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NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL
Guselkumab – ein selektiver Interleukin-23-Hemmer zur Behandlung der aktiven Psoriasis-Arthritis*
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ie Psoriasis-Arthritis (PsA) manifestiert sich häufig in Form einer peripheren Arthritis, Spondylitis, Daktylitis und Enthesitis sowie Plaque-Psoriasis und Nagelveränderungen. Viele Patienten leiden zudem an Fatigue, reduzierter körperlicher Funktionsfähigkeit, Schlafstörungen sowie Einschränkungen der Arbeitsfähigkeit sowie in ihrem Sozialleben [1, 2]. Eine maßgebliche Rolle in der Pathogenese der PsA kommt dem Schlüsselzytokin Interleukin(IL)-23 zu [3, 4]. Guselkumab (Tremfya®) ist der erste zugelassene Antikörper, der selektiv IL-23 hemmt. Er ist seit November 2020 in der BiologikaErstlinien-Therapie allein oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) für die Behandlung der aktiven PsA bei erwachsenen Patienten indiziert, wenn das Ansprechen auf eine vorherige nicht biologische krankheitsmodifizierende antirheumatische (DMARD-)Therapie unzureichend gewesen ist oder diese nicht vertragen wurde [5]. Darüber hinaus kann Guselkumab bei Erwachsenen mit mit* G uselkumab (Tremfya®) ist als Monothe rapie oder in Kombination mit MTX für die Behandlung der aktiven PsA bei erwachsenen Patienten indiziert, die auf eine vorangegangene krankheitsmodifizierende antirheumatische (disease-modifying antirheumatic drug, DMARD-) Therapie unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben [5].
telschwerer bis schwerer PlaquePsoriasis verabreicht werden, die für eine systemische Therapie infrage kommen [5]. Wirkmechanismus von Guselkumab
Guselkumab ist ein voll humaner, monoklonaler IgG1λ-Antikörper, der selektiv gegen die p19-Untereinheit von IL-23 gerichtet ist. Guselkumab verhindert, dass IL-23 an dessen Rezeptor bindet und blockiert so den IL-23-Signalweg. In der Folge können sich die TH17Zellen nicht weiter teilen und ihre Anzahl reduziert sich. Damit greift Guselkumab sehr früh in die Pathogenese der PsA ein. Indem Guselkumab die Produktion verschiedener nachgelagerter proinflammatorischer Zytokine hemmt, reguliert es die überschießende Immunantwort [4, 5].
Daten zur Wirksamkeit in den Zulassungsstudien
Die Wirksamkeit von Guselkumab wurde in den randomisierten, doppelblinden, dreiarmigen und placebokontrollierten Phase-III-Studien DISCOVER-1 und DISCOVER-2 bei Studienteilnehmern untersucht, die eine aktive PsA trotz Standardtherapien aufwiesen (Einzelheiten zum Studiendesign in Tab. 1) [6, 7]. Während für DISCOVER-1 (n = 381) etwa 30 % der Studien teilnehmer mit einem oder zwei Tumornekrosefaktor-alpha-Inhibitoren vorbehandelt waren, wurden in DISCOVER-2 (n = 739) ausschließlich Biologika-naive Patienten eingeschlossen. In beiden Studien wurden die Studienteilnehmer im Verhältnis 1:1:1 randomisiert und bis Woche 24 mit Guselkumab (100 mg s.c. in Woche 0 und 4, gefolgt von einer Erhaltungsdosis alle 4 Wochen
Interleukin-23 als Angriffspunkt der PsA-Therapie IL-23 kommt die Rolle eines regulatorischen Schlüsselzytokins zu, das früh in der Entzündungskaskade Weichen stellt. Es wird vor allem von dendritischen Zellen und Makrophagen produziert. Indem es an den IL-23-Rezeptor der TH17-Zellen bindet, stimuliert es deren Überleben und Proliferation. Die TH17-Zellen sezernieren daraufhin weitere proinflammatorische Zytokine wie IL-12, IL-17, IL-22 und TNF-α. Bei PsA-Patienten infiltrieren aktivierte T-Zellen und Makrophagen das Synovium von Gelenken und sezernieren proinflammatorische Zytokine [3, 4].
JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 3/2021 · 30. JAHRGANG
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