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Weniger Dirigismus mehr Strategie (Kai Hankeln)

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von Kai Hankeln (Vorsitzender des Vorstandes Asklepios Kliniken GmbH & Co. KgaA)

Der Blick in andere Weltregionen wie Asien zeigt: Andere Staaten sind besser durch die Pandemie gekommen, epidemiologisch und wirtschaftlich. Dahinter stehen diskussionswürdige Strategien. Es wird noch Wochen dauern, bis die Bevölkerung in ausreichendem Umfang geimpft sein wird. Für eine kurzsichtige Verbotspolitik zahlen Wirtschaft und Gesellschaft derzeit jedoch einen hohen Preis. Ein Lockdown darf nicht zum Dauerzustand werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Politik keine Strategie für den Umgang mit den Infektionswellen hat – etwa wie Risikogruppen besser geschützt werden können.

Vier Punkte sind entscheidend, um die Krankenhäuser in der Pandemie leistungsfähig zu halten: Erstens, die finanzielle Sicherheit. Sie ist derzeit nicht gewährleistet. Seit dem vierten Quartal stehen die Krankenhäuser ohne staatliche Hilfe, ohne Schutzschirm und ohne Planungssicherheit da.

Zweitens haben elektive Patienten Angst, in die Kliniken zu kommen. Das bringt die Krankenhäuser ebenfalls in eine finanzielle Schieflage. Das Dilemma muss gelöst werden. Auch ohne die Freihaltevorgaben von Bund und Ländern droht sonst vielen Häusern der finanzielle Abgrund. Zugleich füllen sich die Betten mit Corona-Patienten – ohne adäquate Finanzierung.

Drittens, der Personalplanung muss mehr Flexibilität eingeräumt werden. Nur mit einer flächendeckenden, längerfristigen Aussetzung der Untergrenzen für Pflegepersonal werden wir in der Hochphase der Corona-Pandemie auch so viele Menschenleben retten können, wie es technisch möglich ist. Die Krankenhäuser haben umfangreiche zusätzliche Beatmungsund Intensivkapazitäten aufgebaut. Viele Bundesländer enthalten uns die Fördermittel dafür aber bis heute vor. Es werden extreme bürokratische Hürden aufgebaut, die die Akquise um bis zu zwei Jahre verzögern.

Viertens gilt es, die Krankenhäuser von Bürokratie befreien. Medizinische Fachkräfte verschwenden bis zu 40 Prozent ihrer Zeit mit Bürokratie. Krankenhauspersonal in einer epidemischen Notlage mit Papierkram zu beschäftigen, ist aber schlichtweg skandalös.

Unterm Strich lässt sich festhalten: Die Politik hat die Lösung für diese Pandemie immer noch nicht gefunden. Sie hat die Zeit nicht genutzt und sichert die Kliniken immer noch nicht ausreichend ab.

Grundsätzlich brauchen wir als Unternehmen weniger Staatsdirigismus als Gesundheitswirtschaft, weniger Staatsmedizin und insgesamt weniger Bürokratie. So tatkräftig, dynamisch, mutig und aktionistisch unser Gesundheitsminister auch ist – statt Populismus und Symbolpolitik brauchen wir mehr strategische Arbeit an unserem Gesundheitssystem und seinen Strukturen, damit wir die Versorgung auch in Zukunft sicherstellen und finanzieren können. Denn eines ist klar: Nach Corona ist vor Corona – nur mit leeren Staatskassen.

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