EDITORIAL
Liebe Spiezerinnen, liebe Spiezer Ist Ihnen bekannt, dass die gedankliche Grundsteinlegung für das Solina Spiez 1883 stattfand? Zwei Pfarrherren gründeten Ende des 19. Jahrhunderts den Verein für kirchliche Liebestätigkeit. Hieraus entstanden Asyle mit dem Namen Gottesgnad (Heilkraut gegen Pest), in denen unheilbar Kranke, die kein menschenwürdiges Obdach fanden, aufgenommen wurden. Das Asyl Gottesgnad Spiez konnte am 13. Januar 1901 mit 40 Betten seine Tore öffnen. 1957 kam ein Anbau für Kinder hinzu. Aus dieser früheren Pflegeanstalt entstand schlussendlich das heutige Solina Spiez, mit der Eröffnung der ersten Bauetappe 2013 und des gesamten Neubaus 2015 – nach dem Abriss des Hochhauses ein Quantensprung betreffend Verbesserung der Infrastruktur sowohl für die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner als auch für das gesamte Personal. Dies ermöglichte es, sich immer mehr auf die Betreuung von mittel und schwer pflegebedürftigen Menschen zu spezialisieren. Das Solina Spiez beherbergt Personen unabhängig ihrer Herkunft und Lebensgeschichte. Die Erlebnisse und Erfahrungen der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner sind vielfältig und äusserst spannend – ihre Schicksale sind manchmal auch belastend und traurig und geben zu tiefem Nachdenken Anlass. Eine Betreuungsperson kann und darf nicht wegschauen. Kaspar Zölch, dessen Handschrift im Solina Spiez in allen Bereichen deutlich wahrnehmbar ist, hat mit seinem langjährigen Wirken wesentlich dazu beigetragen, dass sich die meisten Heimbewohnerinnen und Heimbewohner wohl fühlen, ihren spezifischen Gewohnheiten nachgehen können, ein möglichst hohes Selbstbestimmungsrecht behalten und sich insbesondere nicht als Ausgeschlossene fühlen. Gemischte Wohnbereiche (Durchmischung von Alters- und Psychiatriepatienten) können allerdings zu Konflikten führen und verlangen von allen Pflegeverantwortlichen und vom Ärztekollegium ein hohes Mass an fachspezifischen Kenntnissen, Kompromissbereitschaft, viel Geduld, eine gesunde Portion Einfühlungsvermögen, die Bereitschaft an moralisch-ethische Grenzen zu stossen und … eine «harte Schale mit weichem Kern».
Dr. med. Peter Schlapbach Chefarzt Solina Spiez
Juni 2020 | SpiezInfo
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