RETROWELT #21

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MAGAZIN FÜR LEBENSART UND FAHRKULTUR

RETROWELT

Retro Promotion Issue // N°21 // 2021

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ARTURO MERZARIO // BUGATTI TARGA FLORIO // BRAUKULTUR // CHANEL NR.5 HELDEN AM LIMIT // INTERVIEW GORDEN WAGENER MICHAEL MAUER


Dreiklang aus Stil, Technologie und Leistung. Der Bentley New Flying Spur V8.

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„D I E W ELT G EH Ö RT D EM, D E R SIE G EN IES S T.“ G I A C O M O L E O PA R D I

No –8 2021

3. – 5. DEZEM BER 2021 I C S I N T E R N AT I O N A L E S CO N G R E S S C E N T E R S T U T T G A R T WWW.EUROMOTOR-MESSE.DE EINE VERANSTALTUNG DER RETRO MESSEN GMBH


E DIT ORIAL

„In Krisen kann man Dinge tun, die sonst unmöglich erscheinen“

Illustration: Bertil Brahm

Willkommen, liebe Leserinnen und Leser, in unserer aktuellen Ausgabe von RETROWELT – in einer Zeit, in der Reisen oder das Verweilen an Orten außerhalb der eigenen vier Wände plötzlich nicht mehr selbstverständlich sind. Auf die vergangenen Monate rückblickend kann gesagt werden: Viele nutzten den Stillstand, um ihr Geschäft einen Schritt weiterzubringen – sie sind sogenannte Extrameilen gegangen, was sich hoffentlich in der Zukunft auszahlen wird. Und während alle tunlichst darauf achten, bei großen Menschenansammlungen auf Abstand zu gehen, bekommen wir gar nicht genug davon. Offenbar wollen wir es zum Ende des Jahres 2021 noch einmal wissen, gehen nach so vielen virtuellen Treffen der Sehnsucht nach Geselligkeit und persönlichen Gesprächen von Angesicht zu Angesicht nach und treffen uns hoffentlich alle auf der RETRO CLASSICS® Bavaria in Nürnberg wieder! Nicht zuletzt sei an dieser Stelle auf unsere neue Covergestaltung sowie die Geschichte dahinter verwiesen. Obwohl Rennfahrer Arturo Merzario in der Formel 1 nie den Erfolg hatte, der ihm vergönnt war, wird er in einer Situation zum Helden: In dem Moment, in dem er seinen Wolf-Williams-Ford am brennenden Wagen von Niki Lauda stoppt. Der Italiener wird zu Laudas Lebensretter. Und damit unsterblich! Merzario ist nicht nur ein Held, sondern auch eine Persönlichkeit, die im hohen Alter nur das macht, was sie für richtig hält – und da auch gerne mal mit klassischen Konventionen bricht. Den Konventionen darüber, was man tut oder nicht, was richtig ist, was falsch. Und wie man auf unserem Cover sieht, setzt Merzario dafür ein deutliches Zeichen. Er erinnert daran, dass wir uns alle niemals unterkriegen lassen sollten – niemals aufgeben und niemals verzagen. Das Leben ist immer wieder für Überraschungen gut. Damit meine ich jetzt nicht das – ohnehin vorhersehbare – Mantra der Pessimisten und Systemkritiker, sondern die Kraft, die einzelne Personen entfalten, um in schwierigen Zeiten Großes auf die Beine zu stellen. Wenn es darauf ankommt, hart am Wind zu segeln. Wie rasch würden Eindrücke unseres Lebens verblassen, wenn wir sie weder in Wort noch Bild festhalten könnten! In diesem Sinne: Viel Freude beim Lesen der aktuellen RETROWELT!

Ihr

Karl Ulrich Herrmann Herausgeber RETROWELT

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CONT E NT

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EDITORIAL

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CONTENT

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IMPRINT

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CONTRIBUTOR

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NEWS

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LIFESTYLE NOTIZEN

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RETRO EVENTS

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PREVIEW

Neben wahren Klassikern und coolen Youngtimern strahlte bestes Wetter und eine filmreife Kulisse um die Wette

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INTERVIEW GORDEN WAGENER & MICHAEL MAURER

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SCHÖNE DINGE
 JAMES BOND & DB5

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BUGATTI TARGA FLORIO

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BANKHAUS BAUER – AKTIEN

78 MARKENHISTORIE

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RECARO RELEASE

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PORTRAIT RENÉ STAUD

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RENNFAHRER ARTURO MERZARIO

88

JUBILÄUM CHANEL NO°5

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HELDEN AM LIMIT

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FASZINATION OLDTIMER

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CRAFT BIER MANUFAKTUREN

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SCHLUSSWORT COLUMNE

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IMPR INT

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MAGAZIN FÜR LEBENSART UND FAHRKULTUR

COVER Rennfahrer Legende Arturo Merzario im Abarth OT 1300 Periscopio für die IUTER x Abarth Collection, fotografiert von ROYALE77

CHEFREDAKTEUR Joachim Fischer fischer@retropromotion.de Telefon: 0049 (0)152 55434370 GESCHÄFTSFÜHRER Karl Ulrich Herrmann ∙ kuh@retropromotion.de

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RETROIEDER VERPA WELT SS EN

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elt.de

ART DIRECTON Jochen Junker CHEF VOM DIENST Bodo von Campe LEKTORAT Juliane Gringer REDAKTEURE Raimund Berger, Bodo von Campe, Nathalie Degen, Oliver Fischer, Joachim Fischer, Dr. Thomas Giesefeld, Gaby Maier, Juliane Gringer, Ilja Knezovic, Norbert Lerner, Alejha Loren, Dominik Reuter, Dirk-Arne Walckhoff, Christian Werner

FOTOGRAFEN Bankhaus Bauer, Maximilián Balázs, Bugatti, Red Bull Content Pool, Frederik Dulay-Winkler, Chanel, Gordon Koelmel, Aston Martin, MotoGP, Bernd Ruter, Ines Ruck, Royale77, Nico Vetter

REDAKTION RETRO Promotion GmbH ∙ Am Längenbühl 8 ∙ 71272 Renningen Tel. +49 (0)711 92 78 09 ∙ · www.retropromotion.de

REINZEICHNUNG · REPRO Vetter Mediendesign ∙ Margarete-von-Wrangell-Straße 2 ∙ 65779 Kelkheim ∙ www.vetter-mediendesign.de

DRUCK Druckhaus Waiblingen Remstal-Bote GmbH ∙ Albrecht-Villinger-Straße 10 ∙ 71332 Waiblingen ∙ www.dhw.de

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ANZEIGENLEITUNG Werner Fischer · TELLUS Mediasales GmbH · Hammerbrookstraße 93 · 20097 Hamburg Mobil +49 (0)160 311147 · w.fischer@tellus-corporate-media.com

VERTRIEB RETRO Promotion GmbH ∙ 71272 Renningen

HERAUSGEBER RETRO Messen GmbH ∙ Messepiazza 1 ∙ 70629 Stuttgart Tel. +49 (0)711 185 60 26 63 ∙ Fax. +49 (0)711 185 60 20 58

Copyright für alle Beiträge bei RETROWELT c/o RETRO Promotion GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Das Magazin sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Der Export und der Vertrieb des RETROWELT Magazins sind nur mit vorheriger Genehmigung statthaft.
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BODO VON CAMPE CHEF VOM DIENST Unermüdlich! Hat nicht nur bei der Arbeit an den Beiträgen die Stoppuhr in der Hand, auch bei Ausfahrten ist er Antreiber und Kümmerer zugleich.

JOACHIM FISCHER CHEFREDAKTEUR · EDITOR IN CHIEF Dieser Neustart kann sich sehen lassen! Ein innovatives Magazin, das authentisch und ansprechend zugleich ist. Wir berücksichtigen dabei das Streben nach Glück in solch einem Medium und bedienen in unsicheren Zeiten den Wunsch nach den Dingen und Momenten, die das Leben schöner machen.

JOCHEN JUNKER ART DIRECTION Immer wieder überraschend. Stilbildend sein Layout, außerordendlich sein Einsatz im Ringen um jede Seite und jede Zeile, um aus den außerordentlichen Ausgaben auch zukünftig ganz besondere zu machen.

JULIANE GRINGER Foto: Katja Hentschel

LEKTORAT · SCHLUSSREDAKTION Deutsch gilt mitunter als die schönste Sprache der Welt. Dass dies bei den Ausgaben berücksichtigt wird, darauf achtet unsere Lektorin mit viel Blick fürs Detail und grammatikalischem Feinschliff.

DR. THOMAS GIESEFELD AUTOEXPERTE · SCHLUSSWORT Akribisch genau, geht ins Detail: Dr. Thomas Giesefeld hat jahrzehntelange Erfahrung mit Automobilen, im Besonderen mit denen der Marke Mercedes-Benz. Als Kolumnist hat er für die RETROWELT das letzte Wort.

NICO VETTER BILDBEARBEITUNG Er ist mitverantwortlich für den „WOW“Effekt der Retrowelt-Ausgaben. Mal heller, mal dunkler – bitte noch schöner! Durch ihn sitzt jedes Fotos, seine Bildbearbeitung ist nicht hoch genug zu würdigen. Man sieht es …

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„ES IST NICHT WICHTIG, WIE GROSS DER ERSTE SCHRITT IST, SONDERN IN WELCHE RICHTUNG ER GEHT.“ Lassen Sie uns gemeinsam eine Richtung definieren.

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ROADMOVIE

Bugatti Targa Florio Mit dem Bugatti Divo auf Albert Divos Spuren Text: Dominik Reuter · Fotos: Bugatti

Kaum eine Rennstrecke ist so stark mit Bugatti verbunden wie die Targa Florio. Der französische Hersteller holte dort fünfmal den Sieg. Jetzt sind erstmals der neue Hypersportler Divo und ein klassischer Bugatti Type 35 auf der historischen Strecke aufeinandergetroffen.

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D

ie Targa Florio ist eine der bekanntesten Rennstrecken der Welt. Wenn man die steilen Kurven der MadonieBerge hinauf- und mit bis zu 300 Stundenkilometern durch winzige Bergdörfer hindurchraste, wenn die Leute am Straßenrand die Namen der Rennfahrer riefen und versuchten, die Karosserie eines vorbeipreschenden Wagens zu berühren, dann hat man den großen Respekt gespürt. Den Respekt vor der Kraft des Wagens. Vor der Geschwindigkeit. Und vor dieser ganz eigenen Leidenschaft, die Zuschauer wie Fahrer auf der legendären Targa Florio so mitriss wie bei keinem anderen Autorennen der Welt. Die kurvenreiche Tour auf der süditalienischen Insel Sizilien war im vergangenen Jahrhundert lebensgefährlich; heute begeistert sie mehr denn je – gerade in einem Hypersportler wie dem Bugatti Divo. In den späten 1920er-Jahren führt an den legendären Bugatti-Rennen kein Weg vorbei. Die 19. Targa Florio fand am 6. Mai 1928 statt. 41 Teams waren gemeldet, davon 20 Bugattis. Ebenfalls mit am Start ein Type 35: der erfolgreichste Rennwagen aller Zeiten. Zwischen 1925 und 1929 dominierte Bugatti mit dem Type 35 das Langstreckenrennen auf Sizilien. Rennleiter und Fahrer Meo Constantini gewann 1925 erstmals auf einem Bugatti Type 35, ein Jahr später wiederholte er diesen Erfolg, 1927 siegte Emilio Materassi auf einem Type 35 C. Albert Divo gewann 1928 im Type 35 das Langstreckenrennen, ein Jahr später wieder. Mit seinem zweiten Sieg stellte er gleichzeitig einen Rekord auf: Nie zuvor schaffte bei dem Langstreckenrennen ein Automobilhersteller fünf Siege in Folge. Bis zum Ende der letzten offiziellen Rennen im Jahr 1977 blieb das einzigartig. Nebenbei bemerkt führte mit Eliška Junková zum ersten Mal in der Geschichte der Targa Florio eine Frau das Rennen an. Junková erwies sich in den folgenden Runden als zähe Gegnerin der beiden Bugatti-Piloten Divo und Conelli. Als Albert Divo durchs Ziel fuhr, war er 1 Minute und 37 Sekunden schneller als Caberto Conelli mit Alfa-Romeo. Eliška Junková verlor ihre Siegchance durch eine defekte Motorkühlung und erreichte langsam fahrend als Fünfte das Ziel.

Heute zirpen nur die Grillen an der Starttribüne Floriopoli. 1977 begann hier die letzte Targa Florio: Nach einem Unfall, bei dem zwei Zuschauer starben, wurde das Rennen verboten. An das Motorengeheul und den Zuschauerjubel von einst, an den Geruch von Benzin, von Männerschweiß und Damenparfüm erinnern lediglich die Fotos auf einer Plane vor der bröckelnden Betonfassade. Ein Stück der Route zwischen Cerda und Caltavuturo ist seit Jahren gesperrt; die Straße ist abgesackt. Es lohnt sich, das Tempo zu drosseln – nicht nur, um den Schlaglöchern auszuweichen, sondern auch, um den Blick über die einsamen, teils lieblichen und dann wieder schroffen, steilen Madonie-Berge schweifen zu lassen. Um einzukehren in die neonbeleuchteten Trattorien und dort die Hausmannskost zu essen, die das Nostalgiegefühl bis in den Bauch bringt. Unvorstellbar, dass im Jahre 1972 Alfa-Romeo-Fahrer Helmut Marko mit 128,3 Stundenkilometern den Rekord für diese Strecke schaffte.

Der Bugatti Chiron gilt unter den Hypercars als Maßstab in Sachen Extravaganz und Fertigungsqualität Doch während die immer bessere Technik die Geschwindigkeit fast verdreifachte, vervielfachte sie zugleich die Gefahren für die Fahrer. Schon das Zuschauen war riskant auf dieser Straße, die in vielen Dörfern bis heute nicht einmal einen Bürgersteig hat. Wenn überhaupt, dienten Strohballen als Absperrung, am Abend vor dem Rennen ging ein banditore mit seiner Trommel durch die Orte und warnte davor, am kommenden Tag Kinder oder Haustiere vor die Tür zu lassen. Auch wenn der ursprüngliche Grande Circuito delle Madonie später durch einen Medio, dann gar durch einen Piccolo Circuito ersetzt wurde: Alleine diese kleine Route zählt 900 Kurven.

Eine Symbiose aus Kunst, Design und Technik

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Stark, schnell, luxuriös – und ziemlich auffällig! Der Bugatti Chiron ist so etwas wie das Kultmobil unter den Supersportlern

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Krumme Olivenbäume, gelber Ginster, schlan- voller Artischocken durch den Ort zuckeln. ke Zypressen stehen auf der Fahrt durch die Wo heute das Museum beheimatet ist, hatte Madonie Spalier. Am Wegesrand, wo einst einst Alfa Romeo eine Werkstatt. Cantazaro Massen von Besuchern das Rennen verfolgten, zeigt Fotos von Mechanikern, die nach dem treibt heute ein Schäfer seine Herde zusam- Rennen erschöpft auf ihre blutigen Hände men. Er legt die Hand über die Augen und schauen. „Damals war der Rennsport pure wirft einen kritischen Blick auf die beiden Leidenschaft“, erklärt er. Ein ständiges Links Bugattis. Dann nickt er anerkennend und und Rechts und Auf und Ab erwartete hier wendet sich wieder seinen Schafen zu. In in den Madonie-Bergen Rennfahrer aus den höheren Lagen bilden moosbewachsene aller Welt; Start und Ziel liegen nur wenige Meter über dem Meeresspiegel, dazwischen schraubt sich die schmale Bergstraße auf bis zu 1.120 Meter. Die Targa Florio wurde zur ultimativen Herausforderung. Selbst große Rennfahrer sind hier gescheitert. Es gab nur einen, der die Targa Florio ganze drei Male gewann: Nino Vaccarella.

Targa Florio, Type 35 und Bugatti Divo1. Drei Legenden, die endlich zusammenfinden …

Das Sondermodell ist nach dem französischen Rennfahrer Albert Divo benannt, der in den 1920er-Jahren auf Bugatti zweimal die Targa Florio gewann

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Diese abgeschiedene Welt, die schon in Vincenzo Florio Nostalgie weckte, wurde gerade wegen ihrer Herausforderungen zur Brutstätte neuer Automobiltechnologien. Alle großen Automobilhersteller ließen hier ihre Wagen an den Start gehen: Porsche, Ferrari, Maserati, Mercedes, Fiat, Alfa Romeo – und eben BuSteineichen eine verwitterte Kulisse, bis weit gatti. Die Menschen der Madonie haben sie in den Frühling hinein bleibt hier der Schnee alle gesehen, die neuesten Modelle, die geheim liegen. Die Landschaft schlummert in einem gehaltenen Testwagen, die zukünftigen WeltDornröschenschlaf, den auch die Targa stars. Besucher, das gilt bis heute, werden als Florio immer nur für wenige Tage im Jahr Erstes nach ihrem Auto gefragt. Bugatti fährt unterbrach. Dieser plötzliche Einbruch von mit dem neuen Bugatti Divo vor. Ebenfalls Leidenschaft in die sonst so ländliche Ruhe, mit dabei: Ein historischer Type 35. Es ist ein diese Stippvisite der großen Welt in kleinen Treffen der ganz besonderen Art. Bergdörfern wie Caltavuturo, Geraci, Castelbuono oder Isnello hat die Menschen hier Targa Florio, Type 35 und Bugatti Divo1. für das Rennen eingenommen, damals wie Drei Legenden, die endlich zusammenfinden. heute. Im entfernten Cerda hütet auch An- Bugatti Divo – ihm zu Ehren designte und tonio Cantazaro mit seinem Museo Vincenzo entwickelte Bugatti einen auf nur 40 EinFlorio Erinnerungen an das Rennen, das ihn heiten limitierten Hypersportwagen. Höchst als Kind, als jungen Mann in Berührung mit individualisiert, performant und exklusiv. der Welt jenseits seines Dorfes brachte – „und „Der Divo zählt heute schon zum Meilenstein das zu einer Zeit, als man seine Heimat nur in der über 110-jährigen Geschichte Bugatfür die Hochzeitsreise verließ“. Sehnsüchtig tis“, so Stephan Winkelmann, Präsident von schaut er auf die Via Roma, auf der heute nur Bugatti. „Mit dem jetzt ausgelieferten Divo zerbeulte Familienkutschen, der blassgelbe beginnt für Bugatti die neue Zeitrechnung des scuolabus und ein dreirädiger Lieferwagen modernen Coachbuilding.


Es ist ein individualisiertes Meisterstück automobiler Handwerkskunst, eine kommende Legende.“ Mit der freiwilligen Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 380 km/h generieren die Ingenieure mehr Abtrieb, was Agilität und Querdynamik steigert. Technisch und optisch entsteht dadurch ein eigenständiges Modell. Dank schlankerer Linien, zusätzlichen Lufteinlässen, reduzierter Stirnfläche, schmaler Frontspoiler, flacherer LED-Scheinwerfer und komplexen 3-D-Heckleuchten wirkt der Divo minimalistisch-dynamisch. Die ersten der jeweils 5 Millionen Euro teuren Divo-Modelle gingen erst kürzlich an ihre Besitzer. Bis zum Ende von 2021 werden alle 40 Einheiten an ihre Kunden ausgeliefert sein. Aber auch der Bugatti Type 35 ist ein reinrassiger Rennwagen und wie sein neuer Nachfolger eine technische Meisterleistung: Die ersten Type-35-Modelle fahren über 190 km/h schnell, spätere Type-35-B-Fahrzeuge mit dem 2,3-Liter-Achtzylinder leisten dank eines Kompressors bis zu 140 PS. Geschwindigkeiten jenseits der 215 km/h sind damit möglich. Neben der hohen Leistung überzeugen die Motoren durch ihre Zuverlässigkeit und Langlebigkeit – beste Voraussetzungen für Langstreckenrennen wie der Targa Florio Ende der 1920er-Jahre. Gut 90 Jahre später sitzt Test- und Entwicklungsfahrer Andy Wallace hinterm Steuer des Type 35 und arbeitet am Lenkrad. Enge Kurven, steile Hänge und staubige Pisten. Die Strecke verlangt dem offiziellen Bugatti-Piloten, Rennfahrer und Le-Mans-Gewinner einiges ab. „Was die Rennfahrer wie Albert Divo damals geleistet haben, ist unglaublich. Auch wenn der Type 35 für sein Alter einfach fährt, ist doch permanente Muskelarbeit gefragt. Die vielen Kurven sind eng, die Strecke unübersichtlich und der Asphalt in einem sehr schlechten Zustand. Überholen ist nicht möglich“, sagt Wallace. Der Brite kennt sich mit schnellen Fahrzeugen aus. Seit 2011 fährt und testet er Bugatti-Fahrzeuge, 33 Jahre lang griff er als Rennfahrer ins Lenkrad, gewann berühmte Langstreckenrennen wie die 24-Stunden-Rennen in Le Mans, Daytona und Sebring. Der auf Kurvenagilität ausgelegte Divo fühlt sich auf der Strecke der historischen Targa Florio wohl. „Ich bin tief beeindruckt, wie der Divo, der aufgrund seiner Dynamik für deutlich höhere Geschwindig-

Bugatti hat den Supersportwagen Chiron zum Rennsportler austrainiert. Nun stehen die ersten Exemplare des Fünf-MillionenEuro-Coupés unter dem Namen Divo kurz vor Auslieferung keiten ausgelegt ist, mit diesen teilweise sehr Zweiten Weltkrieg bleibt Divo dem Motorschlechten Straßen und kurzen Abschnitten sport eng verbunden, als Rennleiter bei einem bis zur nächsten Kurve zurechtkommt. Lenk- Ölproduzenten. Er stirbt 1966 in Frankreich. ung, Federn, Dämpfer, Regelsysteme, Getrie- 2018 gibt Bugatti zu seinen Ehren bekannt, be und Bremse reagieren auf jeden Fahrbefehl den neuen Bugatti Divo nach dem Rennfahsehr direkt und präzise. Selbst nach großen rer zu benennen. Eine Verbeugung vor seiner Bodenwellen absorbieren die Federn sehr Leistung im Dienst der französischen Marke. schnell die Energie, sodass der Divo niemals den Bodenkontakt verliert – eine überragende Als fernes Echo hallen die Tragödien und die Leistung der Entwickler“, sagt Andy Wallace. Siege, die Leidenschaft und die Schmerzen „Es ist ein unglaubliches Gefühl, hier auf der von einst bis heute in den Madonie-Bergen legendären Targa Florio mit dem historischen wider. Es sind nicht nur die Kinder von daRennwagen der damaligen Zeit, dem Bugat- mals, die in ihren Museen von ihrer Liebe ti Type 35, und dem neuen Divo zu sein. Für zu Autos, Technik, Tempo und immer auch zu ihrer Heimat erzählen. Als wir die beiden mich schließt sich ein Kreis.“ Bugattis nach getaner Arbeit wieder verladen, Albert Eugène Diwo, erst später nennt er sich unterbricht eine Gruppe sechsjähriger Jungs Divo, was im Italienischen „Star“ heiß, ist ihr Fußballspiel und schaut den Fahrzeugen nicht nur der Namensgeber der neuen Kreati- nach. „Che bella, la macchina“, halt es über on von Bugatti, sondern ein Ausnahmetalent. den Platz – „Was für ein schönes Auto!“. Der am 24. Januar 1895 geborene Franzose interessiert sich schon als Kind für Technik und beginnt mit 13 Jahren eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Technisch komplexe Systeme begreift er schnell und verbessert sie. Anfang des 19. Jahrhunderts weckt die noch junge Fliegerei sein Interesse. Im Ersten Weltkrieg verteidigt er als Kampfpilot sein Land, verbessert am Boden die Maschinen. Einmal der Geschwindigkeit und der Technik verfallen, sucht Divo in Friedenszeiten Ersatzfahrzeuge. Er findet sie ab 1919 in Rennwagen. Divo zeigt rasch sein Talent auch für schnelle Fahrzeuge. Er beginnt bei Sunbeam und Talbot-Darracq, gewinnt 1923 in Sitges den Großen Preis von Spanien, ein Jahr später wechselt er zu Delage, fährt weiter Erfolge ein. 1928 wechselt er zu Bugatti, nennt sich Divo Der Divo basiert zwar sichtbar auf dem Chiron, und gewinnt im selben Jahr und 1929 auf soll aber eher Fahrer ansprechen, die kurveneinem Type 35 die Targa Florio. Innerhalb reiche Strecken bevorzugen von 20 Jahren entscheidet er viele Rennen für sich, darunter sechs Grand-Prix-Rennen. Bis 1933 bleibt er bei Bugatti, arbeitet dort weiter als Fahrer und Entwickler. Auch nach dem

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ECHTES TARGA-FLORIO-FEELING GIBT ES HIER ZU ERLEBEN Villino Florio Ristorante Itria Besuchen Sie vor der Tour in die Berge das In jedem Ort auf der Targa Florio bekommt einstige Wohnhaus von Targa-Gründer Vin- man gute sizilianische Hausmannskost.Cerda cenzo Florio: Auch wenn viele Originale bei etwa wurde mit seinen Trattorien zur „Artieinem Brand 1962 zerstört wurden, gibt das schocken-Hauptstadt“. Mein Lieblingsrestauim Stil der Belle Époque restaurierte Mu- rant auf der Route versteckt sich in Polizzi seum einen Einblick in die Zeit, in der das Generosa in einem alten Felsengewölbe. ObRennen entstand. wohl im „Itria“ auch die Pizzen aus dem Steinofen sehr lecker sind, sollten Sie die Pasta con Viale Regina Margherita 38 Palermo, Italien frittella bestellen, mit einem Mix aus Artischocken, Bergfenchel, Erbsen und Saubohnen. Schuster „Ciccio“ Wir haben in einer der vergangenen Ausgaben Via Beato Guglielmo Gnoffi, 8, Polizzi Generosa, Italien der RETROWELT über ihn berichtet. Niki Lauda, Gijs van Lennep, Jacky Ickx oder Agriturismo Giardino Donna Lavia Sebastian Vettel ließen sich von Schuster Mit viel Liebe führen die Deutsche Karin und „Ciccio“, Francesco Liberto, ihre Schuhe ihr sizilianischer Mann Luigi ihre kleine machen. Der verkauft seine klassischen – Pension mit 5 Zimmern in einem jahrhunderund erstaunlich günstigen – Ledermodelle tealten Haus vor Polizzi Generosa. Die Zimmer selbst mit über 80 Jahren noch persönlich sind einfach, Luigis Mahlzeiten (auf Wunsch in Vollpension) köstlich, die Wandertipps in seinem Laden. von Karin äußerst hilfreich. Sehr charmant: Lungomare Giuseppe Giardina 21, Italien das Turmzimmer! www.giardinodonnalavia.com

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Secondo Tempo Ambitionen wie Anspruch sowie der Fokus auf Saisonalität bilden die Grundlage der Philosophie im Ristorante Secondo Tempo. Die Küche von Salvo Campagna ist klassisch, aber im Einklang mit den neuen Trends. Die Angebote der Region ermöglicht es, Gerichte mit hochwertigen Produkten entsprechend der aktuellen Saison anzubieten. Daher der Name „Secondo Tempo“. Via Vittorio Amedeo,55, 90018 Termini Imerese

Targa-Florio-Museen Gleich drei Museen in drei Dörfern lassen mit Originalhelmen und -anzügen, mit Fotos und teils sogar Autos das Rennen hochleben. Alle drei sind sympathisch und werden von Privatleuten betrieben. Sie ähneln sich aber, der Besuch in einem reicht, um einen Eindruck zu bekommen. Termini Imerese: Via dei Mulinelli, Italien Cerda: Via Roma 54, Italien Collesano: Via Roma 3, Italien


Der Bugatti Type 35 war einer der erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten und galt seinerzeit als ein technisches Meisterwerk

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NEWS & INSPIRATION

Wer, wie, was … Aktuelles aus dem Kosmos der RETROWELT

IM RETRO STYLE

ES WIRD ANGERICHTET Deutschland ist der größte Messeplatz weltweit; zwei Drittel der wichtigsten globalen Branchentreffs finden hier statt. Dazu zählt auch die RETRO CLASSICS® Bavaria. Nun geht es in die Vorbereitung. Damit wieder eines zählt: Der vertrauensschaffende Händedruck, der ein Geschäft besiegelt. Das konzentrierte, persönliche Gespräch zu zweit oder zu dritt, aber auch das Gemeinschaftserlebnis einer mehrtägigen Veranstaltung. www.retro-classics-bavaria.de

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JAHRE ALFA ROMEO

VOM BRUMMI ZUM SUMMI Der Käfer jedoch und der Bus machten steile Karrieren, zuerst als preiswerte, praktische Autos und später als bemalte Hippiemobile (was VW damals übrigens nicht gefiel). Jetzt ist der Bus wieder da: Ein echter Bulli – nur elektrisch!

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In mehr als einem Jahrhundert Geschichte hat Alfa Romeo einen Weg aus prestigeträchtigen Fahrzeugen gebahnt, die einen unverwechselbaren, weltweit anerkannten Stil aufweisen. Die Geschichte der Marke ist gespickt mit Siegen im Motorsport. Vor allem aber beruht die Geschichte auf den Männern und Frauen, die sich dafür einsetzten, diese Marke zu dem zu machen, was sie heute ist. Eine Marke, die in den Herzen Automobilliebhaber auf der ganzen Welt eine fast mythische Rolle spielt.

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SCHÖNER PARKEN

IN ORIGINALGRÖSSE Um die Rückkehr des ikonischen Aston Martin DB5 von 007 auf die Leinwand zu feiern, haben Aston Martin und Corgi auch eine Nachbildung des Original-DB5-Modells von Corgi aus dem Jahr 1965 in Originalgröße enthüllt. Das lebensgroße Modell mit einer Länge von 5,66 Metern, einer Höhe von 2,7 Metern und einer Tiefe von 2,7 Metern steht am Coaling Jetty vor dem Kraftwerk Battersea und beherbergt einen Aston Martin DB5 Goldfinger Continuation Car.

Soll Ihr Fahrzeug wirklich in einem dunklen und muffigen Raum parken? Dabei kann man es doch stolz in den galerieähnlichen Strukturen der deutschen Firma Fahrengold in Szene setzen. Einfach mal schöner parken: www.fahrengold.com

DAS RETROWELT ONLINE MAGAZIN Bei Faszination RETROWELT ist der Name einfach Programm. Auch das neue Online-Magazin für Lebensart und Fahrkultur zeigt Manufakturen, Oldtimer und Neo-Klassiker von seiner schönsten Seite. Ebenso hat sich das digitale Magazin dem Motto verschrieben, Ihre Begeisterung und Leidenschaft für außergewöhnliche Geschichten noch mehr zu entfachen. www.retro-welt.de

ELEKTRISCH ÜBER STOCK & STEIN 40 Jahre und eine neue Zukunft: Um das Jahr 2024 herum will Mercedes-Benz seine legendäre G-Klasse auch mit vollelektrischem Antrieb ausrüsten.

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NEWS & INSPIRATION

WILLKOMMEN BEI GENESIS Genesis definiert den Besitz eines Luxusautos neu – und macht ihn so einfach wie möglich. Und nun feierte die koreanische Luxusmarke Genesis die Europa-Markteinführung mit der größten Projektion seiner Art in den Schweizer Alpen. Zum Abschluss wurde das Genesis-Logo enthüllt, das die Ankunft der Marke in Europa markiert. Laut Genesis symbolisiert die Verbindung von Digital und Natur die Verpflichtung alle Kunden mit Respekt zu behandeln. Die Koreaner setzen auch bei Kundenservice auf neue Ansätze – dazu werden Showrooms in Innenstädten von europäischen Metropolen eröffnet. www.genesis.com

BUGATTI-RIMAC VEREINT DIE GENE STARKER MARKEN Porsche und Rimac haben sich auf die Gründung eines Joint Ventures unter Einbindung von Bugatti geeinigt. Bugatti bringt eine traditionsreiche Marke, ikonische Produkte, eine treue Kundenbasis und ein weltweites Händlernetz in das Joint Venture ein. Rimac steuert neben der Technologie neue Denkansätze für die Entwicklung und Organisation bei.Oliver Blume und Mate Rimac unterzeichneten die entsprechenden Verträge und gaben den Namen des neuen Hypercar-Herstellers bekannt: Bugatti-Rimac.

DER GRÜNE FIAT Das einstige Fiat-Werk in Turin Lingotto zählt zu den Ikonen der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts. Dazu beigetragen hat insbesondere die Teststrecke auf dem Dach des riesigen, Gebäudes. Nun wird das Oval begrünt. Fiat-Chef Olivier François sagte dazu, er sei „stolz darauf, dass in nur wenigen Monaten die Umwandlung der legendären Teststrecke auf dem Dach des ehemaligen Werks im Turiner Stadtteil Lingotto in den größten hängenden Garten Europas mit über 28.000 Pflanzen abgeschlossen sein wird.“ Unabhängig vom Nutzen einer wirksamen Stadtbegrünung werden diesen Stolz wohl dennoch nicht alle Automobilliebhaber und auch nicht alle Denkmalschützer teilen.

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NEWS & INSPIRATION

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Schöne neue Sachen Was uns gerade aufgefallen ist

1 LÄSSIGE LINIEN

2 MID-CENTURY ADS

3 MOUNTAIN ROADS

4 B’FINE MAGAZIN

Nun haben sie beim New Yorker MoMA nicht einfach ein paar Oldtimer im Museum verteilt und „Automania“ drübergeschrieben. Selbstverständlich hat man sich in die Kulturgeschichte des Automobils vertieft und faszinierende Artefakte zutage gefördert, fast alle aus dem eigenen Fundus.

Dieses mal schockierende, mal amüsante und inspirierende Buch über die Zeit eines vergangenen Marketing-Milieus ist zugleich Zeitdokument und Referenzwerk für innovatives Design und witzige Werbung. Heute aktueller den je.

Stefan Bogner bringt passionierten Kurvenfans seit einem Jahrzehnt die schönsten Pässe, Kehren und Serpentinen in atemberaubender Bildkunst näher. Mit »Mountain Roads« legt er nun eine monumentale Werkschau vor. Das Beste aus 10 Jahren Bergfotografie:

Mit B’fine gibt es wieder eine neue Ausgabe eines Bentley-Magazins. In dem, von Bentley Stuttgart herausgegebenen Hochglanzmagazin werden verschiedene Highlights von Bentley in aufwendigen Bildstrecken präsentiert. Bestellung über Christian Wild

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BANKHAUS BAUER

„AN AKTIEN FÜHRT KEIN WEG VORBEI“ Krypto-Assets, Value versus Growth, die Zukunft von Dividendentiteln – es gibt eine ganze Reihe von Themen, welche die Anleger an den Aktienmärkten derzeit in Atem halten. RETROWELT sprach mit Thomas Metzger, Leiter Vermögensverwaltung bei der Bankhaus Bauer AG, über die aktuellen Chancen und Risiken des Aktienmarktes, seine derzeitigen Schwerpunkte im Portfolio sowie die wichtigsten Regeln beim Investieren.

Herr Metzger, das Geschehen an den Aktienmärkten bleibt spannend. Zuletzt wechselten sich zum Beispiel die Anlagestile „Growth“ und „Value“ in der Gunst der Anleger immer wieder ab. Wo liegen bezüglich unterschiedlicher Branchen die Schwerpunkte des Bankhauses Bauer? Solche „Favoritenwechsel“ gibt es immer wieder. Letztendlich sind wir jedoch davon überzeugt, dass unser Fokus auf langfristig und strukturell wachsende Unternehmen die Grundlage für den zukünftigen Anlageerfolg bildet. Wir denken also im Grunde nicht in Growth und Value oder einem anderen Anlagestil. Die maßgeblichen Trends – unter anderem der soziodemografische Wandel und der Wohlstandsanstieg – bleiben unseres Erachtens noch auf Jahre intakt, ungeachtet des jeweils vorherrschenden Zinsniveaus und des aktuellen Konjunkturzyklus. Aus diesem Grund halten wir auch weiterhin an unserer Portfoliostruktur, unter anderem mit einer hohen Gewichtung in den Bereichen IT und Gesundheitswesen, fest. Im Juli hat die EZB den Banken erlaubt, wieder Dividenden zu zahlen. Inwiefern spielt das Thema Dividende eine Rolle bei Ihrer Aktienauswahl? Wir sind der Meinung, dass eine Erhöhung der Aktienquote und eine teilweise Substitution von Anleihen durch defensive und dividendenorientierte Aktien gerade im Hinblick auf einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont zu einer höheren Rendite im Portfolio führen kann, ohne das Risiko dabei signifikant zu steigern. Defensive und dividendenorientierte Aktien selektieren wir dabei unter anderem auf Basis folgender Parameter: Die Unternehmen dürfen in keinem der letzten zehn Jahre eine Reduktion der Dividende gegenüber dem Vorjahr vorgenommen haben. Und bezogen auf den aktuellen Kurs muss die aktuelle Dividendenrendite mindestens 2,0 Prozent betragen.

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„FOKUS AUF LANGFRISTIG UND STRUKTURELL WACHSENDE UNTERNEHMEN BILDET DIE GRUNDLAGE FÜR DEN ZUKÜNFTIGEN ANLAGEERFOLG“ Eignen sich die viel diskutierten Kryptowährungen tatsächlich als Anlageinstrumente? Das hängt meines Erachtens ganz von der Risikoneigung des Investors ab. Wer mit hohen bis extremen Schwankungen umgehen kann, ist in diesem Bereich wahrscheinlich gut aufgehoben. Wir sind allerdings zumindest momentan in keinem unserer Portfoliomodelle in Kryptowährungen investiert. Das kann sich aber in Zukunft durchaus ändern. Was ist für Sie grundsätzlich eigentlich die wichtigste Regel beim Investieren? Es mag zunächst trivial klingen, sollte aber dennoch von jedem Investor berücksichtigt werden: Wichtig ist immer, auf eine ausreichende Diversifikation im Portfolio zu achten. Man sollte niemals einzelnen Werten einen zu hohen Anteil am Depotwert einräumen. Neben einer Streuung des Vermögens zum Beispiel über Aktien, Renten und Rohstoffe ist es darüber hinaus sinnvoll, in jeder Assetklasse mehrere Positionen bzw. Strategien einzusetzen. Was gilt es darüber hinaus zu beachten? Man sollte des Weiteren eine klare Meinung zu den einzelnen Anlageklassen haben und an dieser auch dann festhalten, wenn kurzfristig Nervosität an den Märkten aufkommt. Natürlich ist es notwendig, seine fundamentale Sicht der Dinge regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Das tägliche Hin und Her an der Börse kann dabei aber etwas ausgeblendet werden. Für diese kurzfristigen Schwankungen sind vor allem Emotionen der Marktteilnehmer verantwortlich. Also Finger weg vom „Zocken“? Das Auf und Ab eignet sich meines Erachtens für einen „normalen“ Anleger nicht dazu, durch ständiges Kaufen und Verkaufen Geld zu verdienen. Kurzfristige Schwankungen bieten allerdings gerade für Investoren, welche über einen langfristigen Anlagehorizont verfügen, sehr gute Gelegenheiten, die strategischen Quoten ihrer Aufteilung im Depot „atmen“ zu lassen. Also bei Übertreibungen nach oben einmal Gewinne mitzunehmen und Einbrüche der Märkte zu nutzen, um Positionen aufzustocken. Wenn man sich die Schwankungen der Börse letztes Jahr in Erinnerung ruft, ist es aber sicherlich gerade für eher unerfahrene Anleger eine Herausforderung, Emotionen auszuschalten? Nicht nur aus diesem Grund empfiehlt es sich aus meiner Sicht, die Anlageentscheidungen im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandates an ein Portfolio Management-Team zu übertragen. Wie funktioniert das genau? Der Kunde besitzt im Rahmen einer Vermögensverwaltung ein Konto und ein Depot unter seinem Namen. Nachdem alle seine Wünsche nach einer ausführlichen Beratung in einem individuellen Vertrag geregelt worden sind, nimmt unser Portfolio ManagementTeam dem Investor die tägliche Arbeit des Vermögensmanagements ab. Es trifft also Kauf- und Verkaufsentscheidungen im Rahmen der taktischen und strategischen Positionierung des Vermögens. Die Ausgestaltung des Mandates auf die spezifische Situation des Kunden ist zentraler Punkt im Beratungsgespräch.

Jeder Kunde Ihres Hauses hat also einfach ausgedrückt seinen eigenen Investmentfonds ? Ein Mandat ist im Hinblick auf den Einsatz verschiedener Anlagekategorien in der Tat sehr individuell ausgestaltbar. So haben unsere Investoren zum Beispiel die Möglichkeit, Neutral-, Maximal- und Minimalquoten in den Assetklassen Aktien, Renten und Alternative Anlagen zu setzen. Denn die Stabilität eines Portfolios hängt ganz wesentlich von der grundsätzlichen, strategischen Asset Allocation ab, also der Aufteilung des anzulegenden Vermögens auf die einzelnen Anlagekategorien. Der Wunsch, soziale, ethische und ökologische Faktoren in die Vermögensanlage zu integrieren, ist momentan ein weiteres Thema, für das sich Investoren verstärkt interessieren. Wir bieten bereits seit vielen Jahren die Möglichkeit, diesen Wunsch in einem Vermögensverwaltungsmandat zu integrieren. Wie sind Sie derzeit in Ihrer Allokation positioniert? Unter Chance-Risiko-Aspekten führt unseres Erachtens gerade vor dem Hintergrund des derzeit extrem niedrigen Zinsniveaus für einen Investor kein Weg an Aktien vorbei. Und das, obwohl viele Märkte schon gut gelaufen sind? Wichtig ist, die nötige Geduld mitzubringen. Die ganz großen Kursgewinne erwarten wir tatsächlich kurz- und mittelfristig nicht mehr. Ganz einfach, weil nach den teilweise deutlichen Kursgewinnen der letzten zwölf Monate viele Werte in Relation zu den Gewinnen der Unternehmen nicht mehr günstig sind und zudem momentan einige Unsicherheitsfaktoren die Märkte belasten. Die Börsen zeigten sich zuletzt allerdings überraschend robust. Man könnte meinen, dass die enorme Rallye, die wir seit den Jahrestiefs im März 2020 gesehen haben, eigentlich zu ausgeprägten Gewinnmitnahmen einlädt. Umso erstaunlicher ist diese Robustheit. Angesichts des Fehlens anderer großer Impulse dürfte sich die aktuelle Patt-Situation noch einige Zeit hinziehen. Sie ist einerseits geprägt von Angst vor neuen Lockdown-Maßnahmen und höheren Zinsen bzw. steigender Inflation, andererseits von einer anziehenden wirtschaftlichen Dynamik kombiniert mit expansiver Geld- und Fiskalpolitik. Man kann also noch einsteigen? Langfristig betrachtet haben Aktien noch ausreichend Potenzial. Gerade die staatlichen Konjunkturpakete und Aktionen der Notenbanken, welche die Wirtschaft stützen sollen und die Märkte mit neuem Geld in quasi unbegrenztem Ausmaß fluten, waren und sind wichtige Treiber für die Aktienmärkte. Dies liegt darin begründet, dass sie trotz der bestehenden Risiken die relative Attraktivität von Dividendenwerten im Vergleich zu anderen Anlageklassen nochmals erhöht haben. Hinzu kommt, dass der Börsen-Aufschwung an vielen Investoren zumindest zum Teil vorübergegangen ist, ohne dass sie profitieren konnten. Es sind also noch genügend Motivation und Kapital vorhanden, das darauf wartet, bei Rückschlägen investiert zu werden. Aber auch wenn sich die Stimmung deutlich verbessert hat und die Luft nun langsam dünn wird, sind wir von einer Euphorie deutlich entfernt. Dies sollte die Märkte auch weiterhin stützen. Eine gewisse Volatilität wird man als Aktienanleger aber auch in Zukunft aushalten müssen. Wo liegen bezüglich unterschiedlicher Branchen Ihre Schwerpunkte? Im Hinblick auf die Selektion einzelner Titel bevorzugen wir Unternehmen, die strukturell wachsen und nachhaltig profitabel sind sowie eine gute Positionierung in aussichtsreichen Märkten aufweisen können. Gerade in den Sektoren IT, Gesundheitswesen und Konsum wird man hier fündig.

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MARKENHISTORIE

Ein Revolutionärer Fremdkörper Text: Juliane Gringer · Fotos: Gordon Koelmel, Recaro

In diesen Monaten sorgte ein Release für massig Wirbel in der Welt der Automobilmarken: Recaro macht jetzt auch Mode! Und damit steigen direkt jede Menge Erinnerungen in den Kopf: An das erste eigene Auto, erste Reisen ins Ausland oder scheinbar endlose Autobahnfahrten. Wie man als Kind durch die Seitenscheibe lugte und über die außergewöhnliche Form der Sitze staunte. Wie Motorsportler damit rasante Erfolge einfuhren. Kurz: Erinnerungen an einen Autositz, der selbst zur Legende wurde.

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is diese Sitze vor vielen JahrGeist der Marke ausstrahlen. Die Produkte zehnten in Autos einzogen, greifen viele Schlüsselelemente auf – saß man dort auf dicken Motive und Textildesigns von Sitzmodellen Polsterbänken mit Federkern – aus den vergangenen Jahrzehnten werden flächig, groß und auch neu interpretiert. optisch schwer. Recaro war völlig anders: viel schlanker, Die Ursprünge der Marke liegen 115 Jahre dynamischer, ein Design mit Charakter. Fast zurück: 1906 gründete der Sattler Wilhelm ein Fremdkörper, auf beste Weise – in seiner Reutter das Stuttgarter Karosseriewerk Reutter Optik wie Funktion revolutionär. Man & Co. GmbH, welches zur ersten Adresse für rutschte fortan nicht mehr im Sitz hin und die namhaften Hersteller der Branche wurde: her und musste sich auch nicht mehr am Mit der patentierten „Reutter’s ReformLenkrad festhalten. Stattdessen saß man Karosserie“ – ein „Klappverdeck mit sicher, geborgen und angenehm fest. Es war Vordach, insbesondere für Motorfahrein Objekt, das eine Branche veränderte. zeuge“ – schuf das Unternehmen eine echte Innovation: den Vorgänger der Cabriolets. Es gibt so viele Anekdoten, die von der beFerdinand Porsche ließ sich von Reutter die sonderen Emotionalität von Recaro erzählen. Prototypen des VW Käfers bauen. Auf diese Wie die von einem Freund, der sich als erstes Kooperation geht auch die Zusammenarbeit Auto einen Golf kaufte – kein GTI, für den beim Porsche 356 zurück, dessen Karosserie reichte sein Budget nicht. Er investierte nicht und Interieur Reutter für Porsche baute. groß hinein, sorgte nur dafür, dass der Wagen An die Porsche KG verkaufte die Familie technisch und in puncto Sicherheit in Ordnung Reutter später auch das Karosseriewerk, war. Sobald sein Sparkonto wieder etwas geals das Modell 356 vom Typ 911 abgelöst füllt war, kaufte er sich jedoch Recaro-Sitze – wurde. Reutter hatte Aufbauten inklusive „und damit war der Wagen fast ein GTI“, Innenausstattung gefertigt und entwickelte schwärmt er noch heute. Damit ist er nicht 1938 das Patent für einen verstellbaren allein. Recaro hat viele Kunden, welche der Sitz für Kraftfahrzeuge. Beim Verkauf an Marke schon lange verbunden sind. Die solche Porsche wird der Bereich der Sitzfertigung Erlebnisse selbst oder durch die Eltern kennen. ausgenommen und in die Recaro GmbH gegossen – der Name ist eine Hommage an Die Sitze sind in verschiedenen Modellen „REutter CAROsserie“. ab Werk vertreten oder können nachgerüstet werden. Sie sind vom Lebensgefühl Die Autositze zeugen davon, dass sich die der Generation Golf inspiriert und spiegeln Fahrer damit selbst etwas Gutes tun: „Die damit Emotionen einer ganzen Generation. Entscheidung für dieses Produkt ist eine Egal, ob damals jemand einen VW, Opel Entscheidung, die man für sich selbst trifft“, oder Alfa fuhr, heute einen Audi, Porsche erklärt Hendrik Ockenga, Director Brand & oder einen Oldtimer besitzt: Recaro hat Communications der Recaro Holding GmbH. ermöglicht, dass man sich verstanden und „Schließlich ist der Sitz im Gegensatz zu einer sogar vertreten fühlt. Und so steht Recaro Felge oder einem Spoilerkit nicht direkt von auch für ein gemeinsames Erlebnis, die Marke außen sichtbar. Wer sich für Recaro Sitze schafft Verbundenheit – neudeutsch steht entscheidet, dem sind die inneren Werte sie ein für eine „Community“. Und dieses wichtig, der will mit seinem Auto in erster Recaro-Gefühl kann man jetzt noch näher Linie ein perfektes Fahrerlebnis genießen. am Körper tragen: Das Unternehmen hat Es ist ein Investment in die Performance – eine schnittige Kollektion mit Kleidung und weniger in die des Wagens denn in die des Accessoires designt, die als Merchandising den eigenen Körpers.“

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Wenn man sich in einen Recaro-Sitz gleiten lässt, spürt man sofort den Unterschied: Die Polster geben Halt und bieten gleichzeitig rundum Komfort. Recaro war der erste Sitz seiner Art, der so großen Wert auf eine ergonomische Kontur gelegt hat, genau wie auf den starken Halt an den Seiten. So kann man darin auch lange Fahrten genießen. Der Sitz ist weder hart noch weich, er ist auf optimale Weise straff. Hinter dieser perfekten Dosierung steckt eine nicht unerhebliche Portion Wissenschaft, die erforscht hat, wie der menschliche Bewegungsapparat optimal gestützt wird.

Die Produkte greifen viele Schlüsselelemente auf – Motive und Textildesigns von Sitzmodellen aus den vergangenen Jahrzehnten werden neu interpretiert

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Es gibt andere Sitzhersteller, aber keiner von ihnen hat je den Verbreitungsgrad erreicht und auch nicht die Bedeutung von Recaro. Der Erfolg der Marke basiert auf der über so lange Zeit gesammelten Kompetenz in puncto Sitzen. Und diese Erfahrung kommt nicht nur in den Modellen für Autos zum Tragen: Die in der vierten Generation familiengeführte Recaro Group umfasst heute drei Einheiten: Neben Recaro Aircraft Seating und Recaro Gaming ist das die Recaro Holding selbst. Zudem gibt es die Markenlizenz-Nehmer RECARO Automotive und RECARo Kids. Im Motorsport haben sich die Sitze genauso bewährt wie auf lange Flügen, auf der Rückbank von Familienautos und als bequemes, aktives Möbelstück für Gamer: Recaro sorgt an vielen Schauplätzen für optimale Performance. SITZEN IST RECAROS’ VERGANGENHEIT, GEGENWART UND ZUKUNFT Im Frühjahr 2020 wurde die Classic Line von Recaro Automotive auf der Messe Retro Classics präsentiert – Modelle die an die 1970er- und 1980er-Jahre erinnern. „Es war großartig zu sehen, wie sich dort immer wieder Menschen, die sich auf die Sitze gesetzt haben, in frühere Zeiten versetzt fühlten“, berichtet Ockenga. „Für mich war einer der schönsten Momente, als sich ein älteres Ehepaar niederließ und der Mann rief: ‚Ja, daran erinnere ich mich!‘. Eine andere Dame probierte sehr skeptisch einen unserer Gaming-Sitze – sie konnte sich nicht vorstellen, dass der anders sein sollte als andere Modelle. Doch dann war sie sofort fasziniert und meinte, sie müsse unbedingt mit ihrem Chef reden, dass der ihr auch so einen fürs Büro zur Verfügung stellt.“ Mit dem Launch der Recaro-MerchandisingArtikel ging ein Raunen à la „Na endlich!“ durch die Branche: „Es war, als hätten viele Menschen darauf gewartet, dass sie ihre Zuneigung zur Marke auf diese Weise ausdrücken können“, so Hendrik Ockenga. „Wir haben dadurch wieder einmal gespürt, dass Recaro eine echte Love Brand ist. Und wir tun alles dafür, dass das noch sehr lange so bleibt.“ SO CLEAN UND KLAR WIE DIE SITZE Recaro hat im Frühjahr 2021 eine neue Merchandising-Linie gelauncht, mit Shirts, Trinkflaschen, Handtüchern und mehr im Recaro-Stil. Modedesignerin Salome Sämann erklärt, welche Ideen in der Gestaltung der Produkte stecken. 36

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Liebe Frau Sämann, als Corporate Merchandising Managerin bei Recaro waren Sie maßgeblich daran beteiligt, dass man Recaro jetzt noch näher am Körper tragen kann – als Shirts oder Hoodies im Design der Marke. Wie ist die neue Merchandising-Linie entstanden? Wir wollten unsere Geschichte, unsere Tradition und unser Logo auf Mode transferieren, die unsere Werte verkörpert und für Weiterentwicklung und Zukunft steht. Es ist eine Kollektion entstanden, die qualitativ absolut hochwertig ist und die man gerne trägt, weil sie perfekt sitzt und dabei cool aussieht. Bei der Entwicklung der Produkte war uns ganz wichtig, dass wir unsere Kreativität ausleben und unseren hohen Anspruch an Design verwirklichen können. Wir möchten darüber auch junge Menschen erreichen, die Recaro vielleicht gerade erst kennen lernen.

Wie nah dran sind die Produkte an der Marke Recaro? Der Austausch ist bei uns immer sehr eng. Recaro hat eine eigene Designsprache und die lernt man natürlich auch immer besser kennen, je länger man im Unternehmen ist. Am wichtigsten ist uns, dass das Merchandising die Emotionen transportiert, für die Recaro steht: Kleidung und Accessoires sind genauso einzigartig und detailverliebt, dabei aber clean und klar in ihrer Ästhetik wie die Sitze. Es sind alles Produkte, die das gewisse Etwas haben. Sie unterstützen die Menschen darin, besser zu sein in dem was sie tun – sowohl privat als auch beruflich. Wir sind überzeugt davon, dass Kleidung und Accessoires das schaffen können. Jeder kennt doch das Gefühl, dass er sich in einem gut sitzenden Shirt oder Hemd selbstbewusster fühlt. Recaro steht für Selbstbewusstsein und Dynamik.


Also kann man durchaus davon ausgehen, so ein Shirt oder eine Jacke diese Haltung bei mir stärken und meine persönliche Leistung verbessern kann. Welches Feedback bekommen Sie von den Kunden dazu? Wir bekommen schöne Rückmeldungen, auch von Kunden, welche die Marke schon lange kennen. Unser Spektrum-Shirt zum Beispiel weckt mit seinem charakteristischen Farbverlauf viele positive Erinnerungen. Den Kunden gefällt, dass die Stücke klassisch zeitlos sind und dennoch modern. Was war für Sie als Modedesignerin spannend an der Aufgabe, die Kollektion zu entwickeln? Die größte und gleichzeitig interessanteste Herausforderung daran war für mich die Frage, wie wir die DNA von Recaro so in die Kleidung und Accessoires übertragen können, dass sie im Hier und Jetzt ankommt. Dass man also den gewohnten und auch lieb gewonnenen Kern erkennt und dennoch alles ein Update bekommt.

Kernelemente wie unser Pepita-Muster, die gehören einfach zur Marke – und wir haben dieses zum Beispiel neu interpretiert, indem wir es anders platziert und interpretiert haben. Ich darf fragen, wie man Menschen inspiriert und was ihnen Spaß macht. Das ist eine sehr vielseitige und schöne Aufgabe, für die man sich aus den unterschiedlichsten Quellen Inspiration holen und viel ausprobieren kann – das war wirklich eine große Freude und ich bin stolz darauf, dass ich diesen Prozess mitgestalten darf. Um langfristige Beziehungen zu unseren Konsumenten zu pflegen, wollen wir sie immer wieder aufs Neue begeistern. Golf, Millennials oder Digital Natives – Dabei ist keineswegs das Modell eines Autoherstellers oder ein neuer Trend in der Modewelt gemeint. Mit diesen Synonymen werden Generationen beschrieben, die zu einer jeweiligen Zeit großen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Schön zu erkennen, dass für sie alle sowohl heute als auch in Zukunft Recaro in Ihrem Leben eine Rolle spielen wird.

Die Sitze von Recaro überzeugen mit perfektem Komfort und schnittigem Design. Den Geist der Marke kann man jetzt auch mit Kleidung und Accessoires aus der neuen Merchandising-Linie des Unternehmens durch den Alltag tragen.

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FASZINATION RENNSPORT

Arturo Merzario

DER MANN MIT DEM COWBOYHUT Text: Raimund Berger · Fotos: Rosario Liberti, Royale77

Der Italiener Arturo Merzario gibt noch immer Vollgas, auf den Rennstrecken genauso wie abseits davon. Der kleine Mann mit dem Cowboyhut pfeift auf politische Korrektheit

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ie Formel-1-Statistik tut Arturo Merzario unrecht. historischen Rennwagen mit und bleibt mit seinem strahlend weißen Dem in Civenna bei Como geborenen Norditaliener Hut sowie dem sympathischen Knautschgesicht unübersehbar. Mit werden 57 Formel-1-Starts zugeschrieben, aber das seiner extrovertierten Art und auffälligen Erscheinung gewann er die Timing für den kleinen Mann mit dem großen Cowboy- Herzen vieler Fans. Als Ferrari vor Jahren vor dem Mailänder Dom hut hat nie gestimmt – selbst dann nicht, als Merzario den roten Teppich ausrollte, um 90 Jahre Rennsport zu feiern, wurde Ferrari-Werkspilot war. Für den berühmtesten Rennstall der Welt Merzario wie ein Pop-Star empfangen. Er war sichtlich berührt. Denn reichte es 1973 in Brasilien und Argentinien zu zwei vierten Plätzen, im Grunde ist es ein Wunder, dass er überhaupt so alt geworden ist. im bewährten Modell 312 B2. Die Scuderia war zu jener Zeit nicht Viele seiner Weggefährten hat er verloren, was beim Zustand der in ihrer besten Verfassung, und Merzario war eines der Opfer einer damaligen Rennstrecken wenig verwunderlich war. „Die Dinge neben großen Reorganisation. In den Jahren nach Ferrari fuhr er für Williams, den Straßen, wie Bäume und Ähnliches, waren am gefährlichsten. March und Wolf Racing; mit den Resultaten ging es weiter bergab. Aber die Rennfahrer haben sich relativ gut darauf einstellen können. Arturo Merzario tingelte bis 1979 fortwährend durch die Formel 1. Der Motorsport begann nunmal auf Straßen“, erklärte er einst Michael 1976 rettete er auf dem Nürburgring gemeinsam mit Rennfahrerkollegen Hintermayer im Rahmen der Ennstal-Classic. und Streckenposten Niki Lauda aus dem Feuer. Am Steuer schaffte er oft nicht einmal die Qualifikation, und wenn doch, kam er nicht ins Ziel. „Wir hatten nie Geld – und wir hatten Seine letzte Formel-1-Phase wird seinem Können nicht gerecht. Die größten Erfolge feierte er im Sportwagen: Merzario triumphierte auf einigen der schwierigsten Kurse der Welt, wie in Spa-Francorchamps (die alte Version) oder bei der Targa Florio (zweimal). Der heutige Formel-1-Veteran Merzario fährt noch immer bei Veranstaltungen mit

noch viel weniger Ahnung“

Gern erzählt Merzario aber auch aus den Jahren, als er seinen eigenen Rennstall hatte, das Team Merzario. Es begann 1977 mit einem kaum modifizierten March 761B, ging 1978 weiter mit dem Merzario A1 (der nur ein umgebauter March war) und sieben Ausfällen in acht Rennen. RETROWELT

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Diese Photographie mit eigenhändiger Unterschrift zeigt Arturo Merzario Racing Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans (7 x 5 Inch, signiert mit schwarzem Filzstift, in sehr gutem Zustand). Quelle Ebay

1979 kam der A2 (der auch als A3 bezeichnet wurde), doch auch damit gewann der Italiener keinen Blumentopf. 1979 übernahm er dann noch das Team Kauhsen – und handelte sich damit einen Wagen ein, der noch langsamer war als seine eigenen Konstruktionen. Es ist durchaus charmant, wenn Merzario aus jenen Jahren erzählt, wie sie einmal in der Nacht vor dem Rennen das Hewland-Getriebe auseinanderbauten – und dann keinen Schimmer hatten, wie sie das Puzzle wieder zusammensetzen sollten. Merzario über seine Karriere als Formel-1-Team-Besitzer: „Wir hatten nie Geld – und wir hatten noch viel weniger Ahnung.“

gutzumachen. Im Streckenabschnitt Bergwerk passiert es. Lauda verliert die Kontrolle über seinen Ferrari 312 T2. Der prallt mit 220 km/h gegen eine Böschung und wird zurück auf die Strecke geschleudert. Guy Edwards kann ihm noch ausweichen, aber Brett Lunger und Harald Ertl rammen das brennende Wrack. Die drei Fahrer springen aus ihren Wagen, stehen aber unter Schock und wissen nicht, was sie tun sollen. Dann stoppt auch Arturo Merzario. Er, der also nicht unmittelbar in den Unfall verwickelt gewesen ist, hält seinen March zwischen Breidscheid und Bergwerk an, klettert aus dem Auto, rennt zum brennenden Ferrari 312 T2 des Österreichers und wirft sich ohne zu zögern in die Flammen. Er schafft es, Lauda zu befreien, löst den klemmenden Sicherheitsgurt (was vorher Brett Lunger, Harald Ertl und Guy Edwards vergeblich versucht hatten), und zieht Lauda mit Hilfe von Ertl aus dem Wagen. Zusammen mit Ertl leistet er auch erste Hilfe, massiert Laudas Herz, beatmet ihn. Jahre später sagte er zu ihm: „Ich hörte Deine Schreie. Du warst leicht wie eine Feder.“

NIKI LAUDAS UNFALL AUF DEM NÜRBURGRING Unsterblich machte ihn jedoch dieser heroische Augenblick 1976 am Nürburgring: Am 1. August startete dort der Große Preis von Deutschland am Nürburgring mit seiner berüchtigten Nordschleife – der „grünen Hölle“. Es sind die gefährlichsten Jahre der Formel 1, eine Ära, in der der Tod immer mitfährt. Piers Courage und Jochen Rindt, Jo Siffert und Roger Williamson, François Cevert, Peter Revson und viele mehr haben allein in der ersten Hälfte der Siebziger bei Man muss wissen, dass Merzario und Lauda nicht gerade Freunde Rennen, Trainings und Testfahrten ihr Leben gelassen. Jetzt steht der waren. Die meisten Fahrer hatten wenig Sympathien für den egozenamtierende Weltmeister Niki Lauda neben dem anderen Titelaspiranten trischen Österreicher. Doch für die Rettung spielte das keine Rolle. James Hunt in der ganz vorn am Start. Lauda hat von den ersten neun „Du tust, was du tun musst“, sagt Merzario. „Niki schrie vor Schmerz Rennen fünf gewonnen und Hunt nur zwei, damit hat der Öster- und Angst. Sein Körper war so angespannt, dass ich die Sicherheitsreicher einen komfortablen Punktevorsprung. Aber er ist nervös. In gurte nicht gleich lösen konnte. Die Hitze war so extrem, dass ich ein den Tagen vor dem Rennen hat der Ferrari-Pilot immer wieder betont, paarmal einen Schritt zurückgehen musste. Beim dritten Versuch war dass er den Nürburgring nicht mehr Formel-1-tauglich findet. Noch er bewusstlos und es gelang mir, das Gurtschloss zu öffnen.“ Obwohl dazu hatte es am Morgen geregnet, die Bahn ist nass. Alle fahren mit Lauda dem Tod näher war als dem Leben, kämpfte sich der ÖsterRegenreifen, aber da kein weiterer Niederschlag mehr fällt, wechseln reicher mit einer unvorstellbaren Kraftanstrengung zurück ins Leben. sie nach der ersten Runde auf Slicks. In der ganzen Konfusion verliert Nur 41 Tage nach seinem Unfall saß er wieder im Cockpit seines Lauda mehrere Plätze und versucht, sofort nach der Box wieder Boden Ferraris, beim Großen Preis von Italien in Monza. 42

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Arturo Merzario in einem Abarth OT 1300 Periscopio auf Tour. Wie man sieht, ist er kein Freund politischer Korrektheit

Bei dieser Gelegenheit sah Lauda auch zum ersten Mal seinen Retter. Man würde denken, dass er Merzario unendlich Respekt zollen würde, aber das schien nicht der Fall zu sein. „Er lief einfach an mir vorbei und sagte nicht einmal danke“, erinnert sich der Italiener. Eine Woche später versuchte Lauda, diesen Fauxpas wiedergutzumachen, als Merzario am Salzburgring an einem Sportscar-Rennen teilnahm. „Dort stand er auf einmal vor mir, um mir die Rolex zu geben“, sagt Merzario, der sich in seinem Stolz so verletzt fühlte, dass er sie nicht annehmen wollte. Und schon gar nicht auf die Weise, wie sie ihm gegeben wurde: „Niki nahm die Uhr achtlos von seinem Handgelenk. Es war eindeutig so, dass er sie nicht extra für mich gekauft hatte.“ Verschiedene Stimmen berichten, dass Lauda die goldene Uhr ein paar Wochen zuvor für seine Pole Position in Monaco gewonnen hatte. Laut Merzario wiederum hatte Lauda die Uhr von seiner damaligen Freundin Mariella von Reininghaus als Geschenk für den WM-Titel 1975 erhalten. Wie auch immer, die Uhr scheint für Lauda keinen großen Wert gehabt zu haben. Schließlich überzeugte Merzarios Teamchef Carlo Chiti seinen Fahrer, das Geschenk zu behalten. Aus den Augen verloren haben sich Lauda und Merzario nie. Erstmalig über den Unfall haben sich beide dann bei einem Autorennen in Havanna ausgesprochen. Dort ging Lauda zu ihm und sagte allen: „Das ist der Mann, der mein Leben gerettet hat.“ Emotionen raus und gleich wieder rein: „Als Rennfahrer darfst du nie zeigen, was du fühlst. Wir leben nie im Gestern. Für uns zählt das Jetzt und das morgen.“

Der heutige Motorsport macht auf Merzario wenig Eindruck: „Ich denke nicht, dass die heutigen Techniker und Ingenieure unglaubliche Genies sind. Die haben ein Millionen-Budget und fast unbeschränkte Mittel und Ressourcen zur Verfügung. Damals haben die Techniker und Ingenieure aus einfachen Materialien und Rohren Rennautos gebaut. Daraus resultierte Gefahr, weil das immer wieder kaputtgegangen ist. Das ist ganz wichtig im Vergleich zu heute. Heute gehst du in ein Labor und testest die Teile tausend Mal. Wir hatten das nicht. Wir haben statt dem Windkanal Wollfäden an das Auto gehängt und testeten auf einem Flugplatz.“ Er ergänzt „Der große Unterschied ist, dass früher bis zu 35 Fahrer am Start standen, die alle imstande waren, den anderen zu schlagen. Jeder ist mit dem Messer zwischen den Zähnen gefahren.“

Italienische Fahrer haben einfach nicht das Zeug zum Profi. Sie fahren Rennen nur zum Spaß Arturo Merzario ist kein Freund politischer Korrektheit. So hat er sich bereits mehrmals kritisch über das gesellschaftliche Klima geäußert. „Wir dürfen keine Fehler mehr machen", beklagte er vor Kurzem bei einem Fotoshooting. Wie geschaffen für die heutige Zeit und prädestiniert für das Covermotiv der RETROWELT #21. Abgesehen von seinen gefärbten Haaren und seinem runzligen Gesicht sieht Merzario immer noch so aus wie in seiner großen Zeit: Er steckt in einem hellblauen Rennanzug – die Farbe typisch für die Sechziger und Siebziger – und trägt auf dem Kopf einen weißen Cowboyhut. Genau wie die Hüte, die er immer für den Sponsor Marlboro trug. Das heißt freilich nicht, dass Arturo Merzario in der Vergangenheit lebt. Ob Tourenwagen, GTs oder historische Rennwagen: Der Italiener fährt nach wie vor. Und er liebt es. RETROWELT

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IMMER AM LIMIT

THE UNRIDEABLES

MOTO GP HELDEN AM LIMIT Text: Christian Werner · Fotos: MotoGP, Red Bull Content Pool

Wenn man an einem der extremsten Motorradrennen der Welt teilnimmt, dann ist der primäre Fokus: Überleben! Wer die Geschwindigkeit, das Risiko, die Herausforderung liebt, der ist fasziniert von diesen Rennen. Der Gegner: Die Stoppuhr. Die Sucht: Geschwindigkeit. Motorradrennfahrer rasen auf ihren Maschinen mit etwa 360 km/h immer am Limit entlang. Immer auf der Jagd nach dem nächsten Rekord.

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er Motorsport hat eine lange Tradition. Am bekanntesten sind die Formel 1, die DTM oder auch die Moto GP. Jeder Rennsport fasziniert auf seine Weise. Und so erfreuen sich Motorradrennen auch heute noch großer Beliebtheit und der Nervenkitzel treibt die Fans zahlreich an die Strecken überall auf der Welt. Motorradrennen üben auf viele Menschen eine geradezu magische Faszination aus. Die Gründe hierfür sind wohl recht vielfältig. Ein wichtiger

Faktor ist sicherlich der extreme Nervenkitzel, der durch die großen Gefahren bei diesem Sport entsteht. Während die Piloten bei Formel-1-Rennen oder bei der Rallye-WM immer noch einen gewissen Schutz haben, der sie mehr oder weniger vor tödlichen Gefahren schützt, sind die Motorradfahrer den Launen des Schicksals mehr oder weniger vollkommen ausgeliefert. Ein Sturz kann hier schnell tödlich enden, was auch immer mal wieder vorkommt. FASZINATION DER 500ER-ÄRA BIS HEUTE EXISTENT Weltmeisterschaftstitel werden dabei in verschiedenen Klassen ausgefochten. Diese sind unterteilt nach Hubraum, Zylinderzahl, Gewicht oder Arbeitsweise. Im Vergleich zur populären Formel 1 sind die Motorradrennen stets um einiges aktionsreicher, es gibt ständig Überholmanöver und auch häufige Unfälle und Stürze. Die Motorrad-Weltmeisterschaft wird seit 1949 ausgefahren, seitdem ist Giacomo Agostini aus Italien mit 122 Grand-Prix-Siegen der erfolgreichste Fahrer. Wir sprechen hier von der Königsklasse. Die war damals, als Agostini mitfuhr, noch nicht die MotoGPKlasse, sondern die 500er-Klasse. Die 500er waren das Motorrad mit dem größten Kultcharakter. Damals wollte jeder so ein Bike fahren. Rückblickend kann man es als mythisch bezeichnen. Denn mit dem Umstieg auf die Viertakter entstand bei vielen Leute eine starke Nostalgie für die 500er-Zweitakter. Hier geht’s nicht ums Rasen! Das sieht nurso aus – zumindest für den, der zu spät in den Rückspiegel schaut. Damals wie heute gilt: Rennen mit Spannung bis zur letzten Runde, spektakuläre Fahrmanöver, Helden mit Ecken und Kanten, hingebungsvolle Fans – wer Motorsport so definiert, landet heute zwangsläufig bei der MotoGP.

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Die berühmtesten und berüchtigtsten Bikes des Motorrad-Rennsports – und die Fahrer, die es wagten sie zu fahren!


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DIE BERÜHMTESTEN UND BERÜCHTIGTSTEN BIKES DES MOTORRAD-RENNSPORTS – UND DIE FAHRER, DIE ES WAGTEN SIE ZU FAHREN!


MOTO GP IST SEIT 1992 VON ZWÖLF AUF 19 RENNEN PRO JAHR GEWACHSEN, BIETET UNÜBERTREFFLICHE SPANNUNG UND BILDPERSPEKTIVEN, DIE NOCH VOR WENIGEN JAHREN UNMÖGLICH ERSCHIENEN 50

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Schräglagen scheinbar ohne Limit. Faszinierende Positionskämpfe und Windschattengefechte an den Grenzen der Fahrphysik. Fahrerpulks, die wie ein Wespenschwarm von Kurve zu Kurve brummen. Piloten, die vom Knie bis zur Schulter über den Asphalt schleifen und so das aberwitzige Tempo visualisieren. Selbst Aufnahmen historischer Motorradrennen haben auch heute noch ihre Faszination.

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CRAFT BIERE

DIE NEUE BRAUKULTUR 52

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MANUFAKTUREN

Text: Norbert Leder · Fotos: Bernd Ruter, Ines Ruck

Weg von der Massenware hin zum Qualitätsbier. Ein Trend, der in den USA bereits in den 70er-Jahren begann, hat seit geraumer Zeit auch Deutschland erreicht: Das sogenannte Craft Beer erfreut sich immer größerer Beliebtheit

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in Biertrend, der seine Herkunft in den USA hat, dürfte bei vielen deutschen Bierkonsumenten zunächst einmal für skeptisch hochgezogene Augenbrauen gesorgt haben. So ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten durchaus bekannt dafür, sich im Fast Food und der Unterhaltungsindustrie auszukennen, als ausgewiesenen Bierkulturspezialisten dürften es jedoch nur die wenigsten bezeichnen. Auch die Amerikaner selbst haben selten eine gute Meinung von ihren eigenen Massenbieren, weshalb sich seit den 1980er-Jahren immer mehr kleine Mikro-Brauereien entwickelten. Ein richtig großes Thema wurde Craft Beer erst gegen Ende der Neunziger und mit der Jahrtausendwende. Denn da wurden auch andere Themen populär, zu denen die Idee von Craft Beer geradezu perfekt passt: Mit der Entstehung der Bio-Märkte, dem Trend weg vom IndustrieEssen hin zu ökologischen Produkten, regionalen Lebensmitteln und saisonalen Speisen, begannen Verbraucher sich mehr Gedanken um das zu machen, was sie zu sich nehmen. Wo kommt eigentlich das Fleisch her? Wer hat den Käse gemacht? Gibt es hier einen Bäcker, der noch selber backt? Berufstätige opferten ihre Samstage, um in Markthallen oder direkt auf dem Lande einzukaufen, statt alles so convenient wie möglich aus dem Supermarkt zu holen. Und genau diese Menschen begannen auch in Sachen Bier nachzuforschen: Muss es denn das Standard- Bier aus der Fernsehwerbung von der großen BundesligaSponsoren-Marke sein – oder gibt es vielleicht eine kleine, eine Handwerksbrauerei bei mir in der Gegend?

Grundsätzlich muss ein Craft Beer schon überzeugen, damit es wahrgenommen wird. Neue Bierstile. Alte Bierstile. Kleine Brauereien. Junge Brauer. Gegen das Reinheitsgebot. Kreativ. Diese Stichworte fallen häufig, wenn von Craft Beer die Rede ist. Alles nicht falsch. Nichts so ganz richtig. Vielleicht ist es gut zu wissen, dass der typische deutsche Biertrinker in der Regel zwischen vier und sechs verschiedene Biersorten kennt – und trinkt. Pils, Hefe oder Starkbier sind praktisch jedem ein Begriff, und doch ist dies noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Über 100 verschiedene Bierstile sind mittlerweile weltweit bekannt. Einen großen Einfluss auf die wachsende Zahl hat das Craft Beer. So wollen die Brauer wieder Menschen für ihr meist regional gebrautes Bier begeistern. Bevorzugt werden Rohstoffe aus der Region verwendet, die meisten würden am liebsten alles selbst anbauen und herstellen. Die Brauer wollen ein gemeinsames Erlebnis schaffen. Mit der Faszination und Leidenschaft für eines der ältesten und natürlichsten Lebensmittel der Erde.

Biere, die weit entfernt von massentauglicher Vergleichbarkeit viel Platz für Innovation und Individualität haben Und das Trinken von Bier soll wieder verbinden: Menschen, Lifestyle, Genuss und Moderne. Dabei können die Brauereien auf eine nahezu grenzenlose Rohstoffvielfalt bei Malzen, Hopfen und Hefen zurückgreifen. Wer sich mit der Herstellung von Qualitätsbier beschäftigt, dem geht es vor allem um hochwertige Zutaten und innovative Geschmacksrichtungen. Während Großbrauereien immer wieder nur Varianten derselben Ursprungsformel herausbringen, suchen die kleinen Mikro-Brauereien nach neuen Ansätzen. Die Menge des produzierten Craft Beer und die hohe Qualität der Zutaten führen dabei in der Regel dazu, dass es erheblich teurer ist als normale Biersorten. Somit stemmen sich diese Biere erfolgreich gegen den immer stärker schrumpfenden Bierkonsum und den daraus resultierenden Umsatzrückgang. Gleichzeitig verleiht der höhere Preis dem Bier aber auch einen besonderen Status. Und das Bier soll überraschen! Mit Geschmack und Aromen. So kann es schon einmal passieren, dass man ein Craft Beer in einem Whiskeyglas serviert bekommt. RETROWELT

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Wenn man einmal verstanden hat, was alles passieren muss, damit ein gutes Bier entstehen kann, wird man es mit anderen Augen sehen


Natürlich arbeiten Craft-Brauer mit modernster Technik. „Handwerk“ soll sich nicht auf das Rühren von Hand beziehen, sondern auf die Verwendung natürlicher Zutaten.


Erlaubt ist, was schmeckt

Und ganz nebenbei arbeiten viele zudem an stellen kann, der in aller Regel auch bewilligt der Verbesserung bereits bekannter Sorten. wird. Nur im Süden gibt es diesen Paragrafen Eins haben alle Craft-Beer-Sorten gemein: Sehr im Trend befindet sich zurzeit beispiels- nicht. Daher lässt sich auch kein typischer Bei der Herstellung gibt es keine Regeln. weise das Sauerbier. Ganz ohne süßen Sirup Craft-Beer-Geschmack bestimmen. Stattdessen Durch kreative Ansätze und spezielle Kniffe hergestellt, findet der saure Biergenuss tat- gibt es unzählige Sorten und Geschmacksin der Verarbeitung werden Bierspezialitäten sächlich einen immer größeren Freundeskreis. richtungen, sodass vermutlich für jeden etwas kreiert, die sich durch individuelle Geschmacks- Nach einer ersten Probe können wir bestätigen, dabei sein sollte. profile und eine abwechslungsreiche Stilistik dass gerade ein saures Bier nicht jedermanns auszeichnen. Niemand muss sich an Braugeset- Geschmack ist. Je nach Bierstil kann Craft Es braucht immer Geduld, Erfahrung, Wissen ze oder ähnliche Rezepte halten. Lediglich die Beer malzig und nach Kaffee sowie Schokolade und Präzision, bis ein Bier entstehen kann, deutschen Hygienebestimmungen sollten be- schmecken (Porter und Stout), sauer (Gose, das zugleich überrascht, begeistert und Lust folgt werden. Ansonsten stehen jedem Brauer Berliner Weisse, belgische Biere wie Labic auf mehr macht – ja, einfach schmeckt. Immer das Vorgehen und die Zutaten vollkommen etc.) oder bitter (IPAs). Mit ganz viel Wohl- ein unvergleichlicher Moment, der bleibt. frei. Gebraut wird, was einem selbst oder den wollen erkennen wir, wie vielfältig Craft Beer Jedoch haben mittlerweile die meisten HerstelKunden schmeckt. Interessant wird es vor sein kann. Und ja, es geht nicht darum, dass ler die Zeichen der Zeit erkannt: Nachhaltigallem immer dann, wenn der Braumeister einen das Bier am Ende allen Menschen schmeckt. keit, Qualität, Geschmack und Vielfalt. Denn unkonventionellen Weg geht. Sehr beliebt ist Darüber hinaus gibt es freilich Bierstile, die der Erfolg von Craft Beer ist in Deutschland es zum Beispiel, Biere ähnlich wie Rum oder die Verwendung weiterer Zutaten verlangen, auch vielen großen Brauereien nicht verborgen Cognac in Fässern reifen zu lassen. Gerade wie Kräuter und Gewürze – Witbier wird zum geblieben. Während die großen Unternehmen wenn dazu ehemalige Whisky- oder Cognac- Beispiel mit Orangenschalen und Koriander- in den Vereinigten Staaten den Trend verpasst Eichenfässer genutzt werden, erhalten die saat gemacht, oder auch frische Früchte. haben oder kein Interesse an kleinen Absatzentstandenen Biersorten meist eine besondere mengen mit entsprechend knappen GewinnNote, die fast in eine fruchtige Richtung geht. Solche Bierstile, die in der Craft-Beer-Szene margen zeigten, sieht dies hierzulande etwas Dabei entsteht eine absolut nachhaltige und durchaus gebraut werden (Stichwort: mutig anders aus. So entstehen aktuell nicht nur in aufregende, andere, neue Bier- und Getränke- und kreativ) verstoßen schon gegen das Rein- vielen Städten Deutschland neue Mikro-Brauvielfalt als Alternative zu etablierten Massen- heitsgebot – was allerdings im größten Teil ereien, es gehen auch immer mehr etablierte bieren und Getränken. Die junge Braugene- Deutschlands, überall nämlich außer in Bay- Unternehmen in den Markt. ration steht für geschmacksintensive und ern und Baden-Württemberg, kein Problem charakterstarke Biere nebst alkoholfreien ist. Es gibt einen Paragrafen im Vorläufigen Sorten, für Abwechslung im Sortiment, Experi- Biersteuergesetz, demnach der Brauer einen mentierfähigkeit und neue Technologien. Antrag auf das „Brauen besonderer Biere“ 56

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Craft Beer macht nur einen sehr geringen Teil des in Deutschland getrunkenen Bieres aus


Viele der kleinen Brauereien haben jedoch den Vorteil, dass sie keine große Entwicklungsabteilung unterhalten müssen. Auch können sie sich aufgrund des bedeutend schwächeren Wettbewerbsdrucks eher Innovationen erlauben. Oftmals betreiben sie gar keine professionelle Brauerei. Stattdessen werden freie Kapazitäten mittelständischer Brauereien genutzt oder günstig eigene Anlagen aus ausrangierten Kesseln der Milchwirtschaft gebaut. Diese Unternehmer lassen sich jeden Tag neu inspirieren und machen ihr erworbenes Wissen, ihre Erfahrung und Faszination in ihren Bieren erlebbar. Und das scheint etwas anderes zu sein als die großen Brauereien widerspiegeln. Es geht weniger um die perfekte Schaumkrone oder den richtig platzierten Bierdeckel – es geht um das ursprüngliche Erleben. Wörtlich übersetzt heißt Craft Beer ja „handwerklich gemachtes Bier“. Craft Beer? Craft Bier? Kraftbier? Hmpf. Sagt nicht sonderlich viel aus. Stimmt auch noch nicht einmal, denn unter uns: Es gibt genügend Craft-BeerBrauer, die ihre Sudhäuser über ihr Smartphone und Handy-App steuern. Handwerklich im Sinne von „da schleppt einer Malzsäcke und rührt mit einem Holzpaddel in der Maische“ ist das eher nicht. Aber durch dieses Image beschert der Trend Craft-Bier auch den bestehenden Brauereien einen Aufwind, weil er die Lust auf regionale Sorten anregt.

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Für viele der mittelständischen Unternehmen ist der neue Trend nun eine Bestätigung der bereits vorhandenen Strategie. Für sie ist die Verwendung hochwertiger Zutaten für das Brauen der Biere schon lange Tradition und gehört zum Erfolgsrezept. Ginge es allein um Größe, Tradition und vielleicht sogar um den Aspekt der Handwerklichkeit, wäre dem auch nur schwer etwas entgegenzusetzen. Allerdings würde man so übersehen, dass es bei Craft Beer und der Bewegung dahinter eben auch um Aufbruch und Abkehr von alten Mustern geht. Nicht umsonst spricht man oft von der „Craft Beer Revolution“: Weil es hier darum geht, das alte Produkt Bier neu zu erleben. Neu zu brauen und neu zu trinken. Wenn jemand seit 270 Jahren das eine, selbe „Helle“ braut, so wie das schon der Vater vom Vater vom Vater gemacht hat, dann ist das nicht „craft“ im Sinne der Erfinder. Und etwas ganz Entscheidendes wird dabei auch klar: Es braucht die Begeisterung für Produkte und für Menschen, es braucht Genießen, Erleben und Begeistern. Am Ende profitiert jedoch besonders der Biertrinker selbst vom Craft Beer: Niemals zuvor gab es so eine breite Bierauswahl wie heute!

Dass Bier lange Zeit nahezu ein reines Männergetränk war, scheint mit der größeren Varianz vor einem Ende zu stehen: Immer mehr Frauen entdecken, welche Möglichkeiten im Bier stecken und wissen diese zu schätzen



INTERVIEW

VISIONEN SIND DER ANTRIEB VON MORGEN 60

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Text: Joachim Fischer · Fotos: Nico Vetter, PR

Gorden Wagener und Michael Mauer gelten als zwei herausragende Persönlichkeiten, sowohl in ihren Unternehmen als auch im gesellschaftlichen Leben. Der eine ist aktuell Chief Design Officer der Daimler AG, der andere Leiter Style Porsche bei der Porsche AG. Für die aktuelle Ausgabe des RETROWELT Magazins hat sich Joachim Fischer mit den führenden Kreativen der Marken über Design, Automobile und Wünsche unterhalten. Über perfekte Linien und diesen Augenblick, in dem man intuitiv weiß, was richtig ist, über die Theorie des Autodesigns und den kreativen Flow. Worte, die den Betrachter faszinieren, die Wünsche wecken – allen voran den Wunsch, selbst ein Auto der beiden Marken zu besitzen oder zumindest einmal zu fahren.

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Dann bitte ganz konkret: Wie schaffen sie und ihre Teams es, dem Zeitgeist vorauszueilen? Und wie genau sieht das aus? Wagener: Dem Zeitgeist vorauseilen, ihn zu erfinden, ist der Kern unserer Arbeit. Die Vergangenheit steht in Büchern, wir Designer schreiben die Geschichte von morgen. Das ist für mich das Größte an unserem Beruf. Wir haben uns schon vor Jahren eine Design-Philosophie gegeben: Wir nennen sie Sensual Purity und arbeiten in jedem Projekt danach. Sensual Purity gibt den Stil unseres Hauses vor, den wir pflegen und beständig weiterentwickeln. Immer mit dem Ziel, das Besondere zu gestalten – den X-Factor, wie wir sagen. Wir haben uns ein tiefes Verständnis der Marke und unseres Luxus erarbeitet, der in jedem Auto sichtbar wird: Der neue EQS ist das beste Beispiel dafür.

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esigner – ob sie nun Automobile gestalten oder Produkte – leben immer in der Zukunft. Und dazu passt einmal mehr, dass die Evolution des Automobildesigns in naher Zukunft deutlich an Fahrt aufnimmt. Neue Features und Funktionen erlauben den Kreativen noch größere Freiheiten als bisher. Während die Entwicklungsschritte in puncto Automobildesign in den vergangenen Jahren weniger radikal ausfielen, steht die Gestaltung von Fahrzeugen dank neuer Technologien vor einer Art Zäsur. Herr Wagener, Herr Mauer: Wie lebt es sich so in der Zukunft?

Wagener: Hervorragend, auch in den aktuell herausfordernden Zeiten und ganz digital. Im Design arbeiten wir seit langem sehr digital rund um den Globus, da braucht es für „out of office“Aktivitäten keine Eingewöhnung. Trotzdem würde ich gerne wieder mehr in unseren Studios vor Ort mit meinem Team gemeinsam an neuen Modellen arbeiten und mich direkt mit ihm austauschen. Design lebt auch vom Dialog und wir Designer reden ja alle gern und viel (lacht). Mauer: Die Herausforderungen waren groß. Wegen Corona sind aktuell noch nicht alle Kollegen wieder vollständig aus dem Homeoffice zurückgekehrt. Für uns Designer ist der persönliche Austausch sehr wichtig – unsere Arbeit ist weniger rein digital möglich als das in anderen Bereichen der Fall ist. Ich stimme Gorden zu, der Dialog und Austausch untereinander sind für uns sehr wichtig.

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Mauer: Was denkt der Designer am Morgen? Er denkt an morgen. Ein Wortspiel mit viel Wahrheitsgehalt. Die Aufgabe des Gestalters ist es, den Blick über das Jetzt hinaus in die Zukunft gerichtet zu halten – und das im Prinzip ständig. Es wird zu seinem inneren Wesen. Betrachtet man das Denken eines Designers im Detail, wird man sogar feststellen, dass er tatsächlich nicht im Heute lebt, sondern grundsätzlich eine Spur voraus ist. Dabei ist es bei Porsche weiterhin von großer Wichtigkeit, die Formen der Vergangenheit zu kennen und ihre Wirkungsweise analysiert zu haben. Designer denken oft weit voraus, aber nie geradlinig: Sie denken – nennen wir es eher: „turbulent“. Das gilt ganz allgemein und insbesondere für Stylisten in der Automobilindustrie. In den Ausgaben von RETROWELT treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem äußerst ansprechenden Editorial aufeinander. Was ist für Sie das besondere am Design von Porsche in all den Dekaden? Mauer: Wir haben über Tradition gesprochen. Mit dem Hintergedanken, dass jedes Kind einen Porsche (oder VW Käfer) zeichnen kann. Mit der damals revolutionären Form des Wagens folgte Porsche den Regeln der Aerodynamik – ohne Extravaganz. Er überzeugte durch eine schlichte Form, die selbstverständlich wirkt. Man würde nie auf den Gedanken kommen, dass bei jedem Modell und jeder Dekade hier Designer um jede Linie gerungen hätten. Aber wie immer, wenn etwas ganz leicht wirkt, steckt meist viel Arbeit dahinter.


Mauer: Dem kann ich mich nur anschließen. Zudem, so glaube ich, hat sich so dramatisch viel gegenüber früher nicht verändert. Wir versammeln uns alle immer noch um das Feuer, das für das beste, schönste und begehrlichste Design brennt. Dabei ist die Technik zweitrangig, auch wenn wir heute durch die Computerprogramme unendlich mehr Möglichkeiten haben. Aber ich persönlich setzte mich immer noch gerne hin und skizziere einfach mit dem Bleistift los.

WIE ALLE DESIGNER WOLLEN WIR IKONEN SCHAFFEN, DER NÄCHSTE ENTWURF SOLL NOCH BESSER WERDEN, DAS TREIBT UNS ALLE AN

Der Begriff Design wurde erstmals von Giorgio Vasari im 16. Jahrhundert erwähnt als „Disegno“, was so viel wie Skizze, aber auch künstlerische Idee eines Werkes bedeutet. Das „Disegno interno“ beinhaltet das Konzept, das „Disegno esterno“ das vollendete Kunstwerk selbst. Wie würden sie Design definieren? Mauer: Design ist die Klarheit ihrer Positionierung und die darin liegende Kraft, sich immer wieder neu entdecken zu dürfen. Design ist auch erster Botschafter der Marke und fasst die Kernelemente der Marke zusammen, um nicht den Verstand, sondern die Herzen der Kunden anzusprechen – und das kann eine ziemliche Herausforderung sein. Autos werden sich technisch immer ähnlicher werden. Das Design wird langfristig die Differenzierung schaffen.

Gorden Wagener

... und bei Mercedes? Wagener: In einem Wort: Begehrlichkeit. Jeder Mercedes muss ein Kribbeln auslösen, es muss sich anfühlen wie Schmetterlinge im Bauch, wenn wir uns verlieben. Wenn Sie jede Fahrt genießen, auf dem Parkplatz auf ihr Auto angesprochen werden und Daumen hochgehen beim Vorbeifahren, dann haben wir alles richtig gemacht. Mauer: Genau um diese Art der „Likes“ wetteifern wir ja ständig. Ich bin überzeugt, dass Sie beide im tiefsten Inneren für dasselbe brennen. Beneiden Sie Ihre Kollegen von früher? Wagener: Ein bisschen um ihre technischen Freiheiten vielleicht. Wir haben heute viele Regularien, Gesetze und Vorschriften, die es zu beachten gilt. Die Unterschiede zu früher sind vielfältig: Wir haben viele technische Hilfsmittel, die uns helfen, noch präziser und feiner zu arbeiten. Wir arbeiten strategischer als unsere Vorgänger, unser Vorstand versteht Design und als Asset genießt Design, zumindest bei Mercedes, viel Aufmerksamkeit im Unternehmen und darüber hinaus. Zu guter Letzt: Wir gestalten analoges und digitales Design, da hat sich eine ganz neue Erlebniswelt für den Kunden aufgetan. Nehmen Sie MBUX, unser digitales Betriebssystem – an solche Möglichkeiten war vor 20, 30 Jahren gar nicht zu denken. Wir prägen mit jedem Produkt aktiv die Zukunft der Marke, da hat sich viel verändert. Ich muss mich korrigieren: Nein, eigentlich beneide ich unsere Kollegen von früher nicht.

Wagener: Design macht Produkte in ihrer physischen, aber auch digitalen Form wunderschön und begehrenswert. Design inszeniert Technologie, die sonst im Verborgenen schlummert und emotional schwer zugänglich ist. Design prägt und gestaltet Marken. Ich erkläre uns als Verführer. Unsere Kunden sollen mit dem Ergebnis unserer Arbeit sehr lange glücklich sein. Design ist die emotionale Bindung zwischen uns als Marke, dem Produkt und dem Kunden. Design verkauft Autos, zumindest bei Mercedes, da ist das Design ein maßgeblicher Kaufgrund.

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Wir reden über etwas Schönes. Wir reden auch über die Sinnlichkeit, die ein Auto immer haben, die Begehrlichkeit, die es wecken muss.

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Die Welt des Designs ist zunehmend digital geworden, doch am Anfang jedes neuen Porsche steht die Skizze. Ganz analog mit Stift auf Papier erstellt.

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GORDEN WAGENER

MICHAEL MAUER

Chief Design Officer der Daimler AG

Leiter Style Porsche der Porsche AG

Unter seiner Leitung wurde die neue Designphilosophie der sinnlichen Klarheit entworfen, welche einen modernen Luxus definiert. Sie verkörpert die beiden Ausprägungen „hot“ und „cool“ und bringt damit einen wesentlichen Aspekt der Marke Mercedes-Benz – die Bipolarität aus Emotion und Intelligenz – exakt auf den Punkt. Gorden Wagener leitet seit Mitte 2008 den weltweit tätigen Designbereich der Daimler AG. Um die Bedeutung und die Verantwortung der Rolle des Designs für das Unternehmen, seine Produkte und die globalen Marken zu stärken, wurde er im November 2016 zum Chief Design Officer im Range eines Executive Vice President ernannt. Für ihn ist Design markenprägend und er hält einen ganzheitlichen Gestaltungsansatz für essentiell, da sowohl die Produkte als auch die Marken der Daimler AG perfekt inszeniert werden müssen. Sein international aufgestelltes Team gestaltet sämtliche Marken und Produkte des Unternehmens, von den Automobilen bis hin zum holistischen Corporate Design aller Konzernmarken. Im Fokus seiner Arbeit steht die Hauptmarke Mercedes-Benz.

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„Nicht in Vergangenheit zu verharren, sondern die eigene Identität für die Zukunft weiterzuentwickeln, das ist unsere Aufgabe. Die Essenz zu bewahren und in eine Designsprache zu übersetzen, die in der Zukunft verstanden wird. Auch wer 2030 zum ersten Mal in einem Porsche sitzt, soll es spüren: das Porsche-Gefühl, die 911-Gene“, so Michael Mauer. Michael Mauer hat in seiner 35-jährigen Designerkarriere schon viele Autos gestaltet. In den Neunzigern war er für Mercedes SLK, SL und A-Klasse mitverantwortlich, wurde 1999 Smart-Designchef. 2000 ging er in derselben Position zu Saab und ist seit 2004 Leiter des Porsche-Designbereichs. Unter seiner Leitung entstanden beispielsweise die erste und zweite Generation des Panamera, der 918 Spyder, die zweite und dritte Generation des Cayenne, die siebte und achte Generation des 911 und der erste rein elektrisch betriebene Sportwagen der Marke – der Porsche Taycan. Von Ende 2015 bis Anfang 2020 war Mauer zusätzlich mit der Leitung des Konzernbereichs Design des Volkswagen Konzerns betraut.


Was ist der weitverbreitetste Irrtum über Designer? Wagener: Dass wir alle den ganzen Tag in schwarzen Rollkragenpullovern rumlaufen. Mauer: Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, es ist ein Irrtum, uns Designer nur als Künstler zu sehen. Wir werden oftmals unterschätzt, außerhalb der Wahrnehmung sind wir aber ein ernstzunehmender Teil eines industriellen Prozesses. Herr Mauer, was würden Sie denn spontan hier Herrn Wagener fragen wollen? Mauer: (lacht) Schon zu meiner Zeit war es beeindruckend zu erkennen, wie man bei Mercedes einerseits für Volumen steht und anderseits den Designanspruch so hoch als möglich halten möchte. Ich glaube, dass Gorden hier Trends erkennt und setzt und dass er es versteht, diese zu einem Erfolg zu formen. Herr Wagener, ich formuliere eine Frage daraus: Was macht Mercedes zu einem Erfolg? Sie haben mit Ihren Entwürfen eine Vielzahl an Preisen und Auszeichnungen gewonnen. Was treibt Sie zu solchen Höchstleistungen an? Wagener: Wenn ich Ihnen alles verrate, bin ich raus (Wagener lacht laut). Im Ernst: Bei uns dachten alle, sie wissen, was einen Mercedes ausmacht – seit Generationen. Dann kam 2008 ein 39-jähriger Nobody und schreibt mit seinem Team eine DesignPhilosophie auf. Erst haben alle Externen gelacht, aber wir haben durch Design aus dem tradierten Luxus einen modernen Luxus geschaffen, der weltweit begehrt wird. Heute verkaufen wir erfolgreich die unterschiedlichsten Modelle, die als Mercedes ganz bewusst gekauft werden. Wir erschaffen mit MBUX eine digitale Interaktion zwischen Mensch und Maschine, das ist ein tolles Gefühl. Am Ende ist es das tiefe Verständnis der Marke, das unseren Erfolg ausmacht. Dabei sind mir Preise nicht egal, aber sie sind mir nicht so wichtig, denn ich bin überzeugt von dem, was wir tun. Als Bestätigung für das ganze Team finde ich sie klasse, weil das Lob dann von außen kommt. Ich bin unendlich stolz auf das gesamte Team. Und wie alle Designer wollen wir Ikonen schaffen: Der nächste Entwurf soll noch besser werden – das treibt uns alle an. Wenn ich einmal nicht weiterkomme schnüre ich meine Laufschuhe oder bin in einem Museum anzutreffen. Bei Stefan Bogner habe ich traumhafte Ski-Fotos von Ihnen gesehen, Herr Mauer. Sind Skifahren und die Stille der Natur Ihr Ausgleich? Mauer: Skifahren ist für mich eine perfekte Möglichkeit, meinem Unterbewusstsein die Möglichkeit zu geben, Dinge zu verarbeiten und neue Ideen zu entwickeln. Skifahren, die Natur und die Berge, das ist alles so weit weg von der Automobilindustrie. Am Ende könnte man auch sagen, Skifahren ist perfekt dazu geeignet, das Gehirn maximal mit Sauerstoff zu versorgen. Für mich ist das DER Treibstoff für Kreativität...

Herr Wagener, bei Ihnen weiß ich, das Sie beim Surfen anzutreffen sind. Wo kann Surfen einem Designer bei Mercedes helfen? Wagener: Beim Fokussieren auf einen Punkt, auf die eine Welle. Beim Surfen gibt es nur dich, die Welle und Natur. Und je nach Welle, Wind und Wetter auch besser keinen Fehler. Ich bekomme beim Surfen den Kopf frei, bin ganz bei mir und in der Natur. Wenn ich danach auf den Strand gleite, fühle ich mich wie neugeboren. Aktuell ist das ein bisschen schwierig, weil ich kaum unterwegs bin, also behelfe ich mir mit Mountain-Biken, Laufen und Ölmalerei. Außerdem bleibt gerade mehr Zeit für die Familie, das ist für mich Vielreisenden auch großartig.

DAS WICHTIGSTE IST IMMER NOCH DIE KREATIVITÄT, UND DIE KOMMT NICHT AUS DIGITALEN ZEICHENSTIFTEN ODER INTELLIGENTEN FRÄSMASCHINEN, SONDERN AUS DEN KÖPFEN DER DESIGNER Michael Mauer

Zuletzt stelle ich all meinen Interviewpartnern immer eine ähnliche Frage: Herr Wagener, wohin würden Sie gerne mit Herrn Mauer auf Ausfahrt gehen? Welche Route würden Sie wählen? Wagener: Das ist schnell erzählt: Wenn es nach mir geht, treffen wir uns in Stuttgart, und fahren gemeinsam elektrisch nach München zur IAA Mobility. Da unsere beiden Marken coole elektrische Modelle im Portfolio haben, losen wir einfach aus, wer fährt und dann plaudern wir die ganze Fahrt über das, was uns beide verbindet: viele Jahre bei Mercedes, noch mehr Jahre im Automobildesign. Abends stoßen wir beide in München darauf an und freuen uns, dass wir wieder viele Kollegen, viele Journalisten, noch mehr Besucher und viele tolle Automobile zu sehen bekommen. ... und Sie, Herr Mauer? Wohin fahren Sie mit Herrn Wagener? Mauer: Ein Porsche ist immer auch ein Auto fürs Direkte, für die schnelle Kurve. Damit ist die Route ganz eindeutig: in die Berge! Schöne Alpenpässe, kurvige Straßen. An der Seite ein Mensch, der diese Leidenschaft teilt.

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SCHÖNE DINGE

WEIN ZEIT

Jeder Wein entführt uns in eine faszinierende und facettenreiche Kultur. Dieses Getränk als schnellen und oberflächlichen Genuss zu bezeichnen und so zu behandeln, würde der langjährigen Sorgfalt und Leidenschaft aller Winzer der Welt nicht gerecht werden. Wein zu trinken basiert auf Ruhe, Entspannung und wohltuender Konzentration. Dabei erlebt und schätzt jeder den Rebensaft auf eine ganz individuelle Weise. Diese Vielfalt der Eindrücke zu bündeln, dies haben wir hier versucht.

SCHLIMMSTER JAHRGANG

In der Weinregion Ahrweiler hat die Flut wenig unverschont gelassen. Gastronomen haben eine Crowdfundingkampagne gestartet und verkaufen gerettete Weine unter dem Label #flutwein. Jede Flasche ist ein Unikat. Der Inhalt edel, die Verpackung – zum Gedenken an die Katastrophe – originalverschlammt. Die Erlöse gehen als Spenden an die Winzer und Gastronomen vor Ort. www.flutwein.de

HAWESKO SELECT

Herzlich willkommen bei HAWESKO Select. Hier erhält man ausführliche Informationen zu den Weinen aus seinen Paketen – zum Anschauen oder Herunterladen, ganz wie man es wünscht. Detaillierte Fakten zu Regionen, Winzern, Anbaugebieten und vielem mehr. Darüber hinaus bekommt man Zugang zu ausgewählten Profi-Tipps rund um das Verkosten von Wein. Wir wünschen viel Vergnügen www.hawesko.de

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MEHR ALS NUR EIN KORKENZIEHER

Tradition und Zeitgeist, verbunden mit exzellenter Handwerkskunst – dafür steht das Original Sommeliermesser Forge de Laguiole. Es wurde in Zusammenarbeit mit professionellen Sommeliers entwickelt und überzeugt mit ausgezeichneter Ergonomie, Effizienz und Eleganz. www.forge-de-laguiole.com


WILLKOMMEN IM CLUB

Eine inspirierende Location in Stuttgart. Puristische Architektur und bewusst reduziertes Interieur laden dazu ein, kreativ zu werden. Eine kommunikative Eventfläche, die Ideen von Veranstaltern Freiraum und Inspiration bietet. Hier wird außerdem gerne guter Wein genossen – denn die Location ist auch Heimat des Wein-Online-Handels viDeli. Gerne wird das Thema Wein in Form einer Verkostung oder anderen Varianten in die Veranstaltungen integriert.

RIECHT GUT

Kann man einen Wein in ein Parfüm übersetzen? Bree Wein und Frau Tonis Parfum haben das Experiment gewagt. Dabei ist ein limitierter Duft mit dem selbsterklärenden Namen Bree Le Parfum herausgekommen. Review von einem Sommeraroma voller frischer Energie! www.frau-tonis-parfum.com

www.clubtraube.de

GROSSER AUFTRITT

Die deutschen Weinköniginnen wahren die Balance zwischen Heimat und Weitläufigkeit, Bodenhaftung und Offenheit, Tradition und Moderne. Sie verkörpern das Amt auf sympathische Weise und überzeugen und mit großem Fachwissen. Sie sind Botschafterinnen, die dem deutschen Wein und den Winzern gut tun. Wir wünschen der kommenden Weinkönigin von Herzen ein spannendes und erfüllendes Repräsentantinnen-Jahr mit vielen prägenden Begegnungen! Hier geht’s zur Galerie der Königinnen:

ZU VINO SAG ICH NIE NO! LAUT.LEGENDÄR.ANDERS.

Die RNM-Schmiede präsentiert ihren neuen Geniestreich – ein einzigartiges und limitiertes Weinprojekt: Getreu dem Motto LAUT.LEGENDÄR.ANDERS. erhält jeder Wein – Zweigelt, Grüner Veltliner und Rose – ein eigens ausgesuchtes Motor-Motiv, das die hochwertigen Etiketten ziert. www.rustynailmotors.com/vinothek/

www.deutscheweinkoenigin.de

GLASKUNST JOSEPHINE

Die Josephinenhütte steht sinnbildlich für die extravagante Glaskunst des 19. Jahrhunderts. Die in Vergessenheit geratene Marke wurde nun von Kurt Josef Zalto und seinen Partnern wieder neu ins Leben gerufen. Dem österreichischen Glasdesigner gelingt mit der Kollektion „Josephine“ ein Bravourstück. Organisch geformt, mit einem ikonischen Knick zur optimalen Entfaltung des Weinaromas. Ist das die Urform des Weinglases? www.josephinen.com/de/

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Foto: Alexandra Pauli

SCHÖNE DINGE

ZEIT FÜR WEIN

Schon von Berufes wegen weiß er den Wert der Zeit zu schätzen: Karl-Friedrich Scheufele lenkt gemeinsam mit Schwester Caroline das Uhren- und Schmuckimperium Chopard, das größte von einer Familie geführte Unternehmen dieser Art. Er ist als leidenschaftlicher Hobby-Rennfahrer mit feinen Oldtimern bekannt. Legendär ist auch seine Weinkennerschaft, wobei der Wein von Château Haut-Brion bislang als sein Favorit galt. Mit dem Kauf des Château Monestier La Tour im Herzen von Bergerac erfüllte sich der Unternehmer nun einen Lebenstraum.

WORKING HARD DRINKING WINE

HOMMAGE AN DEN WEIN

Damit ein Wein sein volles Aroma entfalten kann, muss er richtig gelagert, geschützt, präsentiert und serviert werden. All diese Aufgaben erfüllt ein Weinklimaschrank über viele Jahre hinweg souverän und zuverlässig – ähnlich wie ein Weinkeller. www.gaggenau.com/de/

ELEGANT

Solch eine Karaffe sieht nicht nur elegant aus, natürlich erfüllt sie auch einen besonderen Zweck: In erster Linie dient sie dazu, den Wein vor dem Servieren ein wenig atmen zu lassen und so dessen Aroma zu verbessern. Für Weinliebhaber ist sie also eines der wichtigsten Zubehörteile überhaupt.

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VINOPHILES HELFERCHEN

Den richtigen Wein zu finden ist meist gar nicht so einfach. Besonders herausfordernd wird es allerdings, wenn die Auswahl riesig und kein Sommelier in der Nähe ist. Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige Wein-Apps, die einem das Leben hier deutlich leichter machen. www.vivino.com/app


WHITE TULIP www.duravit.de



SCHÖNE DINGE

ANSTÖSSIG

Das Weinmagazin SCHLUCK ist für kultur- und designbegeisterte Genussmenschen etabliert – urban, anspruchsvoll und weinaffin. Es bedient den Nerd und unterhält den Einsteiger. Es vergibt keine Punkte für Weine. Stets unabhängig, authentisch Weinkultur erlebbar machend – so intensiv und subjektiv wie möglich.

www.schluck-magazin.de

DER WEIN HÄLT NICHTS GEHEIM WEINLIEBLING

Das perfekte Statement-Shirt für Weinliebhaber mit Humor. Du trinkst gerne mal ein Gläschen Wein und bist immer für einen Spaß zu haben? Dann gibt es hier das passende Shirt dazu. Natürlich ist es auch hervorragend als Geschenk für die beste Freundin, Mama, Schwester oder Lieblingskollegin geeignet.

ECHT JETZT?!

Ja! Wirklich: Der Impfstoff ist da! Rezeptfrei für alle über 18! Alle wollten den Impfstoff, dabei war die Lösung doch so nah: Spätburgunder von der Ahr! Denn alles ist blöd. Abstand ist blöd, Maske ist blöd, Lockdown ist blöd! Und der Reim eben war so richtig blöd! Aber da müssen wir alle durch. So gut, wie es nur irgendwie geht. Es ist wie mit allem im Leben: Man stellt sich dem einfach entgegen. Mit breiter Brust und erhobenem Glas! www.impfstoff-wein.de

www.weinliebling.de

FOURPOINTEIGHT – WEIN UND DESIGN

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IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT

James Bond machte den DB5 weltberühmt Text: Alejha Loren · Fotos: Aston Martin

Die ersten Bond-Filme machten nicht nur Sean Connery berühmt. Auch die Autos von 007 erlangten Kultstatus. Allen voran der Aston Martin DB5.

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wischen 1963 und 1965 wurden nur rund 1.000 Exemplare des legendären Aston Martin DB5 produziert – dem Wagen, der von James-Bond-Darsteller Sean Connery im Kultstreifen „Goldfinger“ gefahren wurde und auch danach oft in 007-Filmen auftauchte. Die sportliche Eleganz des DB5 passte so gut zu Bond wie sein maßgeschneiderter Anzug. Natürlich war die Bond-Version des Aston Martin aber nicht vergleichbar mit der Serienproduktion. Der Dienstwagen von 007 hatte Schusswaffen, ungewöhnliche Kotflügel, eine Fluchttaste und einige andere Funktionen, die ihm von Quartiermeister Q zur Verfügung gestellt worden waren. Etliche Jahre später ist es nun möglich, selbst in genau diesem Auto zu sitzen. Der 007-Dienstwagen Aston Martin DB5 ist im Jahr 2020 als Serie von limitierten Fan-Repliken in Produktion gegangen. Obwohl dieses Auto nicht auf den Straßen gefahren werden kann, ist es ein Sammlerstück, das echte 007-Enthusiasten (mit dem nötigen Kleingeld) erwerben konnten.

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James Bond ohne Aston Martin ist dabei das Herz bluten. Doch 25 wie Fish ohne Chips oder Tower Auserwählte werden nur müde ohne Bridge. Das wissen auch die lächeln und sich mit einem Blick Produzenten von „Keine Zeit zu in ihre Garage trösten. Denn sterben“: Das Bond-Abenteuer dort parkt ein auf Hochglanz poläuft im Herbst 2021 nun endlich lierter und gänzlich unversehrter, als 25. Folge der Saga im Kino originalgetreuer Nachbau exakt an. Auch dieses Mal wird wieder jenes silbernen Sportwagens, mit ein silberner DB5 mit von der Par- dem die Liaison zwischen Aston tie sein und dabei ordentlich in Martin und Agent 007 im Jahre Mitleidenschaft gezogen werden. 1964 im Film „Goldfinger“ beDem Gros der Bond-Fans mag gonnen hat.

Alle hinzugefügten Elemente wurden von Fachingenieuren von Aston Martin in Zusammenarbeit mit Chris Corbould, dem bei mehreren Bond-Filmen für visuelle Effekte verantwortlichen Genie, verbaut


das Coupé nach Original-Skizzen kommt deshalb einem Zeitsprung nachgebaut und stellen so einen gleich, wenn man vergleichsweifabrikneuen Oldtimer auf die se komfortabel durch die großen Als wäre das Auto nicht schon Räder – selbst der vier Liter große Türen zusteigt – direkt in die kleispektakulär genug, bekommt es Reihensechszylinder des Originals nen, schwarzen Ledersessel. Das auch noch die gesamte Sonderaus- wurde gescannt, um aus den Daten große Holzlenkrad, der winzige stattung, mit der Bonds Chef-Tüft- die Blaupause für die neuen Trieb- Schaltknauf, der beinahe in die ler „Q“ das Coupé im Kino-Hit werke zu generieren. Kniekehle sticht, vor den Augen zum idealen Fahrzeug für Spezialein Cockpit, das mit der Auslage einsätze aufgerüstet hat. Dass die Eine Zeitreise in die von Tiffany um die Wette funkelt, Replik etwa vier Millionen Euro 1960er-Jahre und eine kurvenreiche Motorhaukostet, klingt nur solang teuer bis be voraus – So sieht die Welt selbst man in den Auktionskatalogen der Keine Servolenkung, kein ABS. an einem Regennachmittag in vergangenen Jahre blättert. Dort Heute wie damals muss man dabei England nach Glanz und Glamour sind die Original-Filmautos mit auf elektronische Helfer verzich- aus. Schöner hat kein Hersteller dem mehr als doppelt so hohen ten. Das Lenken erfolgt allein mit hochwertige britische Technik mit Betrag vermerkt. Zudem musste Muskelkraft und auch die Brem- Anleihen aus dem Motorsport und die Klassik-Sparte Aston Martin sen sowie das Fahrwerk haben italienischer Grandezza vereint. Works alle Register ziehen: In rund den spröden Charme der Sechziger4.500 Stunden haben die Briten Jahre. Der Start der Probefahrt Großer Aufwand – nicht nur für „Q“

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Sean Connery alias James Bond mit seinem Aston Martin im Film „Goldfinger“. © Aston Martin

In der Romanvorlage für „Gold- gezahlt. Wir können es heute fast finger“ setzte James-Bond-Erfinder nicht mehr glauben: Als die FilmIan Fleming seinen Geheimagenten produktion nach einem Aston Nach dem Drehen am Zündschlüs- 007 in seinen persönlichen Traum- DB5 für den Film „Goldfinger“ sel meldet sich der Motor mit der wagen, einen Aston Martin DB anfragte, zeigte man bei Aston gleichen Zuverlässigkeit zu Wort, Mark III. Als 1964 die Dreharbei- Martin nur wenig Entgegenkommit der Big Ben den Londonern ten zu „Goldfinger“ anliefen, hatte men, sodass Produzent Albert R. seit Jahr und Tag die Stunde Aston Martin gerade kurz zuvor Broccoli den Wagen ganz regulär schlägt. Nur dass hier der Fahrer den neuen DB5 auf den Markt ge- erworben hat. Als sich dann aber die Tonart vorgibt. Und die ist bracht und so war es naheliegend, rasch der Erfolg an den Kinokaswie bei Bond ziemlich wechselhaft. dass die neueste Version des briti- sen einstellte, erkannte man bei Eben noch ganz ruhig, vornehm schen Sportwagens für den Dreh Aston Martin das Potential und und gelassen, genügt schon ein zum Einsatz kommen sollte. entschloss sich, die benötigten beherzter Tritt und der DB5 zeigt Astons fortan kostenlos zur Verfüseine Muskeln. Nicht umsonst hat Seit dem frühen Bond-Klassi- gung zu stellen. Es war der Beginn er es seinerzeit in gut sieben Se- ker „Goldfinger“ besteht zwi- der Legende „Aston Martin DB5“. kunden auf Tempo 100 geschafft schen Bond und Aston Martin und konnte es mit seinen 294 PS eine innige Beziehung. Als dann 007 mit den beiden Aston bei maximal 229 km/h mit der Martins bei „Skyfall“ vorfuhr, war damaligen Sportwagen-Elite auf- Das war nicht nur der Beginn das schlicht ein Aufreger unter nehmen. Wenn das Schmuckstück einer langen wie wechselvollen den Fans des Kultfahrzeuges. Eierst eingefahren ist, gelingt das Filmfreundschaft, sondern für bei- nerseits, weil Bond wieder im DB5 wahrscheinlich auch heute wieder. de auch eine Win-Win-Situation. saß und anderseits, weil vermutet Schon ein kleiner Stoß mit dem Denn dafür, dass James Bond ei- wurde, dass man ein originalgeGaspedal beweist, dass sein Feuer nen Aston Martin fährt, hat der treues Modell für den Film in die noch nicht erloschen ist. britische Hersteller niemals etwas Luft gesprengt hatte. Für den Film Tolle Fahrleistungen – für damalige Verhältnisse

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wurde nicht der Original-DB5 aus folgungsjagd geliefert hatte. Es „Goldfinger“ eingesetzt, sondern folgten weitere Auftritte des DB5 Daniel Craig liefert sich in einem in den Filmen, unter anderem in 2010 aufwändig restaurierten DB5 „Der Morgen stirbt nie“, „Casino eine wilde Verfolgungsjagd. Als Royale“ und „Skyfall“. Apropos Basis diente ein grüner Wagen „Skyfall“: Auch der jetzige Jamesmit braunen Ledersitzen. Darüber, Bond-Darsteller Daniel Craig dass der Aston Martin DB5 seinen weiß, wie man den DB5 elegant großen Auftritt in „Skyfall“ feier- zerstört. Nachdem der Klassiker te, hatte man fast vergessen, dass von feindlichen Kugeln durchlöbereits sein Vorgänger Pierce Bro- chert wurde, jagte Bond ihn mit snan als 007 in „Goldeneye“ mit einer Explosion in die Luft. Wie dem Klassiker vorgefahren war auch immer: Durch die Auftritte und sich mit der männermor- in mehreren James-Bond-Filmen denden Xenia Onatopp in ihrem hat der DB5 längst Legendenstatus Ferrari F355 eine legendäre Ver- erreicht. Der Hype um das „Bond-

Auto“ wird wahrscheinlich durch den neuen Kinofilm mit dem Geheimagenten, der zum letzten Mal von Daniel Craig verkörpert wird, einen neuen Höhepunkt erreichen. Nicht nur die Modelle von Aston Martin, auch weitere Bond-Autos anderer Hersteller wurden nach „Goldfinger“ zu einem wichtigen Bestandteil aller Filme. Dabei war man immer bestrebt, die technologische Erweiterung des MI6 zu sein und doch wurde der Dienstwagen von 007 meistens zerstört – was (nicht nur) Q frustrierte.

Exklusive Fahrzeuge alleine genügten dem Gentleman-Agenten bekanntlich nicht. Zu James Bond gehören auch die Armbanduhren, die 007 auf jedem Abenteuer begleiten. Daher möchten wir Ihnen hier seine Uhren zeigen. Entdecken Sie auf der Zeitreise durch fast 50 Jahre James Bond 007 alte Erinnerungen.Im Mittelpunkt natürlich die verschiedensten Zeitmesser. Mehr unter www.retro-welt.de

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MARKENHISTORIE

Auseinanderschrauben, Wasser in den unteren Teil und Kaffee ins Sieb füllen, alles wieder zusammenschrauben und auf den Herd damit. Wenn es anfängt zu gurgeln und zu blubbern, „Moka Express“ vom Herd nehmen, kurz warten und genießen …

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KLASSIKER UNTER DEN KAFFEEMASCHINEN MIT DIESEM WUNDERSCHÖNEN STÜCK WIRD KAFFEEKOCHEN ZUM RITUAL Text & Fotos: Ilja Knezovic

Jede WG-Küche hat mindestens zwei davon und man sagt, es gäbe keinen italienischen Haushalt ohne: Die „Moka Express“ ist in verschiedenen Größen erhältlich und auch unter schwer zufriedenzustellenden Kaffee-Nerds eine akzeptierte Form der Kaffeezubereitung

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Wenn es die Zeit erlaubt, zaubere ich mir feine Kaffeespezialitäten. Schäume Milch auf, fülle erst den frisch aufgebrühten Mokka, dann den Milchschaum in mein Espressoglas aus dem letzten Urlaub. Ich zelebriere meinen Cappuccino. Wenn ich anstatt Espresso Kaffee benutzt habe und anstatt Cappuccino einen Café au lait trinke, fühle mich ein bisschen wie in Italien oder auch Frankreich. Das passiert aber nur, wenn ich genug Zeit habe und mein Gefühl hält auch nicht länger als eine Kaffeelänge an. Aber immerhin: So kommt ein bisschen Dolce Vita oder Savoir Vivre, was auch immer, zu mir in meine Küche.

ntwickelt wurde die „Moka Express“ von einem netten italienischen Herren, der Das Original, die „Moka Express“, Die „Moka Express“, dem produzierenden Unternehmen seinen wurde von Alfonso Bialetti entauch bekannt als EsNamen gegeben hat: Alfonso Bialetti. Er wickelt. Damit war sie die erste war es, der sich im Jahre 1933 den „Moka Espressokanne für den privaten pressokanne, Herdkanne Express“ ausgedacht hat – jene typisch Haushalt und hat heute Kultstatus oder Caffettiera, ist ein achteckige Kaffeemaschine. Jedoch macht die legendäre erreicht. Bialetti hat sozusagen wichtiger Bestandteil „Moka Express“, wie ihr Name sagt, keinen Espresso (wie den Espressokonsum revolutimeines Alltags ihre deutsche Bezeichnung Espressokanne nahelegt) – son- oniert. Alles startete in Italien, dern Mokka. Also schwarzen, starken Kaffee, dem aber doch mit ihrer Schlichtheit und Effizienz ist die Marke die typische Espresso-Crema fehlt. heute in der ganzen Welt vertreten. Bis heute hat Bialetti mehr als 200 Millionen der Espressokannen produziert. Jeden Morgen nehme ich meine „Moka Express“, um Das Besondere daran ist die bezeichnende achteckige Form, damit zwei Tassen aufzubrühen. Ich drehe das obere Teil welche nicht nur gut aussieht, sondern auch eine wichtige vom unteren ab und dafür benötige ich meistens ein biss- Funktion hat: Sie verteilt die Hitze gleichmäßig in der chen Kraft – es hängt davon ab, wer sie vorher benutzt Kanne. Bialetti erfand seine „Moka Express“, nachdem er hat. Manche Leute schwören darauf, den Kocher sehr fest 1918 in Frankreich in einer Aluminiumfabrik gearbeitet zu verschließen, da dann die Kaffeequalität besser sei. Das hatte – ab da feilte er an der perfekten Umsetzung. Im Jahr habe ich noch nicht festgestellt, dafür aber schmerzende 1933 konnte er die offenen technischen Probleme lösen Hände und einen abgebrochenen Henkel. Ich fülle Espresso- und die erste Bialetti-Kanne auf den Markt bringen. Herpulver (Segafredo Tradizionale Rossa) in den so genannten gestellt wurde sie freilich erst ab 1945 - dafür dann in sehr Trichtereinsatz und Leitungswasser in das Unterteil, stelle hoher Stückzahl. Und das bis heute. Einfachheit in einer den Espressokocher auf den Herd und freue mich über das schönen Form mit einmaliger Funktionalität! Mit einem blubbernde Geräusch, das bald zu hören ist. Der Kaffee Design, das sich noch heute großer Beliebtheit erfreut und – ist wirklich schnell fertig – denn mit der „Moka Express“ so meine ich – einer teuren Siebträgermaschine durchaus kann man entgegen meiner Vorstellung keinen „echten“ Konkurrenz machen kann ... Espresso zaubern. Dafür würde man etwa 9 Bar Druck benötigen und die „Kleine“ schafft nur 1,5 Bar. Macht nichts, denn mir schmeckt das Ergebnis, das nicht nur an Mokka erinnert, sondern auch einer ist! RETROWELT

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OWNERPORTRAIT

Das Glück des Tüchtigen René Staud Text: Joachim Fischer · Fotos: Maximilián Balázs

Die Fotografie ist das herausragende Leitmedium des 21. Jahrhunderts, prägend für dessen visuelle Kultur und Kommunikation. Dabei reicht die Bandbreite der Anwendungen vom privaten Schnappschussfoto mit dem Smartphone über die Reproduktion von Kulturgütern und das Imagefoto bis hin zur künstlerischen Bildproduktion. Einer, der sich in diesem Genre einen Namen erarbeitet hat, ist Fotograf René Staud.

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Mit seinen opulenten Büchern dokumentiert Staud seine Arbeiten und reflektiert damit auch eindrucksvoll die wachsenden Ansprüche einer selbstbewussten Kundschaft, die verstärkt wieder das echte Foto wünscht Mit über 35 Jahren Erfahrung im Bereich der Fotografie ist der Name René Staud untrennbar mit bedeutenden Marken der Automobilindustrie verknüpft. Seine aufwendigen Bildwelten dürften die öffentliche Wahrnehmung von Aston Martin, Mercedes-Benz und Porsche geprägt haben. Auch die Topmodelle der Marken Maserati, Audi, BMW, Bugatti und Mini lässt Staud in perfekter Inszenierung zeitgenössischer Kunst oder Architektur begegnen. Sein erstes fotografiertes Auto war der eigene VW Buggy aus dem Jahre 1971. Die Höhepunkte seiner Arbeiten waren zweifellos die fotografischen Schöpfungen zur Wiedergeburt der Marke Maybach und Landschaftskompositionen für Aston Martin in Grönland und Island.

Gespräch wird schnell privat, immerhin kennen wir uns seit über 40 Jahren und haben viel miteinander erlebt. Dabei lässt sich festhalten: Wenngleich René Staud sich sein Glück vor allem erarbeitet hat, hat er es auch verdient. Er hat den Erfolg gesucht und sein Glück gefunden, hat es erkannt und festgehalten. Und ja, Glück ist auch immer ein sehr individueller Zustand, eine Empfindung. Nicht immer nur im Großen, wir sind auch mit „den kleinen Glücken“ zufrieden, wenn sich das große Glück nicht einstellt, wie es der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane einst formulierte. Eine Aufgabe gelöst, eine Prüfung bestanden zu haben oder befördert worden zu sein – all das zähle ich zu den kleinen Glücken. Sind dann der berufliche Erfolg, eine glückliche Beziehung und Söhne, die das Erbe antreten, ein großes Glück?

Bei René Staud paart es sich augenscheinlich mit Können und darüber lässt sich doch glücklich sein. Und ist der tüchtige Fotograf diesmal der „Glückliche“? In der Regel ja, denn der „Tüchtige“ hat die Gabe, mit Widerwärtigkeiten fertig zu werden. Er nimmt die Hürden, wie sie kommen – und baut sie nicht zu einem unüberwindbaren Hindernis auf. Dennoch, selbst einem Optimisten wie Staud ist das Glück nicht in den Schoß gefallen. Er hat utomobile zu fotografieren seit seiner Kindheit hart dafür gearbeitet, er heißt, mit der Zeit zu gehen: wollte eine Chance, und hat sie genutzt. „Ob Der gebürtige Stuttgarter René wir erreichen, was wir uns vornehmen, hängt Staud gehört unbestritten zu stark vom Glück ab, aber das Wollen ist das den renommiertesten und in- einzig Wichtige, das wir selbst beeinflussen ternational anerkanntesten Au- können.“ Doch hin und wieder musste sich tomobilfotografen. Heute sind immer noch auch René Staud eingestehen, Pech gehabt Fahrzeuge seine bevorzugten Motive, inzwi- zu haben – was in seiner Definition nichts schen aber meist seltene Oldtimer. Kreativität, anderes war als die Abwesenheit von Glück. Selbstständigkeit, Flexibilität und Belastbar- Er gesteht ein, bei mancher Entscheidung keit sind Voraussetzungen für den Erfolg. nicht immer eine „glückliche Hand“ gehabt Neben Fleiß gehört jedoch auch eine Portion zu haben. Glücklich, wer das erkennt und Glück dazu. Was zu den unglaublichen Pi- die nächste richtig trifft. Und: „Manch einer rouetten im Leben des Grandseigneurs der muss zu seinem Glück gezwungen werden.“ Autofotografie geführt hat, muss man wohl als perfektes Zusammenspiel aus all diesen Manchmal passiert das Leben einfach. Gerade Komponenten bezeichnen. in der „Rushhour des Lebens“ zwischen Anfang 20 und Ende 40 passiert häufig in verDoch was ist das – „Glück gehabt“? Was schiedenen Lebensbereichen unheimlich viel ist Glück überhaupt? Darüber habe ich mit und es stehen wegweisende Entscheidungen René Staud für diese Ausgabe von Retrowelt an. Durch die Vielfältigkeit an Themen und gesprochen. Wir sitzen hier im fast intimen Möglichkeiten kann es dabei jedoch auch Cafeteria-Bereich der Staud Studios, werden passieren, dass man sich selbst aus den Augen mit Cappuccino verwöhnt und fühlen uns verliert und die berufliche Karriere vielleicht inmitten von Kameras, Fotos und Erinne- einfach so geschieht. Rene Staud hat rückblirungen ausgesprochen wohl. Wir sprechen ckend in diesen Lebensphasen wohl die richüber die Fotografie, aber nicht nur. Unser tigen Weggabelungen gewählt.

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Der Volksmund sagt, das Glück sei mit den Tüchtigen. Und weiß doch längst: Es ist nur mit den Glücklichen 84

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Bei all den Fotos für andere Personen, für Kunden und Kampagnen mag man die Abbildung des ersten Fotojobs (für Mercedes-Benz) fast übersehen

Die aufregendsten Autos, die schönsten Motive – und eben die Familie. Das ist es was bis heute gilt – und zählt.


Mit 15 Jahren der erste Fotoapparat, als das Erreichte, die Mitarbeiter und auf meiJugendlicher das Kennenlernen von Prof. ne Söhne blicke“, so Staud, dann empfinde Ferdinand Porsche, die Lehre im Fotolabor, er eine große Dankbarkeit und sei so richtig Übernahme des ehemaligen Möbel Behr Foto- glücklich. studios (eine unglückliche Fehlentscheidung!) – und die wegweisende Erfindung des Studio- Auch wenn sich die Werkzeuge der Fotografie blitzsystems „Magicflash“. Soeben ist sein verändert haben, ist eines geblieben: Staud Lebenswerk, das Staud Studio, über Media besitzt immer noch die große Leidenschaft Monks in das weltgrößte Werbenetzwerk in- für herausragende Fotografie, anspruchsvolle tegriert worden. Alles richtig gemacht und: Technik und profunde Beratung, für akribiNochmals Glück gehabt! So verwundert es sche Planung, ehrgeizige Ziele und viel Durchnicht, dass er sich nun entspannt zurücklehnen haltevermögen. All das zeichnet René Staud kann. Und wenn es nur in der eigen Cafeteria aus. Kreativer und komplexer denn je. Glück ist. „Wenn ich hier sitze und auf das Studio, gehabt – davon darf es ruhig etwas mehr sein.

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Stimmungsvoll die Sammlung von Kameras, Projektoren und anderen Accessoires, die sich über die Jahre hinweg angesammelt haben

Neben der Fotografie sind vor allem hochwertige Bildbände ein Steckenpferd von René Staud. Rund 100 Bücher hat er bisher mit gestaltet und herausgegeben.

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IKONEN

Happy Birthday,

„CHANEL N°5“! Text: Nathalie Degen Fotos: Courtesy of Chanel

Das berühmteste Parfum der Welt wird 100 Jahre alt. Wer dem Geheimnis des Dufts „Chanel No° 5“ auf die Spur kommen möchte, fährt ins Hinterland der Côte d’Azur und landet in einem Dickicht aus Fakten, Legenden und Kuriositäten. Der ikonische Duft feiert seinen 100. Geburtstag.

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or 100 Jahren wurde der erfolgreichste Damenduft aller Zeiten, Chanel N° 5, erfunden. Laut Schätzungen wird weltweit alle 30 Sekunden ein Flakon verkauft. Was macht diesen Duft so erfolgreich? Um diese Frage zu beantworten, sollte man die Entstehung eines Parfüms betrachten. Der Duft setzt sich aus drei unterschiedlichen Noten zusammen: Kopfnote, Herznote und Basisnote. Die Kopfnote ist die, die uns im Geschäft überzeugt, das Parfüm zu kaufen. Sie gibt den ersten Eindruck, den man durch Auftragen und beim Riechen erhält. Die Herznote zeigt einem mehrere Stunden später, wie sich das Parfüm mit dem eigenen Körpergeruch verbindet. Daher werden hier häufig blumige Noten verwendet. Die Basisnote ist für den langanhaltenden Geruch verantwortlich. Sie ist in der Regel eine eher schwere Verbindung, in der teilweise auch tierische Moschusaromen eingesetzt werden. Man unterscheidet diese drei Noten ganz klar voneinander. Ob uns ein Duft so gut gefällt, dass wir ihn Eine Tonne an Rosenbüten ist häufig nutzen, dafür ist eher die und Basisnote entscheidend erforderlich, um 1,5 kg Absolut zu Herzals die spontane Entscheidung nach gewinnen. Davon gelangen nur der Kopfnote im Geschäft.

wenige, kostbare Tropfen in jeden Flakon von Chanel N° 5, um dem Duft seine unverwechselbare Note purer Weiblichkeit zu verleihen

Und woraus besteht Chanel N° 5? Dazu gehen wir zurück an den Ursprung. Chanel N° 5 wurde von Ernest Beaux, ehemaliger französischer Chemiker und Parfümeur des russischen Zarenhofes, kreiert. An die 80 Essenzen sollen es sein, die er dazu verwendete. Einige Quellen sprechen inzwischen nur von 31, aber selbstverständlich gehört auch das zum Mythos: Die genaue Rezeptur liegt im Safe. Bekannt ist: Die Kopfnote wird von einem strahlend frischen, leicht metallisch und wachsig-rauchigen AldehydKomplex dominiert, mit seinen typischen Anklängen an Rosenblätter und Orangenschalen. Die zitrusartigen Facetten werden durch Bergamottöl, Linalool und Petitgrainöl

Gabrielle „Coco“ Chanel: Die Designerin, deren Namen man bis heute kennt, schuf revolutionäre Mode und schrieb Parfümgeschichte

aufgenommen und unterstrichen. Die Herznote wird unter anderem von den Dufteckpfeilern Jasmin, Rose, Maiglöckchen, Iris-Butter und Ylang-Ylang-Öl aufgespannt. Weitere Bestandteile sind Mairose, Neroli-Essenz und brasilianische Tonkabohnen. Nuanciert wird dieser Duft durch Sandelholz- und Patchouliöl. Vanillin, Coumarin und Storax leiten dann zum betont sinnlichen Moschus-Komplex über, der im Schlussakt der Komposition das Thema bestimmt und im Original von 1921 aus echten Moschusanteilen bestand. So entstand eine enorm breite Duftnote. Seine Besonderheit, da sind sich die Fachleute einig, erhielt das Parfum durch die chemisch erzeugten Aldehyde – dehydrierte Alkohole aus Blütennuancen, die den Duft in der Kopfnote auf besondere Weise zur Entfaltung bringen. Es ist also auch jene neuartige Mischung aus Natürlichkeit und Künstlichkeit, die Chanel N°5 revolutionär machte. Interessant ist, dass Chanel bis heute damit wirbt, dass bei der Herstellung natürliche Extrakte von Jasmin und Mairose verwendet werden, die in Grasse bei Monsieur Mul angebaut werden. Monsieur Mul und die Pariser Luxusfirma verbindet ein höchst exklusiver Vertrag: Jeder Tropfen Rosenessenz im meistverkauften Parfum der Welt stammt von seinen fünf Hektar Land. Warum gerade von dort? Ganz einfach: Muls Rosa centifolia – so der exakte botanische Name – ist die beste Rosenblüte der Welt. „Düfte sind etwas Immaterielles und doch haben sie viel mit Handwerk zu tun“, erklärt der Franzose Olivier Polge, der die Welt der Düfte von Kindesbeinen an kennt. Sein Vater Jacques Polge war 37 Jahre lang Hausparfümeur bei Chanel. Wenn Oliver Polge heute aus dem Fenster blickt, schaut er auf die vielen Blumenfelder, welche die alteingesessene Familie Mul exklusiv für die Parfumkreationen von Chanel bewirtschaftet.

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Joseph Mul, sein Sohn Fabrice und seine Familie herrschen über jenes Land, auf denen die Stöcke der Mairose wachsen. Seit bald dreißig Jahren werden hier, nur im Frühling, jene Blüten geerntet und in einer unweit der Blumenfelder stehenden Extraktionsanlage zu einem hochkonzentriertem Extrakt verarbeitet, das ausschließlich in den Extraits-deParfum von Chanel zum Einsatz kommt. Aus 400 Kilogramm Rosenblüten entstehen am Ende 600 Gramm Rosen-Absolue. Ab Sonnenaufgang sind die Pflücker auf den Rosenfeldern unterwegs, um die frischen, überaus empfindlichen Blüten zu ernten, welche sich erst bei Tageslicht vollkommen öffnen. Die Zeit drängt, denn die Rose blüht nur einmal im Jahr und die Ernte muss innerhalb von knapp vier Wochen eingebracht werden. Alles muss zügig vonstattengehen, die empfindlichen Blüten müssen innerhalb weniger Stunden vom Sammelkorb in die nahe gelegene Fabrik transportiert werden.

Die Blüten werden in Jutesäcke gesammelt und am Rande der Rosenfelder sofort verarbeitet

Der Wind trägt den Duft heran. Die Kulisse wirkt, als sei sie einem französischen Bilderbuch entsprungen, und doch ist sie die Wiege eines Parfumgiganten. Doch bei aller Begeisterung nimmt die Rose eine Nebenrolle bei Chanel ein, denn: „Düfte von Chanel verkörpern nicht eine einzelne Blüte, sondern stets ein Bouquet.“ Und das besteht vornehmlich aus roten Blüten. Die Farbgebung geht zurück auf die florale Vorliebe von Madame Chanel, seit sie 1921 mit dem Parfumeur Ernest Beaux das legendäre „Chanel N°5“ mit Neroli, Jasmin und Mairosen aus Grasse kreierte und es namentlich dem Datum widmete, an dem ihre neuen Kollektionen präsentiert wurden.

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Biologischer Anbau, pestizidfreier Dünger und die lange Tradition der Rosenzucht lassen im milden Klima Südfrankreichs nur beste Qualität für den edelsten Rohstoff dieses Parfums heranreifen

Joseph Mul, sein Sohn Fabrice und seine Familie kultivieren auf sieben Hektar Land jene Rose, welche durch ihre strahlende Eleganz zum Zauber des begehrtesten Parfums der Welt beiträgt

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PARFÜME SIND ETWAS, WAS DAS LEBEN SCHÖNER MACHT Nichts lag der Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel zunächst ferner, als Frauen neben schicken Kleidern und Blusen auch noch mit einem Duft zu versehen. „Frauen parfümieren sich nur, wenn sie schlechte Gerüche zu verbergen haben“, lautet eines der vielen von ihr überlieferten Bonmots. Ihre rigide Haltung änderte Chanel, als sie in Cannes Ernest Beaux kennenlernte. Chanel beauftragte Beaux, als Weihnachtsgeschenk für ihre Kundinnen ein Parfum zu kreieren, das ursprünglich nur auf 100 Fläschchen limitiert sein sollte. Als dann die Nachfrage nach dem außergewöhnlichen Duft immer größer wurde, kam das Parfum 1922 auch in den Handel. Ernest Beaux hatte in seinem Labor in Cannes zehn Proben vorbereitet: Das Fläschchen, das Chanel am meisten zusagte, trug die Aufschrift „Nummer 5“. „Das wird

sehr teuer, nichts ist teurer als Jasmin“, warnte Beaux sie der Legende nach, doch Chanels Antwort soll geulautet haben: „Dann geben Sie bitte noch etwas mehr Jasmin hinzu. Ich will es zum teuersten Parfüm der Welt machen.“ Es blieb bei der Nummer 5, schließlich passte die auch ganz gut zu dem Datum 5. Mai, an dem Coco Chanel für gewöhnlich der Öffentlichkeit ihre neuen Kollektionen präsentierte. Außerdem sah sie die Fünf als ihre persönliche Glückszahl an. Reine Zahlenmagie war also verantwortlich für den einprägsamen Namen – wer nach Chanel N° 1, 2, 3 oder 4 fahndet, wird erfolglos bleiben. Schönheit, Luxus und Extravaganz: Dafür stand und steht Chanel N°5 seit Beginn. Ab den 50er-Jahren ließ man dieses Image auch in

Werbekampagnen in Szene setzen. Bis heute engagiert der Konzern bekannte Schauspielerinnen und Models als Gesicht für die Marke. Ali McGraw, Lauren Hutton, Candice Bergen, Nicole Kidman und immer wieder Catherine Deneuve standen mit dem berühmten Fläschchen vor der Kamera von Fotografinnen und Fotorgrafen wie Richard Avedon, Helmut Newton, Irving Penn und Bettina Rheims. Ein Coup gelang im Jahr 2012: Mit Brad Pitt stand erstmals ein Mann für ein Damen-Parfum Modell. Für alle gilt: Chanel N°5 steht seit Generationen für Eleganz und französische Haute Parfümerie, für Sinnlichkeit und Stärke. Und so gilt auch im Jubiläumsjahr: Chanel N°5 ist weit mehr als „nur“ ein Duft.

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Nicht die schnellste Rundenzeit, nicht der schnellste Wagen zählt – sondern das Fahren in Gemeinschaft.

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Die Rothaus Schwarzwald Classic ist eigentlich keine „echte“ Rallye. Vielmehr ist sie eine tolle Ausfahrt unter Freunden mit Aufgaben, die unterwegs zu lösen sind. Alles, was man neben einem Oldtimer dafür benötigt, sind Aufmerksamkeit und Humor.

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azu reist man gerne mit eige- selbst zeigt sich die Natur mit all ihrer Vielfalt nem Klassiker an und trifft hier und Pracht: Blumenwiesen und Schwarzwaldauf Gleichgesinnte. Karl-Ulrich höhen, üppige Obstgärten und dunkle TanHerrmann hat sich bei der Ge- nenwälder. Die Rothaus Schwarzwald Classic staltung der Rallye von einer 2022 verschmelzen die herrliche Landschaft Genuss-Ausfahrt für die Besitzer von klassi- des Südschwarzwalds und die romantischen, schen Automobilen inspirieren lassen. Alle fast unbekannten Routen im Hochschwarzeint die Erfahrung, dass man kaum schöner wald mit kreativen Wissensfragen, Fahrprüund entspannter reisen kann als in so einem fungen sowie den regionalen kulinarischen Fahrzeug. Und so lebt die mehrtägige Rallye Highlights. Was an diesen Tagen im August für automobile Klassiker mindestens ebenso geboten wird, erreicht höchstes Niveau. von der innigen Beziehung der Teilnehmer zu ihren Fahrzeugen wie von der Organisa- Wer nun größtes Interesse an einer Teilnahme tion des Ablaufs. Gestartet wird auch 2022 verspürt, sollte sich sputen, denn erfahrungswieder an der Brauerei Rothaus, um dann ge- gemäß ist die Rallye immer rasch ausgebucht. meinsam die Rallye weiterzufahren. Die Rot- Wer keinen Oldtimer sein Eigen nennen kann, haus Schwarzwald Classic ist eine exklusive kann beim Veranstalter einen mieten – für Veranstaltung für Oldtimer-Fahrzeuge bis pauschal 990,00 EUR inklusive Versicheeinschließlich Baujahr 1989! Die Teilnahme rung und angeschlossenem Service. Bei solch jüngerer Fahrzeuge ist nur auf Anfrage und einem attraktiven Rundum-sorglos-Paket nach Zustimmung des Veranstalters möglich. verwundert es nicht, dass die Ausfahren auf Und es gilt eine eingeschränkte Teilnehmer- großes Interesse stoßen. Wir freuen uns sehr zahl je Termin von maximal 50 Teams, da darauf, dass es bald wieder heißt: Willkomdie Organisatoren die familiäre Atmosphäre men bei der Rothaus Schwarzwald Classic – und das vertraute Klima der vergangenen der Oldtimer Rallye mit dem außergewöhnJahre beibehalten möchten. Bei der Tour lichen Lebensgefühl!

*9. Rothaus Schwarzwald Classic Tour A: 15. – 18. August 2022 Tour B: 18. – 21. August 2022 Alle Informationen unter www.schwarzwald-classic.de

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5. Festival of Classic Cars auf Schloss Dennenlohe

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SCHLOSS DENNENLOHE Der Landschaftspark ist von Karfreitag bis Ende November täglich 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Privatgarten (rund ums Schloss) nur an bestimmten Tagen – bitte vorher nachfragen! Das Schloss selbst kann nicht besichtigt werden. 91743 Unterschwaningen www.dennenlohe.de

och sind die Erinnerungen an frisch gemähtes Gras und Exklusive automobile Schätze inmitten einer sommerlichen Barockduftendes Heu ganz frisch und intensiv. Der Geruch von kulisse – schöner kann der Rahmen für eine jährliche OldtimerBenzin erinnert uns an die sommerliche Veranstaltung im Veranstaltung kaum sein. Old- und Youngtimer aller Marken und Schlosspark von Schloss Dennenlohe. Der Ort dieses Old- Klassen scharen sich hier im Bereich früherer Stallungen. Wo könnte timertreffens gilt als eines der schönsten Barockensembles man besser Gleichgesinnte treffen und die gemeinsame Leidenschaft in Bayern und wird von einem 25 Hektar großen Landschaftsgarten für seltene, historische Fahrzeuge ausleben? Doch die Gartenstrategien umgeben. Ein echter Geheimtipp vieler Einheimischer und Urlauber. der Schlossherren reichen weiter: Sabine von Süsskind hat – nach Abseits der üblichen Touristenpfade spürt man sie hier noch hautnah, britischem Vorbild – das Bayrische Gartennetzwerk initiiert, eine Kooperation von unbekannten, abgelegenen Parkanlagen. Das „Festival die ursprüngliche, fränkische Idylle. der Oldtimer“ ist alljährlich im Sommer eine gelungene Auftaktveranstaltung für die RETRO CLASSICS Bavaria – die Oldtimermesse auf dem Gelände der Messe Nürnberg als internationale Drehscheibe für Sammler, Verkäufer und Liebhaber historischer Fahrzeuge. 106

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Herzlich willkommen Wenn sich ein Wochenende lang eine illustre Schar von Oldtimer-Enthusiasten zusammenfindet – dann geht es beschaulich zu. Zu Gast bei Freunden.


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Begegnungen

schönster Automobile Im Althoff Seehotel Überfahrt, idyllisch am Tegernsee gelegen, glänzen nicht nur die fünf Sterne am Eingang des Hotels, sondern auch die schönsten Kostbarkeiten aus den großen Epochen der Automobilgeschichte.

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Mit einem Oldtimer beim Concours d‘Élégance Tegernsee dabei zu sein – das ist schon wirklich etwas Besonderes

Glanz und Glamour. Wer funkelnde Oldtimer liebt, ist hier am Tegernsee richtig.

4. Concours d’Élégance Tegernsee

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er Concours d‘Élégance Tegernsee ist ein öffentliches Treffen von Besitzern höchstwertiger, im Bestzustand befindlicher historischer wie außergewöhnlicher Automobile, die bei diesem Wettbewerb um Zustand, Originalität, Schönheit und oft auch Historie wetteifern. Bei der offiziellen FIVA-A-Veranstaltung gibt es die schönsten Automobile, darunter auch zahlreiche Prototypen und Unikate ihrer Art und Epoche, zu sehen und zu bewundern – mit Blick auf den See und die Berge, vor denen sich die historischen Karossen kontrastreich abheben. Die automobilen Klassiker sind Kunstobjekt, Kulturgut sowie Fahrzeug zugleich. Namhafte Hersteller wie Ikonen der Automobilgeschichte vermitteln das Lebensgefühl einer Epoche, in der diese Automobile weit aus mehr waren als nur Fortbewegungsmittel. Das Althoff Seehotel Überfahrt bietet dafür einen prächtigen, reizvollen und unvergleichlich eleganten Rahmen.

Gerne laden wir Sie ein, auch in 2022 mit Ihrem Klassiker am internationalen Concours d‘Élégance Tegernsee teilzunehmen. Termine und Anmeldung unter www.concours-tegernsee.de

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Unsere Veranstaltungen leben von Emotionen und spontanen Begegnungen. Eine kleine Auswahl an Bildern dazu.

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HIGHLIGHTS Alle Veranstaltungen, Termine und Teilnahme-Informationen: retropromotion.de

Concours d’Élégance Tegernsee*

* Veranstaltungsänderungen vorbehalten. Angaben ohne Gewähr.

Eben erst vorbei geht es in 2022 in die nächste Runde. Herzlich willkommen bei unseren Events und Ausfahrten!

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03. - 05.12.2021 EuroMotor CCS Stuttgart 2021* Ausgewählte Unternehmen mit Manufakturcharakter präsentieren eine feine Auswahl an hochwertigen Produkten in entspannter Lounge-Atmosphäre. www.euromotor-messe.de

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Auf den Spuren der Mille Miglia* Wollten Sie schon immer einmal die Atmosphäre rund um das ‚traditionellste Rennen der Welt’ hautnah erleben? www.retropromotion.de

Oldtimer Schnuppern* Sie haben keinen Oldtimer, wollen einmal spüren wie es sich anfühlt selbst einen Oldtimer zu fahren? Dann sind die OldtimerSchnuppertage genau das richtige.

24.10.2021 RETRO Saisonabschluss 2021*

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Das Treffen zum Ende der Saison ist bei Freunden historischer Fahrzeug bis weit über die Region hinaus bekannt.

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Unter unseren Partnern finden sich einige der bekanntesten Namen der Automobil-und Oldtimer-Branche – und einige, die es noch werden. Hier bekommen Sie auch immer eine aktuelle Ausgabe der RETROWELT überreicht. Vor Ort freut man sich über Ihr Interesse und Ihren Besuch. Hier eine Auswahl empfohlener Adressen:

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Kienle Automobiltechnik GmbH Max-Planck-Straße 4 71254 Ditzingen

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Auktion & Markt AG Classicbid Automobile Sandbornstraße 2 65197 Wiesbaden

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Autohaus Löhlein GmbH & Co. KG In der Lach 72-76 90530 Wendelstein

OM-Automobile GmbH In der Gibitzen 13 90530 Wendelstein

Autohaus Schwarz GmbH Enzstraße 24-26 70806 Kornwestheim

Reller Automobile GmbH Steinbruchweg 16-22 33106 Paderborn

+49 (0) 9129 4055-0 info@autohaus-loehlein.de www.autohaus-loehlein.de

+49 (0) 9129 26244 omautomobile@aol.com www.omautomobile.de

+49 (0) 7154 17856-0 info@schwarz-service.de www.schwarz-service.de

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Eberhart Classic AG Wittenwilerstr. 12 CH-8355 Aadorf

Autohaus Reisacher GmbH Europastraße 1 87700 Memmingen

BMW Group Classic Moosacher Str. 66 80809 München

Wallner Classic GmbH Kreillerstr. 129 81825 München

+41 (0) 52 3680110 info@auto-eberhart.ch www.eberhart-classic.com

+49 (0) 8331 95500 info@reisacher.de www.reisacher.de

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COLUMNE

GRUSS AUS

SARAJEVO Text & Foto: Dr. Thomas Giesefeld

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ufällig war in den letzten Wochen gleich zweimal im Netz zu lesen, dass Besitzer eines Adenauer-Mercedes nach langer Zeit einen neuen Besitzer, eine neue Besitzerin suchen, und dies ausserhalb des Familienkreises. So schmerzhaft es selbst in den (einst so genannten) ‚besten Familien‘ sein mag: Eine Familie bietet an sich keine Garantie für die Fortsetzung von Klassiker-Erlebnissen. Die Gründe sind ebenso vielfältig wie die Lebenslinien und Interessen der Leute. Es trifft hochkarätige Namen ebenso wie hochgradige Experten. Es trifft nicht nur Singles! Und einfachere Objekte als der berühmte Mercedes-Benz Typ 300 aus den 1950er-Jahren können bei der Weitergabe in gute Hände plötzlich im Vorteil sein. Nicht ohne Grund ist der VW Käfer der Primus unter Deutschlands beliebtesten Oldtimern. Manche Menschen mögen sich ja wünschen, dass ihr momentan noch winziger Enkel bei Volljährigkeit einmal den in der Garage ausharrenden Klassiker übernimmt. Doch es ist wenig wahrscheinlich, dass je ein 18-Jähriger auf einem 1972er Maserati Ghibli einen kommoden Start in die Mobilität erfahren wird. Noch unwahrscheinlicher dürfte es nebenbei allerdings sein, dass heutige Autos den ähnlich respektvollen Beinamen eines Spitzenpolitikers oder einer Spitzenpolitikerin erhalten wie beim eingangs erwähnten ersten deutschen Bundeskanzler, Dr. Konrad Adenauer. Man kann die Nachfolgefrage halt nirgends über’s Knie brechen. Die guten Nachrichten: Alles keine Schande. Niemand hat versagt. Bleibt locker! Es gibt sie, die jungen Männer und Frauen, die einen automobilen Klassiker cool finden, ihr Eigen nennen wollen und ihren Einstieg in die Kultur der alltagstauglichen, fahrdynamisch praktischen Youngtimer verschiedenster Marken entwerfen. Für manche Mittzwanziger gehört der Neoklassiker schon fast so unverzichtbar zum privaten Lebensstil wie die regelmässige Lektüre der Retrowelt für unsere Leserschaft. Ist das nicht beste Tradition?

Schon lange vor dem Internet gab es intelligente Möglichkeiten, den Übergang von eventuell Bewahrenswertem auf neue Generationen im grösseren Zusammenhang attraktiv zu machen. Manche organisatorischen Konstruktionen könnte man geradezu als soziale Technologien der Weitervererbung bezeichnen. So hat etwa die Katholische Kirche mit Erfolg eine lange Laufzeit für ihre Botschaft organisiert bekommen. Mit ihren wenigen Hierarchieebenen ist sie ein monumentales Musterbeispiel für dauerhaftes Top-Management. Zu den grossen Herausforderungen für ihren Bestand gehörte bereits die Erfindung des Buchdrucks, der die Tradition der Kirche nicht weniger in Frage gestellt hat als es heute die Elektromobilität gegenüber der Automobilindustrie tut. Im Judentum und im Islam finden sich ebenfalls bemerkenswerte Modelle der Traditionspflege. Eines davon ist die Gazi Husrevbeg Bibliothek in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. In dem markanten Gebäudekomplex neben der ebenfalls von dem berühmten Gouverneur erbauten Moschee wird seit 1537 eine bedeutende Sammlung islamischer Manuskripte aufbewahrt, die als Stiftung organisiert ist. Einem Tour Guide zufolge gehören dem Verwaltungsrat, der auch über Investitionen beschliesst, seit damals jeweils zwei in einer bestimmten Strasse der Altstadt ansässige Bürger an. Kaufleute des Viertels tragen durch ihre Spenden dazu bei, die Institution lebendig zu halten. Sie wurde sogar im Kommunismus toleriert und hat den Bosnienkrieg der 1990er-Jahre überstanden.

Wir vererben Klassiker als Kulturgut meist in Frieden und Wohlstand, und mir ist nicht eine Sekunde bange, dass die heute jungen Leute das Erbe ausschlagen. Geben wir der Nachwuchs-Szene also eine Chance! Interessante Ideen machen den Erfolg der Weitergabe wahrscheinlicher. Das heisst aber nicht, das im Modus eigener Sentimentalität zu tun In den 1970er-Jahren gehörte der Einstieg in die Autowelt direkt nach oder den Zeitpunkt zu erzwingen. Eine inzwischen verstorbene, weise dem Führerschein klar zu den Top-Wunschträumen aller Teen-Ager. Freundin von mir pflegte mit Goethe zu sagen: Was Du ererbt von Das hat sich geändert. Das (gar nicht mehr so neue) Internet kann mit Deinen Ahnen, erwirb es, um es zu besitzen! Und sie sagte auch: „Nun seiner enormen Reichweite von Information, Kooperation und Indivi- sei als kleiner Erdengast mit dem zufrieden, was Du nun einmal hast!“ dualität bei der Lösung der Nachfolgefrage behilflich sein. Kürzlich Ein buntes Bild an einem Garagentor in Sarajevo bringt es ebenso wollte ich einer rüstigen Bekannten zu ihrem 100. Geburtstag gratu- unerschütterlich wie federleicht auf den Punkt: Lasst uns kreativ und lieren, aber Glückwunsch-Karten für dreistellige Jahrestage waren in optimistisch sein! keinem der maskenpflichtigen Geschäfte vorgesehen. Ich sorgte kurzerhand selbst elektronisch für Abhilfe, und dabei schien es, als hatte ich Teilen Sie meinen Optimismus? Schicken Sie mir Ihre sehr geschätzten plötzlich ein Scharnier von der Vergangenheit zur Zukunft in der Hand. Wiederworte und Widerworte!

Freundliche Grüsse wie stets, Ihr Dr. Thomas Giesefeld giesefeld@web.de

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