Surprise 494/21

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BILD: ROGER CREMERS/COURTESY OF IDFA

Eröffnungsabend des International ­Documentary Filmfestival Amsterdam IDFA im letzten ­November: Regisseurin Arami Ullón (links) und die niederländische Kulturministerin.

Gerade knapp in der Sonne gestanden Film Arami Ullóns «Apenas el sol» war der Eröffnungsfilm eines

der wichtigsten internationalen Dokumentarfilmfestivals. Aber die Regisseurin sass zusammen mit dem Festivaldirektor und der Kulturministerin allein im Saal. TEXT  DIANA FREI

Die Coronasituation hat ihre Auswirkungen nicht nur auf die Kinos, die immer noch geschlossen sind (oder noch waren), sondern auch auf die Filmproduktion. Fünf Jahre hatte das Produktionsteam an «Apenas el sol», einem Do­ kumentarfilm über Indigene in Paraguay, gearbeitet. Nor­ malerweise ist die Weltpremiere eines Films dann der grosse emotionale und geschäftliche Höhepunkt für das gesamte Team. Umso mehr, wenn der Film eines der re­ nommiertesten Dokumentarfilmfestivals weltweit eröff­ net, das International Documentary Filmfestival Amster­ dam IDFA. Diese Ehre wurde der paraguayischen Regisseurin und Wahlbaslerin Arami Ullón letzten No­ vember zuteil. Bloss: Die Eröffnung fand coronabedingt ohne Publikum vor Ort statt. Die Vorstellung wurde online übertragen, während im Kinosaal genau drei Leute sassen: die niederländische Kulturministerin, der Festivaldirektor und die Regisseurin selbst. Produzent Pascal Trächslin blieb derweil zuhause vor dem Bildschirm. Rückblickend 24

sagt er: «Es ist schon sehr absurd, wenn man aus weiter Ferne zuschauen muss und schnell per Zoom zugeschal­ tet wird, damit man auch noch was sagen kann.» Die Pandemie war dem Team schon in der Postpro­ duktion in die Quere gekommen. «Wir wollten den Film in Argentinien schneiden», sagt Produzent Trächslin. «Das war während der ersten grossen Coronawelle, in der dann auch die Regisseurin mit einem der Flüge, die das Eidge­ nössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA organisierte, nach Hause gebracht wurde.» Die Edi­ torin war also in Argentinien, die Regisseurin fortan in Basel. Das war so nicht geplant. «Es hat vieles verkompli­ ziert», sagt Trächslin. «Es ist einfacher, wenn man sich täglich im Schnittraum sieht. Nun musste man Versionen hin und her schicken, und die Internetverbindungen in Argentinien sind nicht sehr stabil.» Man versuchte also, die Verbindung aufzurüsten, aber Argentinien war im har­ ten Lockdown. Wochenlang war nichts dergleichen mach­ Surprise 494/21


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