Journal Jahrgang 2020, Ausgabe 01

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AKTUELLE THERAPIEKONZEPTE FÜR DIE PRAXIS

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ie Auswahl der passenden Therapieoption bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose (RRMS) erfolgt auf Basis einer Reihe praxisrelevanter Kriterien. So spielen neben dem zu erwartenden Therapieerfolg, den Nebenwirkungen und Abbruchraten der individuelle Krankheitsverlauf sowie die Lebensplanung des Patienten in der Therapieentscheidung eine wichtige Rolle. Ergänzend zu den Ergebnissen klinischer Studien liefert heute eine steigende Zahl von Daten direkt aus der Versorgungspraxis, sogenannte RealWorld-Daten, belastbare Informationen. Eine aktuelle Auswertung von Behandlungsdaten aus dem dänischen MS-Register zeigt einen Vergleich von Therapieergebnissen und Abbruchraten zwischen Dimethylfumarat (Tecfidera®, DMF) und Teriflunomid. Demnach blieb die jährliche Schubrate unter DMF um 42 % signifikant niedriger als unter Teriflunomid [1]. Vor der Therapie die zu erwartenden Ergebnisse abschätzen

Bei fehlender oder unzureichender Therapie führt die RRMS langfristig fast immer zu einer Zunahme der Behinderung. Ziel der Behandlung ist es daher, die Langzeitprognose bezogen auf die Behinderung maßgeblich zu verbessern [2]. Im Rahmen der Auswahl der individuell passenden Therapieoption gilt es daher, mehrere praktische Fragen zu bedenken. Besonders wichtig für Arzt und Patient ist dabei eine Einschätzung der kurz-, mittel- und langfristig zu erwartenden Therapieergebnisse. Auch unerwünschte Ereignisse spielen in Bezug auf die Patientensicherheit und -adhärenz eine wichtige Rolle.

Multiple Sklerose: Real-World-Daten können bei der Therapieentscheidung unterstützen Hier gilt es, mögliche Nebenwirkungen und deren Schweregrad in der Therapieentscheidung zu berücksichtigen. Da die MS-Behandlung immer eine langfristige sein sollte, ist auch die Wahrscheinlichkeit eines Therapieabbruchs wegen unzureichender Wirkung bzw. nicht tolerierter Nebenwirkungen ein wichtiges Kriterium. Nicht zuletzt sollte gemeinsam mit dem Patienten entschieden werden, welches Präparat bei seinem individuellen Krankheitsverlauf, seinen persönlichen Bedürfnissen und seiner Lebensplanung am besten geeignet ist. Dänisches Register ermöglicht Vergleich zwischen DMF und Teriflunomid

Neben den Ergebnissen klinischer randomisierter Studien kann der Arzt bei der Therapieplanung heute auf eine Reihe von Daten direkt aus der ärztlichen Praxis – RealWorld-Daten – zurückgreifen. Die gemeinsame Betrachtung der verfügbaren Daten ermöglicht es, zahlreiche praxisrelevante Fragen zu beantworten. So lassen die Ergebnisse einer aktuellen Auswertung des dänischen MS-Registers wertvolle Rückschlüsse auf die Therapieergebnisse im Behandlungsalltag unter DMF im Vergleich zu Teriflunomid zu [1].

JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 1/2020 · 29. JAHRGANG

Anders als in Deutschland werden alle dänischen Patienten mit MS (inkl. klinisch isoliertem Syndrom, KIS) landesweit in insgesamt 14 spezialisierten MS-Kliniken behandelt. Die Patientendaten werden dabei vom jeweiligen behandelnden Neurologen zu Therapiebeginn sowie nach 3 bzw. 6 Monaten und danach alle 6 Monate in ein großes Register eingepflegt. Analysen dieses Registers spiegeln daher die gesamte dänische MS-Population wider [1]. In die aktuelle Auswertung flossen Daten von 2.236 erwachsenen Patienten ein, die zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 DMF oder Teriflunomid erhalten hatten. Ausgeschlossen waren u.a. Patienten mit vorheriger Behandlung mit hochwirksamen krankheitsmodifizierenden Therapien (Disease Modifying Therapy, DMT), mehr als 2 unterschiedlichen DMTs in der Vorgeschichte oder einer Behandlungsdauer von über 8 Jahren. Als primäre Endpunkte wurden die jährliche Schubrate (ARR) sowie das Verhältnis der Schubraten unter DMF vs. Teriflunomid definiert. Sekundäre Endpunkte waren die Zeit bis zum ersten Schub, die Zeit bis zur Behinderungsprogression (bestätigt nach 6 Monaten), die kumulative Inzidenz ursachenspezifischer Therapieabbrüche bzw. Therapiewechsel aufgrund von Krankheitsaktivität oder uner© VERLAG PERFUSION GMBH


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