Konzerthaus Nachrichten · April 2024

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Mariza

WORLD

Die dramatische Melancholie, die Marizas Songs zugrunde liegt, lebt von einer starken Emotionalität, die sich wie Balsam über die Wunden des Lebens bettet

Mariza ist der Trost der portugiesischen Nation, und ihre Alben sind beeindruckende Werke, die nicht zuletzt in ihre innere Welt führen. »Fado ist Teil meines Lebens, meiner Vergangenheit, meiner Gegenwart, meiner Zukunft«, vertraut uns Mariza im Lied »Minh’ Alma« des Albums »Terra« (2008) an. Mariza spielte zudem eine Schlüsselrolle beim 2010 erfolgreich gestellten Antrag Portugals auf Aufnahme des Fado zum Immateriellen Kulturerbe, sie gehört zu den weltweit erfolgreichsten Künstlerinnen dieses Genres. Sieben ihrer Alben erreichten den ersten Platz in den portugiesischen Charts – wie ihr letztes Album »Mariza Canta Amália« von 2020. Auf ihm zollt Mariza der FadoSängerin Amália Rodrigues anlässlich deren 100. Geburtstages Tribut. Die legendäre Sängerin hatte eine lange Karriere. Ihre ersten Plattenaufnahmen entstanden 1945, die letzten Lieder nahm sie kurz vor ihrem Tod 1999 auf. Bei dieser Fülle an Erbe und Inspiration war es schwierig, eine Auswahl zu treffen, wie Mariza im Interview mit kulturnews erzählt: »Ich bin mit über zwanzig Songs für die Sessions nach Brasilien gefahren – und ich hätte noch mehr Songs mitbringen können! Ich habe mich vor allem für Songs entschieden, deren Texte mich besonders berührt haben und an die sich auch heute noch jeder erinnert.« Während Amália Rodrigues als »Königin des Fado« gilt, wird Mariza »Erneuerin des Fado« genannt. Unterschiedliche Menschen, die in unterschiedlichen Zeiten leben, sehen Dinge anders, da sie verschiedene Erfahrungen gemacht haben. Mariza, auf diese Unterschiede angesprochen: »Nimm nur den Song ›Lagrima‹ als Beispiel. Amália singt ihn mit so viel Melancholie, so viel Drama. Auch in meiner Version gibt es Melancholie, aber da ist auch etwas Schönes. Der Text handelt von einer unerwiderten Liebe, aber ich habe meiner Version einen helleren Ausblick verliehen. Es ist

eine u ­ nerwiderte Liebe – aber es ist Liebe.« Mariza hat ein Sängerinnenleben lang von Amália Rodrigues gelernt und sich dabei über all die Jahre von ihr emanzipiert. Den alten Liedern nähert sie sich mit dem nötigen Respekt, ohne die Rolle einer Doppelgängerin einzunehmen. Vielmehr gelingt es ihr, tief in die Strukturen der Songs einzutauchen. Drei Jahre nach dem Tod von Amália Rodrigues veröffentlichte Mariza ihr Debüt-Album. »Als ich anfing, war der Fado nicht sehr populär. Seitdem hat sich vieles geändert, und Fado boomt nicht nur in Portugal, sondern in aller Welt. Inwieweit ich dafür mitverantwortlich bin, oder ob das lediglich am Aufstieg Lissabons zu einer der beliebtesten Städte Europas liegt, das kann ich nicht sagen.« · MANFRED HORAK

KONZERTTIPP

15/04/24 Mo, 19.30 Uhr · Großer Saal

Mariza »Mariza in Concert« Mariza Gesang Luis Guerreiro Portugiesische Gitarre Carlos Ferreira Gitarre Adriano Alves Bassgitarre João Frade Akkordeon João Freitas Percussion


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