MENSCHEN
«Wir erschaffen einen Sehnsuchtsort» Die Thunerseespiele haben Kostümbildnerin Mareike Delaquis in die Schweiz und zu ihrem Mann geführt. Bereits zum zweiten Mal hat die Wahl-Spiezerin die Kostüme kreiert. Am 10. Juli feiert «Ich war noch niemals in New York» mit den Hits von Udo Jürgens Premiere. MAREIKE DELAQUIS, Udo Jürgens war noch niemals in New York. Und Sie? (lacht) Ich war schon zweimal da. Diese Dimensionen, diese Lebendigkeit! New York schläft ja nie. Es herrscht eine tolle Atmosphäre in der Stadt. Haben Sie Udo Jürgens gehört beim Entwerfen der Kostüme? Ja, selbstverständlich. Die Musik spielt im Stück die zentrale Rolle und ist um die Stücke herum konstruiert. Es wird ein Hit nach dem anderen abgefeuert. Man kennt sie fast alle, auch wenn man zu einer jüngeren Generation wie ich gehört. Bei der Recherche habe ich mir die Lieder viel aufmerksamer angehört und sie dabei neu kennengelernt. Udo Jürgens ist Schlager, seine Songs sind Ohrwürmer und sehr populär. Aber er wollte auch etwas erzählen. Die Texte sind zum Teil sehr tiefgründig und sozialkritisch. Zudem sind sie sehr intelligent geschrieben. Ich habe grossen Respekt vor seiner musikalischen Leistung. Haben Sie ein Lieblingslied? «Schöne Grüsse aus der Hölle». Das ist ein zynisches Lied mit schwarzem Humor. 6
ThunMagazin | 3/19
Ein erster Höhepunkt in unserer Inszenierung. Comics sollen in der Inszenierung eine wichtige Rolle spielen. Ja, wir starten in der realen Welt, dem Fernsehstudio, wo Lisa Wartberg, die junge Protagonistin, arbeitet. Die Kostüme sehen hier aus wie normale Alltagsklamotten. Danach wechselt das Stück in die Fantasiewelt. Die alleingelassene Mutter von Lisa, Maria, ist Comic-Liebhaberin und träumt sich auf ein Schiff nach New York. Damit entführt sie das Publikum in die Fantasieund Comicwelt. Die Comic-Ästhetik zeigt sich auch in den Kostümen. Wie widerspiegelt sich das Kreuzfahrtschiff in den Kostümen? Für mich als Kostümbildnerin war das ein schönes Schlagwort. Ich konnte mir eine ganz
igene Welt ausdenken, einen Sehne suchtsort. Es ist wie eine Stadt auf dem Wasser mit ganz vielen Menschen, Nationalitäten, Berufen und Abteilungen. Die Uniformen der Besatzung sind leuchtend orange. Ich nehme an, Sie arbeiteten eng mit dem Regisseur zusammen. Oder wie läuft der Prozess bei der Kostümentwicklung ab? Ich hatte das Glück, dass Werner Bauer, der schon 2016 Regie bei «Sugar» führte, mich wieder angefragt hat. Auch die Bühnenbildnerin Marlen von Heydenaber und der Maskenbildner Ronald Fahm sind wieder im Boot. Der Regisseur gibt vor, was ihm wichtig ist, was er erzählen will. Das ist zusammen mit dem Stücktext der Boden, auf dem ich arbeite. Ich sehe mich als Künstlerin und als Teamplaye-
Zur Person
Mareike Delaquis Porschka wurde 1981 in Bielefeld geboren und studierte Kostümdesign in Hannover. 2011 war sie Assistentin bei den Thunerseespielen, seit 2012 Atelierleiterin und 2016 sowie 2019 zeichnet sie als Kostümbildnerin verantwortlich für die Kostüme. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Film- und Theaterproduzenten Philip Delaquis, und ihren zwei Kindern in Spiez.