias Schweighöfer (100 Dinge) im Gepäck, der endlich mal wieder etwas anderes spielt als den Schweiger’schen RomCom-Blödler (und sich obendrein den wienerischen Dialekt angeeignet hat).
MORD IN WIEN Der Anti-Kriegsfi lm, der großteils mit Bluescreen-Technik gedreht wurde, entführt ins historische Wien des Jahres 1920. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, das österreichische Kaiserreich zusammengebrochen. Das Land ist nun eine (instabile) Republik, geprägt von sozialer und künstlerischer Freiheit, aber auch aufkommenden antidemokratischen Kräften als Folge der schlechten wirtschaft lichen Lage. Der ehemalige Kriminalbeamte Perg, der einst für seinen Kaiser in den Krieg gezogen ist, kehrt nach Jahren der Gefangenschaft in eine Heimat zurück, die er nicht wiedererkennt. Selbst Frau und Kind sind längst aus der Stadt weggezogen. Da Perg in Wien nichts mehr hält, beschließt er, seiner Familie nachzureisen, doch ein Mord an einem ehemaligen Kameraden macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Als weitere Bluttaten nicht
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