seminar.inside Nr. 1, März 2019

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FOKUS: WERTSCHÄTZUNG_10

Mangelware Wertschätzung

Text: Antje Heimsoeth

Wo Anerkennung für erbrachte Leistungen fehlt, sinkt die Einsatzbereitschaft und die Identifikation mit dem Unternehmen. Alles und jeden über den grünen Klee zu loben, kann jedoch auch nicht die Lösung sein. Tatsächlich erfordert es vielmehr ein Bewusstsein für die Instrumente der Wertschätzung. Die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden gilt als wichtige Stellschraube für die emotionale Bindung der Belegschaft ans Unternehmen. Und die ist ein relevanter Kostenfaktor: Mangelnde Wertschätzung sorgt langfristig für finanzielle Einbussen. Deshalb nachfolgend eine kleine Begriffskunde – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. A wie Anerkennung Es ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, anerkannt und geliebt zu werden. Medizinprofessor Joachim Bauer von der Universität Freiburg, der seit Jahren den Wunsch nach Anerkennung erforscht, sagt: «Neurobiologische Studien zeigen, dass nichts das Motivationssystem so sehr aktiviert, wie von anderen gesehen und sozial anerkannt zu werden.» Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern kann heissen, dem anderen für seine Unterstützung, sein Engagement oder

sein Entgegenkommen Anerkennung zu zollen. Dabei kommt es erheblich auf die Qualität der Anerkennung an, um Wirkung zu erzielen. Nach dem Giesskannenprinzip regelmässig als Vorgesetzter zu sagen: «Ihr seid ein Spitzenteam!», wird den Einzelnen nicht dauerhaft motivieren. Je konkreter und individueller die Anerkennung, desto besser kommt sie an.

– auch wenn diese unser Urteil mitbeeinflussen. Unsere Wertschätzung basiert eher auf einer allgemeinen Haltung anderen gegenüber. Mitarbeiter erfahren Wertschätzung im Unternehmen durch die gelebte Führungs- und Unternehmenskultur. Wertschätzung gegenüber Mitarbeitenden kann sich in vielen kleinen Gesten, Massnahmen und Ritualen zeigen. Wertschätzung ist eine Kombination aus Haltung (Neugierde und Interesse am Gegenüber, Wissen um die Einzigartigkeit des anderen, Freude daran, mit einem anderen Menschen auf Augenhöhe in Kontakt zu sein), aus Verhalten und aus einer wertschätzenden, positiven Sprache.

Interessant ist, dass Worte allein hier nicht reichen. Vielmehr wünschen sich Arbeitnehmer Anerkennung, dass ihr Vorgesetzter wirklich hinter einer Initiative für mehr Wertschätzung und Anerkennung steht, häufig gemeinsam mit seinem Team agiert und Erfolge sichtbar und nachvollziehbar für alle sind.

Wertschätzung ist ein Gesundheitsfaktor, besonders im Arbeitsleben. Sie erleichtert den Ausstieg aus der Stress-Spirale, steigert das Wohlbefinden und die Motivation. Fehlt hingegen die Anerkennung des Chefs, kann das Mitarbeiter krank machen.

W wie Wertschätzung Wenn wir andere wertschätzen, bewerten wir sie positiv. Doch diese Bewertung ist nicht abhängig von konkreten Taten, Statussymbolen oder Privilegien

L wie Lob Im Schwäbischen gibt es die Redewendung «Nix gschwätzt isch Lob gnuag», aber das sollte nicht für den Führungsalltag in den Firmen gelten. Nur zu den-

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