TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgabe 1/2021

Page 28

Foto: AdobeStock©Halfpoint

AKTUELL Corona-Krise

Weniger Dirigismus, mehr Strategie Die Politik braucht eine klare Strategie für den Schutz von Risikogruppen und die finanzielle Sicherheit von Krankenhäusern.

D

er Blick in andere Welt­ regionen wie Asien zeigt: Andere Staaten sind besser durch die Pandemie gekommen, epidemiologisch und wirtschaftlich. Dahinter stehen diskussionswür­ dige Strategien. Es wird noch Wochen dauern, bis die Bevölkerung in ausreichendem Umfang geimpft sein wird. Für eine kurzsichtige Verbotspolitik zahlen Wirtschaft und Gesellschaft derzeit jedoch einen hohen Preis. Ein Lockdown darf nicht zum Dauer­ zustand werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Politik keine Strategie für den Umgang mit den Infektionswellen hat – etwa wie Risikogruppen besser ­geschützt werden können.

Foto: Asklepios Kliniken

von:

Kai Hankeln Vorsitzender des Vorstandes Asklepios Kliniken GmbH & Co. KgaA

„Die finanzielle Sicherheit der Krankenhäuser ist derzeit nicht gewährleistet.“ 28

Vier Punkte sind entscheidend, um die Krankenhäuser in der Pandemie leistungsfähig zu halten: Erstens, die finanzielle Sicherheit. Sie ist derzeit nicht gewährleistet. Seit dem vierten Quartal stehen die Krankenhäuser ohne staatliche Hilfe, ohne Schutzschirm und ohne Planungssicherheit da. Zweitens haben elektive Patienten Angst, in die Kliniken zu kommen. Das bringt die Krankenhäuser ebenfalls in eine finanzielle Schieflage. Das Dilemma muss gelöst werden. Auch ohne die Freihaltevorgaben von Bund und Ländern droht sonst vielen Häusern der finanzielle Abgrund. Zugleich füllen sich die Betten mit Corona-Patienten – ohne adäquate Finanzierung. Drittens, der Personalplanung muss mehr Flexibilität eingeräumt werden. Nur mit einer flächendeckenden, längerfristigen Aussetzung der Untergrenzen für Pflegepersonal werden wir in der Hochphase der Corona-Pandemie auch so viele Menschenleben retten können, wie es technisch möglich ist. Die Krankenhäuser haben umfangreiche zusätzliche Beatmungsund Intensivkapazitäten aufgebaut. Viele Bundesländer enthalten uns die Fördermittel dafür aber bis heute vor. Es werden extreme bürokratische

Hürden aufgebaut, die die Akquise um bis zu zwei Jahre verzögern. Viertens gilt es, die Krankenhäuser von Bürokratie befreien. Medizinische Fachkräfte verschwenden bis zu 40 Prozent ihrer Zeit mit Bürokratie. Krankenhauspersonal in einer epidemischen Notlage mit Papierkram zu beschäftigen, ist aber schlichtweg skandalös. Unterm Strich lässt sich festhalten: Die Politik hat die Lösung für diese Pandemie immer noch nicht gefunden. Sie hat die Zeit nicht genutzt und sichert die Kliniken immer noch nicht ausreichend ab. Grundsätzlich brauchen wir als Unternehmen weniger Staatsdirigismus als Gesundheitswirtschaft, weniger Staatsmedizin und insgesamt weniger Bürokratie. So tatkräftig, dynamisch, mutig und aktionistisch unser Gesundheitsminister auch ist – statt Populismus und Symbolpolitik brauchen wir mehr strategische Arbeit an unserem Gesundheitssystem und seinen Strukturen, damit wir die Versorgung auch in Zukunft sicherstellen und finanzieren können. Denn eines ist klar: Nach Corona ist vor Corona – l nur mit leeren Staatskassen. Quelle: Rede Digitaler Wirtschaftstag 2020

TREND 1/2021


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Impressum

2min
page 56

Im Spiegel der Presse

2min
page 57

Rückblick | Einblick | Ausblick

13min
pages 51-55

Deutschland muss Torjäger werden

2min
page 50

Masseninsolvenzen im Kern gesunder Unternehmen verhindern“ Dr. Joachim von Schorlemer

4min
pages 48-49

Neustart nach der Krise

4min
pages 46-47

StaRUG, und nun? (Prof. Dr. Heribert Hirte MdB)

4min
pages 40-41

Wir brauchen Technologieoffenheit beim Klimaschutz (Dr. Peter Feldhaus)

3min
pages 38-39

Europa muss stärker werden (Wopke Hoekstra)

2min
pages 35-36

Erster Schritt zur Fiskalunion (Olaf Scholz MdB)

2min
page 34

Digitale Souveränität voranbringen (Dorothee Bär MdB)

1min
page 31

Digitalisierung des Staates beschleunigen (Thomas Jarzombek MdB)

1min
page 32

Resilienteres Gesundheitssystem anstreben (Peter Albiez)

1min
page 29

Regulierungen müssen abstrakt bleiben (Prof. Dr. h.c. Roland Koch)

2min
page 30

Weniger Dirigismus mehr Strategie (Kai Hankeln)

1min
page 28

Offensive Wirtschaftspolitik gefragt (Dr. Markus Söder MdL)

2min
page 26

Steuererhöhungen sind Gift für die Wirtschaft (Peter Altmaier MdB)

2min
page 23

Renaissance Ludwig Erhards (Ralph Brinkhaus MdB)

1min
page 27

Die junge Generation ist dreifacher Verlierer der Pandemie (Tilman Kuban)

5min
pages 8-9

Besser spät als nie (Manfred Weber MdEP)

3min
pages 18-19

Europa hat seine Zukunft selbst in der Hand (Dr. Martin Brudermüller)

2min
page 22

Wer seinen Partner stärkt, stärkt sich selbst (Frank Sportolari)

3min
pages 16-17

Angriff auf Deutschlands Unternehmertum (Dr. Dorothea Siems)

4min
pages 6-7
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.