86
A
m 15. April hat die Europäische Kommission den CD38-Antikörper Isatuximab (Sarclisa®) in Kombination mit Carfilzomib und Dexametha son für die Behandlung von Erwachsenen mit rezidiviertem multiplem Myelom zugelassen, die mindestens eine vorausgegangene Therapie erhalten haben [1]. Damit kann Isatuximab in der EU nun in Kombination mit 2 Standardregimen eingesetzt werden, nachdem es im Juni 2020 in Kombination mit der Standardtherapie aus Pomalidomid und Dexamethason (POMDEX) für die Behandlung des rezidivierten und refraktären multiplen Myeloms bei Erwachsenen zugelassen wurde, die mindestens 2 vorausgegangene Therapien, darunter Lenalidomid und einen Proteasom-Inhibitor, erhalten haben und unter der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten. Die neue Dreierkombination aus Isatuximab plus Carfilzomib und Dexamethason (Kd) bietet Patienten mit rezidiviertem multiplem Myelom jetzt bereits früher im Verlauf der Krankheitsprogression eine weitere Behandlungsoption und hat das Potenzial, eine Standardtherapie bei der Erkrankung zu werden, zumal das Kd-Regime in der Rezidivsituation bereits häufig eingesetzt wird. Risiko für Krankheitsprogression oder Tod um fast die Hälfte reduziert
Grundlage für die zweite Zulassung von Isatuximab sind die Ergebnisse der randomisierten, offenen Phase-III-Studie IKEMA [2, 3], an der insgesamt 302 Patienten mit rezidiviertem multiplem Myelom teilnahmen, die nach 1 – 3 vorangegangenen Therapielinien
NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL
Isatuximab in zweiter Indikation zur Behandlung des rezidivierten multiplen Myeloms zugelassen einen Rückfall erlitten hatten. Die Studienteilnehmer wurde 3 : 2 auf Isatuximab plus Kd (Isa-Kd; n = 179) und Kd (n = 123) randomisiert. Die Isa-Kd-Gruppe erhielt einmal wöchentlich 10 mg/kg Isatuximab i.v. für 4 Wochen, danach alle 2 Wochen. Beide Gruppen bekamen 2 × wöchentlich 20 mg/m2 Carfilzomib an den Tagen 1 – 2 und danach 56 mg/m2 für 3 von 4 Wochen sowie 2 × wöchentlich 20 mg Dexamethason. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Während der Median des PFS, also der Zeit bis zur Krankheitsprogression oder bis zum Tod des Patienten, unter der Behandlung mit dem Kd-Regime 19,15 Monate betrug, war er bei den Patienten, die Isatuximab in Kombination mit Carfilzomib und Dexamethason erhielten, zum Zeitpunkt der vorab festgelegten Zwischenanalyse noch nicht erreicht. Die Isa-KdTherapie verringerte im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie mit dem Kd-Regime das Risiko für Krankheitsprogression oder Tod um 47 % (HR: 0,531, 99%-KI: 0,318 – 0,889; p = 0,0007). Dieser Vorteil der Triplett-Kombination wurde über alle Subgruppen hinweg beobachtet, auch bei schwer behandelbaren Patienten mit höherem Alter, einer Hochrisiko-Zytogenetik oder Nierenstörungen.
JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 3/2021 · 30. JAHRGANG
Die Tiefe des Ansprechens auf die Therapie wurde mithilfe von sekundären Endpunkten untersucht. Dazu gehörten die Gesamtansprechrate (ORR), eine komplette Remission (CR), eine sehr gute partielle Remission (VGPR) und die Negativität in Bezug auf eine minimale Resterkrankung (MRD). Die ORR war mit 86,6 % unter der Isa-Kd-Therapie und 82,9 % unter dem Kd-Regime in den beiden Gruppen vergleichbar (p = 0,1930). Die CR-Rate betrug in der Isa-KdGruppe 39,7 % versus 27,6 % in der Kd-Gruppe. Nach Korrektur einer möglichen Antikörperinterferenz bei der Bestimmung der CR-Rate durch massenspektrometrische Verfahren wurde effektiv eine mögliche CR-Rate von bis zu 45,8 % im Isa-Kd-Arm bestimmt. Ein deutlicher Vorteil für die Isa-Kd-Therapie zeigte sich hinsichtlich des Erreichens einer mindestens sehr guten partiellen Remission: Die VGPR-Rate war mit 72,6 % in der Isa-Kd-Gruppe signifikant höher als in der KdGruppe mit 56,1 % (p = 0,0011). Auch die minimale Resterkrankung war in der Isa-Kd-Gruppe bei signifikant mehr Patienten negativ (29,6 % vs. 13 %; p = 0,0004). Das bedeutet, dass fast 30 % der mit dem Isatuximab-Regime behandelten Patienten ein derartig tiefes Ansprechen zeigten, dass bei ihnen © VERLAG PERFUSION GMBH