Le Guillon Nr.57 - DE

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Botschaft des Gouverneurs Jean-Claude Vaucher

Wir müssen unsere Ängste bezwingen Ein Erdbeben, ein Tsunami, ein verheerender Wirbelsturm haben uns unerwartet heimgesucht. Ohne Vorwarnung hat Covid-19 unser Leben, unsere Gewohnheiten, unsere beruflichen und gesellschaftlichen Aktivitäten durcheinandergebracht. Dabei wurden unsere Freiheiten entscheidend eingeschränkt und wir bewegen uns in einem von Angst und Ungewissheit geprägten Umfeld. Das Ansteckungsrisiko hat die Furcht und die Beklommenheit noch verschlimmert, die für die Wirtschaft und das soziale Leben ein Fluch sind. Das empfohlene Abstandhalten und das Tragen der Masken sind alles andere als gesellig. Unsere geliebte Confrérie wurde von dieser aussergewöhnlichen Situation besonders betroffen und es ist in diesem angstgeschwängerten Klima schwierig, sich auf Feste und Feierlichkeiten einzustimmen. Die Vorgaben des BAG haben uns schnell und deutlich verstehen gemacht, dass es unter diesen Bedingungen unmöglich sein würde, in diesem Jahr Ressats zu organisieren, geschweige dann die Quatre Heures du Vigneron in Rivaz. Aber seien Sie versichert, dass alles nur aufgeschoben ist und der Grosse Rat der Confrérie du Guillon alle Hebel in Bewegung setzen wird, um diese Anlässe im 2021 wieder aufleben zu lassen. Unsere eigentliche Berufung, das Singen des Loblieds auf und für den Waadtländer Wein, verdient mehr denn je volle Unterstützung. Denn wir sprechen hier von einem schwarzen Jahr für unsere Confrérie, weil alle unsere Grossanlässe gezwungenermassen abgesagt werden mussten. Aber noch heftiger hat das Virus die ganze Weinbranche durchgeschüttelt. Unsere Winzer hätten nur zu gerne auf diese zusätzliche Plage verzichtet. Die Schliessung der Gastwirtschaftsbetriebe während fast zwei Monaten, und vor allem die Absage aller öffentlichen und privaten Feste und Feiern haben für einen brutalen Stopp beim Konsum unserer feinen Tropfen gesorgt, selbst wenn Sie zweifellos wie ich übrigens auch versucht haben, mit einer Erhöhung des heimischen Konsums das Unheil zumindest teilweise abzuwenden. Aber der Wein ist vor allem ein hedonistisches Produkt, das man gerne teilt und freundschaftlich geniesst, ein unglaubliches gesellschaftliches und kulturelles Bindeglied, das man in guter Gesellschaft besonders schätzt. In Zeiten der Einschränkung, der Isolation und der Angst wird er plötzlich geschmacklos. Er hat uns höchstens geholfen, eine ziemlich schwierige Zeit besser zu ertragen. Schliesslich, und ungeachtet dessen, was die Zukunft bringt, werden wir lernen müssen, mit Covid-19 wie mit andern Krankheiten auch zu leben. Ein zweiter Lockdown wäre für unseren Weinbau und unsere Wirtschaft noch schlimmer. Aber er würde auch jeden unter uns dauerhaft schädigen und unsere gesellschaftlichen Gewohnheiten und unser Vergnügen, uns zu treffen und privilegierte Momente der Gastfreundschaft zu erleben, nachhaltig verändern. Der Mensch ist nicht für die Einsamkeit und das Eingesperrtsein gemacht. Er braucht den Kontakt, die Freundschaft und die Freude, für die unter anderem gutes Essen und feine Weine wichtig sind. Wir müssen darum unsere Ängste bezwingen, um an die Zukunft glauben und unser gesundes und überbordendes gesellschaftliche Leben wieder aufnehmen zu können. Ihre Confrérie wird daran arbeiten. Wir sehen uns bald! Le Guillon 57_2020/2  65


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