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SPORTFISI@ 2021
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, Es gab eine Zeit, da waren Frauen bei Sportanlässen nur als Zuschauerinnen erwünscht. Lange Zeit war es unvorstellbar, ja sogar verpönt, dass Frauen sich bei verschiedenen sportlichen Disziplinen untereinander behaupteten. Es galt die weit verbreitete Meinung, dass Sport unästhetisch, ja vermännlichend sei, dem weiblichen Körper schaden würde und sogar zu Unfruchtbarkeit führen könne. So kam es, dass bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 Frauen nicht teilnehmen durften. Dies änderte sich jedoch schon vier Jahre später, als elf Frauen in den Sportarten Tennis und Golf teilnahmen. 1928 machten die Olympionikinnen bereits fast 10 Prozent aus, wobei der Mittelstreckenlauf für die Frauen aufgrund «unzumutbarer Erschöpfungszustände» nicht erlaubt war. Einen entscheidenden Meilenstein in der Gleichberechtigung im Sport erkämpfte sich Kathrine Virginia Switzer (siehe BJSM-Corner) 1967 am Boston Marathon. Weil Frauen damals nicht zum Rennen zugelassen waren, schrieb sich die Amerikanerin nur mit «K.V. Switzer» ein und gab somit ihr Geschlecht nicht preis. Bei den kalten Temperaturen war sie so dick eingepackt, dass sie unter den männlichen Läufern vorerst nicht auffiel. Später wurde sie vom Renndirektor entdeckt, dieser konnte sie jedoch nicht aufhalten und sie lief bis ins Ziel. Vier Jahre später wurden schliesslich auch Sportlerinnen am Boston Marathon zugelassen.
Heute beweisen Athletinnen laufend, dass es sich bei den vermeintlich «leistungsschwachen Frauen» nur um einen Mythos handelt. Die Frau hat im Sport enorm an Akzeptanz und Bedeutung gewonnen. Dennoch werden in der Sportwissenschaft Themen wie geschlechterspezifisches Training und Erholung kaum behandelt. Zudem werden frauenspezifische Themen wie Regelschmerzen, RED-S, Schwangerschaft, Beckenboden, Training mit dem Menstruationszyklus, Ernährung der Frau und auch die Menopause sowohl von Wissenschaftlern, Ärztinnen, Coaches wie auch von den Athletinnen selbst zu wenig thematisiert. Taucht man erst einmal in das Thema «Frau & Sport» ein, so erkennt man, wie facettenreich, überraschend und faszinierend es ist. Dieses Magazin soll unseren Leserinnen helfen, sich selbst besser kennen zu lernen und an dem Wissen zu wachsen. Vielleicht ist auch der eine oder andere Eye-Opener dabei. Dieses Magazin soll aber auch unseren Lesern wertvolles Wissen vermitteln, welches sie als Partner, Coach oder Therapeut thematisieren und anwenden können. Und dieses Magazin soll Tabugrenzen niederreissen. In diesem Sinne wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern ganz viel Spass mit unserem diesjährigen SPORTFISI@, welches für uns eine Herzensangelegenheit ist.
Nicole Steiner, Lara Allet und Anita Zwahlen Die Women-Power hinter SVSP