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LANDWIRTSCHAFT UND WELTERNÄHRUNG Eine globale Herausforderung vor dem Klimawandel ALS DIE ORGANISATION FÜR ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT DER VEREINTEN NATIONEN (FAO) ALS GRÖSSTE SPEZIALORGANISATION DER VEREINTEN NATIONEN NACH DEM 2. WELTKRIEG GEGRÜNDET WURDE, STANDEN DIE THEMEN HUNGER UND ERNÄHRUNGSSICHERHEIT HOCH OBEN AUF DER POLITISCHEN AGENDA IN ÖSTERREICH UND EUROPA. WIR HABEN ES VIELLEICHT SCHON VERGESSEN, DOCH DAS WAR DIE GENERATION UNSERER ELTERN. GÜNTER WALKNER
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eute bieten die Vereinten Nationen mit der Agen da 2030 und 17 Nach haltigkeitszielen (Sus tainable Development Goals, SDGs) konkrete Lösungen im Kampf gegen Armut, Hunger und Klima wandel. Österreich ist derzeit Mitglied im FAO-Rat und seit 12 Jahren auch wieder im Exekutivrat des Welternährungspro gramms der Vereinten Nationen, das sind die jeweils höchsten Gremien dieser UN-Organisationen mit Sitz in Rom. Der Agrarsektor ist weltweit für knapp ein Viertel der menschlich verursachten Treibhausgase verantwortlich, birgt aber auch ein großes Potential zur Lösung der Klimaproblematik1. Die Landwirt schaft muss dieses Potential nutzen. Das liegt im eigenen Interesse, denn ein Vier tel der wirtschaftlichen Schäden bedingt durch Klimakatastrophen treffen die Landwirtschaft. Berücksichtigt man die Dürreschäden in Entwicklungsländern,
sind es mehr als 80 %. Grenzüberschrei tende Tier- und Pflanzenkrankheiten werden immer mehr. Alleine die Pflan zenkrankheiten verursachen weltweit heute schon Schäden von jährlich rund 200 Milliarden Euro2. Der Klimawandel wird zukünftig alle Bereiche der Lebensmittelproduktion beeinflussen und steht in Wechselwir kung mit zahlreichen zukünftigen Ent wicklungen und Trends.
Der Hunger hat ein Gesicht! Obwohl wir weltweit genug Nahrung produzieren, stieg in den letzten Jah ren die Zahl der Hungernden wieder auf 820 Mio. Menschen – weltweit ist jeder Neunte chronisch unterernährt3. Die beiden Hauptgründe sind einerseits Konflikte, Kriege und anderseits die Fol gen des Klimawandels.
ERNÄHRUNG | NUTRITION volume 44 | 01. 2020
Das Welternährungsprogramm der Ver einten Nationen ist die führende huma nitäre Organisation im Kampf gegen den Hunger weltweit und erreicht jährlich 80 Millionen Menschen in rund 80 Län dern. Der Großteil der Nahrungshilfen konzentriert sich auf rund 10 Länder mit Konflikten und Klimakatastrophen. Der UN-Sicherheitsrat hat bestätigt: Ohne Le bensmittelsicherheit gibt es keine Sicher heit. Mit jedem Prozent mehr hungernde Menschen steigt die Migration um 2 %. Die Landwirtschaft ist also wieder zu rück auf der hohen internationalen politi schen Agenda. Eine besondere Herausforderung wird der afrikanische Kontinent mit derzeit einem Drittel aller Hungernden Men schen – bei steigendem Trend. Die FAO setzt gezielt Schwerpunkte bei Themen wie Jugend, Frauen, Innovation und der Digitalisierung in der Landwirtschaft, wo wir auch von österreichischer Seite die Zusammenarbeit ausbauen werden.