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FOTO: VIDEO NAS ALDEIAS

Das Filmkollektiv Vídeo nas Aldeias zeigt seine Filme an Festivals und im brasilianischen Fernsehen.

Filmend die eigene Kultur bewahren Audiovisuelle Bewegung Seit dreissig Jahren dokumentieren Indigene in Brasilien

ihren eigenen Alltag – organisiert im Filmkollektiv Vídeo nas Aldeias. TEXT MONIKA BETTSCHEN

«Schon viele Filmschaffende sind zu uns gekommen, aber nie haben sie uns gut dargestellt», sagt der indigene Filmemacher Takumã Kuikuro im Dokumentarfilm «Cineastas indígenas» von Vincent Carelli, dem Regisseur, der 1986 das Kollektiv Vídeo nas Aldeias, zu deutsch: Video in den Dörfern, gegründet hat. Er wollte den Gemeinschaften im Amazonas ermöglichen, selber Filme zu drehen. «Die Kamera wurde bei Vídeo nas Aldeias zu einem Mittel der Selbstermächtigung. Die Indigenen können endlich selber ihre Geschichte erzählen, nachdem sie viel zu lange oft unvorteilhaft dargestellt wurden», sagt Annette Amberg, Kuratorin der Videoausstellung «Vídeo nas Aldeias». Das brasilianische Filmkollektiv arbeitet seit der Gründung 1986 mit interessierten indigenen Gemeinschaften zusammen, damit sie sich untereinander austauschen und später mit selber produzierten Filmen das oft verzerrte Bild, das die weisse Gesellschaft von ihnen hat, revidieren konnten. Die Videos eröffneten ihnen auch einen kreativen Weg, um auf ihre politischen Anliegen aufmerksam zu machen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung der indigenen Filmemacher*innen. Es werden ästhetische Entscheidungen diskutiert und die filmende Perspektive wirft immer auch ethische Fragen auf: Wer zeigt wie wen oder was (und auch: wem)? «Es begann experimentell. Ich kam mit einem Monitor, einem Generator und einem Videoplayer in den Amazonas. Die Anführer der Indigenen verstanden sofort auch die politische BeSurprise 513/21

deutung, in diesem kleinen Bildschirm sichtbar zu sein», erzählt Carelli einem indigenen Filmemacher, der ihn mit der Kamera in der Hand nach den Anfängen des Projekts befragt. Mittlerweile produziert Vídeo nas Aldeias Bildungsmaterialien, macht Vorführungen in indigenen Gemeinden und zeigt seine Filme an Festivals und im brasilianischen Fernsehen. «Die indigenen Filmschaffenden tauschen sich eng mit ihren Gemeinschaften aus, um zu besprechen, wie sie ihre Kultur zeigen werden, und um auch auf ihre politische Situation hinzuweisen, zum Beispiel auf ihre von der Regierung bedrohten Landrechte», sagt Annette Amberg. Manche Filmschaffende verlassen auch den Amazonas, um sich mit anderen Menschen auszutauschen. So flog etwa Zezinho Yube, Angehöriger der Ashaninka, nach Rio de Janeiro, um sich das Kunstprojekt Morrinho anzuschauen: ein von Jugendlichen geschaffener Nachbau der Favelas im Kleinformat, wo die Kinder spielerisch ihrem Alltag entfliehen können. Das Kollektiv macht klar, dass Indigene keine Projektionsfläche für weisse Fantasien sind, sondern die Kamera selbst in die Hand nehmen.

«Vídeo nas Aldeias», Videoausstellung mit 12 Werken des gleichnamigen Kollektivs, bis 21. Januar, Coalmine Winterthur, in Kooperation mit Culturescapes Amazonia 2021. www.coalmine.ch

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