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Feministischer Streik Unser Leben 32 Frauen erzählen von ihren Erfahrungen, Sorgen, Hoffnungen und Forderungen. Strassenmagazin Nr. 551 2. bis 15. Juni 2023 Bitte kaufen Sie nur bei Verkäufer*innen mit offiziellem Verkaufspass davon gehen CHF 3.–an die Verkäufer*innen CHF 6.–Ausgabe Streik-

Entlastung

Sozialwerke

Entlastung

Sozialwerke

BEGLEITUNG UND BERATUNG

BEGLEITUNG UND BERATUNG

STRASSENCHOR

STRASSENCHOR

Solidaritätsgeste

Solidaritätsgeste

CAFÉ SURPRISE

CAFÉ SURPRISE

Lebensfreude Zugehörigkeitsgefühl

Lebensfreude Zugehörigkeitsgefühl

Entwicklungsmöglichkeiten Unterstützung

Entwicklungsmöglichkeiten Unterstützung

Expertenrolle Job

Expertenrolle Job

STRASSENFUSSBALL

STRASSENFUSSBALL

Erlebnis

Erlebnis

STRASSENMAGAZIN

STRASSENMAGAZIN

Information

Information

SURPRISE WIRKT

SOZIALE STADTRUNDGÄNGE

SOZIALE STADTRUNDGÄNGE

Perspektivenwechsel

Perspektivenwechsel

Surprise unterstützt seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz. Unser Angebot wirkt in doppelter Hinsicht – auf den armutsbetroffenen Menschen und auf die Gesellschaft. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, finanzieren uns ohne staatliche Gelder und sind auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Spenden auch Sie. surprise.ngo/spenden | Spendenkonto: PC 12-551455-3 | IBAN CH11 0900 0000 1255 1455 3

SURPRISE WIRKT

Surprise unterstützt seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz. Unser Angebot wirkt in doppelter Hinsicht – auf den armutsbetroffenen Menschen und auf die Gesellschaft Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, finanzieren uns ohne staatliche Gelder und sind auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Spenden auch Sie. surprise.ngo/spenden | Spendenkonto: PC 12-551455-3 | IBAN CH11 0900 0000 1255 1455 3

BETEILIGTE CAFÉS

IN AARAU Schützenhaus | Sevilla | the green corner IN ALSTÄTTEN SG Zwischennutzung Gärtnerei IN ARLESHEIM Café Einzigartig IN BAAR Elefant IN BACHENBÜLACH Kafi Linde IN BASEL Bäckerei KULT Riehentorstrasse & Elsässerstrasse | BackwarenOutlet | Barista Bar Basel | Bioladen Feigenbaum Bohemia | Café-Bar Elisabethen | Flore | frühling | Haltestelle | FAZ Gundeli Oetlinger Buvette | Quartiertreffpunkt Kleinhüningen | Quartiertreffpunkt Lola Les Gareçons to go | KLARA | L’Ultimo Bacio Gundeli | Didi Offensiv | Café Spalentor HausBAR Markthalle | Shöp | Tellplatz 3 | Treffpunkt Breite | Wirth’s Huus IN BERN Äss-Bar Marktgasse | Burgunderbar | Hallers brasserie | Café Kairo | Café MARTA Café MondiaL | Café Tscharni | Lehrerzimmer | Lorraineladen | Luna Lena | Brasserie Lorraine | Dreigänger | Generationenhaus | Löscher | Sous le Pont | Rösterei | Treffpunkt Azzurro | DOCK8 | Café Paulus | Becanto | Phil’s Coffee to go IN BIEL Äss-Bar Inizio | Treffpunkt Perron bleu IN BURGDORF Bohnenrad | Specht IN CHUR Café Arcas | Calanda | Café Caluori | Gansplatz | Giacometti | Kaffee Klatsch | Loë | Merz Punctum Apérobar | Rätushof | Sushi Restaurant Nayan | Café Zschaler IN DIETIKON Mis Kaffi IN FRAUENFELD Be You Café IN LENZBURG Chlistadt Kafi | feines Kleines IN LIESTAL Bistro im Jurtensommer IN LUZERN Jazzkantine zum Graben Meyer Kulturbeiz & Mairübe | Blend Teehaus | Bistro & Restaurant & Märkte Wärchbrogg | Pastarazzi | Netzwerk Neubad | Sommerbad Volière | Arlecchino IN MÜNCHENSTEIN Bücher- und Musikbörse IN NIEDERDORF Märtkaffi am Fritigmärt IN OBERRIEDEN Strandbad IN SCHAFFHAUSEN Kammgarn-Beiz IN STEIN AM RHEIN Raum 18 IN ST. GALLEN S’Kafi IN UEKEN Marco’s Dorfladen IN USTER al gusto IN WIL Caritas Markt IN WINTERTHUR Bistro Sein IN ZUG Bauhütte | Podium 41 IN ZÜRICH Café Noir | Zähringer | Cevi Zürich | das GLEIS Kleinwäscherei | Kiosk Sihlhölzlipark | Quartiertreff Enge | Quartierzentrum Schütze Täglichbrot | Flussbad Unterer Letten | GZ Witikon | GZ Wipkingen jenseits im Viadukt | Kafi Freud | Kumo6 | Sport Bar Cafeteria | Zum guten

Weitere Informationen: surprise.ngo/cafesurprise

Kultur
Kultur
Café Surprise – eine Tasse Solidarität
Zwei bezahlen, eine spendieren.

Von Mut, Zuversicht und Schönheit

Wenn du gebeten würdest, am feministischen Streik vom 14. Juni auf eine Bühne zu steigen, worüber würdest du sprechen? Sagen wir einmal, dieses Heft ist eine Bühne. Und die 32 Frauen, die je eine kurze Rede halten, sprechen über die Mehrfachbelastung als Frau, tiefe Löhne und teure Kitas, über Gewalt oder ihre Sexualisierung, über das Alleinerziehend- oder Alleinsein. Darüber, was sie alles täten, hätten sie mehr Zeit und mehr Geld.

Dieses Heft ist eine Momentaufnahme davon, was Frausein in der Schweiz 2023 bedeutet. Und zwar für diejenigen, die kaum Privilegien und wenig Zugang zum politischen Diskurs haben. Die sich einen Streik in der Regel nicht leisten können. Die Texte offenbaren die patriarchalen, rassistischen, gewaltvollen und diskriminierenden Seiten dieses Landes. Gerne hätten wir auch mit trans, nonbinären, inter und agender Menschen gesprochen. Gemeldet haben sich Frauen. Manche fragten, warum wir uns überhaupt dafür interessieren, wie es ihnen als Frau ergehe. Sie hätten andere Sorgen und sowieso kaum Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.

Den Surprise-Verkäuferinnen, Stadtführerinnen, Strassenfussballerinnen und Sängerinnen des Strassenchors von Surprise stellten wir zwei Fragen: Wie geht es dir als Frau heute in der Schweiz? Was möchtest du verändern? Weil

Fotografien

Binta Kopp wurde 2001 in Zürich geboren. Getrieben von einer nicht kommerziellen Arbeitsweise entschied sie sich nach einer angefangenen Lehre als Fotografin für den Bachelor of Fine Arts an der Hochschule der Künste in Bern. Binta interessiert sich für die Wandelbarkeit und Vielfältigkeit von Fotografie und reizt die Endlosigkeit des Mediums durch digitale Manipulation immer wieder aufs Neue aus.

wir uns bei den Gesprächen mit Vornamen angeredet und geduzt haben, gerade als würden wir am Streik auf der Strasse ins Gespräch kommen, nennen die Frauen auch hier nur ihren Vornamen.

Trotz der Schwierigkeiten, die die Frauen teils explizit, teils zwischen den Zeilen benennen, stecken in ihren Erzählungen viel Mut, Zuversicht und auch Schönheit. Sie erzählen von der starken Bindung zu ihren Müttern oder ihren Kindern und Enkelkindern, von ihren Freundschaften und dem Zusammenhalt, davon, wann sie sich frei fühlen.

Der Einblick in diese 32 Leben mag nicht repräsentativ für alle Frauenleben in der Schweiz sein. Doch ebenso wenig ist eine Auswahl repräsentativ, die nicht auch diese Frauen zu Wort kommen lässt.

Surprise 551/23 3 Editorial
FOTOGRAFIE COVER: BINTA KOPP LEA STUBER Reporterin
Feministischer Streik Unser Leben 32 Frauen erzählen von ihren Erfahrungen, Sorgen, Hoffnungen und Forderungen. Strassenmagazin Nr. 551 2. bis 15. Juni 2023 Bitte kaufen Sie nur bei Verkäufer*innen mit offiziellem Verkaufspass davon gehen CHF 3.–an die Verkäufer*innen CHF 6.–Ausgabe Streik-
FOTO: ZVG Strassenmagazin Nr. 551 2. bis 15. Juni 2023 Bitte kaufen Sie nur bei Verkäufer*innen mit offiziellem Verkaufspass davon gehen CHF 3.–an die Verkäufer*innen CHF 6.–Feministischer Streik Unser Leben 32 Frauen erzählen von ihren Erfahrungen, Sorgen, Hoffnungen und Forderungen. Ausgabe StreikFeministischer Streik Unser Leben 32 Frauen erzählen von ihren Erfahrungen, Sorgen, Hoffnungen und Forderungen. Ausgabe StreikStrassenmagazin Nr. 551 2. bis 15. Juni 2023 Bitte kaufen Sie nur bei Verkäufer*innen mit offiziellem Verkaufspass davon gehen CHF 3.– CHF 6.–Feministischer Streik Unser Leben 32 Frauen erzählen von ihren Erfahrungen, Sorgen, Hoffnungen und Forderungen. Strassenmagazin Nr. 551 2. bis 15. Juni 2023 Bitte kaufen Sie nur bei Verkäufer*innen mit offiziellem Verkaufspass davon gehen CHF 3.– CHF 6.–Ausgabe Streik-
Fowzya, 32

Die vielen Leben der Frauen in der Schweiz

Feministischer Streik Mit Blick auf den 14. Juni erzählen Frauen von Surprise von Hindernissen und Chancen, denen sie begegnen. Vielen fehlt die Zeit, um sich beim Streik einzubringen.

«Ohne Unterstützung bedeuten meine drei Kinder hier in der Schweiz viel Arbeit für mich. Das älteste ist elf und wird langsam ein Mann, uiuiui! Und das jüngste ist zwei und schläft im Moment schlecht, dann schlafe ich auch schlecht. Viele Kinder gehen ja in die Kita, doch für mich ist das zu teuer. Der älteste Sohn stellt viele Fragen! Mama, wieso hast du das nicht? Wieso, Mama, habe ich dies nicht? Die Kinder denken, es wäre meine Schuld, dass wir mit so wenig leben. Später werden sie es hoffentlich verstehen.

Einer meiner Söhne hat Probleme mit den Knochen, er musste mehrfach operiert werden. Ich habe dieselbe Krankheit – und oft Schmerzen in den Beinen.

Was es bedeutet, eine Familie zu haben, weiss ich nicht. Meine Mutter und mein Vater starben, als ich klein war. Ich hätte gern eine gute Familie gehabt, ich versuchte und versuchte es, doch ich habe es nicht geschafft. Es ist aber besser, vom Vater der Kinder getrennt zu sein, er war wie ein zusätzliches Kind.

Ich habe noch ein viertes Kind, meine älteste Tochter. Kurz nachdem meine Eltern starben, ging ich weg von zu Hause, alleine, erst in den Sudan, dann nach Libyen. Als ich vor zwölf Jahren mein erstes Kind gebar, war ich nicht verheiratet. Wer der Vater meiner Tochter ist, weiss ich nicht. Viele Männer sind schlimm, sie tun Dinge mit dir, die du nicht willst. Ich liess meine Tochter zurück, als sie fünf Monate alt war. Ich würde sie so gerne sehen. Sie ist ohne Familie dort, ohne ihre Mutter. Sie lebt bei einer Frau und muss arbeiten und Geld verdienen. Mein Kopf ist eine Katastrophe.

In der Schweiz werden viele Frauen, die flüchten mussten, im Kopf krank. Erst dachte ich: Ich bin froh, hier zu sein. Aber dann habe ich viel darüber nachgedacht, was passiert ist. Ich tausche mich mit meiner Kollegin Melat und den anderen Frauen aus. Alle erzählen von ihren Problemen, alle haben Stress, wegen der Aufenthaltsbewilligung, der Arbeit, den Kindern. Schon lange versuche ich, meine Tochter in die Schweiz zu holen. Bis jetzt hat es nicht geklappt.» WIN

«Zwar ist das Leben in Basel teuer, doch für mich ist es viel besser geworden. Ich kam 1971, mit 23, aus Spanien mit einem Arbeitsvertrag bei einem Altersheim hierher. Verdient habe ich sozusagen nichts, ich war im Stundenlohn angestellt. Nach einem Jahr begann ich bei der Post zu arbeiten, als Festangestellte in der Spedition. Ich bekam mein zweites Kind, drei Wochen später arbeitete ich wieder. Beim dritten Kind genau gleich. Sonst hätte ich zu wenig Geld gehabt.

Ich höre von Müttern, die ein wenig jünger sind als meine Kinder: Am Arbeitsplatz geben sie der Mutter erst Zeit, aber sobald sie können, zum Beispiel beim zweiten Kind – adiós! Und die Menschen leiden wegen der Kitas, sie sind so teuer. Obwohl die Männer heute vieles auch machen, bleibt für die Frauen viel zu tun. Wenn ein Kind krank ist, bleibt fast immer die Frau zuhause. Wenn die Politik sich endlich wirklich für Frauen einsetzen würde, dann würde es besser werden, glaube ich.» LEA

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«Wenn ein Kind krank ist, bleibt fast immer die Frau zuhause»
Rosa, Sängerin Surprise Strassenchor
TEXTE DIANA FREI , DINA HUNGERBÜHLER, ISABEL MOSIMANN, LEA STUBER , SARA WINTER SAYILIR FOTOS BINTA KOPP
«Viele Frauen werden krank»
Fowzya, Surprise-Verkäuferin Rosa, 75

«Ich habe ja alles»

«Anderen geht es schlechter als mir, denke ich. Ich habe ja alles, ein Dach über dem Kopf, genug zu essen. Klar, mein Lohn ist nicht hoch, ich arbeite in der Küche eines Mittagstischs in einer Schule. Wenn man nichts gelernt hat, hat man halt weniger Lohn, und ich habe auch noch eine IV-Rente. Ich wohne mit meiner Schwester zusammen. Und sie verdient gut. Beim feministischen Streik geht es um gleiche Rechte für alle, zum Beispiel beim Lohn. Ich denke, Frauen sollten den gleichen Lohn bekommen wie Männer, wenn sie den gleichen Job machen.» LEA

«Heute bin ich niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Ich kann machen, was ich will. Ich bin die Einzige, auf die ich hören muss. Es mag banal klingen, aber: Ich fühle mich frei. Ich möchte keine Beziehung mehr, damit habe ich abgeschlossen. Es ist eh nie gut gekommen. Ich hatte so viele Lämpen in meinem Leben – ich habe früh Missbrauch erlebt, nahm Heroin, war Alkoholikerin, verlor beim Rückfall, in meiner schlimmsten Zeit, die Wohnung und alles. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn es mir wegen einer Beziehung wieder schlechter ginge. Und ich wieder konsumieren würde. Wie ich es heute habe, ist ein Geschenk. Damit bin ich sehr glücklich.

Ich hatte eine schwierige Ehe und viele einengende Beziehungen. Zwei meiner Ex-Partner waren gewalttätig. Meine Tochter half mir sehr, ihr kann ich nichts vormachen. Über Probleme habe ich nie reden können, sie aber hat sie gesehen. Und dann gesagt: ‹Die Rippen gebrochen? Vom Husten? Aber sicher.› Mit ihr begann ich darüber nachzudenken, was da eigentlich abgeht, und bin mir bewusst geworden, dass das Gewalt ist. In einer Therapie lernte ich dann, mir selbst und anderen zu vergeben.

Nachdem mit dem letzten Freund Schluss war, hatten wir noch lange Kontakt. Aber wenn er bei mir war und sagte: ‹Du, ich bin so müde, ich mag nicht mehr mit dem Zug nach Hause fahren›, da wusste ich: Er muss aus dieser Wohnung raus, ich fühle mich nicht wohl, wenn er auf dem Sofa schläft. Ich begann mich zu fragen: Warum gebe ich mir das? Und brach den Kontakt ab.

Seither geht es mir viel, viel besser. Psychisch ging es mir noch nie so gut wie jetzt. So schön wie die Männer lächeln können und so lieb wie sie sein können – die andere Seite haben sie eben auch. Das brauche ich nicht mehr, weder sexuell noch sonstwie. Nun hoffe ich, dass ich noch lange für meine Kinder und Grosskinder da sein kann. In der Rolle als Grossmutter ist es mir am wohlsten.» LEA

«Vor einem Jahr war ich im Frauenhaus. Dort habe ich gelernt: Frauen dürfen tun, worauf sie Lust haben, sie können nach draussen gehen oder ein Buch lesen oder Musik hören. Frauen können ohne Mann leben, sie können arbeiten. Sogar als Managerin oder Polizistin. Und ich verstand: Frauen treffen Entscheidungen, sie sind stark. Als Mädchen in Afghanistan musste ich immer zuhause sein, durfte nicht auf der Strasse spielen oder spazieren, ich durfte nicht in die Schule gehen, nicht studieren, hätte später nicht arbeiten dürfen. Als ich 15 war, sagte mein Vater zu mir: Jetzt musst du heiraten. Ich verstand gar nicht, was das bedeutete.

Auch als ich mit meinem Mann im Iran, der Türkei und schliesslich in Griechenland lebte, dachte ich: Eine Frau kann alleine nichts. Mein Mann sagte mir: Du musst zuhause bleiben, kochen, putzen, auf die zwei Kinder aufpassen. Und ich gehorchte. Ich dachte, er habe recht. Ich hatte es ja bei meiner Mutter gesehen: Sie putzte, kochte – tat, was mein Vater ihr sagte. Ich war wie meine Mutter. Die Männer reden, die Frauen hören zu. Wenn mein Mann nach Hause kam und ihm etwas nicht gefiel, schlug er mich. Wie mein Vater meine Mutter.

Doch langsam durchblicke ich es: Mein Mann durfte alles selber entscheiden – welche Kleider er anzieht, mit welchen Menschen er befreundet ist, ob er Auto fährt und in die Ferien verreist. Wieso darf ich das alles nicht? Was für ein Vorbild bin ich für meine Kinder? Sie lernen, was sie sehen. Wenn ich traurig bin, sind sie traurig. Wenn ich glücklich bin, sind sie es auch. Und wenn ich stark bin, werden sie es auch.

Ich verliess meinen Mann mit den Kindern, ohne zu sagen, wohin ich gehe. Eines Tages fand er mich in der Schweiz, über 1000 Kilometer entfernt von ihm, und forderte mich auf, zu ihm zurückzukommen. Ich meldete mich beim Frauenhaus und konnte untertauchen.

In der Schweiz habe ich zwar viele Probleme, und doch weniger Stress. Denn mein Mann ist nicht hier, er kann mir nicht sagen: Du darfst nicht in die Schule gehen, nicht Deutsch lernen, du darfst deinen Hijab nicht ablegen – ich kann alles selber entscheiden. Ich lebe alleine mit meinen zwei Söhnen, das funktioniert gut. Ich wünsche mir, dass sie Respekt vor allen Menschen haben werden, wenn sie erwachsen sind.

Ich habe Angst vor meinem Mann, obwohl er in einem anderen Land weit weg lebt. Denn er sagte: Wenn ich das nächste Mal herausfinde, wo du bist, dann lasse ich dich nicht mehr in Ruhe. Doch jetzt, nach dem Frauenhaus, fühle ich mich stark.» WIN

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«Meiner Tochter kann ich nichts vormachen»
«Ich kann alles selber entscheiden»
Roya, Surprise Strassenfussballerin

Nadine, 61

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Franziska, 57 Roya, 33
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Elnaz, 19

Elnaz, Surprise-Verkäuferin

«Frauen haben in der Schweiz viel zu tun, sie müssen arbeiten wie die Männer und zudem auf die Kinder aufpassen. Eigentlich geht das nicht auf, sie haben dann ja zwei Jobs gleichzeitig. So können Frauen nicht leben, wie sie wollen. Weil sie immer an alles denken müssen. Das finde ich nicht gut. Ich denke, es würde besser funktionieren, wenn sie weniger arbeiten müssten und auch besser verdienen würden. Dann könnten sie besser für ihre Kinder sorgen und auch für ihr eigenes Leben.» WIN

Frau geworden»

«In der Familie wurden wir Mädchen behandelt, als seien wir minderwertig. Wir hatten weniger Rechte und mussten mehr arbeiten. Schon früh kochten und putzten wir, führten den ganzen Haushalt. Meine Mutter arbeitete 100 Prozent. Wir waren fünf Kinder und ich musste auf meine jüngeren Geschwister aufpassen. Und nebenbei mein Sackgeld verdienen und in die Schule gehen natürlich. Ich hätte gerne studiert. Doch gefördert, so wie die Buben, wurden wir nicht. Und ich bekam viel Gewalt zu spüren. Ab dreieinhalb wurde ich sexuell missbraucht. So fühlte ich mich sowieso nicht ernst genommen als Person. Damals gab es für Kinder wie mich noch keinen Ort, wo ich hätte Hilfe finden können.

Es prägt, in der Kindheit hintangestellt zu werden. Es war nie recht, wie ich bin. Es war nie recht, was ich gemacht habe. Immer dieses anders sein müssen, anders sein wollen. Ich hatte Identifikationsprobleme. Wenn ich ein Kleidchen anziehen musste, zog ich es schnell wieder aus. Denn ich wollte lieber ein Bub sein.

In der Wirtschaft und in der Gesellschaft haben Frauen einen schwereren Stand. Wenn sie Kinder haben, können sie weniger arbeiten und haben einen tieferen Lohn. Ich finde: Eine Frau mit Kindern soll zuhause bleiben und für sie da sein, ganz einfach. Mutter und Hausfrau sein, das ist ein Vollzeitjob, wirklich, eine Riesen-Büez. Ich wäre eine Familienfrau, habe ich gemerkt, doch als meine Kinder klein waren, musste ich viel arbeiten. Es ging nicht anders, da das Geld nicht reichte.

Mein Glaube gab mir die Kraft, mich mit meiner Identität auseinanderzusetzen und mich zu akzeptieren, wie ich bin. Ich versöhnte mich damit, dass ich kein Bub, kein Mann bin. Ich wurde als Meitli geboren und bin mit Hindernissen und Hürden eine Frau geworden. Und heute lebe ich mein Frausein mit Freude aus.» LEA

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«Ich bin mit Hindernissen und Hürden eine
«So haben sie gleichzeitig zwei Jobs»
Lilian, 66
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Merima, 41
Celine, 20

«Mit dem interkulturellen Frauentreff ‹Karibu› Zollikofen war ich bereits am 8. März, am Tag der Frau, an einer Veranstaltung in Bern. Auch am 14. Juni werde ich sicher dabei sein. Bei ‹Karibu› besuche ich einmal in der Woche einen Deutschkurs. Eigentlich sollte ich einen Intensivkurs machen, um besser Deutsch zu lernen und endlich eine feste Stelle zu finden. Dazu reicht aber das Geld nicht. Mein Mann und ich wollen nicht von der Sozialhilfe abhängig sein, daher leben wir von seiner 60-Prozent-Stelle und von den Einkünften der Surprise-Magazine, die wir beide verkaufen.

Ich habe bereits vor acht Jahren, kurz nach meiner Ankunft in der Schweiz, die ersten Deutschkurse besucht –zuerst einmal musste ich die Schriftzeichen lernen, in Äthiopien haben wir eine andere Schrift. Zudem bin ich nicht lange zur Schule gegangen, meine Eltern fanden, ich solle zu meinen jüngeren Geschwistern schauen und im Haushalt helfen.

Gut wäre gewesen, wenn ich meine Deutschkenntnisse bei der Arbeit hätte anwenden können, aber ich fand keine Stelle. Keine Ausbildung und zu wenig Deutsch, hiess es bei den Absagen. Beim Surprise-Verkaufen, das ich seit sieben Jahren mache, kommt es leider auch kaum zu längeren Gesprächen, denn im Hauptbahnhof Bern müssen die Leute meistens gleich auf den Zug.

Viel Deutsch reden kann ich hingegen im Handarbeitskurs im ‹Karibu›, da treffen sich Frauen aus der ganzen Welt. Gerade lernen wir stricken, das ist super. Wir helfen uns immer gegenseitig. Ich schätze den Austausch mit den Frauen und der Kursleiterin sehr.» MOI

«Wenn ich Songtexte schreibe und singe, dann bin ich glücklich. Mit meiner Musik kann ich alle meine Gefühle ausdrücken und aushalten. Das ist meine Heilung, für mich und für meinen Körper. Seit bald zwei Jahren bin ich in der Therapie und clean, vorher lebte ich eine Zeit lang auf der Strasse und musste von Klinik zu Klinik. Denn ich habe kein Ventil gefunden für all die Sachen, die ich erlebt habe.

Ich höre viel Rap. Doch manchmal frage ich mich: Was höre ich da? Was sagt er denn da? Die Frau wird sexualisiert, das ist schlimm. Ich werde so oft von Männern angesprochen. Sie gaffen mich an und winken mir zu, wenn ich aus dem Zug steige. Lasst mich in Ruhe! Sie zu ignorieren oder ihnen einen Korb zu geben, ist anstrengend. Ich wünschte mir, dass das nicht nötig wäre. Und ich fühle mich unwohl. Mich anders kleiden oder anders benehmen, das will ich deswegen aber nicht.

Es gibt jetzt auch Frauen, die rappen. Doch viele Männer kommen nicht damit klar, wenn eine Frau selbstbewusst und selbstbestimmt hinsteht und sagt: Nicht mit mir! Nur weil wir auf Augenhöhe sein wollen, fühlen sie sich, als wären sie kein Mann mehr. Sie haben Angst, dass Frauen zu mächtig werden könnten. Dabei könnten sie doch Hand in Hand mit uns durch diese Welt gehen.» LEA

«Seit vielen Jahren bin ich alleinstehend. Und noch immer gibt es jeden Tag dieses Geläster der Tratschtanten, wirklich. Die sagen: Jaja, sie ist alleine. Oder: Sie ist geschieden. Ich höre das! Egal, in welcher Sprache, auch auf Kurdisch oder Türkisch. Dieses Geläster zu stoppen, braucht meine ganze psychische Energie. Sowieso, ich habe meine Kraft verloren, ich habe verschiedene gesundheitliche Probleme. Wer wird später, wenn ich alt bin, für mich da sein?

Ich möchte allen Frauen sagen: Seid nicht Feindinnen der anderen Frauen! Hört auf, Gerüchte in die Welt zu setzen, und habt eine wohlwollende Einstellung zueinander. Ich wünsche mir, dass Frauen mehr miteinander sind, dass es mehr Freundschaften gibt und dass sie füreinander da sind. Gerade am Sonntag sagte mir eine Frau ganz offen: ‹Ich bin neidisch auf deine Figur.› Kannst du dir das vorstellen? Sie macht eigentlich ein Kompliment, aber verpackt es so. Ich sagte ihr: ‹Du hast auch so eine schöne Figur!›» LEA

* Diese Frau möchte unerkannt bleiben.

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«Sie gaffen mich an»
«Bei den Absagen hiess es: Keine Ausbildung und zu wenig Deutsch»
Merima, Surprise-Verkäuferin
«Hört auf, Gerüchte in die Welt zu setzen»
Reyhan* (45), Sängerin Surprise Strassenchor

«Ich mache mir Sorgen, weil eine meiner Töchter in einem unsicheren Land lebt. Mein Sohn ist bereits gestorben. Meine Jüngste lebt in Äthiopien, sie ist 23 Jahre alt. Die Situation ist momentan bekanntlich gefährlich. Es gibt den Konflikt in der Region Tigray und im ganzen Land gewaltsame Zusammenstösse. Immerhin habe ich die Möglichkeit, meine Tochter zu besuchen, wenigstens das. Trotz ihrer Ausbildung als medizinische Fachfrau kann sie wegen der angespannten Lage keiner Arbeit nachgehen. Das ist eine emotional belastende Situation für mich. Ich wünschte mir, dass sie herkommen könnte.

Für mich persönlich ist alles in Ordnung hier in der Schweiz. Es gibt kleine Probleme – Wohnen, Finanzen –, aber das ist nichts Grosses, damit kann ich umgehen. Nur eine politische Änderung würde ich mir wünschen: dass eine Mutter immer Mutter bleibt. Das hört sich vielleicht seltsam an, ich meine es so: Die Politik in der Schweiz legt fest, dass Familiennachzug nur für Kinder erlaubt ist, die minderjährig sind. Für erwachsene Kinder ist das nicht mehr möglich. Aber eine Mutter bleibt eine Mutter, und Kinder bleiben Kinder. Emotional bleibt man für immer verbunden. Egal, ob unter oder über 18 Jahre, meine Tochter bleibt mein kleines Mädchen. Die Ungewissheit, wie es ihr geht und was bei ihr los ist, lässt mir keine Ruhe.»DIF

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«Eine Mutter bleibt immer eine Mutter»
Tsion, Surprise-Verkäuferin
Tsion,
57

Melat, Surprise-Verkäuferin

«Klar, für die Männer ist das Leben auch schwierig. Wenn sie keine Papiere haben, keine Arbeit, kaum Geld, sie sind gestresst. Sie machen den Frauen Stress. Und dann gibt es Streit. Darum bin ich lieber alleine, für mich und für meine Kinder, zwei Mädchen, ist das besser so. Alleine geht es mir besser. Viele meiner eritreischen Freundinnen erzählen mir dasselbe, im Moment sind viele Single.» WIN

Melat, 32

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«Alleine geht es mir besser»
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Letu, 57 Constance,
Fana, 51

mein Kind besuchen»

Constance, Sängerin Surprise Strassenchor

«Bald ist es 17 Jahre her, dass ich Nigeria verlassen habe. Meine Kinder zurückzulassen war schwer. Und dass ich sie seither nicht mehr gesehen habe, schmerzt. Denn mit dem F-Ausweis darf ich die Schweiz nicht verlassen. Vor kurzem starb eines meiner Kinder. Ich konnte es nicht einmal mehr sehen, bevor sie es beerdigt haben. Es ist, als wäre seither nur noch eine Hälfte von mir lebendig. Aber schau mich an, ich bin eine starke Frau! Sobald ich ausreisen darf, werde ich als Erstes mein Kind, das noch lebt, besuchen.»

«Ich möchte meinem Sohn helfen, seine Probleme zu lösen»

Letu, Surprise-Verkäuferin

LEA

«In meiner Rolle als Frau bin ich vor allem Mutter von zwei Kindern. Ein Sohn ist hier in der Schweiz, der andere ging 2009 nach Grossbritannien. Aber er hat sein Leben nicht im Griff und ist vom Weg abgekommen. Entweder ist er im Gefängnis oder im Spital, weil er eine schwere Krankheit hat. Ich mache mir Sorgen und möchte ihm helfen, seine Probleme zu lösen. Doch ich bekomme nicht einmal ein Visum. Ich musste der Botschaft von Grossbritannien alle Angaben über mich offenlegen, bis hin zum Kontostand. Sie lassen mich nicht ins Land, weil sie denken, ich tauche dort unter.

«Gottseidank, mir geht es gut. Ob als Mann oder Frau, das spielt für mich keine Rolle. Ich arbeite und verdiene etwas. Das unterscheidet mich nicht von einem Mann. Ich arbeite bei einer Reinigung im Stundenlohn und verkaufe Surprise, habe aber immer noch teilweise Unterstützung von der Sozialhilfe. Finanziell läuft es also auf das Gleiche hinaus, ob ich arbeite oder nicht, weil das Einkommen von der Sozialhilfe abgezogen wird. Aber ich arbeite gerne, auch in meinem Heimatland habe ich immer gearbeitet. Wenn ich eine 100-Prozent-Anstellung finden würde, nähme ich sie sofort an. Wenn ich eigenes Geld verdiene, ist das auch gut für die Sozialhilfe.

Ich konnte zwei Jahre lang einen Deutschkurs machen und verschiedene Beschäftigungsprogramme und Arbeitseinsätze in der Kinderbetreuung oder Tramreinigung. Die politischen Gründe meiner Flucht wurden von Anfang an anerkannt. Ich wurde von den Behörden beim Deutschlernen und in der Arbeitsintegration unterstützt, weil ich die Aufenthaltsbewilligung B von Anfang an hatte.

Als Mutter mache ich mir Sorgen um meine Tochter. Als sie noch nicht 18 Jahre alt war, versuchte sie in die Schweiz zu kommen. Aber weil sie bald darauf volljährig geworden ist, wurde ihr Antrag abgelehnt. Nun lebt sie im Sudan. Das Land ist unsicher, sie hat zwei Kinder und kann nicht arbeiten. Sie erwartet viel von mir, auch finanziell. Aber ich bin nicht frei im Umgang mit meinem Geld, weil ich Sozialhilfe empfange. Ich kann nicht einfach etwas davon meiner Tochter schicken. Solange sie aber mit so unsicheren Bedingungen lebt, hänge ich emotional mit drin und stehe unter Druck. Das ist nicht einfach für mich.» DIF

Als mein Sohn noch in der Schweiz war, wollte er eine Lehre zum Mechaniker machen. Aber damals hatten wir beide nur einen Ausweis F für vorläufig Aufgenommene, und seine Sozialarbeiterin hat ihn nicht unterstützt. Sie hat gesagt, er müsse in ein Beschäftigungsprogramm vom Sozialamt. Damals war er 16 Jahre alt. Ich denke, wenn er die Chance auf eine Lehre gehabt hätte, hätte er einen anderen Weg eingeschlagen. Ihm fehlte eine Perspektive, er hat innerlich aufgegeben. Sein Vater ist zwar auch in Grossbritannien, aber er kümmert sich nicht, und ich kann nichts machen. Ich habe mit Hilfe vom Roten Kreuz einen Antrag gestellt, damit ich ihn in die Schweiz zurückholen kann. Es hat dann nicht geklappt.

Aber es ist grundsätzlich nicht aussichtslos. Einmal habe ich einen Anruf erhalten von der Schweizer Botschaft in Grossbritannien; sie haben mich gefragt, wieso mein Sohn die Schweiz verlassen habe. Ich habe die Situation erklärt, und sie haben mir gesagt, sie bräuchten etwas Schriftliches. Ich müsse einen Antrag machen. Letzten Endes hiess es dann doch, der Vater müsste sich kümmern. Ich möchte nochmals ein Schreiben aufsetzen und wünsche mir, dass mich dabei jemand unterstützen würde. Ich habe nur diesen einen Wunsch. Ich als Mutter leide, wenn ich nichts tun kann.» DIF

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«Als Erstes werde ich
«Ich wurde von Anfang an unterstützt»

«Es freut mich zu beobachten, dass die jungen Menschen in meinem Bekanntenkreis und in jenen meiner erwachsenen Söhne – sie sind 29 und 25 und bis jetzt kinderlos –sich mehr für Familien- und Kinderfragen interessieren, als das früher der Fall war. Und doch ist die Schweiz für mich noch immer eines der Länder, die nicht sehr sozial sind, was Frauen betrifft. Nehmen wir etwa die Chancengleichheit im Erwerbsleben, den gleichen Lohn für gleiche Arbeit, den Mutterschutz, die mangelnde Unterstützung für alleinerziehende Mütter oder die Altersarmut, die Frauen oft betrifft.

Wir sind immer noch entfernt davon, dass Frauen, wenn sie in Rente gehen, zu dem kommen, was ihnen zusteht. Dass es bei der AHV-Vorlage diese extreme Auseinandersetzung wegen dem ein Jahr länger arbeiten gab, fand ich weniger klug. Ich hätte von den Feministinnen erwartet, dass sie sagen: Wir können gleich lange arbeiten wie die Männer, aber wir wollen eine bessere Absicherung in der beruflichen Vorsorge, auch bei Teilzeitarbeit. Auch bei der Pensionskassenreform kommen Frauen, die Teilzeit arbeiten, und Menschen mit tiefen Löhnen wieder zu kurz. Grundsätzlich geht es mir als Frau in der Schweiz gut, aber das ist nicht für alle Frauen so. Darum will ich solidarisch sein.

Mein Lebenspartner denkt in Beziehungsfragen eher traditionell, ein kleiner Pascha eben. Wir mögen uns, ergänzen uns in vielen Dingen und freuen uns über unsere Gemeinsamkeiten. Damit ich trotz Arbeit Zeit zum Kochen finde, kommt eine Reinigungsfachfrau zu uns.» LEA

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«Wir wollen eine bessere Absicherung in der beruflichen Vorsorge»
Angelika, Sängerin Surprise Strassenchor
Angelika, 64

Marzeyeh, 28

Martha, 66

Marzeyeh, Surprise Chancenmitarbeiterin Basel und Strassenfussballerin

«Für alle Frauen wünsche ich mir mehr Gleichstellung. Frauen und Männer, die Kinder haben, sollten sich die Kinderbetreuung, die Haus- und die Erwerbsarbeit halb und halb teilen. So haben auch die Frauen allgemein mehr Chancen in der Arbeitswelt, wenn die Kinder gross sind. Auch sollten Frauen, die zum Beispiel nach einer Trennung alleine für Kinder und Haushalt schauen und zudem extern arbeiten, besser unterstützt werden.

Ich wünsche mir, dass endlich die Reisebestimmungen in Zusammenhang mit den Aufenthaltsbewilligungen verbessert werden. Ich bin 2008 als Asylbewerberin in die Schweiz gekommen und habe seither den Ausweis F. Dies, weil ich nicht über einen gültigen eritreischen Pass verfüge. Das heisst, ich bin seit 15 Jahren ‹vorläufig aufgenommen›, darf die Schweiz nicht verlassen und meine Tochter und meinen Sohn, die in Süditalien leben, nicht besuchen. Ich sehe die beiden nur, wenn sie von Bari für einen oder zwei Tage nach Bern kommen, länger ist nicht möglich wegen ihrer Arbeit.

Mir geht es sonst gut hier, ich bin sehr glücklich mit meinem Verkaufsstandort in Uetendorf, wo ich zwei- bis dreimal pro Woche Surprise verkaufe. Ich kenne mittlerweile so viele nette Menschen und schätze den Kontakt wirklich sehr. Aber dass eine Mutter wegen des F-Ausweises ihre Kinder in Italien nicht besuchen darf, das verstehe ich nicht. Und es bereitet mir seit 15 Jahren grossen Stress.» MOI

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«Frauen sollten besser unterstützt werden»
Martha, Surprise-Verkäuferin
«Ich hoffe, dass alle, Frauen wie Männer, die gleichen Rechte bekommen.»

Marie, 41

Marie, Sängerin Surprise Strassenchor

«Eines Morgens bin ich aufgewacht und habe mich vermisst, mein Lachen vermisst. Und ich habe gedacht: So kann ich doch kein Vorbild für meine Töchter sein. Das ist nicht das Frauenbild, das ich ihnen vermitteln will. Ich war in einer toxischen Beziehung, anscheinend klassisches Beispiel psychischer häuslicher Gewalt. Was für mich kaum zu fassen ist. Denn ich empfand mich immer als eine starke Frau. Aber ganz ehrlich, ich hatte einfach auch Schiss hier in der Schweiz als Ausländerin – mittlerweile lebe ich seit 13 Jahren hier. Wie soll das gehen, alleine mit den Kindern? Von Anfang an hörte ich: Die Schweiz ist so familien- und frauenunfreundlich. Und dann bekam ich es selbst zu spüren. Mir wurde kein Glaube geschenkt. Unterschwellig wurde mir das Gefühl gegeben, dass ich übertreiben würde. Immer wurde davon ausgegangen: Der Mann macht es richtig, er ist der Vernünftige. Irgendwann habe ich mich nicht mal mehr getraut zu sagen, wie schlimm es wirklich ist. Ich sah auch seine Not, das ist mir wichtig zu sagen, ich trage ihm nichts nach.

Es sind oft die Frauen, die die Familien tragen – da, wo beide Elternteile da sind, aber auch da, wo die Eltern getrennt sind. Hier sehe ich einen unglaublichen Bedarf an Unterstützung. Und an einem raschen, niederschwelligen Zugang dazu. Nur so können Frauen, die Gewalt erleben, aus dieser Überforderung herauskommen. Diese kann schliesslich zu diversen Krankheiten führen – was das Gesundheitssystem, aber auch die Wirtschaft insgesamt enorm belastet.

Gerade erlebte ich mehrere Schicksalsschläge kurz nacheinander, die haben mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich habe viele Symptome einer Depression, deswegen ist meine Konzentration nicht voll da. – Und das mit den Femiziden beschäftigt mich. Regelmässig wird so oder ähnlich getitelt: ‹Mann erdrosselt nach 30 Jahren Ehe seine Frau›. Ich finde das so krass, weil da mitschwingt: Kein Wunder, er hat seine Wut so lange unterdrückt, irgendwann kommt sie raus. Als wäre die Frau schuld, dass sie ermordet wird.

Der Staat müsste bei der Bildung ansetzen, zum Beispiel bei der Sexualerziehung. Damit wir alle lernen zu kommunizieren, was in uns vorgeht und wo unsere Grenzen sind. Wir müssen lernen, aus der Konkurrenz auszusteigen, und uns stattdessen mehr auf verbindende Elemente einlassen. Was mich am meisten stärkt, sind meine Freundschaften. Hier finde ich alles, was ich brauche: Austausch, Bindung, Kreativität, Solidarität.

Mit meinen Töchtern kann ich jetzt nicht einfach eine Aus- oder Weiterbildung machen. Für mich als alleinerziehende Mutter wird es ein steiniger, vielleicht unmöglicher Weg, raus aus der Verschuldung und wieder in eine finanziell angenehme Situation zu kommen.» LEA

«Es ist nicht perfekt, aber momentan geht es mir gut. Gesundheitlich könnte es besser sein, und ich habe eine schwierige Zeit hinter mir. Ich möchte aber nicht sagen: Oh, es ist so schlimm! Ich sage lieber: Alles ist gut. Denn Gott hört mit, und ich will Gott nicht böse machen, weisst du? Über Gewalt möchtest du reden? Daran möchte ich mich nicht erinnern, reden wir lieber über etwas anderes.

Zum Beispiel über meine Wohnung, sie hat zwei kleine Zimmer. Eine Drei-Zimmer-Wohnung, wie normale Menschen sie mieten, kostet 1500 Franken, mindestens. Mamma mia! Es ist gut, Geld zu haben, aber nicht meine Priorität. Wenn ich mehr für die Wohnung zahlen müsste, hätte ich keines mehr für Essen. Oder wenn ich öfter Ferien machen würde, könnte ich die Rechnungen nicht zahlen. Ich arbeite konstant, jeden Tag. Ich verkaufe nicht nur das Strassenmagazin, ich putze auch. Diese Arbeit ist mal hier, mal dort. Ich muss flexibel ein, immer bereit.

Ich hätte gerne ein wenig mehr Zeit für mich, Ferien und eine etwas grössere Wohnung. Extra-Wünsche habe ich keine. Ah, nur einen: Mehr Zeit für meinen Enkel, er ist 13 Jahre alt. Das würde ich geniessen, diese reine, ehrliche Liebe zu und von einem Kind. Ich glaube, das ist die schönste Form von Liebe. Uns Frauen wünsche ich, dass jede glücklich ist. Jede Frau soll sagen können, was sie denkt und was sie bedrückt.» LEA

Surprise 551/23 19
«Ich hätte gerne mehr Zeit für mich»
«Was mich am meisten stärkt, sind meine Freundschaften»
Tatyana, 53

ist das viel zu wenig Geld»

«Seit der Vater meiner drei Kinder die Familie 2018 verlassen hat und mein Vater kurz darauf gestorben ist, muss ich alleine für meine Kinder und meine Mutter aufkommen. Die wirtschaftliche Situation in Rumänien ist schlecht, und dort genügend Geld für alle zu verdienen ist für mich – ohne Ausbildung – fast unmöglich. Als mir eine Kollegin eine Stelle im Lager eines Online-Kleiderhandels in der Schweiz vermitteln konnte, habe ich deshalb im Herbst 2020 entschieden, hierher zu ziehen. Meine Kinder sind bei meiner Mutter geblieben.

Nach zehn Monaten in der Lagerhalle hatte ich so starke Rückenschmerzen, dass ich pausieren und Physiotherapie machen musste. Als ich zurück zur Arbeit gehen wollte, erhielt ich die Kündigung. So stehe ich seither, wenn möglich jeden Tag ausser sonntags, beim Coop Herzogenbuchsee und verkaufe Surprise.

Das Geld, das ich nicht unbedingt für mein Leben hier brauche, schicke ich meiner Mutter. Leider ist es viel zu wenig, denn auch in Rumänien sind die Preise für Lebensmittel stark gestiegen. Zudem ist meine Mutter gesundheitlich angeschlagen und bräuchte gute medizinische Hilfe. In Rumänien muss man ärztliche Behandlungen sofort bezahlen, sonst passiert nichts.

Dass die gesamte finanzielle Verantwortung auf mir lastet, bereitet mir oft Kopfschmerzen. Meine Situation verbessern würde eine Festanstellung, wieder in einem Lager oder vielleicht in der Produktion. Ich liebe zwar den Kontakt zu den vielen guten und liebenswürdigen Menschen, denen ich beim Surpriseverkaufen begegne. Das tut mir so gut. Aber ich brauche ein höheres und regelmässiges Einkommen, damit es für meine Familie und mich reicht.»

MOI

20
«Leider

«Im Asylheim leben mein Sohn und ich in einem Zimmer; seit wir aus Äthiopien geflüchtet sind, lebten wir immer mit anderen zusammen. Mit sechs Frauen teilen wir uns die kleine Toilette, das ist ein grosses Problem. Auch die Küche teilen wir uns, wir müssen uns absprechen mit Kochen und Putzen. Eine der Frauen putzt nicht, es gibt oft Streit und ist immer laut. Es wäre schön, in einer eigenen Wohnung zu wohnen.

An Ostern kamen die Nachbar*innen Peter und Uschi zum Kaffee bei uns vorbei. Für meinen Sohn sind sie wie sein Schweizer Opa und seine Schweizer Oma. Eine andere Nachbarin, Gertrud, pflanzt mit uns im Garten des Asylheims in Zuzgen, einem Aargauer Dorf, Gemüse an. Und Rosmarie, auch eine Nachbarin, hilft mir, wenn ich Briefe schreiben muss.

Mein Sohn besucht den Mittagstisch, so kann ich nach Pratteln ins Berufscoaching. Am Computer suche ich Arbeit – als Küchenhilfe oder in der Reinigung in Spitälern oder bei der SBB – und schreibe Bewerbungen. Doch wer stellt schon eine Person mit einem F-Ausweis, einer vorläufigen Aufnahme, und mit gesundheitlichen Problemen an? Seit einem Unfall habe ich Rücken- und Knieprobleme. Mit einem B-Ausweis wäre vieles einfacher. Zum Beispiel durfte ich die Schweiz in den zwölf Jahren hier nie verlassen.»

LEA

21
«Sie sind wie sein Schweizer Opa und seine Schweizer Oma»
Almaz, Surprise-Verkäuferin
Nicoleta, 33 Almaz, 37

«In der Schweiz dauert alles extrem lange. Zum Beispiel die Reform des Sexualstrafrechts. Seit ich 2007 Anzeige erstattet habe, hat sich so wenig verändert. Das stelle ich in meiner Selbsthilfegruppe fest, wenn ich den anderen zuhöre. Oft bekommen Sexualstraftäter*innen, weil sie Ersttäter*innen sind, keine Strafe. Neulich habe ich gelesen: 2021 gab es in der Schweiz über 700 Anzeigen wegen Vergewaltigungen, verurteilt wurden 77. Bei mir war es auch so: Er bekam keine Strafe, nicht einmal eine bedingte. Ich hatte kaum eine Chance vor Gericht, ich hätte die Vergewaltigungen beweisen müssen. Aber wie? Bei häuslicher Gewalt hast du keine Zeug*innen. Ich habe die Spuren meiner Verletzungen im Spital sichern lassen, meine Psychiaterin sagte vor Gericht aus – nichts nützte.

Als Frau wirst du so hingestellt: Du erzählst bestimmt etwas Falsches und willst den Mann anschwärzen. Bei mir hiess es vor Gericht: Weil ich schon in der Jugend einmal Opfer eines Sexualdelikts wurde, hätte ich eine posttraumatische Belastungsstörung. Das könne zu Gedächtnisstörungen führen. – Als wäre meine Situation nicht schon schlimm genug! Immerhin kommt jetzt ‹Nein heisst Nein›, wir sind ein wenig weitergekommen, wenn auch nicht viel. Wir bräuchten mehr Prävention in der Schule: zu häuslicher Gewalt, sexualisierter Gewalt, auch zu psychischen Erkrankungen.

Wegen einer psychischen Erkrankung war ich ein halbes Jahr weg vom Arbeitsmarkt. Das wurde zum Problem, ähnlich wie wenn Frauen nach der Geburt eines Kindes zuhause die Kinderbetreuung übernehmen und später wieder einsteigen wollen. Ich hatte dann lange Zeit Putzstellen, arbeitete in einem Laden, machte bei Surprise Soziale Stadtrundgänge und verkaufte das Strassenmagazin. Und doch kam ich nicht auf einen vernünftigen Lohn. Ich begreife nicht, warum es nach all den Jahren, in denen wir schon darüber reden, noch immer diese massiven Lohnunterschiede gibt! Frauen verdienen im Schnitt über 600 Franken weniger als Männer für die gleiche Arbeit. Und wenn sie jung sind, heisst es: Du könntest ja schwanger werden, wir nehmen lieber einen Mann. Als ich schwanger wurde, hiess es im Tierpark, in dem ich arbeitete, sie könnten sich eine festangestellte Tierpflegerin nicht mehr leisten, doch ich könne im Stundenlohn kommen. – Nein, bestimmt nicht, dachte ich und machte mich selbständig. Ich baute während der Schwangerschaft ein Tierheim auf. Keine Ahnung, wie ich das damals geschafft habe.

Jetzt habe ich neben den Sozialen Stadtrundgängen eine Festanstellung, 60 Prozent in der Pflege. Aber noch immer bin ich eine sogenannte Working Poor, die am Existenzminimum lebt, obwohl ich mehrere Jobs habe und viel arbeite. Schon jetzt weiss ich: Ich werde einmal in die Altersarmut rutschen.» LEA

22 Surprise 551/23
«Bei häuslicher Gewalt hast du keine Zeug*innen»
Danica, 48

Tadesse, 59

Haimanot, 49

«Eine Frau ist eine Mutter, eine Schwester, eine Tochter. Es muss Respekt gegenüber Frauen geben, sie sind Teil der Bevölkerung, Teil des Landes. Das steht auch in der Bibel, Respekt ist wichtig.

Meine vier Kinder sind nicht hier, sondern in Äthiopien. Mein Sohn ist seit sieben Monaten schwer krank, er hat Krebs. Er weint, wenn ich anrufe. Ich weine. Es gibt wenig Hoffnung, aber ich glaube an Gott. In Äthiopien sind die medizinischen Mittel knapp, er bekommt abgelaufene Medikamente. Das ist natürlich nicht das, was man sich in der Schweiz unter medizinischer Behandlung vorstellt. Ich habe beim Staatssekretariat für Migration einen Antrag gestellt. Ich bin seit 20 Jahren in der Schweiz, und nun habe ich für einmal die Erlaubnis bekommen, ihn zu besuchen. Mutter zu sein ist eine emotionale Sache. Das alles belastet mich jeden Tag. Und die Menschen sterben in Konflikten, aus ethnischen und religiösen Gründen. Heutzutage sieht man oft über Youtube und die sozialen Medien, was passiert. Ich kann nicht abschalten, und weil ich oft alleine bin, denke ich noch öfter darüber nach. Meine einzige Ablenkung ist, Surprise zu verkaufen. Und alle zwei Wochen gehe ich in die Kirche.

Immer wieder meinen Menschen, die ich beim Surprise-Verkauf kennenlerne, ich könnte doch mehr aus meinem Leben machen. Sie denken, ich sei jünger. Alter ist ein wichtiger Faktor bei der Arbeitssuche. Und ich habe nur den F-Ausweis für vorläufig Aufgenommene, damit habe ich keine Chance.» DIF

«Ich bin sehr glücklich, dass mein Sohn im Familiennachzug in die Schweiz kommen durfte und bereits eine Lehrstelle angetreten hat. Und ich bin stolz darauf, dass ich meinen Lebensunterhalt seit vielen Jahren selbst verdiene. Möglich ist das aber nur mit sehr viel Arbeit. Ich putze in Büros und Haushalten, zudem verbringe ich viele Stunden bei der ‹Welle› am Bahnhof Bern, um Surprise zu verkaufen. Manchmal rufen mir Kund*innen bei schlechtem Wetter zu, ich solle doch Feierabend machen. Das ist nett gemeint – aber ich muss eine gewisse Anzahl Hefte verkaufen, damit ich alle Rechnungen bezahlen kann.

Schwierig wird es, wenn ich einmal krank bin. Dann fehlt am Ende des Monats ein Teil des nötigen Geldes. Es reicht immer nur ganz knapp, das stresst mich mal mehr, mal weniger. Im Moment gerade mehr, weil eine meiner erwachsenen Töchter in Äthiopien krank ist und ich sie besuchen möchte. Nur, wie soll ich das Geld für ein Flugticket auf die Seite legen?» MOI

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«Mit einem F-Ausweis habe ich keine Chance»
«Möglich ist das nur mit sehr viel Arbeit»
Haimanot, Surprise-Verkäuferin

«Meine Mutter hat mich geprägt, sie war sehr fortschrittlich. Meine Eltern trennten sich, als ich 17 Jahre alt war –später wiederholte sich das: Ich war auch alleinerziehend. Meine Mutter hatte meine Schwester und mich, daneben arbeitete sie an verschiedenen Orten – für die Basler Fasnacht oder die Art Basel – und hatte am Rheinsprung ein Atelier mit Galerie. Sie hat sich stark für meine Schwester, das Sorgenkind in unserer Familie, eingesetzt, hat gegenüber der Schule und Behörden immer ihre Meinung vertreten. Von meinem Vater hatte sie keine Unterstützung. Nicht, weil er nicht gewollt hätte. Sondern, weil er gar nicht fähig war. Sie hat sich mit dieser Doppelbelastung alleine durchgeschlagen, das bewundere ich. Sie war auch in der SP, im Stadtteilsekretariat. Und so bin ich gross geworden mit der Frauenbewegung. Als Teenagerin fand ich die Feministinnen schrecklich. Sie kamen mir aggressiv vor, mit ihnen konnte ich mich gar nicht identifizieren. Damals gab es in Basel eine einzige Frauenärztin, alle gingen zu ihr. Mit ihr konnten wir offen reden, über Verhütung, die Pille oder über Abtreibungen.

Ich habe lange Flamenco getanzt, wir waren viele Frauen und hatten ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, über die Generationen hinweg. Das war toll.

Wenn es mehr Frauen in der Politik gäbe, gerade bei den wichtigen Posten hoch oben, gäbe es mehr Perspektiven. Da, wo Frauen in der Schweiz, aber auch in der EU stark in die Politik eingebunden sind, gehen sie Probleme anders an, sie sind weniger emotional und sachlicher. Wir können nicht mehr weitermachen wie bisher, gerade mit dem Klimawandel. Ich würde mich gerne selber politisch einbringen, aber mit meiner Arbeit im Museum ist es mir zu viel, ich arbeite 70 Prozent an der Kasse, verteilt über die ganze Woche und das Wochenende.» LEA

«In der Schweiz werde ich häufiger aufgrund meiner Hautfarbe als aufgrund meines Geschlechts diskriminiert. Es verletzt mich, wenn ich Beleidigungen höre wie: ‹Gehe zurück nach Afrika, ihr Ausländer und Ausländerinnen macht Probleme!›

In Eritrea habe ich aufgrund meines Geschlechts Schlimmes erlebt. Es begann mit meiner frühen Heirat im Alter von 16 Jahren. Ich wurde nicht gefragt, war zu jung und unerfahren, um mich zu wehren. Und durch meine Beschneidung hatte ich lange schlimme Schmerzen, musste sogar meinen Beruf als Weberin aufgeben. Erst in der Schweiz erfuhr ich, warum ich immer wieder unter Infektionen litt. Ich wurde operiert und lebe nun zum Glück grösstenteils schmerzfrei. Ich kann sogar wieder weben – zwar nicht als Beruf, dafür als Hobby.

Aus diesem Grund bin ich sehr froh, als Frau in der Schweiz zu leben. Jedoch muss ich meine Bedürfnisse als Frau auch hier meiner Rolle als Mutter unterordnen. Zum einen ist meine berufliche Karriere als alleinerziehende Mutter eingeschränkt. Zum anderen habe ich aus Rücksicht auf meinen Sohn bisher keine neue Beziehung in Betracht gezogen. Grundsätzlich sollte eine Beziehung auf Einverständnis und gegenseitigem Respekt aufbauen und nicht auf Zwang oder Druck der Familie. Es ist schön, wenn Menschen das Leben teilen können. Das heisst für mich, dass Sorgen und Freuden, aber auch Hausarbeit, Kinderbetreuung und Arbeitspensen geteilt werden. Für mich beginnt Gleichstellung in der Beziehung.» DIH

24 Surprise 551/23
«Ich würde mich gerne politisch einbringen»
Johanna, Sängerin Surprise Strassenchor
«Für mich beginnt Gleichstellung in der Beziehung»
Yordanos, Surprise-Verkäuferin
Johanna, 62

Yordanos, 40

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Jasmina, Surprise-Verkäuferin

«Ich weiss, dass es mir als Frau in der Schweiz verhältnismässig gut geht. Wenn ich die Situation hier mit derjenigen in Serbien vergleiche, bin ich froh, in der Schweiz zu leben. Hier haben Männer meistens mehr Respekt vor Frauen. Klar gibt es persönliche Unterschiede, aber gesellschaftlich gesehen wird sexistisches Verhalten in der Schweiz immer stärker kritisiert. Hier wird zum Beispiel mehr über die faktische Gleichstellung von Mann und Frau diskutiert. Ich muss aber sagen, dass meine Hauptprobleme woanders liegen und diese nicht nur Frauen haben, sondern alle Arbeitenden in Tieflohn-Branchen. Mich beschäftigt, wie ich über die Runden komme. Nach langen Arbeitswochen habe ich oft keine Energie mehr übrig, um mich aktiv für mehr Lohn oder für mehr subventionierte Kita-Plätze einzusetzen. Auch wenn mich diese Themen als ausländische Frau vielleicht sogar stärker betreffen als Schweizer Personen.» DIH

Genet, Surprise-Verkäuferin

«Ich bin eine starke Frau und ich bin gerne eine Frau. Ich habe fünf Kinder allein grossgezogen, mein Leben in Eritrea und in der Schweiz selbst in die Hand genommen. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, nach dem Tod meines Mannes vor 26 Jahren nochmals zu heiraten. Ich bin lieber unabhängig, wollte nicht nach der Pfeife eines Mannes tanzen. Doch als alleinerziehende Mutter und Ausländerin mit F-Ausweis ist das Leben in der Schweiz nicht einfach, gerade was die Jobsuche und die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit betrifft.

Ich frage mich immer wieder, warum wir Frauen in der Schweiz für gleichwertige Arbeit weniger Lohn bekommen. Ich kann gleich viel leisten wie ein Mann. Wenn nicht sogar mehr! Ironischerweise gibt es in Eritrea in einigen Bereichen mehr Gleichstellung als in der Schweiz, zum Beispiel im Militärdienst oder beim Lohn. Doch Frauen erleben oft sexualisierte Gewalt, zum Beispiel in ihren Familien oder auf der Flucht. In der Schweiz haben wir wenigstens rechtliche Mittel, um gegen solche Straftaten vorzugehen.

Und doch erstaunt es mich, dass in der Schweiz, die für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte bekannt ist, viele Menschen ohne nachvollziehbaren Grund ungleich behandelt werden. Warum wehren sich die Frauen nicht mehr? Mensch ist Mensch, ob Frau oder Mann, Ausländerin oder Ausländer, Schweizerin oder Schweizer!» DIH

«Dass ich meine Lehre machen kann, ist super. Und ich kann auch noch Sport machen nebenbei. Das hätte ich nicht gedacht. Ich habe früher Fussball gespielt, hörte aber auf damit, um mich auf die Lehrstellensuche und danach auf die Lehre zu fokussieren, weil ich megalange keine gefunden habe. Ich weiss nicht, wieso es nie geklappt hat. Ich hatte gute Noten, sehr gute sogar. Aber ich bin eher die Beobachterin. Ich wusste schon, dass ich ein zurückhaltender Mensch bin, aber ich hätte nie gedacht, dass das ein so grosses Problem wäre. Ich habe viele Praktika und Beschäftigungsprogramme gemacht, und als ich dann arbeitslos war, habe ich an mir gezweifelt. Ich war ratlos und dachte: Dann liegt es vielleicht eben doch an mir. Aber vielleicht auch – keine Ahnung – an meiner Hautfarbe. Die meisten Kolleg*innen konnten ihre Lehre machen, nur ich nicht. Wenn man nichts findet, fällt man schon in ein Loch und fragt sich: Wieso geht es nicht? Aber dann muss man sich halt selbst wieder motivieren und weitermachen.

Jetzt bin ich im Betriebsunterhalt und habe soeben die Prüfungen abgeschlossen. Es gefällt mir mega. Auch Stellen gibt es ausgeschrieben, aber die meisten wollen jemanden, die*der einen Führerschein hat. Ich habe keinen. Man braucht ihn, um das Reinigungsmaterial zu transportieren, den Rasenmäher und so weiter. Ich verstehe, dass du Autofahren können musst. Aber die Autoprüfung ist halt teuer, und ich habe das Geld nicht. Ich schaue nun mit meiner Case Managerin, ob wir Stiftungen anschreiben können, um mich zu unterstützen.

Meine Eltern sind zurück in die Dominikanische Republik gegangen und haben meine kleine Schwester mitgenommen. Sie ist jetzt 13. Sie konnten sie nicht hierlassen allein mit uns älteren Geschwistern. Aber ich möchte sie zurückholen. Ich finde, hier hat sie viel mehr Zukunft als dort. Sie hat mir mehrmals am Telefon gesagt, sie möchte zurückkommen. Es ist sehr gefährlich, wo sie wohnt, sie kann nicht allein aus dem Haus. Du musst Angst haben, dass du erschossen wirst, wenn du nicht nahe der Touristenzentren lebst. Ich möchte, dass meine Schwester auch ein schönes Leben hat. Dass sie reisen kann, die Welt entdecken. Ich möchte, dass auch sie ihren eigenen Weg gehen kann.» DIF

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«Als ich arbeitslos war, habe ich an mir gezweifelt»
Macieli, Surprise Strassenfussballerin
«Warum wehren sich die Frauen in der Schweiz nicht mehr?»
«Mich beschäftigt, wie ich über die Runden komme»
Surprise 551/23 27
Jasmina, 52
FOTO MACIELI: DOMINIC ZURBRÜGG / STREETCHURCH, BINTA KOPP (BEARBEITUNG)
Macieli, 25 Genet, 50

«Ich wünschte mir mehrere Chancen»

«Mein Leben ist zu einem Teil schön, zu einem anderen schwierig. Die schöne Seite ist: Ich bin mit meinen sechs Kindern und meinem Mann als Familie zusammen. Nur ist genau das handkehrum finanziell schwierig. Das Sozialamt sagt mir, wir hätten als Einzelpersonen mehr Geld zur Verfügung. Die beiden Kleinen fragen mich oft, ob wir nicht auch einmal in den Urlaub fahren können, aber das geht nicht mit den monatlich 370 Franken, die wir pro Person für den Grundbedarf zur Verfügung haben. Ich habe mit meiner Sozialarbeiterin gesprochen und sie hat gesagt, wenn die Kinder ein Klassenlager haben, wird das ermöglicht. Aber Ferien liegen nicht drin.

Ich glaube aber, es wird alles besser werden. Zwei meiner Kinder arbeiten schon und zwei weitere sind nun in der Lehre. Ich hoffe, dass sie schnell eine Stelle finden. Sie werden dann in der Schweiz eine Lehre abgeschlossen haben, das sind gute Voraussetzungen. Wir Eltern haben in unserem Heimatland keine gute Schule besucht, und wegen der Sprache finde ich keine Arbeit. Auch das Alter ist ein Faktor, der es für mich und meinen Mann schwierig macht, etwas zu finden. Selbständig sein Geld zu verdienen ist immer gut, aber wir schaffen es nicht, weil unsere Voraussetzungen schlecht sind. Ich wünschte mir, dass es mehrere Chancen gäbe im Leben. Dass es Möglichkeiten gäbe zu arbeiten. Eigenes Geld zu verdienen, etwas Neues in Angriff zu nehmen. Eine Perspektive zu haben. Deshalb hoffe ich umso mehr, dass meine Kinder mehr Chancen im Leben haben werden als ich.» DIF

Surprise 551/23
Tsige, 52

«Neulich erschrak ich über mich selbst. Ich war im Lidl und sah eine Werbung für einen Rasierer, eine Frau und ein Mann strecken beide den Arm in die Höhe und ihre Achsel in die Kamera. Die Frau sah aus – ich sage mal –wie ich, normal halt. Und ich hatte sofort den Gedanken: Sie ist viel zu dick für ein solches Plakat. – Hallo? Was soll das? Wie tief das auch in mir verankert ist!

Sogar Heidi Klum achtet jetzt darauf, dass nicht mehr nur Striche zu Germany’s Next Topmodel kommen. Sondern auch Frauen mit Rundungen und allem. Gleichzeitig nimmt der Einfluss von Influencerinnen zu. Überall sehe ich die Super-Multitasking-Frau, die immer gut aussieht und an den schönsten Orten mit den schönsten Menschen rumhängt. Happy Life! Das hat ja auch etwas total Materialistisches. Vielleicht musst du gar nicht mehr dünn sein oder die perfekten Masse haben. Aber du musst teure Ketten tragen und Markenhosen und die richtigen Strähnchen in den Haaren. Wie viel Zeit junge Menschen auf Tiktok in perfekte Fotoreels stecken, sie gut zusammenschneiden und mit einer passenden Hintergrundmusik hinterlegen. Und sich präsentieren für Likes, Likes und noch mehr Likes. Klar, ich merke es selbst: Der Suchtfaktor von Tiktok ist enorm.

Mittlerweile ist es mir egal, was andere über mich denken. Ich meine, ich laufe mit meiner Hündin in einem Wägeli herum. Ist doch gut, wenn ich die Leute zum Lachen bringe. Mir muss wohl sein in meinem Körper und in meinen Kleidern. Auch wenn andere diese vielleicht seltsam oder unpassend finden, nicht der neusten Mode entsprechend. Wenn ich den ganzen Tag mit meiner Hündin unterwegs bin, dann bin ich halt nicht die Superfrau, die immer schön frisiert ist, dann habe ich halt mal Dreck unter den Nägeln.

Und das tönt vielleicht blöd, aber: Heute schäme ich mich fast zu sagen, dass ich lesbisch bin. Ich wurde zum Glück nie blöd angemacht oder gemobbt deswegen, das haben alle einfach akzeptiert. Aber mit den Grundsätzen der LGBTQ+-Bewegung konnte ich mich nie identifizieren. Das wurde so aufgebauscht, zum Teil ins Extreme gezogen. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen denken: ‹Ach nein, nicht schon wieder dieses Thema!› Man hört ja ständig davon.» LEA

Surprise 551/23 29
«Dann bin ich halt nicht die Superfrau, die immer schön frisiert ist»
Kathy, Surprise Stadtführerin Bern Kathy, 40

Die 25 positiven Firmen

Unsere Vision ist eine solidarische und vielfältige Gesellscha . Und wir suchen Mitstreiterinnen, um dies gemeinsam zu verwirklichen. Übernehmen Sie als Firma soziale Verantwortung.

Unsere positiven Firmen haben dies bereits getan, indem sie Surprise mindestens 500 Franken gespendet haben. Mit diesem Betrag unterstützen Sie Menschen in prekären Lebenssituationen dabei auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit.

Die Spielregeln: 25 Firmen oder Institutionen werden in jeder Ausgabe des Surprise Strassenmagazins sowie auf unserer Webseite aufgelistet. Kommt ein neuer Spender hinzu, fällt jenes Unternehmen heraus, das am längsten dabei ist.

Hausarztpraxis Tannenhof, Tann-Rüti

Benita Cantieni CANTIENICA®

Arbeitssicherheit Zehnder, Zürich

Gemeinnützige Frauen Aarau

Madlen Blösch, Geld & so, Basel

Breite-Apotheke, Basel

Spezialitätenrösterei derka ee, derka ee.ch

Boitel Weine, Fällanden

Farner’s Agrarhandel, Oberstammheim

Sublevaris GmbH, Brigitte Sacchi, Birsfelden

Kaiser Software GmbH, Bern

InoSmart Consulting, Reinach BL

Maya-Recordings, Oberstammheim

Scherrer & Partner GmbH, Basel

BODYALARM - time for a massage

EVA näht: www.naehgut.ch

TopPharm Apotheke Paradeplatz

AnyWeb AG, Zürich

Cobra Software AG www.cobrasw.ch

Praxis Dietke Becker

Beat Vogel - Fundraising-Datenbanken, Zürich

InhouseControl AG, Ettingen

Beat Hübscher, Schreiner, Zürich

Yogaloft GmbH, Rapperswil SG

unterwegs GmbH, Aarau

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Mit einer Spende ab 500 Franken sind Sie dabei.

Spendenkonto:

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Surprise, 4051 Basel

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Sie erhalten von uns eine Bestätigung.

Kontakt: Caroline Walpen

Team Marketing, Fundraising & Kommunikation

SURPLUS – DAS NOTWENDIGE EXTRA

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Eine von vielen Geschichten

Josiane Graner, Juristin, wurde in ihrem Leben von schweren Schicksalsschlägen getro en. Sie kämp und steht immer wieder auf. Ein Geschä sprojekt, das sich zum Flop entwickelte, führte sie 2010 zu Surprise. Ihr Geschä spartner hatte sich ins Ausland abgesetzt und sie mit dem Schuldenberg allein gelassen. Um ihren Lebensunterhalt aus eigener Kra zu bestreiten, verkau Josiane Graner in Basel das Strassenmagazin. Zudem ist sie für den Aboversand zuständig. Dank des SurPlus-Programms erhält sie ein ÖVAbonnement und Ferientaggeld. Diese Zusatzunterstützung verscha der langjährigen Surprise-Verkäuferin etwas mehr Flexibilität im knappen Budget.

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«Wenn es Urs nicht gäbe»

Ich habe keine Ahnung, wann ich das erste Surprise von Urs Habegger erstanden habe, aber es ist schon lange her. Ich bin eine Viel-Zug-Fahrerin, also oft in der Bahnhofunterführung in Rapperswil anzutreffen, genau wie der Habegger Urs. Den kenn ich inzwischen gut, den stillen, freundlichen und stets aus den Augenwinkeln zwinkernden Strassenmagazinverkäufer. Ich weiss von ihm, dass er ein Faible für Musik hat, genau wie ich. Er weiss, dass ich, wenn ich vorbeirenne, weil ich den Zug nicht verpassen möchte, meist später nochmal vorbeikomme und die sechs Franken hervorkrame. Ich kenne ihn als ruhigen, unaufgeregten Menschen, der aber sehr gerne ins Gespräch kommt. Das Du zwischen uns ist uns nicht mehr «fremd», aber wie war ich erstaunt, als mir der Urs neulich sogar einen netten Gruss durch meinen Liebsten ausrichten liess! Wenn es Urs nicht gäbe, hätte ich so manches Lächeln verpasst. Ich würde den Blick nicht umherschweifen lassen, ob er wieder dort steht mit seinem Wägelchen. Der Urs kann mir in Kürze den Inhalt des neuen Hefts skizzieren, sodass ich bereits kleine Blitzlichter habe, ob wieder die Autoren-Geschichten dran sind oder was für aktuelle Themen der Gesellschaft unter den Nägeln brennen. Ja, es macht mir «warm», wenn ich ihn antreffe, den Urs. Danke, dass es dich gibt!

BERNADETTE AMBÜHL, Benken SG

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Verantwortlich für diese Ausgabe: Lea Stuber (lea)

Diana Frei (dif), Klaus Petrus (kp), Sara Winter Sayilir (win)

Reporterin: Lea Stuber (lea)

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F +41 61 564 90 99 redaktion@strassenmagazin.ch leserbriefe@strassenmagazin.ch

Ständige Mitarbeit

Rosmarie Anzenberger (Korrektorat), Simon Berginz, Monika Bettschen, Christina Baeriswyl, Dina Hungerbühler (dih), Carlo Knöpfel, Yvonne Kunz, Isabel Mosimann (moi), Fatima Moumouni, Stephan Pörtner, Priska Wenger, Christopher Zimmer

Mitarbeitende dieser Ausgabe

Binta Kopp

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird jede Haftung abgelehnt.

Gestaltung und Bildredaktion

Bodara GmbH, Büro für Gebrauchsgrafik

Druck

AVD Goldach

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#549: Malaria: Ghanas neuer Imp fstoff «Keine gute Nachricht»

Die WHO scheint ein grosses Interesse daran zu haben, dass die richtigen Staaten an der Malaria-Bekämpfung verdienen. Afrika könnte sich schon lange selbst helfen, wenn es denn die nötigen Pflanzen anbauen dürfte. Unter anderem Artemisia. Dies wird mit höchst korrupten und gewaltsamen Massnahmen verhindert. Infos dazu bietet z.B. der Film von Katharina Weingartner: «Das Fieber». Dass jetzt wieder ein europäisches Land einen Impfstoff nach Afrika verkauft, ist aus meiner Sicht keine gute Nachricht.

THERES E., ohne Ort

#548: Serie Di gitalisierun g «Immer besser geworden»

Das Surprise greift ein aktuelles, leider verdrängtes Problem bei der Digitalisierung auf. Eine gut gemachte Recherche. Danke. Surprise ist in den letzten Nummern immer besser geworden, mit sehr lesenswerten Inhalten. So ist der Kauf jeweils eine Bereicherung, nicht nur wegen der liebenswürdig freundlichen Verkäufer*innen und einem kleinen Schwatz mit ihnen.

TONI FRIEDRICH, ohne Ort

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