r Oben: Der Akku kommt mit – nach Hause, in die Arbeit oder ins Café. Etwa sechs Stunden braucht er zum Aufladen, wenn er völlig leer gefahren wurde. Drei Fahrmodi helfen bei der Einteilung der Batterie-Power. Links: Nur zwei simple Handgriffe braucht es beim Seat Mó, um das leidige Ladeproblem zu lösen – der portable Akku lässt sich einfach aus dem Chassis lösen.
Seat einmal anders: Mit dem Mó betritt die spanische VW-Tochter erstmals Zweirad-Terrain und liefert als Debüt eine der schicksten und pfiffigsten Roller-Varianten des Jahres ab – voll elektrisch und praktisch zugleich.
ES WAR EINMAL in Italien … Wem sagt der Name Corradino d’Ascanio etwas? Vermutlich den wenigsten. Eher der seines Arbeit gebers: Piaggio. Nach dem Krieg ist die damalige Rüstungsfirma auf der Suche nach einer neuen Geschäfts idee. Der dort angestellte Flugzeug ingenieur d’Ascanio ist nicht beson ders glücklich, als ihn der Auftrag zur Konstruktion eines Motorrollers ereilt – er ist davor noch nie auf einem Motorrad gesessen. Also baut er es so, wie er es praktisch findet: eine selbsttragende Karosserie mit einem Beinschild als Schutz vor Spritzwasser. Dazu ein kompakter Motor, der ohne ölsabbernden Ket tenantrieb auskommt, sauber unter dem Blech verstaut. Schaltung, Kupplung und Bremse auf dem Lenker, wo die Hände beim Fahren hingehören. Ob zum Namen Vespa – Italienisch für Wespe – der pum melige Popsch oder das kernige Motorgeräusch inspiriert hat, weiß heute niemand mehr. So oder so nimmt die Erfolgsidee rasch Fahrt auf – ein Stück weltbewegendes Kulturgut war damit geboren. Immer jung geblieben
FOTOS: ADRIAN BATTY
Seitdem sind 75 Jahre vergangen, die der Roller für einen Siegeszug ohne gleichen genutzt hat. Die Zeiten rat ternder und qualmender Zweitakter sind lange vorüber, komfortable Au tomatik statt schisteliger Schaltung ist auch längst Standard. Frischen Schwung hat dem Thema die Frei heft 3|2021
gabe der 125er-Klasse für den B-Füh rerschein gegeben – der Umstieg von vier auf zwei Räder fällt damit so leicht wie nie zuvor. Natürlich muss es nicht immer der italienische Klassiker sein – er hat inzwischen viel starke Konkurrenz aus aller Welt bekommen. Ein Blick auf die neues ten Modelle zahlt sich aus. Die Auswahl ist größer denn je und die frischen technischen Lösungen ma chen den Roller immer wieder aufs Neue interessant. Allen gemeinsam ist die Grundidee, sozusagen das Reinheitsgebot von 1946: Sie sind einfach zu fahren und anspruchslos im Erhalt – dank geringer Servicekosten, niedriger Versicherung und Steuer. Dazu lockt noch der geringe Verbrauch. Darü ber hinaus liefern sie mit Sonne, Wind und Freiheit sogar täglich abrufbare Zinsen ab. Frisch gestromt
Mó heißt Seats erster Beitrag zum Mobilsein auf zwei Rädern. Schon beim Design des Elektroscooters, der leistungsmäßig in der 125er-Liga spielt, schwingt der Einfluss der Stil-Metropole Barcelona mit: dynamisch und eigenständig, dazu rundum durchdacht und praktisch. Der 9,2-PS-Elektromotor sitzt platz sparend in der hinteren Radnabe – so verlustfrei kommt Leistung sonst nie auf der Straße an. Und das Ganze auch noch laut- und emissi onslos. Nebenbei haben die Spanier auch eine Lösung für das leidige
adeproblem gefunden – selbst bei L einem Roller sind ja Abstellmöglich keit und Steckdose nicht immer ver einbar. Der Akku des Mó ist mit zwei simplen Handgriffen seitlich auszuklinken und klappt dabei von selbst Transporträder aus. Am Aus ziehgriff lässt er sich dann wie ein Reisetrolley mitnehmen und an jede beliebige Steckdose hängen. Ebenso leicht und ohne Kraftaufwand wan dert er wieder zurück in den Roller und ist sofort betriebsbereit. Bis zu 137 Kilometer Reichweite und maxi mal 95 km/h sind drin, das über sichtliche Display liefert alle wich tigen Infos über den Ladestand und die Distanzen. Wer es gerne digital hat, kommt auch auf seine Kosten: Mit der MóApp wird aus vergesslich verlässlich. Sie zeigt den Weg zum geparkten Scooter an oder gibt Fernauskunft über die Akkuladung – und hilft auch bei einem Unfall, den sie an hand der vom Roller übermittelten Daten erkennt. Antwortet der Fah rer nicht in angemessenem Zeit raum, wird automatisch der Notruf aktiviert. Viele pfiffige Ideen made in Barcelona, die das Rollerfahren praktischer, umweltgerechter und sicherer machen – und dank E Zweirad-Förderung mit 5.990 Euro auch durchaus leistbar. Hightech made in Japan
Honda lebt seine Roller-Liebe mit einer Verbeugung vor dem Ur sprungsland: Die Japaner designen schau 93