EIN GEFÄHRLICHER COCKTAIL K
S José Cura hat an der Wiener Staatsoper wesentliche Rollen seines Faches gesungen: prominente Partien ebenso wie Hauptcharaktere in Raritäten. „Sein“ Samson hat in Wien allerdings noch gefehlt – diese Lücke wird nun im März und April geschlossen. Warum steht Samson et Dalila in den meisten Opernhäusern so selten auf dem Spielplan? José Cura: Abgesehen von den stimmlichen Anforderungen wurde das Stück ursprünglich als Oratorium konzipiert und ist vom Tempo her somit eher statisch. Für eine attraktive Produktion braucht man sehr charismatische Künstler, ansonsten ist die Gefahr des Scheiterns groß und es kann sich auch bei einer hervorragenden Inszenierung schnell Langeweile breitmachen …
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N° 237
www.wiener-staatsoper.at
KS José Cura
Natürlich ist es möglich auch aus den scheinbar langsameren Momenten etwas herausholen und mit ihnen das nötige Tempo für die dynamischeren Momente aufzubauen, ähnlich wie bei einem sich anbahnenden Vulkanausbruch – wir machen uns die „dunklen Seiten“ zunutze, um das „Helle“ hervorzuheben: die Aufgabe eines guten Regisseurs. Aber es ist ein Fehler, gegen den Stil des Stücks anzukämpfen und aus einem Oratorium einen Actionfilm machen zu wollen. Bühnenpräsenz der Akteure ist also ein absolutes Muss … War Saint-Saëns ein eklektischer Komponist? José Cura: Betrachtet man seinen Katalog, dann war er für seine Zeit ziemlich eklektisch. Generell ist Saint-Saëns Musik „breit“ in der Phrasie-