Körperspracheexperte
Tocotronic über politische Verantwortung ohne Bekenntniszwang
PAXX
Denn dort werden wieder die heißesten Männer der Welt auf Tuchfühlung gehen ...
& SIXX
!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1 Damit
musik show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 257 MÄR 2 0 2 3 BJÖRK Ein Füllhorn voller Pilze und Flöten Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41 –43, 1060 Wien; Preis: € 2,90
THE CHIPPENDALES
sind Sie live dabei!
KEIN KAMPF DER GESCHLECHTER
Stefan Verra über das Mit und Ohne Gender*Sternchen give me your body NIE WIEDER KRIEG
THE ROCK-MUSICAL IN CONCERT
BY
MIT DREW
31. MÄRZ BIS 10. APRIL 2023
LYRICS
TIM RICE MUSIC BY ANDREW LLOYD WEBBER
SARICH ALS JESUS
© Disney |
Foto: Johan Persson
EIN MUSICAL VON MICHAEL KUNZE & SYLVESTER LEVAY REGIE: FRANCESCA ZAMBELLO
WWW.MUSICALVIENNA.AT #WeAreMusical JETZT TICKETS SICHERN!
Original graphics designed by Dewynters, London
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EDITORIAL
Fucking Hostile
Amerika im Jahr 2032: Die Welt ist friedlich. Verbrechen kann, darf und soll es nicht mehr geben. Doch dann erwacht der 1996 eingefrorene Verbrecher Simon Phoenix aus dem Tiefkühlschlaf. Er kann entkommen und geht, wie in den Neunzigern nun mal so üblich, über Leichen – die Polizei ist rat- und hilflos. Es scheint, dass ihn nur einer stoppen kann, und so wird der Polizist John Spartan, der Phoenix vor Jahrzehnten schon einmal hinter Gitter brachte, ebenfalls aufgetaut ... So der grobe Klappentext für den Sylvester-Stallone-Klassiker „Demolition Man” aus dem Jahre 1993. In einer heute nicht mehr allzu weit entfernten Zukunft treffen also zwei Relikte einer archaischen Vergangenheit aufeinander: Während der Schurke mit seiner überbordenden Barbarei freilich konträr zum friedlichen Weltbild steht, hat aber auch der im tiefsten Inneren gute, dabei aber ungehobelte Cop seine liebe Not in einer Welt, in der sich Menschen unentwegt nur das Allerbeste wünschen, keine unflätigen Wörter mehr verwenden dürfen und, wenn sie Sex haben wollen, keine Körperflüssigkeiten austauschen, sondern sich einen Fahrradhelm aufsetzen und die Elektronik ihr Übriges tut. Nun wird wohl kein Mensch, der über einen gesunden Verstand verfügt, eine
Welt schlechtheißen, in der es keine Verschmutzung, keine Gewaltverbrechen gibt. Eine Welt aber, in der freier Wille, Sex, Alkohol, ungesundes Essen und eine – sagen wir einmal: lockere Zunge unter Strafe verboten sind, kann selbst bei der allergrößten Naivität keine begehrenswerte Zukunft sein. So perfekt die Gesellschaft hier oberflächlich aussieht, der Preis ist hoch, wenn sie dafür ihre Libertät aufgeben muss.
Freilich, in einem Soziotop benötigt es Regeln, um ein ausgewogenes Miteinander zu sichern. Desto tiefer jene jedoch in die Privatsphäre eines Menschen eingreifen, desto mehr wird es unter der Oberfläche anfangen zu brodeln – wie dies aussehen kann, haben wir etwa in den Corona-Jahren gesehen, wenn Jugendliche, die sich im Niemandsland eines Waldes trafen, von der Polizei rigoros abgestraft wurden. Vieles, was der Mensch tut, kann nicht am Schachbrett der Etikette in die konträren Wertungen „richtig” und „falsch” geteilt werden, sondern muss in einen Kontext gesetzt werden. Und ja, durch die Schwammigkeit dieses Kontextes, der keinen strengen Regelungen unterliegt, haben wir in jeder Wertung keine schwarzen und weißen, sondern eine Vielzahl an grauen Feldern vorliegen. Graustufen, die nicht jeder erkennt oder auch: anerkennt. Aber das muss eine demokratische Gesellschaft aushalten.
Demnach gilt es auch, die derzeit grassierende Cancel Culture nicht gutzuheißen, übrigens beileibe kein Schlagwort der Rechten, sondern ein Phänomen, an dem ebenso wenig zu rütteln ist, wie am Klimawandel. Es ist freilich wichtig und richtig, dass sich auch KünstlerInnen, die aus fremden Ländern und Kulturen kommen, etwa in Österreich als Gast fühlen und demnach auch an unsere Gesetzmäßigkeiten halten. Wenn man jedoch an das jüngst gestrichene Wien-Konzert von Pantera denkt, an die abgesagten Konzerte von Roger Waters in Polen oder auch an die geplatzten Auftritte zahlreicher weißer Reggae-Musiker im Vorjahr: Wer dem rigiden Moralkodex einer Gesinnungsgemeinde zuwiderhandelt, die zwar nicht die Bevölkerungsmehrheit stellt, aber umso lauter und giftiger im Web agitiert, der läuft Gefahr, in Sozialen Medien und darüber hinaus rufmörderisch attackiert zu werden. Einmalige Fehltritte, für die man sich glaubhaft entschuldigt hat, „kulturelle Aneignung” oder eine verblendete Meinung, die jedoch immer noch frei ist, darf keinem Menschen das Einkommen kosten. Der „Safespace”, den eine borniert-hysterische Rasselbande fordert, degoutiert mich. Bleiben wir doch bitte bei einem rationalen Diskurs.
Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
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BJÖRK 20
Jahre nach ihrem letzten Gastspiel in Österreich konzertiert die Isländerin Björk mit ihrer bislang extravagantesten Show „Cornucopia” in der Wiener Stadthalle. Wir verraten schon jetzt: Der Pilz steht im Mittelpunkt des Geschehens!
IN DIESER AUSGABE
[14] Jethro Tull gastieren mit ihrem neuen Album „RökFlöte” im Gepäck in Eisenstadt und auf Burg Clam [16] Tocotronic treffen den Nerv der Zeit, wenn es heißt „Nie wieder Krieg” [18] Stefan Verra der Rockstar der Körpersprache über die Unterschiede von Männern und Frauen [20] Björk nach 25 Jahren schüttet Björk ihr Füllhorn endlich wieder über Wien aus – und es wird Natur regnen! [22] Stefan Leonhardsberger verrät uns, was Sex mit einem Buffet gemein hat (und noch viel mehr) [24] Sophie Hunger kommt für ein exklusives Konzert extra aus der Mutterpause nach St. Pölten
Depeche Mode. Am 19. Februar gaben Depeche Mode ein angekündigtes „Geheimkonzert” in der Münchener Alten Kongresshalle am Bavariapark. Martin Gore und Dave Gahan sowie ihre Live-Musiker Christian Eigner (Drums) und Peter Gordeno (Keyboards) traten rund 30 Minuten auf, spielten vor 400 Leuten drei Songs vom neuen Album „Memento Mori”, nämlich „Ghosts Again”, „Wagging Tongue” und „My Favourite Stranger”, sowie die Klassiker „Precious” (von „Playing the Angel”) und „Personal Jesus” (von „Violator”). Anschließend stellten sie sich nochmals 30 Minuten in einer Talkrunde den Fragen des Moderators, Marcus Fahn von Bayern 1. Vom Publikum, das trotz Bestuhlung stand, gab es tosenden Applaus – und dies lässt uns euphorisch auf das „offizielle” Konzert von Depeche Mode, am 21. Juli im Klagenfurter Wörthersee Stadion, blicken.
Ganz neu ist der Online-Auftritt unseres Magazins! Hinkünftig findet ihr unter oeticket.com/magazine nicht nur die aktuellsten News über alle Veranstaltungen in ganz Österreich, sondern auch Infos über die wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Single- und Videopremieren –insbesondere von heimischen KünstlerInnen –, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars, zahlreiche Gewinnspiele und natürlich alle Artikel aus unserem Magazin, damit ihr auch unterwegs immer am Laufenden bleibt!
Gojira. Die französische Metal-Band Gojira hat in England kürzlich ihre Europa-Tour begonnen, die sie am 18. Juni auch in die Wiener Arena führen wird. Mit im Tross nicht nur Alien Weaponry und Empoyed to Serve im Vorprogramm, sondern freilich auch zahlreiches Band-Merchandise. Nun wird diese Nachricht eine Vielzahl an Fans verzücken, aber es gibt auch genug Stoff für Unmut, den aktuell kursieren Bilder von den Preisen, die für das Merchandise zu löhnen sind, im Netz. 40 Pfund hat man da etwa für ein normales T-Shirt zu berappen, für eine unterschriebene Platte gar das Doppelte, gebrauchte Drum Heads sind für 200 Pfund zu erwerben, Drum Sticks für 40 Pfund. Natürlich kann man argumentieren, dass auch für Künstler die Lebenserhaltungskosten gestiegen sind, und auch das Touren selbst nicht günstiger geworden ist. Auch kann man thematisieren, dass in Streaming-Zeiten Künstler ihre Umsätze auf Tour machen müssen. Und ja, solange Fans Preise wie diese auch bezahlen, wird man den Teufel tun, und eine billigere Schiene fahren. Aber es stellt sich nüchtern betrachtet schon die Frage: Wie teuer muss eine Unterschrift oder ein gebrauchter Gegenstand, eine Memorabilia, wirklich sein?
SO SCHÖN KANN BIER SEIN!
Die strahlende Farbe aus Ottakring hat es in Kooperation mit 12DAG, einem Wiener Modelabel, von der Dose aufs T-Shirt und auf die Cap geschafft. Wer Ottakringer trinkt, hat sich für prämiertes Bier und die Brauerei des Jahres entschieden. Dem qualitativen Anspruch will man auch modisch gerecht werden. Seit 2014 verfolgt 12DAG den Anspruch, das Beste aus einem Stück Stoff zu machen. Mit der Ottakringer-Kollektion wurde das Beste beider Marken vereint, mit dem Ergebnis: So schön kann Bier sein.
Gelauncht wurden insgesamt drei Produkte: ein T-Shirt, ein Crop-Shirt und eine Cap. Mit der Dose Ottakringer Helles als Signature-Element wird dem sonst schlichten Design ein besonderer Touch hinzugefügt. Erhältlich ist der limitierte Ottakringer x 12DAG Merch ab sofort im Ottakringer Shop und Ottakringer Webshop.
Unter oeticket.com/magazine verlosen wir zwei Merch-Pakete!
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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
Fotos: Santiago Felipe, Barracuda Music, oeticket, Anton Corbijn
TICKETS BEI: LIVE NATION AUSTRIA 21.7. KLAGENFURT 28 BLACK ARENA I WÖRTHERSEE STADION
WITH VERY SPECIAL GUESTS IGGY POP AND KING PRINCESS
14.7. WIEN ERNST-HAPPEL-STADION
SCHEINWERFERLICHT
Wer hätte sich im März 2020 gedacht, dass der Corona-Virus unser Leben über gut zwei Jahre komplett auf den Kopf stellt? Die Sorgen eines weiteren Lockdowns im letzten Winter erwiesen sich als unbegründet und wir fiebern einer ausgelassenen Konzert- und Festivalsaison 2023 entgegen.
Wie damals und noch weiter zurück: Björk kehrt am 19. September nach 25 Jahren Abstinenz in die Wiener Stadthalle zurück, der Wu-Tang Clan begibt sich 30 Jahre nach ihrem Debütalbum auf Tour, die sie am 11. Juli auch nach Wien führt. Auf P!NK mussten wir vergleichsweise nur vier Jahre warten, die gute Nachricht: für das spektakuläre Open Air am 2. Juli im Wiener Ernst-Happel-Stadion gibt es noch Tickets!
GARS
Die VIECC Vienna Comic Con wird am 18. und 19. November erneut in der Messe Wien Einzug finden. Noch sind das genaue Programm und die Stargäste streng geheim, aber Fans dürfen sich schon jetzt darauf freuen, in nur wenigen Monaten endlich wieder in die spannende Welt von Anime und Manga bis hin zu Roleplay, epischen Gefechten, Cosplay, Comics, Games und Co. einzutauchen – und natürlich auch darauf, die internationale Starpower aus Film, TV, Comic, Cosplay und Entertainment auch persönlich zu treffen ...
The Melvins stehen seit mittlerweile vier Jahrzehnten an der Spitze der alternativen und experimentellen Musikszene. Als Pioniere von Sludge über Punk bis hin zu Metal und Psychedelic haben sie mit ihrem einzigartigen Sound die komplette alternative Musikszene nachhaltig beeinflusst. Ihr Jubiläum wird am 13. Juni in der Arena gefeiert.
DIE GRÖSSTEN HITS 07.09.23 | GRAZ 23.06.23 | LINZ BURG
SOMMER OPEN-AIR BESTMANAGEMENT HIGHLIGHTS 2023 - alle Events & Tickets: www.bestmanagement.at DIE SEER | 15. & 16.06.23 THOMAS STIPSITS | 17.06.23 JOSH. | 12.08.23 UND VIELE MEHR... ANDY LEE LANG | 18.08.23 OMAR SARSAM | 25.08.23 GERY SEIDL | 08.09.23
Mag. Roberta Scheifinger
Chefredakteurin und Herausgeberin
Roberta Scheifinger
Van Morrison (von Queen Elizabeth II. übrigens zum Ritter geschlagen!) gilt als einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit. Er wurde 1945 in Belfast geboren und hörte sich schon als Kind durch die Plattensammlung seines Vaters, die vor allem Blues, Country und Gospel umfasste und seinen Stil nachhaltig prägte. Einige seiner Alben werden zu den wichtigsten des gesamten Rock’n’Roll-Kanons gezählt und über 150 seiner Songs sind in großen Kinofilmen zu hören. Nachdem sein Konzert am 18. April im Wiener Konzerthaus bereits ausverkauft ist, gibt es am 17. April nun eine Zusatzshow!
VERY
Der Wu-Tang Clan kommt in voller Besetzung nach Wien. RZA, GZA, Method Man, Raekwon, Ghostface Killah, U-God, Masta Killa, Inspectah Deck und Cappadonna beehren uns am Dienstag, den 11. Juli in der Wiener Stadthalle D. Unter der Leitung von RZA wurden Samples aus Martial-Arts-Filmen in ihrer Musik verwendet, ebenso wie Samples von klassischen Funk- und Soul-Songs von Künstlern wie Rick James, James Brown und Syl Johnson. Als Gruppe hat man bisher acht Alben veröffentlicht, die komplette Anthologie der Gruppe (einschließlich Soloalben) umfasst mehr als 85 Veröffentlichungen. Als Special Guests bei diesem kultigen Abend mit dabei sind Denzel Curry, J.I.D und Waxolutionists – man kann sich somit auf einen runden Hip-Hop-Abend freuen!
Billy F Gibbons kündigt die Wiederaufnahme seiner Soloband The BFGs an, die am 28. Juni im Gasometer auch in Wien auftreten werden. Neben ihm an der Gitarre und am Gesang hat er auch Schlagzeuger Matt Sorum (The Cult, Guns ‘N’ Roses, Velvet Revolver) und Gitarristen Mr. Austin Hanks in seinem Ensemble. Gibbons, der mehr als ein halbes Jahrhundert lang Frontmann von ZZ Top war, hat in den letzten Jahren mit drei von der Kritik gelobten und kommerziell erfolgreichen Alben gleichzeitig seine klanglichen Erkundungen irgendwo zwischen afro-kubanisch und bluesig genossen, zuletzt mit dem hochgelobten Meisterwerk „Hardware”.
highlights |07 Fotos: Roger Kisby (Billy F Gibbons), Arena (The Melvins), Barracuda Music (Wu-Tang Clan), Reed Exhibitions David Bitzan (VIECC ), Barracuda Music (Van Morrison)
WIEN NEW
LIVE! 27.3.23
ALBUM
„AS I AM“
ERSATZTERMIN:
SPECIAL GUEST INA REGEN
It’s gettin’ h
Weibliche Nacktheit ist der Normalfall – männliche hingegen nicht“, meint die renommierte deutsche Zeitschrift Die Zeit in einem Artikel mit dem Titel „Das ist übrigens ein Penis“. Darin stellt die Redakteurin einige wirklich harte (sorry, wir können einfach nicht anders) Fragen, zum Bespiel: „Warum spielen Nacktbilder von Männern keine Rolle? Kann männliche Nacktheit im Gegensatz zur weiblichen nichts erzählen?“ Und die Überlegung nach einer „Männerquote bei Nacktbildern“ wird auch in den Raum geworfen.
Female Gaze
Dieser Artikel erschien 2012. Seitdem hat sich viel verändert. Zwar nicht unbedingt, was ein Penis ist, aber dafür umso mehr, was die gesellschaftliche Wahrnehmung und deren Umgang mit nackter Männlichkeit betrifft. Wie in so vielen anderen Bereichen auch nimmt die (Pop)Kultur, insbesondere die Film- und Serienwelt, hier eine Vorreiterrolle ein – und eine, die wir besonders gern näher unter die Lupe nehmen: Die weibliche Heldin ist drauf und dran, sich von der Ausnahmeerscheinung zum Usus zu entwickeln, womit auch der sogenannte „female gaze“ einhergeht: Nicht mehr der weibliche, sondern der männliche Körper wird von der Kamera lustbringend umschmeichelt
und äußerst sexy in Szene gesetzt, fullfrontal-Scenes inklusive. Der Mann als Eye-Candy und Initiator erotischer Momente – aktuell beispielsweise zu sehen in „Magic Mike’s Last Dance“ oder „Welcome to Chippendales”.
Tabu dank Patriarchat Zugegeben, außerhalb der kunterbunten Popkultur sieht es schon ein bisserl blasser und weniger prächtig aus: Im Gegensatz zur weiblichen Nacktheit wird die männliche tatsächlich immer noch als aufsehenerregender und als größeres Tabu wahrgenommen. Weil die Gesellschaft nach wie vor vom patriarchalen, heteronormativen (und somit homophoben) Blick geprägt und bestimmt wird, der den Blick von nackten Männern ab- und ihn viel mehr nackten Frauen zuwendet. Die Frau ist verletzlich und unterlegen – und deshalb hüllenlos –, der Mann stark und überlegen, folgerichtig also seinen Körper beschützend, will man uns weißmachen. Aber, bei allem Nachholbedarf: Wir geben immer öfter zu, ganz ohne Genierer: Ja, wir wollen nackte Männer sehen! Denn dass Männer genauso erotisch wie Frauen sein können (nein: sind!) und das mitunter auch durchaus wollen, weiß jeder, der Brad Pitt in „Fight Club“ gesehen hat. Oder seinen Partner wieder mal mit Herzerlaugen anschmachtet. Oder Channing Tatum als Stripper in „Magic Mike“ be-
wunderte.
Stripper als Sex-Revoluzzer
Apropos: Mehr noch als Models oder SchauspielerInnen (oder FKK-Fans) kommt männlichen Strippern eine wichtige Rolle in der Revolution der männlichen Nacktheit zugute, auch wenn die ihnen oftmals nicht anerkannt wird. Was mehr als unfair ist: Männliche Stripper kehren das Prinzip des Patriarchats um und begehren dagegen auf, interpretieren Geschlechternomen und -rollen neu und dekonstruieren Binärität: Sie werden betrachtet (passiv), behalten dabei aber stets die Kontrolle (aktiv), sind Fantasie und Realität zugleich, sind Empowerment für männliche als auch (und allen voran) weibliche Sexualität. Und sie definieren das Genre des erotischen Ausziehens neu: Weil 90 Prozent der exotischen TänzerInnen weiblich sind, müssen sich Männer besonders ins Zeug legen, um sichtbar zu werden. Männliche StripShows sind Perfor-
Wir verlosen für eine Sixx Paxx-Show nach Wahl 2x2 Tickets inklusive VIPUpgrade: In der Showpause habt ihr die Möglichkeit, mit den Mitgliedern auf Tuchfühlung zu gehen! Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.com
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Mit den Stripper-Künstlern Chippendales und Sixx Paxx erreicht Österreich in den nächsten Monaten eine Hitzewelle – auch wenn wir nicht wissen, wie das Wetter wird. Ein (detaillierter) Blick auf männliche Nacktheit und wie Stripper zur sexuellen Revolution beitrugen.
TEXT: MANUEL SIMBÜRGER
GEWINN SPIEL
hot in here!
Sixx Paxx
Bei der neuen „Anfassbar”-Tour der Sixx Paxx ist der Name Programm: Anfassen ist hier nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht! Immerhin wird es Zeit, dass die durchtrainierten Muskeln der Jungs mal wieder von zarten Frauenhänden berührt werden. Welche glücklichen Ladys dürfen mit den Jungs auf der Bühne auf Tuchfühlung gehen? Wer streichelt zuerst die knackigen Waschbrettbäuche und stählernen Arme, während die Hotties durch das Publikum streifen?
Fotos: Guido Karp / DEAG, COFO
mances, spielerischer Aktionismus, ein heißer Mix aus Tanz, Storytelling, Schauspiel und Interaktion mit dem Publikum. Erotisch durchaus, aber nicht verrucht, oftmals gar augenzwinkernd und immer darauf bedacht, dem Publikum eine gute, kurzweilige Zeit zu bieten und den grauen Alltag vergessen zu lassen. Während bei Männern, das liest man aus diversen Erfahrungsberichten heraus, in Strip-Clubs vor allem das Befriedigen von sexuellen Fantasien im Fokus steht, wollen Frauen vor allem eines: Spaß! Und eine Show, die auf so viel mehr abzielt als auf stumpfe Geilheit. Sie wollen ein alle Sinne umfassendes Märchen für Erwachsene erzählt bekommen.
Die Chippendales
Die Blaupause des männlichen Strips sind natürlich die Chippendales, die Ende der 1970er-Jahre in Los Angeles gegründet wurden und noch heute als Inbegriff dieser Art von Unterhaltung gelten. Muskulöse Männer, nackte Oberkörper, weiße Krägen, schwarze Fliegen und um die Handgelenke gelegte Ärmelmanschetten sind die zeitlosen Markenzeichen der Gruppe, die innerhalb kürzester Zeit zum Welterfolg sowie internationalem Phänomen wurde und zu den erfolgreichsten Las-Vegas-Shows ever zählt. Die Chippendales setzten aber nicht nur neue Maßstäbe mit ihrem (stets wechseln-
MUCKIS, SEX UND MORD
„Welcome to The Chippendales“, die TrueCrime-Serie auf Disney+, erzählt von den Anfängen der berühmtesten Male-Strip-Gruppe der Welt und taucht dabei in tiefe menschliche Abgründe: Der indische Einwanderer Somen Banerjee (Kumail Nanjiani) möchte in den USA groß durchstarten. Das gelingt ihm schließlich mit einem Strip-Club, der sich ausschließlich an Frauen richtet, womit er eine Marktlücke schließt. Bald aber kommt es zum eskalierenden Disput mit dem selbstherrlichen Choreograph Nick De Noia (Murry Bartlett). Banerjee ist nicht bereit, sich die Lorbeeren wegnaschen zu lassen ... „Welcome to Chippendales“ ist nicht nur in eine unterhaltsame Zeitreise, sondern erzählt auch von Unterdrückung, Diskriminierung, Eifersucht, dem American Dream und die alles umfassende Sucht eines Mannes nach Anerkennung. Entlarvend, nachhallend – und sexy, auch wenn der Fokus eindeutig auf seelischer anstatt körperlicher Nacktheit liegt.
den) aufwendig produzierten Mix aus Tanz-, Gesangs- und Erotikshow (die Mitglieder durchlaufen ein sehr strenges Auswahlverfahren!), sondern revolutionierten auch die weibliche Sexualität im gesellschaftlichen Kontext und verhalfen somit gleichzeitig dem Feminismus zu neuen, wenn auch anders als ursprünglich gedachten Höhen: Ende der 70er war es eine sexuell fade Zeit für Frauen, ihre Bedürfnisse wurden totgeschwiegen. Mit ihrem Fokus auf ein weibliches – sexuell ausgehungertes – Publikum trafen die Chippendales den Nerv der Zeit und traten nicht nur für Unterhaltung im Revue-Stil, sondern für sexuelle Selbstbestimmung ein. Die Chippendales gelten auch über vier Jahrzehnte später noch als Ausdruck des weiblichen Verlangens nach Sexualität – aber stets mit ironischem Augenzwinkern. Oder besser: Hüftschwung.
Die Sixx Paxx Klar, dass die Chippendales das Erotik-Entertainment-Genre international beeinflussten. Einer der erfolgreichsten MännerStrip-Gruppen Europas sind die Sixx Paxxs aus Deutschland. Die Jungs liefern das gesamte Paket (pun intended): Gestählte Muskeln, glänzende nackte Männerhaut, verführerische Tanzeinlagen (u. a. auch Breakdance!), atemberaubende Akrobatik, ein Gesang zum Dahinschmelzen – und Strips,
die an Kreativität schwer zu übertreffen sind: Abwechselnd in der Gruppe und in Soloperformances (in der Badewanne oder unter der Regendusche) präsentieren die Männer fantasieanheizende Kostüme, vom Polizist bis zum Biker und Cowboy ist hier alles dabei. Bei den Sixx Paxxs wird Ausziehen zur Kunst der Überwältigung. Das vielleicht Beste daran: Im Rahmen ihrer „Anfassbar“-Tour ist anfassen nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht!
Männliche Nacktheit erzählt viel! Nach unserem kurzen Ausflug ins männliche Nackt-Gefilde müssen wir uns erstmal eine kalte Dusche genehmigen – und ihr wahrscheinlich auch! Doch bei allen pubertären Schmunzlern können wir nun dem 2012er-„Zeit“-Artikel leidenschaftlich widersprechen und stolz festhalten: Ja, männliche Nacktheit spielt eine Rolle. Und hat etwas zu erzählen, ganz viel sogar und mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Ein Blick, den wir gerne auskosten, zugegeben ...
n Die Chippendales gastieren im Rahmen ihrer „Get Naughty”-Tour im März in Klagenfurt, Wien, Wiener Neustadt, St. Pölten und Salzburg. Die Sixx Paxx gastieren mit ihrer „Anfassbar”-Tour im April in Salzburg, Graz, Villach, Innsbruck, Linz und Wien.
The Chippendales
Die Chippendales sind die beste Wahl für eine Junggesellinnenparty, Geburtstagsfeier, das Single-Leben zu feiern oder einfach nur eine unvergessliche Nacht mit deinen Besten zu verbringen! Die Show, welche jedes Jahr neu überarbeitet wird, ist eine energiegeladene, hautnahe, persönliche Erfahrung, nach der du einfach mehr haben willst! Also: Get naughty!
DAS ROCK MUSICAL
ZWISCHEN SUMMER OF LOVE & WOODSTOCK
20.4.23 | 19:30 | HELMUT LIST HALLE GRAZ
21.4.23 | 20:00 | STADTTHEATER STEYR
23.4.23 | 18:00 | CONGRESS SAAL INNSBRUCK
18.8.23 | 20:00 | FESTIVALGELÄNDE WIESEN
GERNOT KULIS
1.4.23 | LEONDING
Kürnberghalle | 14.30 Uhr
2.4.23 | WIEN
Wiener Stadthalle Halle F | 14.30 Uhr
8.4.23 | WELS
Stadthalle | 14.30 Uhr
15.4.23 | KUFSTEIN
Stadtsaal | 14.30 Uhr
16.4.23 | INNSBRUCK
CONGRESS-Saal | 14.30 Uhr
22.4.23 | WR.NEUSTADT
Arena Nova | 14.30 Uhr
23.4.23 | GRAZ
Helmut List Halle | 14.30 Uhr
30.4.23 | GMUNDEN
Stadttheater | 14.30 Uhr
6.5.23 | OBERSCHÜTZEN
Kulturzentrum | 14.30 Uhr
7.5.23 | FÜRSTENFELD
Stadthalle | 14.30 Uhr
12.5.23 | GLEISDORF
Forum-Kloster | 16.00 Uhr
20.5.23 | FELDBACH
3.6.23 | 20:00 | FESTIVALGELÄNDE WIESEN
21.5.23 | ST.PÖLTEN
VAZ | 14.30 Uhr
28.5.23 | VILLACH
Congress Center | 14.30 Uhr
3.6.23 | EISENSTADT
Kultur Kongress Zentrum | 14.30
4.6.23 | KREMS
Stadtsaal | 14.30 Uhr
20%
Zentrum Feldbach | 14.30 Uhr Code: Kunterbunt
INFOS: WWW.ELIASWERNER-PRODUCTIONS.COM
ASTRID LINDGRENS SENSATIONSERFOLG ALS FAMILIEN-MUSICAL
„BEST OF Ö3 CALLBOY“
OSTERAKTION minus
Der Cirque du Soleil bringt zwischen April und Mai die neue Zeltshow „Luzia” nach Neu Marx in Wien! Sie entführt mit visuellen Überraschungen und atemberaubender Akrobatik in ein imaginäres, surreales Mexiko, wo die Zuschauer eine opulente Welt zwischen Traum und Wirklichkeit erwartet. „Luzia” ist ein farbenprächtiger Bilderbogen aus Orten, Gestalten und Klängen Mexikos, die die Tradition und Moderne dieses Landes spiegeln.
Corrosion of Conformity
gehören seit fast vier Jahrzehnten zu den stilprägendsten Metal-Bands der USA, nicht nur wegen ihres einzigartigen NOLA-Sounds, der sowohl aus dem Hardcore, wie auch aus dem Metal fischte, sondern vor allem auch durch ihre intelligenten und politischen Texte. Live gastieren Pepper Keenan und Co. am 17. Mai in der ((szene)), am 16. im Backstage München
Idles werden am 12. Juli das Open Air-Areal von der Arena für ein exklusives Konzert in unseren Breitengraden heimsuchen! Die britischen Post-Punker haben seit der Veröffentlichung ihres Debüts „Brutalism” bereits viel erreicht, von Nummer-1Chartplatzierungen bis hin zu Headliner-Auftritten auf den renommiertesten Festivals weltweit. Kein Wunder bei der geballten Dynamik, gespickt mit melodischen und introspektiven, beschaulichen Songs!
12| highlights
Die Eventreihe Alive von oeticket geht am 11. April in der ((szene)) in ihre vierte Runde und präsentiert diesmal Noah Scotia und Some Days You Lose (Foto) aus Wiener Neustadt, sowie Velvet Wasted aus Graz. Auch wenn die Namen noch nicht weltbekannt sind: Wir hören hervorragende Zitate von Soundgarden über Kings of Leon bis hin zu den Foo Fighters raus! Geheimtipp!
Chris Tall kommt mit seinem neuen Programm „Schönheit braucht Platz!” am 29. und 30. April ins Globe Wien, am
1. Mai in die Helmut-List-Halle und am
2. Mai ins Brucknerhaus. Genüsslich seziert er seine Erlebnisse und zieht sich und alle Beteiligten durch den Kakao. Es geht um Familie, Freundschaft, den Struggle im Alltag als junger Mensch und natürlich ums Essen. Farbendiäten und viel zu enge MRTRöhren führen ihn zu der wunderbaren Einsicht, dass man Schweinefilet auch mit Quinoa, Hirse und Chiasamen panieren kann. Dabei tritt Chris oft in Schlagabtausch mit seinem Publikum, und ja: verarscht sich auch schon mal gerne selbst!
und
hierauf zu einer Seelenreise. Am 15. März gastiert sie im Posthof, am 16. im Grazer Orpheum und am 5. April in der Roten Bar des Volkstheaters
Das Donaufestival Krems glänzt neben dem Grazer Elevate (1. bis 5. März) auch heuer wieder mit einem Programm, bei dem der tolerante Musik-Connaisseur belohnt wird. In verschiedenen Locations in der Stadt Krems werden an zwei Wochenenden, vom 28. bis 30. April & vom 5. bis 7. Mai, wieder spannende KünstlerInnen gastieren. Besonders hervorzuheben sind in unseren Augen neben Godflesh vor allem auch Zebra Katz, yeule (Foto), Puce Mary und Debby Friday. Hier wird bewiesen, dass Musik keine Grenzen kennt – bei Musik geht es nur darum, diese auszuloten. The new frontier, sozusagen. Nicht jede Toleranz wird dafür bereit sein, wenn doch, wird sie jedoch reich belohnt werden.
The Tiger Lillies sind die Urväter des alternativen Cabaret und kehren mit einem karriereumspannenden Konzert auf die Bühnen zurück. Dunkle und abwegige Theatralik sind zu erwarten, wenn sie im April im Porgy & Bess, im ATRIUM Bad Schallerbach und im Rockhouse tief in ihren Backkatalog eintauchen und ihre berühmtesten Stücke und neue Überraschungen präsentieren.
Ein „High Five” schickt uns die Ottakringer Brauerei angesichts so vieler toller Konzerte in den nächsten Wochen und Monaten: Ihr neuestes Pale Ale brilliert mit fruchtiger Note und passt hervorragend nicht nur zum Anstoßen, sondern auch zu Burger & Curry!
Sophie Lindinger (Leyya, My Ugly Clementine) stellte im Februar ihr Solo-Debüt vor
lädt
Fotos: Bert Maschke (Chris Tall), Anne Colliard (Cirque du Soleil), Janis Skapars (The Tiger Lillies), Wanjie Li (yeule), Hanna Fasching (Sophie Lindinger), Ottakringer, beigestellt vom Veranstalter
Unser Gespräch mit Sophie Lindinger über ihr Debütalbum, ihre Konzerte und ihre Kunst lesen Sie auf oeticket.com/magazine
INTERVIEW
Der Rökfänger v
Mit dem neuen Album „RökFlöte“ kommt Ian Andersons Jethro Tull im Sommer live nach Eisenstadt und auf die Burg Clam. Trotz seiner religiösen und spirituellen Album-Inhalte
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Wenn diesen Sommer gar liebliche Klänge durch den Eisenstädter Schlosspark Esterházy oder um die Burg Clam wehen, ist nicht der berühmt-berüchtigte Rattenfänger von Hameln ins Irdische abgestiegen. Sondern Jethro-Tull-Frontmann
Ian Anderson wird wieder tief Luft holen und seine Lippen an die berühmteste ProgRock-Flöte pressen, die ihn vor vielen Jahrzehnten zum Multimillionär und einem der bekanntesten Rockstars gedeihen ließ. Zwischen dem letzten Tull-Studioalbum „J-Tull Dot Com“ (1999) und dem 2022er Output „The Zealot Gene“ ließ der gebürtige Schotte ganze 23 Jahre verstreichen, doch in der Pandemie hat er sein „Mojo“ wiedergefunden. Nur 15 Monate später veröffentlicht er Ende April „RokFlöte“ und schraubt sogar schon an einem dritten Album, wie er uns im Interview in Berlin verriet. „Ich beginne jedes Jahr am 1. Jänner morgens mit einem neuen Projekt. Während wir also über mein bald erscheinendes Album reden, ist das nächste bereits vorgeplant. Im Oktober 2024 soll es erscheinen, soweit könnt ihr mal damit rechnen.“
Götter und Götzenbilder
Die dazwischen erschienenen Werke wie das live in Island aufgenommene „Thick
As A Brick“ oder das als Soloalbum veröffentlichte „Homo Erraticus“ hielten den bienenfleißigen Künstler über all die Jahre beschäftigt, doch den Namen der kultigen
Band stülpte er erst unlängst wieder über seine kreativen Ergüsse. „Fast alle Songs wurden ohnehin von mir geschrieben, also war das für mich kein Problem. Aber ja, rückblickend sollte zumindest ,Homo Erraticus‘ ein Tull-Album sein, weil darauf dieselben Musiker zu hören sind, mit denen ich auch heute arbeite.“ Wie immer ist Anderson auf seinen Werken der lyrische Output enorm wichtig. Befasste sich „The Zealot Gene“ noch mit biblischen Querverweisen, taucht der Hörer bei „RökFlöte“ tief in die Welt des nordischen Paganismus ein. Jeder Song ist in seinem Kern einer nordischen Gottheit gewidmet und entführt in ein Universum voller Sagen und Legenden. „Ich bin ganz und gar kein religiöser Mensch, aber mich hat schon immer fasziniert, wie und warum sich die Menschen Götzenbilder und Götter erschaffen haben. Wir Menschen haben das unstillbare Bedürfnis, uns vor irgendwelchen Mächten zu fürchten oder ihnen zu huldigen. Im Norden gibt es den Polytheismus – im Gegensatz zum Christentum, dem Judentum oder dem Islam.“
So fasziniert der in England lebende Musiker von der Thematik auch ist, er würde nach einem biblischen und einem nordischen Konzeptwerk nicht auf Biegen und Brechen in andere Richtungen gehen. „Beim Judentum oder dem Islam verbrennt man sich viel zu schnell die Finger und streift wo an, weil es in diesen Bereichen überhaupt keinen Humor gibt. Man sieht ja, wie es Salman Rushdie ergangen
ist, weil er seine persönlichen Ansichten teilte. Der Islam wird zudem durch seine vielen Regeln sehr schnell falsch interpretiert. Die Religion an sich ist sehr interessant und hat viele gute Punkte, aber wenn man den Islam mit einer furchtbaren
und rückständigen Organisation wie den Taliban verbindet, wirft das ein ungemein schlechtes Licht auf ihn.“ Andersons Interesse gilt als Songwriter dem Erzählen von Geschichten. „Das Christentum und die nordischen Religionen und Sagen haben alle ein Narrativ. Es lässt sich etwas erzählen, man kann Querverbindungen herstellen. Das finde ich ungemein spannend.“
Verständnis und Lockerheit
Doch nicht nur im religiösen und spirituellen Sinne beschreitet man als Storyteller dünnes Eis. Als „alter, weißer Mann“ mit durchaus konservativen Ansichten ist Anderson prädestiniert dafür, gecancelt oder zumindest argwöhnisch beäugt zu werden. Das kostet dem Flötenmeister aber nur ein müdes Lächeln. „Ich muss in aller brutalen Ehrlichkeit sagen, dass ich es sehr schwierig finde, ein plurales Personalpronomen zum Geschichtenerzählen zu verwenden, nur damit ich niemandem auf die Füße steige. Ich verwende in meinen Songs seit jeher ,er‘ oder ,sie‘, wenn ich Personen beschreibe und werde das auch nicht ändern.“ Jethro Tulls Keyboarder
fürchtet sich der Schotte nicht davor, irgendwann gecancelt zu werden.
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Foto: Stefan Kuback
von Hameln
von 1977 bis 1980, David Palmer, outete sich 1998 im Alter von bereits 61 Jahren als Transgender und wurde zu Dee Palmer. Anderson und Palmer verbindet bis heute eine tiefe Freundschaft. „Ich habe absolutes Verständnis dafür, wenn sich jemand nicht mehr wohlfühlt, in dem Körper, in dem er oder sie geboren wurde. Man muss aber nicht immer mit dem Messer zwischen den Zähnen durchs Leben gehen. Wenn ich mit Dee telefoniere, passiert es mir noch heute, dass ich ihn David nenne. Wir lachen dann darüber und damit hat es sich. Nichts daran ist respektlos oder beleidigend gemeint.“
Mit den Zeiten ändern sich die gesellschaftlichen Ansichten. Die Welt war und ist im steten Wandel und so zeigt sich auch Anderson durchaus lernbereit. „1968 habe ich einen Song namens ,Fat Man‘ geschrieben. Der war eigentlich witzig gemeint und obwohl es anfangs darum geht, welche Nachteile man mit Übergewicht hat, kommt der Track am Ende zu einem Punkt, wo der ,Fat Man‘ überlegen ist und gewinnt. Diese Art von Humor ist heute aber schwierig und deshalb spiele ich den Song auch nicht mehr live.“ Andere Songs hatten früher eine diffizile Sichtweise auf Frauen und ihr Bild in der Gesellschaft. „Ich habe aber nicht meine Meinung verbreitet, sondern einen Charakter dafür erschaffen. Ich kann und will mich nicht jedes Mal dafür entschuldigen, dass ich mir eine Geschichte ausdenke und sie fiktiv gestalte. Das ist nun einmal ein wesentlicher Teil der Kunst.“ Auf „RökFlöte“ geht Anderson derartigen Themen aber ohnehin aus dem Weg. Und was von seinem reichhaltigen Oeuvre wirklich live gespielt wird, davon kann man sich diesen Sommer gut selbst überzeugen.
n Jethro Tull sind Headliner am Clam Rock und am Lovely Days am 7. und 8. Juli im Schlosspark Esterházy und auf Burg Clam.
Jethro
Joss
Manfred Manns’
The Original Wailers Mother’s Finest John Lee Hooker Jr. Birth Control * nur am Lovely Days LINE-UP INFO
Am Clam Rock und am Lovely Days spielen:
Tull
Stone*
Earth Band
Nie wieder Krieg
Pioniere Tocotronic zu berühren, zu irritieren und vor allem – den Nerv der Zeit zu treffen. Gemeinsam mit Sänger und Frontmann Dirk von Lowtzow blicken wir rund ein Jahr nach Release auf das Album „Nie wieder Krieg“ zurück.
Schon Kraftklub lieferten mit der Zeile „Kredibilität liegt immer noch in weiter Ferne. Wir sind nicht Tocotronic und wir sind auch nicht Die Sterne“ eine Verbeugung vor der Band Tocotronic ab. Und tatsächlich: Die Hamburger Formation ist so etwas wie die Ursuppe der deutschsprachigen Indie-RockMusik. Das spiegelt sich auch in den textlichen Verweisen eines Caspers wider. In der klugen Verspieltheit von Wir sind Helden, die den von Tocotronic mitgeprägten Stil der Hamburger Schule weitergetragen und auf ein massentaugliches Level gehoben haben. Bis hin zu österreichischen Indie-Lieblingen wie Pauls Jets, die auch klangliche Parallelen zu der Band aufweisen. Auf ihrer aktuellen Platte „Nie wieder Krieg“ werden Tocotronic ihrem Status abermals gerecht und lenken den Blick auf Themen und Stimmungslagen die aktueller kaum sein könnten.
Euer Song „Nie wieder Krieg“ hat Krieg ja ursprünglich eher auf metaphorische Weise behandelt. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat der Text eine ganz neue, unmittelbare Bedeutungsebene erhalten. Mit welchen Gefühlen stehst du heute auf der Bühne und singst diesen Song? Und was für Rückmeldungen nimmst du von Seiten der Fans wahr? Je mehr Zeit seitdem vergangen ist, desto überzeugter bin ich davon, dass das Album in seiner Beschreibung von inneren Zer-
rissenheiten und seelischer Unrast eine vorkriegsartige Stimmung in sich aufgesogen und wiedergegeben hat. Zum Zeitpunkt des Entstehens waren wir alle vielleicht zu betriebsblind, um das wirklich zu merken. Wir haben den Song zuletzt live in einer sehr reduzierten Version gespielt, meist verbunden mit einer Solidaritätserklärung gegenüber der Ukraine.
TEXT: MARKUS DIETL
Foto: Tocotronic 16|
Ich hatte das Gefühl, dass dadurch eine sehr konzentrierte und aufmerksame Atmosphäre im Publikum entstand.
Euer Frühwerk zeichnet sich durch Liedtexte aus, die anarchisch wirken, die sich gegen Spießertum, gegen Konventionen auflehnen. Auf eurem aktuellen Album sind es teilweise recht eindeutige Botschaften, die zum Tragen kommen. „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“, „Nie wieder Krieg“ – das sind ja auch Statements, mit denen man erstmal nicht sonderlich aneckt. Wie nimmst du diese Entwicklung wahr? Ich glaube, dass es ziemlich narzisstisch und auch nicht ungefährlich ist, mit steigendem Alter immer und überall per se „anecken“ zu wollen. Das kann sehr schnell in unappetitliche Gefilde abdriften, siehe Morrissey oder Michel Houellebecq.
Findest du es denn in den heutigen Zeiten wichtiger oder sogar notwendig, politisch Stellung zu beziehen? Ich finde, dass man als Künstler eine starke Verantwortung
hat, die sich auch auf das Politische erstreckt. Aber unter uns: Bekenntniszwang aller Arten ist mir eher zuwider.
Würdest du sagen, dass eure Musik über die Jahre und mit zunehmender Reife politischer geworden ist? Ja, das glaube ich wiederum schon.
Mit der Zeile „Spürt ihr nicht wie die Liebe euch anfasst?“ endet euer Album auf einer hoffnungsvollen, fast rührseligen Note. War es euch wichtig, ein Album über die aktuellen Zeiten zu schreiben, das immer noch einen positiven Blick in die Zukunft zulässt? Wir finden es wichtig, dass ein Album eine in sich geschlossene Dramaturgie besitzt, insofern würde ich dir zustimmen. Allerdings wird die Liebe in dem gleichnamigen Stück als eine Kraft gezeigt, die durchaus auch manipulative Aspekte hat. Sie „dreht dich um“, sie „schaltet dich stumm“, sie „setzt dich auf null“. Nicht ungefährlich!
„Ich tauche auf“ heißt dein Tagebuchroman, der im März erscheinen wird. Wie kam es dazu? Ich muss ganz ehrlich sagen, das Buch ist mir ein
bisschen „passiert“. Ich habe am frühen Morgen meines 49. Geburtstag den Entschluss gefasst, ein Jahr lang bis zu meinem 50. Geburtstag jeden Tag etwas zu schreiben. Als eine Art Exerzitium. Corona spielt darin eigentlich nur eine Nebenrolle, ist aber als Stimmung und Atmosphäre ständig präsent. Wie sollte es auch anders sein. Ansonsten beschreibt das Buch Handlungen in einer Welt, die die unsere ist, aber auch eine andere. Es ist ein Text zwischen Wachheit und Schlaf.
„Ich tauche auf“ ist nicht nur der Titel deines neuen Buches, sondern auch einer Single des aktuellen Albums. Neben deiner Stimme ist dort auch jene von Soap&Skin alias Anja Plaschg zu hören. Als wir das Lied fertiggestellt hatten, kam sehr schnell die Idee auf, eine zusätzliche Stimme einzuladen. Mein erster Gedanke war Anja Plaschg, ich hatte ohnehin das Gefühl, das Lied in gewisser Hinsicht für sie geschrieben zu haben. Dass sie schließlich zugesagt hat, die Duettstimme zu übernehmen, sorgte für einen der größten Glücksmomente in unserer Karriere, denn wir lieben sie sehr.
Welche KünstlerInnen aus Österreich mögt ihr noch? Eines der besten Lieder aller Zeiten ist fraglos „Alle Menschen san ma zwider“ von Kurt Sowinetz, zur bekannten Melodie von Beethoven. Herrlich!
n Am 21. April liest Dirk von Lowtzow im Wiener Volkstheater aus „Ich tauche auf”, inkl. Konzert. Tocotronic gastieren am 23. Mai im Rockhouse, am 24. im Burghof Klagenfurt.
Körpersprache gend
Stefan Verra gilt als Rockstar
Stefan Verra hat als Sohn eines Bildhauers schon früh seine Begeisterung für die Interpretation von Mimik und Gesten erkannt. Heute zählt der 50-jährige Osttiroler mit Wohnsitz München zu den führenden Körperspracheexperten im deutschsprachigen Raum. Neben TV-Auftritten unterstützt er Unternehmen, Mediziner und Regierungsorganisationen mit seinem Wissen. In seinem aktuellen Buch und Bühnenprogramm „Körpersprache gendert nicht“ geht es um die geschlechtsspezifische Körpersprache.
Ob man gendern, also geschlechtergerecht formulieren soll oder nicht, wird mit großer Leidenschaft diskutiert und von manchen Menschen ebenso massiv gefordert wie von anderen abgelehnt. Das Thema ist brisant und hochaktuell. Und dabei übersehen wir, dass wir nicht nach unserem Pronomen eingeschätzt werden, sondern nach unserem Verhalten. Und da unterscheiden sich Frauen und Männer teilweise deutlich.
Wie näherst du dich diesem Thema auf der Bühne aus der Sicht des Körperspracheexperten? Mir geht es um unterhaltsame Wissensvermittlung. Ich möchte zeigen, dass wir uns in der gesprochenen oder geschriebenen Sprache zwar bemühen können, die Geschlechter in Begriffen
zu integrieren. In der non-verbalen Körpersprache tun wir das hingegen nicht –weil wir uns nach außen hin zu einem bestimmten Geschlecht zugehörig zeigen wollen.
Warum? Bei Babys in Windeln kannst du nicht erkennen, ob sie Mädchen oder Buben sind. Dieser Wunsch zur Unterscheidung kommt erst in der Pubertät so richtig zu tragen. Die Körpersprache löst damit elegant ein tiefverwurzeltes evolutionäres Problem: Wenn ein Neandertaler eine Neandertalerin für sich gewinnen wollte, dann war es wichtig, rechtzeitig zu erkennen, dass sie auch wirklich ein Weibchen und kein Männchen ist. Wer auf größere Distanz signalisieren konnte, dass er oder sie ein potenzieller Partner, eine potenzielle Partnerin ist, hatte bei der Reproduktion große Vorteile.
Und das beeinflusst unser Verhalten und unsere Bewegungen noch heute? Natürlich. Wir gehen unterschiedlich, halten das Smartphone unterschiedlich beim Telefonieren. Wir halten unsere Ellbogen unterschiedlich und ballen auch die Fäuste auf geschlechtsspezifische Art.
Ist das nicht alles angelernt? Das wollen sich manche gerne einreden: „Wenn wir unsere Kinder nur geschlechtsneutral erziehen, hat sich das mit dem Genderthema
TEXT: HANNES KROPIK
erledigt.“ Weit gefehlt! Das meiste Verhalten hat im Laufe der Evolution wirklich Sinn gehabt. Heute aber verändern sich unsere Aufgaben und damit verlieren viele Verhaltenseigenschaften ihre Bedeutung. Ja mehr noch: Manchmal führen sie zu echten Ungerechtigkeiten im Alltag.
Wo zum Beispiel? Etwa bei der Frage: „Warum bekomme ich als Frau im Büro so wenig Gehör?“
Welche Antwort kannst du darauf geben? Dass es nicht daran liegt, dass die Frau nichts Kluges zu sagen hätte. Sondern daran, dass sie körpersprachliche Signale aussendet, die das Ziel haben, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Viele Frauen vermeiden, andere mit ihrer Körpersprache zu übertrumpfen. Deswegen macht es auch keinen Sinn, ihnen zu sagen: „Haut ordentlich am Tisch!“ Das würde zu aggressiven Gegenreaktionen führen. Zielführender ist eine Technik, die ich „die Flagge“ nenne: In drei einfachen Schritten lernt das Publikum, ganz subtil die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – und damit mehr Gehör zu bekommen. Das Tolle ist, dass die Leute das direkt auf ihren Sitzen im Saal anwenden können.
Gelten deine Tipps eher für den Berufsalltag oder auch privat? Körpersprache gilt immer und überall. Wir brauchen
Foto: Kay Blaschke
der Körpersprache. In seinem neuen Programm „Körpersprache gendert nicht“ erzählt der Osttiroler von verliebten Neandertalern und erklärt, wie man schon mit kleinen Gesten in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken kann.
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ndert nicht
nämlich gar nicht groß über Durchsetzungsfähigkeit im Beruf reden, wenn daheim nicht einmal die Kinder tun, was man von ihnen verlangt. „Räum dein Zimmer auf“ ist ein Satz, der X-mal in allen Lautstärkevarianten durchs Heim schallt. Dabei wird vergessen, dass die Kinder die Aufforderung schon beim ersten Mal verstanden haben. Aber an der Körpersprache haben sie entschlüsselt: Diese Botschaft ist nicht ernst zu nehmen. Dagegen hilft die „Nase-Nabel-Regel“, die ich dem Publikum verrate. Das ist eine bestimmte Form der Körperdrehung, während eine Aufforderung ausgesprochen wird.
Und das funktioniert? Wenn Eltern diese Regel anwenden, räumen die Kinder nicht nur ihr Zimmer auf, sie räumen das gesamte Haus auf. Die Technik ist enorm mächtig und funktioniert immer.
Was werden die Leute noch aus diesem Abend bei dir mitnehmen? Sie werden enorm viele Tipps mitbekommen, wie sie in schwierigen Situationen souveräner agieren. Und wichtig ist mir, dass es niemals ein Kampf der Geschlechter ist. Im Gegenteil, am besten wirken wir, wenn wir das tun, wofür wir geschaffen wurden. Denn damit wirken wir authentisch. Mit und ohne Gendersternchen.
Was ist eigentlich dein beruflicher Background? Wie wird man Körpersprache-Experte? Vorweg: Man kann das nicht studieren. Ich beschäftige mich aber mein gesamtes Erwachsenenleben mit diesem Thema. Ich arbeite viel mit Menschen aus der Medizin zusammen, mit Menschen aus der Verhaltensbiologie. Ich habe mir ein hybrides Wissen angesammelt und denke vernetzt. Dieses Wissen gebe ich in meinen Auftritten und Büchern weiter. Aber es darf eben nie akademisch daherkommen, sondern muss direkt aus dem Leben gegriffen sein. Am Ende sollen die Menschen nämlich nicht mehr wissen, ob sie mehr gelacht oder mehr gelernt haben.
n Stefan Verra gastiert mit „Körpersprache gendert nicht” zwischen April und Mai in Wien, Tulln, Linz, Graz, Klagenfurt und Lienz.
GEWINN SPIEL
Wir verlosen drei signierte Bücher „Körpersprache gendert nicht” von Stefan Verra!
Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.com
Zukunft, für im
25 Jahre nach ihrem letzten Gastspiel in Österreich konzertiert die isländische Sängerin Björk mit ihrer bislang extravagantesten Show „Cornucopia“ am 19. September in der Wiener Stadthalle.
Konzerte der isländischen Sängerin Björk sind stets von spezieller Anmutung. Viele offene Münder gab es, als sie 1995 im Doppelpack mit dem heute schon fast vergessenen Drum’n’Bass-Künstler Goldie über die Erdbeerfelder in Wiesen geisterte. Drei Jahre später sang sie sirenhaft sie vor begeisterten Fans in der düsteren Wiener Libro-Hall. Seit damals ward dieser Superstar des entrückten Pop hierzulande nicht mehr gesehen. Man musste reisen, um diese grandiose Künstlerin live erleben zu können. Vereinzelt verirrten sich hiesige Fans 2001 nach Paris, wo sie im Le Grand Rex eine spektakuläre Performance ablieferte. Björks charismatische Stimme, unterstützt von einem grönländischen Inuit-Chor, einem Symphonieorchester und dem Technoduo Matmos bezirzten über die Maße. Im Publikum damals gesichtet: Schauspielerin Catherine Deneuve. Das war ein Event, das sich ins Gedächtnis einbrannte.
Pilze und Flöten
Das wird auch „Cornucopia“ leisten, ihre bislang im theatralischen Sinn aufwendigste Show, mit der sie bald vier Jahre tourt. Inszeniert wurde die atemberaubende Show von der argentinischen Filmregisseurin Lucrecia Martel. Immens wichtig für die alle Sinne kitzelnde Performance war auch der Virtual Designer Tobias Gremmler, der für famose Motion-Capture-Arbeit steht, wie sie aus den Björk-
Videos bekannt ist. Das aktuelle Bühnenbild lockt in die klandestine Welt pilziger Mikroorganismen. Sie veranschaulicht die permanante Wandlung des Lebens. Als Opener und Begleitung von Björk agiert der fünfzigköpfige Hamrahild Choir. In der Regel singt Björk, umtost von diesem Stimmgewitter, ein paar isländische Volkslieder wie „Ísland, farsælda frón“ und „Vísur vatnsenda-rósu“. Manchmal intoniert sie auch „Maríukvæði“, ein auf einem Text des isländischen Liternaturnobelpreisträgers Halldor Laxness basierendes Kleinod. Danach geht es mit einem siebenköpfigen Flötenorchester in die Vollen. Vogelgesangsflöten standen im Zentrum von Björks Album „Utopia“, das kurz vor der Konzeption der Show veröffentlicht wurde. Lieder dieser Songsammlung stehen im Zentrum, wenngleich auch das Gesamtwerk Björks an wesentlichen Punkten gestreift wird. Flötenallergiker seien also vorab gewarnt. Der Konzertabend wird von vielerlei Lüftchen in Wolkennähe gestemmt. Nie um originelle Zugänge verlegen, kontaktierte Björk im Vorfeld ein nur aus Frauen bestehendes Amateurensemble zur Verstärkung. Hausfrauen und Werktätige aus „ehrlichen“ Berufen kamen schon lange unter dem Signet „Flute Fridays“ zusammen. Björk hat sich diesen im schönsten Sinne, musikalischen Amateuren angeschlossen und das Ensemble letztlich engagiert. Zu diesem Zweck hat Björk ihre eigene, viele Jahre im Etui ruhende Flöte ebenfalls ausgepackt.
TEXT: SAMIR H. KÖCK
Steine, wie in „Stonemolker“ von Vorgängeralbum „Vulnicura“, werden aber keine mehr gemolken in diesen zart optimistischen Liedern. Die feinnervige Björk zeigt, dass es ein Leben nach der Depression geben kann. Kein Moderates, allerdings. Das wäre für eine Künstlerin von der Statur Björks zu gewöhnlich. Sie irrlichterte ja immer schon recht ungezügelt zwischen Manie und Melancholie hinund her. Wenig überraschend nannte sie „Utopia“ einen Liebesbrief an Enthusiasmus und Optimismus. Dankenswerterweise projiziert sie ihr individuelles Aufbruchsgefühl auf die ganze Welt. „Wenn Optimismus jemals ein Notfall war, dann ist er es jetzt“, sagte sie bei Veröffentlichung in Hinblick auf die Wahl von Donald
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Foto: Santiago Felipe
mmer Zukunft
Trump zum US-Präsidenten. „Statt zu klagen oder zornig zu werden, müssen wir nun Vorschläge entwickeln, wie wir unsere Welt haben wollen.“
Naturverbunden
„Utopia“ ist so ein Vorschlag, der allerdings über das Politische hinausgeht. Die Natur rückt in den Mittelpunkt. Wie überhaupt im Füllhorn „Cornucopia“, wo Songs, die früher als einfache Liebeslieder begriffen wurden, zu Plädoyers für einen pfleglichteren Umgang mit der Natur werden. Bei einer Show in Los Angeles wurde gar Klimaaktivistin Greta Thunberg zugeschaltet. Mit der Natur war die aus Reykjavík
gebürtige Björk ja immer ganz eng verbunden. Die Melodien der meisten ihrer Lieder fallen ihr auf stundenlangen Spaziergängen ein. Und 2011 verblüffte sie mit „Biophilia“, wo sie auf teilweise neu entwickelten Instrumenten Lieder schuf, die jeweils ein Naturphänomen umkreisten. Für jeden Song kreierte Björk dann eine interaktive App. Niemand Geringerer als Naturfilmer David Attenborough sprach die Einleitung zu diesem App-Programm. Im Interview erzählte Björk dem Verfasser dieser Zeilen den Ur-
sprung ihres Interesses an der Natur: „Wir hatten keinen Fernseher zu Hause. Ich ging also immer zu meinen Großeltern um diese tollen BBC-Dokumentationen von ihm zu sehen. David Attenborough war der Rockstar meiner Kindheit. Er brachte Hoffnung, sprach vom Handschlag zwischen der Natur und der modernen Welt. Das hat mich tief beeindruckt.“ Diese tiefe Faszination mit den rätselhaften Vorgängen in der Natur vermittelt die „Cornucopia“-Show auf sehr anschauliche Weise. Weil Björk mittlerweile ihr zehntes Album „Fossora“ veröffentlicht hat, werden auch einige Lieder davon in die aktuellen Shows eingebaut. „Fossora” steht für „grabende Frau”. Bei dieser Tätigkeit entdeckt sie die wundersame Welt der Pilze, die Björk als Nervenssystem des Waldes bezeichnet. Und so feiert sie das Mysterium des Waldes. „His capacity for love is enormous, his celebrational intelligence is ridiculous”. Man kann also gespannt sein, auf dieses multimediale Spektakel, bei dem auch der Tiroler Hang-Virtuose Manu Delago mitmischen wird. Die derzeit so missglückt wirkende Romanze zwischen Natur und Mensch wird an diesem Abend jedenfalls in Richtung Happy End gedacht, ganz im Sinne von Björks Liedzeile „Imagine a future and be in it.“ Die Losung heißt: Future Forever!
n Björk gastiert am 19. September in der Wiener Stadthalle D.
Ja!
Angst:
Nach fünf Programmen im Duo oder mit Band wagt sich Stefan Leonhardsberger erstmals als Solo-Künstler ins Rampenlicht. In „Ja!“ erzählt der 37-jährige Oberösterreicher, der 2022 mit seinen „Presidential Walks“ zum weltweiten TikTok-Phänomen geworden ist, von seinem Alltagswahnsinn als dreifacher Vater, erklärt, was Sex in der Beziehung und All-Inclusive-Buffets gemeinsam haben, und warum ihn die spanische Familie seiner Frau immer noch für impotent hält.
Der Pressetext zu deinem neuen Programm verspricht einen „zum Niederknien aufrichtigen Seelenstrip“ und verrät, dass du über die Gemeinsamkeiten von Beziehungssex und All-InclusiveBuffets nachgedacht hast – mit welchem Ergebnis? Es ist doch so: Am ersten Tag stehst du im Urlaubshotel aufgeregt am Buffet, alles schaut total lecker aus und du schmeißt dir so viel wie möglich auf den Teller. Du probierst sogar Sachen aus, die du nicht kennst. Aber schon nach kurzer Zeit stellt sich eine gewisse Routine ein, man hat seine Favoriten gefunden. Eine andere Parallele ist: Ich habe im Lauf der Zeit erkannt, dass wir unterschiedliche Essverhalten haben. Wenn meine Frau Stress hat, bekommt sie keinen Bissen runter. Ich hingegen esse sehr gern, um Stress abzubauen. Oder wenn mir fad ist (lacht). Wichtig ist halt, dass die Qualität des Essens nicht nachlässt.
Weiß deine Frau, dass du auf der Bühne so freimütig über eure „Essgewohnhei-
ten“ sprichst? Und – um in der Metapher zu bleiben: Hast du nicht Angst, dass das Buffet abgeräumt ist, wenn du von der Tour nach Hause kommst? Wenn man das Leben zur Bühne macht, läuft man immer Gefahr, einmal einen Schritt zu weit zu gehen. Für mich ist dieses Programm generell ein großes Wagnis – aber als Kabarettist kann und darf man sich nicht immer nur in sicheren Bereichen bewegen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir bei jedem Wort achtsam sein müssen, sind wir besonders gefordert: Wir müssen checken, ob wir in einer coolen Welt leben und eh noch alles sagen dürfen. Außerdem ist natürlich alles mit meiner Frau abgesprochen. Sie vertraut mir und weiß, dass ich mich nur über mich selbst lustig mache und niemals über unsere Familie.
Apropos Frau: Du erzählst im neuen Programm, dass sie deinen romantischen Heiratsantrag mit einem recht lapidaren „Okay“ angenommen hat … Technisch gesehen ist sie noch immer meine Verlobte. Weil wir beide beruflich sehr eingespannt sind, haben wir die Hochzeit auf 2024 verlegt. Aber ich rede trotzdem von ihr als „meine Frau“; mit drei gemeinsamen Kindern käme es mir falsch vor, sie immer noch als „meine Freundin“ zu sehen.
„Ja!“ ist dein erstes Solo-Programm –erfordert es mehr Mut, allein im Rampenlicht zu stehen als mit einem Partner wie zuletzt in „Die Leonhardsberger & Schmid Show“? Wenn man sich als Comedian oder Kabarettist versteht, muss
ein Solo-Programm natürlich das große Ziel sein. Das ist einfach die Königsklasse, alles spürt sich viel intensiver an. Aber es macht auch sehr viel Spaß, weil ich auf der Bühne voller Adrenalin bin. Dazu kommt, dass „Ja!“ mein bisher persönlichstes Programm ist – weil ich die Inspiration mitten im eigenen Leben, in meiner Familie gefunden habe.
Was macht ein Alltagserlebnis für dich bühnentauglich?
Dieser Frage bin ich tatsächlich intensiv nachgegangen. Und die Antwort
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Foto: Luis Zeno Kuhn
Mit seinem Solo-Debüt „Ja!“ gibt Comedian Stefan Leonhardsberger intime Einblicke in sein (Liebes-)Leben – auch auf die Gefahr hin, vielleicht einen Schritt zu weit zu gehen. Doch keine
Sein Scheitern hat Humor-Potenzial! TEXT: HANNES KROPIK
ist nicht einfach. Aber ich beobachte mich gern beim Scheitern und habe für mich gespürt: Wenn ich unter einer Situation leide und versuche, für mich das Beste daraus zu machen, dann wird es irgendwie lustig. Denn: Wo Leid ist, ist auch Humor.
Im Vorjahr ist eines deiner SocialMedia-Videos viral gegangen: Unter dem Titel „Walk like a president“ hast du die Gangart von Barack Obama, Joe Biden, Emmanuel Macron, Vladimir Putin und Recep Erdogan persifliert – und damit allein auf TikTok
6,6 Millionen Aufrufe erreicht. Warst du von dem Hype überrascht? Ja, natürlich. So eine weltweite Reaktion kann man nicht planen. Ich habe mit diesen kleinen Clips während der Corona-Pandemie begonnen, um Kontakt zu meinem Publikum zu halten und im Optimalfall meine Reichweite sogar ein bisschen zu erweitern. Aber ich hätte nie erwartet, deshalb Interviews fürs japanische Fernsehen zu geben …
Jetzt stehst du mittlerweile seit zehn Jahren als Kabarettist mit abendfüllenden Programmen auf der Bühne – und dann sorgt ein 40-sekündiges Video für so einen weltweiten Widerhall. Wie geht man als Künstler damit um? Ich habe mich vor allem gefreut. Natürlich denkt man sich, dass es cool wäre, wenn diese 6,6 Millionen Menschen Tickets für mein Programm kaufen. Oder, von mir aus, nur zehn Prozent davon. Das würde mir schon reichen (lacht). Aber ich nehme für mich selbst das positive Feedback mit, dass ich künstlerisch offenbar durchaus interessant bin und viele Leute durch diese „Presidential Walks“ zum ersten Mal von mir gehört haben.
TikTok-Videos müssen noch knackiger, noch pointierter sein als Kabarettnummern – hat der Erfolg der „Presidential Walks“ einen Einfluss auf dein Programm? Nein, das ist schwer übertragbar. Aber ich spiele meine Bühnenshows ebenfalls sehr körperlich. Ich muss nicht die ganze Zeit reden, reden, reden; ich kann auch mit dem Körper Geschichten erzählen. Der Erfolg des Clips hat mich bestärkt, auf meinen Stil zu vertrauen. Es ist schön zu wissen, dass man Menschen am anderen Ende der Welt zum Lachen bringen kann – ohne Worte.
n Stefan Leonhardsberger gastiert mit „Ja!” laufend in Salzburg, Wien und Linz.
Insel der Brandung
Die Schweizer Songwriterin Sophie Hunger ist immer wieder für Überraschungen gut. Grundsätzlich macht sie zärtlich-intensive Musik. Nach Anfängen mit jazzigem Folk hat sie längst aber auch Synthesizer und Beats für sich entdeckt. Hunger hat Soundtracks komponiert und in der Pandemie mit Freunden musiziert. Vor kurzem Mutter geworden, spielt die Rastlose in St. Pölten eines ihrer ganz wenigen Konzerte 2023.
Diese seltsame Zeit, die wir in den letzten Jahren durchlebt haben, neigt sich dem Ende zu. Wie bilanzierst du die Pandemie-Jahre für dich als Künstlerin? Eine Zäsur. Jetzt ist auch bei uns der Ernst des Lebens eingekehrt. Man muss zugeben, davor hatten wir paradiesische Verhältnisse. Künstlerin sein war fast schon vernünftig. Jetzt sind wir im Spiel des Lebens wieder da, wo’s nur geht, wenn die Leidenschaft alles überstimmt. Wenn du einen sicheren Job willst, solltest du vielleicht lieber etwas anderes machen.
Was hat mehr gelitten, das Selbstverständnis als Musikerin oder die tatsächliche Kreativität? Bei mir vor allem das Wegbleiben der Freude, der Überschwänglichkeit, der Musik, der Kameradschaft, der Sinnlichkeit, der Maßlosigkeit.
In einem Interview hast du gesagt: „Ich bin miesepetriger als früher, lache weniger. Die Freude macht sich rar.“ Wie hast du die Freude zurück in dein Leben gebracht? Geholfen hat das Album „Ich liebe Dich“, das ich zusammen mit meinen Freunden Faber und Dino Brandão aus der Verzweiflung heraus gemacht habe.
Welchen Stellenwert nimmt diese Kollaboration für dich ein? Wo du ja sonst primär als Solokünstlerin wahrgenommen wirst. Es ist ein Glück, mit seinen Freunden das zu machen, was man auch am liebsten alleine macht. Im Grunde hat es fast eine politische Note. Alleine gehen wir schnell, zusammen gehen wir weit.
Du hast dich einmal als „eine Maschine, die Tennisbälle herausschießt“, bezeichnet. Ist Beständigkeit wich-
tig im kreativen Prozess? Keine Ahnung. Bei mir hat das wohl instinktive Züge. Das ist nichts, was ich organisiere oder trainiere. Es ist vielleicht eher eine Art Strategie, das Leben zu ertragen.
Kann man sich das so vorstellen: Die Idee zu einem Song ist schnell da, das Dranbleiben und Ausformulieren ist der schwere Part? Ja, schon, aber dafür
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Foto: Jerome Witz
Eigentlich ist die Schweizer Songwriterin Sophie Hunger gerade Mutter geworden und noch in Elternzeit. Das exklusive Konzert in St. Pölten ist für sie aber so etwas wie eine Insel in der Brandung – und besetzungstechnisch etwas Besonderes.
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
gibt’s ja dann auch Leute, die man bezahlen kann: Produzenten und so. Deren Job ist eigentlich vor allem sicherzustellen, dass am Ende das Ding fertig ist und alle noch leben.
Du bist eine vielsprachige Songwriterin. Wie entscheidet sich, dass ein Song auf Englisch, der nächste auf Deutsch, der dritte in Schwyzerdütsch, der vierte auf Französisch gesungen wird? Meistens beginnt es mit einem Wort oder einem Satz, den ich gerne singen möchte, der einfach irgendwie komisch klingt oder sich gut anfühlt im Mund. Von da an bleibe ich dann bei dieser Sprache.
Heute ist es gang und gäbe, dass Songwriting unterrichtet wird, es Workshops gibt etc. Hattest du als junge Musikerin auch schon solche Hilfe? Nur indirekt, in dem ich ganz viel Musik gehört habe und sozusagen Privatunterricht hatte bei Bob Dylan, Joni Mitchell, Endo Anaconda oder Nina Hagen.
Früher wurde der kreative Prozess oft mystifiziert. Man nimmt irgendwelche Schwingungen auf oder bekommt von der Muse etwas eingeflüstert. Heute ist Songwriting oft etwas, das ein Team von Leuten macht, die sich gar nicht wirklich begegnen müssen. Möchte man da nicht wieder altmodisch werden? Ich glaube, es gibt das alles noch. Am Ende sind die größten Songs immer die, die irgendwas Komisches haben, was man nicht zusammenrechnen konnte. Außerdem haben auch die „altmodischen“ Songwriter immer von ihren Peers geklaut, was das Zeug hält. Also da bitte keinen falschen Generationenkonflikt konstruieren.
Du bist eine rastlose Künstlerin, immer zwischen den Genres unterwegs. Forderst du dich damit auch selbst heraus, um nicht in Muster zu verfallen? Man versucht frisch zu bleiben für sich selbst. Keine frühzeitige Mumifizierung, bitte!
Du bist in einer Diplomatenfamilie aufgewachsen. Da muss man doch immer umziehen, wenn man gerade gute Freundschaften geschlossen hat. Macht einen das zur Lonerin, die sich imaginäre Freunde ausdenkt und irgendwann Songs zu schreiben beginnt? Ja, das ist eine ganz gute Beschreibung!
War es für dich immer schon klar, dass du diesen Weg beschreiten würdest? Also mein Traum war schon immer auf den Brettern dieser Welt zu singen, ja.
Österreicher haben ein schwieriges Verhältnis zu ihren Künstlern. Im Grunde werden sie erst geschätzt, wenn sie tot sind, oder es zumindest im Ausland geschafft haben. Wie wichtig war es für dich, an einem bestimmten Punkt die Schweiz zu verlassen? Sehr wichtig, aber ich habe auch bis heute sehr viel Halt gefunden darin, dass gerade auch zu Hause die Leute mir die Stange halten. Das bedeutet mir unheimlich viel.
2022 hast du sehr viel gespielt, heuer ist es überraschend ruhig. Ich würde daraus schließen, dass du intensiv an einem neuen Album arbeitest. (lacht) So ungefähr. Ich bin Mutter geworden und darum jetzt noch in Elternzeit. Der St. Pölten-Gig aber ist die Insel in der Brandung. Da meine normale TourBand nun auf anderen Tourneen ist habe ich einen speziellen Abend in petto. Ich spiele Lieder aus meinem ganzen Repertoire und werde von Dino Brandão und the Kliffs begleitet, die an diesem Abend mir zu liebe in die Rolle der Bandmusiker schlüpfen. Ist das nicht cool? Es wird ein Liederabend in bester Folk-Tradition.
n Sophie Hunger gastiert am 12. Mai im Festspielhaus St. Pölten.
graz 6.+7.+8.9. Grafenegg party hassel 25.3. Schladming 29.3. Wien | 30.3. Graz the hoff live on tour your hoff im Kremspark ANSFELDEN 14.-16.7.23 Ansfelden
SEILER UND SPEER NENA 14. Juli 2023 15. Juli 2023 16. Juli 2023
16.+18.+19.+20.8.
MICHAEL PATRICK KELLY
Rechbauer
Hoamspü
LEMO
@Harald Hoffmann @Sahra
SUPPORT: Thortseinn Einarsson SUPPORT:
SUPPORT:
IN 4 TAGEN UM DIE WELT.
FERIEN-MESSE WIEN 16.-19. MÄRZ Konzert Highlights Festung Kufstein 01. 07. - Festung Kufstein 08. 07. - Festung Kufstein www.lindnermusic.at 01. & 02.09. - Festung Kufstein HERBERT PIXNER Projekt
Beginn jeweils 20 Uhr Kartenreservierung 01 / 481 17 17 22., Steigenteschgasse 94b www.orpheum.at 31 März Schuldig Adi & Die Brennenden Herzen Hot Pants Road Club 26 Mai 30th Anniversary Show Andy Lee Lang & Band Still rockin‘ - die neue Show 07 Mai Der Meister & die Buben 22 April Von den Machern von SOLOzuViert R.ock I.n P.eace 30 April In Memoriam of the Superstars das große „Best of Superstars“ Viktor Gernot & His Best Friends 19 Mai Spring Swing Michael Seida & Band 18 März Einmal Alles © fruehaufpixx.myportfolio.com © Liza Hetzmannseder © Meisterbuben © Felicitas Matern © www.ehnpictures.com © Robert Harson © Andreas Müller
DER PLATTENLÄSTERER
Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Toys in the Attic“ von Aerosmith.
Aerosmith waren mit ihrem dritten Album „Toys in the Attic“ zwar mit ihren nichtmusikalischen Eskapaden (lies: Drogen ballern) noch lange nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt, haben aber punkto Produktion und Songwriting hier schon einen durchaus sehr guten Plafond erreicht, den sie allenfalls noch mit dem Nachfolger „Rocks“ halten konnten. Danach kam, vergnügungsbedingt, eine lange Strecke an meist mittelmäßigen bis schlechten Alben, Streit und allerlei Rockstardrama. Das ist mitunter der Grund, warum „Toys in the Attic“ so oft in den Himmel gehoben wird: nicht aufgrund seiner objektiven Qualität, sondern der Mediokrität des Outputs in den zehn Jahren danach. Schon klar, „Sweet Emotion“, „Walk this Way“ und der Titeltrack sind aus dem allgemeinen Rock-Kanon nicht wegzudenken. Aber sonst: schon viel einheitlicher Bluesrock-Füller und eine etwas diffuse Produktion.
Vor allem gemessen daran, dass die Jungs aus Boston, wie sie heute jeder kennt und liebt, erst mit ihrem drogenfreien Dreifach-Schlag „Permanent Vacation“, „Pump“ und „Get A Grip“ qualitativ und auch punkto Breitenwirksamkeit da angekommen sind, wo sie heute stehen. Gut erkennbar ist das auch bei aktuellen Setlists, wo sich knapp die Hälfte der gespielten Songs aus ebenjenen drei Alben zusammensetzt – und der Rest aus dem übrigen Oeuvre der Band, immerhin 12 andere Alben. Fairerweise muss man schon festhalten, dass sie Pre-Entzugsphase weitestgehend ohne externen Input beim Songwriting ausgekommen sind. Aber da sage ich ganz pragmatisch: lieber gut mit Hilfe durchschummeln als schlecht alleine weiterwurschteln.
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Journalist Markus Höller versus Aerosmith
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