The Red Bulletin DE 03/21

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DEUTSCHLAND MÄRZ 2021 € 2,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

DIANE KRUGER

ÜBER ABENTEUER, KUNST UND MAMAS COUCH

IM RADPARADIES

ALLES IM GRIFF

RB Leipzigs Kapitän über Liebe, Ehrgeiz und den Mut zur Wahrheit

GETREDBULLETIN.COM

MARCEL SABITZER

Für Abonnenten der JETZT ABONNIEREN!

EUROPAS BIKE-STARS ZEIGEN IHRE TOP-LOCATIONS


ALPHATAURI.COM

© Jean Nouvel, Gilbert Lézénès, Pierre Soria et Architecture-Studio / Adagp, Paris, 2021


E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

WAS STARK MACHT CHRISTOF GERTSCH

NORMAN KONRAD (COVER), GETTY IMAGES, NICK CAVE/JACK SHAINMAN GALLERY

hat Freeski-Ass Mathilde Gremaud begleitet. Der Berner Autor, 38, ist viel­ fach  preis­gekrönt. Wer sein Porträt liest, versteht auch, warum. Ab Seite 70

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Bike-Profis verraten ihre Top-Spots in Europa: ab Seite 50.

Wie kann ein Anführer eine ganze Gruppe über sich hinauswachsen lassen? Im Fall von Marcel Sabitzer, 26, Kapitän des Fußball-Spitzenteams RB Leipzig, liegt der Schlüssel in einer Mischung aus Siegeswillen, radikaler Ehrlichkeit und Gelassenheit im richtigen Moment. „Immer wenn es darauf ankommt, ist Sabi da, und er hilft der Mannschaft, an ihr Maximum zu kommen“, sagt sein Freund und Mitspieler Konrad ­Laimer. Wie Sabitzer selbst seinen ­Führungsstil sieht und wie er damit die Erfolgsstory von RB Leipzig prägt, erzählt unsere Coverstory ab Seite 38. Die Prädikat Erfolgsstory passt auch zur Karriere von Schauspielerin Diane Kruger, 44. Warum es ihre Erfahrungen in verschiedenen Kulturen waren, die ihren Weg zur Hollywood-Größe (u. a. „Troja“, „Inglourious Basterds“) ermöglichten, verrät uns Kruger ab Seite 30.

MIT GUTEM ­BEISPIEL VORAN

Gerade in entscheidenden Spielen trifft Marcel Sabitzer für RB Leipzig oft. Das Rezept hinter seiner mentalen Stärke: ab Seite 38.

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

FARBE BEKENNEN!

Mit seinen bunten „Soundsuits“ kämpft US-Artist Nick Cave (nicht der Singer-Songwriter!) für Vielfalt und gegen Vorurteile. Ab Seite 62 THE RED BULLETIN

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I N H A LT The Red Bulletin im März 2021

COVERSTORY

38 DER STARK-MACHER

Wie Fußballer Marcel Sabitzer die Erfolgsstory von RB Leipzig prägt – und dabei als Mensch wächst.

BIKE

50 PARADISE FOUND

Europas Rad-Stars verraten ihre persönlichen LieblingsSpots in ihren Heimatländern – von BMX bis Mountainbike.

50 IM FLUGMODUS  BMX-Profi Bruno Hoffmann führt auf trickreiche Art durch Berlin.

KUNST

62 BUNT IST DIE HOFFNUNG

18 WÜSTEN-WAHNSINN

Hautnah beim legendären Offroad-Rennen Mint 400 bei Las Vegas – eine Fotoreportage.

FILM

30 D IANE KRUGERS WELT ­

Warum die Hollywood-Schauspielerin ihre Karriere auch ihren Umzügen verdankt.

SNOWBOARD

34 ACTION-SPIELPLATZ

Wie sich Profi Benny Urban in Innsbruck seinen Traum vom eigenen Funpark verwirklicht.

MUSIK

36 DER DRUMMER, DER SEINEN TRAUM LEBT

Metallica-Legende Lars Ulrich erklärt, wie er lernte, seinem Rhythmus zu vertrauen.

US-Künstler Nick Cave regt zum Nachdenken an, indem er mit Vorurteilen spielt.

FREESKI

70 METHODE MATHILDE

Wie der Schweizerin Mathilde Gremaud als erster Frau der Welt ein Switch Double Cork 1440 gelang.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

84 F ITNESS. Tipps von AstronautenTrainer Jörn Rittweger für Erdlinge 86 G AMING. Nintendos KlassikerComeback, Tipps für „Hitman 3“ 88 L ESESTOFF. Der kanadische Autor Carsten Stroud mischt Genres.

AlphaTauri stellt Jacken und Westen vor, deren Temperatur sich per Smartphone-App ­kontrollieren lässt.

90 L AUFEN. Trainings-Tipps für den Wings for Life World Run

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 13 FUNDSTÜCK

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AUF ERFOLGSKURS  Fußball-Profi Marcel Sabitzer sorgt mit RB Leipzig für Aufsehen.

79 TRAVEL. Mit Motorrad-Legende Alfie Cox nach Südafrika

INNOVATOR

48 INNERE WÄRME

38 JULIAN MITTELSTÄDT, NORMAN KONRAD (2), GAVIN BOND

MOTORSPORT

92 KALENDER. Spannende Termine für die kommenden Wochen

14 PLAYLIST 96 IMPRESSUM 16 CLUB DER TOTEN DENKER 98 PERFEKTER ABGANG

18 AM LIMIT  Hautnah dabei beim Offroad-Klassiker Mint 400 in der Wüste nahe Las Vegas.

THE RED BULLETIN


70 ÜBER ALLE BERGE Freeski-Ass Mathilde Gremaud gelingen mit ihrer Unbekümmertheit unglaubliche Tricks.

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BELO HORIZONTE, BRASILIEN

Pedros Traum

MARCELO MARAGNI/RED BULL CONTENT POOL

Die lässige Kurve und der spielerische Umgang mit Stahlbeton waren die Markenzeichen des brasilianischen Star‑Architekten Oscar Niemeyer (1907–2012). Kein Wunder, dass seine Bauten die Be­geisterung von Skatern wie Pedro Barros wecken – die stehen für ihre Abenteuer auf genau solche ­Sachen. Als der 25-jährige Brasilianer die Erlaubnis bekam, mit seinem Board Niemeyers Cidade Administrativa de ­Minas Gerais zu erobern, erfüllte sich ein lang gehegter Traum. Mehr Skate-Action: redbull.com/skate

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TURDA, RUMÄNIEN

Rekord in der Tiefe 112 Meter tief in einem Gebirgsstock in Siebenbürgen liegt das ehemalige Salzbergwerk Turda, das inzwischen eine ­beliebte Touristenattraktion ist. Rhiannan I≠land, australisches Red Bull Cliff DivingAss, war freilich nicht als Touristin hier. Die 29-Jährige wollte vorigen Oktober den weltweit ersten Sprung in einen unter­ irdischen Salzsee wagen. Das Kni≠lige an dieser Aufgabe: „Das Wasser ist um 17 Prozent dichter als Meerwasser, somit erlebst du das Eintauchen ganz anders“, sagt sie, „dafür kommst du danach blitzschnell wieder an die Oberfläche.“ Rhiannans Sprünge auf Instagram: @rhiannan_iffland


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JOERG MITTER/RED BULL CONTENT POOL


ENGELBERG, SCHWEIZ

Ganz in Weiß

Der perfekte Tiefschneehang ist nicht einfach zu finden. Windgeschützt soll er liegen, der Schnee muss unberührt sein und die optimale Konsistenz haben. US-Freeskier Connery Lundin (re.) und der schwedische Fotograf Oskar Enander kennen so ein begnadetes Plätzchen in der Nähe von Engelberg im Schweizer Kanton Obwalden. Es hat nur einen Nachteil: Die Piste erreicht man erst nach stundenlangem, ziemlich müh­ samem ­Anmarsch. Hat das die beiden abgeschreckt? Das Bild gibt die Antwort. Oskars Foto-Reisen: oskarenander.com


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OSKAR ENANDER


Z AHL EN, BI T T E!

MISSION MARS

Hallo, Raumfahrer! Vorigen Sommer schickten die USA und China Sonden zum Mars, jetzt sollen sie auf dem Roten Planeten landen. Ihre Mission: unseren ersten Besuch vorbereiten. Hier sind zwölf Zahlen für Mars-Reisende – vom Space-Roboter bis zum panischen Mond.

1877

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entdeckte der italienische ­ stronom Giovanni Schiaparelli A die „Marskanäle“, die die Fantasie seiner Zeitgenossen beflügelten: Der englische Schriftsteller H. G. Wells erdachte in „Krieg der Welten“ (1898) ­erstmals Marsianer.

Roboter befinden sich derzeit auf dem Mars.

21,4

2

Prozent aller David-BowieFans halten „Life on Mars“ für dessen besten Song. Er hatte ihn ursprünglich als ­Parodie auf Frank Sinatras „My Way“ geschrieben.

Monde hat der Mars: Ihr Entdecker, Asaph Hall, nannte sie Phobos (Angst) und Deimos (Schrecken).

-140

21.287,40

Grad Celsius kann die Temperatur an den Mars-Polkappen heute betragen. Vor 3,5 Milliarden ­Jahren war das dortige Klima ­lebensfreundlicher.

128 –333 Tage dauert eine unbemannte Reise zum Mars. Die erste NASASonde (1964) war 228 Tage ­unterwegs und schoss 22 Fotos von der Mars-Oberfläche.

12

24

Minuten länger als 24 Stunden ­dauert ein Mars-Tag. Ein Jahr ist fast doppelt so lang: 687 Erdentage.

Meter hoch ist Olympus Mons, der höchste Mars-Berg. Er ist die höchste Erhebung im gesamten Sonnensystem.

10.932.295

Namen sind auf einem Mikrochip gespeichert, der an Bord der NASA-Sonde gerade zum Mars fliegt. Er ist Teil der Kampagne „Send Your Name to Mars“.

-75

Grad Celsius beträgt die Wasser­temperatur eines unter­irdischen Mars-Sees. Flüssig ist das Wasser nur ­ egen des hohen Salzgehalts. w

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CLAUDIA MEITERT

will SpaceX-Gründer Elon Musk das erste bemannte Raumschiff zum Mars schicken.

Prozent weniger Schwerkraft herrscht am Mars, man kann dort fast dreimal so hoch hüpfen.

GETTY IMAGES (7)

2027

62,5


F U ND ST Ü CK

Eines der berühmtesten Fotos der Rap-Kultur: The Notorious B.I.G. als „König von New York“, aufgenommen für das Cover des „Rap Pages“Magazins.

THE NOTORIOUS B. I . G.

Die Krone des Hip-Hop COURTESY OF SOTHEBY’S

Die Plastik-Requisite, die der US-Rap-Star bei seinem letzten Fotoshooting trug, 1997. Sein Debütalbum hieß „Ready to Die“ (1994), der Nachfolger „Life After Death“ (1997), und das war mehr als nur eine Attitüde: Die Hip-Hop-Szene der Neunziger war tatsächlich lebensgefährlich: Am 9. März 1997 wurde der damals erst 24-jährige Christopher Wallace alias The Notorious B.I.G. in L. A. erschossen. Drei Tage zuvor inszenierte er sich für das Cover eines Rap-Magazins als „König von New York“ und signierte danach die Krone: Die Reliquie wurde im Herbst 2020 für fast 600.000 Dollar versteigert.

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PL AY L IST

COMMON

„Ich glaube ans Glück“ Der US-Rapper, Schauspieler und Oscarpreisträger, 48, stellt vier Songs vor, die unsere Welt zum Guten verändern können. Soziale Verantwortung und eine optimistische Lebens­ einstellung sind die Marken­ zeichen von Lonnie Rashid Lynn Jr., bekannt unter seinem Künstlernamen „Common“. Der Rapper, Schauspieler und Autor hat zwei Bestseller über ein positives Selbstwert­gefühl geschrieben und als Kinostar im Bürgerrechtsdrama „Selma“ (2014) geglänzt. Für dieses hat er auch noch den oscar­prämierten Song „Glory“ mitkomponiert. Der Musiker veröffentlichte bisher 13 Alben. Mit seinem aktuellen Werk „A Beautiful Revolution Pt. 1“ will Common Menschen Mut machen, die Ungerechtigkeiten erleiden müssen. Hier verrät uns der Star seine vier Tracks für eine bessere Welt.

Queen Latifah

Mos Def (heute Yasiin Bey)

Gil Scott-Heron

Imagine (1971)

U.N.I.T.Y. (1993)

Umi Says (1999)

„Dieses Lied hat mich immer beeindruckt, weil ich ein Träu­ mer bin und tatsächlich an eine bessere Welt glaube. An eine Welt voller Liebe, Mitgefühl und Glück. Außerdem glaube ich an die Macht der Vorstellungs­ kraft. Und Johns inspirierende Worte geben mir das Gefühl, für Veränderungen eintreten zu können – für mich einer der Keime der Revolution.“

„Queen Latifah gibt Frauen Kraft. Sie sagt ihnen, dass sie Königinnen sind und Respekt einfordern sollen. Eine Revolu­ tion ohne Frauen an der Macht, ohne Frauen in Führungsrollen, denen wir Respekt zollen, das ist keine Revolution. Es wird höchste Zeit, dass wir das Un­ gleichgewicht, das zwischen Männern und Frauen herrscht, beseitigen.“

„Mos hat mir dieses Lied schon vorgespielt, bevor es heraus­ kam. Ich habe damals zu ihm gesagt: ,Das ist einer der bes­ ten Songs, die ich je gehört habe. So voller Seele. Ein Song, der dir Kraft gibt.‘ Wenn ich an dieses Lied denke, empfinde ich es als einen Akt der Revolu­ tion. Besonders inspirierend finde ich die Textzeile ,Shine your light on the world‘.“

The Revolution Will Not Be ­Televised (1971)

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„Ich war sehr jung, als ich die­ ses Lied zum ersten Mal hörte. Es war eine unglaubliche Er­ fahrung, weil ich nie zuvor ein ­gesprochenes Wort in einem Song gehört hatte. Als ich älter wurde, achtete ich ganz genau darauf, was Gil Scott-Heron sagte. Er repräsentiert für mich alles, was Revolution aus­ macht: Mut, Klugheit, Kraft.“ THE RED BULLETIN

MARK LEIBOWITZ

John Lennon

FLORIAN OBKIRCHER

Zum Mitdenken: thinkcommon.com


saalbach.com

#homeoflässig


D ER CLU B DER TOT EN DEN K ER

GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ

Wie behalte ich meine Zuversicht in harten Zeiten? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: das barocke Universalgenie Gottfried Wilhelm Leibniz zu der Frage, ob am Ende wirklich alles gut wird. Nicht ohne Sorge habe ich vernommen, dass auf ­Erden wieder einmal eine Krise wütet, dass es viele Menschen gibt, die Mut und Zuversicht verlieren. Ja, das scheint der Menschen Los zu sein – ich sage das aus leidvoller Erfahrung: Als ich geboren wurde, tobte noch der Dreißigjährige Krieg. Es gab reichlich Grund zum Pessimismus. Auch der Umstand, dass die meisten meiner diplo­ matischen Missionen scheiterten und meine Arbeiten zu Lebzeiten nicht die Beachtung fanden, die man ­ihnen später schenkte, hätte mich zu einem Griesgram oder Misanthropen werden lassen können. Aber das ist nicht geschehen. ­Etwas half mir, trotz aller Widrig­ keiten meinen Optimismus zu be­ wahren: die Vernunft, das Denken. Ich will hier nicht mit Einzel­ heiten langweilen, sondern mich aufs Wesent­liche konzentrieren. Denn so kom­pliziert ist die Sache gar nicht. Man muss nur den Hebel des Denkens richtig an­ setzen. Zum Beispiel bei der Frage: Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? Was für eine unsinnige Frage, werden sich jetzt manche denken. Aber eben weil wir denken, ist sie so wichtig. Und unausweichlich. Denn wir können gar nicht anders denken als so, dass es für alles, was uns in der Welt begegnet, eine Ursache gibt. Deshalb muss es auch für die Welt im Ganzen eine Ursache geben – womit die Frage nach dem Grund der Welt nicht unbegründet ist. Können Sie mir folgen? Mein Antwortvorschlag: Es gibt tatsächlich einen Grund dafür, warum die Welt so ist, wie sie ist. Die Religionen nennen ihn Gott – und um es mir mit den Pfaffen nicht zu verderben, habe ich ihr Spiel ­mitgespielt und ihn auch so genannt. Aber ich meinte dabei etwas völlig anderes als die Priester und Pasto­ ren. Ich meinte damit etwas, was Sie heute vielleicht

eine Superintelligenz nennen würden oder einen Super­algorithmus. Überlegen Sie doch einmal: Das Universum, in dem zu leben wir die Ehre haben, ist nur eine einzige Mög­ lichkeit unter unendlich vielen anderen Universen, die auch möglich gewesen wären. Dass das Universum ausgerechnet so geworden ist, wie es geworden ist, kann man sich nur so erklären, dass die uns bekannte Welt die beste aller möglichen Welten sein muss. Sie können mir glauben, dass ich reichlich Prügel für diese Überlegung bezogen habe. „Was?“, ereiferte sich später Herr Voltaire. „Eine Welt, in der ein Erdbeben in Sekunden eine ganze Stadt wie Lissabon zerstört und hunderttausende Menschen­ leben auslöscht, soll die beste aller Welten sein?“ Vermutlich denken Sie Ähnliches und erinnern mich an Genozide, Tsunamis oder an ein Virus. Das alles kann ich nachvollziehen. Aber beim Den­ ken sollte man im wahrsten Sinne des Wortes gründ­ lich sein. Diese Welt, in der wir leben: Sie ist absolut berechenbar und logisch. Selbst was uns heute unlogisch erscheint, werden künftige Algorithmen als rational enthüllen. Unsere Welt ist eine Gleichung, die immer aufgeht: eine prästabilierte Harmonie, wie ich das nannte. Eine große Ordnung, die wir zwar nicht vollständig durchschauen können, von der wir jedoch genügend ahnen, um zu sagen, dass die Welt in Ordnung ist. Deshalb habe ich niemals die Hoffnung aufgegeben. Auch wenn es im Einzelnen oft nicht gut läuft: Die Zahl der Möglichkeiten, was alles noch schlechter hätte ausgehen können, ist unendlich. „Shit happens“, wie mein Rivale Isaac Newton sagte, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit lautet: Es wird alles gut.

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wurde schon in jungen Jahren als Wunderkind gehandelt. ­Lesen, Schreiben und Latein soll er sich selbst beigebracht ­haben, mit 15 begann er zu studieren, mit 21 war er Doktor der Rechtswissenschaften. Eine steile Karriere als Diplomat folgte. Seine wichtigsten Werke hat er angeblich in wackelnden Post­ kutschen verfasst, mal auf Lateinisch, mal auf Französisch, selten auf Deutsch. Nebenher schrieb er eine Enzyklopädie, baute eine Rechenmaschine und erfand die Infinitesimal­ rechnung. Seine Leidenschaft galt der Philosophie, die für ihn dafür diente, zu zeigen, dass die Welt, in der wir leben, gut ist.

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DR. CHRISTOPH QUARCH

GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ (1646–1716)

BENE ROHLMANN

„ Diese Welt, in der wir leben: Sie ist absolut berechenbar und logisch.“


GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ

„Die Welt ist eine große Ordnung, die wir zwar nicht vollständig durchschauen können, von der wir jedoch genügend ahnen, um zu sagen, dass sie in Ordnung ist.“ THE RED BULLETIN

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Keep on Truckin’

Das MINT 400 in der ­kalifornischen Mojave-­ Wüste hat seit seiner Premiere 1968 schon viele Krisen überstanden. Aber es ist so wild und amerikanisch geblieben wie eh und je. Der britische Fotograf Gavin Bond hat das legendäre OffroadRennen voriges Jahr begleitet und erklärt uns seine Faszination, bevor es Anfang März wieder losgeht. Text TOM GUISE Fotos GAVIN BOND


WÜSTES GASGEBEN

Bryce Menzies aus Arizona, zweifacher Gewinner des Mint 400, lässt es krachen, sein ­Truck verträgt Sprünge von bis zu 45 Metern. Die Renndistanz – daher der Name – beträgt vier Runden zu je 100 Meilen.

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„Ich habe mich in das Mint 400 verliebt. Und so war bald klar, dass ich zurückkommen musste, um es zu fotografieren.“ Fotograf Gavin Bond über sein Verhältnis zum Mint 400


JUGEND, FORSCH

Pilot Seth Quintero aus Alabama wartet neben seinem UTV Pro N/A (Utility Terrain Vehicle, non-aspirated, soll heißen: ohne Turbo). 2019, mit 16, ging er als jüngster Mint-400-Sieger in die Geschichte ein.

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RUHE VOR DEM STURM

Die Trucks in der Startaufstellung. „Die Teilnehmer wohnen im Buffalo Bill’s Resort & Casino“, erzählt Bond. „Es kostet 18 Dollar die Nacht – normal ein Hotel für Leute, die es nicht einmal bis nach Las Vegas schaffen.“

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„Du kannst vermutlich nichts Amerikanischeres erleben als das Mint 400.“ Fotograf Gavin Bond über das wahre Wesen der Veranstaltung THE RED BULLETIN


PEDAL TO THE METAL

„Das ist der Start des Rennens“, sagt Bond. „Hinter dem orangen Auto befand sich die Bühne, wo in der Nacht zuvor die Eagles of Death Metal aufspielten.“

BOXENGASSE BEREIT

„Ich bekam die Info, dass Bryce Menzies zum Tanken reinkommt, also rannte ich zur Box und machte das Foto von der Crew mit den Tankschläuchen. Aber das Auto hielt dann doch nicht an.“


VORSPIEL MIT BIKES

Am Tag vor dem Rennen sind die Motorräder dran. „Zuerst fuhren sie im normalen Feld mit, was natürlich Wahnsinn war“, sagt Ver­anstalter Matt Martelli. „1976 war das vorbei – aus Versicherungsgründen.“


„Es ist definitiv eine Familienangelegenheit: Ein Typ fährt einen Laster, sein Sohn einen anderen, und die Tochter fährt auf dem Motorrad mit.“ Fotograf Gavin Bond über den familiären Charakter des Rennens

Bunt und schnell: Die Race Trucks der Mint 400 (rechts) brettern mit mehr als 100 km/h durch die Wüste.

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„Es gibt keine Streckenbegrenzung in der Wüste, nur Flaggen. Plötzlich rast ein Auto auf dich zu, und es sieht nicht so aus, als wäre es unter Kontrolle. Dann musst du dich schnell in Sicherheit bringen. Es ist definitiv gefährlich.“ Fotograf Gavin Bond über die Tücken seiner Arbeit

RISKANTE NÄHE

Joseph Jepson vom D ­ iamond J Racing Team in seinem Buggy bei der Arbeit. „Ich foto­grafierte mit Teleobjektiv“, erinnert sich Bond. „So war ich vermutlich näher dran, als ich sollte.“

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FLOTTE STAUBWOLKE

Die Klasse der Buggys fährt mit identischen Autos,­ daher ist das Rennen sehr eng. Da ist natürlich besonderer Einsatz gefragt.

BUNTER ABEND

„Der Typ unter dem Auto ­versucht, etwas zu reparieren. Die interessanten Farben auf meinem Foto kommen von der Bühne, auf der die ­Preis­verleihung stattfindet.“


SO SEHEN SIEGER AUS

„Schrauben gehört dazu. Manche Autos kommen mit weghängenden Teilen zurück.“

Ex-Gewinner Travis Chase (rechts) und sein Copilot Jacob Lauxen zeigen ihre ­FinisherMedaillen. Hier wird der olympische Gedanke gelebt: Jeder, der es bis ins Ziel schafft, ist ein Gewinner.

Fotograf Gavin Bond über den beherzten Einsatz der Teilnehmer

D

as Mint 400 begann 1968 als ein PR-Stunt für die Hirschjagd des Hotels und Casinos The Mint in Las Vegas. Aber das wilde 644-Kilometer-­Rennen durch die MojaveWüste, mit Start und Ziel nicht weit vom ­Glitzern der Glücksspiel-Metropole, ­verwandelte sich sehr bald in etwas viel Größeres: The Great American Offroad Race. „Das erste Mal war ich 2018 da“, erzählt der ­britische Fotograf Gavin Bond. „Es war das 50-JahrJubiläum, aber ich wusste praktisch nichts über das Rennen. Mein Produzent in L. A. – ein Engländer ­namens Skinny – ist ein Freizeit-Benzinbruder. Er hat sich mit seinem Racing-Truck angemeldet, und ich bin mitgekommen. Ich habe mich in das Rennen verliebt, und so war bald klar, dass ich zurück­ kommen und das Mint 400 fotografieren musste.“ Genau das passierte Anfang März 2020. Bond konnte nicht ahnen, wie sehr sich die Welt danach verändern würde; zwölf Tage später sperrte alles zu. Heute, ein Jahr später, ist unser Alltag in vielerlei Hinsicht anders als zuvor. Aber das Mint 400 ist ­wider Erwarten zurück. Es ist nicht das erste Mal,

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dass es gefährdet gewesen wäre: Zwei Jahrzehnte fand es überhaupt nicht statt. Als Jack Binion 1988 das Mint Hotel kaufte, stellte er das Rennen ein, weil er einen Imageschaden befürchtete. Erst 2008 erwarben die Brüder Matt und Joshua Martelli, ­bekannt geworden mit der Produktion der viralen Motorsport-­Videos „Ken Block’s Gymkhana“, die Rechte am Mint 400, auch wenn der Namensgeber, das Hotel und Casino, längst nicht mehr existierte. Doch das Rennen hat das alles überlebt. Es hat die Zeit der Hollywood-Machos von Steve McQueen bis James Garner und die Geburtsstunde des GonzoJournalismus erlebt: Eine Reportage über die Ver­ anstaltung für „Sports Illustrated“ inspirierte Hunter S. Thompson zu seiner literarischen Ode an den Verlust des amerikanischen Traums: „Fear and Loathing in Las Vegas“. „Du kannst vermutlich nichts Amerika­ nischeres erleben“, meint Fotograf Bond. Er war ausgezogen, ein Sport-Event zu dokumentieren, und fand, ebenso wie Autor Thompson, etwas viel Faszinierenderes: die amerikanische Seele. Das nächste Mint 400 findet von 3. bis 7. März 2021 in Las Vegas statt, Zeitplan und Race-Infos: themint400.com

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Diane Kruger

„Die Wurzeln bleiben für immer“ Geboren in Deutschland, groß geworden in Frankreich, lebt jetzt in den USA: Schauspielerin Diane Kruger, 44, ist in drei Kulturen daheim. Hier erzählt die Kosmopolitin, warum Reisen unser Leben bereichern – und was sie am Sofa ihres Elternhauses schätzt. Interview RÜDIGER STURM  Foto JASON KIM/TRUNK ARCHIVE

Diane Kruger feierte Kino-Erfolge in drei Sprachen – in Deutsch, Französisch und Englisch. Für ihre Rolle der Agentin Bridget von Hammersmark in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ wurde sie gefeiert, für den deutschen Film „Aus dem Nichts“ in Cannes als beste Schauspielerin ausgezeichnet. In welcher Kultur sie zu Hause ist, kann man anhand ihrer Arbeit kaum sagen: Kruger verließ Deutschland schon als Jugendliche. Ihre Ausbildung und Karriere begann in Frankreich, wo sie auch Filme in französischer Sprache drehte, heute lebt sie in den USA. Aktuell ist sie pandemiebedingt jedoch vornehmlich digital unterwegs. Nach dem Interview musste sie zur Besichtigung einer möglichen Vorschule für ihre Tochter – per ­Virtual Tour am Rechner.

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the red bulletin: Sie sind inter­ national derzeit die erfolgreichste deutsche Schauspielerin, haben Ihre Karriere in Frankreich begon­ nen und leben heute in den USA. Was war eigentlich Ihr ursprüng­ liches Ziel im Leben? diane kruger: Ich habe ganz früh gespürt, dass ich die Welt sehen will. Ich war an der Schule gut in Geschichte und Sprachen, und ich wollte immer reisen. Aber meine Familie konnte sich das nicht leisten. Also träumte ich von einem Job, der mich um den Globus führt. Zuerst habe ich Ballett gemacht und dann gemodelt – das hat mir die Erfüllung meines Wunsches ermöglicht. Haben Sie eine Ahnung, woher dieses Fernweh kam? Meine Mutter hatte dieses Fernweh auch, sie liebte Frankreich. Es ist vermutlich kein Zufall, dass ich in Paris gezeugt worden bin. Und weil ich vom Land komme, habe ich immer große Städte geliebt. Außerdem passte ich in das Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, nicht so richtig hinein. An meiner Schule gab es kaum Mädchen. Alles drehte sich um Sport, Mathematik und Physik. Für meine Mitschülerinnen war das auch in Ordnung,

die liebten das. Ich habe es gehasst. Meine Interessen waren Kunst und fremde Kulturen. Das war dort nicht angesagt, deshalb war ich ziemlich unbeliebt. Zumindest konnte ich in Schulaufführungen die Hauptrolle übernehmen. Doch Sie wussten damals noch nicht, dass Sie Schauspielerin werden wollten? Nein. Als ich im Finale eines Modelwettbewerbs gelandet war, kam ich nach Paris. Dort entdeckte ich das Kino für mich und wusste: Das ist es, was ich machen will. Die Schau­ spielerei war der erste Job, den ich mir bewusst ausgesucht habe. Was für Erinnerungen haben Sie an diese Anfangszeit? Es war aufregend und auch sehr romantisch. Ich war davor zum Beispiel noch nie in einer Diskothek gewesen – es ist immer ein großer Moment, wenn man etwas zum ersten Mal macht. Natürlich war nicht alles einfach, besonders in finanzieller Hinsicht. Ich hatte in den ersten sechs Monaten kaum Geld, habe mich von Baguette und Käse ernährt. Und ich bin oft schwarzgefahren. Dann aber habe ich angefangen, als Model richtig Geld zu verdienen. Sie können jungen Menschen also empfehlen, ins Ausland zu gehen? Uneingeschränkt! Reisen bringt schon viel und erst recht, in fremden Ländern zu wohnen. Ich versuche das auch meiner Tochter zu vermitteln – sie ist jedoch erst zwei Jahre alt. Je offener man gegenüber anderen Kulturen ist, desto mehr kann man seine eigene Kultur und seine eigenen Werte schätzen. Ich habe unheimlich gern in Paris gelebt. Ich hoffe, dass wir da noch einmal wohnen werden. Auf jeden Fall möchte ich das meiner Tochter ermöglichen.

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„Ich träumte von einem Job, der mich um den Globus führt.“ Diane Kruger über ihre Sehnsucht nach der Ferne

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Sie sprechen drei Sprachen ­fließend. Wie haben Sie das ­geschafft? Englisch habe ich in der Schule ­gelernt. Ich mochte das immer. Dann wurde ich an der Royal Ballet School in London aufgenommen, meine Lehrerin war Engländerin, und ich hatte natürlich den Wunsch, sie zu verstehen. Französisch habe ich erst so richtig im Alltag in Frank­ reich ­gelernt. Muss man ja auch, wenn man mit Franzosen kommu­ nizieren will. Ich schreibe es nicht sehr gut, aber ich würde sagen, dass ich zu 90 Prozent wie eine Französin spreche. Was speziell schätzen Sie an Frankreich? Ich liebe die Kultur, die Art, wie die Leute ihr Leben zelebrieren, wie sie das Kino feiern. Eigentlich mag ich alles – die Einstellung des Laisserfaire, die Gepflogenheit, spätabends zu essen, die Mode. Frankreich ist das Land, in dem ich gerne alt wer­ den würde. Wie ist es mit den USA, wo Sie ­aktuell leben? Amerika ist ein Land der Extreme, was sehr aufregend sein kann. Man nehme nur eine Stadt wie New York, die buchstäblich nicht schläft und wo man alles haben kann, egal zu welcher Tageszeit. Ich finde auch die amerikanische Servicementalität toll. Allerdings liegt mir die euro­ päische Art mehr. Man hat hier auch ein größeres Umweltbewusstsein, das zeigt sich zum Beispiel bei der Mülltrennung, die man in Deutsch­ land schon als Kind lernt. Außerdem war die politische Situation in den USA in den vergangenen Jahren ex­trem angespannt, und die ameri­ kanische Lebensart ist sehr anstren­ gend. Man braucht zum Beispiel ständig das Auto. Aktuell wohne ich wegen der Arbeit meines Lebens­

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ja keinen Wettbewerb. So ein Ge­ fühl brauche ich, weil mein Leben sonst so schnell ist. Und in solchen ­Momenten der Leere lädst du deine Batterien am besten wieder auf.

„In Paris entdeckte ich das Kino und wusste: Das ist es.“ gefährten in Atlanta. Da muss ich eine halbe Stunde Auto fahren, um zum Supermarkt zu kommen. Sie haben durch Ihren Beruf noch so einige Länder besucht. Gibt es Reisen, die Sie besonders beeindruckt haben? Eigentlich alle Reisen. Aber es gab kein Land, das meine Weltsicht ­komplett verändert hat. Höchstens China. Vor vielen Jahren bin ich quer durch das Land gereist, und das hat mich in negativer Hinsicht beein­ druckt. Denn die Umweltverschmut­ zung, die ich dort gesehen habe, war unvorstellbar. Ich hoffe, dass unsere Zukunft nicht so aussieht. Haben Sie ein Reiseziel, das Sie besonders empfehlen können? Chile. Ich wusste wenig über dieses Land und habe es von Norden nach Süden bereist. Ich kann mich noch erinnern, wie ich einen Vulkan in der Atacama-Wüste bestiegen habe. Ich musste schluchzen, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte. Ich habe noch nie so eine extreme Emotion angesichts einer Landschaft empfunden. Reisen Sie gern komfortabel – oder sogar luxuriös? Nein, eher im Gegenteil. Es ist doch wunderbar, wenn du einmal nicht per Handy erreichbar bist und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt ankommen musst. Wenn du nicht mehr kannst, dann machst du einfach eine Stunde Pause. Es gibt

Wie sehr brauchen Sie materielle Dinge, um sich wohlzufühlen? Einerseits habe ich das Gefühl, dass ich nicht sehr materialistisch bin. Auf der anderen Seite lebe ich gern in einem schönen Apartment oder einem schönen Haus – was nicht heißt, dass ich ein Waschbecken aus Gold brauche. Wenn ich in den Urlaub fahre, dann ist mir weniger Komfort sogar lieber, denn dadurch kann ich mein privilegiertes Leben daheim mehr schätzen. Glauben Sie, dass Ihnen diese Privilegien sonst zu Kopf steigen würden? Nein, denn ich bin ja nicht mit dem Silberlöffel im Mund geboren worden. Alles, was ich habe, habe ich mir hart erarbeitet. Trotzdem brauche ich es, mich ab und zu auf die Basics zu besinnen. Dieses Ge­ fühl kriege ich auch, wenn ich nach ­Hause zu meiner Mutter komme. Dann schlafe ich auf dem Auszieh­ sofa. Das ist normal, ich kann es mir gar nicht anders vorstellen. Im vergangenen Jahr war durch den Lockdown alles lahmgelegt. Was haben Sie da gemacht? Ich bin in den Keller gegangen und habe das Audiobook „The End of My Heart“ aufgenommen. Ich hatte so etwas noch nie gemacht, es war eine freudige Überraschung, als ich das Angebot bekam. Ist es in Ihrem Beruf ein Vorteil, in mehreren Kulturen zu Hause zu sein? Es ist sowohl Vorteil wie Nachteil. Wenn die Leute in Deutschland oder Frankreich glauben, ich sei nur in Amerika, bekomme ich bestimmte Angebote gar nicht. Andererseits ist es eine unheimliche Chance, in drei Sprachen drehen zu können, das hat mir viele Türen geöffnet.

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Diane Kruger

Und gibt es eine Nationalität, mit der Sie sich am meisten ­identifizieren? Ich finde mich schon sehr deutsch, angefangen bei meiner Liebe zur Pünktlichkeit. Zwar bin ich seit über 30 Jahren weg, aber die Wurzeln bleiben doch. Als ich vor ein paar Jahren den Film „Aus dem Nichts“ in Hamburg drehte, fühlte ich mich sofort wieder mit meiner Heimat verbunden. Ich spreche mit meiner Tochter auch nur deutsch, das heißt, ich habe in den vergangenen zwei Jahren mehr Deutsch gesprochen als in den 28 Jahren zuvor, das finde ich positiv. Je älter ich werde, desto wichtiger ist es mir, diese Wurzeln zu respektieren und zu pflegen.

DDP (2), DDP/INTERTOPICS, MAURITIUS IMAGES, LUNA FILMVERLEIH/KOLJA BRANDT

Was haben all diese Erfahrungen mit Ihnen gemacht? Wie würden Sie sich im Jahr 2020 denn selbst beschreiben? Ich lebe mehr im Moment. Das ist ein persönlicher Reifungsprozess. Vor fünf Jahren habe ich mich viel mehr in die Zukunft projiziert: Ach, dann will ich dies machen und danach jenes. Ich habe ständig nach etwas Besserem gesucht. Jetzt ist einfach alles so, wie es ist. Und dieser Moment ist perfekt. Ich würde nichts daran ändern wollen. Die großen Abenteuerreisen und Vulkanbesteigungen dürften mit Ihrer Tochter allerdings gerade nicht möglich sein. Das ist etwas, was jetzt warten muss. Aber ich träume schon davon. Eines Tages wird es wieder leichter, Backpacker-Reisen zu machen. Oder vielleicht passt mal meine Mutter ein, zwei Wochen auf sie auf. Kino für die Ohren – aktuell leiht Diane ­Kruger dem Hörbuch „The End of My Heart“ ihre Stimme: audible.com

Schauspielend um die Welt Von Blockbuster bis Autorenkino: Diane Krugers internationale Rollen Troja

USA, 2004 Durchbruch in Hollywood: In dieser „Ilias“-Ver­filmung spielt Diane Kruger Helena von Sparta, die vom trojani‑ schen Königssohn Paris (Orlando Bloom) entführt wird. Der empörte Ehemann rüstet mit den anderen ­Griechen zum Krieg gegen Troja.

Inglourious Basterds USA, 2009

Quentin Tarantinos historisch bewusst unkorrekte Geschichte einer US‑Elite‑ einheit, befehligt von Brad Pitt, die im besetzten Frankreich gegen die N ­ azis kämpft. Unterstützt werden die GIs auch von Diane Kruger als deutscher Agentin Bridget von Hammersmark.

Leb wohl, meine Königin! Frankreich, 2012

Extravagantes Kostümdrama: Diane ­Kruger als Marie Antoinette, die am Hof von Versailles im Luxus schwelgt. Als 1789 die Revolution ausbricht, setzt sie ihren Charme ein, um eine kleine Bedienstete zu einer gefähr­ lichen Mission zu überreden.

Aus dem Nichts Deutschland, 2017

Unter Fatih Akins Regie ist Diane Kruger erstmals in einer deutschen Produktion zu sehen. Sie spielt eine Frau, die ihre F­ amilie durch einen rechtsradikalen Terroranschlag ver‑ liert. Für ihre Rolle gewann Kruger in Cannes die Goldene Palme.

Die Agentin

Deutschland, Frankreich, Israel, 2019 Spionagethriller um eine Mitarbeiterin des israelischen Geheimdiensts, die sich persönlich verstrickt – und in der Folge des Verrats verdächtigt wird. Kruger mit minimalistisch-präzisem Spiel und unterkühlter Aura. THE RED BULLETIN

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Spielplatz der Träume Wie der deutsche Snowboarder Benny Urban, 29, in einem selbst­gebauten Funpark bei Innsbruck das Gemeinschaftsgefühl seiner Community pflegt. Text NICLAS SEYDACK

Ein schneebedeckter Hang, übersät mit Kickern und Mini-Rails, die in Do-it-yourself-Manier aus Baustellen-­ Material zusammengeschraubt wurden, dazu viel Herzblut und null Warteschlangen: willkommen im Moon Park, einem Funpark der ganz besonderen Art. Hier hat sich der deutsche Snowboard-Profi Benny Urban einen Traum erfüllt. Auf einer Bergwiese nahe seiner Wahlheimat

Fliegen und Chillen: In seinem Funpark kann Benny Urban stundenlang neue Tricks trainieren.

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Innsbruck eröffnete der 29-Jährige im vorigen Winter einen selbst ­gemachten Spielplatz für sich und seine Freunde. Ach ja, was es hier neben Warteschlangen natürlich auch nicht gibt, sind Lifte. Vor jedem Run ist also Kraxeln angesagt. Aber diese Mühe ist Benny und seinen Jungs das Abenteuer wert. Man könnte sogar sagen: Genau darum geht es. In gleich mehrfacher Hinsicht ist Bennys Moon Park Ausdruck der ­besonderen Kultur der Snowboarder. Wo für andere Profi-Athleten Assistenten selbst noch die Vereinbarung des Friseurtermins übernehmen, ­packen die Boarder sämtliche Aspekte ihrer Karriere selbst an – bis hin zu selbst gebauten Hindernissen. Wo sich andere Profi-Athleten sogar innerhalb einer Mannschaft zuallererst auf sich selbst konzentrieren, steht im Snowboarden die Gemeinschaft im Vordergrund – sie erzeugt ein Gefühl, das sie über sich hinauswachsen lässt. „Wir wollten einen Platz schaffen, an dem wir zusammen eine gute Zeit haben und kreative Visionen verwirklichen können“, sagt Urban. Kurz: Die selbst geschweißten Obstacles schweißen auch ihn und seine Crew noch fester zusammen. Vorbild von Benny Urbans Vergnügungspark sind ähnliche Locations in den USA. Dort gehören die privaten Funparks, in denen die Profis gemeinsam abhängen und sich auf die Saison vorbereiten, fix zur Kultur. Als Benny im vergangenen

Winter einen geeigneten Hang gefunden hatte, trommelte er gleich seine Crew zusammen: ein paar Snowboard-Locals aus Innsbruck, dazu Freunde und Kollegen aus der ganzen Welt. Snowboarder einerseits; Handwerker andererseits. ­Benny und seine Freunde zeichneten Skizzen, schafften das Material heran. Dann sägten, bohrten, schweißten und lackierten sie, bis der Spielplatz ihrer Träume fertig war. Und da wussten sie noch gar nicht, wie gut ihr Timing wirklich war: Ursprünglich wollte sich Benny, der 2018 bei den X-Games Real Snow den sensationellen zweiten Platz belegte, in seinem Funpark auf Wettbewerbe vorbereiten. Als schließlich der große Lockdown das Saison-Finale verhinderte, wurde der Park zum Rückzugsort für Bennys Community. Mehr denn je lud er Freunde ein und Freunde von Freunden: Profis, die im Training bleiben wollten; Amateure, die einfach Spaß hatten, gemeinsam Tricks übten und chillten. Dazu kamen etliche Fotografen und Filmemacher, die das Projekt dokumentierten. Nun geht der Moon Park in seine zweite Saison – in neuer Location, aber mit dem bekannten DIY-Charme. „Wer essen will, muss sich etwas mitbringen“, sagt Benny. „Wer mal pinkeln muss, na ja, muss hinter den nächsten Baum. Wir haben ja nicht mal Strom hier.“ Doch der fehlende Komfort lässt sich leicht verschmerzen: Ganz oben auf dem Hang, erzählt Benny, sehe man nachts den Mond so wunderbar wie sonst nirgends auf der Welt. „Unwirklich schön“ sei das, sagt er. Und weil ihn die nächtliche Aussicht so verzaubert hat, taufte er seinen Snowboard-Park auch nach dem Erdtrabanten: Moon Park. Benny im Moon Park und auf anderen Spielplätzen: instagram.com/b_urbs

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MARKUS ROHRBACHER, THEO ACWORTH

Benny Urban


„Über dem Hang wirkt der Mond unwirklich schön.“ Bennys „Moon Park“ verdankt seinen Namen der Aussicht bei Nachtsessions.

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Lars Ulrich Mehr als Metal Metallica sind beim Geldsammeln genauso unerbittlich wie beim R ­ ocken auf der Bühne. Mit der Stiftung „All Within My Hands“ ist das Quartett seit 2017 aktiv: Auf Tour wird unter anderem ein Teil der Ticket-Einnahmen an lokale Organisationen gespendet. So bekamen etwa im Rahmen des Konzerts in Berlin im vergangenen Jahr zwei Obdachlosen­ hilfen gemeinsam 67.000 Euro. Wer helfen will: allwithinmyhands.org

gruppe zu den besten Spielern Dänemarks. Stimmt schon – ich bin das schwarze Schaf der Familie. Aber die vergan­ genen vierzig Jahre haben gezeigt, dass die Entscheidung kein Fehler war. Ich wollte das machen, was mir wichtig war, nicht das, was andere von mir erwarteten. Das rate ich jedem: Folgt euren Träumen und tut das, was euch wichtig ist. Ver­ lasst euch auf euer Bauchgefühl.

2017 wurde Lars Ulrich in Dänemark zum Ritter geschlagen.

the red bulletin: Herr Ulrich, Ihr Vater und Ihr Großvater waren Tennisprofis. Haben Sie es jemals bereut, nicht in deren Fußstapfen getreten zu sein? lars ulrich: Nicht wirklich – haha.

Mutige Entscheidungen treffen, dem Bauchgefühl folgen: Das ­machen Sie auch heute noch, wenn Sie zum Beispiel auf dem ­aktuellen Metallica-Album das Werk „Die Eisengießerei“ des russi­schen Avantgarde-Komponisten Alexander Mossolow aus dem Jahr 1926 spielen. Gab es Zweifel, ob die Fans da mitziehen würden? Natürlich gibt es immer Zweifel, ob wir zu weit gehen. Aber gleich­ zeitig lieben wir es, Sachen aus­ zuprobieren, die etwas abseitig erscheinen. Das ist wichtig, um die Band frisch und interessant zu hal­ ten. Und hätte es nicht funktioniert oder wäre es zu abgedreht gewesen, hätten wir jederzeit den Stecker ziehen können. Ein Sicherheitsnetz bauen, einen Plan B haben – auch das ist sehr wichtig, wenn du eine schwierige Entscheidung treffen musst. Aber im Prinzip ist unser Motto: Fühlt es sich gut an? Macht es Spaß? Dann lasst es uns tun!

Dabei zählten Sie Anfang der 1980er-Jahre in Ihrer Alters­

Das Universum der Metal-Legenden: metallica.com

„Unser Motto ist Spaß“ Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich, 57, erzählt, warum es ratsam ist, seinen Träumen zu folgen. Interview MARCEL ANDERS

Mit sechzehn stand Lars Ulrich vor der Entscheidung, Tennisprofi oder Drummer in einer Band zu werden. Das Ergebnis ist bekannt – als Schlag­ zeuger von Metallica wurde er welt­ berühmt. Heute ist er 57, aber seine Truppe ist noch immer für Über­ raschungen gut: Das aktuelle Live­ album „S&M2“ wurde mit dem San Francisco Symphony Orchestra auf­ genommen – und landete sowohl in Deutschland als auch in Österreich auf Platz 1 der Charts. Im Interview 36

spricht der gebürtige Däne darüber, warum Experimente das Leben inter­ essant halten.

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SHAMIL TANNA

War Ihr Vater sauer, dass Sie diese aussichtsreiche Karriere einfach hingeschmissen haben? Nein, da war ich in einer glück­ lichen Situation. Er hat mich immer ermutigt. Wahrscheinlich, weil er selbst ein großer Musikfan war.


RED BULL MIT DEM GESCHMACK VON WASSERMELONE.

BELEBT GEIST UND KÖRPER®.


Der will nur siegen Liebe, Ehrgeiz, radikale Ehrlichkeit: Wie Fußballer MARCEL SABITZER, 26, die Erfolgsgeschichte von RB Leipzig prägt – und dabei als Mensch wächst. Text ALEX NEUMANN-DELBARRE Fotos NORMAN KONRAD


MULTITASKING

Als Kapitän treibt Marcel Sabitzer RB Leipzig zu Spitzenleistungen, seit 2019 ist der Österreicher Vater einer kleinen Tochter.

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A

ls im Flutlicht der Leipziger Red Bull Arena die wohl spannendsten zehn Minuten der gesamten Gruppenphase der Champions League anbrechen, greift Marcel Sabitzer in die mentale Trickkiste. Gerade hat sein Team gegen Manchester United das zweite Tor innerhalb von drei Minuten kassiert. RB Leipzigs 3:0-Führung ist zum 3:2 geschmolzen. Noch ein Gegentor – und sie sind raus aus der Königsklasse, ausgeschieden auf eine Weise, die das Zeug hätte, einen Knacks in der Mannschaft zu hinterlassen. Acht Minuten müssen sie noch überstehen. Acht Minuten plus Nachspielzeit.

FRÜH AUF KURS

2007 spielt Marcel Sabitzer, damals 13, im Trikot der Sporthauptschule Weiz (links) gegen ein Wiener Gymnasium im Finale der österreichischen ­Schüler-Meisterschaft. Ergebnis: 3:1. Zweifacher Torschütze: Sabitzer.

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„Clever bleiben, ruhig bleiben“, beruhigt Kapitän Sabitzer sein Team. „Das hier ist jetzt Nervensache.“ Und damit er sie selbst behält, stellt er einen einfachen, aber effektiven Gedankengang an: „Ich habe mich in den Gegner hineinversetzt“, erinnert er sich. „Du musst unbedingt ein Tor schießen, und es sind nur noch wenige Minuten zu spielen: Das ist enorm schwer, wenn der Gegner, also in diesem Fall wir, kompakt und clever spielt.“ Für United ist es an diesem Abend zu schwer. Nach 94 Minuten pfeift der Schiedsrichter ab. RB Leipzig hat das Achtelfinale der Champions League erreicht – und Marcel Sabitzer, der an allen drei Leipziger Toren beteiligt war, der im Mittelfeld dirigiert, motiviert und bei Bedarf ausgeteilt hat, der in den letzten Minuten ruhig vorangegangen ist, dieser Marcel Sabitzer hat einmal mehr bewiesen, wie wichtig nicht nur seine fußballerische Klasse, sondern auch seine mentale Stärke für sein Team ist. In seinem sechsten Jahr bei RB Leipzig ist Marcel Sabitzer, 26, zu einer maßgeblichen Führungsfigur in einer Mannschaft geworden, die mit dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale im Sommer 2020 in Europas Fußball-Oberhaus ankam – und nun mit der erneuten Qualifikation fürs Achtelfinale 2021 gegen Liverpool gezeigt hat, dass sie dort dauerhaft ein­ziehen möchte. Für RB Leipzig ist es der nächste ­Höhepunkt einer einzigartigen Erfolgsstory: 2009 erst startete der Verein in der fünftklassigen Ober­ liga, im Jahr 2016 gelang bereits der Aufstieg in die 1. Bundes­liga, 2019 erreichte das Team das Finale des DFB-Pokals. Für Sabitzer selbst ist es der vor­ läufige Zwischenstand einer Entwicklung, die sein Trainer Julian Nagelsmann „herausragend“ nennt und die – da sind sich viele Experten einig – noch lange nicht ihren Zenit erreicht hat.

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GEPA PICTURES

„Clever bleiben, ruhig bleiben“, beruhigt Sabitzer sein Team. „Das hier ist jetzt eine Nervensache.“


KEIN STRESS

Seit Marcel Sabitzer Vater geworden ist, strahlt er noch mehr Gelassenheit aus.


IMMER BEREIT

Alle drei Tage ein 90-Minuten-Spiel macht Marcel Sabitzer nichts aus.


Es gibt Fußballerkarrieren, die explodieren plötz­ lich. Es gibt andere, die verlaufen wellenförmig. Müsste man den Karriereverlauf von Marcel Sabitzer in einem Diagramm darstellen, wäre dort eine fast kontinuierlich nach rechts oben hin ansteigende ­Linie zu sehen. Unklar ist, wo sie ihren Endpunkt ­erreicht. Klar ist ­hin­gegen, worauf dieser Verlauf ­basiert: auf einer ­Mischung aus Eigenschaften, die Erfolg zwar nicht garantieren, aber wahrscheinlich machen. Und das nicht nur in der Welt des Fußballs.

„Besser wirst du nur durch ehrliche Kritik.“ Ein Satz fällt fast immer, wenn man mit Menschen über Marcel Sabitzer spricht, die ihn gut kennen: Er ist unglaublich ehrgeizig. Das sieht auch Sabitzer selbst so. Er formuliert es nur anders, positiver. „Ich bin schon immer ein Gewinnertyp gewesen.“ Sabitzer, schon als Kind Sabi genannt, wächst in Oberösterreich auf. Als Sohn eines prominenten ­Vaters: Herfried Sabitzer, ebenfalls Sabi genannt, Stürmerstar und sechsfacher österreichischer Natio­ nalspieler. Das hat Vorteile und Nachteile. Er erbt das väterliche Talent und lernt schon früh die Welt des Profisports kennen. Aber er muss auch mit jedem Klubwechsel seines Vaters umziehen – und mit der hohen Erwartungshaltung an Sabi junior umgehen, sobald er einen Fußballplatz betritt. Mit sieben landet er in der Jugendakademie des GAK in Graz, spielt bald im nächsthöheren Jahrgang mit, ist auch dort Kapitän. „Er war körperlich nicht der Größte und Robusteste, aber er war technisch sehr stark, hatte bereits damals einen überragenden Schuss und hat sich immer mit Selbstvertrauen und vollem Einsatz reingehaut“, sagt Reinhard Holz­ schuster, einer seiner Jugendtrainer beim GAK. Nur eines kann Sabi schon damals nicht gut: verlieren. „Sogar Niederlagen im Training haben ihm fast kör­ perliche Schmerzen bereitet“, sagt Holzschuster. Wohin ihn sein Weg einmal führen soll, ist Sabi schon früh klar. Er hoffe, dass er in ein paar Jahren in der österreichischen Bundesliga spiele, erklärt der Knirps mit 13 Jahren selbstbewusst einem Fernseh­ reporter nach dem Gewinn der österreichischen Schülermeisterschaft, „und dass ich auch noch ins Ausland komme“.

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Dass ihm das über die Stationen Admira Wacker (wo er mit 16 sein Profidebüt gibt), Rapid Wien (wo er zum Leistungsträger wird) und RB Salzburg (wo er 2015 das Double aus Meisterschaft und Cup feiert) gelingt, hat damit zu tun, dass er eines früh erkennt: „Ich musste lernen, Ratschläge von anderen anzu­ nehmen, auch wenn das unangenehm ist. Mit 16, 17 dachte ich eine Zeitlang, dass ich schon alles erreicht habe und alles richtig mache. Dabei hatte ich noch gar nichts erreicht. Besser wirst du nur durch kon­ struktive Kritik, die du auch annimmst.“

„Die letzte Chips-Tüte habe ich vor fünf Jahren aufgemacht.“ Als Sabitzer 2015 nach Leipzig kommt, will er dort anfangs gar nicht sein. Gerade hat er mit Salzburg die höchste Spielklasse in Österreich dominiert. Nun soll er mit RB Leipzig, wo er unter Vertrag steht – er war nach Salzburg nur verliehen – gegen Teams wie Fürth und Sandhausen antreten. „So gut, wie ich dachte, bin ich wohl doch nicht, sonst würde ich nicht in der zweiten deutschen Bundesliga spielen“, sagt er und wirkt nicht gerade glücklich. Ein knappes Jahr später aber liegt er mit seinen Mannschafts­ kollegen lachend im Whirlpool, feiert den Aufstieg in Liga eins und ahnt vielleicht schon, was er heute immer wieder sagt: „Im Rückblick war der Wechsel nach Leipzig die richtige Entscheidung.“ Was gleich auffällt: Sabitzer spielt bei RB Leipzig immer. Zweite Liga, erste Liga, Champions League: Das Team erklimmt Stufe um Stufe, immer mit ­Sabitzer, immer auch dank Sabitzer. Mit Spielver­ ständnis und Zweikampfstärke raubt er seinen Geg­ nern die Nerven; mit Dynamik und feinem Passspiel eröffnet er seinen Mitspielern Räume. Und seine Schusstechnik? Ist seit Jugendtagen nicht schlechter geworden. In Leipzig wird er zu einem der Anführer, in Österreich zum Fußballer des Jahres 2017 – vor Dauersieger und Kumpel David Alaba. Anderthalb Jahre später, im Sommer 2019, sitzt Sabitzer im Trainingslager in Tirol mit Julian Nagels­ mann zusammen und führt das erste Vieraugen­ gespräch mit seinem neuen Trainer. Etwa 20 Minu­ ten dauert es. Danach weiß Sabitzer: Die Chemie stimmt, und der Coach baut auf ihn. Nagelsmann setzt ihn zunächst wie gewohnt in der Offensive ein, macht ihn Anfang 2020 aber zum defensiven Mittel­ feldspieler. Und schließlich zu seinem Kapitän. Vor allem von Sabitzers Gier, seiner taktischen Intelligenz und seiner Konstanz ist Nagelsmann ­angetan. „Er bietet ein einheitliches Niveau mit Aus­ schlägen nach oben“, sagt der Trainer. „Er hat eine Grundbedeutung, weil er immer eine gute Leistung bringt und total stabil ist.“

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„Ich kann jedem im Team die Wahrheit ins Gesicht sagen.“


IMMER BESSER

Erstaunlich konstant steigert Sabitzer seine Leistung von Saison zu Saison.

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AUGEN FÜR ALLE Als Kapitän lernte Sabitzer, dass jeder Spieler andere Bedürfnisse hat.


Wie Sabitzer das macht? Mit Disziplin und Arbeit. „Mein Körper ist mein Kapital“, sagt er, entsprechend kümmert er sich um ihn. Er schläft gut (wenn möglich ist er um 22 Uhr im Bett), isst gut (die letzte Tüte Chips hat er „vor fünf Jahren auf­gemacht“), ­regeneriert gut. „Mir macht es nichts aus, alle drei Tage 90 Minuten zu spielen“, sagt er, „solange ich meinen Rhythmus habe.“ Was ihm auch nichts ausmacht: der Druck in wichtigen Partien. Wenn es stimmt, dass sich große Spieler dadurch auszeichnen, dass sie in großen Spielen Großes leisten, dann ist Marcel Sabitzer auf einem vielversprechenden Weg. Tor bei RB Leipzigs Zweitliga-Debüt, Tor bei RB Leipzigs Erstliga-Debüt, Traum-Tor im wichtigen Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg, zwei Tore im Königs­ klassen-Achtelfinale 2020 gegen Tottenham, Vorlage zum Siegtor im Viertelfinale gegen Atlético Madrid. „Immer wenn es drauf ankommt, ist Sabi da“, sagt sein Freund und Mittelfeldkollege Konrad ­Laimer, „und er hilft der Mannschaft extrem, an ihr Maximum zu kommen.“ Ein Starkmacher, mal mit der richtigen Aktion, mal mit dem richtigen Ton.

MAKE-UP: CHRISTA RAQUÉ

„Ich bin oft ruhig und beobachte sehr viel.“ Wer Marcel Sabitzer interviewt, erlebt jemanden, der gedankenschnell, klar, mitunter auch angriffslustig agiert. „Beflügelt mich das Kapitänsamt? Das ist so eine Parade-Journalistenfrage … Darauf habe ich keine Antwort.“ Sabitzer wirkt nicht wie der Typ, mit dem man drei Stunden im Café sitzt und ziellos plaudert. Eher wie einer, der für 15 Minuten vorbeikommt, aber dann ist alles Wesentliche geklärt. Man spürt im Gespräch mit ihm die Geradlinigkeit, von der auch sein Spiel und sein Führungsstil geprägt sind. Als Fußballer hat er alles im Werkzeugkasten, holt aber nur raus, was er gerade wirklich braucht. Macht er einen Hackentrick, dann nicht, weil er Applaus bringt, sondern weil er in der Spielsituation sinnvoll ist. Ähnlich tritt er als Kapitän auf: „Ich bin nicht der Dauerlautsprecher“, sagt er. „Ich bin oft ruhig, ­bleibe im Hintergrund und beobachte sehr viel. Aber wenn einer gepusht oder beruhigt werden muss, dann greife ich ein.“

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Als 2018 einige Spieler Ärger mit dem Trainer ­bekommen, weil sie vor einer Partie zu sehr auf ihr Handy und zu wenig auf das Spiel fokussiert zu sein scheinen, geht Sabitzer die Sache mit ein paar Kollegen auch teamintern an: Es kommt zu einer Aussprache, danach ist die Luft wieder rein. „Ich kann jedem die Wahrheit ins Gesicht sagen und wünsche mir, dass man das auch mit mir so macht“, sagt S­abitzer. „Ehrlichkeit steht für mich ganz oben.“ Allerdings ist er heute diplomatischer als früher. „Anfangs konnte ich es nicht akzeptieren, wenn ich das Gefühl hatte, dass ein Mitspieler sich nicht genauso reinhängt wie ich. Da habe ich mich oft auch verbal aufgeregt und bin mit Mitspielern aneinandergeraten. Ich dachte: Hm, ich gehe um zehn Uhr ins Bett und der um zwei Uhr nachts, nimmt der seinen Job nicht ernst? Heute weiß ich: Hinter jedem Fußballer steckt ein Individuum, und jeder braucht etwas anderes, um seine beste Leistung zu bringen.“

„Meine Tochter gibt mir neue Perspektiven auf mein Leben.“ Für Sabitzer enorm wichtig: seine Familie. Seit 2017 ist er mit Partnerin Katja Kühne liiert und mittlerweile verlobt, im April 2019 wurde er Vater. „Ich glaube, dass sein privates Umfeld ein wesentlicher Grund dafür ist, dass er in der jüngeren Vergangenheit noch mal einen Schritt nach vorn gemacht hat“, sagt Österreichs U-21-Trainer Werner Gregoritsch, der die Familie Sabitzer seit vielen Jahren gut kennt. Das sieht der Mittelfeldstar auch selbst so. Die Geburt seiner Tochter habe ihn zufriedener und gelassener gemacht. „Durch ein Kind bekommst du ­andere Perspektiven aufs Leben und auf bestimmte Situationen“, sagt er. „Ich bin einfach glücklich, so ein schönes Familienleben führen zu können. Und ich habe gelernt, mit stressigen Momenten besser umzugehen: Du willst deinem Kind Ruhe vermitteln? Das geht nur, wenn du selbst Ruhe ausstrahlst, statt ebenfalls laut zu werden.“ Droht bei so viel häuslicher Harmonie die Gier auf dem Platz nachzulassen? Bei Marcel Sabitzer ist das auszuschließen. „Wenn ich eines Tages mit dem Fußball aufhöre, dann möchte ich auf eine richtig geile Karriere zurückblicken und tolle Vereine und große Erfolge in meiner Vita stehen haben“, sagt er. Das sei sein Anspruch, und das traue er sich auch zu. „Ob das klappt, liegt teilweise in meiner Hand und teilweise auch nicht. Ich fokussiere mich auf das, was ich beeinflussen kann: meine Leistung.“ Am 16. Februar und am 10. März trifft RB Leipzig im Champions-League-Achtelfinale auf den FC Liverpool. Infos: dierotenbullen.com

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INNOVATOR

IDEEN FÜR EINE B ES S E R ZUKUNFTE

Mode

Innere Wärme Die klugen Kleider kommen: Die Heatable Capsule Collection von AlphaTauri heizt uns ganz schön ein.

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Aufgeplustert war gestern: Diese Jacken wärmen ohne dickes Futter.

o bleibt eigentlich die Smart Fashion? Noch sind kluge Kleider mehr Versprechen als Wirklichkeit – von wenigen innovativen Ausnahmen abgesehen. Zum Beispiel von AlphaTauri: In diesem Winter startete die Mode­ marke die „Heatable Capsule Collection“. Entwickelt mit der Deutschen Telekom und Schöller Textil können die Jacken und Westen das Klima im Inneren selbständig regulieren. Die Temperatur­ lässt sich entweder per App auf dem Smartphone oder

mittels in den Stoff der ­K leidung eingearbeiteter ­ Tasten regeln – und die Garde­robe übernimmt prompt. Ein Sensor misst die aktuelle Temperatur, beheiz­ bare Elemente wärmen bei Bedarf in den Taschen und am unteren Rücken nach. Teil der cleveren Lösung sind unter anderem ein wärme­ leitendes Futter und eine integrierte Powerbank, die ganz nebenbei auch das Handy aufladen kann – ideal etwa für lange unbeschwerte Tage in der freien Natur. alphatauri.com

Temperatur im Griff: Die Telekom ent­ wickelte die App zur Steuerung der Wärmeintensität.

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IN ALLER KÜRZE GUTE VERBINDUNG Diese Gründer geben bekannten Themen einen neuen, auf­regenden Dreh.

MEHR AUSTAUSCH Du fühlst dich einsam? Möchtest plaudern – über dich, deine Hobbys, das Leben? Die Online-Plattform Ahoyly vermittelt Gleich­ gesinnte. Die Anmeldung dauert zwei Minuten, getalkt wird über Skype, Zoom etc. Gründerin Ania Krol: „Am häufigsten wird übers Reisen diskutiert.“ ahoyly.com

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN 02/2020

Der Sinn-Stifter: Ex-Mönch und Internet-Star Jay Shetty verrät, wie du mehr Erfüllung findest

Der Optimierer: Biohacker Andreas Breitfeld erklärt, wie Technik deinen Körper stärken kann

So klingt der Mensch Ein Gerät namens „Touch Me“ macht unseren Körper zum Instrument – der Name deutet schon an, dass die Musik hier eher Nebensache ist.

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as Ding, das jeden Menschen zum Klangkörper macht, erinnert an ein Mini-Skateboard. Tatsächlich ist es ein Midi-Controller, mit dem sich Körperteile in Instrumente verwandeln lassen: der Hals zum Beispiel in eine Flöte, der Arm in ein Klavier, der Bauch in eine Gitarre. Alles, was dazu nötig ist, sind eine Computer-Verbindung (ganz einfach per USB-Kabel) und ein zweiter Mensch. Musiker und Designer Sasha Pas, Entwickler von „Touch Me“, hatte bei der ­Erfindung nicht nur Musik im Sinn. Viel wichtiger war ihm die Bedeutung von Berührungen für das menschliche Wohlbefinden: „Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von Interviews mit Psychologen, Therapeuten und Pädagogen gemacht, um noch mehr darüber zu erfahren. Heraus kam, dass wir Menschen sehr anpassungsfähig sind, aber ohne Berührungen nicht leben können.“ Und deshalb funktioniert „Touch Me“ auch am besten zu zweit. Beide halten je eines der zwei Enden des mit dem Computer verbundenen Geräts in einer Hand, die andere Hand spielt Melodien auf dem Körper des Partners (hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt). „Touch Me“ misst den Widerstand zwischen den Kontaktbereichen und sendet das Ergebnis

Musik aus dem Bauch, aber wirklich: „Touch Me“ macht aus dem Körper ein Instrument.

als Midi-Signal an den Computer. Mit der Intensität des Drucks können die Töne verändert werden. Zusätzliche Modifikationen sind am Computer möglich (zum Beispiel mit Apples „Garage Band“). „Touch Me“ eignet sich natürlich nicht nur für Hausmusik. Sasha Pas: „Als wir Fremde noch ohne Sorge berühren konnten, haben wir bis zu fünfzig Menschen verbunden, sie sozusagen als soziales ­Instrument gespielt.“ Nachsatz: „In der aktuellen Situation denken die Menschen – glaube ich – mehr denn je über Berührungen nach.“ „Touch Me“ wird voraussichtlich ab Mitte Februar ausgeliefert, der Preis wird bei rund 75 Euro liegen. playtronica.com

Die Klima-Retter: wie zwei Gründer CO² aus unserer Luft filtern wollen

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AUSGABE DEUTSCHLAND EURO 2,50

Dieser Mann entlarvt unsere Klischees – und trifft einen Nerv: Tedros „Teddy“ Teclebrhan, 37

Alle lieben Teddy

IDEAS FOR A BETTER FUTURE

ALPHA TAURI, FILIPE CONDE, PLAYTRONICA, FEELBELT, AHOYLY

DAVID MAYER, LOU BOYD

MEHR BAUCHGEFÜHL Sounds hören wir mit den Ohren, klar. Was aber, wenn wir sie fühlen könnten? Mit seinem etwa beim Gaming einsetzbaren Hightech-Gürtel will Gründer Benjamin Heese das demnächst ermöglichen – Good Vibrations mal anders. feelbelt.com

Berührende Melodien

Wie der deutsche YouTube-Star Millionen Menschen mit seinem Humor vereint

BETTER FUTURE EDITION

Mehr Inspiration für ­ ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: ­redbulletininnovator.com

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Ein Gerät, das Menschen verbindet: Die Töne entstehen durch Berührungen.

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Szene aus dem Bike-Epos „The Old World“: Frankreichs BMX-Pro Matthias Dandois zeigt einen Steamroller Barspin in einem Vorort von Paris.


Schöne alte Welt Fünfzehn Top-Fahrer, sieben Länder, abstürzende Drohnen und ein Regisseur, der seine Stars anzündet: „THE OLD WORLD“ ist der europäische Bike-Film. Hier erzählen seine Protagonisten, wie man mit Herzblut und Leidenschaft ein unmögliches Projekt stemmt. Text TOM GUISE, STU KENNY  und PIERRE-HENRI CAMY Fotos JULIAN MITTELSTÄDT

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Früher Morgen in Strandafjellet, Norwegen. Im Winter kann man hier auf dickem Weiß von den Bergen bis hinunter an die Fjorde fahren, aber heute, im Frühling 2019, verhüllt eine dicke Wolkenschicht grüne Hänge. Aus dem Dunst schält sich eine Gestalt und wird größer. Es ist der Schwede Martin Söderström, 29, einer der besten Freerider seines Landes. Eine Drohne folgt ihm, fängt jede ­Bewegung ein. Erstaunlicherweise hat er noch keinen großen Film gedreht. Bis jetzt … „Wie ist es möglich, dass einer der einflussreichsten Rider der Welt sein Können noch nie in einem großen Bike-Film gezeigt hat?“, fragte sich der deutsche Mountainbike-Pro Andi Tillmann 2018. Die Antwort: Alle großen Produktionen spielten in Ame­ rika. „Die Amis nehmen ihre Locations und ihre Rider“, erzählt der 32-Jährige, der gemeinsam mit seinen Brüdern Toni und ­Michi in supererfolgreichen Bike-Filmen vor und hinter der ­Kamera mitgewirkt hat. „Europäische Top-Rider fallen durch den Rost.“ Das war die Initialzündung für das größte Projekt der Tillmanns – und vielleicht der europäischen Szene überhaupt. Zwei Jahre später ist „The Old World“ fertig. Die Reise führt uns von Norwegens Fjorden in die Großstädte Paris und Berlin und nimmt uns mit ins staubige, sonnige Spanien, wo sich die Dirt-Jump-Elite in La Poma ein Stelldichein gibt. Die Crew hatte mit unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen: Verletzungen, technischen Troubles, zu schlechter Letzt einer globalen Pan­ demie. Jedes Land hat seine eigenen Drohnen-Gesetze, und das Wetterfenster für Dreharbeiten ist in Europa sehr schmal. „Ich hatte blonde Haare, als wir mit dem Film begannen. Heute habe ich eine Glatze“, grinst Andi. Wegen dem Stress seien ihm die Haare ausgegangen. Aber es hat sich gelohnt. Auf den nächsten Seiten nehmen uns Tillmann und die Rider mit auf einen Trip hinter die Kulissen des ersten europäischen Bike-Blockbusters … „The Old World“: abrufbar aktuell u. a. auf Amazon Prime Video, demnächst auf Red Bull TV; Infos: redbull.com

Regisseur Andi Tillmann filmt Martin Söderström in Stranda, Norwegen. Links: Andi Tillmann (Mitte) mit seinen Brüdern Toni (li.) und Michi

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STRANDA, NORWEGEN Riders: Martin Söderström (Foto), Emil und Simon Johansson (alle SWE) Disziplinen: Trail, Slopestyle Tillmann: „Es brauchte ein Jahr, um alle Genehmigungen für Strandafjellet zu bekom­ men. Wir durften so gut wie nichts verändern, da die Trails Teil eines regulären Wege­ netzes sind. Wir wollten diese cleane, kontrollierte Art rüber­ bringen, wie in Skandinavien gefahren wird. Wir nennen sie den ‚Schwedischen Style‘. Dazu entwickelten wir ein ­eigenes Kamerasystem: Eine Arri-Alexa-­Filmkamera ist mit einer kardanischen Auf­ hängung an einem Rucksack befestigt. Damit fährt der Kameramann – ich – Vollgas vor den Profis her.“ Söderström: „Ich war noch nie zuvor in Stranda gewesen. Bei Sonnenaufgang mit Emil und Simon hier zu stehen und die Trails für uns allein zu haben fühlte sich fast surreal an. Ich war vielleicht der erste Freeride-Pro aus Schweden, aber inzwischen kommen viele gute Talente nach. Im Winter fahren wir viel indoor, das erzieht zu sauberer Fahr­ technik. Wir ­lieben technisch schwierige Sachen, zum Bei­ spiel Barspins und Tailwhips. Für unseren Style ist entschei­ dend, dass alle Tricks einfach und entspannt wirken.“ THE RED BULLETIN

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Freeride-Biker Vincent Tupin (oben) im SommerSegment mit Kameramann Robin Delale in Rhône-Alpes.

BERLIN, DEUTSCHLAND Riders: Bruno Hoffmann (Foto oben), Mo Nussbaumer (beide GER) Disziplin: BMX Street

CHÂTEL, FRANKREICH Rider: Vincent Tupin (FRA) Disziplinen: Snow Freeride, Downhill Tillmann: „Ursprünglich war eine reine Schnee-­ Episode geplant, gefilmt im Snowpark in Châtel.“ Tupin: „Die Arbeit im März 2019 begann planmäßig. Doch eines Tages blieb mein Vorderrad im tiefen Schnee stecken, ich stieg böse ab und kugelte mir die Schulter aus. Der neue Plan lautete, nächsten ­Winter bei besseren Bedingungen wiederzukommen.“ Tillmann: „2020 war der beschissenste Winter aller Zeiten. Viel zu warm, alle Abfahrten geschlossen.“ Tupin: „Den Rest unseres Drehplans ruinierte Covid-19. Alle Skigebiete zu! Plan C? Wir drehten das letzte ­Segment im Hochsommer auf meinen Home-Trails in Maxilly-sur-Léman – auf Erde statt Schnee.“ 54

Tillmann: „Wir wollten auch Street Riding zeigen, was für uns gestandene Mountainbiker gar nicht so einfach war. BMX ist eine andere Welt, ein anderes Mindset, die Top-Rider arbeiten mit ihren eigenen FilmCrews. Dieses Segment haben wir nur mit einer Handkamera gedreht, um hautnah zu zeigen, wie die Jungs die Möglichkeiten und Beschränkungen der Stadt nutzen, um kreativ zu werden.“ Hoffmann: „Street Riding ist oft illegal, darum arbeiten wir in aller Regel nur mit einer Kamera: Wenn es brenzlig wird, hilft nur die Flucht! Doch diesmal hatten wir für fast alle Locations Drehgenehmigungen. Das nahm einerseits Druck raus, erhöhte ihn auf der anderen Seite aber auch: Bloß so rumrollen war nicht! Wir mussten abliefern. Für mich ist BMX Street einfacher zugänglich als Mountainbike. Du brauchst kein teures Bike, keine spektakulären Trails. Die gesamte Stadt ist unser Spielplatz. Auf dem BMX nimmst du sie völlig anders wahr. Treppen, Geländer, Stufen: Alles wird zum Bike-Spot.“ THE RED BULLETIN


BMX-Street-Pro Bruno Hoffmann im August 2019: „Ich liebe Berlin, vor allem im Sommer.“

„Auf dem BMX nimmst du Städte anders wahr. Treppen, Geländer, Stufen: Alles wird zum Bike-Spot.“ Bruno Hoffmann


„Es ist schwierig, Spots für Chris zu finden, denn er fährt, wo niemand mehr fahren will.“ Regisseur Andi Tillmann

MTB-Trial-Star Chris Akrigg in den schottischen High­ ­­ lands, September 2019: „Das Wetter warf unsere Pläne fast täglich durcheinander!“


SCHOTTLAND Rider: Chris Akrigg (GBR) Disziplin: Mountainbike Trial Tillmann: „Chris’ Style auf dem Bike ist einzigartig. Wild und trotzdem smooth. Er fährt, wo niemand mehr fahren will. Wir hatten Locations in den High­ lands und auf den Inseln gefun­ den, aber alles umsonst: Das Wetter machte Filmen unmög­ lich. So mussten wir improvi­ sieren und dort drehen, wo es irgendwie möglich war.“ Akrigg: „Die Highlands sind ­riesig, aber für meine Art des Bikens brauche ich nicht viel Platz. Ich sehe Hindernisse, schon schaltet sich mein Kopf ein: Das müsste so gehen, und das dort könnte fahrbar sein, wenn … Nicht einfach, die Schwierig­keiten meiner Lines rüber­zubringen. Bei Halbzeit der Drehtage rammte ich mir die Antenne des Funkgeräts in die Rippen, blieb mit einem Pedal an einem Felsen hängen und stürzte kopfüber ab. Ich fiel so blöd, dass sich das Funk­ gerät in ­meiner Hosentasche zwischen Becken und Rippen bohrte. Ich wusste, dass das gar nicht gut war. Zwar biss ich in den nächsten zwei, drei Tagen die Zähne zusammen, schließlich waren die Schmer­ zen aber so groß, dass sie mich beim Fahren echt behin­ derten – und das, obwohl ich mich während dieser Zeit hauptsächlich von Schmerz­ mitteln ernährte.“

Downhill-Pro Rachel Atherton filmt rund um Cadair Idris, Wales.

WALES Rider: Rachel Atherton (GBR) Disziplin: Downhill

„Bei einem so großen Projekt willst du dich nicht blamieren.“ Rachel Atherton THE RED BULLETIN

Tillmann: „Unser Arbeitstitel für dieses Segment lautete: ‚Voller Einsatz‘, und das war auch passend, wenngleich anders als geplant. Wir wollten ausschließlich mit Drohnen fil­ men, aber der Wind am Cadair Idris (Berg in Snowdonia) ver­ eitelte das bei unserem ersten Shoot. Die Drohne stürzte gleich beim ersten Versuch ab. Ich lief den ganzen Berg runter, holte das Ersatzgerät – das prompt ein Software-Problem entwickelte. Und vor dem drit­ ten geplanten Dreh riss sich Rachel die Achillessehne …“ Atherton: „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen (die Verletzung passierte im Juli 2019, Anm.). Der Prozess fühlt sich fast wie Trauer an, mit all den unterschiedlichen Stationen: Zorn, Fassungslosig­ keit, schließlich Leere. Wenn man sich mitten während der Saison des UCI Mountainbike World Cup verletzt, fällt man vom Podium in ein tiefes Loch.

Die Schwierigkeit ist, neu zu fokussieren und sich auf den langen Weg zurück zu konzen­ trieren. Neun Monate durfte ich  kein Bike anrühren, nun sollte ich das Filmsegment für ‚The Old World‘ zu Ende brin­ gen. Bei einem so großen ­Projekt willst du dich nicht bla­ mieren. Ich wusste bis zum Schluss nicht, ob ich fit genug sein würde. Vor der Kamera zeigte sich, dass meine Beden­ ken unnötig gewesen waren. Ich fuhr gut. Der erste Teil war Biken in der wilden Natur, große Berge, ­Freiheit. Der zweite Teil, gedreht auf den Trails rund um unser Haus, handelt vom Einsatz, dem Wil­ len zum Comeback. Ich hoffe, das kommt im Film auch rüber. Für mich ist das Größte, zu merken, dass ich langsam wie­ der zu meinem alten Ich werde. Dass ich wieder schnell bin, den Renn-Speed wiederfinde. Racing liegt mir im Blut. Auf den Trails wieder absolut Voll­ gas geben zu können: Das sind die Momente, für die sich all der Einsatz der letzten Monate lohnen wird.“   57


PARIS, FRANKREICH Rider: Matthias Dandois (FRA) Disziplin: BMX Flatland

Tillmann: „In Paris zeigt Matthias seine smoothe Interpretation von BMX Flatland. Für uns war es schwierig, eine neue Perspektive auf eine Stadt zu finden, in der bereits so viel gedreht

wurde. Unser Ansatz, um die technische Präzision ­seiner Tricks zu zeigen: ein 600-mm-Super-Teleobjektiv mit Gimbal (kardanischer Aufhängung, Anm.) auf einem Segway. Wir drehten viel in Vorstädten, und prompt wurde eines Tages unser Auto aufgebrochen. Alle Laptops und Festplatten weg! Gottlob hatten wir Back-ups.“ Dandois: „Es dauert Monate, um in Paris Drehgenehmi­ gungen zu kriegen. Die große, ­professionelle Crew machte es leichter. Seit 20 Jahren werde ich überall verjagt, und plötzlich: Paff! Befugnisse! In Barbès im Norden von Paris hatten wir sogar Polizeischutz. Es passierte dann aber eh nichts. In solchen Gegenden kannst du dir sicher sein, dass schräge Gestalten am Set auftauchen. Mein Favorit war ein sturz­ betrunkener Typ, der mir erklären wollte, wie man ­Fahrrad fährt.“ (Lacht.)


August 2019: Matthias Dandois macht einen­ One-Hand MC Circle im berühmten Gare du Nord, Paris.

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LA POMA, SPANIEN Riders: Nico Scholze (GER, Foto links), Dawid Godziek (POL), Diego Caverzasi (ITA), Bienvenido Aguado Alba (ESP) Disziplin: Dirt Jump Tillmann: „Die Stimmung in diesem Bikepark außerhalb von Barce­ lona ist fast wie unter Surfern. Wir arbeiteten mit einer großen Cable Cam und einem Kran. Diego war mit einem blessierten Dau­ men aufgetaucht, am dritten Drehtag ging Nico hart zu Boden und verletzte sich am Rücken. Zum Glück war es nichts Ernstes!“ Scholze: „Es passierte bei einem Routinetrick, einem Tailwhip 360 über den größten Kicker. Ich kam ein wenig zu kurz und ging über den Lenker ab. Kurz davor hatte ich Andi gesagt: ‚Heute wird ein guter Tag!‘ Ich hatte geplant, Freestyle-Motocross-Tricks mit dem Mountainbike zu machen. Ich wusste, dass das möglich ist, denn Rotation und Airtime sind vergleichbar. Ich hatte FMXer bei einem Dreh beobachtet, und das aufs Mountainbike zu übertragen wäre mein Plan für diesen Tag gewesen. Wäre. Konjunktiv.“

Der polnische Dirt Jumper Dawid Godziek bei einem One-Foot-Tabletop im Bikepark von La Poma.

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„Ich wollte der Welt FreestyleMotocrossTricks mit dem Mountainbike zeigen.“ Nico Scholze THE RED BULLETIN


„Andi bat uns, einen zweiten Helm mitzubringen. ‚Über­ raschung, wir wollen euch anzünden!‘, meinte er.“ Nico Vink beim Flaming Manual.

KUDOWA, POLEN Riders: Nico Vink (BEL, Foto rechts), Szymon Godziek (POL) Disziplin: Big Air Tillmann: „Das Gegenteil von Norwegen: Ging es bei Söderström & Co um Kontrolle, drehte sich hier alles um Kontrollverlust: wahnsinnig schnell, gigantische Sprünge. Unsere Tools: ein Kran, ein Kamera-Rucksack um 100.000 Dollar und eine Super-8Kamera. Normalerweise würde man Stuntmen für die Feuer-Nummer nehmen, aber die wären auf dem Kurs völlig verloren. Wir mussten checken, wie Nico und Szymon reagieren, wenn man sie anzündet.“ THE RED BULLETIN

Vink: „Wir trugen für unsere Runs feuerfeste Unterwäsche, die mit einem speziellen Gel getränkt war. Dann kam Benzin drüber, und wir fuhren los. Die Filmsegmente waren nicht sehr lang, im Ziel standen zwei Feuerlöscher parat. Trotzdem: Wären wir unterwegs gestürzt, wäre es spannend geworden. Natürlich lief trotzdem nicht immer alles nach Plan: zu wenig Benzin (noch einmal rauf, bitte!), zu viel Benzin (ui, jetzt wird’s aber gleich ungemütlich!). ­Verbrennungen habe ich mir keine geholt. Unsere Runs für ‚The Old World‘ waren am Limit zum Kontrollverlust. Das ist genau jene Region, in der wir Extremsportler zu Hause sind. Das ist unser Leben.“   61


Der Performancekünstler NICK CAVE, 62, aus Missouri ist mit seinen schrillen Ganzkörperkostümen, sogenannten Soundsuits, zum Weltstar geworden. Seine Arbeiten regen zum Nach­denken an, indem sie mit Vorurteilen spielen. Und verleihen schwergewichtigen Themen ungeahnte Leichtigkeit. Redaktion FLORIAN OBKIRCHER

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NICK CAVE/JACK SHAINMAN GALLERY

Bunt ist die Hoffnung


Pelzig bunter ­ ktivismus: Tanz A in den farbenfrohen „Soundsuits“ des Künstlers (nicht des Sängers) Nick Cave


Nick Cave, 62, schwarz und homosexuell. Sein Ziel: Alter, Hautfarbe und Geschlecht sollen nicht länger von Bedeutung sein.


„Ich zeige Bilder, die wir gerne ignorieren, aber nicht ignorieren können.“

JIM PRINZ/JACK SHAINMAN GALLERY, TRAVIS MAGEE

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s ist immer dasselbe mit Nick Cave. Kommt man mit seiner Kunst in Berührung, verwandelt man sich vom Er­ wachsenen in ein staunendes Kind. Seine unglaublichen Fantasie­ welten lassen keine andere Reaktion zu als weit aufgerissene Augen und herunter­ geklappte Kinnladen: Wir bekommen es mit kreischbunten Yetis zu tun oder mit Wesen, deren Körper aus tausenden Knöpfen bestehen und statt Gesichtern Abakusse haben. „Die meisten Leute sind erst einmal fasziniert von der Größe und der positiven Stimmung, die herrscht“, meint Cave. Er ist nicht nur Stoffbild­ hauer und Künstler, sondern hat auch eine Tanzausbildung und inszeniert ­seine Werke gern wie afrikanische Bantu-­ Rituale – mit Trommeln, Tanz und Lebens­freude. „Aber sobald sie genauer hin­sehen, wird ihnen klar: Oh Mist, das ist gar nicht so hübsch, wie es auf den ersten Blick scheint.“ Doch dann ist es meist schon zu spät: Gefangen in Nick Caves fein gesponnenem Gedankennetz kann sich der Betrachter dem Grauen, das hinter dem fröhlichen Überschwang lauert, nur noch schwer entziehen. Caves jüngste Ausstellung „Until“, die von September 2020 bis Januar 2021 auf 2200 Quadratmetern im The Momentary Museum in Bentonville im US-Bundes­ staat Arkansas zu sehen war, ist da keine Ausnahme. Rund 16.000 Aluminium-Windspiele ließ der 62-Jährige an der Decke auf­ hängen. Ganz egal wohin der Blick fiel – überall Funkeln, Glitzern, Regenbogen­ farben. Eine surreal schöne, fast schon

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Im Galopp in das New Yorker Grand Central Terminal: In jedem Pferde-Soundanzug stecken zwei Menschen. Die Frage: Wie bewegen wir uns als Team in der Welt?

hypnotisierende Kulisse, hätte man nicht mittendrin ein paar weniger beschau­ liche und sehr realistische Dinge ent­ deckt: Windspiele in Form von Pistolen, Patronenkugeln und Tränen etwa. Es ist Caves faszinierende Art, sich mit Waffen­ gewalt, Ungleichbehandlung und Polizei­ brutalität auseinanderzusetzen. Schwer verdaulichen Themen eine Art Leichtig­keit zu verpassen, Schönes mit Häss­lichem zu verbinden – das ist der rote F ­ aden, der sich durch alle Arbeiten des Künstlers zieht. Cave nennt das ­„Verstecken & Enthüllen“ und sagt: „Ich schaffe positive Traumwelten und durchbreche sie mit Dingen, mit denen

wir – und insbesondere ich als schwarzer Mann in den USA – jeden Tag konfron­ tiert werden. Ich zeige Bilder, die wir gern ignorieren, aber die wir in Wahrheit nicht ignorieren können.“ Subtile Gesellschaftskritik, mit der Nick Cave, aufgewachsen mit sieben ­Brüdern und einer alleinerziehenden Mutter unter schwierigen finanziellen Bedingungen in Missouri, zu einem der angesehensten zeitgenössischen Künstler der Welt wurde. Caves Arbeiten wirken auf den ersten Blick wie leichte Kost, weshalb er mit ­ihnen auch die Massen erreicht. Sie sind in den wichtigsten Museen und Galerien   65


„ Man darf nie vergessen: Da draußen ist auch noch eine Welt.“ Für seine Mission verlässt Nick Cave immer öfter Ateliers und Galerien, also die traditionellen Kunsträume.


der Welt ausgestellt. Seine Skulpturen werden für 150.000 US-Dollar aufwärts gehandelt, das Musik-Powerpaar Jay-Z und Beyoncé zählt zu den erklärten Sammlern, und Caves Galerist Jack Shainman meint: „Wenn die Leute ­beginnen, nach Autogrammen deines Künstlers zu fragen, dann weißt du: Das ist jetzt eine andere Liga.“

NICK CAVE/JACK SHAINMAN GALLERY

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ngefangen hat Caves Karriere ­allerdings in aller Stille – 1992, auf einer Parkbank in Chicago, ­jener Stadt, in der er jetzt wohnt. Die ­Polizisten, die den Afroamerikaner ­Rodney King bei einer Verkehrskontrolle fast zu Tode geprügelt hatten, waren ­gerade freigesprochen worden. Ein Aufschrei der Empörung hallte durch die USA – und Cave grübelte im Park der Frage nach: „Wie kann ich in einem Land existieren, das mich wegen meiner Hautfarbe als Bedrohung sieht?“ Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, lenkt seine Aufmerksamkeit auf Zweige am

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Boden. Sie sind, überlegt er, abgetrennt vom Baum und doch ein Teil des Ganzen. Jeder hat eine eigene Form. Nick Cave sammelt die Zweige ein und bringt sie heim – ohne zu wissen, was genau er ­damit machen würde. Das Ergebnis ist schließlich sein erster „Soundsuit“. Eine tragbare GanzkörperInstallation, die schließlich zu seinem Markenzeichen wird. Mehr als fünf­ hundert solcher Fantasiekostüme hat Cave seither geschaffen. Die bereits eingangs erwähnten Yetis und die Knopf-Wesen gehören zu ihnen. Manche Entwürfe sind drei Meter hoch. Soundsuits heißen sie, weil sie auch ­Geräusche von sich geben – abhängig von den Materialien, aus denen sie ­hergestellt sind. Sie rascheln, knarzen, klappern. Und das Wichtigste: „Sobald du in ­einen Soundsuit schlüpfst, bist du von deiner Umwelt abgeschirmt.“ Hautfarbe, Geschlecht, Alter, sozialer Status – all das sei dann nicht länger relevant, erklärt

„Die Neugier zu erhalten, ist wichtig. Für mich geht es immer ums Träumen.“

Cave die Idee hinter den Anzügen. Er ­fertigt sie aus Fundstücken vom Flohmarkt, Bast, Drähten oder sogar menschlichem Haar. Die Soundsuits sind für ihn ein Statement gegen Diskriminierung. Betrachter können vorurteilsfrei auf die Menschen zugehen, die in den Kostümen stecken. Sie verhindern Schubladendenken. Und auch die Menschen in den Anzügen können sich frei und ungehemmt bewegen.   67


Neue Denkmäler braucht das Land: Nick Caves Lebensbaum ist ein Hybrid aus Pflanze und Mensch, mit Keramikvögeln in den Zweigen.

des Dialogs glaubt. Doch wie viele andere sah er im vergangenen Jahr seine positive Grundeinstellung massiv auf die Probe gestellt. Als im Frühjahr die Pandemie ausbrach, veröffentlichte er eine Video­ reihe namens „Cultural Stimulus“, in der überdimensionierte Smileys die Haupt-

Kinetic Spinner Forest: eine Installation, die bei der Cave-Schau in Arkansas zu sehen war. Bei genauer Betrachtung entpuppten sich die Windspiele als Pistolen und Tränen.

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rolle spielten – der Tod von George Floyd durch Polizeigewalt im Mai 2020 war dann nicht mehr so leicht wegzulächeln. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ­riefen Cave und sein Lebenspartner Bob Faust – er ist ebenfalls Künstler – das Projekt „Versöhnung“ („Amends“) ins Leben. Sie luden Nachbarn, Freunde und lokale Persönlichkeiten ein, die Schaufenster von Caves Galerie in Chicago mit „Briefen an die Welt“ zu tapezieren. In diesen ­Botschaften sollten die Teilnehmer zum Thema Rassismus und ihrer Rolle darin reflektieren. Cave ist davon überzeugt, dass eine gespaltene Gesellschaft nur mit Ehrlichkeit und der Bereitschaft zum Dialog wiedervereint werden kann. „Ich zwinge mich immer, strategisch zu denken. Mein Publikum und ich mögen aus unterschiedlichen Welten stammen, und wir mögen unterschiedliche politische Ansichten haben“, sagt er. „aber wir arbeiten zusammen, weil wir in meinen Projekten alle Partner werden.“

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erzeit tüftelt Cave an einer Serie namens „A·mal·gams“ – Bronze­ statuen, die mitunter auch als „Soundsuits 2.0“ bezeichnet werden. Eine der Skulpturen zeigt eine sitzende Person – Oberkörper, Arme und Beine sind mit Blumen übersät. Anstelle eines Kopfs wächst ein Baum, in dessen Ästen Keramikvögel sitzen. „A·mal·gams“ ist Nick Caves Antwort auf eine brandaktuelle Debatte: Wer oder was soll in Zukunft auf den Podesten ­jener Denkmäler stehen, die noch vor kurzem an Menschen erinnerten, die von der Sklaverei profitiert haben – und die im Zuge der Black-Lives-MatterBewegung gestürzt wurden? Wie können wir diese Statuen, die an Zeiten voller Hass und Leid gemahnen, in Symbole der Hoffnung umwandeln? „Mein Vorschlag ist ein Lebensbaum“, sagt Cave. „In Bäumen finden Vögel aller Art zusammen und bauen ihre Nester.“ Für Cave sind die Bronzeskulpturen eine natürliche Weiterentwicklung seiner Arbeit. „Das meiste spielt sich doch sowieso im Kopf ab. Ich wünsche mir, dass der Betrachter der Statuen sich fragt: ‚Was fühle ich? Wie würde ich mich ­damit bewegen?‘ Sich seine Neugierde zu erhalten, ist wichtig. Für mich geht es immer ums Träumen. Und darum, sich vorzustellen, wie eine gute Zukunft aussehen könnte.“ THE RED BULLETIN

NICK CAVE/JACK SHAINMAN GALLERY, JIM PRINZ/JACK SHAINMAN GALLERY

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ave mag mit seinen Arbeiten Risse in der Gesellschaft aufzeigen – sein Ziel ist es aber auch, sie zu kitten und die Menschen zusammenzubringen. 2013 ließ er zu diesem Zweck dreißig ­lebensgroße Pferdefiguren in Manhattans Bahnhof, dem Grand Central Terminal, galoppieren. „In den Pferde-Soundsuits steckten jeweils zwei Menschen“, erklärt Cave. „Sie mussten zusammenarbeiten, um die Figur zu bewegen. Darum geht’s auch im großen Ganzen: wie wir uns als Team in der Welt bewegen.“ 2018 produzierte Cave in einer ehemaligen Ausbildungshalle der US-Armee in New York eine Show, bei der die Be­ sucher eingeladen waren, mitzutanzen. „Wie können wir Angst und Frustration auf nonverbale Art loswerden? Das war die zentrale Frage“, sagt Cave. „Ich habe zu diesem Zweck ein Behördengebäude zu einem Tanzsaal gemacht.“ Im Jahr darauf organisierte er in Boston die erste „Parade der Freude“ – eine Prozession, die, angeführt von 75 lokalen Künstlern, die unterschiedlichen Communitys der Stadt näher zusammen­ bringen sollte. Für seine Mission verlässt Cave immer öfter die traditionellen Kunsträume. „Das Atelier ist eine Sache. Aber man darf nie vergessen: Da draußen ist auch noch eine Welt.“ Nick Cave ist ein Optimist, der an das Gute, an Veränderung und an die Kraft


„ Sobald du in einen Soundsuit schlüpfst, bist du von ­deiner  Umwelt abgeschirmt.“ Dieser Anzug ist aus Tausenden von ­Plastikknöpfen gefertigt, als ­­Gesichtsschutz dient ein Abakus vom Flohmarkt.


Mathilde Gremaud in ihrem Element: auf den weißen Pisten von Saas-Fee im Süden der Schweiz

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So leicht ist schwer Freeskierin MATHILDE GREMAUD, 21, schaffte als erste Frau der Welt einen ganz besonderen Sprung: den Switch Double Cork 1440. Porträt einer jungen Schweizerin, die wie die fröhliche Lösung eines komplizierten Rätsels wirkt. Text CHRISTOF GERTSCH  Fotos NORMAN KONRAD


A Als Mathilde Gremaud an einem Montag­ nachmittag im September vergange­ nen Jahres als erste Frau der Welt den „Switch Double Cork 1440“ stand, war es drei Jahre her, dass sie erstmals über die­ sen Trick nachgedacht hatte. „Wäre doch was für dich“, sagte ihr Trainer damals. Und sie antwortete: „Ey, spinnst du?“ Das war während einer Trainings­ session, in der sie sich mit einem „Switch Cork 900“ abmühte, einem rückwärts angefahrenen Salto mit eineinhalb Schrauben. Man würde denken, für eine Topsportlerin wie sie sei so ein Trick ein Kinderspiel. Doch wer immer das Schwere übt, dem gelingt irgendwann das Leichte nicht mehr. Genau deshalb hatte sich Gremaud angewöhnt, sich etwas häufiger dem ver­ meintlich einfacheren Teil ihres Reper­ toires zu widmen. Nun aber überdrehte sie trotzdem immer. Irgendwann sagte Misra Torniainen, damals der Schweizer Freeski-Nationaltrainer, heute Gremauds persönlicher Berater: „Du könntest ver­

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suchen, gleich noch ein wenig weiter zu drehen.“ So entstand aus dem verpatzten Switch Cork 900 die Idee zum Switch Double Cork 1440: rückwärts anfahren, Doppelsalto, zwei Schrauben – ein Wahnsinnssprung. Die besten Männer beherrschten den Trick zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren. Aber eine Frau? Torniainen sagt: „Ich glaube, die Män­ ner hätten kein Wort geglaubt, wenn Mathilde erzählt hätte, dass sie sich dar­ an versuchen will.“ Mathilde Gremaud, Jahrgang 2000, wuchs in La Roche auf, einem Dorf in den Freiburger Voralpen am Fuß von La Berra. Der Berg ist bekannt für sein Wintersportgebiet, kein Wunder also, dass Gremaud auf Skiern stand, kaum dass sie gehen konnte. Aber sie spielte auch Fußball, machte Leichtathletik, war mit dem Skateboard und dem Bike unter­ wegs. Sie war immer draußen. Im Winter baute sie mit anderen Kindern aus dem Dorf Schanzen. Und einmal kam der Tag, als ihr Cousin ihr zeigte, wie man sich auf Skiern in der Luft um 360 Grad dreht. Und die kleine Mathilde? Die machte es nach, gleich beim ersten Versuch. Heute sagt sie: „Ja, im Sport – da ist es nie schwierig für mich.“ Das sagt auch Torniainen, er hält sie für unglaublich

talentiert. „Eine Begabte wie sie“, sagt er, „gibt es auf Skiern kein zweites Mal.“ Wenn man sich Gremauds Switch Double Cork 1440 auf Video anschaut, geschehen nacheinander zwei Dinge. Zuerst ist man beeindruckt, man merkt, dass hier gerade eine neue Ära einge­ läutet wird. Dann passiert das eigentlich Besondere: Man will das Video immer und immer wieder abspielen, so hin­ reißend ist es. Denn Gremaud lässt etwas Schweres so leicht aussehen, dass man es fast nicht begreift. Man weiß, wie krass der Trick ist, und gleichzeitig sieht man, wie schön und anmutig sie ihn ausführt, so frei, als könnte sie tatsächlich fliegen.

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ettkämpfe im Freestyle-Winter­ sport können zum Zuschauen ­eine frustrierende Angelegen­ heit sein: Es kommt – weil der kleinste Fehler extreme Folgen hat – häufig zu Stürzen. Und wenn eine Darbietung ge­ lingt, ist es nicht auszuschließen, dass ­eine Athletin, ein Athlet derart an die Grenzen gehen muss, dass in der Erinne­ rung des Publikums nur Anstrengung und Erschöpfung zurückbleiben. Und nicht Leichtigkeit, nicht Freiheit, obwohl der Freestyle-Wintersport genau aus die­ sem Antrieb heraus erfunden wurde. Das liegt daran, dass der Szene heute ein Drang innewohnt, gegen den sie sich lange wehrte: Alles muss immer noch komplizierter, ausgefallener, extremer sein. Das ist nicht per se schlecht. Es ist nicht verwerflich, das Beste aus sich her­ ausholen zu wollen. Aber die Entwick­ lung kann einem ästhetisch orientierten Publikum ein wenig die Lust nehmen. In diesem Spannungsfeld nun wirkt Gremaud wie die Lösung eines kompli­ zierten Rätsels. Keine Ahnung, wie sie das schafft, aber sie ist jederzeit beides:

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„ Die Männer hätten kein Wort geglaubt, wenn Mathilde erzählt hätte, dass sie sich daran versuchen will.“ Mathildes Berater Misra Torniainen über die Bedeutung dieses Sprungs in der Freeski-Welt

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superehrgeizig und superlocker. Sie nimmt sich die anspruchsvollsten Tricks vor, baut sie aber nur in ihr Wettkampf­ programm ein, wenn sie diese mit gro­ ßer Wahrscheinlichkeit steht. Sie will gewinnen, sich dabei aber auf keinen Fall verbeißen. Und sie will besser werden, verträgt es aber nicht, wenn jemand ihr gegenüber das Wort „Training“ benutzt. „Warum kann ich nicht einfach auf den Berg gehen und Ski fahren?“, fragt sie.

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athilde Gremaud weiß noch ge­ nau, wie nervös sie als Mädchen vor Leichtathletik-Wettkämpfen war. Drei Jahre lang war sie im 1000-Me­ ter-Lauf eine der drei Jahrgangsbesten der Schweiz, doch vor jedem Rennen spürte sie den Pulsschlag bis zum Hals. Dieses Gefühl, als ob man sich gleich übergeben müsste – sie hasste es. Irgendwann in dieser Zeit lernte sie, dass ihr die Strenge des Ausdauersports

nicht zusagt. Und dass sie erfolgreicher ist mit ein wenig Ablenkung. Als sie sich an jenem Montagnach­ mittag im September also darauf vor­ bereitete, als erste Frau der Welt den Switch Double Cork 1440 zu stehen, begab sie sich in Gedanken nicht in einen Tunnel, wie es auch im Freestyle-Winter­ sport viele tun. Sie weitete vielmehr den Blick, fand Konzentration a ­ us­gerechnet im Tumult. Sie alberte herum, hörte Musik und nahm damit den Druck von dem Moment. Und fand gerade so in den m ­ agischen Zustand, in dem es nur um diese eine Abfolge geht: Anlauf, ­Absprung, Flug und Landung. Das war in Saas-Fee, auf 3500 Höhen­ metern, nach einem Trainingstag – kurz vor der letzten Talfahrt der Gondel­ bahn. In den Wochen zuvor hatte sich Gremaud auf dem Bag an den Trick her­ angetastet, das ist das große Luftkissen, das man beim Üben in den Lande­bereich einer Schanze oder einer Halfpipe l­ egen kann. Sie spürte, dass etwas geschieht und sie der Beherrschung des Tricks ­näher rückt. Aber reicht das? Wenn man noch nie von einer solchen Schanze abgesprungen ist, ist es schwer, sich das Gefühl vorzustellen. Aber nach allem, was Freeskierinnen und Freeskier erzählen, nimmt der Respekt auch nicht ab, wenn man es zum tausendsten Mal macht. Und selbst die Erfahrensten unter ihnen kennen diese leicht unbehagliche Ungewissheit – dann nämlich, wenn sie sich an einem neuen Trick versuchen. „Es ist wie eine Tür, die man öffnen muss, ohne zu wissen, was einen dahinter erwartet.“ So erklärt es Misra Torniainen, der frühere Schweizer Natio­naltrainer.

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Herumalbern ist mit Mathilde immer drin: Sie schafft es, ­gleichzeitig super­ ehrgeizig und ­superlocker zu sein.


Aufwärm-Modus: Mathilde in der ­Berg­station der Metro Alpin in Saas-Fee


So funktioniert der Switch Double Cork 1440

Mathilde teilt die Flugphase in zwei Abschnitte.

Anders gesagt: Zum ersten Mal einen Doppelsalto mit zwei Schrauben zu machen, rückwärts angefahren, braucht viel Mut. Und setzt voraus, dass man sich gut kennt. Dazu Torniainen: „Wenn du so etwas Schweres­zum ersten Mal versuchst, musst du ­sicher sein, dass dich dein inneres Gefühl nicht trügt. Du musst dich darauf ver­lassen können, dass du den Trick abbrichst, wenn du beim Absprung merkst, dass etwas nicht stimmt.“

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DOM DAHER/RED BULL CONTENT POOL

athilde Gremaud zu zeigen, dass sie diese Sicherheit hat – das war Torniainens Aufgabe. Und die begann lange vor jenem Montagnachmittag im September: Jedes Mal, wenn sie im Training einen Trick, der schiefzugehen drohte, abbrach, sagte er: „Schau, dein inneres Gefühl trügt dich nicht.“ „Wenn der Absprung passt, passt ­alles“, sagt Gremaud. Sie stand den Trick, gleich beim ersten Versuch. Wie Jahre zuvor die allererste 360-Grad-Drehung. „Ein Mann ist den Switch Double Cork 1440 bei der Premiere nie schöner

„ Wenn du so etwas Schweres zum ersten Mal versuchst, musst du sicher sein, dass dich dein inneres Gefühl nicht trügt.“ THE RED BULLETIN

Die Namen von Freestyle-Tricks klingen häufig wahnsinnig kompliziert, sagen aber alles – man muss sie nur Stück für Stück auseinandernehmen. Das gilt auch für den Switch Double Cork 1440: Der wird rückwärts angefahren („Switch“), dann folgen zwei 360-Grad-Drehungen um die Körperquerachse („Double Cork“) und zwei 360-Grad-Drehungen um die Körperlängsachse – macht zusammen 1440 Grad. Wichtig: Rückwärts angefahrene Tricks sind schwieriger, und die Drehungen werden nicht eine nach der anderen aus­ geführt, sondern gehen ineinander über. Mathilde Gremaud unterteilt die Flugphase in zwei Ab­­schnitte: Mit dem ersten Salto (Drehung um die Körperquerachse) verbindet sie eineinhalb Schrauben (Drehung um die Körper­ längsachse), mit dem zweiten Salto noch eine halbe. In Saas-Fee schaffte Mathilde Gremaud auf 3500 Meter Höhe als erste Frau den Switch Double Cork 1440. Der historische Sprung zum Ansehen:

gestanden“, meint Torniainen. Auch Monate später ist er von den Ereignissen oben auf dem Gletscher noch ergriffen. Vielleicht weil er weiß, dass es so häufig schon anders war? Das Schweizer Freeski-Nationalteam, das er geprägt hat, ist eines der besten der Welt, doch auf die erste Olympia­ medaille musste es bis 2018 warten: In Pyeongchang gewann Sarah Hoefflin Gold, Mathilde Gremaud wurde Zweite. Es war Torniainens Abschied. Mehr als ein Jahr dauert es noch bis zu den nächsten Winterspielen, sie sind Mathilde Gremauds großes Ziel. Mindestens bis dahin will sie Profi sein, für ein Studium ist nachher Zeit. Warum sie mit der Weltpremiere nicht gewartet habe, wurde sie nun oft gefragt. Wäre es nicht besser gewesen, die Konkurrenz mit einer Überraschung zu überwältigen und den Switch Double Cork 1440 erstmals im Olympiafinale 2022 zu zeigen, vor aller Leute Augen? Sie lacht, weil sie noch genau weiß, wie sie sich exakt diese Frage ebenfalls stellte. Doch sie beschloss, dass so viel

Kalkül nicht zu ihr passen würde. Als sie merkte, dass sie für den Trick bereit war, wollte sie nicht den Flow unterbrechen. „Es hätte sich falsch angefühlt.“

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rei Jahre lang hatte sie mit den Gedanken an den Trick gelebt, wie aus dem Nichts tauchten sie manchmal auf: in der Gondel, unter der Dusche, im Bett. Oder auch mitten in e­ inem Gespräch. Dann schweifte Mat­hilde Gremaud ab, zog sich in sich zurück und malte sich aus, wie sie den Trick stehen würde. Zunächst fiel ihr das unglaublich schwer, so weit weg war die Vorstellung von der Wirklichkeit. Aber das ist ein Teil dessen, wie sie funktioniert: Sie lässt sich etwas Verrücktes einfallen und verwirft es wieder. Dann wartet sie, bis die Idee zurückkehrt, aber als ernsthaftes Ziel, nicht mehr als ferner Traum. Und irgendwann, vielleicht an einem Montag­ nachmittag im September, irgendwann setzt sie in die Realität um, was anfangs unmöglich schien.

On the road, auf Ski, auf dem Bike – auf Instagram gibt Mathilde Einblicke in ihren Action-Alltag: @mathilde_gremaud

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ANZ E I GE

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2  ALLROUNDER AUF DER PISTE 3  READY TO TAKE-OFF

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Als Werner Schuster 2008 Bundes‑ trainer der deutschen Skispringer wird, hat er beileibe keinen einfachen Start: Der Nachwuchs braucht Zeit, der Erfolg lässt auf sich warten, die mediale Kritik ist dementsprechend groß. Doch mit klaren Werten und nachhaltiger Trainingsarbeit führt Schuster die deutschen Adler zurück an die Weltspitze – eine beflügelnde Geschichte! beneventobooks.com

4  ALLERERSTE BOHNE

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GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

AB IN DEN SATTEL!

CRAIG KOLESKY/RED BULL CONTENT POOL

Auf Enduro-Tour durch Südafrika und Lesotho mit Zweirad-Legende Alfie Cox

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GUIDE Reisen

„Enduro-Fahrer wissen: Schlechte Straßen sind gute Straßen.“ Alfie Cox, 58, langjähriger KTM-Werkspilot, führt Gäste als Destination Red Bull-Guide durch Südafrika. Hier erzählt er, was sie auf der epischen Motorrad-Reise erwartet.

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Streckenabschnitt in Südafrika: eine Woche im Sattel, großteils auf unbefestigten Pfaden

vielleicht auch daran, dass ich seit mehr als 40 Jahren auf dem Motorrad sitze. Zwischen Paris–Dakar und Amerika, ­zwischen Dubai und China bin ich so gut wie überall gefahren. Aber wenn mich einer fragt, was man unbedingt gemacht haben sollte in seinem Einspur-Leben, dann sage ich: Lasst uns einander in Durban treffen und in einer großen Schleife nach Lesotho rauf- und wieder zurück­ fahren. Das dauert eine Woche, aber jeder einzelne Tag wird es wert gewesen sein.

Die Abenteuer-Route

Wir bewegen uns auf den Spuren der „Roof of Africa“, machen allerdings kein Rennen, sondern ein Abenteuer daraus,

und zwar eins, das man über Destination Red Bull buchen kann. Als KTM-Mann stelle ich die perfekten Bikes, ihr bringt eure private Ausrüstung wie Helm, Be­ kleidung und Trinkrucksack mit. Das Gepäck schicken wir voraus, denn geschlafen wird jede Nacht im Hotel. Campen muss in meinem Alter echt nicht mehr sein – von der nicht immer ganz harm­ losen Fauna einmal abgesehen. Ach, eins noch, bevor wir aufsteigen: In Südafrika und Lesotho herrscht Linksverkehr. Gerade wenn man mit dem Motorrad aus dem Gelände wieder einmal auf eine befahrene Straße einbiegt, sollte man sich lieber daran erinnern. Im Auto wäre das einfacher: Man würde es daran erkennen, THE RED BULLETIN

TYRONE BRADLEY/RED BULL CONTENT POOL, KEVIN SAWYER, GETTY IMAGES WERNER JESSNER

hne die „Roof of Africa“ würde es kein Red Bull Hare Scramble am Erzberg geben, auch keine Red Bull Romaniacs und viele ähnliche Veranstaltungen, vermutlich nicht einmal die Rallye Dakar. Das sage ich nicht, weil ich dieses mehrtägige Enduro-Rennen neunmal gewonnen und später selbst veranstaltet habe, sondern deshalb, weil es schlicht als Erstes da war: 1967 fand es zum ersten Mal statt, und der Slogan, den sich der Straßenbauingenieur Bob Phillips dafür ausgedacht hatte, traf den Nagel auf den Kopf: „Ein Rennen auf der schlechtesten Straße der Welt“. Wir Enduro-Fahrer wissen, dass schlechte Straßen gute Straßen sind. Spannende Straßen. Am liebsten ein­ spurig, als Singletrack, über Wiesen und durch Geröll. Auf der Straße fahren, das kann jeder. Im Gelände trennt sich die Spreu vom Weizen, und Gelände haben wir genug hier in Südafrika und Lesotho. Die schönsten Flecken beider Länder werde ich als Guide der Reise-Plattform Destination Red Bull mit meinen Gästen im Herbst 2021 am Motorrad erkunden. Die Gegend ist spärlich besiedelt, die Wege sind kaum asphaltiert. Kein Wunder, dass Motorradkonzerne gerne hierherkommen, um ihre neuen Produkte der Weltöffentlichkeit vorzustellen. Mein Vorteil: Ich kenne die Gegend wie die Taschen meiner Enduro-Jacke. Das liegt


Pretoria

Anreise Start- und Zielpunkt ist der erst 2010 (anlässlich der ­Fußball-WM) eröffnete King Shaka International Airport in Durban, der zum Beispiel von Turkish Airlines, British Airways oder Emirates ange­ flogen wird. Da der niedrigste Punkt der Reise auf Meeres­ niveau und der höchste auf über 3000 Meter Seehöhe liegt, empfiehlt sich eine variable Enduro-Jacke, eventuell ein zusätzlicher Windstopper und ein zweites Paar

Maseru

Lesotho

Durban

Südafrika

warme Enduro-Handschuhe. Als kompetente Reisepartner stehen Destination Red BullGästen die Spezialistinnen und Spe­zialisten von THE TRAVEL BIRDS aus Salzburg zur Seite.

Der Reise-Begleiter: der neunfache „Roof of Africa“-Sieger Alfie Cox

3 Insider-Tipps: Aufsetzen MOKOROTLO Kennt man auch als Basotho-Hut. Er besteht aus getrocknetem Gras, wird händisch gefertigt und ist das nationale Symbol Lesothos. Charakteristisch ist der komplizierte Knoten, mit dem die Enden des Strohs verbunden sind. An jeder Straßenecke zu kaufen.

Spektakulär: die Tugela-Wasserfälle in Südafrika THE RED BULLETIN

Aufkochen BRAAI Die südafrikanische Variante des Barbecue wird über Stunden zelebriert. Aus dem Holz des Kameldornbaums

wird eine schöne Glut erzeugt, dann kommt entweder Boerewors auf den Rost – eine geringelte Wurst mit viel Koriander – oder auch Fleisch von Springbock, Strauß oder Kudu (okay, Rind, Lamm oder Geflügel findet man ebenso). Auftanken SANI MOUNTAIN LODGE Ein Superlativ für die Kumpels ­daheim: einkehren im höchstgele­ genen Pub Afrikas auf 2874 Metern über null, genau an der Grenze zwischen Lesotho und Südafrika ge­ legen. Spezialität: Pizza mit Biltong – dem landestypischen Trockenfleisch –, reifem Cheddar, Chili und Thymian. Das gibt Kraft für die nächsten Kilometer auf dem Bike!

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GUIDE Reisen

Deine Abenteuer mit Top-Athleten Bei Destination Red Bull kannst du Reisen mit Red Bull-Athleten und Ikonen buchen. Hier drei Highlights des Programms 2021:

dass das Lenkrad auf der „falschen“ ­Seite ist. Auf dem Bike fehlt dieser ­Orientierungspunkt. Kaum wo ist die Landschaft so spek­ takulär und vielfältig wie bei uns. Die ­grünen Drakensberge, der karge rote Fels des Semonkong-Canyons, der fast 1000 Meter hohe Tugela-Wasserfall – der zweithöchste auf der ganzen Welt –, das türkise Wasser des Indischen Ozeans, die verschneiten Berge rund um den ­Baboons-Pass: Jeder Tag ist anders und speziell. Wer will, kann sogar Ski fahren, wenn die Kraft nach einem Tag im Sattel dafür noch reicht. Kein Witz, wir kommen am Afriski Resort vorbei, dem einzigen Skigebiet Lesothos, auf rund 3000 Meter Seehöhe gelegen, absolut schneesicher.

In Summe werden wir mit unseren ­ TMs rund 500 Kilometer zurücklegen, K meist auf unbefestigten Wegen. Wir ­werden täglich fünf, sechs Stunden oder mehr auf dem Bike sitzen, oder besser: auf den Fußrasten stehen und dort halt­ machen, wo es sich lohnt – eine Diaman­ tenmine besuchen oder einen Safaripark. Spätestens wenn wir am letzten Tag an der Beachfront von Umhlanga bei Durban sitzen und auf eine unvergessliche Woche anstoßen, bin ich sicher, dass mir jeder Teilnehmer beipflichten wird, wenn ich sage: „Wer das nicht erlebt hat, hat etwas verpasst in seinem Leben!“ Reisetermin: Herbst 2021 (genaues Datum: tbd); Infos und Buchungen: destination.redbull.com

LECH, VORARLBERG FREERIDE-ACTION MIT NADINE WALLNER Als Skilehrerin, Bergführerin und zweifache Freeski-Weltmeisterin kennt Nadine die schönsten Ab­ fahrten ihrer Heimat und nimmt dich mit auf unvergessliche Rides in einem der Top-Skigebiete Europas.

AUSGABE 3 SAISON 2021

Land und Leute

Die perfekte Vorbereitung auf den Trip ist, sich ein wenig in die Geschichte und Kultur Lesothos einzulesen. Man sagt ­übrigens „Lesütü“, nur so als Hinweis. Das Königreich mit zwei Millionen Einwohnern ist komplett von Südafrika umschlossen. Es gilt als höchstgelegenes Staatsgebiet der Welt: Vier Fünftel der Landesfläche liegen auf über 1800 Meter Seehöhe!

DOMINIK LANDERTINGER Der BiathlonWeltmeister nimmt dich mit ins LaufParadies Tirol

WILLKOMMEN IN DEN ALPEN!

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TR AVEL EDITION

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TRAILRUNNING | ENDURO | LAUFEN | FOILING | KLETTERN GOLF | FORMEL 1 | TRIATHLON | FREERIDE-SKIING | MOUNTAINBIKEN

Infos zu allen Reisen 2021 im neuen Destination Red Bull-Magazin. Bestellungen: redaktion@ at.redbulletin.com

22.09.2020 18:25:40

Alle Reisen, Infos und Buchungen unter: destination.redbull.com oder destinationredbull@thetravelbirds.at

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EISENERZ, STEIERMARK EXPEDITION ERZBERG MIT MATTHIAS WALKNER Gemeinsam mit Österreichs Rallye-­ Dakar-Sieger eroberst du den Erzberg am Motorrad, holst dir professionelle Fahr-Tipps und entdeckst auf eurer gemeinsamen Wandertour die raue Schönheit der Eisenerzer Alpen. THE RED BULLETIN

CRAIG KOLESKY/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES/RED BULL CONTENT POOL, ANDREAS VIGL, PHILIPP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

Vom Meer bis auf 3000 Meter Seehöhe und retour im Sattel einer KTM: Klingt nach gutem Plan!

SPIELBERG, STEIERMARK VIP-­ERLEBNIS FORMEL 1 MIT MARK WEBBER Du verbringst das Renn-Wochenende als VIP an der Strecke, triffst Mark Webber zum Essen, erhältst Zugang zur Boxengasse und erkundest den Grand-Prix-Kurs unter Profi-Anleitung in einem Formel-4-Boliden.


Ernährung

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GUIDE Fitness

TRAINING IM ALL-TAG

Immer an der Leine Er macht Astronauten fit für den Weltraum: Hier erklärt Professor Jörn Rittweger, wie Training in der Schwerelosigkeit funktioniert. Plus: Astro-Übungen für Erdlinge.

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Womit Astronauten ihren Körper in Schwung halten

Der menschliche Körper ist ja nicht für die Schwere­ losigkeit gemacht ... Richtig. Die Schwerkraft ist vermutlich der einzige starke Umgebungsreiz, der seit Anbeginn der Evolution wirkt: Alles andere hat sich seit damals verändert: die Luft­ temperatur, die Gaszusam­ mensetzung der Atmosphäre, die UV-Strahlung.

DER VIELSEITIGE Der Liebling aller heißt ARED (Advanced Resistive Exercise Device), weil er perfekt für den Muskel­aufbau ist: Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben – alles möglich! Sieht aus wie eine Gewichtsstange an zwei Säulen, der Widerstand wird mit Luftdruck erzeugt.

„Im Weltraum ist das Training extrem wichtig für die Psyche.“ Jörn Rittweger, Professor für Weltraumphysiologie

DAS LAUFBAND Ein Schulterkorsett hält Astro­ nauten beim Joggen auf dem Laufband. Wichtig ist perfekte Schockisolierung, um durch die beim Laufen erzeugten Schwingungen die Raumsta­ tion nicht zu beschädigen. DER SPRUNGSCHLITTEN Damit sollen Astronauten Sprünge auf der Erde simu­ lieren. Das Gerät trainiert Strecker- und Beugemuskeln im Rücken und in den Beinen. Der Schlitten wird derzeit vom DLR entwickelt, er soll erstmals in zwei Jahren zum Einsatz kommen. THE RED BULLETIN

TOM MACKINGER

Was passiert im All mit dem Körper eines Astronauten? Innerhalb weniger Tage ­scheiden Astronauten einen Liter Flüssigkeit als Urin aus, um Blut loszuwerden, das nun nicht mehr in den Beinen eingelagert ist. Am Anfang ­klagen viele auch über das „Space Adaption Syndrom“: Die Schwerelosigkeit setzt das Balancesystem im Ohr außer Kraft, alles gerät durchein­ander. Der Effekt: Ihnen ist ziemlich übel.

Wenn die Schwerkraft fehlt

FLORIAN OBKIRCHER

Vor Ihrem Job beim Deutschen Luftund Raumfahrtzentrum führten Sie Bettruhestudien durch. Was darf man sich darunter vorstellen? jörn rittweger: Das sind Langzeitversuche, bei denen Probanden über 60 Tage lang im Bett liegen und wir Maß­ nahmen gegen den körper­ lichen Abbau, wie Training, Ernährung, Elektrostimulation testen. So können wir vieles, was bei Astronauten im Welt­ raum passiert, auf der Erde simulieren. the red bulletin:

Festgezurrt am Laufband: die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti 2015 an Bord der Internationalen Raumstation

ESA/NASA

Das Leben auf der ISS (Inter­ national Space Station) ist kein Ponyhof. Als Astronaut bist du zum Beispiel radio­ aktiver Strahlung ausgesetzt, die 300-mal höher als auf der Erde ist. Anfangs ist dir spei­ übel, du baust rapide Knochen und Muskeln ab. Um das zu verhindern, entwickelt Prof. Dr. Jörn Rittweger seit 2009 als Leiter der Abteilung „Mus­ kel- und Knochenstoffwech­ sel“ am Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) Trainingsgeräte (u. a. für die ISS). Im Interview erklärt er, wie man ohne Schwerkraft Muskeln aufbaut und wie man im Weltraum schwitzt.


Vor dem Start Drei Übungen, die Astro-Fitness-Expertin Nora Petersen von der European Space ­Agency Astronauten zur Vorbereitung für eine Reise ins All verordnet.

Die Muskeln leiden ebenso unter der Schwerelosigkeit? Ja, der Muskelschwund setzt schnell ein. Muskeln können nur dann Kräfte entwickeln und sich stärken, wenn sie gegen einen Widerstand arbeiten. Durch die fehlende Schwerkraft im Raumschiff werden sie nicht auf den Boden gepresst, der Widerstand fehlt. Das physiologische System des Körpers funktioniert ohne Gravitation schlicht nicht. Würde es helfen, angehende Astronauten als Muskel­ pakete in den Weltraum zu schicken? Wenn ein Astronaut im Weltraum Muskeln, Knochen und Blutvolumen verliert, kommt er im All damit erst einmal gut zurecht. Problematisch wird es in Bezug auf die Muskelmasse und -kraft erst bei der Rückkehr auf die Erde. Aber da gibt’s ja ausreichend Ärzte. Knifflig würde es bei Missionen zum Mars, die ja durchaus zweieinhalb Jahre dauern können. Und auf dem Mars sieht es mit der ärzt­lichen Versorgung auch eher mau aus, soweit ich weiß. Das klingt, als wäre der Job eines Astronauten ziemlich ungesund. Ja, das wäre er – würden wir Wissenschaftler, Ärzte und Ingenieure die Gefahren nicht erkennen und beseitigen. Deshalb ist ein umfassendes Training im All wichtig. Einerseits, um die Astronauten gesund zu halten, andererseits, um sie möglichst gut auf die Rück­kehr zur Erde vorzubereiten. Wie häufig, lang und intensiv ist das Training im All? THE RED BULLETIN

Inklusive Vor- und Nach­ bereitung etwa zwei Stunden pro Tag. Und das meistens sechs Tage die Woche. Früher wurde die Fitnessroutine nicht immer eingehalten, und bei Zeitmangel wurde sie oft als Erstes über Bord geworfen. Doch in den letzten Jahren wird immer mehr ­darauf geachtet, weil das V ­ erständnis für ihre große Bedeutung zugenommen hat. Neben den Geräten, die auf der ISS verwendet werden: Wie wichtig ist die mentale Komponente des Trainings? Im Weltraum ist das Training extrem wichtig für die Psyche. Sich körperlich zu verausgaben erzeugt in der Muskulatur Botenstoffe wie Interleukin-6 oder das sogenannte BDNF. Ersteres brauchen wir für die Abstimmung des Energiehaushalts mit der Leber und dem Fettgewebe, Zweiteres auch für das Gehirn. Studien zeigen, dass sich Gehirnstrukturen, die für das Verhalten verantwortlich sind, bei Isolation und Bewegungsmangel ver­ändern. Indirekt kann das zu Antriebslosigkeit und zu Stress führen. Mit Sport kann ich Stress abbauen und habe in der Raumstation eine Gelegenheit, mich zurückzuziehen. Wie fühlt sich Sport in der Schwerelosigkeit an? Fast so wie auf der Erde. Allerdings muss in der Raumstation, egal bei welcher Übung, ein Schulterkorsett getragen werden. Sobald sich die Astronauten aber an die Geräte und die Bewegungs­abläufe gewöhnt haben, gibt es kaum mehr Unterschiede. Mehr über All-Sport: dlr.de

1. DIE ROLLENDE GURKE Ziel: Rumpfkraft und Körperkontrolle So geht’s: In Bauchlage Arme und Beine in Verlängerung der Körperachse strecken, sodass nur der Bauch Bodenkontakt hat. Kontrolliert um die eigene Längsachse drehen, ohne dass Füße oder Hände den ­Boden berühren. Arme und Beine permanent strecken. Gewicht und Wieder­holungszahl dem eigenen Fitnesslevel anpassen.

2. KNIEBEUGEN MIT GEWICHT Ziel: Ganzkörperkraft, vor allem Beine und Rumpf/Rücken So geht’s: Gewichtsstange auf die Schultern legen, Gewichte durch Kniebeugen nach unten führen. Rücken gerade und Halswirbelsäule neutral halten; Knie hinter den Zehenspitzen lassen, Körperspannung ­durchgehend aufrechterhalten. Gewicht und Wiederholungszahl dem eigenen Fitnesslevel anpassen.

3. VORGEBEUGTES RUDERN Ziel: Rücken- und Schulter­muskulatur stärken So geht’s: Wie beim Kreuzheben Hanteln oder Gewichtsstange mit ­geradem Rücken tief aufnehmen und bei stabiler, vorgebeugter ­Posi­tion unter die Brust führen. Beine bleiben in Position, und ­Ellbogen liegen eng am Körper. Gewicht und Wiederholungszahl dem e­ igenen ­Fitnesslevel anpassen.

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GUIDE Gaming

Spiel und Uhr werden eins: Die Zeitanzeige des Gadgets kommt im Design von Super Mario Bros. daher.

GADGET

Zeitspiel Gunpei Yokoi ist bekannt als Schöpfer des ersten Game Boy von 1989. Dabei hatte der japanische Erfinder schon zuvor die Popkultur geprägt. 1966 etwa, während er für Nintendo am Fließband für Spielkarten arbeitete, erwischte ihn der Präsident des Unternehmens, wie er mit einem Greifarm spielte. 86

Yokoi rechnete mit seiner Kündigung und war umso erstaunter, als er mitbekam, dass Nintendo seine Erfindung in Serie fertigen wollte. Das Spielzeug verkaufte sich mehr als eine Million Mal. Auf einer Zugfahrt in den 70er-Jahren bemerkte Yokoi einen Geschäftsmann, der geistesabwesend auf seinem

Taschenrechner herumtippte, um sich die Zeit zu vertreiben. Dies inspirierte ihn dazu, Nintendo eine Uhr mit integriertem Game vorzuschlagen. Zwischen 1980 und 1991 veröffentlichte ­Nintendo 60 Versionen der Game & Watch, jede mit integrierter Uhr und einem Spiel. Die Verkäufe schossen in den

zweistelligen Millionen­ bereich und legten die Basis für Nintendos Aufstieg zum Gaming-Giganten. Zum 35. Jubiläum von „Super Mario Bros.“ wurde die Konsole neu aufgelegt – samt Mario-­ Variante von „Ball“, dem Spiel auf dem ersten Modell. Und natürlich mit Uhr. nintendo.de THE RED BULLETIN

TIM KENT

Nintendo legt seine legendäre Konsole Game & Watch neu auf.


HITMAN 3

Heimlicher Angriff

GAMESPRESS

Der ehemalige Elitesoldat und Bodyguard Billy Billingham erklärt, worauf es bei Schleich­ spielen wie „Hitman 3“ ankommt. Stealth- oder Schleichspiele verlangen Selbstbeherrschung – meist in Situationen, in denen wir nur allzu gern zuschlagen würden. Meist geht es darum, sich ohne ­Aufsehen irgendwo durch­ zuschummeln, wie etwa im Samurai-Abenteuer „Ghost of Tsushima“ oder in „Marvel’s Spider-Man“ (beide Play­ Station). Am bekanntesten sind die Anschleichtaktiken aus der Reihe „Metal Gear“ und den „Hitman“-Spielen. Auch im neuen „Hitman 3“ müssen die Spieler entscheiden, ob sie sich lieber möglichst lang unentdeckt anpirschen oder sich mit Karacho auf ihre Opfer stürzen. Bonuspunkte gibt es für Variante eins, kann dieser Zugang doch auch im echten Leben Vorteile bringen. Mark „Billy“ Billingham hat sich als Soldat des britischen Special Air Service und bei Geheimoperationen in Afghanistan und im Irak verdient ge­macht. Er diente Hollywood-Promis wie Russell Crowe, Tom Cruise und Angelina Jolie als Bodyguard. Heute berät er die Macher der Special-ForcesReality-Show „SAS: Who Dares Wins“. Uns hat er ein paar Überlebenstechniken verraten, die für „Hitman 3“Spieler nützlich sind. THE RED BULLETIN

Szene aus „Hitman 3“: Agent 47, der Held des Spiels, blickt von ganz oben auf die Welt.

Zeit nehmen

„Nichts schlägt den Überraschungseffekt“, sagt Billingham. „Wenn Sie sich die Zeit nehmen, sich heimlich einer Sache anzunähern, behalten Sie die Kontrolle. Natürlich können auch Tempo und Aggression zielführend sein, das gilt es abzuwägen. Aber: Wenn es laut wird, verlieren Sie die Kontrolle. Dann ent­ stehen neue Hindernisse, die Sie meistern müssen.“

Ausrüstung checken

„Vergewissern Sie sich, dass alles funktioniert. Achten Sie darauf, dass Ihre Taschen keine Verschlüsse haben, die Lärm machen. Mit einem Nachtsichtgerät kriegen Sie einen grünen Schimmer im Gesicht, der muss abge­ dunkelt werden. Finden Sie heraus, auf welchem Boden Sie gehen werden, tragen Sie Schuhe mit weichen Sohlen, und schleppen Sie nichts Sperriges mit sich herum, das sich verfangen kann.“

Atmung kontrollieren

„Sich robbend fortzubewegen kann sehr anstrengend sein, also machen Sie das erst ganz kurz vor dem Ziel. Wenn es finster ist, wird Hören zur wichtigsten Sinneswahrnehmung. Bewegen Sie sich langsam, höchstens zehn Zentimeter auf einmal. Tasten Sie nach Zweigen, Stolperdrähten und allem, was Lärm machen könnte. Wenn eine Patrouille vorbeikommt, kontrollieren Sie Ihren Atem. Noch besser: Halten Sie die Luft kurz an.“

Mark „Billy“ Billingham war Soldat in Afghanistan und Leibwächter bei Tom Cruise. Heute berät er die Macher ­einer britischen Reality-Show. markbillybillingham.com

Richtig Gas geben

„Wir nennen unser System ‚ramping up‘, allmähliche Steigerung. Es beginnt mit dem Anschleichen, aber sobald man etwa durch eine Tür muss, wird es laut. Der Eintritt sollte explosiv sein. Die Per­ sonen im Raum werden eine Schrecksekunde brauchen, um überhaupt zu verstehen, was vor sich geht. Bis dahin sind Sie längst drinnen.“

Alarm einplanen

„Es kann kontraproduktiv sein, zu lang im Schleich­ modus zu bleiben. Klar, es gibt viele Operationen, die keiner sieht. Jedoch ist es praktisch unmöglich, sich an jemanden heranzuschleichen und ihn auszuknocken, ohne dass er irgendwann etwas bemerkt. Der Überraschungseffekt kann Sie sehr weit bringen, aber wenn der Alarm angeht, wird es wohl oder übel laut.“ „Hitman 3“ ist jetzt für PlayStation, Xbox, Nintendo Switch, Stadia und Windows erhältlich: hitman.com

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CROSSOVER-LITERATUR

Mischung impossible Mystery, Thriller, Horror oder Pulp? Der kanadische Autor Carsten Stroud vereint die unterschiedlichsten Genres zur meisterhaften Roman­trilogie: Willkommen in „Niceville“. Text JAKOB HÜBNER

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chweißtreibend wie ein Roman von Stephen King oder Lee Child, meisterhaft wie einer von Cormac McCarthy, mysteriös wie die TV-Serien „Twin Peaks“ und „Lost“, abgefahren wie ein Film von den CoenBrüdern und abgebrüht wie ­einer von Quentin Tarantino.“ Wer auch immer den Klappentext zu „Niceville“ verfasst hat, war offenbar in Gönnerlaune. Trotzdem muss man neidlos anerkennen, dass diese Referenzorgie die Sache erstaunlich treffsicher auf den

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Punkt bringt – tatsächlich hätte ich persönlich sogar noch eine Prise Elmore Leonard beigemengt. Man ahnt: Wir haben es hier mit einem Werk zu tun, das jegliche Bemühungen, es in eine Genre-Schublade zu stecken, bereits im Keim erstickt. Im Fachjargon nennt man das Hybrid- oder Crossover-Literatur. Etwas bodenständiger formuliert: Kraut und Rüben. In den meisten Fällen gehen derartige literarische Experimente in die Hose, die

wenigen Ausnahmen dieser Regel, jene, bei denen sich das ­stilistische Potpourri jedoch wie von Zauberhand zu einem stimmigen Gesamtbild verdichtet, funkeln umso heller. Die „Niceville“-Trilogie des kanadischen Autors Carsten Stroud zählt zweifelsohne zu diesen seltenen Juwelen. Als atmosphärische Grundierung zu seinem Mosaik dient dem 1946 in Hull, Quebec geborenen Stroud der klassische Südstaaten-­ Roman. Niceville ist eine Bilderbuchstadt irgendwo im schwülen Süden der USA, wo die Zeit stillzustehen scheint. Hier regieren die Hier­ archien der Gründerfamilien, altes Geld, Kriegsnostalgie, College-Football und große, schweigende Bäume. Dieser Kleinstadtidylle ini­ tiiert Stroud mit fein gesetzten THE RED BULLETIN

VINZ SCHWARZBAUER

GUIDE Lesestoff


Zitat aus „Niceville“, Kapitel: „Byron Deitz hat ein Problem“

„Byron Deitz sah genau so aus, wie ein Mann mit einem solchen Namen aussehen sollte: Er war ein massiv gebauter Kerl ohne Hals, aber mit rasiertem Schädel, einem harten, unfreund­ lichen Gesicht und kleinen, gemeinen schwarzen Augen. Im Film hätte er einen der glatzköpfigen Bösen mit schwar­ zem Ziegenbärtchen gespielt, der einen Stuhl aus Balsaholz auf den Kopf kriegt, wenn die hinreißende junge Frau im ­knappen Bikini versucht, ihn davon abzuhalten, den Helden mit dem langen blonden Haar zu vermöbeln.“

Nadelstichen ein schleichendes Gift, das etwas Uraltes, Gespenstisches und sehr, sehr Böses heraufbeschwört. Als Erstes verschwindet der zehnjährige Rainey Teague spurlos auf seinem Schulweg. Einfach so, von einem Moment auf den anderen. Nur wenig später sind auch andere Menschen plötzlich nicht mehr da. Und andere, die eigentlich längst weg sein sollten, weil sie im Grab liegen, sind plötzlich wieder da. Kurz: Die feine Fassade von Niceville gerät ernsthaft ins Bröckeln. Doch noch während sich dieses diffuse Mystery-Setting wie ein Nebel des Grauens über Niceville legt, knallt Stroud einen brachialen CopThriller mitten in die Handlung und stanzt großkalibrige Löcher in seine Story – und in ­einige der Protagonisten. Sobald auch dieser Handlungsstrang ordentlich auf Zug ­gebracht ist, eröffnet Stroud bereits die nächste erzähleri­ sche Front, diesmal in Form einer schwarzhumorigen Gangster-Burleske in aller­ bester Pulp-Manier. Ganz ­nebenbei streut er eine kleine Coming-of-Age-Story ein, deutet eine zarte Romanze an und schickt – freilich fein gestaffelt – einen Erpresser, ­einen Psychopathen und ­einen Profikiller ins Rennen. Von ganz entscheidender Bedeutung für das Gelingen dieses verwegenen Höllenritts quer durch sämtliche belletristischen Genres sind vor THE RED BULLETIN

allem die Figuren, die Stroud zu diesem Zweck in den Sattel hebt. Die wirken zunächst einmal alle – vom zerrissenen Ex-Special-Forces-Helden und der smarten Junganwältin über den korrupten KillerCop und den cholerischen Mafiaboss bis hin zu der blondierten Sexbombe und einem hochnervösen Chihuahua – so ­klischeehaft, als wäre man in eine Familienaufstellung der Trivialliteratur geplatzt. Aber wie gesagt: zunächst einmal. Stroud setzt diese Figuren nämlich lediglich als eine Art Wegweiser durch sein groß­ artiges liter­arisches Labyrinth ein, die – sobald man sie passiert hat – ein durchtriebenes psychologisches Relief und ein erstaunliches Eigenleben entwickeln. Insgesamt umfasst die „Niceville“-Trilogie rund 1600 Seiten. Und nur wenige davon haben keine Über­ raschung parat.

CARSTEN STROUD „DIE NICEVILLE-TRILOGIE“ („Niceville“, „Die Rückkehr“, „Der Aufbruch“) Deutsch von Dirk van Gunsteren, Robin Detje, Daniel Hauptmann. DuMont

LESETIPPS

Grauenhaft gut Ein literarisches Quartett aus dem Gruselkabinett

JOE HILL Bereits mit seinem Debütroman konnte der 1972 geborene US-Autor den Bram Stoker Award, den Locus Award und den International Thriller Award abräumen. Es folgten Horror-Heuler wie „Teufelszeug“ und ­„Christmasland“. Irgendwie scheint Joe Hill das Gruselgenre im Blut zu ­liegen. Vielleicht deshalb, weil sein richtiger Name Joseph Hillström King lautet und er der Sohn eines gewissen Stephen King ist. „Blind“ (Heyne)

MATT RUFF Zuletzt hat Ruff seinem Ruf als Kultautor mit dem Gaming-Roman „88 Namen“ wieder einmal alle Ehre gemacht. In „Lovecraft Country“, auf Deutsch 2018 erschienen, unterfüttert er den ganz realen Horror der amerikanischen Rassentrennung während der Jim-Crow-Ära mit fiktiven Versatzstücken aus der Knister-Kiste des legendären Genre-Großmeisters H. P. Lovecraft (1890–1937). Ein wahrhaft meisterhaft makaberer Mix. „Lovecraft Country“ (dtv)

DEAN KOONTZ Mit über 500 Millionen verkauften Büchern zählt Dean Koontz zu den erfolgreichsten ­Autoren der Welt. Dazu beigetragen hat auch ­seine fünfbändige ­„Frankenstein“-Reihe, in der Koontz, der mit dem stolzen Titel „World Horror Grand Master“ ­geadelt wurde, dem weltberühmten Monsterwerk von Mary Shelley aus dem Jahr 1818 eine art­ gerechte Frischzellenkur verpasst hat. „Frankenstein“ (Heyne)

CHUCK PALAHNIUK Wer einen Palahniuk („Fight Club“) aufschlägt, sollte sich bewusst sein, dass er es hier mit einem Autor der Neigungs­ gruppe „literarischer Wahnsinn“ zu tun hat. Allerdings mit einem der allerbesten in diesem ­Metier. In „Lullaby“ stimmt Palahniuk ein afrika­ nisches Wiegenlied an, das die unangenehme Nebenwirkung hat, ­jeden zu töten, der es hört. Gibt’s übrigens auch als Hörbuch … „Lullaby“ (Goldmann)

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GUIDE Fitness Eiskalter Rückhalt: Konrad Abeltshauser verteidigt für den EHC Red Bull München.

App geht’s Per Smartphone beim Wings For Life World Run starten: 1. SICH STARTKLAR MACHEN Sich auf wingsforlifeworldrun. com registrieren und für das große Rennen anmelden. Dann die Wings for Life World Run-App aufs Smartphone laden und die Zugangsdaten aus der Registrierung eingeben – fertig. Übrigens: Wie die Uhr unterstützt dich auch die App schon beim Training für den Lauf am 9. Mai. 2. SICH ANFEUERN LASSEN Die motivierenden Ansagen (dein Zwischenstand, wo ist das Catcher Car etc.) gibt’s jetzt auch im Trainingsmodus der App. „Immer wenn ich höre, wo ich liege, pusht mich das – und ich will unbedingt noch schneller werden“, sagt Konrad.

TRAINING

Der macht dir Beine Konrad Abeltshauser gehört einer seltenen Spezies an: Er ist ein Eishockey-Profi, der gerne laufen geht – und das auf mitunter beeindruckende Weise. 2020 etwa schaffte er beim Wings for Life World Run 30,39 Kilometer in 2 Stunden, 27 Minuten und 53 Sekunden. Es liegt also auf der Hand, den Verteidiger des EHC Red Bull München nach Trainingstipps zu fragen. Zum Beispiel für alle, die am 9. Mai beim nächsten Wings for Life World Run starten wollen. Sein erster Rat: „Mach dir klar, dass der Schritt vom Sofa in die Laufschuhe der schwerste ist. Steck also alle Willenskraft ins Umziehen – unterwegs ist dann alles gut, du kannst die 90

Natur genießen, den Kopf frei bekommen.“ Auch Musik motiviert ihn: anfangs Country (Luke Combs), wenn’s hart wird, Rock (Foo Fighters).

Coach am Arm

Allen, die es genau wissen wollen, empfiehlt er außerdem eine Smartwatch – etwa die Suunto 9, mit der die Spieler des EHC Red Bull München trainieren. „Durch die automa-

„Wenn du einmal unterwegs bist, ist alles gut.“ Konrad Abeltshauser genießt jeden Lauf.

Smarter Begleiter für Training und Alltag: Suunto 9, 599 Euro, suunto.com

tisch ausgewerteten Daten (z. B. Pulswerte) erkennst du deine Belastung und bekommst ein besseres Gefühl für deinen Körper.“ Aktuelle Suunto-Uhren bieten zudem eine Wings For Life-Funktion: Ähnlich wie in der App (siehe rechts) läufst du einem virtuellen Catcher Car davon. „Dank des Catcher Cars laufe ich eigentlich immer schneller, als ich es für möglich halte“, verrät Abeltshauser.

4. GEMEINSAM STÄRKER Lade über die App Freunde ein, gründe ein Team oder tritt einem bei. Deinen Mitstreitern kannst du motivierende Botschaften schicken. Übrigens, Konrad Abeltshauser freut sich über jedes Mitglied im LaufTeam des EHC Red Bull München: „Es ist wie bei uns im ­Eishockey: Zusammen kommt jeder weiter als allein – und mehr Spaß macht’s sowieso.“ Beim Wings for Life World Run laufen tausende Menschen in aller Welt gleichzeitig für den guten Zweck: Mit den Einnahmen werden Forschungs­projekte zur Heilung von Rückenmarksverletzungen unterstützt. Melde dich an auf: wingsforlifeworldrun.com THE RED BULLETIN

PICTUREDESK

Am 9. Mai startet der Wings for Life World Run: Eishockey-Profi und Lauf-Ass Konrad Abeltshauser, 28, gibt Tipps zur Vor­ bereitung – und wie Smartwatch und App dabei helfen.

FLORIAN OBKIRCHER

3. SPASS BEIM WETTKAMPF Am eigentlichen Lauftag gibt’s die volle Audiobegleitung: Aufwärmprogramm, praktische Infos, Interviews mit Teilnehmern und Nachrichten von Läufern aus aller Welt, die gleichzeitig mit dir unterwegs sind. Plus: Der Catcher-Car-Fahrer meldet sich, um dich anzutreiben.


DAS JAHRESABO

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GUIDE Kalender

Wie im Flug: Team Luna Rossa Prada Pirelli vor Auckland

Bereits ­angelaufen MIT DEM RAD IN DEN SCHNEE In „The Mountain Why“ brechen zwei Freunde auf, um 50 US-Ski­ abfahrten zu bewältigen. Der Clou: Cody Townsend und Michelle Parker sind mit dem Rad unterwegs (rund 1660 Kilometer), die Skier auf den Gepäckträgern montiert. Was sie dabei erleben, zeigt die Doku sehr amüsant. redbull.com

Diesen Wettbewerb kennen selbst Landratten: Wer den America’s Cup gewinnt, sitzt auf dem Thron der Segel-Welt. Zu seiner 36. Ausgabe gastieren die Boote in Auckland, Neuseeland. In der Qualifikation kämpfen Teams wie Luna Rossa Prada Pirelli oder Ineos Team UK um die Finalteilnahme gegen Titelverteidiger Emirates Team New Zealand. Ab dem 6. März treten die Finalisten so lange gegen­ einander an, bis einer siebenmal gewonnen hat. ServusTV überträgt jedes Duell. Infos: servustv.de

Leipzigs Stars: Richard Hormes und Umut Gültekin

10. März BUNDESLIGA AM DRÜCKER Verbissene Zweikämpfe, geniale ­Pässe, eiskalte Torabschlüsse: Die Virtual Bundesliga transportiert den Reiz des analogen Fußballs auf den Bildschirm. Hier treten die E-SportTeams der Bundesligisten im Spiel „FIFA“ gegeneinander an. Am letzten Spieltag vor den Play-offs trifft RB Leipzig mit seinem Team RBLZ auf die TSG Hoffenheim und den 1. FC Nürnberg. Infos: dierotenbullen.com 92

13. bis 17. März DREHTAGE GANZ IN WEISS Bei diesem Event zählen Einsatz, Geschick und vor allem Kreativität: Beim Spring Battle in Flachauwinkl im Salzburger Land treffen – so es die aktuellen Regeln erlauben – die besten inter­nationalen Snowboardund Freeski-­Profis aufeinander. Fünf Tage hat jeder Athlet Zeit, an seinen Tricks zu feilen und sie auf Video aufzunehmen. Anschließend bewertet eine Jury, welche Aufnahmen die besten Performances zeigen und kürt schließlich die Gewinner des Spring Battle 2021. absolutpark.com THE RED BULLETIN

COR 36/STUDIO BORLENGHI, RBLZ GAMING, BJARNE SALEN/RED BULL CONTENT POOL, PHIL PHAM/RED BULLL CONTENT POOL, SAM MCGUIRE/RED BULL CONTENT POOL, PICTUREDESK

6. bis 15. März DIE MUTTER ALLER REGATTEN


20. bis 21. Februar ALLE UNTER EINEM DACH 2021 könnte ein Jahr der deutschen Leichtathleten werden: Nach seinem ersten Weltmeistertitel 2019 will etwa Zehnkämpfer Niklas Kaul (Bild) bei den Olympischen Spielen in Tokio angreifen. Zunächst aber tragen die besten Athleten der Bundesrepublik in Dortmund die Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften aus. Es warten zwei Tage voller Action, Spannung und Jubelszenen. Infos: leichtathletik.de

Bereits ­angelaufen AUF DER ÜBERHOLSPUR

Bereits ­angelaufen RAMPE FÜR DIE ZUKUNFT

Er fährt Motorrad, seit er acht ist. ­Seither hat es der 25-jährige Südafri­ kaner mit jeder neuen ­Kurve weiter nach oben geschafft. 2020 gewann der Fahrer mit der Nummer 33 in Tschechien für KTM seinen ersten Grand Prix – und das gleich in seinem ersten Jahr in der MotoGP, also als sogenannter Rookie. Die Doku „Brad Binder: Becoming 33“ zeichnet seine Karriere nach, angefangen in seiner Kindheit. „Ich wollte mein ganzes Leben nur Rennen fahren“, sagt Binder an einer Stelle. Und man glaubt es ihm sofort. redbull.com

„Skate Africa“ heißt eine Doku über die junge Szene in Kenia, die das Leben auf den Straßen und in den Funparks Nairobis beschreibt. Kenias Skater zeigen ihre Tricks und erklären, was das Skaten sie fürs Leben gelehrt hat – erfrischend und mit einer Riesen­ portion Optimismus. redbull.com

5. März TIGER-TAG IN MÜNCHEN Wenn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Nürnberg Ice Tigers auf den EHC Red Bull München treffen, geht es tra­ ditionell heiß her: Klar, weil es sich um ein BayernDerby handelt, aber auch, weil beide das Spiel nach vorne lieben. Wer sich davon überzeugen will, kann Anfang März das Gastspiel der Franken in der Landeshauptstadt verfolgen (Magenta Sport überträgt). München nimmt in dieser Saison Anlauf für Titel Nummer vier, die neu formierten T ­ iger wollen für Überraschungen sorgen. Infos: redbullmuenchen.de THE RED BULLETIN

Volle Kraft voraus: Münchens Kapitän Patrick Hager nimmt Fahrt auf.

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GUIDE Kalender

Hier siehst du Vinzenz in Aktion

Vorneweg: ­Vinzenz Geiger an seiner ­Lieblingsposition

Alle wichtigen Wettbewerbe der Nordischen Kombinierer in Oberstdorf 26. FEBRUAR, FREITAG 10.15 Uhr Herren-Skisprung Normalschanze 16 Uhr Herren-Skilanglauf 10 Kilometer 27. FEBRUAR, SAMSTAG 10 Uhr Damen-Skisprung ­Normalschanze 15.30 Uhr Damen-Skilanglauf 5 Kilometer 28. FEBRUAR, SONNTAG 10 Uhr Herren-Team ­Skisprung Normalschanze 15 Uhr Herren-Team ­Skilanglauf 4 × 5 Kilometer

26. FEBRUAR BIS 7. MÄRZ

Die hohe Kunst der Kombination Taktik, Drama, starke Nerven: Anlässlich seiner HeimWM in Oberstdorf erklärt V ­ inzenz Geiger, 23, was die Nordische Kombination für Fans so attraktiv macht.

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Vierschanzentournee? Kennt jeder. Hahnenkamm-Rennen? Auch. Nordische Skiweltmeisterschaften? Hm. Unter den Wintersport-Höhepunkten läuft dieses Ereignis ein wenig unter dem Radar. Konkret umfasst die Bezeichnung Ski Nordisch die Disziplinen Langlauf und Skisprung. Wegen der vergleichsweise etwas geringeren Rasanz der

Wettbewerbe haftet diesen Sportarten womöglich der Verdacht der Langatmigkeit an. Was für ein Irrtum! Dass der nordische Skisport in Sachen Spektakel und Spannung k ­ einen Vergleich zu scheuen braucht, davon kann man sich vom 23. Februar bis zum 7. März überzeugen. Da findet die Nordische Ski-WM in Oberstdorf im Allgäu statt, THE RED BULLETIN

PICTUREDESK, HANS HERBIG/REDV BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES (84)

6. MÄRZ, SAMSTAG 10 Uhr Herren-Team ­Skisprung Großschanze 15 Uhr Herren-Team ­Skilanglauf Sprint 2 × 7,5 Kilometer

DAVID MAYER

4. MÄRZ, DONNERSTAG 11 Uhr Herren-Skisprung Großschanze 15.15 Uhr Herren-Skilanglauf 10 Kilometer


und damit praktisch vor der Haustür von Vinzenz Geiger, Olympiasieger mit der Mannschaft in der Nordischen Kombination. In dieser Disziplin messen sich die Athleten nacheinander im Skisprung und im Skilanglauf. Hier schildert Vinzenz, warum du bei seiner Heim-WM die Nordische Kombination auf jeden Fall dabei sein solltest – falls möglich vor Ort oder im TV (ARD/ZDF).

1. Huldige der Königin

„Skispringen mag etwas popu­ lärer sein, aber in Wahrheit ist die Nordische Kombination die Königsdisziplin. Schließlich verbinden wir die beiden Welten des nordischen Skisports – das Springen und das Langlaufen. In ebendieser Kombination liegt auch der Reiz: In unseren Wettbewerben erlebst du alles, was den nordischen Skisport aus-

macht, und siehst, wie sich die Athleten völlig verschiedenen Herausforderungen stellen. Nervenstärke und Schnellkraft beim Sprung, Strategie und Ausdauer beim Langlauf.“

2. Drama, Baby!

„Sicher ist in unserem Sport nur, dass nichts sicher ist. Du hast im Skispringen gut vorgelegt? Umso heißer sind deine Konkurrenten darauf, dir den Vorsprung im Langlauf wieder abzunehmen. Führun­gen können bei uns im Minutentakt wechseln, der Sieg entscheidet sich regelmäßig auf den letzten Metern oder sogar Millimetern.“

3. Kombi für jeden ­Geschmack

„Was manche nicht wissen: Die Nordische Kombination gibt es in mehreren Varianten. Du magst es turbulent? Schau dir unbedingt die

­ eamwettbewerbe an. Im T Langlauf starten wir hier zu viert nacheinander in der Staffel über je fünf Kilometer – da ist Action garantiert (28. 2.). Du liebst das Fliegen? Schalt ein, wenn wir im Einzelwettbewerb von der Großschanze springen (4. 3.).“

4. Die haben Nerven

„Mehr noch als viele andere Wintersportarten ist die Nordische Kombination Kopfsache – und das auf unter­ schiedliche Weise. Beim Springen müssen wir auf den Punkt liefern, unter größtem Druck maximale Lockerheit zeigen. Beim Langlauf hin­ gegen ist Cleverness gefragt: Wer zur richtigen Zeit am ­richtigen Ort attackiert, ­gewinnt. Mit anderen Worten: Bei uns siehst du Nerven­ stärke live.“ Alle Infos rund um die WM auf: oberstdorf2021.de

Und so heißen die Favoriten dieser WM Medaillenkandidaten der ­anderen Disziplinen ALEXANDER BOLSHUNOV, 24, Langlauf Ihn sieht die ­Weltelite aktuell hauptsächlich von hinten. Jetzt nimmt der junge Russe, Weltcupsieger 2020, ­seinen ersten WM-Titel ins Visier. THERESE ­JOHAUG, 32, Langlauf Zehnmal WMGold hat die Norwegerin bereits gesammelt – allerdings auch eine Dopingsperre hinter sich. Seither dominiert sie wieder. KARL GEIGER, 28, Skisprung Bei der letzten Vierschanzentournee landete er auf dem ­zweiten Platz. In seiner Heimat Oberstdorf will er nun seinen zweiten WM-Einzeltitel holen. KATHARINA ALTHAUS, 24, Skisprung Auch für sie bedeutet Oberstdorf eine Heim-WM. Nach Gold mit dem Team träumt Katharina Althaus von ihrem ­ersten „eigenen“ WM-Sieg.

„Beim Skispringen müssen wir unter größtem Druck maximale Lockerheit zeigen.“ Vinzenz Geiger über die hohe Kunst des Fliegens Prima Aussicht: Vinzenz Geiger steigt die Schanze seines Geburtsorts Oberstdorf hinauf. THE RED BULLETIN

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IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. Das Cover unserer US-Ausgabe ziert NBA-Basket­baller Matisse Thybulle, 23, Verteidiger bei den Philadelphia 76ers. Er sagt: „Verteidiger zu sein ist nicht sexy, es ist harte Arbeit – aber mir hat das immer gefallen.“ Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: ­redbulletin.com

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Gesamtleitung Alexander Müller-Macheck, Sara Car-Varming (Stv.) Chefredaktion Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.) Creative Direction Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.) Art Direction Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll Fotoredaktion Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Elena Rodriguez Angelina, Benjamin Sullivan Special Projects Florian Obkircher, Arkadiusz Piatek Managing Editors Ulrich Corazza, Marion Lukas-Wildmann Publishing Management Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Anna Wilczek Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger Projektmanagement Co-Publishing, B2B-Marketing & Communication Katrin Sigl (Ltg.), Mathias Blaha, Katrin Dollenz, Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B), Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Communication) Creative Services Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Management Co-Publishing Alexandra Ita Editorial Co-Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser Executive Creative Director Markus Kietreiber Projekt Management Creative Elisabeth Kopanz Art Direction Co-Publishing Dominik Uhl (Ltg.), Stefanie Werth, Andreea Parvu Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Martina Maier, Alexandra Schendl, Julia Schinzel, Florian Solly, Stephan Zenz Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm, Nicole Glaser, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.), Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Klaus Pleninger MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Projekt Management Gabriela-Teresa Humer Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Country Project Management Natascha Djodat Media Sales & Partnerships Thomas Hutterer (Markenlead), Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner, Thomas Gubier, Daniela Güpner, Wolfgang Kröll, Gabriele MatijevicBeisteiner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Christian Wörndle, Ute Wolker, Sabine Zölß; Abo Abopreis: 21,90 EUR, 10 Ausgaben/Jahr, getredbulletin.com, abo@de.redbulletin.com Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o. o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen

THE RED BULLETIN Frankreich, ISSN 2225-4722 Länderredaktion Pierre-Henri Camy Country Coordinator Christine Vitel Country Project M ­ anagement Youri Cviklinski

THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894 Länderredaktion Ruth McLeod (Ltg.), Tom Guise, Florian Obkircher Lektorat Davydd Chong (Ltg.), Nick Mee Publishing Management Ollie Stretton Media Sales Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com Fabienne Peters, fabienne.peters@redbull.com

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Wolfgang Wieser Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland Publishing Management Bernhard Schmied Media Sales & Partnerships Thomas Hutterer (Markenlead), Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner, Thomas Gubier, Daniela Güpner, Wolfgang Kröll, Gabriele MatijevicBeisteiner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Christian Wörndle, Ute Wolker, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Team Assistant) Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher

THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Länderredaktion Wolfgang Wieser Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland Country Project Management Meike Koch Commercial & Brand Partnerships Manager Stefan Bruetsch Media Sales Marcel Bannwart (D-CH), marcel.bannwart@redbull.com Christian Bürgi (W-CH), christian.buergi@redbull.com Goldbach Publishing Marco Nicoli, marco.nicoli@goldbach.com

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Perfekter Abgang

Traum in Weiß

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 9. März 2021.

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TIM ZIMMERMANN/RED BULL CONTENT POOL

So muss weißer Winter aussehen: Die US-Snowboard-Profis Blair Habenicht (links) und Travis Rice toben sich im Kootenay Valley in British Columbia, Kanada, aus. Passender Name der Abfahrt im Bild: „Pillow Line“, zu Deutsch: „Kissenstrecke“. Das ganze Powder-Abenteuer der Schnee-Ästheten gibt’s im Video auf redbull.com.


3 TIPPS VON JEDEM GAST FÜR DEINEN ALLTAG

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