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Das heimische Ei unterscheidet sich in Produktion und Nachhaltigkeit massiv von dem aus dem Ausland.
Novum vom Ovum
Die heimische Eierbranche nimmt international eine Vorreiterrolle in puncto Nachhaltigkeit, Tierschutz und Qualität ein, die schlichtweg beeindruckend ist. Franz Kirchweger, Obmann Erzeugergemeinschaft Frischei (EZG Frischei), erzählt von den jüngsten Entwicklungen.
PRODUKT: Viel ist vom österreichischen Mehrwertpaket bei Eiern die Rede. Was hat es damit auf sich? Kirchweger: Unsere Eierproduzenten verwenden ausschließlich gentechnikfreies Futter aus Europa. Alle Eier tragen darüber hinaus das AMA-Gütesiegel, ihre Herkunft und Qualität ist damit abgesichert. Was den Tierschutz betrifft, gibt es seit 2009 keine Käfighaltung mehr – EU-weit erst seit 2012. Seit 2020 ist bei uns auch die ausgestaltete Käfighaltung verboten. In der EU sind immer noch die Hälfte aller Legehennen in ausgestalteten Käfigen. In Österreich gibt es keinen einzigen mehr. Aber das hat natürlich seinen Preis. PRODUKT: Es geht um die aktuelle Kostenstruktur? Kirchweger: Wir sind sehr kleinstrukturiert, in Österreich werden Eier in bäuerlichen Familienbetrieben erzeugt. Speziell in den letzten eineinhalb Jahren sind die Produktionskosten enorm gestiegen, vom Tier bis zum Futter – allein die Futterkosten verteuern das Ei um 2 Cent! Dazu kommen enorme zusätzliche Kosten für Energie und laufende Kontrollen. PRODUKT: Wie geht es der Branche in diesen schwierigen Zeiten?
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Kirchweger: Corona hat den Eierproduzenten enormen Schaden zugefügt. Wir haben in Österreich eine hohe Eigenversorgung mit Eiern von über 90%. Vor der Pandemie hat die Gastronomie 40% unserer Eier benötigt und 35% der LEH. Durch Corona sind die Umsätze in der Gastronomie zusammengebrochen und viele Eier mussten abgewertet in der Industrie verkauft werden. Wenn es uns nicht gelingt, die Preise zu erhöhen, dann wird es auf Dauer kaum mehr Eierbauern geben. Der Strukturwandel wird sich massiv fortsetzen, wenn keine anderen Möglichkeiten bestehen. PRODUKT: Wieviel kostet es dem Gast, ein heimisches Ei am Teller zu haben, anstatt ein importiertes? Kirchweger: Es geht um wenige Cent pro Ei. Dabei unterscheidet sich unser Produkt gewaltig von dem aus dem Ausland. Nicht nur in der Qualität, sondern auch in der Nachhaltigkeit und im Tierschutz. Wir plädieren daher für eine Herkunftskennzeichnung für Eier in verarbeiteten Produkten. PRODUKT: Wie könnte die in der Gastronomie aussehen?
Franz Kirchweger, Obmann EZG Frischei
bensmittel kommen. Wenn der Gastronom auf Fertigprodukte zurückgreift, kann das einfach auf der Speisekarte gekennzeichnet werden. PRODUKT: In Österreich ist seit Anfang des Jahres das Töten männlicher Küken verboten. Ein neuer Meilenstein? Kirchweger: Mit dieser Branchenvereinbarung ist uns ein wichtiger Schritt zur Sicherung der heimischen Eierproduktion und Aufzucht von Legehennen gelungen. Im Biobereich werden die Hähne schon lange aufgezogen. Küken, die nicht aufgezogen werden können, sind als Futterküken für Zoos oder Greifvogelstationen nicht ersetzbar. PRODUKT: Danke für das Gespräch!
pm
SNEG Um Einkäufern und Küchenleitern öffentlicher bzw. privater Unternehmen bei Fragen rund um heimische Ei- und Geflügelprodukte beratend zur Seite zu stehen, gibt es die Servicestelle für die nachhaltige Beschaffung von Ei und Geflügel (SNEG). Angesiedelt innerhalb der Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Geflügelwirtschaft (ZAG) und von der AMA-Marketing unterstützt, umfasst das Angebot u.a. Info-Broschüren, Webinare, Workshops oder individuelle Beratung. Web: snegonline.at
Kirchweger: Es gibt bereits viele Gastronomen, die genau kennzeichnen, woher ihre Le-
PRODUKT 01/02 2022